Hallo zusammen,
weiter geht es mit der Jízdenka na leto durch Tschechien - nun aber zum letzten Mal. Wir sind mittlerweile am 26.07.20 angekommen.
Die Nacht verbrachte ich im Hotel Buly in Opava, wer nochmal bis dahin nachlesen will siehe hier: [
Link].
Nach dem Genuss des Hotelfrühstücks lief ich gemütlich zum Bahnhof. Dort stand um 8:47 die Abfahrt des Saisonzugs nach Svobodné Heřmanice an.
Als ich den Bahnhof erreichte, war die Garnitur auch schon bereitgestellt:
810 802 von GW Train Regio steht mit einem Beiwagen von Railway Capital a.s. abfahrbereit in Opava východ
Die nun befahrene Strecke ist 25 km lang, führte bis 1970 noch 5 km weiter bis Horní Benešov, wurde dann aber wegen Bergbauschäden verkürzt.
Bis zum 07.04.2014 gab es auf der Strecke noch Planverkehr, aber nur bis Jakartovice. Bis dorthin kannte ich die Strecke auch schon aus damaligen Zeiten, mir fehlten nur die 5 km zwischen Jakartovice und Svobodné Heřmanice,
die seit 2005 nur noch im Güterverkehr bedient wurden und jetzt erst im Rahmen des Saisonverkehrs wieder bedient werden.
Nach der Ausfahrt aus Opava wird zunächst die Strecke nach Krnov unterquert. Am ersten Haltepunkt Kylešovice gibt es noch Planverkehr, nach 2,7 Streckenkilometern zweigt an der Odbočka Moravice die heute noch im Planverkehr betriebene Strecke ins nur noch gut 5 km entfernte Hradec nad Moravicí ab.
Wir folgen hingegen weiter dem Tal der Hvozdnice - ein Bächlein, das auch namensgebend für den Zug ist - Hvozdnický Expres. Bisweilen ist es richtig schön und idyllisch.
Auch an den sieben folgenden Unterwegshalten findet fast immer Fahrgastwechsel statt, der Zug wird also auch von der ganz normalen Bevölkerung genutzt.
Unterwegs kommt ein freundlicher Mitarbeiter durch und verkauft Souvenirs, bei mir wurde es ein sehr hübscher hölzerner 810er als Kühlschrankmagnet.
Nach 48 min und einem sehr steilen Anstieg auf dem letzten Stück ist der Zielbahnhof erreicht. Die meisten Fahräste steigen tatsächlich aus und gehen ihrer Wege. In unmittelbarer Nähe zum Bahnhof ist ein gefluteter Schiefersteinbruch, der ein offenbar beliebter Badesee ist. Wesentlich weiter ist es zum namensgebenden Ort. Es sieht aber auch aus, als könnte man hier wandern - zum Beispiel auf dem Planum der abgebauten weiteren Strecke, das aber nicht mehr ganz vollständig vorhanden ist.
Mir bleibt aber aus Zeitgründen nur eine sofortige Rückfahrt, die nach 9 min Wendezeit erfolgt. In der Zeit muss der Beiwagen umfahren werden:
810 802 am Nordkopf von Svobodné Heřmanice
... und am Südkopf
... und wieder abfahrbereit mit dem Beiwagen am Bahnsteig
Die Rückfahrt war nun natürlich wesentlich leerer als die Hinfahrt, obwohl man jetzt bergab rollen konnte. Unterwegs gab es aber trotzdem noch einige Umsteiger.
Um 10:31 var Opava východ wieder erreicht. Schnell ging es nun rüber zum CityElefanten nach Český Těšín mit Abfahrt 10:42, der noch desinfiziert wurde, irgendwann stieg man dann einfach ein.
1:23 h ging es nun durch die "Metropolregion" von Ostrava, jedoch nicht über den dortigen Hauptbahnhof, sondern ab Ostrava-Svinov über die südlichere Verbindung über Havířov, vorbei an den ausgedehnten Stahlwerksanlagen.
In Ostrava-Bartovice stand eine blaue ČD Cargo-Bardotka, da waren die nicht zu öffnenden Fenster schon ärgerlich.
In Český Těšín waren 22 min Zeit - reicht für einen Ausflug nach Polen!
Aufgrund der polnischen Minderheit fühlt man sich schon auf tschechischer Seite fast wie in Polen, die Beschriftungen sind zweisprachig:
Bahnhofstraße
Vom Bahnhof bis nach Polen sind es etwa 450 m einfach. Getrennt sind die Länder hier durch den Grenzfluss Olsa/Olza/Olše.
Grenzübergang
Eigentlich total unspektakulär, gerade für mich, der ja direkt an der Grenze zu Polen geboren und aufgewachsen ist. Aber im Jahr 2020 (und leider auch noch umso mehr 2021) ist im "vereinten" Europa leider nichts mehr selbstverständlich...
Es ging gleich wieder zurück, um die Zeit nicht überzustrapazieren. Eigentlich hätte ich gern noch andere Strecken bereist, aber wegen verschiedener Sperrungen mit SEV habe ich das dann alles wieder verworfen, zumal es ja auch so lange genug dauert, von so weit östlich nach Hause zu kommen.
Um 12:27 kam R 344 "Fatra" aus Banská Bystrica, der mich im hinteren seiner gerade mal vier Wägelchen (davon etwa zweieinhalb mit Sitzen der 2. Klasse) wieder nach Ostrava-Svinov bringen sollte.
Die Fahrt wurde überschattet durch eine absolut nervige Gruppe betrunkener Opas aus der Slowakei mit Flecktarnhosen und nackten Oberkörpern, mit Kopfhörern und Blick in entgegengesetzte Richtung ließ es sich wenigstens halbwegs ertragen.
45 min später war auch schon Ostrava-Svinov erreicht, wie immer bei Umstiegen in dieser Relation überlegt man vorher lange, wo man umsteigen soll - Ostrava hl.n. oder Svinov, wenn man am hl.n. schon direkt neben dem gebuchten Zug steht.
Diesmal tat ich es aber tatsächlich in Svinov. Dort ging es nach 11 min weiter mit dem SC Pendolino 506 nach Praha hl.n., leider ging es nicht anders, die Reservierung konnte mit Bonuspunkten aber wenigstens kostenlos durchgeführt werden.
Die Fahrt lief weitgehend ereignislos, außer dass ich mir zwischendurch was zu Essen im Bistro geholt habe. Prag wurde auch pünktlich erreicht, sodass der zehnminütige Übergang zum EC 170 auch klappte. Auch mit dem EC lief alles wie geplant, abgesehen von 9 min Verspätung in Bad Schandau wegen Eingleisigkeit im Grenzabschnitt.
Positiv in Erinnerung blieben mir zwei junge Wanderinnen, die in Bad Schandau zu mir ins Abteil kamen und mit denen ich mich noch sehr nett unterhalten habe - im Abteilwagen kommt man einfach automatisch ins Gespräch, im Großraum nur bei Katastrophen.
In Dresden war die EuroCity-Fahrt dann um 18:49 mit +6 min für mich leider zu Ende, nach Leipzig möchte DB Fernverkehr mit dieser Linie ja nicht mehr fahren. So ging es deutlich unschöner straßengebunden zurück nach Leipzig.
Wer die Reise nochmal Revue passieren lassen will, kann dies anhand der folgenden Karte tun (durchgezogene Linien: Bahn, gestrichelt: Bus, gepunktet: Fußwege)
Und hier nochmal die einzelnen Teile:
Teil 1 (Tage 1 und 2)
Teil 2 (Tag 3)
Teil 3 (Tag 4)
Teil 4 (Tag 5)
Teil 5 (Tag 6)
Teil 6 (Tag 7)
Teil 7 (Tag 8)
Teil 8 (Tag 9)
Teil 9 (Tag 10) - hier
Insgesamt wurden 2635 Zugkilometer zurückgelegt. Dabei gab es nie wirklich nennenswerte Verspätungen, schon gar keine Anschlussverluste oder sonstige Katastrophen. SEV war vorher bekannt und konnte umschifft werden, abgesehen von den Saisonzügen nach Netolice und Týn nad Vltavou.
Also mal wieder ein sehr positives Gesamtbild über dieses sehr reise- und gastfreundliche Land, das zurzeit ziemlich fehlt...
Ein paar Wochen später ging es dann nochmal auf eine ähnliche Reise in die Slowakei, aber das ist eine andere Geschichte.
Danke für eure Aufmerksamkeit und viele Grüße!
Robin