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Am 16.April 1996 zwischen Hajek und Ostrov nad Ohri

geschrieben von: malo

Datum: 22.03.20 19:24

Der 16.April 1996 zwischen Hajek und Ostrov nad Ohri

(oder stellt man es in historische Forum?)

Dieser Tag war mein zweiter richtiger Besuch an der 140. „Im Egertal“ kann man bei diesem Streckenabschnitt nicht sagen.
Schlägt der Fluß doch zwischen Karlovy Vary und Vojkovice einen anderen Weg über Kyselka ein.

Die Straßenbrücke in Hajek unmittelbar am Bahnhofskopf zur Seite nach Chomutov hin gelegen, war der Affenfelsen. Stets rechtzeitig vor Sonnenaufgang schlug ich dort auf.
Auch um zu beobachten was „vorher“ aus der Nacht rückkehrend aus Richtung Osten nach Sokolov und Nove Sedlo zuströmte. Blieb es bis zum ersten Sonnenstrahl am
Schienenkopf vor der Brücke ruhig, war alles geritzt. Man saß also im Auto, das Beifahrerfenster geöffnet, und der Blick ging rechts runter in Richtung Bahnübergang
zu den beiden Formsignalen. Es war zuerst ein mehr Hören als Beobachten. Egal was drunten in Ostrov ab oder durchfuhr, erzeugte eine Kulisse.
Oft jedoch täuschten einen die Straßenfahrzeuge auf der nahe gelegen Fernstraße. Das Radio im PKW war aus. Reckte einer der beiden Semaphore den Flügel nach oben hieß
es raus aus dem Auto. Erst mal fielen einem die zahlreichen Brösel von der Kleidung ab. Man war hier meist am Frühstück mampfen, da ohne Mahlzeit zum Tagesanbruch
daheim losgedüst. Eine Art Vorfuttern für nachfolgende Stunden war es auch.

https://abload.de/img/015mk6k.jpg
754 040 vor dem 7004 war oft der erstfotografierte Zug der Einsatztage an der 140 für den Herbst bis in den Frühling. Brille ist gut, wegen der Sergej 781
war man aber hier. Und rechts die Fäden die vom Himmel herunter hängen? Das Volke derer hatte sich bemüht, es aber nicht stehlen können.
Sicher baute eine Signalmeisterei da auch planmäßig ab. Aber wo in Nächten geklaut wurde, war eindeutig erkennbar.
Und eines schönen Tages waren die Maste plötzlich auch da alle weg.

https://abload.de/img/02bjjsv.jpg
Ich blieb noch etwas am Brückenkopf mit Blick Richtung Signale. Als die Einfahrt erneut gezogen wurde, war es mit Uhrzeit 07:55 unten im Bogen des
Bahnhofskopfes bereits sonnig genug und ein hektisches Umsetzen dorthin erfolgte. Maschine 471 kam mit einer Leerkohle in den Bahnhof Hajek herein.

Das an dieser verkeimten Kiste ein fast wie neu dreinschauendes Lokschild prangte hatte folgende Bewandtnis: zu meinen mehr als zahlreichen Besuchen im
Depot Sokolov 1995 war zeitig ein Verschwinden der Aluminiumschilder an den Loks feststellbar. Dabei hatte ich vom befreundeten Drehscheibenwärter
ganz andere Nummern als Souvenir erhalten. Und da ich „gscheite“ Bilder auf Strecke haben wollte, mußte ich also zum Herbst 1995 handeln. Kosten soll es nix!
Wie da also handeln? Der Umstand war, dass an meiner damaligen Arbeitsstätte ab Sommer 1995 ein Gewaltumbau erfolgte. Drei alte Porzellan-Glühofen flogen raus,
ein neuer „Watteofen“ kam dafür rein. Es gab also Blech von Schalt- und Meßschränken durch den Abbruch dieser alten Tunnelöfen ohne Ende. Zum Glück alles beste
deutsche Ware aus den 50er Jahren. Die waren geschraubt und aus wunderbar weichen warmgewalzten Blech. Die Mittagspause verbrachte ich also erst mal eine Zeit damit,
Material zu gewinnen und auf der Blechschneidemaschine in der Betriebsschlosserei zurecht zu zwicken. Die Löcher bohrte ich gleich mit ein.
Daheim erfolgte im Keller das Lackieren. Dann den Rand aufbringen. Und für die Ziffern hatte ich Papierschablonen angefertigt, an deren Ränder ich mit dem Bleistift
entlang fuhr und so stundenlang „Malen nach Zahlen“ ausführte. Wenn ein Zweiersatz fertig war, oder auch mal zwei Sätze, lag der nächste Besuch in Sokolov an.
Und da war es der Drehscheibenwärter der mal sagte, ich solle eine Maschine mit weißer Nummer machen. 471 war der Wunschkandidat. Meist verwendete ich silber,
zweimal kam grau für die Ziffern zur Ausführung. Neun Lokomotiven bekamen so wieder ein fotografierbares Gesicht von mir, was 18 Bleche bedeutete!
Die damaligen Arbeitskollegen und der Meister hielten mich für verrückt. Aber viele Fotografen im Egertal profitierten von meiner Aktion. Denn Streckenbilder von Loks
mit nur mäßig gepinselter Nummer an der Front, oder auch mal gar keiner, sahen mehr als bescheiden aus!

An jenen Besuchstag war der zu Karlovy Vary hin gelegene Brückenkopf das eigentliche Ziel. Die Karre wurde am westlichen Stellwerk geparkt.
Und als ich das Auto verließ war der Flügel an der Karlsbader Einfahrt bereits gezogen! Leider war jetzt keine Zeit mehr am Gleis entlang da raus zu hüpfen.

https://abload.de/img/03a7kj4.jpg
Als ganz brauchbarer Notschuß um 08:05 Uhr 781 529 mit einem Bunkerzug im Bahnhof Hajek. 529 hatte in Sokolov den Zusatznamen „lestenka“,
was von „lestit“ kommt und polieren heißt. Also die polierte 529. In heutiger Zeit hätte es das Fangewese von einer „Starlok“.
Bei mir war jede Russenlok ein Star.

Nun hieß es wieder Brückenkopf Chomutover Seite und erneutes Warten. Und mit steigender Sonne wurde es wärmer und man saß am Hang hinter der
Leitplanke mit Blickrichtung Signale. Bis wieder ein Grummeln aus dem Tal zu vernehmen war und unten am Gleis sich die Stahldrähte merklich bewegten
und darauf der Flügel weit draußen am Signal nach oben ging.

https://abload.de/img/0481kfr.jpg
Um 09:00 Uhr hatten 781 433 und 591 gemeinsam einen gemischten Zug die Steigung herauf gebracht. Ich weiß heute nicht mehr, wann das Fahren mit
Vorspann untersagt wurde. Es könnte zum Sommer oder Herbst 1996 gewesen sein. War das abgängige Gleis auf der Flußseite im Bereich Vojkovice –Klasterec
die Ursache? Der Oberbauzustand allgemein? Oder nur die Egerbrücke in Vojkovice? Echte Doppeltraktionen sah ich damals in Sokolov nicht mehr.

Mit diesem Bild „781 an der Komotauer Einfahrt zu Hajek“ war ich erst mal höchst zufrieden. Von daher erfolgte ein zweites Umsetzen zum anderen Stellwerk.
Stand doch dort das Auto halbwegs bewacht durch örtliches Stellereipersonal in der Pampa umher. Zu Fuß schwang ich mich entlang des Gleises auf dem
Acker zum Richtung Karlsbad gelegen Einfahrtssignal.

Und nun gabs in der Kamera leider einen Filmriss! Es hätte sein sollen für mich ein völlig unbekanntes Objekt: ein roter vierachsiger Triebwagen mit Beiwagen
kam abweichend zum Kursbuch und den darin abgebildeten Zügen daher. Ich dachte an einen Meßzug. Von was hatte ich Anfang 1996 von einer Ceske Drahy
denn Ahnung? Mehr ärgerte ich mich augenblicklich über womöglich versautes Dia vom Güterzug zuvor in der Kamera drin, als diesen „komischen“ Triebtäter
da nicht zu haben. Heute ärgert es mich schon besonders arg. Der Umstand dieses Zuges? Die Erklärung dazu soll in einem späteren Beitrag kommen.
Nur kurz dazu: die Testfahrt eines 853.
Das Dia/Bild von zuvor hatte gottlob nur minimalen Lichteinfall mittig von oben im Bereich des Himmels abbekommen. Mit Adobe konnte ich das Manko prima ausgleichen!

https://abload.de/img/06vbkv5.jpg
Um 10:00 Uhr fiel mich leider von hinten 781 556 mit einem Zwiebelzug an. Den hätte man ja nun wirklich noch in wenigen Metern Entfernung im Bahnhofsbogen
oder vom Brückenkopf herunter bestens im Licht haben können. Aber woher sollte man es wissen damals? Heute? Ginge ich zum vypravci oder dem Manne
im Stellwerk und könnte mich halbwegs in Tschechisch ordentlich nach der Lage auf der Strecke erkunden.

https://abload.de/img/05v2j00.jpg
Aber naja, noch war bestes Licht im Motiv. Ein plötzliches Auftauchen eines Objektes aus erhoffter Richtung weithin sichtbar. Und das Signal kündigte ja
auch noch am Ort des Wartens an, das sich was tut. Und so war 754 040 mit dem R241 und sieben grünen Bautznern hinten dran willkommener Beifang.
Die Zeiten damals waren halt anders mit den Reihen 750/753 und 754.

Heute schauts fast so mit den paar verbliebenen, anders als Najbrt lackierten Brillen so aus, wie eben damals mit den letzten 781 in Sokolov.
Es sind diese von allen gejagten Fahrzeuge.

https://abload.de/img/07q1k5x.jpg
Um 10:20 Uhr hob der Flügel an. Aber für was? Man sah die Steigung von Lesov herauf nichts. Nur zaghaft war ein Rumoren aus Richtung Karlovy Vary
zu vernehmen. 781 433 war jetzt als Vorspann vor 781 578 an einem vollen Bunkerzug drauf. Da mußte ich schon schlucken damals. Das Wetter, die Loks, der Zug.
Alles passte! Bis zur Elektrifizierung war ich immer wieder an diesem Motiv. Genug entstand in den Jahren.

Augenblicklich wars extrem stressig. Dem Zug hinterher! Egal wo unterwegs an der Strecke, bis Klasterec sollte er doch wenigstens noch einmal machbar sein.
Erst die Hatz durch unwegsames Gelände zum Auto zurück, dann die Jagd am Bahnhof vorbei die kleine geteerte und völlig verschlissene Verbindungsstrasse zum
Bahnübergang und die Schnellstraße auf Ostrov runter. Dort übers Kopfsteinpflaster in Richtung Bahnhof rechts abgebogen. Die arme Federung am Auto.
50 km/h waren auf dieser Chaussee zu jener Zeit unmöglich.

https://abload.de/img/08chj40.jpg
Dort angekommen drehten die Schrankenbäume just nach unten. Doch fit wie ein Turnschuh reichte der Schlußsprint oben über die Brücke zur Einnahme des Fotostandpunktes.
Sicher hätte man damals das Rennen nach Vojkovice auch noch gewonnen. Oder weiter auf Straz und Perstejn inklusive Klasterec. Das ging immer.

Aber es sollte ja nicht den ganzen Tag mit Verfolgungen sein. Ich hatte mir als zweites wichtiges Ziel an jenem 16.April den Bereich unterhalb des Klinovech,
also nochmals zur Blockstelle Hlaska Bystra, ausgesonnen. Das Auto hatte Ruhe bis zum Nachmittag am Eingang zum Friedhof von Ostrov verordnet bekommen.
Näher parken zum Gleis und zum Motiv ging nicht, bzw. hielt ich für riskant. Am Ortsrand bei den Kleingärten wären noch Stellen.
Aber ob das 200 Meter Ersparnis gebracht hätte? So stiefelte ich also mit Proviant und Kursbuch wieder hinaus in die Prärie.

Um kurz vor 11:00 Uhr kam mir dabei die Lv fahrende 781 545 entgegen. Schiebedienst ab Vojkovice? Das lässt hoffen.
Oder Lv durch bis Kadan und dort einen Zug aus Richtung Usti übernehmen?

https://abload.de/img/09bfkpo.jpg
Kurz vor dem Vorsignal der Blockfolgestelle Hlaska Bystra, da wo die verbliebenen Telegrafenmaste standen, brummte es von hinten von Ostrov heran.
Einen 50-Meter-Spurt mußte ich noch vornehmen, um den Standpunkt an der Bake einnehmen zu können. Puh, gerade noch geschafft. Brillen unterm Klinovech!
Links oben grüßt er herunter zu 753 342 und 140, beide ein lange Zeit gekuppeltes Paar.
Und dann zog die Leine an Bunkerwaggons an einem vorbei.
Ob voll oder leer, immer stand man hernach in einer Schleppe aus Braunkohlenstaub, betört vom intensiven Schwefelduft am Gleis. Hypnotisiert von vielen Eindrucken:
schwer arbeitende Brillen mit warmen Fahrmotoren, knarrzenden Waggons auf ausgeleiertem Oberbau, inmitten olfaktorisch betörender Sinneseindrücke für die Nase!
Konnte böhmischer Eisenbahnbetrieb anno 1996 besser sein?
Die Sergej legten dem allen noch eines oben drauf.

Die Sucht war so entstanden bis zum Fanal im Jahr 2004. Manmanman waren das Zeiten!

https://abload.de/img/10cyjr4.jpg
Kaum war der letzte Waggon vorbei gequietscht, war keine fünf Minuten später ein Gegenzug da. Unbemerkt konnte er so weit zu mir kommen,
weil bergfahrender Kohlenzug alles an anderen Geräuschen in dem Talkessel vereinnahmte. Jaja, 753 197! Eine heute berühmte Brille.
Der dunkelblaue Rahmen war ihr damaliges Markenzeichen. Später geriet sie an SAUER, und heute fährt sie noch immer, jetzt für KDS.
Wie es schon 1996 in Nordwestböhmen zu einem Graffity an einem Reisezugwagen kam, wird sich kaum mehr klären lassen. Wahrscheinlich gab es nach
nicht nur drei Jahren der Gründung einer Tschechischen Republik bereits wohlstandsverblödete Jünglinge, die ihr Geld in sinnlosen Schmierereien umsetzen mussten.
Zum Glück fiel das primitive Gemälde am Waggon im Zugverband kaum auf.

https://abload.de/img/11dqkxz.jpg
Nur wenige Meter weiter des Gleises, biss mich von „hinten“ abermals eine Leistung. Transistoren waren mir zu jener Zeit schon bekannt.
Aber was war das nun wieder? Blau und mit einer alten Nummer T448 0562? Irgendeine Industrielok halt dachte ich mir. Ob damals noch um Sokolov in den Kohlengruben beschäftigt?

https://abload.de/img/12odj60.jpg
810 055 mit Beiwagen. Kufr-Fans haben heutzutage farblich sehr ähnliche Pendants in diversen Saisonverkehren zur Auswahl. Bestens besetzt und fast
schon zu wenig für die Anzahl der darin sitzenden Reisenden der 7020 auf den Weg nach Karlovy Vary.

Ich blieb an jener Stelle. Das Licht passte. Außerdem gab es grimmige Geräusche aus der Magengegend. Dem wurde mit „Campieren im Motiv“ Einhalt geboten.
Warum groß in der Landschaft umher rennen, wenn es hier einfach genial passte. Eine S-Kurve und ein Fahrplan der Züge nahezu im Takt angeboten hatte.

https://abload.de/img/13wcjdl.jpg
Als Os 7007 kam 754 039 angerauscht.

https://abload.de/img/14xvj7w.jpg
Brille 754 048 am majestätisch über der Szenerie thronenden Klinovech vorbei der R632 in Richtung Karlovy Vary und Cheb.

https://abload.de/img/15n2kym.jpg
Um 14:00 Uhr dahinter das nächste Stammpaar 753 402+268 vor voller Bunkerkohle mit schiebender 781 545. Und dann roch es wieder am Schienenstrang…
Gute zehn Minuten latscht man gar bis zur Postenstelle, und nicht lange warten mußte ich, bis um…

https://abload.de/img/16xujcs.jpg
…14.20 Uhr passend 781 578 vor 781 529 gegen den Berg anbrüllend am Posten vorbei zogen. All die Pflege des Motives zum 10.März zuvor hatte sich gelohnt.
Das dezimierte Gebüsch gab jetzt für die 50mm-Brennweite genug Platz.

https://abload.de/img/17sqj8d.jpg
Der R240 mit 754 064 nochmals unterm Klinovech.

https://abload.de/img/18iwjcs.jpg
754 050 mit dem 7012. Hier gab es bereits die erste artreine Garnitur der „neuen“ Farbe grau-grün. War mir das 1996 jemals in den Sinn gekommen,
dass das alte nur-dunkelgrün recht schnell historisch werden würde? Keine Ahnung. Ich nahm es gegeben. Alles war mir neu. Hätte ich es gewußt,
wohl wäre der Focus bestimmt mehr darauf mit verlaufen.

Und eigentlich war diese Einstellung „Außenbogen“ zur Blockstelle der wahre Grund nochmals bis dort hinten ins Gelände einzulaufen.
Das Gebüsch im Vordergrund hatte ich dazu die vier Wochen bereits angearbeitet. Passend konnte ich es zu diesem Bild erstmalig verwerten.
Das Loch im Vordergrund mußte jedoch ab dem Träger des Signalstelldrahtes erst aufgeweitet werden. Umgehend verwendbar war es noch nicht für mich.
Und der erhöhte Standpunkt? Hochstative und Drohnen waren damals noch nicht erfunden. Als Nebelkrähe hing ich dazu in brüchigem Gesträuch mehr schlecht als recht.

https://abload.de/img/19s9kwc.jpg
Der manipulak hinter 731 015, hatte nach der obligatorischen Ofenklasse drei recht seltsame zweiachsige Schiebedachwagen dabei.
Wann gab es diese Bauart zuletzt bei der CD? Welcher Betrieb oder Anschließer empfing was damit?

https://abload.de/img/20qtkkr.jpg
Nervöses Warten am Motiv. Und spät kamen sie, und leider mit Schatten der Fichte an Lok und im Gleis: 781 471 vor 433.
Den Telegrafenmast mußte ich so leider zufahren lassen. Die Uhr zeigte 17:11 Uhr. Zum ersten Besuch am 10.März hatte ich mir jenes Bildchen ausgemalt.
Aber die Winterzeit erlaubte dies damals nicht.

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Ich schwang die Hufe gen Ostrov, und damit zum Auto zurück. Punktgenau am Weg kam transistor 742 195 daher. Da frag ich mich heute,
ob planmäßig zwei Mn im Egertal fuhrwerkten? War die 731 für „unterwegs“ im Geschäft, also Perstejn, Straz und Vojkovice?
Und bekam Ostrov eine extra Leistung mit der 742 zu Gesicht? Vielleicht klärt sich dies mit dem Artikel.

https://abload.de/img/22g4jwx.jpg
Fast am Auto zurück, und gut außer Puste zackig marschiert, um ja nicht an ungünstiger Stelle zu stehen, wenn schon wieder ein Zug andonnert.
Hier erneut 754 049, diesmal mit dem 7014 hinten dran. Ein grau-grüner Wagen so weit hinten im Zugverband, das es am Bild gar nicht rüber kommt.
Unbeeindruckt dessen im Garten links das auf neuerliche Nutzung zur beginnenden warmen Jahreszeit durch seine Gartenbesitzer wartende „hajsl“ oder „kalibudka“.

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Die Kirche wars, dort wollte ich bis zum Restlicht auf eine 781 warten. Um 18:00 Uhr wurde ich vom Warten erlöst. Und fix zum PKW über Geleise und
Bahndamm runter, der unweit der Kirche des Heiligen Jakub stand. Und auch noch komplett und fahrbereit war. Dem Untersatz die Sporen gegeben,
trieb ich ihn die zweispurige Strasse die Steigung nach Hajek hoch.

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Dort Abstellung der Karre am Feldweg, der zur alten Brücke immer völlig unbefahrbar war. Das hieß: alles rein was Lunge und Beine gaben und
rennen als ging es um den ersten Platz in einem Wettkampf. Rüber übers Gleis, Stellung beziehen, und den zweiten Schuß auf diesen Zug setzen.
Leider war das Licht gerade absolut in Gleisachse!

Was wollte und konnte noch an diesem Tage?

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Die Steigerung für Brillenfans: Blitz und der rychlik R830 am Bahnübergang mit dem Klinovech.

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Es reichte noch immer: Büchsenlicht!, nur war es Brille 049 vorm R871 talwärts. Und übern zweiten Waggon schon wieder der Flügel oben für einen Bergfahrer.
Jessas naa! 781 556 war ja noch offen… Wohin jetzt für diese Lok? Hastig fuhr ich weiter gen Lesov. Leider war es da am Übergang oder der Porzallanfabrik THUN
ums Abendlicht geschehen. Der Fußweg zum letzten Sonnenloch mußte weit um den Teich dort herum geführt werden.

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Nur Lv, 781 556. Aber wäre sie auch noch mit einem Zug daher gefahren, der Tag war im Grunde eh durch nichts mehr zu steigern gewesen.

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Ein letzter Kontrollblick vor Heimfahrt am Bahnhof Karlovy Vary „horni nadrazi“ war immer obligatorisch.
Jetzt war es das endlich mit diesem 16.April 1996: 556 durchrollt den Bahnhof gen Sokolov.

Heute ist an der Post da drüben kein Wagen mehr, ja nicht mal mehr ein Gleisanschluß.
Der Bahnhof wich vor wenigen Jahren einem futuristischen Ding. Ein paar Vergleichsbilder mit Najbrt und 363 vor ex ÖBB-Eurofima sollten noch gemacht werden.

Aber wenn ich mir im Moment die Nachrichten so besehe? Will man mit Gewalt und Corona raus aus der EU? Was kommen mag weiß im Moment keine „alte Sau“.
Erst recht nicht eine junge. Sechs Monate Entzug auf Böhmen und Mähren werden krass…

Wer hat von früher, kann sich der schönen Dinge erinnern. Und hoffentlich damit viele andere im JETZT! Und HEUTE!, vor dem Monitor oder am „Wischkastl“ auf eine Reise mit mir ins „Einst“ mitnehmen lassen.

Gruß, malo

Im Tal der Tausend Taigatrommeln

geschrieben von: Der Zeuge Desiros

Datum: 22.03.20 20:15

Tag Markus,

das Trommeltal... ja, geil war´s! Eigentlich komisch, dass wir uns da nie getroffen haben.

Bei mir ging´s von Dresden aus los, allerdings (natürlich) mit dem Zug. Früh gegen 5 Uhr hielt da der Schnellzug "Csárdás" von Malmö nach Budapest. Zur Anfahrt zum Hauptbahnhof war die Nachtstraßenbahn angesagt. Im Tatra-Solowagen in rascher Fahrt durch die nächtliche Stadt brausen, am Postplatz schnell in die "11" zum Hauptbahnhof umgestiegen... das hatte schon was und ließ die Qualen des Aufstehens zu Zeiten, zu denen andere Menschen schlafen gehen, vergessen machen.

Beim Lokwechsel auf die Knödelpresse in Dresden wurde für den Tagesabschnitt Dresden - Budapest ein ungarischer Speisewagen beigestellt. Also, gleich rein da. Dann musste man die schlafenden Fahrgäste in den slowakischen und ungarischen Sitzwagen nicht wecken, und die reichliche Stunde bis Ustí ließ sich bei einem guten Spiegelei-Frühstück - fast noch ein Nachtmahl - auch gut aushalten. Auch wenn man die ungarische Besatzung aus Koch und Kellner mitunter auch erst aus ihrem Schönheitsschlaf reißen musste. Dann ein Tisch in Fahrtrichtung links besetzt, und wenn sich dann bei einer dampfenden Tasse Tee über dem Elbtal die ersten Sonnenstrahlen zeigten, war das nicht nur wunderschön, sondern machte schon Freude auf die folgenden Stunden.

In Ustí nad Labem dann rasch ein Bahnhofswechsel zum Zapad-Westbahnhof. Die Züge aus Prag Richtung Egertal umfuhren den Hauptbahnhof damals größtenteils, also per pedes die gut 1,5 km durch die erwachende Stadt gelaufen. Kurze Zeit später kam der Nachtschnellzug "Excelsior" mit seiner endlosen Wagenkette um die Ecke gebogen. Zum Glück stiegen da in Ustí immer eine Menge Fahrgäste aus, sodass es eigentlich immer ein eigenes Abteil gab. Gut, um noch eine Mütze Schlaf nachholen. Verpasen tat man draußen eh nicht viel, denn die nun folgende nordböhmische Mondlandschaft war ja wirklich kein Augenschmaus. Oder es ging gleich in den nächsten Speisewagen, manchmal war das so ein seltsamer Halbliege-Speisewagen. Der Lokwechsel in Chomutov mahnte zum baldigen Aussteigen, das war dann z.B. Ostrov. Schnell noch in der Cerkana mit etwas Essbarem eingedeckt, und so wurde in den nächsten Stunden langsam talwärts gewandert. Fernab der Straßen lag dieser Abschnitt (vielleicht haben wir uns deshalb nicht getroffen?), einzig die Geräusche der Natur umgaben einen. Und natürlich die Klänge der "Sergej", die mit ihren Kohlezügen schwer arbeitend, in ihrem abgrundtiefen Wummern der Zwölfzylinder-Zweitakter gegen den Berg ankämpften. Dazwischen die Schnellzüge mit ihren meist blitzsauberen Brillen, Starzug war der von dir mehrfach gezeigte Brünner Drache, der "Brnesky drak" R 240/241. Dann vormittags die Brotbüchse, ab und zu ein Transistor... Nur aufgemerkt bei der Motivwahl oder beim abschnittsweisen Wandern auf den Gleisen: im Trommeltal wurde links gefahren! Warum auch immer.

So vergingen die Stunden, bis man irgendwann in Vojkovice eintraf. Entweder wurde nochmal der bekannte Affenfelsen in der Ostausfahrt bezogen, oder gegenüber vom Bahnübergang in einem landestypischem Etablissement ebenso landestypische Nahrung aufgenommen. Und wenn´s dann dämmerig wurde, ging es via Chomutov nach Osten zurück. Mit vielen Eindrücken, vielen Stunden an der frischen Luft und einmal sogar im April schon einem Sonnenbrand.

Was ich nie so ganz begriffen habe war jedoch der Umstand, dass die Kohlezüge in beiden Richtungen gefüllt waren. Hm!

Viele Grüße an den Oberlauf der Eger. Schön war´s!

Heiko

https://www.desiro.net/Signatur-Sommerzeit.jpg




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:03:22:20:18:15.

Wunderbar, danke! :-) (o.w.T)

geschrieben von: Roni

Datum: 22.03.20 20:39

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)
lg, Roni - [raildata.info] - Meine DSO-Reportagen Teil 1 (2005 bis 06/2019): [www.drehscheibe-online.de] - Meine DSO-Reportagen Teil 2 (neueste): [www.drehscheibe-online.de]
https://raildata.info/raildatabanner1.jpg

Re: Im Tal der Tausend Taigatrommeln

geschrieben von: Avala

Datum: 22.03.20 20:42

Sowohl der Bilderbericht von malo als auch die Schilderungen Desiros Zeugen gefallen außerordentlich gut!

Re: Im Tal der Tausend Taigatrommeln

geschrieben von: 475.179

Datum: 22.03.20 20:59

Der Zeuge Desiros schrieb:
Was ich nie so ganz begriffen habe war jedoch der Umstand, dass die Kohlezüge in beiden Richtungen gefüllt waren. Hm!

Viele Grüße an den Oberlauf der Eger. Schön war´s!

Heiko
Guten Abend Heiko,

die Kohlekraftwerke in Tschechien verarbeiten bei der Verbrennung verschiedene Kohlensorten. Diese werden vor der Verbrennung gemischt. Daher die immer gefüllten Bunkerzüge. Im Bilinatal ist das heute immer noch zu beobachten. Der User E77.10 hatte vor kurzen in seinem Beitrag die Verladeanlage in Ledvice gezeigt.

Gruß
Jens



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:03:22:21:02:14.
Es gab keine Doppelbespannungen mehr wegen der Meterlastbeschränkung einer Brücke vor Vojkovice. Die Brücke war nach meiner Erinnerung der neuralgische Punkt der ganzen Strecke und durfte glaube ich auch nur eingleisig befahren werden.

VG Günter

Großes Kino, danke!! (o.w.T)

geschrieben von: Bnrz436

Datum: 22.03.20 21:26

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)
Viele Grüße vom
http://abload.de/img/bild4310headb.jpg

Re: Am 16.April 1996 zwischen Hajek und Ostrov nad Ohri

geschrieben von: ingo118

Datum: 22.03.20 21:33

Damals war das alles alltäglich....
Heutzutage wären solche Züge ein Traum.
Alles sehr schöne Bilder.
Danke fürs zeigen.

Gruß Ingo

Nicht nur in Tschechien so...

geschrieben von: Hannes Ortlieb

Datum: 22.03.20 22:47

475.179 schrieb:
Guten Abend Heiko,

die Kohlekraftwerke in Tschechien verarbeiten bei der Verbrennung verschiedene Kohlensorten. Diese werden vor der Verbrennung gemischt. Daher die immer gefüllten Bunkerzüge. Im Bilinatal ist das heute immer noch zu beobachten. Der User E77.10 hatte vor kurzen in seinem Beitrag die Verladeanlage in Ledvice gezeigt.

Gruß
Jens
...wie ich beim Besuch je einer west- und ostdeutschen Braunkohlebahn gelernt habe, wird das auch in Deutschland so gehandhabt. Hier werden dann aber stellenweise auch mal nur halbe Züge entleert und dann zum anderen Kraftwerk weiter gefahren.

Ansonsten ein Danke für die detailreichen Berichte aus einer Zeit, zu der ich noch nicht einmal lesen konnte und nicht wusste, was Tschechien ist ;-)

Grüße, Hannes

Re: Nicht nur in Tschechien so...

geschrieben von: Cargoknipser

Datum: 23.03.20 03:21

Das hängt mit dem Schwefelgehalt der Kohle zusammen. Ist dieser zu hoch, bildet sich zu viel Säure, welche die Anlagen langfristig schädigt. Daher mischt man unterschiedliche Kohlequalitäten. Nebenbei wirkt sich das auch positiv auf die Rauchgasentschwefelung aus.

VG Günter

Re: Nicht nur in Tschechien so...

geschrieben von: dacia

Datum: 23.03.20 07:20

Genial, die Aktion mit den Blechen! Solche Geschichten machen den Bericht gleich nochmal doppelt interessant. Hat eigentlich eine Lok mit einem Blech von Dir überlebt? Und auch danke für die stimmungsvolle Erzählung an den Zeugen Desiros.
Hallo Markus,

ein Feuerwerk an Bildern und ein erfrischender, geschichtenerzählender Text - ich bin begeistert.

Der Einheimische

Ganz toll, děkuji! :-) (o.w.T)

geschrieben von: Joeri

Datum: 23.03.20 11:44

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)

Re: Ganz toll, děkuji! :-)

geschrieben von: Vojaganto

Datum: 23.03.20 15:04

.....auch von mir Danke für den Beitrag.
Was ist der Unterschied zwischen den von Dir benannten Öfen - wenn ich mir die Frage erlauben darf ?
"Drei alte Porzellan-Glühofen flogen raus, ein neuer „Watteofen“ kam dafür rein."

Viele Grüße !

Danke!

geschrieben von: Der Lange 250

Datum: 24.03.20 13:01

Hallo Markus,

auch von mir ein herzliches Dankeschön für diesen wie auch alle anderen Beiträge und die Mühen drumherum! Ich lasse mich gerne mitnehmen in die schönen alten Zeiten.

Gerne mehr davon!

Grüße Micha!

Re: Im Tal der Tausend Taigatrommeln

geschrieben von: Micha M

Datum: 24.03.20 15:33

Moin Heiko,

wir kannten uns doch damals schon aus dem Hörsaal, oder? Da hättest du auch bei mir im Auto mitfahren können, wenn ich mal ins Trommeltal gefahren bin. Gestartet bin ich in Dresden aber auch immer sehr zeitig, so dass ich kurz nach 7 in Hajek auf der Brücke war.

Bei mir ging das mit dem Trommeltal im Mai 1996 los, da gab es kurz vorher mal einen Artikel im EK, der mein Interesse geweckt hat.

Grüße
Michael