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„Exoten“ in 1:100 – Die zweite...“ : der AR4ümg-54 (wieder viel Text und 19 Bilder)

geschrieben von: A.St.

Datum: 26.02.10 18:09


In meinem Beitrag vom 12.12.08 [www.drehscheibe-foren.de]hatte ich eine Fortsetzung angekündigt.
Wer sich darüber wundert, daß ich für „1:100“-Modelle einen so großen Aufwand treibe, der kann dort meine ganz subjektive Begründung nachlesen. Die angewandte Vorgehensweise läßt sich aber im Prinzip grundsätzlich ebenso auf maßstäbliche 26,4m-Wagenmodelle anwenden, sodaß sich auf diese Art einige nicht oder nicht mehr als Industriemodell erhältliche Wagentypen selbst bauen lassen.
Die Verwirklichung hat sich leider aus verschiedenen Gründen viel länger hingezogen, als urspünglich erhofft. Dieser Selbstbau und die vorangehende Klärung offener Detaillierungsfragen hat mir aber auch diesmal wieder großen Spaß gemacht. Es ist einfach ein schönes Gefühl, einen sonst nicht erhältlichen Wagentypen Schritt für Schritt aus eigener Hand entstehen zu sehen.

Genug der Vorrede!
Grundlage für den AR4ümg-54 waren ein Bc4ümg 54-Grundtyp (ohne Schürzen) von Roco, in meinem Fall ein Bcm 247 in (Ep.V-)„Rola“-Variante (auch in anderen Ausführungsvarianten erschienen) und ein Am 203 (ex A4üm-61) als „Fensterspender“, ebenfalls von Roco (ex Röwa). Alle erforderlichen Modelle wurden im Internet günstig ersteigert. Der äußerliche Zustand ist hierbei ziemlich gleichgültig, solange kein erforderliches Detail abgebrochen ist.
Wagenkasten
Im Unterschied zum vorher gebauten A4ymg, bei dem der Wagenkasten aus vier einzelnen Teilen, mit allen daraus resultierenden Stabilitätsproblemen, zusammengestückelt werden mußte, treten beim Umbau zum AR4ümg diesbezüglich keine größeren Herausforderungen auf. Es kommt lediglich auf möglichst exaktes Einpassen zweier, aus dem Am gewonnenen Fensterbänder mit drei Abteilfenstern und einem Toilettenfenster (bzw. den korrespondierenden Gangfenstern) in den Wagenkasten des Bc an dessen zukünftigem 1.-Klasseende an.
Die am Wagenkasten des Bc angeformten Außenrahmen werden an allen verbleibenden Fenstern vorsichtig mit einer Klinge abgetragen (das Am 203-Modell hat keine!).
Der Abstand des schmalen Toilettenfensters (bzw. entsprechendes Gangfenster) zum Wagenende sollte 14,7 mm betragen und die Fensterober- und Unterkanten des einzufügenden Fensterbandes müssen mit denen des übrigen Wagenkastens sauber fluchten. Der größere Abstand zwischen dem letzten Speiseraumfenster und dem ersten 1.-Klasse-Fenster ergibt sich von selbst.
Die Einstiegstür und die angespritzte Griffstange (kann man auch, wenn man möchte, durch 3mm-Draht ersetzen) am Wagenende bleiben erhalten.
Die einzusetzenden Fensterbandteile werden am besten etwas großzügiger ausgeschnitten und durch vorsichtiges Abtragen an den Rändern (mit Kleinhobel – Vorsicht, Finger! –,die letzten Hundertstelmillimeter mit einem Schleifklotz) exakt in den am Wagenkasten eingearbeiteten Ausschnitt eingepaßt.
Den Ausschnitt im Wagenkasten führt man oben am einfachsten entlang der Unterkante der Dachaufnahmeleiste. Die übrigen Schnittkanten sollten möglichst gerade sein, dies erleichtert das Einpassen des neuen Fensterbandes.
Das Einkleben der Fensterbandteile muß so bündig erfolgen, daß die Wagenaußenwände eine absolut ebene Fläche bilden, was am einfachsten auf einer exakt planen Unterlage (Glasplatte o.ä.) gelingt. Eventuelle Spuren übergelaufenen Klebstoffes verschwinden später beim Spachteln und Verschleifen.

Bild 1
Wagenkasten des Bcm mit eingepaßten Fensterelementen des Am
[img]http://img175.imageshack.us/img175/5428/1wagenkastengendert.jpg[/img]

Zur Stabilisierung habe ich innen an den Stellen, an denen es am wenigsten mit den weiterverwendeten Rändern der Fenstereinsätze kollidiert, 0,5mm-Polystyrolstücke auf die Naht geklebt. Die Fenstereinsätze müssen an diesen Stellen später etwas ausgeschnitten werden. An der oberen Klebenaht lassen sich diese Streifen als (nachträgliche) Anschläge gut von unten gegen die Dachaufnahmeleiste kleben. Weiterhin wird ein 0,8mm starker Polystyrolstreifen so an die untere Seitenwand geklebt, daß die zwei an dieser Wagenseite liegenden Rasten des Wagenbodens hinter deren oberer Kante einrasten können. Die Rastausschnitte der Fenstereinsätze des Am 203 korrespondieren nämlich nicht mit der Lage der Rasten am Wagenboden des Bcm 247.

Bild 2
Die Stabilisierungsstreifen im Wagenkasten und die Streifen zum Einrasten der Klammern des Wagenbodens.
[img]http://img222.imageshack.us/img222/5316/2wagenkversteifungen.jpg[/img]

Nun kann das Spacheln und Schleifen der Außenwände erfolgen. Dieser Vorgang muß mindestens 1-2 mal wiederholt werden. Von der Gründlichkeit dieses Arbeitsganges hängt letztlich ab, ob später von der Änderung noch etwas zu erkennen sein wird. Zwischen den Spachtel-/Schleifgängen sollte man je ca. 24h Trockenzeit einhalten, da die Spachtelmasse beim Trocknen oft etwas einsinkt. Für „alte Hasen“ trage ich jetzt bestimmt Eulen nach Athen, aber hier ein paar Tips zum Vorgehen: zunächst habe ich das „Grobe“ mit 240er-Körnung vorsichtig abgetragen aber ohne „ins Fleisch“ zu gehen. Danach schleife ich die Flächen mit 400er-Körnung absolut plan. Dieser Arbeitsgang erfordert die meiste Sorgfalt! Das nun folgende Nachschleifen, zunächst mit 600er-, dann mit 1000er-Körnung, dient nur noch zum Glätten der Schleifspuren. Die Flächen wirken danach fast wie poliert und man erkennt im hellen Streiflicht recht gut, wo noch Einsenkungen oder Narben im Spachtelauftrag nachgespachtelt werden müssen. Ich empfehle gutes Schleifpapier aus einem Fachgeschäft, mit billigem aus dem Baumarkt habe ich die Erfahrung gemacht, daß es sehr schnell abgerieben ist und stumpf wird. Die zunächst höhere Ausgabe macht sich schnell bezahlt, denn das bessere Papier läßt sich mit einer alten Zahnbürste gut wieder reinigen und so ergibt sich eine lange Verwendungsdauer.
Kleinste Unebenheiten fallen häufig erst nach dem Grundieren ins Auge, besonders, wenn zwischen den verwendeten Teilen vorher ein großer Helligkeitskontrast bestand. Also kann danach nochmals Nachspachteln und Nachschleiffen erforderlich sein, um eine möglichst perfekte Außenhaut zu erzielen.
Wie oben bereits erwähnt, wurde der Wagenkasten also zunächst grundiert. Danach wurde dessen Oberkante über den 1.-Klasse-Abteilen mit Elfenbein (RAL 1014) gespritzt. Nach 48 Stunden Trocknungszeit wird der 1.-Klasse-Streifen mit Weinert Abdeckband abgeklebt und ich habe die Unterkante der Seiten (Langträgerabdeckung) mit schwarz (RAL 9005, mit etwas Mattierungsmittel) gespritzt. Auch diese Partie wurde nach weiteren zwei Trocknungstagen so exakt, wie möglich abgeklebt. Für die Hauptlackierung habe ich nicht Kobaltblau (RAL 5013), sondern Stahlblau (RAL 5011) verwendet, da dies der Lack bei Ablieferung war und zumindest wohl Anfang der 60er-Jahre die meisten dieser Wagen wahrscheinlich noch in diesem Farbton eingesetzt waren.
Meine Erfahrung hat allerdings gezeigt, daß die Farbe Stahlblau etwas lasierender als die anderen Farbtöne wirkt. Man muß besonders dort, wo sie auf dunklem Untergrund aufgebracht wird, wie hier am schwarz gespritzten Längsträger, sehr genau darauf achten, daß sie tatsächlich gedeckt hat. Im Zweifel sollte man 1-2 Spritzgänge mehr auftragen.
Alle verwendeten Lacke stammen aus dem Nitro-Akrylfarbensortiment von Weinert. Eine Gefahr für den Kunststoff besteht bei der Verarbeitung mit der Airbrush wirklich nicht, wie ich nach –zig Anwendungen versichern kann. Welch gutes Ergebnis man mit diesen Weinert-Farben erzielt, mag jeder anhand der Bilder selbst beurteilen.

Bild 3
Die vier Lackierstufen des Wagenkastens:
- Grundierung
[img]http://img59.imageshack.us/img59/743/3wagenkastengrund.jpg[/img]
Bild 4
- Elfenbein für den 1.-Klassestreifen
[img]http://img175.imageshack.us/img175/9158/4wagenkastenelfenbein.jpg[/img]
Bild 5
- Schwarz für die Langträgerabdeckung (der 1.-Klassestreifen ist abgeklebt)
[img]http://img72.imageshack.us/img72/2922/5wagenkastenschwarz.jpg[/img]
Bild 6
- Endlackierung in Stahlblau (Abklebungen 1.-Klassestreifen und Langträgerabdeckung entfernt)
[img]http://img710.imageshack.us/img710/6228/6wagenkastenblau.jpg[/img]

Nach gründlichem Durchtrocknen werden die Griffstangen und Türgriffe farblich abgehoben.

Inneneinrichtung
So unkompliziert, wie sich die Arbeiten am Wagenkasten gestalten, so aufwendig ist der Umbau der Inneneinrichtung, da sie auf der Grundplatte nahezu komplett neu aufgebaut werden muß. Dafür kann man sich hierbei nach Wunsch in mancherlei Details „austoben“ (s. Bild 14). Immerhin sind mit der Weiterverwendung der Grundplatte die korrekten Grundmaße bereits vorgegeben. Nichtsdestotrotz ist es äußert wichtig, beim Neuaufbau darauf zu achten, daß keines der ursprünglichen Außenmaße auch nur um einen Zehntelmilimeter überschritten wird, da dies sonst später zu unschönem Abspreizen der Wagenaußenwände oder Spalten zwischen Wagenboden und -kasten führen kann!
Zunächst werden alle Abteile und Sitze „abgerissen“. Lediglich die Seitenleisten an der Abteilseite, ausgenommen die im Bereich der späteren 1.-Klasse-Abteile, sowie die Außenwände der Toiletten bleiben stehen.

Bild 7
Die Inneneinrichtung wird „gefleddert“.
[img]http://img704.imageshack.us/img704/8049/7inneneinrgefleddert.jpg[/img]

Anschließend werden die Ausformungsöffnungen der Sitze mit Polystyrolplatten verfüllt. Die Grundplatte der Inneneinrichtung hat jeweils an den Enden eine Stufe, um konstruktiv Platz für die Kupplungskinematik zu schaffen. Diese Stufe ist ein Schwachpunkt. Damit sie nicht zur „Sollbruchstelle“ wird, habe ich hier den Boden von oben mit 1mm-Polystyrol auf wenigen Millimetern Länge versteift. An der Unterseite des Bodens befindet sich noch eine Nut für den Haken zur Aufnahme der Kupplungsfeder, die in die vorherige Sitzausformung überging. Hier muß das betreffende Füllstück nach Aushärten der Klebung wieder etwas ausgefräst werden. Jetzt kann der Innenboden verspachtelt und plangeschliffen werden.

Bild 8
Die Ausformungen der ehemaligen Sitzgruppen sind ausgefüllt und verspachtelt.
[img]http://img19.imageshack.us/img19/3505/8inneneinrverfllt.jpg[/img]

Als Nächstes werden von der Inneneinrichtung des Am drei Endabteile (mit jeweiligen Endwänden) abgesägt und deren Bodenplatte sauber entfernt. Die Seitenwände müssen, nach Aufsetzen auf die bearbeitete Bodenplatte des Bc die gleiche Höhe, wie die der Toilettenwände haben. Außerdem müssen am letzten Abteil unten eine Stufe, passend zur Bodenplatte, sowie an der Außenseite zwei Aussparungen für die Rasten des Wagenbodens angearbeitet werden (die Lage ergibt sich aus der Grundplatte). Darüberhinaus müssen die beiden außenliegenden oberen Ecken der toilettenseitigen Abteilwand (mit Gangtür) wie die Wandecken der Toilettenwände profiliert werden, da sie sonst das spätere Einschieben der Dachrasten behinderten. Gleiches gilt später für die einzufügende Trennwand zwischen Speiseraum und 1.-Klassebereich.
Vor dem Einkleben der 1.-Klasseabteile habe ich in die Gang(-schwing-)tür zum Einstiegsraum noch ein Fenster eingearbeitet.

Bild 9
Die 1. Klasseabteile sind angepaßt (die Grundplatte muß vor dem Verkleben noch vollständig verschliffen werden).
[img]http://img163.imageshack.us/img163/2770/9inneneinrmabt.jpg[/img]

Nun kann mit dem Aufbau der Küchentrennwände und der Trennwände zum Speiseraum gemäß Grundrißskizze des AR4ümg begonnen werden. Die (verkürzten) Längenmaße in der Wagenlängsachse werden von der Fensterteilung vorgegeben.
Auf der ehemaligen Gangseite im Bereich des entstehenden Speiseraumes habe ich mit 1mm-Polystyrolleisten (4,5 mm hoch) eine zusätzliche Versteifung gegen Durchbiegen des Inneneinrichtungsbodens eingeklebt.
Damit Tische und Sesselpolster möglichst einheitlich geraten, habe ich die Teile nur grob ausgesägt, sie als Stapel zwischen eine feine Modellbauzwinge gespannt und gemeinsam in Form gefeilt und geschliffen.
Ist schon das Herstellen der 5 langen und 5 kurzen Tischplatten eine etwas mühselige Sache, ist das Bauen der erforderlichen 30 (!) „Cocktail“-drehsessel, gelinde gesagt, „nervenaufreibend“! Hier ist Durchhaltewille angesagt. Es wäre mir lieber gewesen, ich hätte die 0,5mm starken Rückenlehnen von hinten gegen die Sitzpolster geklebt (wie sie beim Original angebaut waren), für das Anarbeiten von exakten 0,5mm-Nuten an der Rückseite der Sitzpolster war ich aber zu faul. Deshalb habe ich die Lehnen auf die Polster geklebt. Die Polystyrolteile dafür wurden um eine erhitzte Schraube passenden Kalibers in Form gebogen.

Bild 10
Der Lohn der Mühe dreier Abende: 30 „Drehsessel“
[img]http://img408.imageshack.us/img408/9185/10drehsessel.jpg[/img]

Wegen der relativen Enge im Speiseraum (besonders beim „gestauchten“ 1:100-Modell) ist es ratsam, die Plätze der Tische und insbesondere der Drehsessel genau auf der Grundplatte zu markieren. Dies geschieht am besten mit kleinen Schablonen, die ich mir am Computer (auch um Schablonen für die Tisch- und Sesselformen zu gewinnen) gezeichnet (in 10-facher Vergrößerung, die dann verkleinert wurde), ausgedruckt und ausgeschnitten habe.

Bild 11
Die eingelegten Sitzgruppenschablonen
[img]http://img341.imageshack.us/img341/2153/11sitzschablone.jpg[/img]

Nach dem Ankörnen der Plätze für Sesselsockel und Tischstützen (Tischmittellinie) mit einer Nadel wurden diese an den entsprechenden Plätzen eingeklebt. Die Höhe ist so zu bemessen, daß die Sitzflächen später 3,6mm und die Tischflächen 5,9mm über der Fläche der Bodenplatte der Inneneinrichtung liegen.

Danach wurde zunächst die weitere Einrichtung mit Anrichte, Oberkellnerplatz und Küche komplettiert. Da das Beleuchungskabel vom vorgesehenen Durchbruch in der Bodenplatte später möglichst unsichtbar unter der Kücheneinrichtung durch einen Hochschrank in der Ecke unter das Dach geführt werden sollte, habe ich ein Stück Schrumpfschlauch als „Kabelkanal“ unter Arbeitstischen und Herd eingeklebt, durch den sich dieses Kabel einfacher hindurchschieben läßt.

Bild 12
Der „Kabelkanal“ unter der Kücheneinrichtung (Bild leider unscharf).
[img]http://img246.imageshack.us/img246/2948/12kabelkanal.jpg[/img]

Bevor nun die bereits ockerfarben (Revell 88, später gab es möglicherweise auch taubenblaue Polster) gestrichenen Sessel und die Tische auf ihre Sockel geklebt werden können, ist es ratsam, den Wagenboden und die Trennwände, zumindest im Speiseraum, in ihrer endgültigen Farbe zu streichen, da diese Bereiche später aufgrund der herrschenden Enge für eine saubere Bemalung kaum noch zugänglich sind. Auch sollten später die speisenden Gäste vor dem Einkleben der Tischplatten plaziert werden, da sie sich so einfacher in die Sessel praktizieren lassen (vor dem Einkleben prüfen, ob die Tischplatte danach auch noch paßt!).
Nun werden der übrige Innenraumboden (meine Wahl: Einstiegsvorräume: „Steingrau“, Revell 75, 1.-Klassebereich und Speiseraum: „Granitgrau“, Revell 69), die übrigen Innenwände, mit Ausnahme derer der Küche (letztere bleiben bzw. werden weiß, ebenso wie die Innenwände der Toilette), und die Sitzpolster (Erdfarbe, Revell 87) in den Abteilen gestrichen. Die typische 1.-Klasse-Täfelung mit afrik. Birnbaum läßt sich übrigens ganz gut imitieren, wenn man die Flächen zunächst mit „Lederbraun“ (Revell 84) deckend streicht und auf die noch feuchte Farbe unregelmäßig mit feinstem Pinsel Streifen mit dem helleren „Braun“ (Revell 85) Streifen aufträgt, die dann mit trockenem Pinsel in den Untergrund etwas „eingearbeitet“ werden (abschnittsweise und in Maserungsrichtung arbeiten).

Bild 13
Die fertige Inneneinrichung
[img]http://img704.imageshack.us/img704/708/13inneneinrfertig.jpg[/img]
Bild 14
Detailansicht aus dem Speiseraumbereich
[img]http://img10.imageshack.us/img10/4354/14inneneinrdetail.jpg[/img]

Dach
Das Dach des Bc wird weiterverwendet, aber all seiner Lüfter und Dachnähte durch Abschleifen beraubt. Ich habe vor dem Aufsetzen der Kuckuckslüfter (Weinert) auf die Wiederherstellung dieser Dachnähte verzichtet, da sie schon beim Vorbild wenig auffälligt waren. Für die, die nicht darauf verzichten möchten: feinsten Draht (z.B. Kupferlackdraht) sehr dünn mit Stabilit-Express einstreichen und an den richtigen Positionen, straff über das Dach gezogen, aufkleben, wobei es dort, wo sie von Lüftern gekreuzt werden, wohl am zweckmäßigsten ist, vor dem Aufkleben der Lüfter unter diesen eine kleine Nut für den Draht einzusägen und anschließend etwas zu verspachteln.
Die richtige Lage aller Lüfter war eine Frage für sich. Die Lüfterposition in Längsrichtung läßt sich recht einfach aus der Wagenskizze entnehmen. Schwieriger wird die Angelegenheit hinsichtlich der Lage in Wagenquerrichtung. Zu vermuten war auch noch, daß sich die Lüfter über den 1.Klasseabteilen auf Linie Abteilmitte, die über dem Speiseraum auf der Wagenmittellinie befanden. Auf welcher Linie aber lagen der Lüfter über dem „Personalraum“ und die drei Lüfter über der Küche? Deutliche Vorbildaufnahmen des Daches von oben für den gewünschten Zeitraum ließen sich nicht finden und so mußte ich die (mit einiger Wahrscheinlichkeit) korrekte Lage aller Lüfter erst mit einer Anfrage [www.drehscheibe-foren.de]im Wagenforum zu ermitteln versuchen. Ich bedanke mich an dieser Stelle noch einmal sehr herzlich bei allen, die mir bei der Klärung geholfen haben!
Das Ergebnis der Recherche ist auf Bild 14 zu sehen:

Bild 15
Die neue Lüfterverteilung (der Herdschornstein ist nur lose aufgesetzt, da er noch schwarz gestrichen und erst nach dem Lackieren des Daches aufgeklebt wird).
[img]http://img28.imageshack.us/img28/9159/15dachlfterneu.jpg[/img]

Zu bemerken ist, daß bei einigen Wagen über dem Speiseraum eine Sonderbauart installiert war, deren Konstruktion sich aber nicht genau genug ermitteln ließ. Die beiden nahe am Küchenschornstein liegenden Lüfter gehörten wahrscheinlich zur verbreiterten Bauart. Leider ist mir kein Hersteller bekannt, der diese als Zurüstteil liefert.
Den Herdschornstein habe ich aus Polystyrolschrott „geschnitzt“.
Das Dach wird wiederum zunächst grundiert und dann weißaluminiumfarben (RAL 9006) lackiert (Klebepunkt für den Herdschornstein mit einem Tupfer Maskiermittel abdecken). Nach dem Durchtrocknen des Lackes wird der schwarz gestrichene Herdschornstein aufgeklebt.

Wagenboden
Im Prinzip wird der vorhandene Wagenboden weiterverwendet. Ich habe aber versucht, dem zutreffende Erscheinungsbild des AR4ümg einigermaßen nahe zu kommen. Hier ergibt sich die besondere Problematik, daß die dunklen Aggregate und Behälter auf allen, mir zugänglichen Vorbildaufnahmen im Wagenschatten „absaufen“. Eine Konstruktionszeichnung des Unterbodens konnte ich leider nirgends finden. Weiteres Problem ist die Gewinnung der erforderlichen Teile. Nicht alle Typen von Batterie- und Ausrüstungskästen sind als Kleinteile erhältlich und die Nachbildungen an den Modellen scheinen z.T. recht vereinfacht dargestellt zu sein. Also bleibt die Lösung, wie manchmal bei der Modellbahn, ein gewisser „frei geschaffener“ Kompromiß.
Auf der Gangseite wurde der äußerst linke Batteriekasten entfernt. Dafür wurde im Bereich unter dem Fensterstiel zwischen erstem und zweitem 1.-Klasseabteil (v.li.) ein schmaler Stau-/Gerätekasten eingeklebt (Wagenboden hier vorher plangefräst).
Auf der Küchen-/ Abteilseite wurden unter dem dritten 1.-Klassefenster (v.li.) ein längerer Batterie-(Stau-?)-kasten und rechts, anschließend an die zwei äußerst rechten Kästen zwei länglich-flache Kästen ergänzt.
Der Gesamteindruck der Bodensilhouette erscheint nun, im Vergleich mit Originalaufnahmen, einigermaßen stimmig.
Da die Bodengruppe (wie auch die Drehgestelle und Kupplungsdeichseln) des „Rola“-Bc-Modelles in einem dunkbraun getönten Kunststoff gespritzt ist, wurde das gesamte Teil schwarz lackiert. Hierbei empfielt sich, die Gleitflächen für die Drehgestelle (an letzteren auch die Achsspitzenlagerungen) und die für die Kupplungsdeichseln vorher abzukleben.

Fenstereinsätze
Für den Speisewagenteil des Wagens werden die entsprechend gekürzten Fenstereinsätze des Bc verwendet. Die drei rechten Küchenfenster habe ich im Bereich der unteren Hälfte, das Fenster der Anrichte (Teil des „Personalraumes“ auf der dem Gang abgewandten Seite links neben der Küche) ganz, weiß gespritzt. Besonders das Abkleben der oberen Hälften der Küchenfenster (nach meiner Erfahrung am besten mit Tesafilm) erfordert große Sorgfalt, da die Fenster der neueren Modelle von hinten eingesenkt sind. Es gab übrigens die verschiedensten Varianten in der Verwendung geweißter Scheiben im Küchenbereich: Küchenfenster ganz weiß, Türfenster auf der Küchenseite auch ganz oder zur Häfte weiß, auch einzelne Fenster auf der Gangseite gegenüber der Küche zur Hälfte weiß, etc.
Dieser Teil der Fenster hält ohne Klebung und die Einsätze dienen in diesem Bereich weiterhin dem Einrasten des Wagenbodens.
An den oberen Kanten der drei Küchenfenster habe ich von außen „Lüftungsleisten“, die ich mir habe ätzen lassen, angebracht. Dies läßt sich einfacher nach dem Einsetzen der Fenster erledigen.
Im 1-Klassebereich werden, bis auf die Einstiegstürfenster, Abschnitte mit drei Abteil- und einem Toilettenfenser der Fenstereinsätze des Am verwendet, die aber im unteren Bereich passend zu den eingeklebten Versteifungsleisten und den Aufnahmeleisten für die Rasten des Wagenbodens ausgeschnitten/ausgefräst werden müssen. Damit hierbei das recht spröde Material nicht splittert, klebe ich auf eine Seite Tesafilm. Das schmale Toilettenfenster wird ebenfalls weiß lackiert. Die Türfenster entstammen wiederum dem Bc. Diese Fensterteile müssen mit wenig (!) Klebstoff (der Klebelack von Gaßner hat sich hierfür bewährt) eingeklebt werden. Die Wageninnenwände müssen an den Klebepunkten frei von Farbe sein.
Am Teil der Übergangstürfenster/ Schlußleuchten werden vor dem Einkleben die Stifte, für die Schlußleuchten, mit transparenter Glasmalfarbe rot gestrichen.

Zusammenbau
Ich empfehle, den Zusammenbau vor der Beschriftung vorzunehmen. Daß man mit entsprechender Vorsicht und Gefühl vorgeht, um die hoffentlich perfekte Neulackierung nicht gleich zu beschädigen und eine gewünschte Innenbeleuchtung gleich mit einbaut, braucht wohl nicht besonders erwähnt zu werden.

Beschriftung
Die Beschriftung, besonders, wenn viele Zeilen zusammengestückelt werden müssen, gerät jedesmal erneut zu einer Geduldsprobe. Besonders beim Zusammensetzen verschiedener Zeichen einer Anschrift, muß jedes einzelne Zeichen sorgfältig ausgerichtet werden, leicht antrocknen, vorsichtig mit Weichmacher betupft werden und wieder antrocknen, damit es beim Ausrichten des Nachbarzeichens nicht unweigerlich wieder verrutscht.
Vor dem Beschriften habe ich die DSG-Embleme (individuell angefertigte Ätzschilder) auf den Fensterstielen neben den Einstiegen am Küchenende und die vorher lackierten Schilder: “DSG-Speiseraum“ (Weinert), mit Klebelack angebracht. Letztere werden erst im Zuge der weiteren Beschriftung mit den zugehörigen Schiebebildern versehen.
Die Wagennummer „11 870 Hmb“ habe ich einem Bild aus der Miba 06/05 (S.48 oben) entnommen und mich auch bei der Anordnung der Längsträgerbeschriftung (soweit identifizierbar) an diesem Bild orientiert.
Sowohl Wagennummer, Gattungsbezeichnung (in „A4ümg“ muß ein „R“ hinter dem „A“ eingefügt werden), als auch Platzzahl („18 Pl“) müssen, z.T. aus Einzelzeichen, zusammengesetzt werden. Eine besondere Herausforderung ist hierbei die Wagennummer auf der Abteilseite unter dem 1.-Klassestreifen. Wegen der Längenverkürzung ist der Platz auf dem Fensterstiel hier sehr eng und die einzelnen Ziffern müssen noch etwas zusammengerückt werden, damit die Anschrift nicht in die Fenster hineinragt.
Die erforderlichen Anschriften und Einzelziffern und –buchstaben wurden den Gaßnersätzen P338, P342 und P341 (das „R“ für die Gattungsbezeichnung aus der Längsträgeranschrift „Regensburg“) entnommen.

Bild 16
Das Anschriftenfeld
[img]http://img532.imageshack.us/img532/6062/16anschriftenfeld.jpg[/img]

Was mir leider fehlt, ist ein Schiebebild für das Schriftfeld, das sich, zumindest bei vielen Halbspeisewagen auf den Einstiegstüren des Küchenendes (vielleicht auch nur auf der Küchenseite) befand und den Zutritt für Reisende in Deutsch, Englisch, Französisch und Italenisch verbot. Ich hätte mir ein solches Schild schon herstellen lassen, wäre mir die italienische Textzeile bekannt. Deutsch, englisch und französisch lauten sie (soweit ich sie aus Aufnahmen mehr erraten, als lesen konnte): „Kein Zugang für Reisende - No entrance for passengers - Accès interdit au public". Ich meine zwar die Zeile in Italienisch so entziffert zu haben: „Accesso consentito si personale de servicio“, bin mir aber, da ich von Italienisch keinen Schimmer habe, nicht sicher. Vielleicht gibt es ja einen Leser, der mir hier weiterhelfen kann.


Bild 17
...ein schönes Vorbild – endlich auch im eigenen Wagenpark einsetzbar...
-Gangseite
[img]http://img21.imageshack.us/img21/4083/17gangseite.jpg[/img]
Bild 18
-Küchen-/Abteilseite
[img]http://img707.imageshack.us/img707/8626/18kchenabteilseite.jpg[/img]
Bild 19
-das Küchenende
[img]http://img517.imageshack.us/img517/668/19kchenende.jpg[/img]

Ach ja – die Bremsbacken fehlen natürlich auch diesmal an den Drehgestellen. Ich habe mich ehrlich gesagt noch nicht durchringen können, diesen Brocken inangriff zu nehmen, denn ich müßte diese Aktion dann für z.Z. 29 Grp 52 und 53-Wagen, die beim Vorbild alle mit Klotzbremsen ausgerüstet waren, bewältigen, weil nichts mehr auffällt, als wenn dieses Detail bei einigen der baugleichen Drehgestelle vorhanden ist, bei anderen aber wiederum nicht. Mal abwarten, ob ich mich noch dazu durchringen kann. Zunächst habe ich mir erst einmal vorgenommen, mein seit langem in Bau befindliches erstes Anlagensegment zu Ende zu bringen, um wenigstens schon einmal eine Art Diorama für meine Modelle zu haben.
Danach wird vielleicht ein Bc4üm-53/60 (mit „Vorzugsabteilen“) an der Reihe sein. Eine Zeitschätzung, wann dieser vielleicht fertig sein wird, verkneife ich mir wohlweislich lieber!

A.Sternberg



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2010:02:26:19:46:22.
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