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Tour de Turk („TdT“) – Geturktes von West nach Ost

Teil 8a: Legaler und illegaler Kohlenklau mit Dampfallerlei – Und zum Nachtisch gegrillte Lammspieße



Leider ist meine Sommerpause aus beruflichen und familiären Gründen etwas länger ausgefallen als geplant. Jetzt geht es aber weiter mit meinen Reiseberichten aus dem Jahr 2016. Im letzten Bericht ließen wir einen ziemlich siffigen Tag passend an der Biokläranlage ausklingen. Heute sollte es laut Wetterbericht nicht mehr ganz so siffig sein. Ob er Recht hatte, erfahrt ihr in diesem Bericht. Viel Spaß beim Lesen.


Wie immer zu Beginn zunächst eine Karte:

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Bild 5: Übersichtskarte des Tagebaus von Sandaoling. Die Kohle wird mittlerweile per Förderband zur Kohleverladeanlage zwischen den Bahnhöfen Xikeng und Dongkuang auf halber Höhe der Grube transportiert. Dort erfolgt die Umladung in die Kohlenzüge, die dann in Form eines umgekehrten S über Kengkouzhan („Grubeneinfahrtsbahnhof“; in der Karte fälschlicherweise als Kengkongzhan bezeichnet) und Dongbolizhan („Ostbahnhof“) entweder zur Kohlewäsche nach Xuanmeichang oder zur Kohleentladestelle kurz vor dem Bahnhof Nanzhan („Südbahnhof“) fahren. Zwischen Dongkuang und Xibolizhan ist die Strecke zweigleisig. Nach erfolgter Kohlenwäsche erfolgt in Nanzhan die Umladung in Waggons der Staatsbahn, die beladenen Waggons werden dann mit Dieselloks abgeholt und zum Anschlussbahnhof an der Staatsbahnstrecke (außerhalb der Karte rechts unten) gebracht. In Nanzhan befindet sich auch ein größerer Rangierbahnhof.
Einst wurde der Abraum aus den oberen Ebenen des Tagebaus direkt nach Xibolizhan („Westbahnhof“) gebracht, in den tieferen Ebenen mussten die Abraumzüge erst mit einer 180°-Kurve auf die andere Seite des Tagebaus in den Bahnhof Xikeng fahren. Dort machten die Abraumzüge Kopf und wurden nach Xibolizhan geschoben. Die Strecke zwischen Xikeng und Xibolizhan war ebenfalls zweigleisig. Hinter Xibolizhan verzweigte sich die Strecke auf mehrere Gleise hinauf zu den Abraumhalden westlich und südlich des Bahnhofs.
Auf der Verbindung zwischen Dongbolizhan und Xibolizhan verkehrten nur Arbeits- und Arbeiterzüge zum Schichtwechsel.
In Jichangzhan befindet sich eine große Werkstätte. Die Bekohlung und das Wasserfassen erfolgen meistens in Dongbolizhan, obwohl die dortige Großbekohlungsanlage schon länger stillgelegt ist. Stattdessen erfolgt die Bekohlung meist einfach per Schaufellader.
In Yijing („erste Mine“) und Erjing („zweite Mine“) gibt es noch Untertageminen, die ebenfalls an das Schienennetz angeschlossen sind (Abzweig in Nanzhan).
2014 endete dann die Dampfherrlichkeit in weiten Teilen. Nordwestlich des Tagebaus wurden neue Untergrundminen erschlossen (links außerhalb der Karte). Die wurden zwar auch von Nanzhan ausgehend an das Bahnnetz angebunden, der Transport obliegt aber komplett Dieselloks (Strecke ist nicht in Karte eingezeichnet). Im Gegenzug wurde der weitere Abbau von Deckgestein im Tagebau eingestellt und das gesamte Schienennetz westlich von Dongkuang und Dongbolizhan abgebaut. Es wird jetzt lediglich die noch verbliebene Kohle im Tagebau mit Dampfloks abtransportiert.
In diesem Bericht bewegen wir uns entlang der Strecke zwischen Dongbolizhan, Kengkouzhan und Dongkuang.



Wie immer ging es bei Dunkelheit per Bus vom Hotel mit Zwischenstopp an einer uigurischen Bäckerei zum Bahnhof Dongbolizhan. Ich postierte mich mal gleich an der östlichen Bahnhofseinfahrt, um die Ausfahrt des Personalpendels abzulichten.

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Bild 2: Das sah ja schon mal besser aus wie an den Vortagen. So ganz war der tief hängende Schlonz noch nicht weg, aber beim Sonnenaufgang gab es endlich auch mal wieder etwas Farbe zu sehen. Zwei Personen stehen am Gleis. Es sind aber ausnahmsweise keine Eisenbahnfotografen, sondern Minenarbeiter, die …


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Bild 3: … auf den Personalpendel warten, der wie immer aus einer einzelnen Lok besteht. Die beiden waren zu faul, um die noch rund 100 Meter zum Bahnsteig zu laufen. Trotzdem hält die Lok nochmal für sie an, damit sie sich auch noch in das Führerhaus zwängen können.


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Bild 4: Jetzt aber mit Volldampf hinunter in die Grube, schließlich...


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Bild 5:… soll ja keiner zu spät zur Arbeit kommen.


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Bild 6: Nochmal kräftig durchblasen, bis es der Schwerkraft sei Dank fast von alleine hinab in die Grube geht.


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Bild 7: Der Blick um 180° gedreht offenbart die morgendliche Betriebssituation im Bahnhof Dongbolizhan. Drei Dampfloks stehen mit ihren Zügen während des Schichtwechsels auf den Bahnhofsgleisen. Die neue Schicht übernimmt dann die Loks, die Heizer prüfen Gestänge, Zylinder und ergänzen ggf. Schmierstoffe. Danach wird Wasser gefasst, bevor es dann wieder an die Arbeit geht. Ganz rechts stehen die Waggons, die die Lok, die heute den Personalpendel spielen muss, am Haken hat. Nach der Rückkehr aus der Grube wird sie sich wieder an die Wagen setzen. Der Zug ganz links ist noch mit Kohle beladen, normalerweise kommen die Züge immer leer zum Schichtwechsel. Er fährt daher gleich los in Richtung…


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Bild 8: … Bahnhof Jichangzhan und weiter zum Kohleabladeplatz, wobei er zunächst die 180°-Kehre am westlichen Ende des Bahnhofs Dongbolizhan durchfährt. Der Zug rechts hat vorgesetzt bis auf Höhe des Wasserkrans und löscht jetzt erst einmal seinen Durst.


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Bild 9: Wir schauen aber in die andere Richtung, wo schon wieder der Personalpendel aus der Grube kommt. Eine Kohlensammlerin hatte bis kurz zuvor seelenruhig am Gleis Kohle herumliegende Kohle aufgesammelt. Hätte ein schönes Motiv ergeben, leider hat sie im letzten Moment dann doch noch das Weite gesucht.


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Bild 10: Dann halt ein Motiv des Personalpendels ohne Kohlensammlerin.


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Bild 11: Der Personalpendel am Bahnsteig, heute hatte übrigens JS8081 Personalpendeldienst. Und auf dem Bild gibt es gleich einen doppelten Kohlenklau zu sehen, einmal legal und einmal illegal. Der Heizer schmeißt einem Büromitarbeiter ein paar Kohlebrocken zu, die er in den Metalleimern weiter links sammelt. Damit kann er das kleine Öfchen in seinem Büro füllen, wobei es bei den hohen Temperaturen eigentlich gar keiner Heizung bedürfte. Die Kohlesammlerin von eben hofft, dass ein paar Krümel für die übrig bleiben. Legal ist ihr Treiben eigentlich nicht, aber das Personal sieht großzügig darüber hinweg.


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Bild 12: Aufgrund des alles andere als gepflegten Zustandes der Dampfloks ist ein „glint“ nur schwierig umzusetzen. Ein bisschen Glitzern war hier immerhin drin, als der erste Zug in Richtung Grube aufbricht.


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Bild 13: Die Kohlensammlerin hat inzwischen genug gesammelt und macht sich schwer bepackt auf den Weg nach Hause. Das sollte für einige Tage Wärme reichen, den Rest kann sie vielleicht für ein paar Yuan verkaufen.



Nachdem der Rest der Reisegruppe gestern nur widerwillig zum Bahnhof 82 mitkommen wollte, war es heute genau anders herum. Da die Sonne heute wieder weitaus heller als am Vortag schien, waren dort unten nicht so viele Farben zu erwarten. Dennoch schloss ich mich mangels Alternativen, die mir auf die Schnelle nicht einfallen wollten, dem Rest der Gruppe an.

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Bild 14: Da lässt eine aber mächtig Dampf ab, weil ihr langweilig ist und sie nicht in den Bahnhof 82 einfahren darf. Und ich bin nicht der einzige Fotograf, der JS8081 dabei ablichtet.


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Bild 15: So, die Farben sind noch akzeptabel, jetzt fehlt nur noch der erste Zug aus dem Ladegleis.


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Bild 16: Vollkommen überraschend darf sie dann doch in den Bahnhof fahren. Dabei sind doch schon zwei Züge in den Kohleladegleisen. Hat das Dampfablassen den Fahrdienstleiter im Bahnhof dann doch beeindruckt?


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Bild 17: Und während JS8081 gerade den Bahnhof 82 durchfährt, kündigt eine Rauchsäule im Hintergrund die Abfahrt des ersten Zuges aus dem Kohleladegleis an.


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Bild 18: Da kommt er auch schon an unserer Fotostelle vorbei.


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Bild 19: Die Farben sind zwar im Vergleich zum Vortag schon etwas verblasst, aber ich habe schon schlechtere Motive in Sandaoling gehabt.


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Bild 20: Für die Schräg-von-vorne-Fraktion ist auch noch ein Bild abgefallen.



Da heute scheinbar wieder auf zwei Gleisen beladen wurde, sollte der nächste Zug wohl ziemlich bald folgen. Größere Stellungswechsel waren daher erst einmal nicht angesagt. Wir rückten etwas weiter nach vorne, um die Durchfahrt des nächsten Zuges durch den Bahnhof 82 abzulichten. Der stand zwar schon ziemlich im Seitenlicht, aber besser wie nichts.

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Bild 21: Da kommt JS8197 schon aus dem Ladegleis herangeprescht.


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Bild 22: Einmal quer von links nach rechts auf das Streckengleis nach Kengkouzhan. Das mittlere Gleis vorne ist das Streckengleis in Gegenrichtung, ganz links ist ein Abstellgleis, falls sich die Züge mal wieder hier stauen..


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Bild 23: Der Heizer hat ordentlich aufgelegt, damit der Lok auf dem steilen Weg aus der Grube hinaus nicht die Luft ausgeht.


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Bild 24: Auch obwohl es nur noch Seitenlicht gibt, macht der Bahnhof auch so motivtechnisch noch einiges her.


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Bild 25: Und der Lautsprecher am Telegrafenmast wollte auch noch unbedingt mit aufs Foto.



Ein erneuter Stellungswechsel erfolgte dann direct an die Frontlinie, sprich an das westliche Ende des Bahnhofs. Näher darf man den Kohleverladeanlagen nicht kommen, sonst findet man sich da ganz schnell auf der örtlichen Polizeistation wieder. Vor ein paar Jahren sah man das noch lockerer, da konnte man auch noch in der Kohleverladung herumspazieren.

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Bild 26: JS8081 kämpft sich mit den beladenen Waggons aus dem Ladegleis. Rechts steht ein weiterer Zug, der beladen wird und unter der blauen Verladeanlage steht noch ein dritter Zug. Dreifache Beladung sieht man auch nicht allzu oft.


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Bild 27: So muss eine Bahn in einem Tagebau aussehen.


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Bild 28: Und wenn wir schon da sind, dann nehmen wir die Ausfahrt von JS8167 doch auch gleich mit.


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Bild 29: Auf den Bildern sieht es relativ flach aus, aber die Loks haben mit der angehängten Last hier ziemlich zu kämpfen.


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Bild 30 Die Lok hatte wohl vor kurzem eine Revision, denn...


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Bild 31:… ihre Räder glänzen ja fast schon in der Mittagssonne.



Mittagssonne ist übrigens ein gutes Stichwort. Aufgrund des fast fehlenden Schlonzes stand das Licht schon wieder extrem hoch. Zudem wollten wir heute Mittag wieder mal was Gegrilltes essen und das dauert ja meistens immer etwas länger. Daher machten wir uns zu Fuß auf den Rückweg in Richtung Kurve und „pub/pipe location“, wo der Bus auf uns wartete.

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Bild 32: Auf dem Rückweg zum Bus ergab sich noch ein Zufallsmotiv. Wir haben noch einen weiten Weg bis hinauf zum Bus, der rechts oben leicht außerhalb des Bildes auf uns wartet.


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Bild 33: Da das Lokal mit den besten gegrillten Lammspießen in Sandaoling geschlossen hatte, mussten wir eine Ausweichlokation suchen, die direkt gegenüber von unserem Stammbäcker lag, wo wir uns morgens das Sesamgebäck für das Frühstück im Bus holten.


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Bild 34: Neben dem Restaurant fand sich auch ein neues Modegeschäft, die in Sandaoling 2016 wie Pilze aus dem Boden schossen. Modeexperten können sicherlich sagen, welche westlichen Modemarken hier als Vorbild dienten.



Die gegrillten Lammspieße waren mal wieder exzellent, auch wenn wir auf eine andere Lokalität ausweichen mussten. Was wir dann im weiteren Verlauf des Tages noch so alles erlebten, erfahrt ihr im nächsten Bericht.


Inhaltsverzeichnis




Wieder super, danke! :-) (o.w.T)

geschrieben von: Roni

Datum: 02.09.21 10:44

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)
lg, Roni - [raildata.info] - Meine DSO-Reportagen Teil 1 (2005 bis 06/2019): [www.drehscheibe-online.de] - Meine DSO-Reportagen Teil 2 (neueste): [www.drehscheibe-online.de]
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