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Die Eurofima-Wagen der DB (Teil 1: Die LHB Prototypen)
Zu Beginn der siebziger Jahre gab es erste Überlegungen für ein Nachfolgemodell der bis dahin in Europa weit verbreiteten Reisezugwagen der UIC-Typen X und Y. Im Jahre 1972 entwickelte Linke-Hofmann-Busch (LHB) in Salzgitter zusammen mit der Deutschen Bundesbahn zwei Prototypen, die auf der Basis der bisherigen X-Wagen entstanden. Neben einem 2. Klasse-Wagen der Bauart Bwümz 237 entstand auch ein gemischtklassiger Wagen ABwümz 227. Die Fahrzeuge verfügten im Gegensatz zu den bisherien X-Wagen über 11 statt 12 Abteile in der 2. Klasse (Bwümz) und 4 statt 5 in der 1. und und 6 Abteile in der 2. Klasse (ABwümz), was größere Abteile und somit mehr Beinfreiheit zur Folge hatte. Zudem sollten die Wagen klimatisiert sein, was eine bedeutende Komfortverbesserung bedeutet hätte. Die Hauptabmessungen entsprachen weitgehend den UIC X-Wagen. Die Länge über Puffer betrug 26.400 mm, die Fenster in der 1. Klasse maßen 1400 mm, die in der zweiten Klasse 1200 mm. Der projektierte, aber nicht gebaute Awümz 207 entsprach in Ausstattung und Abmessungen weitgehend dem Avmz 111. Äußerlich unterschieden sich die neuen Reisezugwagen von den alten vor allem durch die gesickten Seitenwände aus nicht rostendem Stahl (NIROSTA) und ebensolchen Dächern. Nur die Bereiche über den Einstiegsräumen, sowie der Fenster- und Türbereich wurden glatt ausgeführt. Durch die dadurch gewonnene Stabilität konnten die Bleche dünner ausgeführt werden, was eine Gewichtsersparnis bedeutete. Statt Drehfalttüren kamen moderne Schwenkschiebetüren mit ausfahrbaren Trittstufen zum Einbau. Auch die Übergangstüren an den Stirnseiten entsprachen einer neuen Bauart mit abgerundeten Fenstern. Die Lackierung im Bereich des Fensterbandes erfolgte in Anlehnung an die damals aktuellen Pop-Wagen in blutorange, RAL 2002 (ABwümz 227) und kobaltblau, RAL 5013 (Bwümz 237). 1976 änderte sich die Bezeichnung der Wagen in ABvmz 227 und Bvmz 237. Da die ursprünglichen Schenkschiebetüren sehr störanfällig waren, wurden sie später durch solche der UIC-Regelbauart mit Klapptrittstufen ersetzt, wobei diese komplett in der Farbe des Fensterbandes lackiert wurden.
Bild 01: Am 19. Mai 1982 ist der ABvmz 227, 61 80 30-70 001-6, zu Gast im AW Krefeld-Oppum:
Bild 02: An gleicher Stelle ist am 17. Oktober 1984 der Bvmz 237, 61 80 21-73 001-4, zu sehen. (Beide Fotos: W. Ballon †):
Nun zunächst der ABvmz 227:
Bild 03: Am 08. April 1983 traf M. Mandelartz den Wagen ebendfalls im AW Krefeld-Oppum an:
Bild 04:
Zu dieser Zeit wurde der ABvmz 227, 61 80 30-70 001-6, zusammen mit zwei Eurofima-Avmz 227 der DB als Kurswagen Krefeld – Graz (A) im D 216 „Austria-Express“, Amsterdam (NL) – Klagenfurt (A), eingesetzt, was den Vorteil hatte, dass er stets in die Nähe des zuständigen Ausbesserungswerks gelangte. Heimatbahnhof war zu dieser Zeit Köln-Duetzerfeld.
Bild 05: Krefeld Hbf am 24. November 1983 (Foto: D. Klug):
Bild 06: Und am 03. Februar 1985 eben dort (Foto: M. Mandelartz):
Anläßlich einer Hauptuntersuchung im Februar 1987 wurde der Wagen in einen Einspannungswagen umgebaut. Seine Bezeichnung lautete nun ABvmz 227.4, 61 80 30-73 001-3.
Bereits im November 1986 hatte er die damals noch aktuelle Farbgebung oceanblau-beige erhalten.
Bild 07: Am 30. April 1987 fotografierte D. Behrendt den Wagen als Kurswagen Krefeld – Graz im D 216, Amsterdam – Klagenfurt, in München Hbf:
Bild 08: R. Schindowski traf den Wagen am 24. Oktober 1987 im Bww Köln-Deutzerfeld an:
Bild 09:
Im Sommer 1987 wurde die Route des D 216 „Austria-Express“ auf den Laufweg Hoek van Holland – Klagenfurt, gelegt, wobei der Zug jetzt über Venlo gefahren wurde. Der Kurswagenlauf änderte sich dadurch auf Mönchengladbach – Graz, da Krefeld nun nicht mehr angefahren wurde.
Bild 10: Am 28. Juni 1988 fotografierte D. Klug den Wagen in Mönchengladbach Hbf::
Bild 11:
Bild 12: Am 28. Juli 1988 war er mal wieder im AW Krefeld-Oppum zu Gast, als J. Stender auf den Auslöser drückte:
Bild 13: Am 03. Februar 1991 ist der Wagen zwischen zwei Bcm in Dortmund Hbf zu sehen (Foto: R. Platte):
Leider kann ich nichts zum Zug sagen. Es kann sich auch um eine Fuhre Schadwagen handeln. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits in Dortmund beheimatet und kam u.a. als Kurswagen Dortmund – Friedrichshafen und Dortmund – Seebrugg im FD 1902/1903 „Bodensee“, Konstanz – Dortmund – Konstanz zum Einsatz. Am 28. Februar 1995 wurde dieser Sonderling ausgemustert.
Und nun zum Bvmz 237:
Bild 14: Den Bvmz 237, 61 80 21-70 001-7, konnte ich am 06. August 1983 im IC 1629 „Hohensyburg“, Hannover – Köln-Deutz,
einem nur freitags verkehrenden sogenannten Bundeswehr-IC, in Bielefeld Hbf noch als Mehrspannungswagen ablichten:
Kurz darauf wurde der Wagen in einen Einspannungswagen umgebaut und bekam am 21. Dezember 1984 die neue Bezeichnung Bvmz 237, 61 80 21-73 001-4.
Bild 15: Am 19. April 1985 fährt er im IC 1629 „Hohensyburg“, jetzt auf den Laufweg Goslar – Köln-Deutz verlängert, nach Hannover Hbf ein:
Bild 16:
Bild 17:
Bild 18: Im November 1987 erhielt er eine Neulackierung in den Farben oceanblau-beige und ist im Mai 1988 im Nah-
verkehr zwischen Bad Harzburg und Hannover unterwegs, als ihn User „41 052“ im dortigen Hauptbahnhof ablichtete:
Bild 19:
Bild 20: Am 12. April 1989 fotografierte ich den Wagen im IC 559 „Weser-City“, Bremerhaven –
Hannover, in Bremen Hbf und hatte die Gelegenheit in dem Wagen nach Hannover zu fahren:
Bild 21: Der Einsatz in den Kurz-IC Hannover – Bremerhaven/Oldenburg war jetzt viele Jahre die Stamm-
leistung des Bvmz 237. So noch am 23. Mai 1992, als R. Platte den Wagen in Hannover Hbf antraf:
In seinen letzten Jahren erfuhr er sogar noch eine Aufwertung, indem man ihn zum 1. Klasse-Wagen „pimpte“, allerdings nur noch für den Einsatz im Nahverkehr. Da eine Reihe m-Wagen wegen Asbestbelastung aus dem Verkehr genommen werden musste, fehlte es an 1. Klasse-Wagen, so dass man auf dieses Fahrzeug mit dem gediegenen Ambiente zurückgriff, wobei er die Gattungsbezeichnung Bvmz 237 behielt. Fortan war er u.a. zwischen Celle und Bielefeld in Eilzügen zu sehen.
Bild 22: So wie hier am 19. Februar 1994 im E 3920, Celle – Hannover - Bielefeld:
Bild 23:
Bild 24:
Bild 25: Etwa vier Wochen später fotografierte Werner Ballon (†) den Wagen im Bf Wunstorf, ebenfalls in einem Zug der Relation Celle - Bielefeld:
Kurz vor seiner Ausmusterung am 31.Mai 1995 war er als wieder als 2. Klasse-Wochenendverstärker in den IR-Zügen Hannover - Bad Bentheim eingesetzt.
Bild 26: Nach dessen Ausmusterung traf W. Ballon (†) den Wagen abgestellt im AW Krefeld-
Oppum, zusammen mit einigen nicht mehr benötigten Wagen des „Lufthansa-Express“ an:
Bild 27: Wie auch den seit etwa einem halben Jahr ausgemusterten ABvmz 227, 61 80 30-73 001-2:
Die Deutsche Bundesbahn sah in den frühen siebziger Jahren aber zunächst von einer weiteren Beschaffung ab. Zum einen stiegen durch den Fortfall eines Abteils mit sechs Sitzplätzen je Wagen die Kosten pro Sitzplatz erheblich an, zum anderen galt die Klimatisierung der 2. Klasse als zu viel Komfort, bzw. verringerte sich der Unterschied zwischen 1. und 2. Klasse zu sehr. Die DB befürchtete eine Abwanderung zahlreicher Fahrgäste aus der 1. in die 2. Klasse.
In Folge 2 werde ich mich dann mit den fünf Eurofima-ABvmz 227 befassen.
Bis neulich in diesem Forum
Rolf Köstner
Dieser Beitrag erscheint auch im Forum "Historische Bahn" (Historisches)
Man hat nicht richtig gelebt, wenn man nie in einem ICE gesessen hat, der in Hamm geteilt worden ist.
Ich bin ein Boomer!
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:09:01:14:36:21.