Guten Abend zusammen!

wie schön war die Zeit, dass man ohne Nachdenken drei europäische Länder in drei Tagen besuchen konnte.. Zeit für ein Paar Erinnerungen aus Juni 2019, die Fotos hatte ich mir noch gar nicht so wirklich angeschaut, dafür hat man ja jetzt endlich mal die Möglichkeit.

Fangen wir an im Bahnhof Kloštar, knapp 100 km östlich von Zagreb an der Strecke von Koprivnica nach Osijek in Kroatien. Die Sonne scheint, es ist warm und nach der Ankunft aus Zagreb freuen wir uns schon auf den ersten Zug mit zu öffnenden Fenstern! Kurz nach 12 Uhr treffen sich hier die Regionalzüge aus Richtung Koprivnica und Križevci.








Wir fahren für die Mittagspause (Sommerlicher Salat auf der Terrasse und anschließend im Schatten im Park sitzen) erstmal nach Bjelovar. Wenn ich mir die Bilder von vor einem Jahr jetzt anschaue, fallen mir überall die vielen Blumen auf, die in Kroatien und auch in Ungarn an den Bahnhöfen stehen und gepflegt werden. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass ich gerade parallel im Garten arbeite..






Was genau die serbische 710 004 in Bjelovar macht, ist mir nicht klar. Wurde sie nach Kroatien verkauft?

Der Bahnhof von Bjelovar (40.000 Einw.) ist neu renoviert und bestens gepflegt.




Nach 2 Stunden Aufenthalt geht's weiter nach Križevci. Dort ist gerade Baustelle. Inzwischen wurde die Verbindungskurve geöffnet, die direkte Zugfahrten von Bjelovar nach Zagreb ermöglicht. Der Bahnhof von Križevci dürfte damit als Umsteigeknoten etwas an Bedeutung verloren haben.






Die schicke 1142 009 bringt uns wieder nach Koprivnica:






..und mit weiterhin sommerlichen Temperaturen weit über 30 Grad (auch im Zug) geht's weiter nach Varaždin. Dieser Ort stand schon länger auf meiner Wunschliste. Auch wenn bereits nicht mehr so viele Züge lokbespannt fahren und außerdem SEV in Richtung Zagreb war, hat der Bahnhof immer noch Charme.




Neben den GM-Dieselloks fahren hier die "Schweden-Triebwagen" in unterschiedlichem Zustand.. Die Einrichtung dürfte noch weitgehend Original sein, die Werbung fürs Värmland wurde wohl bewusst erhalten, immerhin fahren sie schon seit 23 Jahren in Kroatien..




Wir fahren einmal über die Drau nach Čakovec, dem nächsten Eisenbahnknotenpunkt der Region. In schönster Abendsonne geht der erste Reisetag zu Ende und laufen wir zum Hotel.






Die internationale Verbindung von Čakovec nach Ormož in Slowenien wird etwas stiefmütterlich behandelt. Das Angebot ist mit zwei Zugpaare am Tag bescheiden und auch mit vielen Tipps und Tricks ist die Verbindung weder in der slowenischen, noch in der Kroatischen Online-Reiseauskunft zu finden. Da hilft nur der DB Navigator weiter :-)

Tickets gibt's natürlich dann auch nicht online, aber die bekommt man für 4,40 pro Person am Schalter in Čakovec.

Dass wir am Dienstagmorgen die einzigen Fahrgäste im grünen 711 016 sind, wundert dann nicht. Übrigens ist der Triebwagen mit der BR 624 der DB verwandt, was mir nie so bewusst war, aber eigentlich beim Anblick logisch erscheint...




Nach einem kurzen Ausflug nach Ptuj um die Zeit zu vertreiben (und die Tradition einer ausgiebigen Mittagspause in Stand zu halten) fahren wir mit der bekannten D347 "Citadella" über die Grenze nach Ungarn. Diese Strecke ist auf slowenischer Seite komplett modernisiert, was natürlich auch direkt das Image eines Landes beeinflusst. Aber für Eisenbahnfans eher langweilig, so dass man noch ein wenig schlafen kann und sich in der Hitze nicht zuviel bewegen muss.




Fast unbemerkt ist die zweite Landesgrenze überschritten und in Zalaegerszeg sieht man den (eisenbahn-)kulturellen Unterschied zwischen Slowenien und Ungarn doch sehr deutlich. Auch hier allerdings immer frische Blumen!




Die nächste Regionalbahn nach Celldömölk ist sehr schön rustikal.




In Ukk steigen wir um, da kann noch schnell unser Zug mit zwei Loks fotografiert werden.




Auf der Strecke nach Tapolca wieder schöne Blumenfelder, auch im Bahnhof von Tapolca überall Blumen.








Und wohin soll man mit diesen Temperaturen besser fahren, als an den See! Ankunft am schattigen Bahnsteig in Badacsony.




Von der Haltestelle Badacsony sind es nur 50 Meter bis zum Hotel und 50 bis zum Balaton. So macht Bahnfahren spaß :-)
Im Juni ist noch nicht so viel los und hat man den See fast für sich alleine.






Am nächsten Morgen gibt es eine Fähre zum anderen Ufer nach Fonyod an der Hauptstrecke:




Bahn am See:




Eine Mitfahrt mit der 760mm-Kleinbahn von Balatonfenyves nach Somogyszentpal ließ sich wunderbar in die Tagesplanung integrieren. Die Bahn wurde erst vor kurzem nach einer Bauphase wiedereröffnet und fährt mehrmals täglich durch die Felder - alles ganz offiziell von der MAV betrieben :-)








Nach der Mitfahrt war mal wieder eine kritische Temperatur erreicht.. Weiter geht's nach Nagykanisza, wo wir erstmal zwei Stunden mit Nichtstun im Schatten verbringen, ein Bier trinken und uns die wenigen dort fahrenden Züge anschauen.

Die letzte Tagesetappe sollte aber nochmal ganz schön werden: von hier aus fährt man über Murakeresztur und Gyékényes nach Pécs über eine tolle Strecke durch Niemandsland und Sonnenuntergang. Es macht den Eindruck, dass die Strecke bei allen Modernisierungen bisher vergessen wurde..










Mit der Zugkreuzung in Vizvár möchte ich diesen kurzen Bericht beenden - übrigens nur 10 Kilometer Luftlinie vom ersten Bild entfernt!
Später ging es noch weiter nach Pécs und am nächsten Tag über Budapest wieder nach Hause - mal schauen, wann so etwas wieder möglich ist :-)






Bleibt gesund und frei!
VG
Martijn

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)

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Und wenn auch man darüber sinniert, dass diese Gegend - in der ich vor vier Wochen noch kreuz und quer über Staatsgrenzen hin- und herfuhr - gerade völlig unerreichbar ist, ist es doch ein tröstlicher Bericht, der Hoffnung auf bessere Zeiten macht.

Vielen Dank dafür
Erik

Hallo,

vielen Dank für die schönen Bilder und die nette Erzählung. Vielen Dank, dass Du die Stationsvorsteherin mit draufgenommen hast, die ist ja h...sehr professionell. ;-)

Okay, ich finde sie scharf. :-D

Liebe Grüße,
Dominik

:-)

Danke für die netten Rückmeldungen!

"...dass man ohne Nachdenken drei europäische Länder in drei Tagen besuchen konnte"

Oh ja!

Und hoffentlich kommt das bald wieder, nachdem die existenziellen (gesundheitlichen) Probleme dieser Krise durchgestanden sind und auch die nationalen Fürsten ihre Schlagbäume wieder hochgeklappt haben.

Varazdin hatte ich eigentlich als Wendepunkt meiner letzten "Vor-Corona-Reise" auserkoren. Die endete nach ein paar Tagen in der Steiermark dann aber noch am Abend des 12.3. in Sredicse vor der slowenisch-kroatischen Grenze, weil mich mir angesichts der (ernst)zunehmenden (Nachrichten-)Lage nicht sicher war, ob man am nächsten Tag wieder zurück nach Slowenien bzw. später auch zurück nach Österreich und Deutschland kommen würde. Wäre zwar wohl gegangen, aber es war auf jeden Fall besser, am folgenden Tag dann schnellstmöglich heimzufahren und sich seitdem nicht mehr weit von der eigenen Wohnung zu entfernen...

Vielen Dank in jedem Fall für deinen Bericht! Ich habe bei so vielen Blumen lediglich die Rosen von Varazdin vermisst. Aber die sind wahrscheinlich nur eine Erfindung der Operette ;-)