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Hallo,

ich wohne direkt an der Eisenbahnstrecke Děčín - Dresden und kann somit die Züge beobachten.

Der Schienengüterverkehr von und nach Tschechien fährt weiterhin.

Die Güterzüge mit Containern, Kesselwagen oder Kohle fahren aus meiner subjektiven Sicht regelmäßig. Nur die Autozüge sind aus meiner subjektiven Sicht erheblich weiniger geworden.

Noch ein paar Worte AUS Tschechien

geschrieben von: Klv

Datum: 23.03.20 20:21

Vielen Dank, Martin, daß Du Dir als Erster in dieser Runde die Mühe gemacht hast, den zahlreichen unsachlichen bis nachgerade dummdreisten Stimmen entgegenzutreten. Um der werten Diskutantenschaft noch ein wenig die Perspektive von der anderen Seite der geschlossenen Grenze zu vermitteln, erlaube ich mir, mich an Deinen engagierten Beitrag mit ein paar Worten anzuschließen.

Auch für mich war es gestern ein Schock, als ich aus den Medien erfuhr, daß die Grenzen nach Ansicht von Roman Prymula noch für viele Monate geschlossen bleiben sollten. Dadurch werden bei mir sämtliche Reisepläne über den Haufen geworfen, vor allem aber sind meine Eltern in Deutschland in einem Alter, wo jedes Wiedersehen - ganz unabhängig von der aktuellen Epidemie - das letzte sein kann.

Dennoch habe ich an den Worten Prymulas nichst auszusetzen - der ist übrigens nicht nur stellvertretender Gesundheitsminister und derzeit Leiter des Corona-Krisenstabs, sondern vor allem von Beruf Epidemiologe, so daß ich annehmen möchte, daß hier der richtige Mann am richtigen Ort ist und er auch weiß, was er sagt.

Die Epidemie ist in Tschechien wie in Deutschland gerade erst in der Anfangsphase, so dass ich es für naiv und vermessen halte, zu glauben, die ganze Geschichte könne in ein paar Wochen vorbei sein. Auch in Deutschland werden die derzeitigen Einschränken über Monate anhalten, auch wenn sich dies keiner so klar zu sagen traut, um nicht den Unmut der Bevölkerung zu erregen. Prymulas Aussage mag zwar hochgradig unpopulär sein, aber dafür wohl aufrichtiger als das, was man von allen anderen so hört. Zur allgemeinen Beruhigung sei dennoch angemerkt, daß es sich um die Aussage einer Einzelperson handelt und nicht etwa um einen Regierungsbeschluß, wie es hier in mehreren Beiträgen anklang.

Tschechien ist ein kleines Land mit relativ begrenzten Ressourcen, und das auch im Gesundheitswesen. Daher hat man (nicht anders als in Deutschland!) den Weg gewählt, die Ansteckungsrate so niedrig wie möglich zu halten und damit den Ablauf der ganzen Epidemie zeitlich zu strecken. Diesem Ziel dienen auch alle getroffenen Maßnahmen – auch dies nicht anders als in Deutschland. Der Unterschied liegt allerdings darin, daß sämtliche Maßnahmen (Schließung von Schulen, Geschäften und Gaststätten, Versammlungsverbote, Schließung der Grenzen, Pflicht zum Tragen eines Mundschutzes in der Öffentlichkeit, Ausgangsverbot) deutlich früher und konsequenter eingeführt wurden als in Deutschland. Zum einen hat sich hier die zentralistische Verwaltungsstruktur der Landes als Vorteil erwiesen, zum anderen – hier möchte ich Martin beipflichten – auch die Mentalität der Bevölkerung. In den zwanzig Jahren, die ich in Tschechien lebe, habe ich mich nicht selten über das Duckmäusertum und den vorauseilenden Gehorsam (Bloß nicht auffallen!!) der Leute geärgert, derzeit aber erweist sich diese Mentalität tatsächlich als Segen.

Bislang nimmt man hier alle Einschränkungen klaglos hin – und verfolgt dagegen mit Sorge und Unverständnis, wie lax in Deutschland die Krise gehandhabt wird und wie die Maßnahmen in den föderalen Strukturen des Landes zerredet werden. Auch dies führte wohl zu der Einschätzung von Herrn Prymula, dass Tschechien bei der Epidemie relativ glimpflich davonkommen könnte, während man in Deutschland die Lage möglicherweise nicht so schnell unter Kontrolle bekommen wird. Und daher eben der Gedanke, auch nach dem Neustart des öffentlichen Lebens im eigenen Land die Grenzen noch eine Weile geschlossen zu halten, um nicht gleich wieder einen unkontrollierbaren Zustrom neuer Infizierter zu haben.

Glaubt mir, Tschechien ist von internationalen Handelsbeziehungen und vom Tourismus genauso abhängig wie Deutschland, und man wird sich sicherlich nicht auf alle Ewigkeit einigeln wollen. Früher oder später wird also das gelobte Land für euch wieder seine Pforten öffnen – und Martin und mich endlich wieder rauslassen. Derzeit versäumt ihr hier wirklich nichts, also tragt es mit Fassung. Wenn die Einschränkungen dazu beitragen können, ein paar hunderttausend Menschenleben zu retten (vielleicht ja auch mein eigenes), dann bis ich persönlich gern dazu bereit, mein Hobby für ein paar Monate auf Eis zu legen.

Grüße aus Brünn

Klv
Jetzt machen Tschechien richtig zu-entweder in D+AT bleiben oder bei Rückkehr 14 Tage Quarantäne



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:03:23:22:01:00.

Immer die Verhältnismäßigkeit beachten

geschrieben von: pm

Datum: 23.03.20 22:08

CZ will die Ausbreitung nicht nur verlangsamen-sie wollen sie vollständig stoppen.Nur wird dies dann wirklich viele Monate Grenzschliessung bedeuten.Ich als dann direkter Betroffener bin jedenfalls froh dass NRW nicht nach dem Ausbruch in Heinsberg monatelang unter Quarantäne gestellt wurde-die Folgen des deutschen Lockdown sind schon verheerend genug. Ich denke das Risiko der 50.000 CZ Berufspendler würde auch das CZ Gesundheitswesen verkraften.

Re: Und ich?

geschrieben von: Avala

Datum: 23.03.20 22:15

Das Tourismusbüro des Jihomoravský kraj postet inzwischen diese Werbung auf Facebook...

Unbenannat.JPG

Re: Korridorverkehr

geschrieben von: Mucke72

Datum: 23.03.20 22:17

Hallo

Heute standen zwei Triebwagen in Görlitz im ehemaligem BW-Gelände.
Da waren Schilder an allen Türen, gilt wohl Mundschutzzwang.

Schönen Abend

René

Re: Und ich?

geschrieben von: def

Datum: 23.03.20 22:20

Die im Jihomoravský kraj sind ja lustig: "Wir wissen zwar nicht, ob und wann ihr Seuchenträger jemals wieder einreisen dürft und haben eine Regierung, die durch die Grenzschließung für Berufspendler das Gesundheitssystem in Euren grenznahen Regionen sabotiert und im Zweifelsfall die von ihnen betreuten Menschen elendig verrecken lässt, aber bitte lasst Euer Geld bei uns!"

(Tut mir Leid. Ich mag Tschechien und habe Verständnis für die Situation. Aber die Ankündigung, gleich für ein halbes Jahr die Grenzen zu schließen, und das auch noch für Berufspendler, geht zu weit. Das hat nichts mit vorsichtiger Politik zu tun, das ist bloßer Populismus.)

Die ursprüngliche Signatur entspricht nicht unseren Vorgaben und wurde daher entfernt! Grafische Banner in Signaturen sollten maximal 120 Pixel hoch sein mit eventuell einer Textzeile darunter oder darüber. Textsignaturen sollten eine Höhe von 7 Zeilen nicht überschreiten. Banner und Links zu kommerziellen Webangeboten dürfen keine konkreten Produkte oder Dienstleitungen in Wort oder Bild bewerben. In Einzelfällen behalten wir uns das Recht vor Signaturen zu untersagen, die durch ihre Gestaltung oder ihren Inhalt nicht akzeptabel sind. Weitere Einzelheiten finden sich in den Foren-Tipps.




2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:03:23:22:34:35.

Re: Und ich?

geschrieben von: Frank Schönow

Datum: 23.03.20 22:21

Avala schrieb:
Zitat
Schockiert war und bin ich über den "irrtümlichen" Umgang mit den Hilfslieferungen an Italien in Polen und Tschechien! Das sollte auch nicht unter den Teppich gekehrt werden, sondern in Brüssel auf die "to-do Liste" gesetzt werden!
Schon mehr dazu gelesen oder nur die Ursprungsmeldung?

Du meinst die Ausreden aus Polen und Tschechien darauf hin?

Frank aus der Prignitz
____________________________________________________

Eisenbahn ist für mich Freizeit, nicht Lebensinhalt!

Tillig-Elite und Weinert-MeinGleis haben vorbildorientiert keine Herzstücke - Weisheiten eines Spielbahners

Re: Und ich?

geschrieben von: def

Datum: 23.03.20 22:32

Frank Schönow schrieb:
Avala schrieb:
Zitat
Schockiert war und bin ich über den "irrtümlichen" Umgang mit den Hilfslieferungen an Italien in Polen und Tschechien! Das sollte auch nicht unter den Teppich gekehrt werden, sondern in Brüssel auf die "to-do Liste" gesetzt werden!
Schon mehr dazu gelesen oder nur die Ursprungsmeldung?
Du meinst die Ausreden aus Polen und Tschechien darauf hin?
Ich fand die Begründung im Falle Tschechiens gar nicht so unplausibel (die von Polen kenne ich nicht): [www.derstandard.at]

Nebenbei: Deutschland hat letzte Woche auch Schutzkleidung für Österreich zurückgehalten.

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Re: Und ich?

geschrieben von: Bnrz436

Datum: 23.03.20 22:36

def schrieb:
Frank Schönow schrieb:
Avala schrieb:
Zitat
Schockiert war und bin ich über den "irrtümlichen" Umgang mit den Hilfslieferungen an Italien in Polen und Tschechien! Das sollte auch nicht unter den Teppich gekehrt werden, sondern in Brüssel auf die "to-do Liste" gesetzt werden!
Schon mehr dazu gelesen oder nur die Ursprungsmeldung?
Du meinst die Ausreden aus Polen und Tschechien darauf hin?
Ich fand die Begründung im Falle Tschechiens gar nicht so unplausibel (die von Polen kenne ich nicht): [www.derstandard.at]

Nebenbei: Deutschland hat letzte Woche auch Schutzkleidung für Österreich zurückgehalten.

Diese Thematik gehört nun aber wirklich nicht in ein Eisenbahnforum!

Viele Grüße vom
http://abload.de/img/bild4310headb.jpg

Re: Und ich?

geschrieben von: D 2027

Datum: 23.03.20 22:38

Ahoj Martin,

alles gut und schön was Du schreibst und ich habe dafür ein gewisses Verständnis... Stockholm-Syndrom? ;-)

Man kann in der Tat auch über die Methoden zur Bekämpfung der Epidemie und die Abwägung darüber, was uns Menschenleben vs. dem wirtschaftlichen Totalschaden wert sind diskutieren. Und was für ein zerissenes Bild Deutschland und die EU (die allerdings gerade wegen nationaler Alleingänge wie dem von CZ weniger dafür kann) abgeben ist auch sicher nicht schön anzusehen, auch von hier drinnen nicht. Mit all dem müssen wir leben und irgendwann brechen wieder bessere Zeiten zum Reisen an.

Was mir hingegen wirklich Sorge macht ist, dass gerade die V4 (und vielleicht die neuen Machthaber in Slowenien auch noch) die derzeitige Situation sehr wahrscheinlich dafür nutzen werden um die illiberale Demokratie zu stärken. Viktor hat heute bekanntlich bereits mit seinem Ermächtigungsgesetz - wenn auch vorläufig noch erfolglos - angefangen und der polnische Enterich sowie die Herren Babiš und Matovič werden sehr genau hinsehen, wie sich die Sache dort entwickelt um sie zu kopieren. Dann lass diesen Funken - an autoritären Zwangscharakteren mangelt es in diesen Zeiten in (Ost)Deutschland auch nicht - noch zu uns überspringen und wir haben den Salat. Biggi meinte heute übrigens zu meinen Befürchtungen, dass das für mich doch sehr praktisch sei, dann müsse ich schliesslich nicht mehr dauernd in irgendwelche Schurkenstaaten reisen... ich soll Dich übrigens herzlich von ihr grüssen.

Ob ich im Falle dieser Entwicklung dann allerdings noch nach Tschechien reisen will weiss ich ehrlich gesagt nicht; Ungarn steht heute schon, obwohl ich es sehr mag, auf meiner Boykottliste. Oder wahrscheinlich erst wieder dann, wenn die V4 definitiv nicht mehr Mitglieder der EU sind und ich den Spass nicht mehr teilfinanzieren muss. Ich mag vielleicht zu pessimistisch sein, aber irgendwie sind das sehr betrübliche und leider nicht unrealistische Aussichten.

Gruss von Deinen Premiumabsturzgastgebern und ewige Budweisheit.

Erik

der seinen letzten CZ-Besuch übrigens wie der Kollege Bw Nysa auch über Glucholazy beendet hat

Wer in Deutschland das öffentliche Eisenbahnwesen benutzt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren. (Karl Lagerfeld, dt. Modeschöpfer 1933 - 2019)




2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:03:23:23:00:48.

Re: Und ich?

geschrieben von: Martin Junge

Datum: 23.03.20 23:07

Hallo!

Ehrlich gesagt wundert mich auch, dass das Argument Ungarn jetzt erst kommt und noch mehr wundert mich das beredte Schweigen der bundesdeutschen Medien dazu, während der ORF ausführlich darüber berichtet. Im Windschatten der Epidemie lässt sich von Politikern egal welcher Coleur sehr viel durchsetzen, so lange man der Bevölkerung glaubhaft machen kann, dass alles nur zu ihrem Besten geschehe. Und das funktioniert hier (in Budweis) in der Bevölkerung über 45 Jahren gut, darunter gibt es viel Kritisches zur Parlamentsarbeit. Tenor der Studenten ist jedoch meistens: Babiš macht jetzt seine Aufgabe gut, aber das bedeutet nicht, dass er ein guter Premier ist. Und der Druck auf ihn ist nicht vergessen und auch nicht verstummt, nur aus gegebenem Anlass leiser. Die Tschechen wollen auch nicht raus oder weg, aber sie wollen sich vor allem selbst schützen und ziehen die Zugbrücken hoch. Sicher, die Tendenzen gibt es und die verstärken sich mit jedem Erfolg auf nationaler Ebene und jedem Misserfolg der supranationalen Ebene.

Man wird sehen müssen, die EU wieder zu einen dürfte ein Husarenstück werden.

Ganz nüchterne Grüße über den viralen Vorhang
Martin



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:03:24:06:21:07.

Re: Und ich?

geschrieben von: def

Datum: 24.03.20 09:10

D 2027 schrieb:Zitat:
Was mir hingegen wirklich Sorge macht ist, dass gerade die V4 (und vielleicht die neuen Machthaber in Slowenien auch noch) die derzeitige Situation sehr wahrscheinlich dafür nutzen werden um die illiberale Demokratie zu stärken. Viktor hat heute bekanntlich bereits mit seinem Ermächtigungsgesetz - wenn auch vorläufig noch erfolglos - angefangen und der polnische Enterich sowie die Herren Babiš und Matovič werden sehr genau hinsehen, wie sich die Sache dort entwickelt um sie zu kopieren.
In Ungarn geht es inzwischen nicht mehr um liberale oder illiberale Demokratie, sondern um Demokratie (bzw. im Falle Ungarns die erbärmlichen Reste) und Diktatur. Wenn Orbán im Parlament durchkommt, darf er bis zu einem Zeitpunkt, den er selbst bestimmt, am Parlament vorbei per Dekret regieren. Man kann 1 und 1 zusammenzählen, um zu wissen, was das bedeutet. Diktator auf Lebenszeit - oder bis er gewaltsam aus dem Amt entfernt wird.

Die Frage ist allerdings, inwiefern man dieses Modell einfach kopieren kann. Die ungarische "Verfassung" gilt bekanntermaßen nicht in Polen, Tschechien und der Slowakei (auch wenn Orbán sicher der Meinung ist, sie sollte zumindest im Süden Slowakei gelten, aber das ist ein anderes Thema).

Übrigens:

Zitat
Dann lass diesen Funken - an autoritären Zwangscharakteren mangelt es in diesen Zeiten in (Ost)Deutschland auch nicht - noch zu uns überspringen und wir haben den Salat.
In Deutschland gilt die ungarische Verfassung auch nicht. Und aus guten Gründen hat man hier in der Verfassung auch nicht den einen starken Mann vorgesehen - und erst recht nicht sowas wie ein Ermächtigungsgesetz.

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Re: Und ich?

geschrieben von: def

Datum: 24.03.20 09:15

Martin Junge schrieb:Zitat:
Ehrlich gesagt wundert mich auch, dass das Argument Ungarn jetzt erst kommt und noch mehr wundert mich das beredte Schweigen der bundesdeutschen Medien dazu, während der ORF ausführlich darüber berichtet.
Ja, das fällt mir auch auf. In österreichischen Medien wird die unmittelbar bevorstehende Abschaffung der ungarischen Demokratie sehr viel stärker thematisiert als in bundesdeutschen. Sicher auch, weil Österreich in geographischer und historisch/kultureller Hinsicht näher an Ungarn liegt. Dennoch ist das Thema, dass ein Mitgliedsstaat der EU ab dem nächsten Montag eine Führerdiktatur ist, m.E. in deutschen Medien zu unterrepräsentiert.

Zitat
Im Windschatten der Epidemie lässt sich von Politikern egal welcher Coleur sehr viel durchsetzen, so lange man der Bevölkerung glaubhaft machen kann, dass alles nur zu ihrem Besten geschehe. Und das funktioniert hier (in Budweis) in der Bevölkerung über 45 Jahren gut, darunter gibt es viel Kritisches zur Parlamentsarbeit. Tenor der Studenten ist jedoch meistens: Babiš macht jetzt seine Aufgabe gut, aber das bedeutet nicht, dass er ein guter Premier ist. Und der Druck auf ihn ist nicht vergessen und auch nicht verstummt, nur aus gegebenem Anlass leiser. Die Tschechen wollen auch nicht raus oder weg, aber sie wollen sich vor allem selbst schützen und ziehen die Zugbrücken hoch. Sicher, die Tendenzen gibt es und die verstärken sich mit jedem Erfolg auf nationaler Ebene und jedem Misserfolg der supranationalen Ebene.

Sind Deine Studierenden wirklich so repräsentativ für die tschechische Gesellschaft, dass man daraus Allgemeingültiges ableiten kann? Zumindest an deutschen Unis dürften gesellschaftspolitisch liberale Ansichten auch stärker verbreitet sein als in der Gesamtbevölkerung.

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Re: Und ich?

geschrieben von: J-C

Datum: 24.03.20 11:47

Bitte was? Ja, Babiš ist auch nicht mein Wunschkandidat, aber als jemand, der eine Minderheitsregierung anführt, verdient er meinen Respekt. Gerade in Tschechien ist die Situation die, dass am Parlament mittel- bis langfristig kein Weg vorbeiführt. Von ungarischen Zuständen ist man da weit entfernt. Wenn die Grenzen wieder offen sind, werde ich selbstverständlich wieder meine Eltern besuchen und vielleicht, wenn's so weit ist, mit LEO nach Prag fahren 😊

Ja, die Maßnahmen sind härter in Tschechien, aber sie sind nicht völlig diffus (wie die Haftstrafen für Fakenews in Ungarn es sein werden). Der Virus wird für länger als einen Monat uns beschäftigen und Tschechien versucht derzeit so weit wie möglich das Virus draußen zu halten.

Es macht eben sehr wohl einen Unterschied, ob ein potenziell Infizierter das Land betritt, oder eben nicht. Tatsächlich kann das ein Instrument sein, die Ausbreitung einzudämmen.

Gleichzeitig gibt es in Tschechien auch eine Mundschutzpflicht, das ist einzigartig. Eine kollektive Pflicht, einen Mundschutz zu tragen kann - und das ist erwiesen - sehr wohl das Ausbreitungsrisiko minimieren: weil nämlich Menschen, die infiziert und ansteckend sind, jedoch keine entsprechende Symptome tragen und damit nicht wissen, was sie da haben, eben weniger zur Ausbreitung beitragen.

Ich würde auch eine Maske tragen wollen, wenn es sie denn irgendwo noch gäbe. Ich will nicht so gerne das Risiko eingehen, selbst Corona zu haben, ohne es zu wissen, aber irgendwen anzustecken.

Und ich glaube, eine Kultur wie in asiatischen Ländern wie Japan zu entwickeln, wo man generell eine Maske trägt, weil's gesellschaftlich so gewünscht ist, könnte eine Idee sein, aber ich schweife ab.

Wären die Grenzschließungen die einzigen Maßnahme, würde ich dir zustimmen, doch setzt man auf ein Bündel an Maßnahmen, das zwar sehr weit geht, aber eben auch effektiv ist, um die Ausbreitung einzudämmen.

Und seien wir uns mal ehrlich, der Virus wird uns länger als 1 Monat, länger als 6 Monate beschäftigen. Und die etwas träge Reaktion seitens Deutschlands etwa ist auch nicht vertrauenserweckend.

https://abload.de/img/dwaminic8pum.jpg




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:03:24:11:48:59.

Re: Und ich?

geschrieben von: D 2027

Datum: 24.03.20 12:47

def schrieb:
Zitat:

Die Frage ist allerdings, inwiefern man dieses Modell einfach kopieren kann. Die ungarische "Verfassung" gilt bekanntermaßen nicht in Polen, Tschechien und der Slowakei (auch wenn Orbán sicher der Meinung ist, sie sollte zumindest im Süden Slowakei gelten, aber das ist ein anderes Thema).


Natürlich sind die Grundvoraussetzungen in jedem Land etwas anders, aber die einzelnen Staatschefs sind da sicher erfindungsreich die jeweils erprobte und örtlich passende Zwangsmassnahme an ihr Land anzupassen. Wenn wir z.B. gerade nach Polen schauen, gibt es noch genau einen der momentan Wahlkampf machen kann und die Forderung der Opposition die Wahlen am 10.05. zu verschieben wird wohl ungehört von Andrzej Duda und seinem Boss verhallen. Und für eine App mit der man Quarantänesünder orten kann, findet sich später gewiss auch mit etwas Nachdenken eine sinnvolle Anschlussverwendung. Zumal das Gesetz ja gerade schon geändert ist...

Es ist ja nicht zwingend so, dass man die Grundrechte auf einen Schlag abbaut, aber die gute alte Salamitaktik führt halt irgendwann auch zum Ziel. Dauert zwar etwas länger, aber die meisten dieser Leute haben Zeit auf ihr Ziel hinzuarbeiten....

Ja, ich bin in diesen Dingen notorisch pessimistisch und eigentlich gehört das Theme auch nicht zwingend in ein Eisenbahnforum. Aber auch Eisenbahn lebt nicht in einem luftleeren Raum.

Erik

Wer in Deutschland das öffentliche Eisenbahnwesen benutzt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren. (Karl Lagerfeld, dt. Modeschöpfer 1933 - 2019)

Re: Und ich?

geschrieben von: def

Datum: 24.03.20 12:51

J-C schrieb:
Und seien wir uns mal ehrlich, der Virus wird uns länger als 1 Monat, länger als 6 Monate beschäftigen. Und die etwas träge Reaktion seitens Deutschlands etwa ist auch nicht vertrauenserweckend.
Genau! Politiker/innen, die grundlegende Einschränkungen der Bürgerrechte nicht als erstbeste, sondern als letzte Maßnahme betrachten (wenn es wirklich keine andere Möglichkeitkeit mehr gibt), sind seit Trump, Orbán und Bolsonaro eh total überschätzt!

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Re: Und ich?

geschrieben von: J-C

Datum: 24.03.20 13:16

Alter, gleich auf 180 mit extremen Vergleichen? Als ob man zwischen Trägheit und Übertreibung nicht einen Mittelweg hätte. Also rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifend, die effektiv sind, aber eben nicht übertreiben. Wie in Österreich (von der Pleite in Ischgl abgesehen), wie in Taiwan, etc.
Dein Strohmannargument zieht da wirklich nicht.

Man kann in einer funktionierenden Demokratie auch unter Einbindung des Parlaments schnell und wirkungsvoll Maßnahmen ergreifen. Babiš ist Ministerpräsident einer Minderheitsregierung. Er muss einen politischen Konsens finden, um solche Maßnahmen effektiv auch weiterführen zu können. Er hat genau die gegenteiligen Vorraussetzungen wie Orbán. Und ich bin mir sicher, dass er sich bewusst ist, dass er nicht der Beliebteste Mensch da draußen ist.

Wie soll ich sagen? Viel halte ich von Babiš als Politiker nicht. Sein Background ist etwas... naja. Aber wenn er etwas tut, was effektiv gegen das Virus ist - und ja, Grenzschließungen sind sehr effektiv, auch wenn das manche nicht wahr haben wollen, dann ist das eben so. Warum immer so tun, als wäre er auf einer Linie mit Orbán und co? Das ist nicht der Fall! Ich bin nicht der größte Fan von Tschechien, aber ich sehe es eben doch, dass das Land ein integraler Bestandteil der mitteleuropäischen Region, sowohl kulturell als auch politisch ist. Deswegen kritisiere ich Tschechiens Bahn auch so, weil ich Tschechien als gleichwertig zu den Ländern wie Deutschland oder Österreich sehe ;-)

https://abload.de/img/dwaminic8pum.jpg




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:03:24:13:18:40.

Re: Und ich?

geschrieben von: def

Datum: 24.03.20 13:21

J-C schrieb:Zitat:
Alter, gleich auf 180 mit extremen Vergleichen? Als ob man zwischen Trägheit und Übertreibung nicht einen Mittelweg hätte. Also rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifend, die effektiv sind, aber eben nicht übertreiben. Wie in Österreich (von der Pleite in Ischgl abgesehen), wie in Taiwan, etc.
Österreich war deshalb eher dran als Deutschland, weil Corona dort schlicht früher schnell gewachsen ist.
Und auch bei einem Parlament bin ich der Ansicht, dass grundlegende Einschränkungen von Freiheiten der letzte und nicht der erste Schritt sein müssen.

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1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:03:24:13:25:54.

Re: Und ich?

geschrieben von: Martin Junge

Datum: 24.03.20 15:36


Sind Deine Studierenden wirklich so repräsentativ für die tschechische Gesellschaft, dass man daraus Allgemeingültiges ableiten kann? Zumindest an deutschen Unis dürften gesellschaftspolitisch liberale Ansichten auch stärker verbreitet sein als in der Gesamtbevölkerung.
Hallo,

nein, das würde ich nie behaupten und habe es auch nicht. Ich sehe nur, dass die allermeisten Tschechen differenzieren können zwischen bisher gut koordinierten Notfallmaßnahmen und dem, was der Herr Babiš sonst so treibt. Das ist bei den Studenten, aber auch bei Kollegen so zu bemerken. Selbst halte ich mich raus, weil ich niemandes politische Einstellungen bewerte oder ablehne, solange er sie irgendwie gescheit begründen kann. Einfach so Holzhammer geht nicht und gehört sich nicht.

Martin
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