Hallöle oder Moin!

Am vierten Juliwochenende verkehrte der "Alpen-Sylt-Express" zum zweiten Mal, auch mit dem Flügelzug von Radolfzell. Eigentlich wollten wir schon im Frühjahr mit der Erstfahrt des Zuges in die Pfingstferien fahren, aber dann wurde die Premiere pandemiebedingt verschoben (obwohl Nordfriesland dann doch "aufmachte"). Also wurde die Erstfahrt nun nachgeholt. Das geradezu dekadente Angebot, vom Kleinstadtbahnhof meiner südwestdeutschen Wahlheimat umsteigefrei im Nachtzug an die Sehnsuchtsziele an der schleswig-holsteinischen Westküste zu gelangen... gar keine Frage, das musste ausprobiert werden! Zumal der sonst nicht wirklich preiswerte Zug noch ein Hurra-Angebot offerierte: Ein ganzes Liegewagenabteil für bis zu sechs Personen für 150 Euro (anstatt sonst bis zu 430 Euro oder vielleicht noch mehr). Da muss man zuschlagen!

Freitag, 23. Juli 2021:

Also treffen sich Michael und ich am frühen Abend des 23. Juli 2021 vor dem Böblinger Bahnhof und beschließen, heute einmal keine Lust auf S-Bahnen oder womöglich ausfallende Doppelstock-Intercitys nach Singen zu haben.

Statt S-Bahn. Ditzingen, Dettenhausen, Westerland! (Handy-Bild)


Die Stimmung im Zug ist entspannt, die Zugbegleiterin kennt einen Kollegen von mir, milder Sommerwind weht durch die Fenster... So fahren wir los. Und hier ist auch der Grund zu sehen, weshalb in diesem Zug der Liege- und nicht der Schlafwagen das Fahrzeug der Wahl ist: Es lassen sich die Fenster öffnen. Also so, wie es bei einer Fahrt nach Sylt einfach sein muss!
1.000 Kilometer bis zum Meer! Nordfriesland, wir kommen! (Handy-Foto)


Ab Vaihingen (Enz) brausen wir über die Schnellfahrstrecke.


Der Zug hat sehr entspannte Fahrzeiten, musste er doch mit Rest-Trassen vorlieb nehmen. Das reicht zu einem kleinen Fotostopp in...
...Darmstadt, viertel nach Zehn.


Da wollen wir hin!


Irgendwo vor Gemünden, kurz vor Mitternacht. Vor uns ist ein Güterzug liegen geblieben. Dem Mond ist das egal.



Sonnabend, 24. Juli 2021:

Der Sonnabend wird ein Sonnentag! Zwei von drei Stunden Verspätung wurden aufgeholt, als wir in Hamburg über die Verbindungsbahn rollen.
Guten Morgen Hamburg! Telemichel und der zum Tagexpress gewordene Nachtexpress.


Lokwechsel in Altona. Die Diesellok ist das eindeutige Zeichen, dass es nun in den echten Norden, an die Westküste geht.
Doppelt hält besser! 5.200 PS in zwei Marschwummen stehen zur Fahrt nach Sylt bereit. Eine Lok ist dann allerdings ausgestiegen und bescherte uns wieder mächtig Verspätung.


Flimmernde Zugbegegnung über Dithmarschen.


Unzählige Kamera-Augen warten am Rand der Strecke auf den Zug. Gruß an alle, die uns sahen und die zurück gewinkt haben!
12 Wagen, zwei Loks, und am Ziel der Reise wartet des Meer. Zugfahren kann so schön sein!




Auch nach dem ich-weiß-nicht-wievielten Mal: dieser Sprung über das Meer am Ende der Reise ist jedes Mal wieder eine Offenbarung!


Aus den zwischenzeitlich über drei Stunden wurden am Ende der Reise nur noch 12 min Verspätung.
Nach 17 Stunden, 1.000 Kilometern und keiner einzigen Minute Langeweile!


Wir laufen ein wenig durch Westerland, essen einen Bissen und beschließen, der Nordsee lieber in Dagebüll persönlich Guten Tag zu sagen. Von Weesterlön nach Naibel nehmen wir den D-Zug.
Neuer Service der DB AG für Fuzzys: am Zug wird die Baureihe des Fahrzeuges mit angezeigt.


Der nette Lokführer lässt uns aus dem vorderen Führerstand des 628 fotografieren.
So sieht das dann aus, wenn man hinten am Autozug hängt (wobei der ja eigentlich nur die Kurswagen des D-Zuges darstellt).


Beweisbild aus Niebüll.


Auch die Fahrt durch den Deichschart in Dagebüll, hinter dem sich - je nach Tide - dann die Nordsee oder das glitzernde Wattenmeer ausbreitet: Da geht das Herz jedes Mal auf´s Neue auf!
Mit dem Zug auf die Mole, und keine 10 min später umspült mich die Nordsee mit milden 21°C. Geil (sorry)! (Handy-Foto).


Rückfahrt im Flachland-Tiroler der neg. Mein absoluter Favorit auf der "Kleinbahn", denn man kann das Fenster öffnen. Aufnahme vor Blocksberg.


Sie kriegen es einfach nicht hin! Nicht einmal die korrekte Fahrtrichtung von Zügen, die nach Hamburg IMMER schieben, wird korrekt angezeigt.


Begrüßung in Hamburg Hauptbahnhof, 22 Uhr.



Sonntag, 25. Juli 2021:

Wir übernachten in Harburg und fahren am folgenden Morgen in einem fürchterlich schmutzigen Metronom-Zug nach Lüneburg. Dort begrüßt uns dieses Fahrzeug der Kraftverkehr GmbH, bei der ich vor vielen Jahren mein erstes Geld in der Verkehrsplanung verdiente. Damals sahen die KVG-Busse allerdings alle noch so aus (und nicht bloß weiß).
Klasse Aktion: Bus der KVG in Retro-Lackierung. Lüneburg Bahnhof.


Mit einem anderen Linienbus der KVG, wo die BC100 nach wie vor anstandslos anerkannt wird, fahren wir in rascher Fahrt nach Bleckede (sprich: "Bleekede", so wie "Meeklenburg"). Dort ist noch Zeit für einen Besuch des kleinen Hafens.
Bleckede, Hafen. Nur echt mit Wasservogel.


Wartehäuschen am Bleckeder Bahnhof.


Der Ausflug ans Elbufer war nicht ganz selbstlos: Heute ist Fahrtag des "Heide-Elbe-Express". Ein "motorisierter Silberling", als der die MaK-Großraumtriebwagen auch bezeichnet werden, verbindet drei Mal die alte Salzstadt mit dem Fluss. Da wollen wir mitfahren, denn diese Bahnstrecke kennen wir beide noch nicht.
Ähem... wie, "Bahnstrecke"? Wo denn?


Ah!


Kommt Zug, kommt Rad! Und zwar eine ganze Menge.


Nochmal bei Sonne: der "motorisierte Silberling" beim Umlaufen in Bleckede.


Arbeitsplatz des Lokführers. Attenzione, die Gastarbeiterzeit des Triebwagens in Bella Italia ist noch lebendig.


Und wieder ein Zug zum Fenster-aufmachen!
Einsteigen, bitte!




Schienen unter Gras. Erinnerungen an die einstige Kult-Strecke Velgast - Tribsees werden wach...


Unterquerung des Heide-Suez bei Scharnebeck.


Das unglaublich nette und gut aufgelegte Zugpersonal gibt uns Hinweise, wenn wir ein wenig zu früh an einer Station ankommen. Dann dürfen wir schnell raushüpfen und für die richtige Sonnenseite sogar das Gleis überschreiten...
Erbstorf, Fotohalt


Lünebest! Liebe Arbeitsgemeinschaft Verkehrsfreunde Lüneburg, das hat RICHTIG Spaß gemacht bei euch! Ganz große klasse!


Zum In-die-Stadt-gehen reicht die Zeit nicht mehr - leider, denn ich habe Lüneburg aus meinen KVG-Zeiten jedenfalls in sehr guter Erinnerung. Das wird nochmal nachgeholt. So betreiben wir ein wenig Zugüberwachung.

IC 2924 bei der Durchfahrt Lüneburg. Die DB informiert über diesen Zug (kein Witz):
Mehrere Wagen fehlen
Kein gastronomisches Angebot
fehlende Fahrradbeförderung (wieso eigentlich? Da ist doch ein Bimmdzf dabei?)
Einzelne Wagen ohne Reservierung
Sonstige Qualitätsmängel
keine behindertengerechte Einrichtung
WLAN im gesamten Zug nicht verfügbar


Egal: es hat trotzdem Spaß gemacht! Und wenn es den Nachtexpress wieder einmal zu einem solch fairen Preis gibt, könnte es sehr gut sein, dass es wieder einmal für ein Wochenende an die Nordsee geht!
Ich will zurück nach Westerland!


Viele Grüße (insbes. an Sarah und den EisenbahnerDO aus dem Nachbarabteil im Nachtexpress - ich hoffe, ihr seit mit dem "Uthlande" von Niebüll noch gut nach Hause gekommen?)

Heiko





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