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Re: Amtssprache deutsch

geschrieben von: westring

Datum: 26.04.21 16:35

kaufhalle schrieb:
Die konkrete Beantwortung der Frage überlasse ich lieber jemandem, der sich besser damit auskennt. Die deutsche Sprache ist in Belgien aber nicht ganz gleichrangig mit Flämisch und Französisch, so wurde z. B. der deutschsprachige Teil der wallonischen Region zugeschlagen. Tatsächlich ist Eupen schon in erheblichem Ausmaß französisiert.
Hallo,

das stimmt so nicht und ist ein bisschen komplizierter. In Belgien gibt es Regionen und Gemeinschaften. Beides sind hierarchisch auf gleicher Stufe stehende gliedstaatliche Ebenen (also wie ein Bundesland in Deutschland) mit eigenen Befugnissen und Parlamenten. Die Regionen sind geographisch gegliedert: Wallonien, Flandern und die Region Brüssel. Die Gemeinschaften basieren auf der jeweiligen Sprache. Es gibt somit die deutschsprachige, die französische und die flämische Gemeinschaft. Es gibt allerdings vier Sprachgebiete in Belgien (deutsch, französisch, flämisch niederländisch und zweisprachig in Brüssel). Jeder Ort in Belgien ist sowohl einer Region als auch einer Gemeinschaft zugeordnet, die jeweils entscheiden.

Die Gemeinschaften entscheiden u.a. über den Schulunterricht, viele Bereiche der Gesundheits- und Sozialpolitik und den Sprachgebrauch. Sie haben das Recht, völkerrechtliche Verträge zu schließen. Damit sind die Gemeinschaften Gliedstaaaten anderer Staaten in der EU gleichgestellt, anders als zum Beispiel Schottland. Da allerdings die flämische Gemeinschaft mit Ausnahme Brüssels geographisch mit der Region Flandern deckungsgleich ist, gibt es hier nur ein gemeinsames Parlament. Die Brüsseler Abgeordneten sind bei Abstimmungen zu Zuständigkeiten der Region Flandern nicht stimmberechtigt. Für die Region Brüssel gibt es ein eigenes Parlament.

Somit gehört zwar das deutschsprachige Gebiet in Belgien um Eupen und St. Vith zur Wallonie, ist ihr aber nicht "zugeschlagen" worden. Die geringere Bedeutung der deutschsprachigen Gemeinschaft ergibt sich einfach aus der geringeren Anzahl an Sprechern. Auf der anderen Seite hat die deutschsprachige Gemeinschaft in den letzten Jahren immer wieder eine bedeutende Rolle bei den Verhandlungen zur Regierungsbildung auf föderalstaatlicher Ebene eingenommen.

Gruß
westring



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:04:26:21:25:18.

Re: Amtssprache deutsch

geschrieben von: U-Bahnfreund

Datum: 26.04.21 17:33

D 2027 schrieb:
(ist das so korrekt grün*innengerecht gegendert?)
Nein.

Es grüßt der U-Bahnfreund :)

Re: Amtssprache deutsch

geschrieben von: rvdborgt

Datum: 26.04.21 19:31

westring schrieb:
Die Gemeinschaften basieren auf der jeweiligen Sprache. Es gibt somit die deutschsprachige, die französische und die flämische Gemeinschaft. Es gibt allerdings vier Sprachgebiete in Belgien (deutsch, französisch, flämisch und zweisprachig in Brüssel).
Man sollte sich auch daran gewöhnen, dass die größte Sprache in Belgien Niederländisch heißt.

Gruß,
Rian

Re: Amtssprache deutsch

geschrieben von: westring

Datum: 26.04.21 20:12

rvdborgt schrieb:
Man sollte sich auch daran gewöhnen, dass die größte Sprache in Belgien Niederländisch heißt.
Du hast sprachwissenschaftlich natürlich recht.

Gruß
westring

Re: Amtssprache deutsch

geschrieben von: kaufhalle

Datum: 26.04.21 21:48

westring schrieb:
Somit gehört zwar das deutschsprachige Gebiet in Belgien um Eupen und St. Vith zur Wallonie, ist ihr aber nicht "zugeschlagen" worden. Die geringere Bedeutung der deutschsprachigen Gemeinschaft ergibt sich einfach aus der geringeren Anzahl an Sprechern. Auf der anderen Seite hat die deutschsprachige Gemeinschaft in den letzten Jahren immer wieder eine bedeutende Rolle bei den Verhandlungen zur Regierungsbildung auf föderalstaatlicher Ebene eingenommen.

Ich habe mich allerdings ausdrücklich auf die Regionen bezogen, und da ist das deutschsprachige Gebiet eben doch der Wallonie zugeschlagen worden - natürlich aufgrund der geringen Größe. Aber diese wallonische Vereinnahmung gab es vor Schaffung der Regionen nicht.

Vorbild Eisenbahnparadies CZ?

geschrieben von: pm

Datum: 26.04.21 21:58

In Deinem Lieblingsnachbarland mit der homogenen Ethnie läuft doch es doch super.Dass dabei ein von einer kommunistischen Partei sehr geprägte Region am Konsequentesten ausschreibt-bemerkenswert.

Der „Posten 58“ telefoniert mit Duisburg und Liége

geschrieben von: Hadufuns

Datum: 26.04.21 22:47

Hallo Posten 12,

Dass ist der Posten 58. Aus der Grenzbetriebsvereinbarung geht hervor dass der Kollege auf diesem Posten sowohl mit dem ÖzF in der BZ Duisburg als auch mit dem Régulateur in Liége telefonieren können muss. In der Version der Grenzbetriebsvereinbarung die ich gerade offen habe, hat er außerdem noch zwei verschiedene ZN-Systeme zur Verfügung um einen Überblick über das Betriebsgeschehen zu erhalten. Mit Inbetriebnahme des ZN-Systemkopplers [1] hätte sich das ändern sollen, keine Ahnung ob das der Fall war.

Ich habe vor Jahren einmal eine Studienarbeit geschrieben in der dieser Posten vorkam: >[...]Im Bereich der Grenzstrecke befindet sich, im Verantwortungsbereich der DB Netz, der Bahnübergang „Posten 58“. Dieser Bahnübergang ist mit Anrufschranken ausgerüstet, die vom Schrankenwärter „PO 58“ örtlich bedient werden. Die Schrankenanlage ist in Grundstellung geschlossen, durch ein Sperrmeldegerät (SpM‑Gerät) wird eine sicherungstechnische Abhängigkeit zum ESTW‑Zentralblock hergestellt. Der Bahnübergang wird durch Blocksignale gedeckt. Der Schrankenwärter Po 58 verfügt über ein Randgerät des EBP‑Systems, das ihn über die Ausfahrt von Zügen in Welkenreadt (L37) und der Überleistelle Thimister (LGV 3) informiert, und über eine Zugnummernmeldeanlage nach ZN 800, die ihn über aus Richtung Aachen Süd kommende Züge informiert [Wied15b].[...]<

ZN 800 ist das Lastenheft für ZN-Anlagen der DB Netz. Das "EBP" ist das Bediensystem dass für die Stellwerke der Infrabel zum Einsatz kommt und das "Randgerät" ist eine Einwahlstelle für das Zugnummersystem der Infrabel das auf diesem Bediensystem basiert (EBP-TDS).
Leider habe ich es nie geschafft den Posten 58 zu besuche. Damals war keine Zeit, auf dem Hin- oder Rückweg von UK oder Belgien auch nie und dann kam Corona.

Viele Grüße
Hadufuns

[1]: [eurailpress-archiv.de]
[Wied15b]: Ril 302.8000

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/ca/1x1.png
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Re: Amtssprache deutsch

geschrieben von: Hauptmann Mumm

Datum: 27.04.21 00:30

wimdr schrieb:
Die offizielle Sprache in Welkenraedt ist Französisch, aber im Bahnhof (und die Betriebstelle für Lokführer und Begleiter) arbeiten viele Leute aus Ost-Belgien.
...und der östliche Bahnhofskopf mitsamt dem ehem. Bf Herbesthal ist auf deutschsprachigem Terrain. Kann man auch gut an den Straßennamen links und rechts der sog. "Neutralstr." sehen, die das Gleisfeld quert. In der Ostausfahrt Welkenraedt wird daher auf den DFI in den Zügen von prochain arret auf nächster Halt umgeschaltet.

Immerhin liegen die Bahnsteige komplett auf frz-sprachigem Terrain. Ich würde es den Belgiern sonst zutrauen, ganz am Bahnsteigende noch einen deutschsprachigen Lautsprecher aufzustellen ;-)



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:04:27:00:36:59.

Re: Amtssprache deutsch

geschrieben von: westring

Datum: 27.04.21 19:46

kaufhalle schrieb:
Ich habe mich allerdings ausdrücklich auf die Regionen bezogen, und da ist das deutschsprachige Gebiet eben doch der Wallonie zugeschlagen worden - natürlich aufgrund der geringen Größe. Aber diese wallonische Vereinnahmung gab es vor Schaffung der Regionen nicht.
Und was hat das mit der Sprache zu tun?

Re: Amtssprache deutsch

geschrieben von: kaufhalle

Datum: 27.04.21 20:23

westring schrieb:
kaufhalle schrieb:
Ich habe mich allerdings ausdrücklich auf die Regionen bezogen, und da ist das deutschsprachige Gebiet eben doch der Wallonie zugeschlagen worden - natürlich aufgrund der geringen Größe. Aber diese wallonische Vereinnahmung gab es vor Schaffung der Regionen nicht.
Und was hat das mit der Sprache zu tun?

Die Regionen folgen nun mal im wesentlichen den Sprachgrenzen. Sicher nicht aus Zufall.

Re: Vorbild Eisenbahnparadies CZ?

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 28.04.21 00:13

pm schrieb:
In Deinem Lieblingsnachbarland mit der homogenen Ethnie läuft doch es doch super.Dass dabei ein von einer kommunistischen Partei sehr geprägte Region am Konsequentesten ausschreibt-bemerkenswert.
Dort hat man eine Generation länger als in Ostdeutschland Staatsbahn betrieben und deutlich weniger Kahlschlag im Streckennetz gemacht. Politisch an höchster Stelle war man aber neoliberal eingestellt und hat daher die belgische Option nicht gezogen (ich nenn das Prinzip mal - juristisch nicht ganz richtig - vereinfacht: "Wir machen die Eisenbahn landesweit als Staat selber, so wie jede Stadt ihre Straßenbahn auch selber machen darf."). Also mußten die Tschechen dann mal loslegen und "richtig" ausschreiben (über die alte Alibi-Vorzeige-Bude Viamont hinaus). Das geschah in sehr kurzer Zeit, erstmal ein Jahr ein wenig (z.B. Böhmerwald) und im Folgejahr dann massiv.

Der Bezirk Usti hat z.B. zur Marktöffnung und Erprobung mehrere Firmen beauftragt. Daß es überhaupt gemacht wurde war politisch vorgegeben, die Frage war das "Wie". Man hat aus der Struktur des Bahnbetriebes (z.B. Fahrzeugumläufe) die ausgeschriebenen Lose abgeleitet. Ob sich das bewährt, wird man sehen. Was erkennbar ist: hier sind Leute am Werk, die sich was gedacht haben und es auch handwerklich können. Bei manchem Chef eines deutschen Zwergverbundes bin ich mir da nicht sicher.

So gibt es z.B. auf der 072 eine Tagesrandleistung nach Štětí, die die Privatklitsche mit dem Triebwägelchen fährt, während sonst die Staatsbahn mit langen Zügen fährt.
Vergleich: In Dresden auf der S1 fahren im Grundtakt 4-Wagen-Züge währen der gesamten Betriebszeit. Vor Jahren hatte man mal angefangen abends zwei Wagen davon verschlossen mitzuführen, weil Überkapazität. Hat man schnell wieder gelassen, den Unfug. Die S2, S3 und Freiberg-S3 und S1-Verstärker fahren mit kurzen Zügen. Man schafft es aber nicht, die Tagesrandlagen der S1 mit diesen Garnituren zu fahren, würde Gehirnschmalz bei Fahr-, Personal- und Umlaufplanbau erfordern.
Die Tschechen können sowas, sogar auf der Ebene der Ausschreibung.

Da fährt die Staatsbahn die 134 im Stundentakt, was als leicht merkbarer Taktverkehr nachmittags zum nach Hause fahren akzeptabel sein mag (in Sachsen gibt es "S-Bahnen", die fahren alle zwei Stunden). Man ist aber noch so bodenständig, zu verstehen, daß es früh auf Arbeit oder in die Schule doof ist, wegen des Stundentaktes 5 min zu spät oder 55 min zu früh anzukommen. Also hat man Verstärker eingefügt, die eine andere Firma fährt. Man kann für ein, zwei Stunden Früh-HVZ den Verkehr kostengünstig verdichten, indem man für diese kurze Zeit weniger Pausenzeiten vorsieht und "billige" Altfahrzeuge nimmt.
Vergleich: Dresden - Königsbrück Stundentakt. Nachmittags okay, man richtet sich arbeitsmäßig ein, Schüler haben Zeit, man geht noch einkaufen oder ißt ein Eis. Man weiß, auf welche Minute der Zug fährt. Früh? 5 min zu spät oder 55 min zu zeitig sein, wenn man Pech hat: deshalb fünf Uhr und irgendwas den Wecker klingeln lassen? Attraktiver Nahverkehr geht anders. Schaut man sich die Gegebenheiten an, sieht man: Umstieg in Klotzsche stadtwärts wäre bahnsteiggleich (1a --> 1). Also, wenn schon keine Zusatzgarnitur machbar ist, warum nicht mit den zwei Garnituren in Klotzsche kürzen und die Leute in die S2 kippen? Dafür dichter fahren; früh weiß man ohnehin, wann man fährt, da bringt der leicht merkbare Takt auch nicht viel und kann auch mal geschlachtet werden, wenns der Angebotsverbesserung dient. Ankunft Hbf mit der S2 dann z.B. 5:38, 6:25(Trilex), 7:08, 7:38. So könnten mehr Leute zeitnäher zum Ziel kommen. Interessiert hier aber keinen.
Die Tschechen können sowas, da reichts zu mehr als sturen Takten (und die Infrastruktur ist auch noch nicht totalverstümmelt).

Da fährt die (tschechische) "Länderbahn" auf dem Südabschnitt der 124 ganze vier mal am Tag. Das ist erstens Trassenerhalt, zweitens nix für den Pendler, aber drittens könne die dort lebenden Leute mit dem Zug verreisen.
Vergleich: Eilenburg - LuWittenberg könnte ein solches Grundangebot mit gut durchdachtem Fahrplan durchaus gebrauchen. Kurorte wie Bad Schmiedeberg und Bad Düben ohne Bahnanschluß sind Grütze.
Die Tschechen können sowas, da reichts zu mehr als Stundentakt oder Plattmachen, sogar über die Grenzen von Fürstentümern hinweg.

Nur mal so paar Beispiele. Was nicht heißt, daß dort langfristig und auf ewig die Richtung stimmen muß.

MfG RK

P.S. Ach so, die Bemerkung mit der homogenen Ethnie noch. Ich bin freundlich zu jedermann. (Jaaa, und auch -frau.) Dem aus Italien kommenden Schwarzafrikaner im schweizer IC sage ich, wo er umsteigen muß, wenn er nach Deutschland will.
Einer meiner Kollegen ist spanischer Muttersprachler vom mittelamerikanischen Festland. Ein lieber und kommunikativer Mensch. Und manchmal strengt es auch an. Und gerade deshalb hängt unsere Integrationskraft subjektiv und auch objektiv davon ab, daß die Kommunikation überwiegend stattfindet zwischen Leuten, die gleich ticken, wenig Mißverständnisse produzieren, kulturell bedingt ähnliche Prioritäten setzen und sich auch mal wortlos verstehen. Das ist in der Kulturbranche auch anders als in einem Produktionsbetrieb. Aber zu viel babylonisches Sprach- (und Denk- und Kultur-)gewirr wird verhindern, daß z.B. die Funtionalität unsere Eisenbahn mal japanisches Niveau erreicht. Und für den Rest der Gesellschaft gilt das wohl auch. Ein funktionierendes Land zu sein kann durchaus gelingen, auch mit mehreren Sprachen und kulturellen Unterschieden. Siehe Schweiz. Aber das braucht viel Zeit und Muße der Begegnung und die Freude an der Herausforderung, also alles einen Tick unterhalb der Schwelle, wo man sich nur noch gegenseitig auf den Sack geht und sich gegenseitig verachtende Parallelgesellschaften entstehen. Über dem Recht stehende Familienclans, parallele Rechts- und Personenstandssysteme, Mafiasysteme diverser vielzahliger Herkünfte und ähnliche Erscheinungen müssen dazu führen, die Generierung immer weiterer solcher Substrukturen zu vermeiden.
Und was die Tschechen betrifft: das sind nicht mal so viele an der Zahl wie die Ostdeutschen. Sie haben die Erfahrung gemacht, daß die Deutschen sie germanisieren wollten. So wie es die Jahrhunderte zuvor hierzulande mit unseren Vorfahren an Saale und Elbe und östlich davon gemacht wurde (vom kleinen Rest in der Lausitz, der noch die alte Sprache spricht bisher mal abgesehen), und seit der "Wiedervereinigung" wird dieses Stück als Farce von "Kolonialbeamten" wieder aufgeführt. Die Tschechen werden sich das nicht gefallen lassen durch zu viele Zuwanderer, die nicht zu ihnen passen. Und schon gar nicht Belehrungen von - wiedermal - der deutschen Seite.



5-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:05:01:12:16:56.

Re: Vorbild Eisenbahnparadies CZ?

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 28.04.21 13:50

Ronald Kretzschmar schrieb (zu CZ):
Dort hat man eine Generation länger als in Ostdeutschland Staatsbahn betrieben und deutlich weniger Kahlschlag im Streckennetz gemacht. Politisch an höchster Stelle war man aber neoliberal eingestellt und hat daher die belgische Option nicht gezogen (ich nenn das Prinzip mal - juristisch nicht ganz richtig - vereinfacht: "Wir machen die Eisenbahn landesweit als Staat selber, so wie jede Stadt ihre Straßenbahn auch selber machen darf."). Also mußten die Tschechen dann mal loslegen und "richtig" ausschreiben (über die alte Alibi-Vorzeige-Bude Viamont hinaus).

Ob sich das bewährt, wird man sehen. Was erkennbar ist: hier sind Leute am Werk, die sich was gedacht haben und es auch handwerklich können. Bei manchem Chef eines deutschen Zwergverbundes bin ich mir da nicht sicher.

So gibt es z.B. auf der 072 eine Tagesrandleistung nach Štětí, die die Privatklitsche mit dem Triebwägelchen fährt, während sonst die Staatsbahn mit langen Zügen fährt.
Vergleich: In Dresden auf der S1 fahren im Grundtakt 4-Wagen-Züge währen der gesamten Betriebszeit.
Verschwendung dieses Typs ist über ganz Deutschland verbreitet. Woran man sieht: die dortige Bahnreform zielte nicht auf Effizienz oder gutes Angebot, sondern darauf, öffentliche Gelder abgreifbar zu machen. Hauptsache 'bestellt'.

Wie man Material effizient einsetzt, könnte man sich auch in Belgien (oder dessen nördlichem Nachbarland) abgucken. Fast alles Material ist für fast jeden Einsatz geeignet, und Zuglängen sind nicht nur in weitem Rahmen gestaltbar, sondern werden auch sinnvoll gestaltet. Das hat weniger mit dem Thema 'Staatsbahn vs. Private' zu tun als mit den (für beide gültigen) Rahmenbedingungen.

Re: Vorbild Eisenbahnparadies CZ?

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 28.04.21 13:57

Ronald Kretzschmar schrieb (zu CZ):
Da fährt die Staatsbahn die 134 im Stundentakt, was als leicht merkbarer Taktverkehr nachmittags zum nach Hause fahren akzeptabel sein mag (in Sachsen gibt es "S-Bahnen", die fahren alle zwei Stunden). Man ist aber noch so bodenständig, zu verstehen, daß es früh auf Arbeit oder in die Schule doof ist, wegen des Stundentaktes 5 min zu spät oder 55 min zu früh anzukommen. Also hat man Verstärker eingefügt, die eine andere Firma fährt. Man kann für ein, zwei Stunden Früh-HVZ den Verkehr kostengünstig verdichten, indem man für diese kurze Zeit weniger Pausenzeiten vorsieht und "billige" Altfahrzeuge nimmt.
Auch das geht bei einer Staatsbahn. In Belgien heißen solche Züge 'P'-Züge (Pendler/piek/pointe). Sie fahren werktags morgens rein, nachmittags raus, in Richtung Brüssel manche über IC-Distanzen mit IC-Tempo, aber angepaßten Halten. An Brückentagen fallen sie (teilweise) aus, an Wochenenden im Sommer gehts morgens zur Küste und nachmittags zurück.

Re: Vorbild Eisenbahnparadies CZ?

geschrieben von: pm

Datum: 29.04.21 19:47

Es ist in CZ überhaupt nichts politisch vorgegeben-wie man es am Moravskoslezský kraj sieht. Und es sind die totalen Experten am Werk-Betriebsaufnahme innerhalb von wenigen Monaten bis Tagen nach endgültiger Zuschlagserteilung.Man darf Arriva gratulieren dass es trotzdem fukntioniert. Aber Fakten....
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