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 08/02 - Alpenlandforum 

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Servus,

Henry geht vom Zug. Das war Motivation genug, um wieder einmal Österreich zu besuchen und dortselbst mal ausgiebig Bahn zu fahren, nicht immer nur im Transit durcheilen. Die Planung oblag wie immer mir, es war nicht ganz einfach, denn mein Anspruch ist ja immer, möglichst viel in wenig Zeit und das noch möglichst billig. Die Nächtigung in Wien war dabei gesetzt, eine zivile Ankunftszeit also Pflicht. Die Liste der Hürden war lang und mehrfach war ich kurz vor der Aufgabe. Doch dann stand der Plan und sogar 11 km Schmalspurbahn gingen sich dabei aus. Wir trafen uns am Freitagabend in Salzburg. Tony reiste aus Leipzig an, ich aus Zürich – dabei wählte ich eine Strecke über Immenstadt, München und Mühldorf. Der Grenzübertritt nach Österreich sollte dabei mal etwas anders erfolgen. So erreichte ich über Garching (Alz) endlich Laufen. Vor dem Bahnhofsgebäude stand schon ein Kleinbus bereit, der Stadtbus Laufen-Oberndorf. Die Fahrerin war sehr freundlich, kassierte das Fahrgeld und während der gesamten Fahrt – während der ich der einzige Fahrgast blieb – unterhielten wir uns angeregt, bevor ich an der Haltestelle Oberndorf-Laufen ausstieg und meine Fahrt mit der Salzburger Lokalbahn fortsetzte. Pünktlich erreichte ich Salzburg Hbf und kaufte mir dann zwei Tageskarten für den Obus im Vorverkauf – die günstigste aller Möglichkeiten.

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Im Lokalbahnhof zu Salzburg


Die Zeit bis zu Tonys Eintreffen nützte ich für den Erwerb einheimischer Konfiserieprodukte, benannt nach einem Komponisten. Nach Tonys Ankunft aßen wir zu Abend und fuhren dann zur Jugendherberge nach Aigen. Wir werden freundlich empfangen, unterhalten uns noch ein wenig und betten uns dann, um am nächsten Morgen den weiten Weg nach Wien anzutreten. Das Frühstück wird dankenswerterweise schon etwas früher serviert und so kommen wir mit dem Obus pünktlich zum Hauptbahnhof, lassen uns das Einfach-Raus-Ticket aus und steigen in die schon bereitstehende S2, die wir bis Attnang-Puchheim nutzen wollen.

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Guten Morgen, Salzburg!


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Unsere S-Bahn nach Attnang-Puchheim, mit formschöner Lokomotive.


Anders als vermutet, nehmen wir nicht in einem E-Talent Platz, sondern in einer Wendezuggarnitur. Die Fahrt mit einem klassischen Personenzug auf einer Hauptstrecke lässt einen die Umgebung ganz anders wahrnehmen, uns gefällt es jedenfalls, in Vöcklabruck wartet der Anschluss an den Attersee und der Zugbegleiter informiert über alle kommenden Aufenthalte. Schließlich erreichen wir Attnang-Puchheim pünktlich und auch wenn es unser Wunsch gewesen wäre, lässt sich ein Abstecher nach Gmunden und weiter nach Vorchdorf nicht ohne Weiteres einbauen – die Verantwortlichen zwischen Gmunden und Lambach sollten einmal sehr tief in sich gehen. So wenden wir uns dem anderen Teilstück der Salzkammergutbahn zu und steigen in einen schon gut gefüllten Dieseltriebwagen der Rh. 5047 ein.
Bis zur Abfahrt verbleit noch etwas Zeit, die der Triebfahrzeugführer für eine kurze Ansprache nützt und uns so mitteilt, dass die meisten Aufenthalte Bedarfshaltestellen seien. In freudiger Erwartung einer unbekannten Strecke komme ich aus dem Staunen nicht mehr heraus, als ich zum einen Schrankenposten entdecke, dann auch noch Formsignale und Bahnhöfe mit Gruppenausfahrsignalen. Die Gleispläne der meisten Bahnhöfe haben sich scheinbar seit der Streckeneröffnung nicht verändert, Fahrdienstleiter in adretter Uniform und vor schmucken Bahnhofsgebäuden findet der geneigte Reisende ja sonst nur noch in den Ländern der Habsburgermonarchie. Der Abfahrtauftrag in den besetzten Bahnhöfen erfolgt mündlich, vor den Bedarfshaltestellen bittet der Triebfahrzeugführer darum, den Haltewunsch bitte bekanntzugeben. Ach, wir malen uns schon einen schönen Spätsommertag aus, an dem wir diese Eisenbahnherrlichkeit gebührend in Lichtbilder umsetzen wollen, sind aber zunächst einmal mit dem nahenden Aussteigen konfrontiert, als der Zug die Bezirksstadt Ried erreicht. Der Bahnhof könnte so auch in Böhmen stehen (tut er vielleicht auch), ebenerdige Bahnsteigzugänge, Durchsagen vom Fahrdienstleiter und Zugzielschilder aus Blech vermitteln einem eher das Ambiente von 1998 als von 2018 – aber es macht Spaß.

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R nach Bad Ried


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Bahnhofsansicht Ried im Innkreis

Ich hole mir einen Kaffee am Automaten, bevor unser REX aus Braunau eintrifft, der Linz als Fahrziel hat. Nach Linz wollen wir zwar auch, aber nicht mit dem Desiro. Selbst mit ausfahrbarer Trittstufe ist das Einsteigen in Ried ein nicht ganz einfaches Unterfangen, aber dann sitzen wird und schwelgen noch in den Erlebnissen von der Strecke Attnang-Puchheim – Ried. Unsere Fahrt endet alsbald im Bahnhof Neumarkt-Kallham. Wie gesagt, nach Linz möchten wir auch, aber Hauptbahn kann jeder. Da unser ÖBB-Ticket bei LILO nicht gilt, löse ich einen Fahrschein mit VC-Ermäßigung, Tony bekommt den Fahrschein zum OÖVV-Tarif und da steht am Gleis 21 auch schon LILO in Gestalt eines ziemlich kantigen Gelenktriebwagens.


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Schön ist irgendwie anders, aber dafür entschädigt die Strecke.


Wieder sind wir erwartungsfroh, außer uns finden sich noch drei weitere Fahrgäste ein, die aber in Stephansdorf den Zug wieder verlassen werden. Und was für eine Lokalbahn! Holzmasten, einfachste Oberleitungskonstruktionen, Haltestellen, die genauso gut auch an den tschechischen Kursbuchstrecken 228, 229 und 298 stehen könnten und eine sehr schöne Landschaft mit einem Blick weit ins Land. Viel zu schnell ist Niederspaching erreicht und wenn man sich das Gasthaus unweit des Bahnhofes anschaut, wähnt man sich schon wieder im Böhmischen, führe da nicht ein weiterer LILO-Zug aus Peuerbach ein. Auch hier fällt spontan der Beschluss, sich dieser Strecke einmal anzunehmen, zumal unterwöchig ja sogar noch ein älterer Triebwagen zum Einsatz kommt.


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Gasthaus nächst des Bahnhofes von Niederspaching.


Wir setzen die Fahrt nach Linz fort, in Waizenkirchen steigen mehrere Beschäftigte der LILO zu, im Fahrerraum entspinnt sich ein Gespräch, dem ich nicht fähig bin zu folgen – eh klar. Bis Eferding weist die Strecke eine wirklich abwechslungsreiche Trassierung auf, Neigungswechsel, kleine Haltestellen, verträumte Bahnhöfe – wir bereuen keine Sekunde, diesen Umweg und die Entdeckung der Langsamkeit gemacht zu haben. In Eferding kreuzen wir die ÖBB-Strecke Wels – Aschach (Donau), ab hier ändert sich auch der Streckencharakter ein wenig, es ist aber immer noch interessant. Langsam nähern wir uns der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz, deren Hauptbahnhof ich in diesem Jahr schon öfter sah als den meiner Heimatstadt Rostock.

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LiLo anders.


Hier haben wir nun ein wenig Aufenthalt, den wir damit verbringen, im lebensbejahenden und farbenfrohen Busterminal einem Obus die Aufwartung zu machen.

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Obus im gediegenen Ambiente.


Hinterher gibt es für mich noch eine Leberkässemmel und dann geht es auf zur und in die Westbahn. Bis nach Amstetten soll uns die gleichnamige Bahngesellschaft, die ja seit Fahrplanwechsel halbstündlich unterwegs ist, bringen. Die Tarifvielfalt bei der Westbahn ist nahezu undurchdringlich, aber zwei Regionaltickets für 4,90 € sind angemessen und so steigen wir in einen Triebzug der neuesten Generation ein.

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Die WestBahn wartet auf Fahrgäste.

Ja, ganz hübsch, aber wie immer bei Stockwagen ist das Problem die Höhe, die es mir fast ermöglicht, mich zwischen Decke und Boden einzuklemmen. Nach der Fahrkartenkontrolle bestellt Tony noch zwei Cappuccino, jeder zu 3,90€ - und das aus dem Automaten in Selbstbedienung. Das Fahrgefühl ist sonst brauchbar, nur im Tunnel bemerke ich deutlichen Druck auf den Ohren – Tony nicht. Etwas zu früh erreichen wir so Amstetten, die Stadt des zerschossenen Taktknotens.
Da wir aber mit der Westbahn kamen ist der Anschluss kein Problem, gegenüber wartet schon der Cityjet. Vielfach Diskussionsgegenstand gewesen kann ich diesem Triebwagen nichts abgewinnen – viel zu eng. Wir fahren natürlich dennoch mit, der Schaffner kontrolliert die Fahrkarten und gefühlt halten wir alle zwei Kilometer an irgendeiner Haltestelle. Unser Ziel – besser das Ziel der meisten Fahrgäste – ist Waidhofen/Ybbs. Tony fragt sich immer noch, was er hier soll, gemeinsam gehen wir auf den Bahnhofsvorplatz – innerlich freue ich mich auf den 5090 in Citybahn-Design – und was steht dort? Ein 5090, ja, aber in gold und silber. Ich wünschte, die NÖVOG würde von ihrem Selbstfindungstrip mal wegkommen und sich etwas Ansprechendes überlegen, aber seitdem ich vor einigen Tagen ein Bild eines 5081 in gold-silber sah, kann ich diese Hoffnung wohl zu Grabe tragen. Beim Lokführer kaufen wir unsere Rückfahrkarten nach Gstadt und zurück und ganz annehmbar besetzt dieseln wir in Richtung Stadtzentrum Waidhofen. Beim Anblick des Lokalbahnhofes kommen einem fast die Tränen, was die NÖVOG zu der Gleisgeometrie bewog, wird wohl auch nur Erwin wissen und nach 12 Minuten Fahrzeit erreichen wir Gstadt, immerhin, Busanschluss besteht, der Zug steht im Licht und so entstehen trotz aller Widrigkeiten ganz schöne Fotos und ich kann hinter den Rest der Ybbstalbahn einen Haken setzen.


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Unbekannter 5090 in Gstadt.

In Richtung Waidhofen war der Zug sehr gut besetzt, obwohl zeitgleich mit dem Zug und parallel zum Zuge auch der Bus der Linie M01 unterwegs ist; auch der Anschlusszug nach Amstetten war wieder gut besetzt. Der Zugbegleiter kontrollierte uns nicht noch einmal und so erreichen wir Amstetten um von einem Cityjet in den nächsten umzusteigen. Wir finden einen Platz mit Tischchen, spielen eine Runde Rummy und erfreuen uns an Bahnhofsnamen wir Krummnußbaum. Der Zug füllt sich immer mehr, besondere Spannung lässt sich irgendwie nicht ausmachen. Aber gottseidank erreichen wir dann bald St. Pölten.

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Wenn der Cityjet schon sonst nichts taugt...


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Gibt es in Krummnußbaum auch gerade gewachsene Nussbäume?


Die Umsteigezeit ist recht knapp, bevor wir mit einem weiteren 5047 die Fahrt antreten. Ursprünglich wollte ich bis Sigmundsherberg durchfahren, aber die zeitlichen Zwänge in Wien nötigten mich, die Fahrt bis Hadersdorf einzukürzen.

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Hadersdorf am Kamp


Die genießen wir nach der Fahrt im Cityjet dann umso mehr, auch wenn die Infrastruktur sich hier deutlich moderner präsentiert als im Innkreis. In Hadersdorf am Kamp steigen wir in den Zug nach Wien FJB, wobei die Landschaft links und rechts der Strecke mit Ausnahme der im NÖVOG-Design lackierten RegioSprinter ziemlich langweilig ist. Die Strecke ab Absdorf-Hippersdorf kenne ich sowieso fast auswendig, ich versuche mich etwas demotiviert an einem Sudoko, wende mich dann aber wieder Tony zu. Nun erreichen wir das Weichbild Wiens, in Heiligenstadt verlassen wir unseren Zug, denn das Ziel ist der Hauptbahnhof. Beim fröstelnden Warten fällt uns eine gewisse Ähnlichkeit von Heiligenstadt mit Budapest-Kelenföld auf, schieben das aber auf die Kälte und steigen lieber in den 4020, der uns zum Handelskai bringt.

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Wien Heiligenstadt


Dort ist schon etwas mehr los, der Bahnsteig in Richtung Innenstadt ist nicht ganz einfach zu finden, letztlich gelingt uns das aber auch noch. Unsere S-Bahn ist einmal wieder ein Cityjet und es muss schon eine große Portion Menschenverachtung dazugehören, diese Dinger im Großstadtverkehr einzusetzen. Uns reichen die paar Minuten in der Wiener S-Bahn jedenfalls und wir sind froh, als wir den Wiener Hauptbahnhof erreichen und das Quartier aufsuchen können. Geschafft. Der weitere Abend bedarf keiner Erwähnung, außer zweier herrlicher, weil nach dem Zugfahren unbedingt notwendiger Spaziergänge durch den vierten Bezirk und einem guten Abendessen (wobei wir das von einem Beisl offerierte geröstete Hirn dann doch nicht nahmen und das Café Sarajevo seinem Namen getreu bosnischer Lebensfreude und Musik alle Ehre machte). Nur Henry haben wir noch nicht getroffen, doch es gibt ja noch Tag 2 - sollte man meinen.

Irgendwann finden wir uns im Bett ein, nur um dieses nach (nur) sieben Stunden Schlaf wieder zu verlassen. Endlich ergab sich mal die Möglichkeit, den slowenischen Speisewagen auszuprobieren und das taten wir auch. Angesichts des Wagenmaterials und der Inneneinrichtung schwelgte vor allem ich in Erinnerungen an selige Zeiten, als man im serbischen Speisewagen noch von Prag nach Belgrad fahren konnte und wir das zu Karfreitag 2013 ja auch von Brünn aus taten.

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In grau-weiß-dunkelgrau wesentlich freundlicher (Martin), sieht ja doch ganz nett aus (Tony)


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Barabteil - rauchfrei, gepflegt, unserbisch.


Der recht junge Kellner war freundlich und wir waren nicht die Einzigen, die das Angebot in Anspruch nahmen. Statt des erhofften und auf der Speisekarte verzeichneten Türkischen Kaffees gab es nur irgendein Gebräu, das entfernt an Kaffee erinnerte und zumindest mir nicht schmeckte. Wir bestellten zweimal Omelette mit Schinken, wo ist der Käse? Draußen ist es sehr kalt, wir genießen den Blick nach draußen, das war bei den Serben ja nicht immer so einfach möglich. Ab Bécsújhely – oder nennen wir es Wiener Neustadt – war der Speisewagen auch richtig gut besucht. Der Schaffner monierte die Zugbindung bei Tonys Fahrkarte, war mir neu, dass die auch beim Sparpreis Europa Österreich besteht, aber er winkte dann eh ab und ließ uns fahren. Wir werden ihn noch brauchen. Mittlerweile fahren wir auf den Semmering zu und der Schnee draußen wird mehr und mehr (bei den Außentemperaturen wäre alles andere auch nahezu unerklärlich) und auf unserem Tische stehen zwei Omeletten. Was soll ich sagen? Zu eiig.

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Auch hier gehen die Meinungen weit auseinander, kommt eben auch auf den Maßstab an, den man anlegt. Der Kaffee war jedenfalls widerliches Gebräu. Und ich weiß, dass
die Slowenen das besser könnten.


Tony schmeckt seine Omelette, ich hadere mit meinem Schicksal und dem ewigen Beweinen der vergangenen Zeiten. Was gäbe ich jetzt für serbisches Weißbrot, Käseomelette, ordentlichen Kaffee und Schnaps. Stattdessen die slowenische Omelette. Naja, irgendwann ist sie gegessen, wir haben Semmering passiert und genießen nun Cola und Cockta (Gruß nach Zrenjanin und Arnstadt), bevor wir noch zwei Rakija bestellen. Die kommen dann auch ziemlich rasch an den Tisch und unser Zug passiert Mürzzuschlag und Kapfenberg. Die Stimmung ist gut, das Wetter auch und nach dem Halt in Bruck an der Mur wundere ich mich für den Bruckteil einer Sekunde darüber, dass wir heute links in Richtung Graz fahren und nicht weiter gen Leoben. Noch ein paar Sekunden später werde ich mir meines Fehlers bewusst und sage Tony: Du, ich glaube, wir hätten hier aussteigen müssen. Er hält das Ganze noch für einen Witz, aber es ist keiner.
Dann kommt der Zugbegleiter wieder vorbei, ich spreche ihn auf unser Versehen an und er entschuldigt sich noch dafür, dass er uns nicht auf den Umstieg aufmerksam machte. Einer Weiterfahrt bis Graz ist jedenfalls kein Problem und wenn jemand fragt sollen wir uns dumm stellen: „Aber passts dann bitte auf, dass ihr in Graz aussteigt, sonst fahrts ihr womöglich bis nach Slowenien. Wollts des?“. Also ich nicht. Ich lache ausgiebig über meinen eigenen dummen Fehler, nur Tony muss schauen was wird, denn seinen mit Zugbindung gebuchten Zug nach Leipzig erwischt er so nun nicht mehr. Aber zunächst einmal Graz.

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Wie auch immer wir hierher kamen...


Hier kaufe ich ein paar Lebensmittel und Verpflegung ein, außerdem gibt es Getränke. Tony besucht den Bäcker und ziemlich bald sitzen wir schon im EC 219 nach Saarbrücken Hbf. Die ersten paar Kilometer der Strecke kennen wir schon gut von eben, ab Bruck wird es dann etwas spannender. Der Zugschaffner kontrolliert die Fahrkarten und wundert sich über die Mischung aus Wien – Bruck – Zell a. S. – Buchs SG und Graz – Leoben. Ich kläre ihn über unsere kleine Irrfahrt auf und unter Gelächter aus dem übrigen Waggon heißt es nur: „Na dann passt’s auf wo ihr diesmal herausmüsst.“ Ich wollte dann gerne noch eine Umwegfahrkarte kaufen, Zell geht sich zwar aus, aber mit einem REX muss es wirklich nicht schon wieder sein, aber: „Des passt scho, angenehme Reise“. Hut ab! Tony hat sich mit seinem Schicksal arrangiert und kann schon wieder lachen und holt aus dem BordBistro zweimal das Käse-Schinken-Sandwich. So sind wir gestärkt und genießen die schöne Fahrt durch das Ennstal, an Stainach-Irdning vorbei gen Bischofshofen, welches wir pünktlich erreichen.

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Landschaft.


Nun ist es nicht mehr sehr weit bis nach Salzburg, wo sich unsere Wege – zwei Stunden als ehedem geplant und ohne Henry auch nur mal im Entferntesten gesehen zu haben – trennen. Ich habe es gut und kann bis Zürich railjetten, Tony hingegen hat zwar Glück mit der Fahrkarte, dafür aber Pech mit der DB und kommt dank einem Stellwerksausfall in Allach und einem Oberleitungsschaden in Nürnberg nur bis dortselbst – so große Auswirkungen kann ein Schnaps haben. Dennoch haben wir es genossen und mal schauen, wohin die nächste Fahrt geht – wenn es nach mir geht: Immer wieder Österreich!


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Danke, D2027!

Viele Grüße
Martin und Tony

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3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2018:03:08:11:20:33.

Danke für diesen interessanten Bericht! :)

geschrieben von: J-C

Datum: 08.03.18 11:47

Also ich war mit den Desiro ML (Es gibt ja schon Desiro Classic und Talent im Cityjet-Design) ganz zufrieden, von der Beengtheit mal abgesehen. Aber jedem das seine.

Letzten Sommer hatte ich auch eine Tour durch Österreich mit dem ÖBB-Sommerticket gemacht und schon da war ich überrascht, wenn ein Bahnhof noch einen Fahrdienstleiter hatte, das kannte ich aus Deutschland so gar nicht.

Und auch mir gefällt die Architektur aus der Kaiserzeit. Es ist immer schön, zu sehen, dass man Zeugnisse aus dieser architektonisch geradezu unübertroffenen Zeit noch heute gut erhalten zu sehen bekommt.

Seitdem ich seit bald 2 Jahren in Wien lebe, kann ich durchaus sagen, dass Österreich ein echt schönes Land ist.

Und wegen dem Irrweg hätte ich es fast positiv gesehen, so konnte man noch kurz einen Blick auf Graz und vor allem dessen vor paar Jahren neugestalteten Hbf werfen. Mir gefiel ja dessen Architektur.

Und außerdem, in paar Jahren, wenn die Koralmbahn fertig ist, ist Graz kein Umweg mehr :D

Sehr nett, danke! :-) (o.w.T)

geschrieben von: Roni

Datum: 09.03.18 18:46

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)
lg, Roni - [raildata.info] - Meine DSO-Reportagen Teil 1 (2005 bis 06/2019): [www.drehscheibe-online.de] - Meine DSO-Reportagen Teil 2 (neueste): [www.drehscheibe-online.de]
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In Graz habt ihr sogar einen Felbermayr-trafozug gesehen ... oder übersehen? Er ist jedenfalls zu sehen.

mit den allerbesten grüßen aus der Obersteiermark, tobias

Korrespondenz bitte per e-mail, nicht über "Private Nachrichten" - das wird sonst viel zu schnell voll!

Bei der fülle des zu verarbeitenden materials sind trotz sorgfältiger bearbeitung vereinzelte tippfehler oder kleinere unstimmigkeiten nicht immer vermeidbar. Eine rechtliche gewähr für die richtigkeit des inhalts dieses beitrages kann daher nicht übernommen werden.
Hallo

Bauzug, nicht Trafozug ;) Und davon sahen wir nicht nur einen, sondern eine ganze Menge auf der Fahrt quer durch das Land.

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"Das Ziel bestimmt die Art und Weise, wie man dahin gelangt"
(Emanuel Seidelbast)

Besten Dank!

geschrieben von: derReisende

Datum: 10.03.18 11:43

Hallo,

Vielen Dank für diesen grossartig-launig geschriebenen "Feel-Good-Bericht" :-)

Samuel
Martin Junge schrieb:
[...] als man im serbischen Speisewagen noch von Prag nach Belgrad fahren konnte und wir das zu Karfreitag 2013 ja auch von Brünn aus taten.
[...]
War das die kurze Zeit (1 oder 2 Jahre?), als der Avala BG - BP - BA - PG gefahren ist?
T+

Tadej Brezina
TU Wien
tadej_usenet@gmx.at
Zitat:
War das die kurze Zeit (1 oder 2 Jahre?), als der Avala BG - BP - BA - PG gefahren ist?
PG für Prag ist schon hart, v.a. in Serbien-Konnex :-o So wenig Jahre waren das gar nicht, nämlich 6 (von Dez. 2008 bis Dez. 2014).
Hallo,

ja, das war die Zeit. Das müssen aber mehr als zwei Jahre gewesen sein. Und schön war's...


Martin