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3. Juni 2007, NZZ am Sonntag

Italien stellt Anschluss an Gotthard nicht in Frage

Wirbel um Schweizer Fernsehbericht

Im Schweizer Fernsehen hat der Chef der italienischen Bahnen den Gotthardbasistunnel scheinbar in Frage gestellt. Die italienische Regierung korrigiert nun dessen Aussagen. Das Bundesamt für Verkehr verlangt vom Schweizer Fernsehen eine Stellungnahme.


http://www.nzz.ch/images/2007/06/03/il/articleF8FU2/neat.jpg
Neat-Durchstich am Gotthard (Bild Reuters)

Francesco Benini

Der Generaldirektor der italienischen Staatsbahnen hat mit seinen Erklärungen in der Sendung «Dok» des Schweizer Fernsehens viel Staub aufgewirbelt. Mauro Moretti machte Aussagen, die darauf schliessen liessen, dass er die Lötschbergachse der Gotthardachse für den Güterverkehr vorzieht. Der Südanschluss an den neuen Gotthardbasistunnel wäre somit in Frage gestellt - beim Fernsehzuschauer entstand der Eindruck, dass die Schweiz möglicherweise Milliarden in den Sand setzt. Verkehrsminister Leuenberger bat am Mittwoch das italienische Verkehrs- und das Infrastrukturministerium in einem Brief um Klärung.

Gekürzt und zusammengeschnitten

Der «NZZ am Sonntag» liegt eine Stellungnahme des Infrastrukturministeriums vor, das vom früheren Staatsanwalt Antonio Di Pietro geführt wird. «Die Staatsbahnen haben präzisiert, dass die Worte von Herrn Moretti aus einem längeren Interview stammen. Dieses erschien derart gekürzt und zusammengeschnitten, dass der wahre Sinn von Morettis Gedanken vollständig falsch wiedergegeben wird», heisst es darin. Moretti habe die Variante Lötschberg-Simplon lediglich als «theoretische Alternative» erwähnt, und auch dies nur, weil ihn der Interviewer dazu aufgefordert habe. Nie zuvor habe Moretti irgendwelche Präferenzen für die Achse Lötschberg-Simplon geäussert, sondern die Realisierung neuer Projekte stets ausschliesslich auf den Gotthard ausgerichtet.

Das Ministerium erklärt zudem, auf italienischem Territorium seien sämtliche neuen Bauten des europäischen Korridors Nr. 24 auf die Gotthardachse ausgerichtet. Die Projekte sähen eine Vervierfachung der Kapazität von Como nach Mailand vor, um den Transport von Passagieren und Waren zu steigern. Was den Warentransport anbelangt, erwähnt das Infrastrukturministerium die «bereits festgelegte und projektierte» Linie östlich von Mailand in Richtung Brescia sowie drei andere, die das Südportal des Gotthardtunnels mit Novara verbinden sollen.

Protest gegen Dok-Sendung

Leuenbergers Sprecher Daniel Bach erklärt, das Departement sehe sich bestätigt darin, dass Italien seine Haltung zum Thema Neat-Anschlüsse und zur künftigen Bewältigung des Güterverkehrs nicht geändert habe. Das Bundesamt für Verkehr (BAV) wird kommende Woche beim Schweizer Fernsehen protestieren. «Das BAV verlangt vom Schweizer Fernsehen eine Stellungnahme zum ‹Dok›-Film über die Neat», sagt BAV-Sprecher Gregor Saladin. Es habe im Film inhaltliche und sachliche Ungenauigkeiten gegeben. Dass sich die Gesamtkosten der Neat auf 32 Milliarden Franken belaufen würden, stimme nicht. Es sei auch falsch gewesen, Moretti als «Kronzeugen des Südanschlusses» zu präsentieren; er sei weder Verkehrs- noch Infrastrukturminister. Die Aussagen des BAV-Chefs Max Friedli zum Südanschluss seien im Film nicht gezeigt worden. Offensichtlich hätten sie nicht zur These gepasst, die im Film ausgebreitet werden sollte.

Das Schweizer Fernsehen verteidigt sich. «Die Aussagen von Herrn Moretti sind richtig wiedergegeben», sagt Hansjürg Zumstein, Autor des Films. Der Chef der Staatsbahnen habe sich schon zuvor für den Lötschberg ausgesprochen. Die Schweizer Botschaft in Rom habe dies nach Bern rapportiert. Im Interview habe Moretti von sich aus den Lötschberg als eine Möglichkeit erwähnt. Seine genaue Funktion sei richtig angegeben worden. In der Gesamtrechnung des Bundesamts für Verkehr seien die Kosten der Zufahrtstrecken Richtung Italien nicht enthalten. Ohne diese Strecken ergebe der Gotthardbasistunnel wenig Sinn. Die Aussagen von BAV-Chef Friedli seien nicht gezeigt worden, weil sie mit den ausgestrahlten Aussagen von Bundesrat Leuenberger und von Alptransit-Präsident Testoni korrespondiert hätten.

Bello è affrontar la morte
Gridando libertà!
Amor di patria impavido
Mieta i sanguigni allori,
Poi terga i bei sudori
E i pianti la pietà.

Vincenzo Bellini, "I Puritani"