Hallo zusammen,
willkommen zum nächsten Teil unserer kleinen Reihe durch die Schweiz. Am ersten Reisetag (
Teil 1a und
Teil 1b) hatten wir Seelinie, Rheinfallbahn, Sihltalbahn, Seetalbahn und den Voralpen-Express besucht, nun starten wir in Konstanz zu einer neuen Tagestour.
Tag 2: Konstanz – Singen – Stein am Rhein – Winterthur – Dietikon – Bremgarten – Wohlen - Aarau - Schöftland – Aarau - Olten – Langenthal – Solothurn – Bern – Weinfelden - Konstanz
Auch heute haben wir ein Sammelsurium unterschiedlicher Strecken und Bahnen auf dem Programm. Beginnen wollen wir das Streckensammeln mit der Strecke Etzwilen-Winterthur. Von Konstanz aus würde man hierzu normalerweise auf der Seelinie rheinabwärts nach Etzwilen fahren. Aber diese Verbindung hatten wir ja schon im letzten Teil...
...und so fahren wir erstmal in die entgegengesetzte Richtung und starten mit dem seehas am deutschen Ufer des Untersees nach Singen.
Wir sind wieder mit einer Tageskarte unterwegs. Das GA gilt bereits ab Singen – aber nicht im Zug, sondern lediglich im Bus! Die SBG-Linie von Singen ins schweizerische Stein am Rhein gehört zum GA-Geltungsbereich, und so wählen wir diese Alternative und fahren mit dem Bus durch den Hegau.
Hier sind wir schon in Ramsen, dem ersten Ort nach der deutsch-schweizerischen Grenze. Der Ort liegt an der stillgelegten Bahnstrecke Etzwilen-Singen. Bei einem
früheren Reisebericht waren wir schon einmal in Ramsen.
Dann quält sich der Bus durch die enge Altstadt von Stein am Rhein, dabei fällt der Blick auf den von bemalten Häuserfassaden geprägten Rathausplatz, kurz darauf fährt der Bus über den Rhein.
Die Endhaltestelle des Busses ist am Bahnhof. Stein am Rhein ist Ausgangspunkt für die S 29 nach Winterthur, die Strecke wird von Thurbo mit GTW bedient.
Wir fahren nun auf der Seelinie bis Etzwilen, dort zweigt die Bahnstrecke nach Winterthur ab. Die eingleisige Strecke führt recht kurvenreich vom Hochrhein am Rande des Zürcher Weinlands nach Süden. Die Landschaft ist eiszeitlich geprägt, auf einem Moränenhügel thront Schloss Girsberg bei Waltalingen.
In gut 40 Metern Höhe geht es bei Ossingen über die Thur. Die Gitterbrücke wurde im Laufe der Zeit zwar überholt und modernisiert, im Grunde handelt es sich aber noch um die originale Brücke aus dem Jahr 1875, als die Bahnstrecke von Winterthur nach Singen eröffnet wurde. Landschaftlich zwar nicht spektakulär gefällt mir die Fahrt durch die ländliche Gegend ganz gut.
Mit einem schlanken 3-Minuten-Übergang geht es in Winterthur gleich weiter, mit der S 12 fahren wir jetzt nach Dietikon westlich von Zürich.
Während ich von Winterthur nach Zürich üblicherweise im Fernverkehr auf der Strecke über bzw. unter dem Flughafen unterwegs bin, können wir heute die Strecke über Stadelhofen und den unterirdischen Tiefbahnhof von Zürich kennenlernen.
Im letzten Reiseberichtsteil hatten wir mit dem Prime Tower eines der höchsten Gebäude von Zürich gesehen, hier mit der SBB-Serviceanlage nun eines der längsten Gebäude der Stadt mit 420 Metern. Entlang der Limmat fahren wir weiter nach Dietikon.
In Dietikon wartet auf Gleis 11 schon unser nächster Programmpunkt, die S 17 nach Wohlen. Betrieben wird die Verbindung von der BDWM, die aus der Fusion der Bremgarten-Dietikon-Bahn (BD) mit der Wohlen-Meisterschwanden-Bahn (WM) hervorging. Zur Fahrt auf der Meterspurstrecke steht ein Diamant-Triebwagen bereit. Wie bei Stadler üblich, ist auch dies eine Akronym und steht für „Dynamischer, innovativer, attraktiver, moderner und agiler Nahverkehrstriebzug“.
Die Strecke wurde ursprünglich als elektrische Straßenbahn konzipiert. Und für eine „Straßenbahn“ haben die Züge eine sensationelle erste Klasse: die 20 Plätze nehmen ein Drittel des Zugs ein, es gibt Ledersessel mit Steckdosen, Leseleuchten und „Parkettboden“.
Der erste Abschnitt durch das Stadtgebiet von Dietikon verläuft straßenbahnähnlich. Die weitere Strecke war ursprünglich auch in Straßenlage ausgeführt, wurde im Laufe der Zeit aber neben die Straße verlegt.
Die Strecke führt nun hinauf zum Mutschellen- Pass. Das klingt jetzt spektakulärer als es tatsächlich ist, denn der Pass zwischen dem Limmattal und dem Reusstal ist mit einer Passhöhe von 551 Metern über dem Meer überschaubar. Die Bahnstrecke verläuft parallel zur Straße in Serpentinen über den Scheitelpunkt.
Am Fuße des Mutschellen liegt die Kleinstadt Bremgarten. Die Stadt mit knapp 8.000 Einwohnern sah bei der Suche nach schönen Zwischenstopps recht lohnend aus, so dass wir hier eine kleine Pause einlegen. Beim Weg vom Bahnhof in die Altstadt kommt uns eine Bahn entgegen, auch hier verlaufen die Gleise straßenbahnähnlich. Rechts der Spittelturm, zwischen 1556 und 1559 als Teil der Stadtbefestigung erbaut.
Durch die Marktgasse laufen wir hinunter...
...zur Reuss. Die Altstadt liegt in einer Flussschlaufe, in der Oberstadt thront der Muri-Amthof mit seinem markanten Turm. Es handelt sich um ein Amthaus eines ehemaligen Klosters, der Turm entstand erst im Jahr 1900 im Stil des Historismus. Am Rand der Altstadt für die Bahnstrecke über die Reuss.
Der Hexenturm in der Unterstadt stammt aus dem 14. Jahrhundert. Über die Reussbrücke geht es nun wieder zurück Richtung Bahnhof. Die holzgedeckte Brücke geht auf das 13. Jahrhundert zurück, der heutige Bau stamm aus dem Jahr 1953. Die Brücke wurde damals annähernd originalgetreu neu gebaut, jedoch mit verbreiterter Fahrbahn wegen des zunehmenden motorisierten Verkehrs.
Durch die verkehrsberuhigte Altstadt laufen wir zurück zum Bahnhof. Zahlreiche der gotischen und barocken Häuser stehen unter Denkmalschutz. Es gibt zwar auch am Obertor eine Haltestelle, aber die Zeit reicht auch für die paar Meter bis zum Bahnhof,...
...wobei der Zweckbau nicht so recht zur schmucken Altstadt passen will. Wie sich schon aus dem Namen Bremgarten-Dietikon-Bahn ableiten lässt, endete die schmalspurige Strecke ursprünglich in Bremgarten. Aus der anderen Richtung gab es mit der Wohlen-Bremgarten-Bahn eine normalspurige Strecke. Da man beim Bau der Wohlen-Bremgarten-Bahn jedoch auf eine Brücke über die Reuss verzichtet hatte, musste die Lücke zwischen den Bahnhöfen Bremgarten und Bremgarten West mit der Postkutsche überwunden werden. Später hatte die Bremgarten-Dietikon-Bahn die Strecke nach Wohlen gepachtet, die Lücke geschlossen und ein Dreischienengleis gelegt, so dass ein durchgehender Verkehr von Dietikon bis Wohlen möglich wurde.
Hier nochmals ein Blick in die Luxus-1.-Klasse, mit Innenbildern dürfen wir uns aber nicht lange aufhalten, denn jetzt wird es gleich interessant:
Bei der Fahrt über die Reussbrücke bietet sich den Fahrgästen ein Postkartenmotiv von Bremgarten mit Holzbrücke, Muri-Amthof und den Bürgerhäusern zur Reussfront. Als es darum ging, die Lücke zwischen den beiden Bahnen zu schließen, war zunächst eine Streckenführung über eine neue Brücke anstelle der Holzbrücke sowie durch die engen Altstadtgassen geplant, schließlich entschied man sich aber doch für einen Brückenneubau an der heutigen Stelle. Über den Wagenrain, ein Hügelzug im Schweizer Mittelland, fahren wir nach Wohlen.
Die Strecke der BDWM endet nach 18,8 Kilometern auf dem Bahnhofsvorplatz von Wohlen. Für uns geht es nun hinüber zum SBB-Bahnhof...
...wo nun die S 26 nach Aarau auf unserem Plan steht. Mit dem Flirt fahren wir durch den Aargau...
...wo in der Stadt Aarau die nächste Meterspurbahn auf uns wartet. Aber dazu dann mehr demnächst im Teil 2b.
Viele Grüße und einen schönen Sonntag
Tobias