Moin zusammen,

ansich bin ich nur stiller Mitleser, der meist mit dem Campmobil den Urlaub bestreitet und daher eher selten unterwegs mit der Bahn in Berührung kommt, obwohl ich das Bahnfahren ansich als sehr angenehm empfinde.

Am Wochenende 15./16.02.2019 verschlug es ein paar Freunde und mich jedoch per Bahn zu einem Eishockeyspiel in die Leventina, und wir reisten fangerecht mit der Bahn an. Die alte Gotthardstrecke ist immer wieder faszinierend, zu schade nur, dass dort nur solch neumodische S-Bahn-ähnliche Triebzüge verkehren, bei denen sich kein einziges Fester mehr öffnen lässt. Für Pendler sicherlich ideal und bequem; für Menschen wie mich, die auch und gerade wegen der Landschaft vor dem Fenster Bahnfahrten gerne mal der Autofahrt vorziehen, eher suboptimal. Dennoch konnte ich per Zufall in Airolo am Südausgang des Gotthard-Tunnels einen alten Triebwagen der SBB bei schönstem Sonnenwetter ablichten - spontan mit der Smartphone-Kamera, daher keine "Profi-Fotos". Dennoch möchte ich mich als sonst stiller Mitleser hiermit auch einmal am aktiven Forenleben beteiligen. ;)

Anreise am Freitag, dem 15.02.2019, beim Umstieg in Erstfeld. Der links stehende Zug brachte uns von Zürich aus bis hier hinauf, auf dem rechten Gleis fährt der S-Bahn-ähnliche Treibzug ein, der uns kurz darauf über den Gotthard befördern soll.


Leider waren die Scheiben sehr dreckig und durch die Spiegelungen des grellen Neonlichtes im Fahrgastraum in den Fensterscheiben waren unterwegs keine brauchbaren Bilder von der landschaftlich wunderschönen Strecke machbar, weshalb die Umrundung der berühmten Kirche von Wassen ohne Fotos genossen werden musste.

Am nächsten Tag sollte es gegen Mittag wieder zurück nach Norddeutschland gehen. Der ehemals bedeutende Bahnhof von Airolo am Südausgang des Gotthard-Scheiteltunnels wird heute nur noch stündlich von Nahverkehrszügen zwischen Erstfeld und Bellinzona/Lugano/Mailand bedient, die großen Fernzüge nehmen den unspektakulären, jedoch wesentlich schnelleren Weg durch den neuen Gotthard-Basistunnel.

Bahnhof Airolo, 16.02.2019. Blick Richtung Norden auf das Gotthard-Massiv.


Bahnhof Airolo, 16.02.2019. Blick Richtung Süden in die Leventina/Tessin.


Während wir rund zwanzig Minuten auf unseren Zug zurück nach Erstfeld warteten, kam auf dem Weg nach Süden ein alter Triebwagen der SBB vorbei. Auch, wenn die Schweizerischen Bahnen durchweg bequemer und komfortabler erscheinen als die modernen "Plastik-Züge" der DB, so wäre für Leute, die das Reisen noch genießen wollen, ein solcher Zug auf einer solch grandiosen Strecke sicherlich ein nicht zu unterschätzender Mehrwert.

Der einzelne SBB-Triebwagen hat soeben den Gotthard-Tunnel verlassen und durchquert den Bahnhof von Airolo.


So wie es von aussen aussieht, wurde der Triebwagen innen zu einem "Partyzug" mit kleinem Tresen und weniger Sitzen umgebaut.




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:02:19:22:37:17.

Und hier der "zweite" Teil mit zwei weiteren Bildern mit Bahnbezug zum Thema, da das Forum nur das Einfügen von maximal fünf Bildern pro Beitrag gestattet... ;)

Der Triebwagen durchfuhr Airolo ohne Halt weiter Richtung Ambrì-Piotta/Bellinzona.


Ein paar Minuten später kam auch unser Triebzug (gleiche Bauart wie auf dem Hinweg), der uns pünktlich zurück nach Erstfeld brachte. Über Arth-Goldau gelangten wir nach Luzern, wo wir noch einen kleinen Stadtbummel unternahmen und am Abend mit mehrmaligem Umsteigen (ansonsten wäre die Deutsche Bahn mal wieder unbezahlbar gewesen... :/ ) wieder zurück nach Hamburg fuhren.

Schöne Bahnhofshalle in Luzern, 16.02.2019


Das soll es dann auch schon gewesen sein,

schönen Gruß,

Euer Didikong. :)

didikong schrieb:

Die alte Gotthardstrecke ist immer wieder faszinierend, zu schade nur, dass dort nur solch neumodische S-Bahn-ähnliche Triebzüge verkehren, bei denen sich kein einziges Fester mehr öffnen lässt. Für Pendler sicherlich ideal und bequem;

Genau, das sind ja auch diejenigen, welche meistens in den Zügen sitzen. Und von der Ausflugszielgruppe haben die meisten auch was gegen offene Fenster. Für die Eisenbahn sind die modernen Fahrzeuge auf jeden Fall positiv, denn die Leute wollen das.

Für alle anderen bietet SBB Historic ab und zu Extrafahrten an. Die kosten allerdings extra.


didikong schrieb:

Der ehemals bedeutende Bahnhof von Airolo am Südausgang des Gotthard-Scheiteltunnels wird heute nur noch stündlich von Nahverkehrszügen zwischen Erstfeld und Bellinzona/Lugano/Mailand bedient, die großen Fernzüge nehmen den unspektakulären, jedoch wesentlich schnelleren Weg durch den neuen Gotthard-Basistunnel.

Zwei kleine Anmerkungen:
-> Nahverkehr bedeutet in der Schweiz Ortsverkehr, also Stadt- oder Ortsbusse oder städtische Trams. Was du meinst, ist der Regionale Personenverkehr (RPV).
-> Airolo wird immer noch stündlich vom Fernverkehr bedient. Die eingesetzten Regionalzüge fahren gemäss der Fernverkehrskonzession, sie werden nicht von den Kantonen im RPV bestellt und die SBB erhalten demzufolge für den Betrieb dieser Züge keine Abgeltungen, sie sind also eigenwirtschaftlich.

Ab Dezember 2020 wird hier die Schweizerische Südostbahn SOB in Kooperation mit den SBB den Fernverkehr übernehmen und stündliche IR-Züge unter dem Namen «Treno Gottardo» über die Gotthard-Bergstrecke nach Locarno führen. Je zweistündlich wird direkt von Zürich und von Basel-Luzern aus gefahren. Die SOB-Züge ersetzen die jetzigen Tilo-Flirt und EWIV-Pendel und der Umstieg in Erstfeld entfällt dann wieder.
Die SOB wird hier ihre hochwertigen neuen Fernverkehrstriebzüge «Traverso» einsetzen, welche sie auch für den Voralpenexpress St. Gallen-Rapperswil-Goldau-Luzern und für die Linie IR 35 «Aare Linth» Chur-Ziegelbrücke-Zürich-Burgdorf-Bern bestellt hat.

-> [www.voralpen-express.ch]


didikong schrieb:

Während wir rund zwanzig Minuten auf unseren Zug zurück nach Erstfeld warteten, kam auf dem Weg nach Süden ein alter Triebwagen der SBB vorbei. Auch, wenn die Schweizerischen Bahnen durchweg bequemer und komfortabler erscheinen als die modernen "Plastik-Züge" der DB, so wäre für Leute, die das Reisen noch genießen wollen, ein solcher Zug auf einer solch grandiosen Strecke sicherlich ein nicht zu unterschätzender Mehrwert.

Das ist der hier: [historic-erstfeld.ch]
Mit 430.- CHF ist man dabei.

Twindexx schrieb:

Und von der Ausflugszielgruppe haben die meisten auch was gegen offene Fenster.

Wobei Smartphone-Benutzer anscheinend die Vorteile von zu öffnenden Fenster durchaus schätzen können (anstatt durchs Fenster zu fotografieren):





Der Weekender ist übrigens exzellent und kostet "nichts"; schade nur dass der Zug eher für Deutschschweizer (bzw. Wochenaufenthalter) konzipiert ist...

Viersieben schrieb:

Wobei Smartphone-Benutzer anscheinend die Vorteile von zu öffnenden Fenster durchaus schätzen können (anstatt durchs Fenster zu fotografieren):

Die schon ab und zu. Aber irgendein Grosi kommt immer. Wenn der Zug halbleer ist und auch klimatisierte Wagen führt, dann sag ich das dann auch, dass wenn einem das offene Fenster nicht passt, man einfach nicht in diesen Wagen einsteigen soll. Der letzte Betriebstag der Ruckhalde-Zahnstangenstrecke in St. Gallen war für diese Kundengruppe ein Horrorereignis, überall Bahnfans mit Drang zu offenen Fenstern. :-D


Viersieben schrieb:

Der Weekender ist übrigens exzellent und kostet "nichts"; schade nur dass der Zug eher für Deutschschweizer (bzw. Wochenaufenthalter) konzipiert ist...

Der Weekender fährt nur bis Juni 2019. Anschliessend muss er wegen der Sperre Zugersee Ost mindestens bis Dezember 2020 entfallen. Als Teilersatz werden die IR-Verbindungen, welche direkt bis Göschenen durchgebunden werden, in diesen anderthalb Jahren direkt bis Airolo verlängert und jeweils dort wenden.

Wie es ab Dezember 2020 mit dem Weekender weitergeht, ist noch offen. Mit den durchgehenden Traverso wird ja dann das Angebot signifikant aufgewertet. Die Traverso können ausserdem realtiv einfach situativ verstärkt werden. Deswegen ist nicht sicher, ob der Weekender 2021 wieder zurückkehren wird.

Der Gotthard Panorama Express hingegen wird bleiben. Für diesen ist jedoch eh ein Erstklassbillett plus sparater Zuschlag erforderlich; auch wenn man nur den Zweiklass-Fotowagen mit zu öffnenden Fenstern nutzen will.

...schöne Bilder obendrein. Leider sind die Zeiten vorbei, als man vor Spielbeginn an der Valascia sitzend den Güterverkehr beobachten konnte. Tempi passati! Dafür lohnt es sich aktuell IN der Valascia. :)

Viele Grüsse,
Matthias

Ciao quattrosette

Ti conosco bene dal sito ferrovie.it ;-)

Stesso nostalgismo per ‘finestrini aperti’ e stessi immagini (FART/SSIF, BLM) come lì...

Sei un storico-nostalgico ben consciuto nel spazio linguistico ferroviario ‘latino’ (italiano).
Ti apprezzo bene ma sei contestualmente anche un pò rimasto negli anni 60/80 del secolo scorso! :-)

Saluti
Ueli

Ich stamme ja selbst aus den 80er; so schlecht müssen die nicht gewesen sein! :-)

Aber es ist schon so, dass ich etwas Misoneist bin; ich würde ja sonst nicht (wenn der Zug verpasst wird) mit einem Ordonnanzrad 05 zur Arbeit pendeln, mit einer Schraubleica fotografieren (das s/w-Bild oben, z. Bsp.), mit Butter kochen oder Schlafwagen fahren... Sowie, um in Topic zu bleiben, Ambrì-Fan sein; was derzeit schon etwas leichter fällt.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:02:20:21:34:44.

Twindexx schrieb:

Der Weekender fährt nur bis Juni 2019. Anschliessend muss er wegen der Sperre Zugersee Ost mindestens bis Dezember 2020 entfallen.

Warum das? Der Weekender ist ja von der Zugerseesperre nicht betroffen. Einzig zwischen Rotkreuz und Goldau, da fährt ab Juni der Luzerner IR in der Fahrlage des Weekenders. Aber könnte man nicht den Weekender dann einfach 2min vorverlegen?

Ich verstehe nur Bahnhof schrieb:

Warum das? Der Weekender ist ja von der Zugerseesperre nicht betroffen. Einzig zwischen Rotkreuz und Goldau, da fährt ab Juni der Luzerner IR in der Fahrlage des Weekenders. Aber könnte man nicht den Weekender dann einfach 2min vorverlegen?

Der Weekender ist ebenfalls davon betroffen, weil damit auf der Strecke Rotkreuz-Goldau weniger Platz vorhanden ist und die veränderten Fahrlagen der Takt-EC/IC/IR mit den wegen des 4m-Korridors baubedingten Einspurabschnitten zwischen Brunnen und Flüelen ebenfalls Auswirkungen haben. Insbesondere der Bahnhof Arth-Goldau stellt einen erheblichen Engpass dar, wenn die Züge der Zuger Seite ebenfalls alle über die drei Perronkanten auf der Luzerner Seite abgewickelt werden müssen. Einfach mal den Weekender um zwei Minuten verschieben geht da nicht.

Für den Weekender konnte in der Zeit der Sperre Zugersee Ost deshalb keine Trasse mehr gefunden werden und der Zug muss dementsprechend entfallen. Als Teilersatz gibt es wie gesagt die von Göschenen bis Airolo verlängerten IR direkt von/nach Zürich bzw. Basel.





1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:02:26:13:28:48.