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Liebe Freunde des entspannten und genießenden Reisens,

willkommen im fünften Teil unserer Reise in den Süden im Corona-Sommer 2020.
Im letzten Teil sind wir zusammen von Syracus über Ragusa nach Palermo gefahren, haben einen Tag pausiert und sind dann mit Aufenthalt in Messina nach Taormina weitergefahren. Dort war unsere letzte Übernachtung auf Sizilien.

In diesem Teil verlassen wir die schöne Insel wieder, indem wir uns erneut über die Straße von Messina nach Kalabrien trajektieren lassen. Von dort geht es auf einem ungewöhnlichen Weg und sehr gebirgig nach Catanzaro und weiter nach Cosenza. Unser Fahrplan erfordert es dann, dass wir uns auf schnellstem Weg Richtung Norden begeben. Wir werden es bis nach Rom schaffen.

Wer Teil 4 verpasst hat, kommt hier dahin zurück: [www.drehscheibe-online.de]

Montag, 07.09.2020 Taormina – Catanzaro Citta

Fahrplan


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Karte

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Diese Karten bilden das Programm der beiden Tagesetappen aus diesem Teil des Reiseberichtes ab

Für Ralf und mich ist es die zehnte Tagesetappe, auf die wir uns besonders freuen. Denn zunächst werden wir noch einmal das Eisenbahntrajekt genießen und zum anderen wollen wir heute nachmittag noch mit der Schmalspurbahn vom Bahnhof Catanzaro Lido zum Bahnhof Catanzaro Citta fahren. Dort ist heute unsere Übernachtung geplant. Bei den ersten Fahrplanstudien wurde uns hier für den heutigen Tag noch kein Zug angeboten, sondern auf Bauarbeiten und Schienenersatzverkehr verwiesen. Der Schienenverkehr sollte erst wieder mit Beginn der Schule ein paar Tage später aufgenommen werden.

Aber wir scheinen Glück zu haben, denn die Ferrovie della Calabria bietet plötzlich wieder einen Zugfahrplan an. Wir staunen nicht schlecht, denn eine Verspätung hätten wir eher als „normal“ empfunden, aber ein vorzeitiger Abschluß der Bauarbeiten und dann noch die Wiederaufnahme des Schienenverkehrs vor Beginn der Schule wollen wir kaum glauben.

Das müssen wir erst mit eigenen Augen sehen. Lassen wir uns überraschen!

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Bild 207
An der schönen Terasse unserer Pension in Taormina fährt morgens um 7:45 Uhr mit nur kleiner Verspätung der ICN 1955 von Roma Termini nach Siracusa vorbei, geführt von E464 346 mit einer nicht erkannten Schwesterlok im Doppelpack

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Bild 208
Kurz vor Abfahrt unseres R 12846 fährt im Bf Taormina-Giardini noch ein Güterzug in Richtung Catania durch

Es zieht E652 090, dahinter wird E 652 154 abgebügelt mitgeschleppt. Das passiert gerade rechtzeitig, denn Gleis 2 wird für unseren Regionale von Siracusa nach Messina Centrale benötigt. Es wird mit der Baureihe ALe 501 das gleiche Fahrzeug sein wie auf Gleis 1, das vor ein paar Minuten als R 21504 aus Caltanisetta Centrale kam und hier endet.

Wir hätten anstatt des Regionale auch gleich den IC 728 eine halbe Stunde später nehmen können, mit dem wir dann ohnehin über die Meerenge schippern werden.
Der Grund ist rein Ticket-technischer Natur. Ich werde heute meine Tickets käuflich erwerben, da mir bei der langen Reise sonst die Fahrscheinheft-Abschnitte ausgehen.
In Messina werde ich also am Schalter in der zusätzlichen Zeit meine Tickets für das Trajekt und die Fahrt nach Catanzaro Lido erwerben. Soweit der Plan.

Aber – so einfach geht das natürlich nicht! Denn es ist nicht vorgesehen, dass der geneigte Eisenbahnreisende sich von Messina aus mit dem IC auf die Fähre fahren lässt, um dann in Villa San Giovanni gleich wieder aus- bzw. umzusteigen. Für diesen Zweck kann ich keinen Fahrschein erwerben! Die freundliche Dame verweist mich tatsächlich auf andere Fährverbindungen, für die ich noch die Abfahrtsstelle hätte wechseln müssen. Unser Tagesfahrplan wäre direkt zusammengebrochen.

Daher fällt mir nichts anderes ein, als das IC-Ticket bis zum übernächsten Halt auf dem Festland, also Gioia Tauro zu kaufen. Das geht dann, auch wenn die Kollegin sichtlich irritiert ist, um was ich sie da bitte. Es grenzt an ein Wunder, dass wir uns überhaupt soweit verständigen konnten. Des Italienischen bin ich schließlich in keinster Weise mächtig.

So, genug der Ticket-Odyssee. Nur noch soviel: Natürlich hat sich kein Zugbegeiter während der Manöver zwischen Messina Centrale und Villa San Giovanni für irgendwelche Tickets interessiert. Den Zirkus hätte ich mir direkt sparen können. Aber der ehrenhafte Eisenbahner fährt grundsätzlich nicht ohne Ticket – basta!

Nebenbei: Ralf hatte mit seinem Interrail-Pass natürlich eine gültige Fahrkarte für diese Überfahrt, aber de facto war er auch in einem reservierungspflichtigen Zug ohne Reservierung unterwegs. Das wäre dann übrigens eine Reservierung für einen Platz gewesen, den er während der Überfahrt verpflichtend verlassen muss ;-)

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Bild 209
IC 722/728 (seit Messina) auf dem RFI-Fährschiff „Messina“ wird nach Villa San Giovanni übergesetzt

Die „Messina“ wurde 2013 als neues Flaggschiff in Dienst gestellt und kann auf ihren 4 Gleisen 27 Güterwagen oder 15 Reiszugwagen aufnehmen. Der hintere Teil des Eisenbahndecks ist offen und die Gleise enden hier stumpf. Die mittleren beiden Gleise haben versenkbare Prellböcke.

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Bild 210
Die Türen des IC 728 auf der Fähre sind bereits geöffnet

Alle Reisende sind aufgefordert, den Zug während der Überfahrt zu verlassen. Die „Messina“ hat noch nicht abgelegt. Dahinter liegt die „Scilla“.

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Bild 211
Messina. Das barocke Kuppelgebäude, das die Stadt überragt, ist das „Sacrario di Cristo Re“

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Bild 212
In Villa San Giovanni steigen wir um

Bis Reggio di Calabria sind es von hier ungefähr 20 Minuten Fahrzeit. Als Fahrzeuge dienen die „Üblichen Verdächtigen“.

Wir haben eine Stunde Aufenthalt und nutzen die Zeit für ein leckeres lokales Craftbier in Bahnhofsnähe. Oder waren es am Ende zwei?

Bis Melito di Porto Salvo ist die Strecke zweigleisig und elektrifiziert. Dann fahren wir im eingleisigen, nicht elektrifizierten Bereich weiter. Wir befinden uns auf der „Ferrovia Jonica“ von Taranto nach Reggio di Calabria, die durch Apulien, die Basilikata und Kalabrien immer entlang der Fußsohle des Stiefels und oft direkt entlang des Ionischen Meeres führt. Die Strecke ist sagenhafte 472 km lang. Zum Zeitpunkt der Fertigstellung war sie 20 Jahre lang die einzige Verbindung zur Südspitze Italiens.

Nur zwei IC-Zugpaare übernehmen heute die Fernverkehrsaufgaben mit einer Fahrzeit von 6 ½ bis 7 Stunden.
Auf großen Abschnitten ist es noch eine wunderbare ursprüngliche Strecke, die auf absehbare Zeit wohl nicht dem Tunnelwahn für Küstenstrecken zum Opfer fallen wird. Allerdings soll die durchgehende Elektrifizierung in Planung sein. Aus unserer Sicht beginnt die Fahrleitung erst wieder in Sibari das sind alleine von Melito di Porto Salvo aus 322km. Aber soweit fahren wir nicht. In Catanzaro Lido beginnt ja das Abenteuer Schmalspur!

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Bild 213
Auf unserer 2 ½-Stunden Fahrt von Reggio nach Catanzaro Lido kreuzt unser ALn 663 1187 mit dem Gegenzug ALn 663 1190 in Brancaleone

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Bild 214
Mit 10 Minuten Verspätung fahren wir am Spaggia di Caminia vorbei, ausländische Touristen verirren sich seltener hierher

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Bild 215
Fahrplanknoten in Cantanzaro Lido

Unser Zug endet hier. Aber es bestehen Anschlüsse nach Sibari und Lamezia Terme. Die Zugbegleiterin mahnt zur Eile. Wo sind die beiden deutschen Anschlußreisenden nach Catanzaro? Nein, wir wollen gar nicht zum Bahnhof Catanzaro, der 8 km weiter auf der Strecke Richtung Lamezia Terme liegt. Wir nehmen die Schmalspurbahn nach Catanzaro Citta! Na gut, des Menschen Wille ist sein Himmelreich!

Auf Gleis 1 steht ALn 663 1180. Er fährt nach Sibari. Auf Gleis 2 steht ALn 663 1151 nach Lamezia Terme. Auf Gleis 3 ist unser ALn 663 1187 aus Reggio di Calabria angekommen. Wir haben die Strecke frei gemacht für ALn 663 1164 auf Gleis 4 für die Fahrt dorthin zurück.

Warum erinnert mich diese Szene hier eigentlich an Zwiesel oder Wasserburg Bf? (Lösung: Einfach die 663 austauschen durch 798!)

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Bild 216
Die Ausfahrt steht für ALn 663 1180 nach Sibari

Wir schauen in nördlicher Richtung. Über die hinter dem Ausfahrsignal nach links abgehende Weichenverbindung führte bis 2008 die ursprüngliche Strecke nach Lamezia Terme. Sie lief im weiteren Verlauf ca. 10 km genau parallel zur Schmalspurbahn bis zum Bahnhof Catanzaro Sala und schwenkte dann nach Westen zum tyrrhenischen Meer ab.

Die Gleise in Catanzaro Lido führen heute noch zu einem ausgedehnten Depot („OML“), in dem Eisenbahnbaufahrzeuge hinterstellt werden. In einer Satellitenansicht kann man das übrigens sehr schön sehen. Noch ein Stück weiter weg sieht man im Bild einen Wasserturm und die Rückwand eines 8-ständigen Rechteckschuppens. Diese Anlagen gehören zum Depot Catanzaro Lido. Dort befindet sich auch noch eine Drehscheibe.

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Bild 217
Bahnhof Catanzaro Lido der Ferrovie della Calabria (FC) mit DE M4C 505, einem der fünf auf dem Netz seit 2009 eingesetzten dieselelektrischen Stadler-Triebzüge mit Zahnradantrieb

Wir sind im Reich der 950mm-Strecken der Ferrovie della Calabria angelangt. Die zu bereisenden Strecken, die Ortschaften und Landschaften bekommen jetzt nach und nach ein Gesicht. Bisher waren es nur Fahrplantabellen, die Darstellung im Eisenbahnatlas und die Beschreibung in Wikipedia. Schon das ist sehr spannend: Was zum Teufel ist da los im kalabrischen Städtchen Catanzaro? Eine Schmalspurbahn mit Zahnradantrieb? Außerdem eine Standseilbahn! Früher noch eine Straßenbahn! Eine stillgelegte Normalspurstrecke parallel zur Schmalspurbahn auch noch! Wer hat sich denn so etwas ausgedacht?

Und erst die Streckenführung hinter Catanzaro! Das sieht nach einer Gebirgsbahn vom Feinsten aus. So richtig geheuer ist uns das alles noch nicht. Das müssen wir erst mal aussortieren!

Doch zurück zum FC Bahnhof Catanzaro Lido.
Die vier Stumpfgleise mit den Bahnsteigen liegen im 90 Gradwinkel zum Staatsbahnhof Catanzaro Lido. Zwei Nebengleise führen zum Lokschuppen, der noch genutzt wird. Wenige weitere Nebengleise sind rudimentär vorhanden und nicht mehr in Funktion. Der frühere Güterbahnhof ist einem Parkplatz gewichen.

Wenn man den Staatsbahnhof verlässt, sieht man erst einmal nichts davon. Wo soll hier noch eine Eisenbahn sein? Aber jetzt nicht aufgeben, nur ein paar Schritte weiter in nördlicher Richtung, dann rechts abbiegen, schon lässt ein gelbliches Gebäude erahnen, dass man richtig ist.

Im Gebäude sitzt der Zugleiter (so nenne ich ihn mal, obwohl wir überall Hauptsignale sehen). Er ist sehr bemüht, auf meine Fragen (in Englisch) Antworten (in Italienisch) zu finden. Zunächst gilt es, den nächsten Zug nach Catanzaro Citta herauszufinden. Es sind unterschiedliche Fahrpläne im Angebot. Er fährt in ca. 70 Minuten. Okay, es gilt also die Version des Aushangplans mit dem deutlich geringeren Verkehrsangebot. Macht nichts, wir freuen uns, dass wir nicht den SEV nehmen müssen.
Außerdem müssen wir unseren Fahrplan nach Cosenza für morgen verifizieren. Auf welchem Teilstück genau ist die Strecke unterbrochen? Wo müssen wir den Bus nehmen? Wann genau fährt er und wo können wir wieder in den Zug nach Cosenza wechseln?

Diese Fragen kann Der FC-Kollege nur mit Hilfe einer Kollegin beantworten, die dazu angerufen wird. Das Ergebnis ist nicht ganz unwichtig, da diese morgendliche Reisekette nur einmal existiert. Wenn wir daneben liegen, können wir den Rest der Tour nochmal neu planen. Es stellt sich aber heraus, dass unsere Planung so in etwa der Wirklichkeit vor Ort entsprechen wird.

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Bild 218
Im FC-Bahnhof Catanzaro Lido findet man außer einer Drehscheibe eigentlich Alles, was man für einen netten, auch historischen, Eisenbahnbetrieb so braucht

Wir fahren jetzt erst einmal mit dem modernen Stadler-Zweiteiler nach Catanzaro Citta, wo wir die Nacht verbringen wollen. Die Stadt liegt knapp 10 Kilometer im Landesinneren auf drei Hügeln über tief eingeschnittenen Tälern.

Etwa 200m unterhalb der Altstadt sehen wir rechts der FC-Strecke den früheren Staatsbahnhof Catanzaro Sala. Auch Gleise sind noch zu sehen. Hier unten muss auch die Straßenbahn gewesen sein. Das Eisenbahnherz schlägt schneller. Wenn es irgendwie klappt, müssen wir hier heute oder morgen noch mal hin! Hier unten scheinen ein paar Geheimnisse der Stadt verborgen zu sein.

Die FC beginnt jetzt ihren Aufstieg zur Stadt. Wir fahren in einen kurzen Tunnel und auf die Zahnstange des Systems Strub. Auf ihr ziehen wir uns 2 km bis zum Bahnhof Catanzaro Pratica bei 100 Promille Steigung nach oben. Nach einem weiteren Tunnel fahren wir in den Bahnhof Catanzaro Citta ein.

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Bild 219
DE M4c 505 hat Catanzaro Citta erreicht und das Zugschlusssignal schon für die Rückfahrt eingeschaltet

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Bild 220
Der FIAT M4 401 stellt den Anschluss nach Soveria Manelli her

Das ist gut so. Also ist auch dieser Abschnitt auf der Schiene definitiv in Betrieb. Wir können ihn also morgen bereisen. Trotz der unfotogenen Verunzierungen des Fahrzeugs freuen wir uns auf die Aussicht, dann auch wieder aus offenen Fenstern schauen zu können.

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Bild 221
Die Ausfahrt steht und mit einer Handvoll Fahrgästen brummt der Triebwagen im Abendlicht in verheißungsvolle Welten davon

Wir freuen uns über die geöffnete Fahrkartenausgabe und erledigen das Thema Tickets für morgen früh gleich jetzt. Bei der Gelegenheit verifizieren wir zum zweiten Mal den zweimal gebrochenen Fahrplan bis Cosenza für morgen, denn die Dame hinter der Scheibe ist nett und kompetent und wir finden eine gemeinsame Sprache. Ein bißchen hab ich den Verdacht, dass sie es war, die der Zugleiter vom Bahnhof Lido vorhin angerufen hatte. Zumindest stimmen die Auskünfte exakt überein.

Das Fotografieren und der Fahrkartenkauf haben uns etwas Zeit gekostet. Schändlich! Denn eigentlich hatten wir unserer Vermieterin den genauen Zeitpunkt unserer Ankunft genannt. Zu allem Überfluss erkennen wir unsere Pension nicht und laufen blind daran vorbei. Na ja, es wird uns schnell klar, dass wir zu weit gelaufen sind und gehen zurück. Das Haus ist sowas von direkt gegenüber dem Bahnhof. Und da ist auch unsere Vermieterin mit ihrem Freund und passt uns ab. Die Wohnung liegt zwar in Tieflage, ist aber groß, modern und bequem. Der Kühlschrank in der Küche beherbergt unser Frühstück für morgen zur Selbstverpflegung. Passt alles hervorragend.

Es ist zwar schon 18 Uhr durch, aber das Licht ist noch schön draußen. Bevor wir uns den kulinarischen Genüssen hingeben, zieht es uns nochmal an die Strecke.

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Bild 222
Oberhalb des Bahnhofs Catanzaro Pratica, wo die Zahnstange endet, haben wir einen grandiosen Blick auf die Ponte Bisantis

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Bild 223
Und als Höhepunkt kommt auch der Stadler wieder vom Lido zurück und klettert die Zahnstange hoch

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Bild 224
Die Höhepunkte reißen nicht ab: Auf dem Corso Guiseppe Mazzini vor der Basilica Minore di Maria SS. Immacolata treffen wir auf Gleisreste der ehemaligen Straßenbahn, die schon 1954 eingestellt wurde

Beim Thema Abendessen reißt allerdings die Glückssträhne. Die Auswahl der Restaurants mit Freisitz ist eher begrenzt und wir enden bei einem Stückchen Pizza mit Plastikgeschirr. Na ja, auf dem Heimweg finden wir am Piazza Stocco noch die kleine Birreria degli amici, die leckeres Craftbier ausschenkt, das wir dann draußen auf den Treppenstufen genießen.

Dienstag, 08.09.2020 Catanzaro – Roma Termini

Fahrplan


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Unsere elfte Tagesetappe. Das Wetter verspricht einen sonnigen und interessanten Tag!

Euphorisiert von der schienentechnischen Vielfalt dieses Ortes haben wir am gestrigen Abend noch eine Verfeinerung unserer Planung vorgenommen: Anstatt um 9:40 Uhr starten wir schon um 8:04 Uhr. Und zwar in der Gegenrichtung. Es soll nochmal, wie gestern schon angedacht, zum Bahnhof Catanzaro Sala hinuntergehen mit einer kleinen Recherche der dortigen Verhältnisse. Und die Standseilbahn steht auch auf dem Programm. Wenn schon, denn schon! Und bitte ohne Rucksäcke. Dank der hervorragenden Lage unserer Pension ist das ja kein Problem!

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Bild 225
Unser alter Bekannter steht schon wieder im Bf Citta bereit, uns den Zahnstangenabschnitt nach Sala herunterzubremsen

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Bild 226
In Sala steigen wir aus und drehen uns um. Hoch oben liegt die Altstadt von Catanzaro. Die Überwindung dieses Höhenunterschiedes veranlasste die Menschen, sich hier die tollsten Lösungen auszudenken

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Bild 227
Eine Fußgängerbrücke verbindet den FC Bahnhof Sala (im Bild rechts) und den daneben liegenden alten Staatsbahnhof

Die Schienen im Normalspurteil liegen hier seit der Stillegung 2008 ungenutzt und das Gelände wächst zu. Die Streckenteile nach Lido und in Richtung Settingiano sind aufgegeben. Für den Güterverkehr fand dereinst im Bahnhof Sala der Warenaustausch zwischen FC (damals FCL) und Staatsbahn statt.

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Bild 228
Drehen wir uns um, sehen wir den Eingang zum 2.444m langen Sansinato-Tunnel, in dem die Strecke gleich hinter dem Eingang einen 90 Grad-Schwenk nach Westen vollzieht, und in Richtung Lamezia Terme führt

Die Linie Catanzaro Lido – Lamezia Terme verbindet das Ionische mit dem Tyrrhenischen Meer und wird eben seit 2008 auf einer neuen Linienführung betrieben. Hierzu wurde das neue Streckengleis vom Bf Lido südlich ausgefädelt und 14 km auf einer neuen Trasse bis nach Settingiano geführt, wo es auf der ursprünglichen Streckenführung weitergeht. Um die Verwirrung komplett zu machen, wurde dazwischen (weitab vom Zentrum) ein neuer Bahnhof Catanzaro Germaneto im gleichnamigen Stadtteil angelegt. Die eingleisige Strecke soll in absehbarer Zeit elektrifiziert werden.

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Bild 229
Der ehemalige Staatsbahnhof Catanzaro Sala von der Straßenseite

Wir recherchieren: Genau an dieser Stelle begann einst die Straßenbahn und führte hoch in die Altstadt und darüber hinaus bis in den nördlichen Stadtteil Pontegrande. Sie wurde von 1910 bis 1954 betrieben. Die Schmalspurbahn kam erst 1933 hierher. Das heißt, dass über 20 Jahre lang die Straßenbahn alleine für die Erschließung des Stadtzentrums von hier unten sorgte. Quellen sprechen übrigens von der Spurweite 1445mm, was mich etwas zweifeln lässt.

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Bild 230
Reste des abgebrochenen Projektes, den Bf Sala mit der Talstation der Standseilbahn zu verbinden

Das Bild zeigt uns schon, dass es ganz so einfach mit dem Straßenbahnbetrieb nicht war. Um die Höhendifferenz zu überwinden, wurde die Bahn zwischen der Talstation Pié Sala und der Piazza Roma in der Altstadt als Standseilbahn mit Traktorbetrieb betrieben. Wer schon einmal in Triest war und mit der Linie 2 nach Opicina gefahren ist, weiß, wovon ich rede. Es war das gleiche System. Zunächst fuhr die Straßenbahn vom Bahnhof Sala einen halben Kilometer entlang des Musofalo-Baches zur Haltestelle Pie 'Sala, der heutigen "Contrada Pié Funicolare". Dort wartete der Bremswagen, der die Straßenbahn über eine Distanz von 689 m als Standseilbahn bis zur Piazza Roma hochschob. Dort wurde der Bremswagen wiederum ausgehängt und die Straßenbahn fuhr mit eigenem Antrieb weiter.

Und was hat das jetzt mit dem Bild zu tun? Na ja, 1954 war ja Schluß mit Straßenbahn und Standseilbahn. Aber etwa 40 Jahre später wurde die Standseilbahn in zeitgemäßer Art wieder aufgebaut und ab 1998 in Betrieb gesetzt. Zu diesem Zeitpunkt hielten noch die Staatsbahnzüge in Sala. Zwischen Sala und Talstation der Standseilbahn lag aber die sehr unkomfortable Distanz von besagtem halben Kilometer, die man mit einer überdachten Wegelösung überwinden wollte. Ein Laufband für das Gepäck sollte den Weg zur neuen Talstation erleichtern. So zumindest interpretiere ich die Reste dieses Bauwerks nach eigener Anschauung. Wenn ich die Quellen richtig lese, baute man daran 2004/2005, ohne jedoch zu einem Abschluss zu kommen. 2008 war dann Schluss mit der Staatsbahn in Sala. Abgerissen wurde das Bauwerk zumindest bis heute nicht.

Ralf und ich sind also zwangsläufig zu Fuß gegangen und wir freuten uns, dass wir nicht lange auf eine Bergfahrt mit der „neuen“ Standseilbahn warten mussten.

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Bild 231
Blick auf die Strecke der Standseilbahn, die bis 2015 auch der FC unterstellt war. Jetzt ist es der städtische Verkehrsbetrieb

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Bild 232
Wagen Nr. 2 ist am Ziel Piazza Roma angekommen

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Bild 233
Jetzt folgen wir – inzwischen mit beschleunigtem Schritt, denn „tempus fugit“ - dem Verlauf der ehemaligen Straßenbahnlinie in der Altstadt bis zurück zu unserer Pension und unseren Rucksäcken

Hier sind wir auf dem Corso Giuseppe Mazzini wieder auf den Spuren unserer abendlichen Suche nach adäquater Nahrungsaufnahme. Aber darüber können wir heute nur milde lächeln, denn wir haben ja gut gefrühstückt!

Wir wollen aber Catanzaro Citta nicht verlassen, ohne dem Depot der FC einen Besuch abzustatten. So viel Zeit muss noch sein!

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Bild 234
Im Depot der FC in Catanzaro Citta ist einiges geboten! Rechts in die Kurve führt die Strecke Richtung Cosenza

Das Depot erreicht man in einer Minute, indem man durch den Busbahnhof marschiert. Na ja, es ist eher eine Mischung aus Busabfahrtsplatz und Busdepot, wo man eifrig Fahrzeuge wäscht, betankt und kleinere Reparaturen ausführt. Auf jeden Fall sind hier jede Menge eifrige Menschen zugange.

Das ändert sich auch nicht, wenn man das Eisenbahndepot erreicht. Es ist schon fast rührend, zu sehen, was hier alles für Leute herumlaufen. Wie nach einem überlieferten Ritual scheinen sich die Eisenbahner aller örtlichen Hierarchien zu einem verabredeten Zeitpunkt zusammengefunden zu haben und bewegen sich nun wild durcheinander zwischen Fahrzeugen und Gleisen mit einem geheimnisvollen Auftrag, der dem Beobachter verborgen bleibt. Für einen Moment kommt mir Lummerland in den Sinn. Eine eigene kleine Welt, die ihren Auftrag aus sich selbst heraus zu generieren scheint. Aus der Anzahl der zu befördernden Fahrgäste kann man es vermutlich nicht ableiten. Es sei denn es ist Pfingsten und die Gläubigen sind im Auftrag des Herrn und in großen Mengen zur Haltestelle „Madonna di Porto“ zu transportieren. Oder wie war die Begründung kürzlich bei der Einstellung der moldawischen Regionalzüge? Die Fahrgäste bestanden zu 70% aus dem Eisenbahnpersonal selbst. Schließlich muss der Ablöser ja auch standesgemäß seinen fernab gelegenen Dienstort erreichen. Eine echte Nachfrage gab es keine.

Das ist natürlich mein vollkommen subjektiver Eindruck. Es ist auch nicht verächtlich gemeint. Im Gegenteil! Ich schätze diese kleine Welt und ihre Menschen sehr. Selbst die Eisenbahner mit der kleinen Umhängetasche (das sind die mutmaßlichen Capos) waren offensichtlich von ihrer kleinen Eisenbahn beseelt, freundlich und besorgt. Einer räumte sogar bei meinem Anblick einen herumliegenden Pappkarton auf die Seite, damit das Foto und damit der gute Eindruck der funkelnagelneuen Matisa Gleisstopfmaschine nicht gestört wird. Wunderbar! Nein, ich höre jetzt damit auf …Zeit zum Losfahren! Auf nach Soveria Mannelli!

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Bild 235
Bei der Ausfahrt aus Catanzaro Citta passieren wir vermutlich einen Vertreter der älteren Bauart M2.200

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Bild 235a
Bei der Vorbeifahrt am Depot können wir DE M4c 503, M2 230 und im Vordergrund FIAT M4c 352 ausmachen

Sowohl die alten wie auch die neuen Fahrzeuge mit dem Kürzel „c“ sind für den Zahnradbetrieb ertüchtigt.

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Bild 236
An einem Pfeiler des Viadotto Monumentale Fiumarella wird an das Eisenbahnunglück vom 23.12.1961 erinnert, bei dem 71 Menschen ums Leben kamen

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Bild 237
Wir befahren das Viadotto Monumentale Fiumarella und blicken zurück auf den Streckenverlauf Richtung Catanzaro Citta

Die Gesamtstrecke von Cosenza nach Catanzaro Citta war vom 18. Juni 1934 an durchgehend befahrbar. Die 112,5 Kilometer lange Strecke ist reich an Kunstbauten wie Tunnels und Viadukten. Zwischen Marzi (auf unserer Tour schon ab Roggliano Serra) und Soveria Mannelli verkehren keine fahrplanmäßigen Züge mehr.

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Bild 238
Im Bahnhof Gagliano sehen wir die dieselhydraulische LM4.608, die in den Jahren 1975/76 für Güter- und Bauzüge in Dienst gestellt wurde

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Bild 239
Im Bahnhof Gimigliano kreuzen die beiden nur für den Adhäsionsbetrieb vorgesehenen FIAT M4-Triebwagen 405 und 402

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Bild 240
FIAT M4 405 ist als FC 308 in Soveria Mannelli angekommen

Auch hier beschäftigen sich emsige Eisenbahner mit sinnvollen Arbeiten.

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Bild 241
FIAT M4 405

Wir müssen auf den Bus umsteigen. Es ist ein Kleinbus, der mit einigen Minuten vor Plan abfahren wird. Vermutlich Erfahrungswerte! Wir sind auf der 100 minütigen Fahrt zumindest die einzigen durchfahrenden Fahrgäste. Zwischen zwei Unterwegshalten wird noch eine einheimische Dame befördert. Das war’s.

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Bild 242
Scigliano

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Bild 243
Der Bahnhof Scigliano-Pedivigliano auf dem betriebslosen Zwischenabschnitt wuchert langsam zu

Wir sind hier auf 643 m über Meereshöhe unterwegs. Etwa 11 km zuvor, in Bianchi, hatten wir mit 854m den höchsten Bahnhof der Strecke passiert. Am Ziel in Rogliano werden wir 8 Minuten vor Plan ankommen. Daher hat der Busfahrer auch kein Problem damit, dass ich beim Wendemanöver des Busses in der früheren Ladestraße wie hier mal einen „Jump-Out“ für ein Foto mache.

Die Busfahrt ist atemberaubend. Dies insbesondere deswegen, weil wir auf unserer Fahrt natürlich JEDEN Zwischenbahnhof ansteuern, der oft weit oben über dem Ort und der Straße oder so abseits liegt, dass eigentlich kein Mensch dorthin muss. Immer wieder sehen wir uns nach mehreren Minuten Fahrt auf der anderen Seite eines (Quer-) Tales, das wir mühsam durchfahren haben, welches die Bahn in wenigen Sekunden überbrückt hätte. Oder wir sind dort, wo wir vor etlichen Minuten schon einmal waren. Die Szenerie ist schon ein wenig absurd.

Ralf hat sich mal den Spaß gemacht, das in einer Karte bis Marzi zu dokumentieren:

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BRAUN ist die Bahnstrecke zu sehen, die Lust auf eine Bereisung macht, wenn es noch einmal möglich sein sollte.

GRÜN die rekonstruierte Busfahrt im SEV. Im ersten Abschnitt bis Bianchi könnte es auch über die SP 241 gegangen sein. Beachtlich die Anbindung von Celsita.

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Bild 244
Carpanzano

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Bild 245
Wir sind am Bahnhof Rogliano angekommen und wechseln wieder zurück auf die Schiene

Wir sind so weit vor Plan, so dass wir noch einen kurzen Trip zum Halte- und derzeitigen Endpunkt Rogliano Serra machen können.

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Bild 246
FIAT M4 407 fährt aus Cosenza kommend im Bahnhof Rogliano ein

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Bild 247
Ende der befahrbaren Strecke am Haltpunkt Rogliano Serra

Die Wiederaufnahme des Betriebes bis Marzi ist vorgesehen. Nach einer kurzen Wende geht’s direkt wieder zurück nach Rogliano und weiter nach Cosenza.

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Bild 248
Wir fahren auf Aprigliano zu und sehen die Ortschaft bereits am gegenüberliegenden Hang liegen

Wir werden in 5 Minuten dort halten. Wenn man genau hinschaut, sieht man unterhalb des Ortsrandes rechts noch einen Tunnel, den wir bis dahin noch durchfahren müssen

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Bild 249
FIAT M4 407 wartet im Bahnhof Aprigliano auf den Gegenzug, es wird der moderne Stadler-Tw DE M4c 501 sein

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Bild 250
Einfahrt in den 423m hoch gelegenen Abzweigbahnhof Pedace, der noch schön mit Wasserturm und Wasserkränen ausgestattet ist

Hier beginnt die 67 km lange FC-Strecke „Sila-Bahn“ nach S. Giovanni in Fiore auf die Höhe von 1055m. Den Endpunkt kann man seit 1997 nicht mehr mit Regelzügen erreichen. Das letzte Regelzugangebot auf diese Strecke führte bis 2010 noch 10,5 km weit von Pedace bis Spezzano Sila. Kurioserweise hängt in Rogliano 10 Jahre später noch der Fahrplan mit 5 Zugpaaren aus. Damals hätten wir hier 15 Minuten später einen wunderbaren Anschluß gehabt. Von Moccone nach San Nicola-Silvana Mansio verkehrt an Wochenenden auf diesem 12,5 km-langen Zwischenstück der dampfbespannte „Treno della Sila“. Wer mitfahren möchte, findet einige You Tube-Filmchen.

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Bild 251
Wir fahren auf eine der ältesten Städte Kalabriens, Cosenza zu

Auf einem der 7 Hügel trohnt die alte Stauferburg. Das Bild ist bei der Einfahrt in den Bahnhof Cosenza Casali entstanden.

Ralf, wir sind wirklich Kulturbanausen! Das historische Zentrum gilt als eines der schönsten und ältesten Italiens! Mit dem Sila-Zug und der noch unbereisten Strecke nach Sibari wäre das vielleicht auch ein eigenes Ziel für’s nächste Mal!

Wir haben wieder nur auf die Eisenbahn geschaut. Und das, was wir gesehen haben, war leider weniger beeindruckend. Ich würde mal zusammenfassen, dass dies dem Umbau der Bahnanlagen und der Verlegung des Bahnhofs weit vor die Stadt geschuldet ist.

Denn seit Ende 1989 fährt die FC noch 2,7 km auf einer neu erbauten zweigleisigen Strecke zum neuen Bahnhof Cosenza "Vaglio Lise" im Norden der Stadt, wo sie in einer gemeinsamen seelenlosen und überdimensionierten Beton-Bahnhofsanlage mit der Staatsbahn endet.

Der ursprüngliche FC-Bahnhof in km 0,0 heißt heute Cosenza Centro. Wenn man nicht durch ausschlagende Bäume daran gehindert wird, kann man dort vom Zug aus das noch bewohnte und fremdgenutzte alte Bahnhofsgebäude der Staatsbahn in der Nachbarschaft sehen.

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Bild 252
Der neue Staatsbahnhof wird seit 1987 zeitgleich mit der Eröffnung der Neubaustrecke durch den 15 km langen Santomarco-Tunnel nach Paola betrieben

Wir sehen hier den Schmalspurteil mit seinen 7 Stumpfgleisen.
Die ehemalige Streckenführung ins Zentrum folgt heute der Viale Giacomo Mancini. In der Satellitenansicht kann man in Höhe der Einmündung der Via Guiseppe Isnardi noch den alten Halbrundschuppen des Depots erkennen.

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Bild 253
FIAT M4 407 aus Rogliano ist in Gleis 2 eingefahren und kommt sich wahrscheinlich etwas verloren vor

Gottseidank sind wenigstens noch 2 FS-Züge da. Mit diesen kann man elektrisch nach Sibari und nach Paola fahren.

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Bild 254
E 464 031 mit ihrem Wendezug stellt den Anschluss nach Sibari her

Ursprünglich wollten wir über diese Route weiterfahren, um dann eine Nachtverbindung von Taranto Richtung Norden zu nutzen. Aber es gab keine Schlaf- oder Liegewagenplätze mehr. So haben wir uns für eine schnelle Verbindung nach Rom und für eine noch schnellere morgen früh nach Turin entschieden, um rechtzeitig durch den Mont-Cenis nach Frankreich zu kommen und dort wieder an unseren Ursprungsfahrplan anzuschließen.

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Bild 255
Die Bahnhofshalle des „neuen“ Bahnhofs Cosenza mag ja funktional sein, aber …. wir hüllen lieber den Mantel des Schweigens darüber

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Bild 256
Erfreut von der hübschen Silhouette, aber sonst in etwa genauso verloren wie in Cosenza fühlen wir uns nach dem Durchfahren des Gebirges in Paola

Wir hatten uns hier noch eine Fahrplanpause für ein schönes Abendessen am Meer reingeplant. Der Weg zum Strand war kurz, denn der Bahnsteigtunnel hatte einen Meeres-seitigen Ausgang. Aber es gab doch tatsächlich kein einziges geöffnetes Restaurant in unserem Einzugsbereich. Ersatzweise nahmen wir ein Freiluftbierchen in einer Bar zu uns und verlegten das Essen zurück in die Bahnhofsrestauration von Paola. Sie war überraschend gut, wenn wir uns auch nicht ins Freie setzen konnten. Und das war immer unser Ziel in dieser Virus-belasteten Zeit. Okay, es gab noch ein Nebenziel, stimmt’s Ralf? (ich darf das ja sagen, denn Ralf‘s „Suchtmittelerwerbsfahrten“ ins benachbarte Tschechien sind in diesen Kreisen ja ohnehin schon legendär).

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Bild 257
Etwas über drei Stunden werden wir nun die Fahrt im ETR.485 „Frecciargento“ von Paola nach Roma genießen können

Ohne Fotostress! Das muss auch mal sein. War nicht „entspanntes und genießendes“ Reisen angesagt? Und gibt es etwas Schöneres, als gemütlich in der 1. Klasse mit einem formschönen Mund-Nasen-Schutz in einem Silberpfeil entlang des Meeressaumes im Sonnenuntergang nach Roma Termini zu fahren? Na gut, es gäbe eine kleine Optimierungsmöglichkeit! Aber wir wollen mal nicht meckern! Unterm Strich war das wieder ein unglaublicher Eisenbahntag, dessen Bilder wir lange in uns tragen werden.

Damit schließen wir Teil 5 unserer Reise durch ein Land, das wir lange vernachlässigt haben. Wir werden es morgen wieder verlassen, aber sicher bald wiederkommen. Denn hier ist der Zug noch längst nicht abgefahren. Was es hier zu sehen gibt, hat uns überrascht und begeistert. Und es gibt plötzlich wieder viele neue Ideen und Ziele.

In Teil 6 wird Ralf von dieser Etappe erzählen, die uns dann von Rom nach Modane und weiter bis „Saint-Gervais-les-Bains-Le Fayet“ führen wird. Und wer würde bestreiten, dass allein dieser Bahnhofsname es locker mit „Firenze Santa Maria Novella“ aufnehmen kann! Ich bin mal gespannt, ob irgendein Chansonier auch diesen liebenswerten Ort so inbrünstig besungen hat. Dann werdet Ihr es uns sicher wieder verraten!

Wir hoffen, es hat Euch gefallen und Ihr lasst uns Eure Anmerkungen, Ergänzungen und Kommentare wieder da.

Wer Teil 4 verpasst hat, kommt hier dahin zurück: [www.drehscheibe-online.de]

Zum sechsten Teil geht es hier: [www.drehscheibe-online.de]

Danke, dass Ihr wieder dabei gewesen seid.
Freundliche Grüße aus Aschaffenburg (und Leipzig) von

Thomas (und Ralf)




3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:03:03:12:00:15.
Buonasera Tommaso,

mille grazie!

Die Neutrassierung der Normalspur bei Catanzaro verwundert mich. Es mag schneller gehen, aber dafür fährt die Staatsbahn meilenweit am Zentrum vorbei.

Sind nicht 1445 mm die italienische Normalspur analog zur Meterspur mit 950 mm? ;-)
Spaß beiseite, die 1445 mm sind für italienische Straßenbahnen nicht ungewöhnlich. Zumindest Rom, Mailand und Turin nutzen sie immer noch. Wie es kam, weiß ich leider nicht. Vielleicht Spurerweiterung, die man dann übernommen hat?


> Aber darüber können wir heute nur milde lächeln, denn wir haben ja gut gefrühstückt!

Ist das italienische Frühstück jetzt besser als früher?

Viele Grüße
Sören

Ciao Sören,

prego!

Ich glaube gelesen zu haben, dass die Neutrassierung der Staatsbahn nach Lamezia weit am Stadtzentrum vorbei dem schwierigen Gelände und der aufwändigen Unterhaltung geschuldet war. Ich glaube, das hat auch den Tunnel betroffen.

Danke für den Hinweis zur Spurweite der Straßenbahn. Dann sind die Zweifel an der italienischen Breitspur ja beseitigt! Es gibt ja Nichts, was es nicht gibt!

Und, das italienische Frühstück ist dem Grunde nach wohl geblieben, was es war: Ein Kaffee und ein süßes Croissant. Man kann den Mangel noch toppen, indem man das Croissant haltbar macht und in ein Plastiksäckchen verschweißt.
Aber nach einer Weile (es war ja immerhin der 10. oder 11. Tag der Reise) kann man es als italienischen Standard akzeptieren. Und es gilt ja immer noch "When in Rome, do as the Romans do".
In unserem Fall hatten wir sogar noch leckeren Orangensaft in rauhen Mengen! Wenn das nicht milde stimmt ;-)

Viele Grüße von
Thomas
Vielen Dank für diese wunderbaren Berichte. Zum Staatsbahnhof Cosenza (das Bild zeigt noch eine sehr freundliche Ansicht) kann ich eigenes Erleben beisteuern: Das sehr große Betonbauwerk ist in jeder Hinsicht leer - so gut wie keine Menschen, leerstehende Läden, eine einzige Ödnis. Ein Fußweg zur Stadt selbst (die wirklich einen Aufenthalt wert ist) ist offenbar außerhalb des Denkbaren, man kommt kaum umhin, eine vierspurige, ampellose Straße zu überqueren, nachdem man zuvor - wenn man nicht aufgepasst hat - erst einmal durch das Parkdeck läuft. Nach einer Busverbindung konnte ich mich damals vor zwei Jahren nicht erkundigen, weil schlichtweg niemand da war, den man hätte fragen können. Aber wie gesagt, die Stadt selbst und auch die sehr freundlichen Menschen dort entschädigt vollauf für diese Widrigkeiten. Aber auch in Cosenza gilt: Wer halbwegs mobil sein möchte und etwa ins Sila-Gebirge einen Ausflug unternimmt, schafft das mit Mühe mit dem Bus, vor allem aber mit der macchina - der Zug ist dafür nicht wirklich eine Option.

A presto
Südende

Re: [AT][IT][FR][CH] September 2020 Sizilien und zurück Teil 5/7: Nach Roma (52B)

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 26.02.21 23:35

Schön.

Bild 230 sieht man im weiteren Verlauf hier bei Street View wie es halbfertig in der Landschaft rumsteht das Projekt: https://goo.gl/maps/CLYzm3jWzXStjChD9
Thomas Klug schrieb:
Montag, 07.09.2020 Taormina – Catanzaro Citta

Doch zurück zum FC Bahnhof Catanzaro Lido.
Die vier Stumpfgleise mit den Bahnsteigen liegen im 90 Gradwinkel zum Staatsbahnhof Catanzaro Lido. Zwei Nebengleise führen zum Lokschuppen, der noch genutzt wird. Wenige weitere Nebengleise sind rudimentär vorhanden und nicht mehr in Funktion. Der frühere Güterbahnhof ist einem Parkplatz gewichen.

https://abload.de/img/dsorb21828j1c.jpg
Bild 218
Im FC-Bahnhof Catanzaro Lido findet man außer einer Drehscheibe eigentlich Alles, was man für einen netten, auch historischen, Eisenbahnbetrieb so braucht

Ende Oktober war das schöne Ensemble des Depots in Catanzaro Lido schon abgerissen, während noch am Rückbau der Gleisanlagen gearbeitet wurde (ich glaube es sollen zuletzt nur 2 Gleise bleiben).

Thomas Klug schrieb:
Zitat:
Dienstag, 08.09.2020 Catanzaro – Roma Termini

Die Busfahrt ist atemberaubend. Dies insbesondere deswegen, weil wir auf unserer Fahrt natürlich JEDEN Zwischenbahnhof ansteuern, der oft weit oben über dem Ort und der Straße oder so abseits liegt, dass eigentlich kein Mensch dorthin muss. Immer wieder sehen wir uns nach mehreren Minuten Fahrt auf der anderen Seite eines (Quer-) Tales, das wir mühsam durchfahren haben, welches die Bahn in wenigen Sekunden überbrückt hätte. Oder wir sind dort, wo wir vor etlichen Minuten schon einmal waren. Die Szenerie ist schon ein wenig absurd.


Wir hatten uns hier noch eine Fahrplanpause für ein schönes Abendessen am Meer reingeplant. Der Weg zum Strand war kurz, denn der Bahnsteigtunnel hatte einen Meeres-seitigen Ausgang. Aber es gab doch tatsächlich kein einziges geöffnetes Restaurant in unserem Einzugsbereich. Ersatzweise nahmen wir ein Freiluftbierchen in einer Bar zu uns und verlegten das Essen zurück in die Bahnhofsrestauration von Paola. Sie war überraschend gut, wenn wir uns auch nicht ins Freie setzen konnten.

Die Busfahrt habe ich genauso empfunden, besonders die Jungel-artige Landschaft hat mich beeindruckt. Ich war ebenfalls der einzige durchgehende Passagier zwischen Soveria Mannelli und Rogliano, unterwegs stieg noch eine Nigerianerin mit Kleinkind ein die bis Rogliano (und anschliessend Cosenza) durchfuhr, sowie ein älterer Herr, der nur eine Station weit mitfuhr.

In Pedace hielt der Zug von Rogliano nach Cosenza übrigens nicht, weil der Ort damals Corona-Sperrgebiet war. Mit dem Auto kam ich allerdings am Tag darauf ohne weiteres durch den Ort.

In Paola konnte ich auch kein Restaurant in Bahnhofsnähe finden und habe schliesslich im Bahnhofsbuffet geschaut. Dort gab es leckeres Essen, eine Portion Fischbällchen mit Kartoffelsalat habe ich dann noch fürs Abendessen mitgenommen.

Gruss, Thomas.
Salve ragazzi!

Thomas Klug schrieb:
https://abload.de/img/dsorb207drk9w.jpg
An der schönen Terasse unserer Pension in Taormina fährt morgens um 7:45 Uhr mit nur kleiner Verspätung der ICN 1955 von Roma Termini nach Siracusa vorbei, geführt von E464 346 mit einer nicht erkannten Schwesterlok im Doppelpack
Wir hatten vor einiger Zeit hier im Forum das Thema, welche Kupplung die Intercity-E.464er haben, da die Sandwichbespannung auf Sizilien ziemlicher Schwachsinn ist. Offenbar werden die Kisten auf eine klassische Zug-und-Stoßvorrichtung umgebaut. Dürfte nur bedeuten, dass die Fuhren wieder mit 2 Tfs besetzt sein müssten. Bella Italia ist kompliziert 🤪.


Thomas Klug schrieb:
Wir hätten anstatt des Regionale auch gleich den IC 728 eine halbe Stunde später nehmen können, mit dem wir dann ohnehin über die Meerenge schippern werden. [...]
Daher fällt mir nichts anderes ein, als das IC-Ticket bis zum übernächsten Halt auf dem Festland, also Gioia Tauro zu kaufen. Das geht dann, auch wenn die Kollegin sichtlich irritiert ist, um was ich sie da bitte. Es grenzt an ein Wunder, dass wir uns überhaupt soweit verständigen konnten. Des Italienischen bin ich schließlich in keinster Weise mächtig. [...] Den Zirkus hätte ich mir direkt sparen können. Aber der ehrenhafte Eisenbahner fährt grundsätzlich nicht ohne Ticket – basta!
Naja, so teuer sind die 4,50 Euro (mit FIP-Ermäßigung) nun auch nicht. Alternativ hättest Du den Fahrschein von Taormina-Giardini bis Villa S.Giovanni kaufen können.

Herzlichen Dank für Eure Eindrücke und Erklärungen zur Ferrovie della Calabria. Von den Bildern wieder Süditalien live. Die Ecke steht bei mir – neben Apulien – seit Jahren auf dem Speiseplan.

Weiterhin, danke für's Mitnehmen.


Viele Grüße

Patrick

https://live.staticflickr.com/65535/27921841298_13fa3bd0e4_c.jpg
Hallo!

Danke euch Beiden für die Berichtsserie, die ich interessiert mitverfolge auch wenn ich mich nicht unter jedem Teil zu Wort melde.

Ergänzender Hinweis zu diesem Berichtsteil: FC hat neulich bei Stadler 4 zweiteilige Adhäsionstriebwagen bestellt, mit der Option auf 10 weitere.
[www.bahnonline.ch]



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:03:01:12:08:49.
Hallo Südende und vielen Dank für das Beisteuern Deiner Erfahrungen aus der schönen neuen Betonwelt von Cosenza
Axel.Beku schrieb:
Schön.

Bild 230 sieht man im weiteren Verlauf hier bei Street View wie es halbfertig in der Landschaft rumsteht das Projekt: https://goo.gl/maps/CLYzm3jWzXStjChD9
Hallo Axel, danke für den Link. Interessant, wo sich die Street-View-Leute so überall hinverirren! Wenn man sich im Bild umdreht, sieht man auch schön, wie der Weg ansteigt, um dann über die Straße zu führen. Dort ist dann unser Bild 230 entstanden.
PatrickBln schrieb:
Salve ragazzi!

Zitat:
...
Naja, so teuer sind die 4,50 Euro (mit FIP-Ermäßigung) nun auch nicht. Alternativ hättest Du den Fahrschein von Taormina-Giardini bis Villa S.Giovanni kaufen können.

Herzlichen Dank für Eure Eindrücke und Erklärungen zur Ferrovie della Calabria. Von den Bildern wieder Süditalien live. Die Ecke steht bei mir – neben Apulien – seit Jahren auf dem Speiseplan.

Weiterhin, danke für's Mitnehmen.
Hallo Patrick, sicher, leider war der Schalter in Taormina geschlossen. Es war wohl noch etwas zu früh. Aber immerhin habe ich jetzt ein obskures Ticket nach Gioia Tauro zuhause, dem ’Ndrangheta-Hafen Kalabriens. Die Sondereinheit für organisierte Kriminalität hat sich das sicher schon notiert!
EC315Agram schrieb:
Hallo!

Danke euch Beiden für die Berichtsserie, die ich interessiert mitverfolge auch wenn ich mich nicht unter jedem Teil zu Wort melde.

Ergänzender Hinweis zu diesem Berichtsteil: FC hat neulich bei Stadler 4 zweiteilige Adhäsionstriebwagen bestellt, mit der Option auf 10 weitere.
[www.bahnonline.ch]
Hallo und danke auch Dir für die Rückmeldung! Sieht so aus, als ob die Luft dünner wird für die Fiat-Triebwagen. Interessant, dass auf der von Dir verlinkten Seite über einen Einsatz auf der Strecke Cosenza-Catanzaro Lido gesprochen wird. Das stimmt zwar vom Prinzip her, ist aber sicher mit Blick auf die Gesamtstrecke nur ein stiller Traum. Viele Grüße
Ich kenne Kalabrien selbst sehr gut. Schon als kleines Kind verbrachte ich direkt an dieser Strecke viele Urlaube auf einem Campingplatz mit direkter Blick auf die Bahnstrecke. Ich gehe mal davon aus der Fahrdraht bis Melito di Porto Salvo bringt derzeit nicht viel, Pläne zur Elektrifizierung dieser Strecke gibt es schon seit mindestens 20 Jahren, viel passiert ist nicht. Oder gibt es einen Vorortverkehr zwischen Reggio und Melito, welcher elektrisch betrieben wird?

Im Jahre 2000 war ich erstmals als Bahnreisender vor Ort und konnte damals die ganze Strecke der FC befahren, inklusive des Streckenastes hoch in den Sila, die FC fuhr damals nicht bis zum eigentlichen Streckenende San Giovanni di Fiore, aber immerhin noch bis Camigliatello Silano mit täglich zwei Zugpaaren. Und dieser Zug war tatsächlich sogar gut besetzt. Ursprünglich sollte diese Strecke runter bis Cortone gebaut werden, aber....

2014 war ich wiede dort und befuhr Cosenza bis Marzi und Soveria Manelli bis Catanzora Lido in einem Tag, auch mit SEV-Bus dazwischen. Ich höre die Region ist stark daran interessiert die Strecke wieder voll befahrbar zu machen, da es drei große Regionalstädte in Kalabrien gibt, zwei davon sind Catanzora und Cosenza und die FC ist die einzige sinnvolle Direktverbindung. Die Staatsbahn würde häufiges Umsteigen verlangen und, wie wir ja auch deinem Bericht entnehmen konnte, liegen in beiden Fällen die Bahnhöfe fern vom Zentrum, die FC dagegen verbindet die Stadtzentren. 2014, Ende Juni, waren die Züge gut gefüllt, also die FC bewegt alles andere als nur Luft, die Preise sind aus unserer Sicht übrigens wie geschenkt.

Das Personal der FC ist stets meist sehr freundlich und hilfsbereit gegenüber Bahnfans aus dem hohen Norden. Deshalb kann ich noch ein paar Videos aus 2014 beisteuern.

[www.youtube.com] In diesem Video sieht man den Zug fast leer, es entstand kurz nach der Abfahrt in Soveria Manelli Richtung Catanzaro, bis zum Eintreffen dort war aber fast jeder Platz belegt.

[www.youtube.com]

[www.youtube.com]

[www.youtube.com]
tkautzor schrieb:
Thomas Klug schrieb:
...
Bild 218
Im FC-Bahnhof Catanzaro Lido findet man außer einer Drehscheibe eigentlich Alles, was man für einen netten, auch historischen, Eisenbahnbetrieb so braucht

Ende Oktober war das schöne Ensemble des Depots in Catanzaro Lido schon abgerissen, während noch am Rückbau der Gleisanlagen gearbeitet wurde (ich glaube es sollen zuletzt nur 2 Gleise bleiben).

Thomas Klug schrieb:
Zitat:
Dienstag, 08.09.2020 Catanzaro – Roma Termini

Die Busfahrt ist atemberaubend. Dies insbesondere deswegen, weil wir auf unserer Fahrt natürlich JEDEN Zwischenbahnhof ansteuern, der oft weit oben über dem Ort und der Straße oder so abseits liegt, dass eigentlich kein Mensch dorthin muss. Immer wieder sehen wir uns nach mehreren Minuten Fahrt auf der anderen Seite eines (Quer-) Tales, das wir mühsam durchfahren haben, welches die Bahn in wenigen Sekunden überbrückt hätte. Oder wir sind dort, wo wir vor etlichen Minuten schon einmal waren. Die Szenerie ist schon ein wenig absurd.


Wir hatten uns hier noch eine Fahrplanpause für ein schönes Abendessen am Meer reingeplant. Der Weg zum Strand war kurz, denn der Bahnsteigtunnel hatte einen Meeres-seitigen Ausgang. Aber es gab doch tatsächlich kein einziges geöffnetes Restaurant in unserem Einzugsbereich. Ersatzweise nahmen wir ein Freiluftbierchen in einer Bar zu uns und verlegten das Essen zurück in die Bahnhofsrestauration von Paola. Sie war überraschend gut, wenn wir uns auch nicht ins Freie setzen konnten.

Die Busfahrt habe ich genauso empfunden, besonders die Jungel-artige Landschaft hat mich beeindruckt. Ich war ebenfalls der einzige durchgehende Passagier zwischen Soveria Mannelli und Rogliano, unterwegs stieg noch eine Nigerianerin mit Kleinkind ein die bis Rogliano (und anschliessend Cosenza) durchfuhr, sowie ein älterer Herr, der nur eine Station weit mitfuhr.

In Pedace hielt der Zug von Rogliano nach Cosenza übrigens nicht, weil der Ort damals Corona-Sperrgebiet war. Mit dem Auto kam ich allerdings am Tag darauf ohne weiteres durch den Ort.

In Paola konnte ich auch kein Restaurant in Bahnhofsnähe finden und habe schliesslich im Bahnhofsbuffet geschaut. Dort gab es leckeres Essen, eine Portion Fischbällchen mit Kartoffelsalat habe ich dann noch fürs Abendessen mitgenommen.

Gruss, Thomas.
Hallo Namensvetter, das ist ja interessant, dass Du Ende Oktober noch mal da unten warst. Und kaum zu glauben, dass in den knapp zwei Monaten so die Schaufel im FC-Bahnhof Catanzaro Lido angesetzt wurde. Da gab es bei unserem Besuch nach meiner Erinnerung keinen Hinweis drauf!
Auch interessant, dass sich die Erlebnisse von SEV-Busfahrt und Essen fassen im Bahnhofsbuffet von Paola so ähnlich sind! Allerdings hört sich das mit dem Auto in Pedace nach einer interessanten Reise-Variante an! Viele Grüße
Stupor Mundi schrieb:
Ich kenne Kalabrien selbst sehr gut. Schon als kleines Kind verbrachte ich direkt an dieser Strecke viele Urlaube auf einem Campingplatz mit direkter Blick auf die Bahnstrecke. Ich gehe mal davon aus der Fahrdraht bis Melito di Porto Salvo bringt derzeit nicht viel, Pläne zur Elektrifizierung dieser Strecke gibt es schon seit mindestens 20 Jahren, viel passiert ist nicht. Oder gibt es einen Vorortverkehr zwischen Reggio und Melito, welcher elektrisch betrieben wird?

Im Jahre 2000 war ich erstmals als Bahnreisender vor Ort und konnte damals die ganze Strecke der FC befahren, inklusive des Streckenastes hoch in den Sila, die FC fuhr damals nicht bis zum eigentlichen Streckenende San Giovanni di Fiore, aber immerhin noch bis Camigliatello Silano mit täglich zwei Zugpaaren. Und dieser Zug war tatsächlich sogar gut besetzt. Ursprünglich sollte diese Strecke runter bis Cortone gebaut werden, aber....

2014 war ich wiede dort und befuhr Cosenza bis Marzi und Soveria Manelli bis Catanzora Lido in einem Tag, auch mit SEV-Bus dazwischen. Ich höre die Region ist stark daran interessiert die Strecke wieder voll befahrbar zu machen, da es drei große Regionalstädte in Kalabrien gibt, zwei davon sind Catanzora und Cosenza und die FC ist die einzige sinnvolle Direktverbindung. Die Staatsbahn würde häufiges Umsteigen verlangen und, wie wir ja auch deinem Bericht entnehmen konnte, liegen in beiden Fällen die Bahnhöfe fern vom Zentrum, die FC dagegen verbindet die Stadtzentren. 2014, Ende Juni, waren die Züge gut gefüllt, also die FC bewegt alles andere als nur Luft, die Preise sind aus unserer Sicht übrigens wie geschenkt.

Das Personal der FC ist stets meist sehr freundlich und hilfsbereit gegenüber Bahnfans aus dem hohen Norden. Deshalb kann ich noch ein paar Videos aus 2014 beisteuern.

[www.youtube.com] In diesem Video sieht man den Zug fast leer, es entstand kurz nach der Abfahrt in Soveria Manelli Richtung Catanzaro, bis zum Eintreffen dort war aber fast jeder Platz belegt.

[www.youtube.com]

[www.youtube.com]

[www.youtube.com]
Hallo und danke für die ausführlichen und interessanten Ergänzungen!
Einen elektrischen Vorortbetrieb nach Melito kann ich aus eigener Anschauung nicht bestätigen, aber das muss andererseits noch nichts heißen.
Beneidenswert, dass Du das ganze Netz noch bereisen konntest! Und im Zeitalter der Renaissance der Schiene wäre es wirklich herrlich, wenn solche Strecken noch einmal eine neue Chance bekommen würden. Auch schön, von gut besetzten Zügen zu hören. So soll es sein!
Danke für die Videos! Wenn man You Tube anschmeißt, wird ja gleich ein ganzes Füllhorn zur FC ausgeschüttet!
Im dritten Deiner Links habe ich die Durchfahrt in Rogliano-Serra und die Weiterfahrt nach Marzi erkannt. Schön, dann können wir das Stück ja auch noch sehen, das bei unserer Bereisung hinter Rogliano-Serra gesperrt war!
Schick auch die Abfahrt des Altbau-Tw aus Catanzaro Citta!
Viele Grüße von Thomas
Hallo Thomas
Hallo Ralf

Vielen Dank für diesen wirklich sehr interessanten und gut recherchierten Beitrag!

Da ich Catanzaro - Cosenza auch schon seit längerem auf der Liste stehen habe, ist Euer Bericht sehr aufschlussreich und ich hab ihn mit großem Interesse mitverfolgt!

Echt Klasse!

Gruß, Blaubeermuffin
Hallo, vielen Dank für die schöne Rückmeldung und viele Grüße

Blaubeermuffin schrieb:
Hallo Thomas
Hallo Ralf

Vielen Dank für diesen wirklich sehr interessanten und gut recherchierten Beitrag!

Da ich Catanzaro - Cosenza auch schon seit längerem auf der Liste stehen habe, ist Euer Bericht sehr aufschlussreich und ich hab ihn mit großem Interesse mitverfolgt!

Echt Klasse!

Gruß, Blaubeermuffin

Re: [AT][IT][FR][CH] September 2020 Sizilien und zurück Teil 5/7

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 06.03.21 08:10

Thomas Klug schrieb:
https://abload.de/img/dsorb223npjhy.jpg
Bild 223
Und als Höhepunkt kommt auch der Stadler wieder vom Lido zurück und klettert die Zahnstange hoch

Da dürfte man eine der weltweit aufwendigsten Parkspuren haben.

Gruß, ULF
Danke für die eindrücklichen Bilder von Catanzaro nach Cosenza. Dort war es mir in zu kurzer Zeit nicht gelungen, einen Zug zu sichten oder irgendein Depot anzusehen, jetzt weiß ich, was ich verpasst habe...
Catanzaro - Cosenza, meine liebste Bahnstrecke ! Ich habe sie ein paar Mal befahren wenn es noch unbekleckste und durchgehende Züge gab.
Die Stadt Catanzaro meine Liebe.
Die Eisenbahner der FCL, jetzt FC, richtige Eisenbahner !

Vielen Dank für den Bericht

Hans,
damals niederländischer Eisenbahner, jetzt in Brasilien Wohnhaft



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:05:08:02:24:23.
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