Dobri djen,
hier gibt's die vorigen Teile:
[
www.drehscheibe-online.de] - Teil 1: Von Dresden nach Lemberg
[
www.drehscheibe-online.de] - Teil 2: Unterwegs in Lemberg
[
www.drehscheibe-online.de] - Teil 3: von Lemberg in die russische Nacht
Samstag, 29. August 2015
Wir schreiben den 29.8.15 und zur Mittagszeit erreichen wir nach ziemlich genau 24 Stunden Fahrzeit Moskau. Ca. 2 h vor Ankunft sind wir so langsam aufgestanden, noch recht weit vor den Toren Moskaus, wobei uns der Weg über Kaluga führte, was dem einen oder anderen noch wegen des dortigen VW-Werks und einem Containerzug namens „Blaue Wand“ ein Begriff sein dürfte. Mit unseren ukrainischen Wagen sind wir ja in gewissem Sinne auch eine blaue Wand, aber hier nichts so besonderes, denn trotz angespannter politischer Lage verkehren diese Züge immerhin noch. Die Talgos, die ursprünglich die Hauptstadtverbindung einmal aufwerten sollten, sind ja von russischer Seite dann anderweitig verwendet worden und so rollt hier langsam museumsreifes Material. Ich bezweifle, dass sich am Rollmaterial in den letzten fünf Jahren etwas geändert hat, lasse mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen.
Ein etwas mulmiges Gefühl erzeugt es schon, wenn man auf dem Weg nach Moskau von der Ukraine her einem Militärzug in derselben Richtung begegnet, beladen mit Panzern und viel Artillerie an Lkw angehängt. Es sollte nicht der einzige auf dieser Reise sein, ich glaube, insgesamt drei gesehen zu haben (im Gegensatz zu keinem einzigen in den beiden vorigen Jahren).
Mit +1 haben wir die Hauptstadt erreicht, natürlich am Kiewer Bahnhof, denn da kommen wir ja mit unserem Zug her. Mein Bekannter Sascha von der Reise des Vorjahres holt uns auf dem Bahnsteig ab und zu Fuß geht es gleich mit relativ viel Gepäck für eine halbe Stunde zum Hostel über den Arbat zum Novy Arbat. Das Buchungssystem ist defekt und so ist unsere Gruppenbuchung zerfleddert und wir in kleineren Grüppchen auf mehrere Zimmer verteilt. Ansonsten ist die Einrichtung ob der Größe dann doch schon besser als anderswo mit ordentliche Schließfächern und aus dem 5. Stock heraus auch einem netten Blick aufs Arbat-Viertel.
Nach den 24 h Fahrt von Lemberg her ist erst einmal Duschen und Einchecken angesagt, bevor wir gegen 14 Uhr zum Mittagessen aufbrechen. Es geht wieder einmal zu Jolki Palki, das schon bei meiner ersten Reise 2013 erster Anlaufpunkt war. Mit allein ca. 250 Filialen in Moskau ist die Trefferwahrscheinlichkeit aber auch relativ hoch. Diesmal läuft es aber nicht so gut, scheint teurer als beim letzten Mal und wir verbringen über zwei Stunden dort.
Nach dem Essen geht es wieder über den Arbat zum Kreml, den ein Teil der Gruppe nun besichtigen will, während ein anderer Teil eine Fortsetzung des Spaziergangs bevorzugt, da entweder schon bekannt oder einfach so keine Lust.
Eingang zur Metrostation Arbatskaya.
Moderner neureicher Sanierter und gut gepflegter Zuckerbäckerstil von 1899.
Der Kreml versteckt sich diesmal teils unter großen Gerüsten.
An den Außenmauern entlang kann ein herrlicher Spätsommertag genossen werden.
Ausgerechnet auf dem Gedenkstein für Sewastopol liegt ein Blumenstrauß…
Ewiges Feuer für den Großen Vaterländischen Krieg (2. Weltkrieg), diesmal bei Sonne im Gegensatz zu 2013.
Der Rote Platz beherbergt heute ein kleines Fest mit Sicherheitskontrolle.
Sowjet- und Rote Armee-Folklore für Kinder.
Bunte Zwiebeltürme gehen immer ;-)
Rege Bautätigkeit oder potjomkinsche Dörfer?
Die Politik hat man dann schnell wieder erreicht, denn auf einmal kommen wir an der Mahnwache für Boris Njemzow vorbei. Dass das Attentat doch so in Hörweite des Kremls geschah war mir bis dahin auch nicht bewusst.
Mit dem Säubern ist man auch schnell zur Stelle. Was es mit diesen Lastern auf sich hat, darüber ist jüngst in der MDZ ein netter Artikel von unserem hier vertretenen Redakteur erschienen: [
mdz-moskau.eu]
Jenseits der Moskwa zeigt sich Moskau auf einmal hipp-urban – eine Folge des Städtebauprogramms „Meine Straße“: [
mdz-moskau.eu]
Wenn die Brückengeländer nicht ausreichen: Bäume aus Draht für die Liebesschlösser – eine schöne Idee, wie ich finde.
Doch auch noch recht junge Liebe rostet hier alsbald…
…vllt. eine Erklärung für die doch recht zahlreichen Scheidungen in Russland? ;-) Wie es wohl dem Brautpaar diesbezüglich heute geht?
Diese 2008 vom Künstler Mihail Chemiakin erschaffene Figurengruppe soll zeigen, dass die Kinder die Opfer der Laster von Erwachsenen sind.
„Meine Straße“ hat entlang der Moskwa auch Radwege geschaffen.
Der Übergang zur „normalen“ Infrastruktur gestaltet sich aber bisweilen schwierig, aber sowas scheint ein generelles Problem der Verkehrsplanung, nicht nur in Russland, zu sein. Wie diese Stelle 2019 dann aussah, war in meinem Bericht zur Kaukasustour zu sehen.
„Pust vsegda budet leto - Möge ewig Sommer sein“ - nein, so kreativ waren hier andere, wir haben nur ein bissl gepost :-)
Ausflugsschiff unter der Krimbrücke.
Wie ein mächtiges Bollwerk steht das Verteidigungsministerium an der Moskwa.
Auf der hiesigen Seite der Moskwa erreichen die letzten Sonnenstrahlen den Gorki-Park.
Tanzvergnügen am Ufer, wie es bis heute wöchentlich während der warmen Tage stattfindet.
Der Abend bricht herein und mit ihm mächtige Wolken über der Metrostation Worobjowy Gory, die über die Moskwa hinweg die Sportstätten der Olympischen Spiele verbindet. Unweit davon steht auch das Luschniki-Stadion, das ja auch wieder zur WM Verwendung fand.
In der Ferne grüßen
die Wolkenkratzer von Moskwa-City hohe Wohngebäude an der Mosfilmowskaja Ulitsa.
Nach dem Abschied von Sascha geht es mit der Metro zurück ins Hostel und von dort aus mit einem Teil der Gruppe zum Abendessen in die nahe „Plovfabrik“, die ganz ordentliche Qualität, aber auch nervig laute Musik bietet. Vielleicht war deshalb kaum etwas los?
Auf dem Rückweg fällt mir noch das „Haus der Bücher“ auf, wobei auch längeres Stöbern keine Eisenbahnbücher in dem relativ großen Laden bringt.
Zwei weitere Teilnehmer sind am Abend noch in Moskau eingetroffen, womit die Gruppe für die nächsten Tage nun vollständig ist und wir die nächsten Tage sinnvoll besprechen können. In der Küche krankt ein Gesprächsversuch mit Russen an der Sprachbarriere bzw. meinem Wortschatz.
Grüße, Hannes
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:05:24:13:30:15.