Hallo "Kabinentender",
wieder ein informativer Beitrag über Wagen, die der normalsterbliche Eisenbahnfreund nicht täglich zu sehen bekommt, dazu noch gut fotografiert, vielen Dank!
Im Vergleich zu den Wannenwagen, wie sie bei Zechenbahnen im Einsatz standen - siehe z.B. hier [
www.flickr.com] - erkennt man deutlich,
dass die Wannenwagen der Stahlindustrie noch eine Nummer größer und robuster ausgeführt waren. Und was die Lackierung (Patinierung) angeht, einfach nur "schmuddelig" - und außerdem nicht durch neumodisches Graffitizeugs verunstaltet.
Falls noch jemand mit dem Begriff "Wannenwagen" hadert:
Das war in den 1950er Jahren, was man heute als Waggon-"Innovation" verkaufen würde:
Seinerzeit litten die Werksbahnen der Montanindustrie unter einem hohen Schadwagenbestand an klassischen Hochbord- und Niederbordwagen: Durch die hohe Belastung/ Beanspruchung der Wagen beim Be- und Entladen standen die Wagen mehr
in der Reparaturwerkstatt als das sie dem Eisenbahnbetrieb zur Verfügung standen - bis ein findiger Eisenbahner auf die Idee kam, das "Gefäß" vom Untergestell zu trennen: Wannenwagen sind also Wagen, die betrieblich nicht abhebbare und
untereinander austauschbare Gefäße = die Wannen haben. Im Falle einer Havarie, einer brachialen Be/Entladung durch Greiferbagger oder anderer Beladungseinrichtungen wurde kurzerhand die Wanne ausgetauscht, und der Wagen war wieder
komplett im Einsatz. Wannenwagen ersetzten seit den 1950er Jahren bei Werksbahnen nahezu alle klassischen Hochbord- und Niederbordwagen, wurden vielfach von den (großen) Werksbahnen unter Verwendung altbrauchbarer Untergestelle und Drehgestelle (z.B. Bettendorfdrehgestellenehemaliger ex-amerikanischer Kriegsgüterwagen) selbst gebaut oder auch bei Talbot, Duewag oder SEAG neu beschafft.
Was die notierte, vermeintliche UIC-Nummer angeht:
Ich spekuliere mal, dass der Tragwagen ein von einem Waggonvermieter gemieteter oder gekaufter Wagen ist, der in seinem früheren Leben eine andere Funktion hatte und von seinem neuen Eigentümer nur mit einer Wanne komplettiert wurde.
Z.B. On Rail/ Mettmann ist bekannt durch seine vielfachen Aktivitäten bei klassischen Werkbahnwagentypen. Und da diese kleinen Nummernkritzeleien nicht störten - welche Nummer relevant ist, ist schon allein durch die Größe ersichtlich,
hat man sie einfach stehen lassen.
Bei den großen Staatsbahnen hat sich dieser Wagentyp Wannenwagen - meiner Kenntnis nach - nicht durchsetzen können. Allerdings hat "DB Cargo UK", eines der größeren Güterverkehrs-EVUs in Großbritannien vor 3 Jahren eine Flotte solcher Wagen
bauen lassen, auf der Basis altbrauchbarer Rungenwagenuntergestelle und sie teilweise in den UIC-registrierten Wagenpark einstellen lasssen (Bauart Sms, Nummernreihe 4703), obwohl diese Wagen wohl eher nicht die Insel verlassen dürften:
Foto: Richard Jones/ Flickr - Aufnahme von 2017.
In diesem Sinne freue ich mich schon auf weitere Beiträge über "Werkswagen",
mit besten Grüssen,
Michael