Bundespräsident Van der Bellen war zu einem offiziellen Besuch nach Budapest gefahren - per Railjet..

Zumindest deutet das Foto es an. Seit Innenminister Sobotka der Meinung war, diese Strecke per Charterflug (!) zurücklegen zu müssen, finde ich, dass das tatsächlich ein Lob verdient, wenn der Präsident tatsächlich selber die Bahn nutzt. Er hat ja auch mal zu einem Termin nach Salzburg den Railjet genützt und war auch vom Kabelbrand in Linz betroffen, wie es scheint.

Man kann jetzt fragen, was soll das für eine Trivialität. Aber da frage ich, hat jemand jemals von einem Politiker gehört, der zu seinen Terminen die Bahn nutzt? Zumal er in Wien auch das Auto stehen lässt und die Öffis nutzt.

J-C schrieb:

Aber da frage ich, hat jemand jemals von einem Politiker gehört, der zu seinen Terminen die Bahn nutzt?

Ja gibt es sehr wohl. Es gibt übrigens auch Politiker, die keinen eigenen Führerschein oder kein eigenes Auto besitzen.

Es kommt aber immer auf den Terminplan an: Je dichter dieser ist, desto eher wird nicht mit dem Zug gefahren, sondern geflogen oder per Dienstwagen gereist.
Überdies ist es auch eine Frage des nötigen Personenschutzes - denn diese müssen dann auch mitreisen, um zu schützen.
Ein Beispiel von Bahnreisenden Politikern wäre Sigmar Gabriel, der auch schon im ICE gesichtet wurde. Auch Ralf Stegner soll häufiger bahnfahren. Erwin Teufel hatte seinen festen Zug nach Stuttgart...

Trake Al-Wazir hat sich auch schon entschuldigt, aus Termingründen nicht per Bahn angereist zu sein. Dennoch stand er im Stau.

Auch der Bundesheinzi nutzte gerne die Bahn, u.a. zu seinem letzten Staatsbesuch in Tschechien:
[derstandard.at]
[www.facebook.com]

Hier ein Video von der Ankunft in Prag:
[www.youtube.com]


Provodnik

In der Schweiz ist es üblich, dass Exekutiv-Mitglieder (Bundesräte und Bundespräsident als Primus inter pares) mit der Bahn unterwegs sind. Sogar ohne Sicherheitspersonal.
Klar, einigen wirft man auch vor, etwas oft auf einen Helikopter zu benutzen.
Und dass Van der Bellen als Grüner ein etwas unverkrampfteres Verhältnis zum Bahn fahren hat, als Volksverteter eher autophiler Parteien, finde ich irgendwie logisch.

Beste Grüsse, weineggbahn

Der Bundeskanzler fuhr bei mir auch schon mal am Führerstand mit.
Ich finde das sollte öfters sein.

Lg
Chris



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:06:12:18:20:28.

In der Schweiz ist es fast üblich, dass der Bundespräsident und die übrigen 6 Minister mit der Bahn, der Strassenbahn oder sogar mit dem Fahrrad zur Arbeit und zu offiziellen Anlässen fahren.

Der Präsident hat sogar am gleichen Ort wie ich gewohnt. Ich habe ihn oft auf dem Bahnsteig und im Zug gesehen, er hat mich auch immer gegrüsst, weil er sich an mein Gesicht erinnert hat.

Es ist sogar schon vorgekommen, dass der Minister im IC Zürich - Bern auf der Treppe sitzen musste, weil kein Platz mehr frei war. Es kann gut sein, dass man plötzlich im gleichen Abteil wie der Präsident, die Minister oder der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (immer 17.32 ab Zürich nach Bern) sitzt.

In der Schweiz ist es eher so, dass die gutsituierten Leute Bahn fahren und die anderen mit dem Auto.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:06:12:18:55:40.

1018003 schrieb:

Der Bundeskanzler fuhr bei mir auch schon mal am Führerstand mit.
Ich finde das sollte öfters sein.

Lg
Chris

Der war ja vorher Chef der ÖBB;-)

Railfan schrieb:

In der Schweiz ist es eher so, dass die gutsituierten Leute Bahn fahren und die anderen mit dem Auto.

Ist in Deutschland genauso.

J-C schrieb:

Man kann jetzt fragen, was soll das für eine Trivialität. Aber da frage ich, hat jemand jemals von einem Politiker gehört, der zu seinen Terminen die Bahn nutzt? Zumal er in Wien auch das Auto stehen lässt und die Öffis nutzt.

Ja, nimm den IC 07.02 ab Zürich nach Bern während der Session und du wirst massenhaft Parlametarier drin begegnen.
Seinerzeit hiess er intern der "Bonzenstücker" (Stücker, Jargon für Stückgüterzug)
Auch die Leuthard, den Merz, damals Bundespräsident, und andere Politiker sieht man doch des öfteren mit der Bahn unterwegs reisen.
Gruss Leo

John S schrieb:

Ist in Deutschland genauso.

Also wenn ich den vergleichsweise winzigen Anteil der 1. Klasse in Deutschland so ansehe (und auch ab und an Bemerkungen über selbige auf DSO lese), glaube ich das definitiv nicht...

Wer will nicht schonmal am Führerstand gewesen sein, sobald er sich mit der Bahn mal beschäftigt hat? ;-)

Davon ab ist es trotzdem eine schöne Geste vom Kern :)

Mit gutsituiert verstand dein Vorposter wohl sowas von wegen, man wohnt in Bahnhofsnähe...

Zumal in Deutschland ist die erste Klasse noch etwas größer als in Österreich oder gar Tschechien. Gerade in letzten beiden genügt oft ein einziger Erste-Klasse-Wagen.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:06:12:20:10:51.

e32 schrieb:

1018003 schrieb:

Der Bundeskanzler fuhr bei mir auch schon mal am Führerstand mit.
Ich finde das sollte öfters sein.

Lg
Chris

Der war ja vorher Chef der ÖBB;-)

Nein der Faymann war es.

Lg
Chris

[quote=J-C schrieb:]

Mit gutsituiert verstand dein Vorposter wohl sowas von wegen, man wohnt in Bahnhofsnähe...

'Gutsituiert' ist helvetisch und ist abgeleitet von französisch 'bien situé'.
Es bedeutet auf deutsch (finanziell) 'besserverdienend, wohlhabend'.

In CH gibt's keine 'Minister' und keinen 'Regierungschef'!
Die '7 Weisen', welche unser kollektives Staatspräsidium bilden, heissen Bundesräte und führen keine 'Ministerien', sondern Departemente/Départements/Dipartimenti/Departements.
Sie sind viel umfangreicher als im Ausland üblich und umfassen mehrere Ressorts (z.B. EDI, Eidg. Departement des Innern, zuständig für Soziales, Gesundheit, Bildung, Sozialversicherungen, Kultur etc.).

Die Funktion des Bundespräsidenten ist wie schon erwähnt bloss 'primus inter pares' und wird von einem der 7 Bundesräte (conseillers fédéraux, consiglieri federali, cussegliers federals) jährlichen im Rotationsprinzip von der Bundesversammlung (Parlament) gewählt.
Er hat nebst der Führung seines Departements repräsentative Aufgaben und leitet die Sitzungen des Bundesrats, aber keinerlei Weisungsbefugnis oder Vorgesetztenfunktion seinen Bundesratskollegen gegenüber.

Die Parlamentarier beider Kammern (National- und Ständeräte) haben keinen Dienstwagen, keinen Chauffeur, keinen Polizeischutz - bloss ein Generalabonnement 1. Klasse.
Im übrigen sind sie ganz normale Bürger.
Die CH kennt kein Berufsparlament.

Beschti Grüess
Ueli



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:06:12:23:00:36.

Patrick Rudin schrieb:

John S schrieb:

Ist in Deutschland genauso.

Also wenn ich den vergleichsweise winzigen Anteil der 1. Klasse in Deutschland so ansehe (und auch ab und an Bemerkungen über selbige auf DSO lese), glaube ich das definitiv nicht...

Der Begriff gutsituiert ist doch sehr vague, von daher sollte man sich da erst mal für die Diskussion auf eine Definition einigen wer denn unter gutsituiert zu verstehen ist.

Auch die 2. Klasse ist im Fernverkehr definitiv nicht das Verkehrsmittel der armen Leute. Im Nahverkehr sieht das natürlich schon wieder anders aus.

CH-Mirage schrieb:

Die Parlamentarier beider Kammern (National- und Ständeräte) haben keinen Dienstwagen, keinen Chauffeur, keinen Polizeischutz - bloss ein Generalabonnement 1. Klasse.

Eigene Dienstwagen haben auch in Deutschland die Parlamentarier nicht, das fängt erst in höheren Positionen an. Polizeischutz gibt es auch nur für Spitzenpolitiker, darunter gibt es teilweise schon Personenschützer (hab letztens eine Abgeordnete getroffen die welchen dabei hat, aber die hat immerhin auch eine höhere Position im Parlament inne), ob das für alle gilt wage ich aber mal zu bezweifeln.
Da die Abgeordneten eine Netzcard 1. Klasse von unserer Staatsbahn bekommen fahren die natürlich auch Zug. Allerdings beschweren sich da auch schon einige, dass die Gültigkeit durch die geliebten Ausschreibungen immer weiter ausgedünnt wird.

MrEnglish schrieb:

Eigene Dienstwagen haben auch in Deutschland die Parlamentarier nicht, das fängt erst in höheren Positionen an.

Der Dienstwagen ja funktional zu begründen - Ströbele hatte auch kein Dienstfahrrad sondern sein privates Rad...

Zitat:

Polizeischutz gibt es auch nur für Spitzenpolitiker, darunter gibt es teilweise schon Personenschützer (hab letztens eine Abgeordnete getroffen die welchen dabei hat, aber die hat immerhin auch eine höhere Position im Parlament inne), ob das für alle gilt wage ich aber mal zu bezweifeln.

Hier gilt: Wer größerem Gefährdungspotential ausgesetzt ist, der wird den Personenschutz benötigen. Sprich: Wer Morddrohungen erhält, dürfte auch viel eher einen Personenschutz haben. Generell gilt aber natürlich, dass das Gefährdungspotential mit Größe des Amtes steigt...

Zitat:

Da die Abgeordneten eine Netzcard 1. Klasse von unserer Staatsbahn bekommen fahren die natürlich auch Zug. Allerdings beschweren sich da auch schon einige, dass die Gültigkeit durch die geliebten Ausschreibungen immer weiter ausgedünnt wird.

Ist nicht ganz richtig, die Deutsche Bahn AG stellt keine Netzcard 1. Klasse zur Verfügung, sondern diese wird vom Bundestag bestellt und bezahlt(!)... Hintergrund ist natürlich, dass Parlamentarier auch in ihrem Wahlkreis präsent sein müssen und außerhalb der parlamentarischen Woche findet dann der Marathonlauf durch die Vereine und Veranstaltungen statt. Natürlich möchte sich der Wahlkreis auch noch mit seinem Abgeordneten austauschen usw...

Bundespräsident Dr. Kirchschläger war ein begeisterter Bahnfahrer.
Er verzichtete oft auf den ihm zustehenden Salon 10 - ja den gab es damals noch - und reservierte für sich und seine Begleitung ein bis drei Abteile 1. Klasse.

CH-Mirage schrieb:

Die Funktion des Bundespräsidenten ist wie schon erwähnt bloss 'primus inter pares'

Auch der österreichische Kanzler ist übrigens bloß ein 'primus inter pares' (oder eigentlich noch weniger, da er als einziger keinem Ressort vorsteht).