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[CZ] Bei der JHMD im März 2018 (m20B)

geschrieben von: Dirk Einsiedel

Datum: 03.01.21 23:31

Zu Besuch bei der Jindřichohradecké místní dráhy (JHMD)

Eine kleine Streckenbeschreibung

Die Stadt Jindřichův Hradec ist die Ausgangspunkt zweier Schmalspurstrecken der Spurweite 760 mm. Der Betrieb auf diesen beiden Bahnen wird seit 1998 durch die Jindřichohradecké místní dráhy (JHMD) abgewickelt. Der eine Ast der Bahn führt ins etwa 45 km entfernte Obrataň, wo auch wieder eine Verbindung zur regelspurigen Welt besteht. Die südwärts in Richtung der österreichischen Grenze verlaufende Strecke endet im gut 30 km entfernten Nová Bystřice. Der Einstiegsbahnhof befindet sich hinter dem Bahnhofsgebäude der Regelspur, wo oftmals beide Züge oder Triebwagen vom gleichen Bahnsteig der Schmalspurbahn hintereinander - natürlich im Blockabstand - abfahren. Interessanterweise wird auf den ersten Kilometern die Regelspurtrasse in einem Dreischienengleis mit genutzt. An zwei Betriebsstelle zweigt an jeweils eine Strecke der Schmalspurbahn ab. Schauen wir zuerst auf den Bahnhofsvorplatz:


https://s12.directupload.net/images/210103/arb4lwlz.jpg
Die blaue 705 907 ist gerade dabei an ihren Zug zu rangieren. Das Bild entstand schon bei meinem ersten Besuch bei der Bahn. Diese Lok scheint augenblicklich nicht im Einsatz zu stehen. Das Bild entstand am 11. Mai 2008.

https://s12.directupload.net/images/210103/lnccdhgo.jpg
Da man ja über Geschmack bekanntlich nicht streiten sollte, sage ich auch lieber nichts zur T47 019 (705 019 - lila Lok). Hier steht sie gerade vor ihrem Zug, der nach Nová Bystřice fahren soll. Dahinter steht der Triebwagen, der den nördlichen Ast befahren wird.[27. Mrz. 2018]

https://s12.directupload.net/images/210103/nklii6m4.jpg
Auch die "rote Lok" (T47 018 - 705 918) zeigte sich am Endbahnhof. Gerade mit ihrem Zug angekommen, wird der Wagen umlaufen und anschließend in den Gleisstummel zu Übernachtung gedrückt. Die Lok rollt zu Schuppen. [27. Mrz. 2018]

Werfen wir zuerst einen Blick auf den nördlichen Streckenabschnitt. Dieser wird von den Fahrgästen stärker frequentiert und bietet auch mehr Zugverkehr. Gewöhnlich sind hier zwei Triebwagen und ein lokbespannter Zug an Werktagen unterwegs. Jedenfalls plante man im Fahrplanjahr 2019 so. Am Kilometer zwei schwenkt die Strecke an der Betriebsstelle Dolní Skrýchov von der elektrifizierten Hauptstrecke ab. Gleich im Anschluss wird ein Viadukt überfahren. Zahlreiche schöne Unterwegsbahnhöfe geben sehr gute Fotomotive her. An den Besuchstagen waren allerdings immer die grauen Triebwagen auf der Schiene unterwegs. Einen dieser hat man inzwischen in ein freundlicheres Farbgewand gesteckt. Hier sind ein paar Bilder vom nördlichen Streckenast nach Obrataň:

https://s12.directupload.net/images/210103/66pl4duv.jpg
Die "grüne Lok" (T47 005 - 705 905) kommt allerdings aus Nová Bystřice. Direkt vor der Lok sieht man das ehemalige Wärtergebäude des Abzweigs. Vor dem Haus befindet sich die Weiche des Abzweigs, die inzwischen fernbedient ist. [27. Mrz. 2018]

https://s12.directupload.net/images/210103/q9bnstxl.jpg
Einer der Triebwagen - dessen Nummer ich nicht notiert habe - schwenkt gerade in den Streckenabschnitt nach Obrataň ein. Sehr gut ist die Schutzweiche erkennbar, die die Fahrten auf der Hauptstrecke sichert. [27. Mrz. 2018]

https://s12.directupload.net/images/210103/wz8ru557.jpg
Einen Nachschuss auf das unbekannte Fahrzeug gibt es auch noch. Hier ist sehr gut das Brückenbauwerk zu erkennen, dass sich unmittelbar hinter der Abzweigstelle befindet. An dessen Ende steht das Deckungssignal der Abzweigstelle auf der linken Seite.[27. Mrz. 2018]

https://s12.directupload.net/images/210103/rdeh3hkh.jpg
Auf dem Viadukt sehen wir die "rote Lok" (T47 018 - 705 918). Sie hat bereits nach diesem Umlauf Feierabend. [27. Mrz. 2018]

https://s12.directupload.net/images/210103/tjly6kkd.jpg
Bei Horní Skrýchov entstand die Aufnahme von M27 003 am 26. Mrz. 2018.

https://s12.directupload.net/images/210103/kpj3vg4e.jpg
Ein Kleinod ist der Bahnhof Kamenice nad Lipou. Hier beginnen morgens einige Zugfahrten. Hier werden Züge gebrochen und in den Sommermonaten fährt jeweils Dienstag und Donnerstag der Dampfzug hier her. Jedenfalls ist das augenblicklich nach Fahrplantabelle so geplant. Das Bild zeigt M27 002 beim Fahrgastwechsel am 27. Mrz. 2018.

https://s12.directupload.net/images/210103/gyecrx67.jpg
Das letzte Bild vom nördlichen Streckenast zeigt M27 002 in Cernovice u Tábora. Auch dieser Bahnhofs verströmt ein sehr schönes Kleinbahnflair.

Die hier gezeigten Triebwagen kommen ursprünglich aus Polen. Hergestellt wurden die Fahrzeuge in Rumänien bei FAUR. In Polen als MBxd2 eingereiht kamen sie auf vielen Schmalspurbahnen zum Einsatz. Insgesamt vier Fahrzeuge übernahm die JHMD und dort wurden sie einem Generalumbau unterzogen. Die Fahrzeuge sehen unglaublich gewöhnungsbedürftig und futuristisch aus. Damit wir sehen, wie das Original aussah, sei hier ein Foto gezeigt:

https://s12.directupload.net/images/210103/vl3e6jgn.jpg
Im Netz um Krośniewice (PL) ist am 29. Mai 2003 der MBxd2 224 unterwegs. Es ist fast unglaublich, dass so ein Fahrzeug als Spender der M27-Triebwagen diente. [Scan vom Dia]

Der südliche Streckenteil weist außerhalb der touristischen Zeit eher wenig Reiseverkehr auf. Vor der Übernahme durch die JHMD ruhte dieser bereits unter CD-Regie. In den Sommermonaten findet man hier regelmäßigen touristischen Verkehr mit Dampf und auch die Planzüge sind länger. An der Strecke befindet sich außerdem der derzeit einzige Güterverkehrskunde der Bahn. Auf Rollböcken und mit Bremswagen werden vierachsige Eas-Wagen nach Kunžak-Lomy gebracht. Die südliche Strecke fädelt am Kilometer 2,5 an der Betriebsstelle Kanclov aus. Hier ein paar Bilder vom Betrieb auf dem Streckenteil nach Nová Bystřice:

https://s12.directupload.net/images/210103/ocnkjrqe.jpg
Die "grüne Lok" (T47 005 - 705 905) hat an der Abzweigstelle Kanclov die elektrische Hauptstrecke verlassen. Man sieht das Deckungssignal und die Gleissperre sowie das Stumpfgleis. [14. Feb. 2020 - Foto: Andrea Syring]

https://s12.directupload.net/images/210103/gdren9ia.jpg
Am Stadtrand von Jindrichuv Hradec ist an einem Bahnübergang der Straße 0344 die T47 005 zu sehen. Ein Stückchen hin gibt es einen Anschluss, der im Augenblick nicht im Güterverkehr bedient wird. [28. Mrz. 2018]

https://s12.directupload.net/images/210103/euwdnyve.jpg
Die "grüne Lok" (T47 005 - 705 905) kann auch längere Züge fahren. Jedenfalls stellte sie das am 11. Mai 2008 unter Beweis. Zwischen die beiden Personenwagen ist ein Wagen zum Fahrradtransport eingestellt.

https://s12.directupload.net/images/210103/4cduoe43.jpg
Zur Abwechslung sehen wir nun die "rote Lok" (T47 018 - 705 918) im Bahnhof Blažejov. [14. Feb. 2020]

https://s12.directupload.net/images/210103/x2mjdlgx.jpg
Fahrgatswechsel am Haltepunkt Malý Ratmírov: Der weiter oben schon gezeigte "Sommerzug" steht mit außenkurvigen Bahnsteig. Akrobatisch beobachtet der Beimann das Aus- und Einsteigen. [11. Mai 2008]

https://s12.directupload.net/images/210103/4h6dxuu6.jpg
Hier sehen wir endlich einen Güterzug. Mal Endpunkt des Gütertransports in Kunžak-Lomy ist die T47 018 angekommen. Dieser Zug wurde zufällig entdeckt, als ich am 26. Mrz. 2018 am Bahnhof in Jindřichův Hradec vorbei schaute. Die Lok kam gerade vom Umlauf auf dem Nordast und fuhr nun den Güterzug. Der Wagen unmittelbar nach der Lok sowie die beiden am Schluss sind die Bremswagen, die in jedem Güterzug vorhanden sind. Die Lok spannte ab und ließ die gesamte Einheit im Ladegeleis stehen.

https://s12.directupload.net/images/210103/j4n8ki7k.jpg
Auch wenn die Triebwagen hauptsächlich den Nordast befahren, kann man sich nie sicher sein, dass sie nicht auch auf der Südstrecke auftauchen. So passierte das am 26. Mrz. 2018, als der Güterzug in Kunžak-Lomy dem Triebwagen begegnete. Der Güterzug musste die Durchfahrt des Triebwagens abwarten, bevor rangiert werden konnte.

https://s12.directupload.net/images/210103/ls9v2jvo.jpg
Im Bahnhof Hůrky ist die T47 005 gerade dabei, ihren Ein-Wagen-Zug nach dem Halt wieder zu beschleunigen [28. Mrz. 2018]

https://s12.directupload.net/images/210103/yzq3eu25.jpg
Nun erreichen wir den Endbahnhof Nová Bystřice. Die T47 005 ist bei der Einfahrt zu sehen. Insgesamt gibt es im Winter vier und im Sommer sechs Zugpaare hierher. Dazu kommt dann noch der Dampfzug, der im Juli und August fünf Mal in der Woche verkehrt. [28. Mrz. 2018]

https://s12.directupload.net/images/210103/umiyxx3x.jpg
Das letzte Bild des Beitrag zeigt die T47 005 beim Umsetzen in Nová Bystřice. Bald geht es zurück nach Jindřichův Hradec. [28. Mrz. 2018]

Dann bleibt mir nur noch mich für das Mitkommen und die Aufmerksamkeit zu bedanken! Viele Grüße aus Halle - Dirk Einsiedel






1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:01:04:15:31:38.

Re: [CZ] Bei der JHMD im März 2018 (m20B)

geschrieben von: Pille

Datum: 05.01.21 13:47

Hallo Dirk,

vielen Dank für deinen tollen Beitrag über die JHMD!

Der macht Lust auf eine Tschechientour, zumal ich da einige schöne Fotopunkte sehe, die ich noch nicht umgesetzt habe. Geht ja gar nicht... 😉

Schön, dass du uns schon mal mitgenommen hast.

Viele Grüße aus dem Münsterland
Wilhelm

Re: [CZ] Bei der JHMD im März 2018 (m20B)

geschrieben von: tmmd

Datum: 05.01.21 17:56

Krass, wie man doch recht gefälligen FAUR-Triebwagen verhunzt hat. Gab es da bestimmte Gründe, daß man die nicht im Originalzustand belassen hat?

Eigentlich wäre ich letztes Jahr mal dort gewesen, hoffe das 2021 nachholen zu können. Zwar war ich in den 90ern schon mal da, aber da hat es während der Fahrt mit dem Dampfzug nur geregnet. :/

Von der Strecke sieht man viel zu wenig !

geschrieben von: Norbert Bank

Datum: 06.01.21 00:07

Danke fürs einstellen !
Das erste Bild hat mir einen Schock versetzt - die Lok 2018 ? Bis ich dann gelesen habe das es schon
2008 war.
Schade, die Maschine hätte ich gerne mal im Einsatz erlebt.
Heute ist sie nur noch ein ausgeweideter Torso.

Gruß

Norbert

Re: Von der Strecke sieht man viel zu wenig !

geschrieben von: FTB

Datum: 06.01.21 10:30

Verglichen mit meinem Besuch in Jindrichuv Hradec im Mai 1985 (wo ich mich auch als eher Stadtverkehrsfreund mal zu ein paar Eisenbahnbildern hinreißen ließ) ist die Situation heute, so wie sie sich auf den Fotos darstellt, eher verheerend.
Die schöne freundliche CSD-Farbgebung der Loks ist Geschichte. Leider wurden die auch eher schmucken FAUR-Triebwagen mit dem Umbau (der Sanierung?) eher verhuntzt. Anfang der 90er (1992 war ich noch mal da, da ging es mir aber eher um den neuen Obusbetrieb in Ceske Budejovice) sprach man vor Ort (im Vorort....? ;-) ) von einer Verbindung mit den Waldviertler Schmalspurbahnen. Für mich (ich meine mich) hat die Privatisierung der JHMD absolut nicht gut getan :(
Die Bilder die ich von Tremesna - Osoblaha sehe machen aber ein wenig Hoffnung, dass noch nicht alles verloren ist. So bleibt ein wenig ehrbare tschechische Schmalspurtradition erhalten :)

Zu meiner Zeit hießen Aktivisten Frida Hockauf und Adolf Hennecke 😉




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:01:06:10:30:44.

Re: Von der Strecke sieht man viel zu wenig !

geschrieben von: Martin Junge

Datum: 06.01.21 16:18

FTB schrieb:
Verglichen mit meinem Besuch in Jindrichuv Hradec im Mai 1985 (wo ich mich auch als eher Stadtverkehrsfreund mal zu ein paar Eisenbahnbildern hinreißen ließ) ist die Situation heute, so wie sie sich auf den Fotos darstellt, eher verheerend.
Die schöne freundliche CSD-Farbgebung der Loks ist Geschichte. Leider wurden die auch eher schmucken FAUR-Triebwagen mit dem Umbau (der Sanierung?) eher verhuntzt. Anfang der 90er (1992 war ich noch mal da, da ging es mir aber eher um den neuen Obusbetrieb in Ceske Budejovice) sprach man vor Ort (im Vorort....? ;-) ) von einer Verbindung mit den Waldviertler Schmalspurbahnen. Für mich (ich meine mich) hat die Privatisierung der JHMD absolut nicht gut getan :(
Die Bilder die ich von Tremesna - Osoblaha sehe machen aber ein wenig Hoffnung, dass noch nicht alles verloren ist. So bleibt ein wenig ehrbare tschechische Schmalspurtradition erhalten :)
Na, da freue ich mich ja über eine fundierte, kenntnisreiche und mit Fakten untermauerte Expertise. Hast Du eine Idee, wer die 705.907 so lackiert hat? Ich habe nicht nur eine Idee, sondern weiß es sogar. Es war die Staatsbahn. Dieselbe Staatsbahn, die mit ihrem Unwillen den Schmalspurbahnen um Neuhaus fast den Garaus gemacht hätte, die Staatsbahn, dank derer der Betrieb nach Neubistritz schon einmal eingestellt war, die Staatsbahn, die Mitte der 1990er Jahre wochenends noch ein Zugpaar von Neuhaus nach Kamenice n/L fahren ließ. Trotz aller unbestrittenen Schwächen war die Privatisierung der Schmalspurbahnen ein Gewinn für beide Strecken, es gab umfangreiche Instandsetzungen, Investitionen und einen Fahrplan, der den Namen auch verdient. Die Triebwagen sind sicherlich einer Diskussion würdig, aber eine Eisenbahn lebt nie allein von ihrem Antlitz, sondern von ihrer Benutzerfreundlichkeit. Und da muss man schon sehr verblendet sein, wenn die Errungenschaften aus 23 Jahren privaten Betriebes verkannt werden. Was ist an der Hotzenplotzerin ehrbar? Ehrbar ist, dass die Region dort noch Züge bestellt und den Dampfverkehr unterstützt. "Deine" Staatsbahn fährt seit fünf Jahren ohne Reservelokomotive, stellt beim erstbesten Wehwehchen den Betrieb ein und fährt mit einem Bus durch die Gegend. Das haben die JHMD auch schon getan, aber die Situation hat sich verbessert, während wir in Hotzenplotz eher einen Auslaufbetrieb sehen. Und auch dort ist eine Privatisierung nicht ausgeschlossen, auch wenn 705.914 gerade repariert wird. Vision ist ein 5090...

Martin

Dank und Bonusbild

geschrieben von: Philosoph

Datum: 06.01.21 17:35

Hallo Dirk,

vielen Dank für den schönen Bericht. Ich war im September 2018 da und tief beeindruckt von diesem in Deutschland wohl kaum durchführbaren Planbetrieb.

Anbei ein Bild vom Güterzug auf der Strecke:

DSC_9731.jpg


Beste Grüße

Carsten

https://up.picr.de/47251398ap.jpg

Meine Bilder in der DSO-Galerie

DSO-Galerie

Da muß ich doch mal ein paar Gegenfragen stellen

geschrieben von: Norbert Bank

Datum: 07.01.21 02:34

FTB schrieb:
Verglichen mit meinem Besuch in Jindrichuv Hradec im Mai 1985 (wo ich mich auch als eher Stadtverkehrsfreund mal zu ein paar Eisenbahnbildern hinreißen ließ) ist die Situation heute, so wie sie sich auf den Fotos darstellt, eher verheerend.
Die schöne freundliche CSD-Farbgebung der Loks ist Geschichte. Leider wurden die auch eher schmucken FAUR-Triebwagen mit dem Umbau (der Sanierung?) eher verhuntzt. Anfang der 90er (1992 war ich noch mal da, da ging es mir aber eher um den neuen Obusbetrieb in Ceske Budejovice) sprach man vor Ort (im Vorort....? ;-) ) von einer Verbindung mit den Waldviertler Schmalspurbahnen. Für mich (ich meine mich) hat die Privatisierung der JHMD absolut nicht gut getan :(

Hallo FTB,

wo, außer in Norkorea vielleicht, ist irgendetwas auf diesem Planeten noch so wie im Mai 1985 ?
Was genau ist verheerend ?
Die Farbgebung von 1985 war auch nicht mehr die von 1959, der Wagenpark war 1985 auch vergleichsweise modern und
den gab es 1960 auch noch nicht.
Das die ebenfalls nicht historische Verbindung ins Waldviertel nichts wurde ist bedauerlich, aber keineswegs schlimm.
Auch wenn ich gerne mal eine Tu47 zwischen Litschau und Großgerungs erlebt hätte.
Das Waldviertel bzw. die dortigen Bahnen, sind auch nur noch ein Schatten ihrer selbst.
Vor 3-4 Jahren habe ich mich auch gefragt wann der JHMD-Laden zusammenbricht. Aber das könnte vorbei sein.
Und bitte wo in Mitteleuropa gibt es einen ähnlichen Planverkehr mit teilweise fotogenen Zügen in Tagesrandlagen?
Die Motivdichte an der JHMD ist nach wie vor genial, da kommt das von mir sehr geschätzte Waldviertel nicht mit.
Vom schwachen Fahrplan und "goldigen" Triebwagen dort mal abgesehen.
Für mich ist das tendentiell Männer- bzw. Touristenulk was dort geboten wird.
Und das Waldviertel ist ebenfalls etwas ganz anderes als das was ich 1979 erstmalig besucht habe.

es bleibt alles im fluss

Gruß

Norbert

Re: Da muß ich doch mal ein paar Gegenfragen stellen

geschrieben von: FTB

Datum: 07.01.21 10:46

> wo, außer in Norkorea vielleicht, ist irgendetwas auf diesem Planeten noch so wie im Mai 1985 ?

Naja, Gottseidank! Wenn ich auch nicht über alle der heutigen Zustände dort und im Rest der Welt glücklich bin.
Mir gefielen die TU47 im alten CSD-rot einfach besser. Mit den bunten Loks von heute kann ich einfach nicht so viel anfangen, das finde ich einfach ahistorisch. Aber das ist wohl eher eine Generationenproblem, die Jugend von heute findet schrillbunte Loks einfach schöner. Dann gab es (zu dem Zeitpunkt gerade noch) das Vierschienengleis in der Ausfahrt in Jindrichuv Hradec (Foto hatte ich hier glaube schon mal gezeigt).
In Nova Bystrice (liegt ja haarscharf an der Grenze zu Österreich) wurde gleich beim Aussteigen daer Personalausweis kontrolliert. Die Tschechen waren da aber scheinbar etwas entspannter als die Genossen in der DDR und hielten mich auch nicht von meinem Tun ab, auf dem Bahnhof zu fotografieren (nach Google maps ist die Grenze etwa 1,5 km weg).
Ja und die Waldviertler Bahn habe ich ebenfalls im Mai 1992 erstmals erlebt. Da fuhren noch die 5090er-Triebwagen und das Städtchen war noch voll kultig österreichisch. Aus heutiger Sicht gefällt mir das ÖBB-Empfangsgebäude in Gmünd richtig gut (ist ja auch typische Nachkriegsmoderne) :)

Zu meiner Zeit hießen Aktivisten Frida Hockauf und Adolf Hennecke 😉

Re: Da muß ich doch mal ein paar Gegenfragen stellen

geschrieben von: Avala

Datum: 07.01.21 12:08

Zitat
Dann gab es (zu dem Zeitpunkt gerade noch) das Vierschienengleis in der Ausfahrt in Jindrichuv Hradec (Foto hatte ich hier glaube schon mal gezeigt).
Was hatte es damit auf sich?

drei/vier

geschrieben von: Martin Junge

Datum: 07.01.21 12:41

Hallo,

ehedem lagen das Schmalspurgeleis und das Normalspurgeleis von Neuhaus bis zu den beiden Abzweigstellen als Vierschienengleis. Nach einem Umbau gegen Ende der 1980er Jahre wurde das heute noch bestehende Dreischienengleis gebaut.
Das wurde dann auch bald einer normalspurigen Lokomotive zum Verhängnis, die aufgrund eines Fehlers des Weichenwärters nach Nová Bystřice fahren sollte, aber nicht konnte.

Martin

Re: drei/vier

geschrieben von: Avala

Datum: 07.01.21 13:59

Zitat
ehedem lagen das Schmalspurgeleis und das Normalspurgeleis von Neuhaus bis zu den beiden Abzweigstellen als Vierschienengleis.
Wie kann ich mir das vorstellen? Als Gleisverschlingung mit Ausfädelung, aber ohne Weichen?
Moin,

oder doch kein Generationenproblem?
Weil goldene 5090 sind mir nämlich zu bunt.
Sowas wie Himmelstreppen sind ein Graus und die "Erlebniswelt" der NÖVOG (Niederösterreichische Verschandelungsorganisation)
in Gmünd finde ich schrecklich.
Weil, dort kenne ich die minimalistischen Anlagen ab Stand 1979.
Solche großen Änderungen gab es bei der JHMD nicht.
Alles was die Tun gefällt mir aber definitiv auch nicht.
Und mutmaßlich gehören wir gar der gleichen Generation an ;-) .
Ich kenne die Loks der JHMD nur in bunt, vor 2009 war ich noch nicht dort.
Viel mehr fehlt mir der Güterverkehr bis an die jeweiligen Endpunkte der Strecken.
Der Schrottzug nach K.-Lomy ist leider nur ein Abglanz früherer Zeiten.
Lieber Planverkehr von früh bis spät mit bunten Loks als Hochglanzgarnituren
für Touris mit schwachem Fahrplan.
Und da ich vorzugsweise Landschaftsfotos mit Eisenbahn mache ist ein bunter Klecks in selbiger
mitunter motivbereichernd.
Das Du ungestört bis Neubistritz gekommen bist finde ich interessant.
Ich habe da schon andere Sachen aus erster Hand gehört.
Allerdings existieren von meinem Freund Andreas Burger auch Bilder aus diesem Bahnhof.
Leider kann ich ihn dazu nicht mehr befragen.

Dreischienengleis mit einseitiger Weiche in Kanclov

In solch einer Weichenstellung klappt es einfach nicht mit einer Normalspurlok in Blickrichtung = Fahrtrichtung ...

bzw. nur bedingt

Vierschienengleis 1

Vierschienengleis 2

Gruß

Norbert



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:01:07:17:53:11.

Re: Herzlichen Dank!

geschrieben von: Dirk Einsiedel

Datum: 07.01.21 18:58

Herzlichen Dank für das Feedback und die ganzen Informationen! Die Sache mit dem Vierschienengleis zum Beispiel habe ich überhaupt nicht gewusst.

Viele Grüße aus Halle - Dirk

Das Bild vom Vierschienengleis hatte am 8.11.2008 hier eingestellt. Damals hatte ich noch einen funktionierenden Scanner :)
Mein Besuch bei der damals noch CSD-Schmalspurstrecke war genau am 26.Mai 1985.
Und ich muss sagen, ich bin damals vollkommen ohne jeglichen Argwohn in den Zug nach Nova Bystrice eingestiegen. Wie nah ich an der österreichischen Grenze war, habe ich erst registriert, als ich wieder in Halle war.
Auf der Rückfahrt an der Grenze CSSR/DDR kam dann auch die obligate Frage vom Grenzer: "Wo waren Sie?" was ich wahrheitsgemäß mit Jindrichuv Hradec beantwortet habe. An seinem Blick konnte ich erkennen, dass das für ihn sprichwörtliche "böhmische Dörfer" waren.

Zu meiner Zeit hießen Aktivisten Frida Hockauf und Adolf Hennecke 😉

Re: Generationenproblem bunte Loks + 4 L. - "Abbiegethematik"

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 08.01.21 11:22

Norbert Bank schrieb:
Moin,

oder doch kein Generationenproblem?
Weil goldene 5090 sind mir nämlich zu bunt.
Sowas wie Himmelstreppen sind ein Graus und die "Erlebniswelt" der NÖVOG (Niederösterreichische Verschandelungsorganisation)
in Gmünd finde ich schrecklich.
Weil, dort kenne ich die minimalistischen Anlagen ab Stand 1979.

Dann sag ich nur "Guten Morgen und liebe Grüße in die Steinzeit an die Ewiggestrigen". Dass wir mittlerweile in 2021 angekommen sind und ohne die oben genannte Organisation (mit ihren grauslichen Himmelstreppen und goldenen 5090ern) dank der "grenzenlosen Begeisterung der ÖBB für ihre Schmalspurbahnen" schon lange Schicht im Schacht wäre sollte sich langsam aber schon bis Hintertupfing durchgesprochen haben. Wobei, noch ein Radweg für die rüstigen E-Biker mit 70+ wäre wohl die beste Lösung, oder? Und dass die minimalistischen Anlagen aus 1979 und den Folgejahren ein schleichender Umweltskandal waren (wie man beim Abriss der Heizhäuser gesehen hat), lassen wir zwecks der heiligen Nostalgie mal schnell außer Acht, gell? Ganz zu schweigen davon dass die Wartung von Fahrzeugen unter freiem Himmel natürlich viel gesünder für Geist und Körper des verweichlichten Werkstätten-Personals wäre. Kopfschütteln...

Re: Generationenproblem bunte Loks + 4 L. - "Abbiegethematik"

geschrieben von: T.

Datum: 08.01.21 11:36

FTB schrieb:
Und ich muss sagen, ich bin damals vollkommen ohne jeglichen Argwohn in den Zug nach Nova Bystrice eingestiegen. Wie nah ich an der österreichischen Grenze war, habe ich erst registriert, als ich wieder in Halle war.
Das dürfte daran liegen, dass es auch damals den Grenzübergang gab. In der Nähe davon wurden die Sperrgebiete viel schlanker, als sonst üblich (auch mehr als 5 km), dafür aber mit stärkerer Personal-Präsenz (Militär sowie Spitzel). Natürlich war auch stark daran verlassen, dass man die "Risikopersonen" schon im Voraus erkennt. Es ist gut möglich, dass ausgerechnet das offensichtliche Interesse ausschliesslich über die Bahn für die Ruhe sorgte (vermutet - zusammen mit nur leichtem Gepäck sowie "unrebellischen" Aussehen). Hätte man sich 100 Meter weiter südlich befinden, dürfte es eine ganz andere Geschichte sein...
Hallo,

Anfang 1989 sind wir von Litschau per Auto kommend eingereist.
Während die Grenzer offensichtlich sehr irritiert und ratlos waren, dass da fünf Deutsche mit Transitvisum (es ging danach nach Polen) über Österreich einreisen wollen, war das Fotografieren im Bahnhof völlig problemlos, wir konnen sogar vom Hang aus aus das EG mit dem GmP davor ablichten.

Grüße
Michael

Oh, der Herr Mikscha ...

geschrieben von: Norbert Bank

Datum: 08.01.21 17:52

Hallo,

werter Kollege, Du darfst die NÖVOG, die JHMD Haschischkisten und was für Fahrzeuge auch immer ganz toll finden, das sei Dir unbenommen.
Und in ein paar Jahren auch die Stadler- oder Chinatriebwagen bei der JHMD.
Du darfst auch gerne jeden Tag mit der NÖVOG fahren, so es Dir möglich ist.
Ich werde das nicht tun.
Arbeitest Du eigentlich bei oder für die NÖVOG ? Das würde den von mir empfundenen Beißreflex ev. erklären.
Und egal was Du auch anführst, wie und womit Du auch "argumentierst", lass mir doch meine Meinung.
Wenn ich in den Jahren seit 2009 keinen ganzen Tag im Waldviertel, aber rund 200 Tage in Südböhmen verbracht und mein
Geld dort ausgegeben habe - woran mag das wohl liegen ?
Richtig, als ewig Gestriger stehe ich nämlich auf Planbetrieb, am liebsten in den Tagesrandlagen.
Auf solch eine Leistung würde ich im Waldviertel heute noch warten.
Die NÖVOG-Waldviertlerbahnen sind in der (temporären) Unsterblichkeit einer "Hochglanz-Touristen-Männerulk" Museumsbahn
angekommen.
Das wiederum reizt mich extrem wenig, da kann die Landschaft noch so schön sein.
Manchmal ist es besser wenn eine Bahn in den Erinnerungen und vergilbenden Fotos verschwindet anstatt sich in einen
Museumszombi zu verwandeln.

Jeder so wie er will, oder meinst Du ernsthaft ich lasse mich zum NÖVOG-Claqueur missionieren?

In diesem Sinne

Norbert Bank

Edit: minus ch , plus f



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:01:09:03:07:53.
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