Myanma my love - Ein Abschied für immer?!
Teil 9d: Transfer mit Bus und Zug zum Flug – Mit dem Bus von Namtu über einen Dampfkran zu einem der besten Flughäfen der Welt
Im
letzten Bericht hatten wir die Besichtigung in Namtu abgeschlossen. Nun treten wird den Rückweg in Richtung Flughafen Lashio an. Und nachdem die Eisenbahn in den letzten drei Berichten zu kurz kam, gibt es jetzt auch mal wieder einen größeren Eisenbahnanteil. Viel Spaß also beim Lesen.
Natürlich war unser Zeitplan längst aus den Fugen geraten. Der Reiseleiter hatte den Aufenthalt in Namtu mit dem Besuch des Hüttenwerks, des Kraftwerks und der Telefonzentrale selbst verzögert, jetzt ergriff ihn aber die Panik. Es waren zwar noch ein paar Stunden bis zum Abflug und der Flughafen Lashio ist nur gute 50km entfernt, aber eine 50km lange Busfahrt in Myanmar kann sich ziehen, unter Umständen auch mal mehrere Tage. Flüge nach Lashio verkehrten zum damaligen Zeitpunkt nur „auf Anfrage“ bzw. ausreichender Nachfrage. Und während der Flug zurück nach Yangon nur eine gute Stunde dauert, würden bei einer Busfahrt mehrere Tage reiner Fahrzeit anfallen! Andererseits würde der Flieger wohl kaum ohne uns abheben, denn unsere gesamte Reisegruppe lastete das Flugzeug ja zu mehr als 50% aus. Also ging es schnell hinauf zum Gästehaus, um das Gepäck abzuholen. Das Mittagessen wurde dann im Bus auf der Fahrt nach Lashio eingenommen, aber das kannten wir ja von den vorherigen Tagen.
Bild 1: Unsere deutsch-burmesische Reiseleiterin KyiKyi packt den Bus. Die letzten Tage hatte sie die wohl mehr als 100 Einheimischen (Köche, Zimmermädchen, Fahrer, Lokführer, Heizer, Bremser, Sandstreuer, Manager usw.) bestens im Griff.
Bild 2: Eine der Brücken auf dem Weg nach Lashio. Für burmesische Verhältnisse bestens ausgebaut, in anderen Gegenden Myanmars gibt es für Hauptverkehrsstraßen gar keine Brücken über Flüsse.
Bild 3: Auch die Straße ist in einem hervorragenden Zustand und stellenweise sogar geteert (das ist jetzt nicht ironisch gemeint!).
Bild 4: Während wir die Brücke fotografierten, kam ein LKW aus der anderen Richtung. Für die beiden Fahrer waren wir natürlich eine Top-Attraktion und wurden direkt fotografiert. Wie bei allen Fahrzeugen in Myanmar haben die Fahrzeuge das Steuer rechts, obwohl Rechtsverkehr herrscht, seit der alte General Ne Win vor ein paar Jahrzehnten von heute auf morgen Rechtsverkehr anordnete (angeblich hatte ein Wahrsager im zuvor prophezeit, dass er in Kürze bei einem Verkehrsunfall auf der linken Seite sterben würde).
Bild 5: Nachdem uns der Fahrer fotografiert hatte, schaukelte der LKW (für burmesische Verhältnisse übrigens ein top-modernes Exemplar) über die Brücke. Ihm folgte ein Toyota Corolla Kombi, ein absolut typisches Exemplar für den Verkehr in Myanmar (sowohl vom Typ als auch vom Baujahr). Ein solcher PKW in diesem Zustand und Baujahr kostete in Myanmar zur Zeiten der Militärjunta 30.000 US$ (!!!), mehr als das 3.000-fache eines durchschnittlichen Monatsgehalts eines Lehrers! Grund waren die Wirtschaftssanktionen und das Handelsmonopol der Militärs. Teilweise wurden die Autos daher in Thailand zerlegt, über die Grenze geschmuggelt und in Myanmar wieder zusammengebaut.
Kurz danach kamen wir nach Nahsai, wo die Straße nach Lashio die Bahnstrecke zwischen Namtu und Namyao an der Staatsbahn kreuzt. 2009 konnten wir mit dem Schienen-LKW von Namtu noch bis nach Nahsai fahren. Das ging dieses Jahr aufgrund des Streckenzustandes nicht mehr. Einige Reiseteilnehmer bettelten so lange bei der Reiseleitung, bis sich selbige zu einem kurzen Fotostopp in Nahsai breitschlagen ließ. Besonderes erwartete ich zwar nicht, dennoch stieg ich aus und machte noch ein paar Fotos.
Bild 6: Der Bahnhof in Nahsai. Neben jeder Menge Mais, der zum Trocknen auslag, stand auch noch ein alter Güterwagen auf dem Abstellgleis.
Bild 7: Vielleicht war der Wagen zum Sammeln von Grubenholz gedacht.
Bild 8: Wenigstens versaut jetzt keine Dampflok mehr die frisch gewaschene Wäsche.
Bild 9: Am Bahnhofsende befindet sich auch noch immer das Gleisdreieck zum Drehen der Schienen-LKW.
Bild 10: Wurde da der Bahnsteig frisch eingeschottert? Die Schüler nutzen ihn jedenfalls schon Mal auf dem Weg nach Hause. Die blauen Rucksäcke haben die Schüler von der UNICEF bekommen. Für einen Außenstehenden sieht das alles sehr ärmlich aus, dank der Mine und der nahen Grenze zu China geht es den Menschen aber im Verhältnis zu Bewohnern in anderen Regionen Myanmars verhältnismäßig gut.
Bild 11: Blick in Richtung Straßenübergang und unseren geparkten Bus. Geradeaus führt die Strecke weiter nach Namyao, dieser Abschnitt kann aber schon seit mehreren Jahren nicht mehr befahren werden.
Bild 12: Der Bahnübergang und der weitere Streckenverlauf Richtung Namyao. Hier sieht man, dass schon länger kein Zug mehr auf dieser Strecke fuhr.
Jetzt aber husch, husch wieder ab in den Bus, bevor der Reiseleiter noch einen Herzkasper bekommt. Die Fahrt verlief ohne jegliche Verzögerungen (abgesehen von der Fotosession an der Brücke und am Bahnhof in Nahsai). So hatten wir etwas Zeit gewonnen und waren rechtzeitig in Lashio. Ich wusste, dass man auf der Fahrt zum Flughafen direkt am Bahnhof vorbeikommt. Nach ein bisschen betteln beim Reiseleiter bekamen wir nochmal ein paar Minuten Freigang, während eine Vorhut zum Flughafen geschickt wurde, um unsere dort in Kürze erfolgende Ankunft zu vermelden. Sonderlich viel zu sehen gab es zwar nicht, im angeschlossenen Mini-BW fand sich (wie erwartet) dann noch ein kleines Schätzchen (so klein war das Ding dann aber ehrlich gesagt gar nicht).
Bild 13: Hereinspaziert. Der Eingang am Bahnhof Lashio.
Bild 14: Die Fahrkartenschalter im Bahnhof sind verwaist. Kein Wunder, verkehrt doch nur einmal am Tag am frühen Morgen ein Zug Richtung Mandalay. Für die knapp 300km benötigt der Zug mindestens 16 Stunden.
Bild 15: Im Bahnhof gibt es sogar ein WLAN-Zimmer. Leider war der Zutritt verboten...
Bild 16: Auf den zahllosen Gleisen fand sich nur ein abgestellter Personenwagen.
Bild 17: Ein alter Wasserkran fand sich auch noch.
Bild 18: Auch einen Gleisrottenwagen konnten wir noch ablichten.
Bild 19: Statt Fahrgästen tummeln sich auf dem Bahnsteig nur ein paar Gänse.
Bild 20: Gesamtansicht des Bahnhofsgeländes. In meinem Rücken geht es Richtung Mandalay. Die Strecke endet in Lashio, dennoch wurde der Bahnhof als Durchgangsbahnhof angelegt, da beim Bau 1903 eine Verlängerung nach China geplant war, die aber nie zustande kam.
Bild 21: Zwei Nonnen passieren den Bahnhof.
Bild 22: Und zwischen Büschen und Bäumen im kleinen BW finden wir dann das gesuchte Objekt...
Bild 23: … ein ausgewachsener Dampfkran.
Bild 24: Ansicht von der anderen Seite.
Bild 25: Der Dampfkessel im Detail.
Bild 26: Das Fabrikschild. Fast 100 Jahre hat der Dampfkran schon auf dem Buckel.
Bild 27: Ansonsten herrscht im BW gähnende Leere.
Bild 28: Ein alter Güterwagen fand sich noch, der aber wohl seit längerer Zeit ausschließlich als Abstellraum genutzt wird.
Damit war der Besuch am Bahnhof auch erfolgreich abgeschlossen und wir konnten uns zum Check-In-Schalter des quasi benachbarten Flugplatzes aufmachen. Dieser befand sich direkt am Eingang zum umzäunten Flugplatz und Bestand im Prinzip aus ein paar Holzbalken und ein paar Wellblechen. Innendring gab es sogar einen kleinen Shop, wo man Getränke und kleine Snacks kaufen konnte. Alle Hektik war umsonst, denn unsere Maschine war überhaupt noch nicht gelandet. So verbrachten wir noch eine knappe Stunde auf den Holzbänken im komfortablen Check-In. Als die Propellermaschine schließlich gelandet war, wurden wir zur Einlasskontrolle aufgefordert. Als weiße Langnase wurde ich auf Inlandsflügen in Myanmar bis jetzt immer lustlos durchgewunken. Diesmal gab es aber eine sehr strenge Kontrolle. Neben dem Pass wurde auch das Handgepäck scharf kontrolliert, der Beamte roch sogar an meinen Cheeroots. Sie wurden aber als unbedenklich eingestuft, so durften wir ins Empfangsgebäude und nach kurzer Wartezeit landete auch eine Propellermasche der „Asian Wings“, einer neuen Fluggesellschaft, die nach der Öffnung des Landes wie Pilze aus dem Boden schießen. Der Flug selbst war ohne nennenswerte Vorkommnisse und nach einer Zwischenlandung in Mandalay landeten wir schließlich bei Einbruch der Dunkelheit in Yangon.
Bild 29: Der Check-In von der Straßenseite aus gesehen. Es gibt Taxis und einen kleinen Shop, dazu kommen extrem kurze Wege. Besser als jeder moderne Flughafen.
Bild 30: Vor dem Check-In Schalter. Das Plakat im Hintergrund mit der chinesischen Schrift lässt auf die wichtigste Kundengruppe schließen. 2011 gab es wenige bis keine Direktflüge aus China nach Myanmar. Chinesische Geschäftsleute müssen daher auf dem Straßenweg bis nach Lashio reisen, von dort kann man dann einen Inlandsflug nach Mandalay oder Yangon nehmen.
Bild 31: Handfeuerwaffen müssen bitte in den Koffer gepackt werden.
Bild 32: Unser Gepäck steht zur Verladung bereit.
Bild 33: Mit dieser Propellermaschine ging es von Lashio zurück nach Yangon.
Am Flughafen von Yangon verabschiedete ich mich dann vom Rest der Gruppe und wartete auf meinen neuen Reiseleiter Mr.Han (den hatte ich euch ja schon
in diesem Bericht vorgestellt), schließlich hatte ich im Anschluss nochmal drei Tage Eisenbahn in Bago ohne Reisegruppe eingeplant. Nach einer knappen halben Stunde kam er dann auch, zu Fuß ging es auf die Straße vor dem Flughafen, wo wir uns auf das Trittbrett eines Pick-Up Taxis stellten. So ganz geheuer war mir das nicht bei dem großen Rucksack, den ich auf dem Rücken hatte, aber allzu lange sollte die Fahrt sowieso nicht dauern. Am nächsten Busbahnhof stiegen wir aus und wechselten auf die Ladefläche eines anderen Pick-Ups, der uns nach Bago bringen sollte. Es dauerte noch eine Weile, bis die Ladefläche mit genügend Fahrgästen voll war, dann ging die Fahrt aber los. Die Straße zwischen Yangon und Bago ist die wichtigste Straße des Landes und geteert, was aber bei weitem nicht heißt, dass sie einen Zustand wie eine deutsche Bundesstraße oder gar Autobahn hat. Nach spätestens einer halben Stunde auf der Ladefläche verfluchte ich die vielen Schlaglöcher. Da wir ständig anhielten, um Fahrgäste samt Gepäck abzuladen bzw. neue Fahrgäste aufzunehmen, benötigten wir zusammen mit den miesen Straßenverhältnissen für die nicht einmal 100km von Yangon nach Bago über drei Stunden. Die Fahrt mit dem Zug wäre schneller und angenehmer gewesen, allerdings ist man in Myanmar von integriertem Taktverkehr noch weit entfernt und zur abendlichen Stunde gab es keine Zugverbindung mehr.
In Bago angekommen ging es dann unverzüglich in meine Stammunterkunft im Myanandar Hotel. Dort fiel mir als erstes auf, dass man alle Gänge neu gestrichen hat, weil vor kurzem eine Klimaanlage abgefackelt ist und alles ziemlich verrußt war. Bei einem richtigen Feuer würde das Hotel mit seinen vergitterten Fenstern und den verwinkelten Gängen sofort zur Todesfalle werden. Daran dachte ich jetzt aber lieber nicht, sondern ging sofort ins Bett, denn die letzten Tage in Namtu war der Schlaf viel zu kurz gekommen und der morgige Tag war auch schon wieder voll verplant.
Zugliste
Datum | Zugnummer | Von | Nach | km | Traktion | Spurweite |
25.11. | Circle Line | Yangon Hbf | Yangon Hbf | 49,1 | Diesel | 1000mm |
27.11. | | Namtu | Lopah (und zurück) | 13,9 | Diesel/Dampf | 610mm |
28.11. | | Namtu | Wallah Gorge | 10,6 | Diesel/Dampf | 610mm |
28.11. | | Wallah Gorge | Namtu | 10,6 | Diesel | 610mm |
29.11. | | Namtu | Wallah Gorge | 10,6 | Diesel | 610mm |
29.11. | | Wallah Gorge | Namtu | 10,6 | Diesel | 610mm |
30.11. | | Namtu | Wallah Gorge | 10,6 | Diesel/Dampf | 610mm |
30.11. | | Wallah Gorge | Namtu | 10,6 | Diesel | 610mm |
01.12. | | Namtu | Wallah Gorge | 10,6 | Diesel | 610mm |
01.12. | | Wallah Gorge | E.R. Valley | 5,6 | Diesel/Dampf | 610mm |
01.12. | | E.R. Valley | Bawdwin | 2,4 | Diesel | 610mm |
01.12. | | Bawdwin | E.R. Valley | 2,4 | Diesel | 610mm |
01.12. | | E.R. Valley | Wallah Gorge | 5,6 | Diesel/Dampf | 610mm |
01.12. | | Wallah Gorge | Namtu | 10,6 | Diesel | 610mm |
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:04:17:08:18:49.