DREHSCHEIBE-Online 

Anzeige

HIER KLICKEN!

 08/02 - Alpenlandforum 

  Neu bei Drehscheibe Online? Hier registrieren! Zum Ausprobieren und Üben bitte das Testforum aufsuchen!
Hier sind alle Beiträge zu schweizer und österreichischen Themen willkommen.
Bitte unbedingt vor Benutzung des Forums die Ausführungsbestimmungen durchlesen!
Zur besseren Übersicht und für die Suche: Bitte Länderkennzeichen nach ISO 3166 Alpha-2 in [eckigen Klammern] verwenden!
Seiten: 1 2 All Angemeldet: -

Einsamer Kampf um die Re 6/6 - Prototypen

geschrieben von: Jörn

Datum: 20.03.17 15:00

Interessanter Artikel aus der BZ:

[www.bernerzeitung.ch]

Gruß
Jörn.

Re: Einsamer Kampf um die Re 6/6 - Prototypen

geschrieben von: Railfan

Datum: 20.03.17 15:21

Immer dasselbe: Einer will sammeln und die anderen sollen bezahlen.

SBB-Historic hat recht, diese Loks gehören nicht in die Sammlung der SBB-Lokomotiven.

Wo soll das hinführen, wenn man jede Aussenseiter-Lok am Fahren halten sollte. Es ist schon aufwendig genug, wenn man all die Loks, welche in grossen Serien in der Schweiz herumfuhren, in wenigstens einem betriebsfähigen Exemplar erhalten will.

Dieser Herr soll sich um die Loks bemühen und er soll seine Sammelleidenschft auch bezahlen. Ich glaube, da braucht er viel Geld dazu. Ich möchte jedoch nicht, dass von meinem Steuergeld in solche Dinge investiert wird.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:03:20:15:23:47.

Re: Einsamer Kampf um die Re 6/6 - Prototypen

geschrieben von: Shadow200

Datum: 20.03.17 18:08

Von am Fahren-Halten steht doch da nichts, sondern nur etwas von in Museen erhalten! Ist doch schön, wenn sich einer darum bemüht. Muss er eben sehen, wie er das Geld sammelt. Historic liegt falsch, die Lok gehört in eine SBB Loksammlung - aber natürlich nicht unbedingt in die von Historic.
Im übrigen ist eine der beiden schon ausgeschlachtet, die wird ganz sicher nicht mehr fahren oder Museumsstück werden.

Egoistischer Kampf um die Re 6/6 - Prototypen

geschrieben von: Railfan

Datum: 20.03.17 19:24

Die Re 6/6 sind nicht die ersten 6-achsigen Loks mit einem horizontalen Gelenk in der Mitte des Lokkastens in der Schweiz. Die Ge 6/6 der RhB hatten das mindestens ein Jahrzehnt früher.

Die Re 6/6 war der letzte Auswuchs von Wechselstrom-Direktmotorlokomotiven. Wenn man etwas innovativer gedacht hätte, wären schon neuere Technologien zur Ausführung gekommen.

Die Re 6/6 sind sicher imposante Loks, welche als historisches Stück erhalten werden muss. Technisch und betrieblich gesehen kann man jedoch über diese Art von Lokomotiven nicht unbedingt begeistert sein.

Wenigstens auf das aufwendige Gelenk in der Lokmitte hat die SBB bei den Serienlokomotiven verzichtet. Bei der RhB mit den viel kleineren Ausrundungen an Neigungsbrüchen war das Gelenk schon eher erforderlich.

Der Herr Bögli soll halt der SBB eine Lok zum heutigen Kupfer- und Altmetallpreis abkaufen und sie irgendwo als Lokomotivleiche abstellen. Vielleicht findet er noch private Geldgeber, welche ihn unterstützen. Es gibt ja noch einige andere solche rostenden Leichen, welche mal mit Spendengelder finanziert wurden und die heute niemanden mehr interessieren.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:03:20:19:30:48.

Re: Einsamer Kampf um die Re 6/6 - Prototypen

geschrieben von: Patrick Rudin

Datum: 20.03.17 19:52

Railfan schrieb:

Es gibt ja noch einige andere solche rostenden Leichen, welche mal mit Spendengelder finanziert wurden und die heute niemanden mehr interessieren.

Konkretes Beispiel?

Railfan schrieb:

Die Re 6/6 sind nicht die ersten 6-achsigen Loks mit einem horizontalen Gelenk in der Mitte des Lokkastens in der Schweiz. Die Ge 6/6 der RhB hatten das mindestens ein Jahrzehnt früher.

Das ist mir jetzt völlig neu, dass die Ge6/6 der RhB ein horizontales Gelenk hätten...



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:03:20:20:05:02.

Re: Einsamer Kampf um die Re 6/6 - Prototypen

geschrieben von: Patrick Rudin

Datum: 20.03.17 20:02

Shadow200 schrieb:

Von am Fahren-Halten steht doch da nichts, sondern nur etwas von in Museen erhalten! Ist doch schön, wenn sich einer darum bemüht. Muss er eben sehen, wie er das Geld sammelt. Historic liegt falsch, die Lok gehört in eine SBB Loksammlung - aber natürlich nicht unbedingt in die von Historic.
Im übrigen ist eine der beiden schon ausgeschlachtet, die wird ganz sicher nicht mehr fahren oder Museumsstück werden.

Vielleicht wäre der Bahnpark Augsburg oder die Schienenwelt Horb eine Idee für eine Prototyp-Re6/6 11601/11602, wenn in der Schweiz keine erhalten werden könnte?

Die einschlägigen Institutionen in der Schweiz müssten aufgrund des Zeitungsberichtes von diesem Vorhaben Bescheid wissen. Es sind leider bei der SBB in letzter Zeit viele Fahrzeugserien und interessante Fahrzeuge für immer verschwunden (Ae4/6, Be4/6-Triebwagen, Seetal-De4/4, Ae6/6 11414, längere und schwieriger zu erhaltende Triebzüge nicht erwähnt), derweil jeder seine Ae4/7, Schnauzen-Ae6/6 oder sein Tigerli haben möchte...

Re: Einsamer Kampf um die Re 6/6 - Prototypen

geschrieben von: Remo

Datum: 20.03.17 20:13

Patrick Rudin schrieb:

Railfan schrieb:

Es gibt ja noch einige andere solche rostenden Leichen, welche mal mit Spendengelder finanziert wurden und die heute niemanden mehr interessieren.

Konkretes Beispiel?

Railfan schrieb:

Die Re 6/6 sind nicht die ersten 6-achsigen Loks mit einem horizontalen Gelenk in der Mitte des Lokkastens in der Schweiz. Die Ge 6/6 der RhB hatten das mindestens ein Jahrzehnt früher.

Das ist mir jetzt völlig neu, dass die Ge6/6 der RhB ein horizontales Gelenk hätten...

Ist aber tatsächlich so, das die Ge 6/6 II analog 11601/11602 ein Kastengelenk haben, das nur vertikale Verschiebungen zulässt.

Mit 11602 wird es wohl nicht mehr so lange gehen; wurde sie doch schon gut ge/enträumt. 11601 sieht da besser aus, einige Bleche liegen im Maschinenraum, mehr ist auf den ersten Blick nicht zu sehen gewesen. So zumindest mein "Besuch" bei ihr am Prellbock im Rahmen meiner Pause in Bellinzona SPao vor wenigen Wochen.

Nun, wie erhalten?
Schnell übernommen ist die Lok bestimmt, mit Glück auch ein Standplatz.. Aaaber dann? Ok, zu Beginn grosse Freude, bis die "Unterhaltung bzw Erhaltung" ins Portemonnaie gehen. Auch wenn es sich nur als reines Ausstellungs-Objekt handeln wird; ewig einfach bezahlen wird das ja kaum jemand. Von dem her gesehen ist ein Museum wie Augsburg nicht schlecht. Um Welten besser als irgendwo "sinnlos" herumgammeln. Meine Meinung.

Kanonenbahn, Reichsbahn und Diesel:
Das ist meine WELT!




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:03:20:20:17:41.

Re: Einsamer Kampf um die Re 6/6 - Prototypen

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 20.03.17 20:14

Zitat:
Der Herr Bögli soll halt der SBB eine Lok zum heutigen Kupfer- und Altmetallpreis abkaufen
Das ist trotzdem ein haufen Kohle.
Hallo zusammen

Aus meinem Nickname könnt ihr ja schliessen, dass ich auch ein grosser Re 6/6 Fan bin - sicher etwas weniger als Hr. Bögli, aber immerhin...

Meine Meinung (selbstverständlich ohne alle Hintergründe zu kennen...):

- Die Lok (wohl die 11601) IST erhaltungswürdig
- Mit der Nicht-Übernahme, bzw. der wenig oder nicht wahrnehmbaren Aktionen dazu, des letzten ETR 470 hat man aus meiner bescheidenen Sicht bewiesen, das man es nicht sehr ernst nimmt...
- Im Artikel ist ja keine Rede von Steuergelder...
- Die SBB - dazu gehört auch SBB Historic - würde gut daran tun, die Eisenbahnfreunde etwas wohlwollender zu behandeln - z.B. mit Bemühungen unterstützen (nicht finanziell!) solche Loks zu erhalten
- Sie soll möglichst vollständig erhalten bleiben - das würde auch eine z.Zt. nicht sinnvolle betriebsfähige Erhaltung eher ermöglichen, natürlich geht der Betrieb der Loks, die noch fahren vor (wenn das zwischen Prototypen und Serienloks überhaupt möglich ist) - Teile können dann aber statt "herausgerissen" auch fachmännisch ausgebaut werden...
- Man muss sicher suchen, vielleicht auch länger oder sehr lange - es gibt aber grundsätzlich durchaus potente Technikfans... Z.B. käme man mit dem Betrag für einen neuen Bugatti Chiron schon ein gutes Stück weit, wenn nicht sogar zum Ziel. Es ist oder war ja da sogar so, dass sich Interessenten um gebrauchte Bugatti Veyron rissen - Besitzer dieses Fahrzeuges wurden/werden beim Erwerb eines der neuen Modelle bevorzugt behandelt (beide zusammen kosten mind. ca. 2 Mio Euro...)

Also, ich hoffe weiter, dass ich meinem Sohn dann wenn er so 17 ist, auch (nebst anderen wichtigen Dingen, die eher nichts mit Eisenbahn zu tun haben) eine Prototyp Re 6/6 in Natura zeigen kann - das Projekt hat nun noch etwa 13 Jahre Zeit...

Gruss Christian

Meine Fotos; Eisenbahnen (Schwerpunkt Gotthard-Nord) und Dampfschiffe: [www.flickr.com]
Dass man zumindest eine Re 6/6 historisch und fahrfähig erhalten sollte ist unbestritten, aber eine Prototyplok ist ein Unsinn!

Solche Loks haben vielfach andere Bestandteile und Apparate, sind somit Sonderlinge in jedem Fahrzeugpark. Dass SBB-Historic nach den mehrfachen Kürzungen der Holdingleistungen kein Interesse an dieser Prototyplok zeigt, ist verständlich und nachvollziehbar!

Wenn Private dies tun wollen, so können sie es auf eigene Kosten und weg von den Schienen! Leere oder teilsbeheimatende funktionslose Apparate und Teile auszustellen, mag für ein Stehzeug durchgehen, der Unterhalt solcher Hüllen wird aber bald zu einem finanziellen Dauerbrenner mit Belastungsgewicht werden. Irgendwann muss der Rosthaufen entsorgt werden, weil Keiner mehr dafür sorgen wird.

Zudem: Der Platz auf remisierbar nutztbare Gleise schwindet und sollte eher fahrfähigen Exemplaren vorbehalten werden, weshalb historisches Stehzeug anderweitig abgestellt werden müssen.

Man kann mir kaum vorwerfen, historisches Bahnerbe zu verschmähen, denn ich bin aktiv an Fahrzeugen tätig (Be 6/8 III 13302, SOB-ABe 4/4 5, Reisezugswagen) und kenne die Problematik des historisch Erhaltens von Bahnfahrzeugen. Wenn man heute bereits Mühe hat, "zertifizierte" Mitarbeier zu haben, welche auch nur den Unterhalt an solchen Fahrzeugen machen dürfen, geschweige denn noch können, wird in Zukunft noch Wunder erleben!

Da lasse man doch besser die Hände davon - Träume realisierbar machen, ist für die meisten Fans eine Nummer zu gross!

Urs

Re: Einsamer Kampf um die Re 6/6 - Prototypen

geschrieben von: Railfan

Datum: 20.03.17 23:58

Hallo Urs Nötzli

Da sind wir ja einmal ungefähr gleicher Meinung. Offenbar ist meine Meinung doch nicht so daneben, dass man keine der beiden Prototyp Re 6/6 11601 / 602 erhalten soll.

Lokleiche ist vermutlich auch die "Tabaklok". Das ist eine Dampflokomotive, welche von der schweizerischen SLM für Bulgarien gebaut wurde. Sie wurde mit Tabak bezahlt.

Eine Lok wurde unter grossem Trara und mit vielen Spendegeldern im 2005 in die Schweiz zurückgeholt. Wo ist die Lok jetzt? Was wurde mit den Spendengeldern gemacht? Wurde sie aufgearbeitet? Ist es ein Rosthaufen? Sind die Initiatoren dieses "historisch wertvollen Kulturgutes" ev. schon gestorben?

Gruss Railfan

Bild: Rückführung der Tabaklok in die Schweiz


http://fs5.directupload.net/images/170320/8rvflrr9.jpg



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:03:21:00:00:48.

Re: Einsamer Kampf um die Re 6/6 - Prototypen

geschrieben von: leofink

Datum: 21.03.17 09:52

Railfan schrieb:

Hallo Urs Nötzli

Da sind wir ja einmal ungefähr gleicher Meinung. Offenbar ist meine Meinung doch nicht so daneben, dass man keine der beiden Prototyp Re 6/6 11601 / 602 erhalten soll.

Hallo Railfan
Ich schliesse mich der Meinung an.
Etwas was in Zukunft ebenso noch kommen wird, von dem man aber noch viel zu wenig hört: Die ETCSzweiisierung der Schweiz. Wenn es so kommt, dass in Zukunft ETCS2 Inseln gebildet werden, kommt man entweder nur noch mit Vorspann drüber (Zufahrt Erstfeld lässt grüssen), oder muss die Fahrzeuge jeweils für, zum heutigen Zeitpunkt, noch mehrere Hunderttausend Franken, ertüchtigen. Mit (teurem) Softwarewechsel alle paar Jahre.
Die Zeiten, wo man ein Lökeli einfach so mal in einem Schopf mit Gleisanschluss revidieren konnte, sind vorbei, oder werden es in naher Zukunft sein.

Wenn also jemand sein Lokomotivchen erhalten will, sollte er sich auch Gedanken machen, wie er den Betrieb in Zukunft finanzieren will. Er wird dann schnell darauf kommen, dass man mit einer Lokomotive schön fahren, aber man kein Geld verdienen kann. Das Geld wird immer noch in den Wagen verdient. Auch wenn sie gerne als Anhängsel gesehen werden. Für mich sind sie die Hauptsache! :-)

Gruss Leo

Re: Zukunft

geschrieben von: Railfan

Datum: 21.03.17 10:31

Meine Meinung ist, dass man in Zukunft mit den meisten Museumsloks nicht mehr auf dem normalen Netz herumfahren kann und soll. Eine Dampflok auf den modernen Infrastrukturen finde ich auch ein wenig daneben.

Was ich aber stark befürworte, sind Museumsstrecken mit der Infrastruktur von ca. 1980 oder älter. Mechanische Stellwerke und Signale, einfache Zugsicherung, ältere Fahrleitung etc. Für Normalspur ist doch Hinwil - Bauma ein Vorbild. Auch aus Sumiswald - Huttwil könnte etwas werden.

Die verschiedenen Eigenbrötler müssten sich bezüglich Strecke (und Werkstätten, Abstellschuppen-Museum) halt zusammenschliessen und attraktive Betriebstage mit mehreren Museumsfahrzeugen anbieten.

Ev. könnten wegen den einfachen Verhältnissen und den niedrigen Geschwindigkeiten spezielle, vereinfachte Bedingungen mit dem BAV ausgehandelt werden.
Andererseits sind gerade solche Museumsbetriebe mit besonderen Gefahren verbunden.

Wenn das Geld vorhanden ist, kann natürlich auch ein Fahrzeug mit ETCS, Türverriegelungen, Feuerlöschanlagen, zertifiziertem Unterhalt etc. versehen werden und weiterhin auf dem ganzen Netz verkehren



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:03:21:10:39:34.

Datum des Artikels

geschrieben von: Patrick Rudin

Datum: 21.03.17 11:22

Hallo,

ganz kurz nochmal - irgendwie kam mir dieser Artikel schon am Anfang bekannt vor.

Ich musste aber auch darauf hingewiesen werden, dass er vom 19. März 2016 stammt...

Re: Datum des Artikels

geschrieben von: Jörn

Datum: 21.03.17 12:00

Patrick Rudin schrieb:

Hallo,

ganz kurz nochmal - irgendwie kam mir dieser Artikel schon am Anfang bekannt vor.

Ich musste aber auch darauf hingewiesen werden, dass er vom 19. März 2016 stammt...

Hoppala! Das ist mir gar nicht aufgefallen. Ich weiß nicht mehr, wonach ich gesucht habe, dabei bin ich darauf gestoßen.

Immerhin scheint das Thema ja, wie ich der Diskussion entnehme, doch noch interessant zu sein.

Re: Egoistischer Kampf um die Re 6/6 - Prototypen

geschrieben von: leofink

Datum: 21.03.17 19:36

Railfan schrieb:

Die Re 6/6 sind nicht die ersten 6-achsigen Loks mit einem horizontalen Gelenk in der Mitte des Lokkastens in der Schweiz. Die Ge 6/6 der RhB hatten das mindestens ein Jahrzehnt früher.

Die Re 6/6 war der letzte Auswuchs von Wechselstrom-Direktmotorlokomotiven. Wenn man etwas innovativer gedacht hätte, wären schon neuere Technologien zur Ausführung gekommen.

Die Re 6/6 sind sicher imposante Loks, welche als historisches Stück erhalten werden muss. Technisch und betrieblich gesehen kann man jedoch über diese Art von Lokomotiven nicht unbedingt begeistert sein.

Hallo
Das mit dem Gelenk stimmt sicher nicht.

Bei den Re 6/6 muss man auch die Zeiten berücksichtigen: Bis 1974 herrschte eine Hochkonjunktur, die man noch nie zuvor erlebt hatte. Die Bahnen erstickten im Güterverkehr. Am Gotthard wurden zum ersten Mal über 100'000 Tonnen am Tag transportiert!
[www.derfunke.ch]
Autobahnen gab es nur sehr rudimentär. Es gab keine wintersichere, leistungsfähige Strassenverbindung durch die Alpen. Der San Bernardino konnte den Verkehr nicht fassen, auch die Zubringerstrassen waren noch nicht ausgebaut: Wer mag sich noch an den Walenseestau erinnern?
[www.tagblatt.ch]

Zürich, die Nordumfahrung kam erst in den 80ern. Der Gubrist 1985. Vorher fuhr man von Winterthur aus mit Vorteil über Pfungen - Bülach - Baden - Baregg zum Onkel nach Rothrist.

Und wie sah es bei den Triebfahrzeugen aus: Die Ae 6/6 herrschten am Gotthard. Die Stangenloks waren im Güterverkehr im Flachland noch gebraucht. Die Re 4/4 II hatten den schnelleren Reiseverkehr übernommen und die Ae 4/7 und 3/6 und auch die kleine Re in den Personenzugverkehr und leichten Güterverkehr abgedrängt. Die Stangenloks aus den Anfängen der Elektrifizierung waren am Ende und mussten bald ersetzt werden. Die RBe fuhren Teils Teils Personenverkehr und auch Schnellzüge. Den Steuerwagenmangel hat man erst in den 80er Jahren behoben. Mit der Re 4/4 II hatte man eine sehr gute Lok für den Schnellzugsverkehr. Dass man dringend starke Loks brauchte, zeigt die Beschaffung der Re 4/4 III mit der man einiges mehr schleppen konnte, allerdings auf Kosten der Geschwindigkeit. Für den Güterverkehr aber nicht relevant. Was lag also näher, als die Re 4/4 II mit dem heute noch hervorragenden Laufwerk zu verlängern? Man wird 1969 etwa mit der Konstruktion der Re 6/6 begonnen haben. Damals waren anschnittgesteuerte Loks noch in weiter Ferne. Eine Lok in der Leistungsklasse, die gebraucht wurde, allerdings 4 Achsig, kam erst mit der 1044 der ÖBB. Und die, das kann man in der SER nachlesen, hatten einige Problemchen und es wurde sogar ein Annahmestopp verfügt. Erst 1976 startete dann die Serie.
Dann hatten die Re 6/6 eine wirksame Rekuperationsbremse, etwas, auf das die SBB seit jeher grossen Wert legten. Keine der Anschnittloks konnte das vorweisen.
Noch anfangs der 80er jahre bestellten die BLS und die BT ihre RBDe Pendel mit Widerstandsbremse. Erst die NPZ der SBB hatten erstmals Rekuperationsprinzip. Und, die Re 6/6 waren freizügig mit vielen Fahrzeugen vielfachsteuerbar. Damals (1969) hatte man noch nie daran gedacht, dass man mit einer Re 4/4II zusammen über den Gotthard an der Zuspitze verkehren könnte.

Und, nachzulesen in der zeitgenössischen Literatur: Die Anschnittloks beeinflussten die Sicherungsanlagen. Noch 1976 durfte der Chiquita nicht freizügig auf dem Netz verkehren.

Wie hättest du also 1969 entschieden in Anbetracht dessen, dass man dringend Loks brauchte und kein Ende der Hochkonjunktur absehbar war?:
Bewährtes mit vertretbarem Risiko nachbauen bzw ausbauen, mit Nutzung der Synergien von Lokpersonal, Unterhaltspersonal, Werkstätteneinrichtungen, Vielfachsteuerung etc.
Oder auf etwas Neues warten, das lediglich im Ansatz vorhanden ist, und vielleicht kommt, dessen Bewährung aber noch ausseht, mit dem Risiko jahrelange Verzögerungen zu haben?

Du kannst das vielleicht nachvollziehen, wenn du heute die Wahl hättest, ob du für die nächste Hochleistungslok PETT Technologie bestellst oder konventionell.
Der PETT ist heute etwa soweit wie 1969 die Anschnittsteuerung für Hochleistungsloks:
[new.abb.com]
[www.bahnonline.ch]

Sicher: Wenn man 1969 gewusst hätte, dass 1974 eine Rezession einsetzte, dass die Strasse die Bahn so konkurrenzieren würde, dass man die alten Loks, wegen dem Verkehrsrückgang ausmustern konnte, ohne Ersatz zu haben und und und. Dann hätte man vielleicht anders entschieden. Aber dass die Loks heute noch fast vollzählig da sind,ist nicht das schlechteste Zeichen.

Es ist einfach, heute mit dem heutigen Wissen zu richten.
Gruss Leo



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:03:22:04:41:20.

Re: Egoistischer Kampf um die Re 6/6 - Prototypen

geschrieben von: Urs Nötzli

Datum: 21.03.17 21:54

Wenn Railfan schrieb:

"Die Re 6/6 sind nicht die ersten 6-achsigen Loks mit einem horizontalen Gelenk in der Mitte des Lokkastens
in der Schweiz. Die Ge 6/6 der RhB hatten das mindestens ein Jahrzehnt früher." ,

dann hat er recht! Die Ge 6/6 der RhB hatte dies tatsächlich schon früher! Man schaue sich doch mal den Spalt der beiden Ge 6/6-"Lokkasten" an, damit lässt sich kein Kurvenlauf erreichen.

Es gibt noch anderes Interessantes, welches uns verwundert: Wer weiss schon, dass die Befestigungsfüsse der Stromabnehmer der RhB grössere Abstände haben, als jene der SBB und der meisten Normalspurbahnen? Man könnte doch meinen, dass die kleinere und damit schmäleren Fahrzeugkästen auch eher schmälere Stromabnehmer hätten! Weit gefehlt!

Was die letzte Bestellung der Re 4/4 II und Re 6/6 betraf, sei gesagt, dass die Industrie für die vorgesehenen Serie-Re 4/4 IV keine Rekuperationsbremse konstruieren konnte, weshalb die SBB auf die 160 km/h schnellen Thyristorloks verzichtete und angesichts der Lokknappheit eben nochmals auf Bewährtes zurückgriff!
Die elektrische Widerstandsbremse der Re 440/446 (wie sie jetzt bei der SOB heissen) war nie eine glücklichhe Sache, weil sie nach dem ansteuern sehr viel Zeit bis zum Einsatz benötigte! Mit der durch Tastendruck ( + und - ) gesteuerten Geschwindigkeitssteuerung (Streifentacho) durfte sie in den 50 Promille-Gefälle der alten Südostbahn nicht eingesetzt werden, weil sie mit voller Bremskraft einsetzte. Man steuerte sie gezielt mit dem Befehlsgeberhebel.

Dass die Re 6/6 sich nicht nur Freunde schaffte, erlebte ich auf Fahrten über den Lötschberg, wobei dort die "Handrädlipiloten" der BLS ihre grösste Mühe mit ihr hatten. Grund könnte auch sein, dass das mittlere Drehgestell auf Kriegsfuss mit dem Schleuderschutz stand - habe auch am Gotthard erlebt, dass in Bellinzona südwärts Re 6/6 gegen Re 6/6 getauscht wurden . . . Jede Lok hat ihre Stärken und Schwächen,, was nicht wegzudiskutieren ist.

Urs

Rekuperationsbremse

geschrieben von: 11652

Datum: 21.03.17 22:05

Hallo Urs

Danke für deine Bemerkungen! Immer wieder interessant auch, wie sich Bedienkonzepte dann so in Gewohnheiten niederschlagen...

Zur Rekuperation und "konstruieren konnte": Bei Wechselstromspeisung geht das ohne Vierquadrantensteller einfach nicht. Dazu hätte es aber den Ansatz der DB 120.0 bedurft - was zeitlich zur Re 4/4 IV ja durchaus möglich gewesen wäre...

PS: Ich bleibe dabei, es wäre schön, wenn es so eine Lok schaffen würde zu überleben... Im Hobbybereich darf man durchaus auch träumen - wohlwissentlich, dass da nie und nimmer alles in Erfüllung gehen wird. Sicherlich ist es auch so, dass man nicht übertreiben darf, wenn es dann beim einen oder anderen Erst wird;-)

Gruss Christian

Meine Fotos; Eisenbahnen (Schwerpunkt Gotthard-Nord) und Dampfschiffe: [www.flickr.com]




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:03:21:22:06:31.

Re: Rekuperationsbremse

geschrieben von: leofink

Datum: 22.03.17 05:21

Zitat:
Zur Rekuperation und "konstruieren konnte": Bei Wechselstromspeisung geht das ohne Vierquadrantensteller einfach nicht. Dazu hätte es aber den Ansatz der DB 120.0 bedurft - was zeitlich zur Re 4/4 IV ja durchaus möglich gewesen wäre...

Hallo
Die 120, war aber schon eine Umrichterlok. Sowas stand 1972 lediglich mit dem zur Lok umgebauten Be 4/4 Triebwagen, der eher ein Steh- als ein Fahrzeug war, zur Verfügung.

Der grosse Durchbruch kam erst mit den GTO Thyristoren, die den apparativen Aufwand massiv senkten: Vorher brauchtest du pro Hauptthyristor einen Löschthyristor mit Umladediode Kondensator und Umschwingdrosselspule! Nachzulesen bei Filipovic, elektrische Bahnen.
Die kamen aber erst mit den KTU Re4/4 zum Einsatz, etwa Mitte der 80er Jahre.
Gruss Leo

Re: Rekuperationsbremse

geschrieben von: 11652

Datum: 22.03.17 06:22

Hallo Leo

Ja, das ist gut, dass du den "Zeitstrahl" wieder zu den Prototypen der Re 6/6 (und damit auch meinem "Baujahr") lenkst. Meine Antwort bezog sich aber schon auf die 120.0, und den Punkt, dass eben die Re 4/4 IV aus 1982 eben analog dazu auch Vierquadrantensteller hätte bekommen müssen. Dann aber wäre sie bestimmt auch eine Drehstromlok geworden ;-)

Die wiederum kommt im Beitrag von Urs ins Spiel, der die Situation um 1972 beschrieben hat.

Dass aber zum Zeitpunkt der 120-Entwicklung BBC Mannheim und Baden nicht in die gleiche Richtung dachten bzw. entwickelten ist eine andere Geschichte (ich kenne diese lediglich aus den Büchern zur 120 bzw. Drehstromloks des EK-Verlages).

Gruss Christian

Meine Fotos; Eisenbahnen (Schwerpunkt Gotthard-Nord) und Dampfschiffe: [www.flickr.com]
Seiten: 1 2 All Angemeldet: -