Moin,
da gibt es eigentlich eine recht plausible Antwort:
Die Mindener Kreisbahnen (MKB) waren ja eigentlich eine meterspurige Bahn. Allerdings war gerade der Ausbau des Mindener Hafens nach der Inbetriebnahme des Mittellandkanals die Initialzündung, nach und nach die stark belasteten Strecken auch normalspurig zu befahren. Los ging es mit einigen Hafen- und Industriegleisen, dazu kam Minden - Meißen (hier fuhr kurzzeitig auch die Bad Eilsener Kleinbahn), Minden - Moorhoff zum Anschluss Tonindustrie Heisterholz und 1936 Minden - Kleinenbremen zur Anschluss des Erzbergwerkes.
Durch den Zweiten Weltkrieg kam der weitere Umbau in das Stocken, allerdings hatte man damals schon geplant, nach und nach das ganze Netz auf Normalspur umzubauen. Das passierte dann auch nach und nach in den zwischen 1949 und 1957.
Damit hatte die MKB aber das Problem, innerhalb kürzester Zeit einen vollständig neuen Fahrzeugpark aufbauen zu müssen. Für das meterspurige Material gab es meher oder weniger den Schrottpreis, neues und zeitgemäßes normalspuriges Material war teuer und kaum lieferbar.
Der MKB hat wohl die Nähe zu entsprechenden Dienststellen der jungen Deutschen Bundesbahn geholfen: Die bis 1947 bestehende Bezirksregierung Minden zog nach Detmold um und wurde so als Sitz des Bundesbahn-Zentralamtes Minden (BZA Minden) frei. Zwischen der MKB und dem BZA Minden gab es wohl sehr gute "Beziehungen", die der MKB ermöglichten, quasi "ersten Zugriff" auf gebrauchtes Fahrzeugmaterial zu haben.
Erinnert sei z. B. an die Übernahme eines ganzen Schwungs von Vorserien - V 36, der beiden VT 78.9 oder an "Einzelstücke" wie den einzigen bei der DB verbliebenen Reisezugwagen der Bauart "Heidenau - Altenberg", aus dem dann in der Werkstatt der MKB für überschaubares Geld ein richtig guter Dieseltriebwagen gebaut wurde.
Für den Personenverkehr wurde ein ganzer Schwung Länderbahnwagen überwiegend württ. Bauart übernommen, für den damals noch starken Binnengüterverkehr der MKB ein ganzes Sammelsurium an Güterwagen, für die die DB - weil Einzelstücke usw. - keine rechte Verwendung hatte.
Ich denke, dass dieser Wagen im Zuge des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland kam und dann zur MKB als Gelegenheitskauf kam. Vielleicht lief er als großräumiger Wagen auch zunächst im Binnenverkehr der MKB, z. B. für den Stückgutverkehr von / zu Melitta. Ein Foto von 1972 [
www.schmalspur-ostwestfalen.de] zeigt diesen Wagen (bzw. einen baugleichen) mit der Kö 2 bei einem Hilfszugeinsatz zum Aufgleisen. - Naheliegend ist daher, dass der Wagen irgendwann in den 1960ern oder Anfang der 1970er zum Hilfszugwagen hergerichtet wurde, auch die Schiebetür dürfte kaum original sein.
Viele Grüße
Andreas
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:02:27:16:45:33.