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[UA] Kurzbesuch im Nordwesten (Teil 3, 18 Bilder)

geschrieben von: der Wedeler

Datum: 13.01.20 19:02

Guten Abend, liebe Gemeinde!

Wir schreiben Mittwoch, den 25. September 2019. Es ist, wie am Tag zuvor, lausig kalt, als wir den zweiten, diesmal erfolgreichen Versuch unternehmen, mit der „Polissia Tramway“, der Schmalspurbahn Antoniwka - Saritschne, zu fahren. Warum zweiter Versuch?
Nun, es gibt durchaus einiges an Durcheinander bezüglich der Verkehrstage der Bahn. Am einfachsten ist ein Online-Blick in das Regionalbahnkursbuch der UZ, aber das Ergebnis „täglich“ könnte falscher nicht sein. Da hilft auch ein aktueller Reiseführer nicht weiter, weil das dortige „täglich außer Do“ ebenso falsch ist. Als ich die Frage nach den Verkehrstagen hier im Forum vor über einem Jahr gestellt habe, wurde die damals und heute immer noch richtige Antwort gegeben: Mi, Fr und So. Nur war das halt in Vergessenheit geraten, und wir erschienen am Di vergebens vor Ort. Ich vermute, dass unsere Hotelrezeption dann beim Bahnhof Sarny angerufen und nachgefragt hat, um eben genau diese Antwort zu bekommen. Zusätzlich gab es aber noch den pikanten Zusatz, dass der Zug bereits um 6:00 Uhr fahren würde. Das habe ich zwar nicht geglaubt, aber um sicher zu gehen waren wir um 5:50 vor Ort. Die Schlaglochpiste nach Antoniwka kannten wir ja schon.

Die Karte zeigt wieder die Gegend, in der wir uns befinden. Die Strecke ist oben rechts noch gerade so teilweise zu erkennen, Wolodymyrez ist noch drauf.

https://abload.de/img/karte23lwjfs.jpg

Quelle: openrailwaymap.org

Hier geht´s zu den vorhergehenden Teilen:

Teil 1
Teil 2

Vor den Bildern noch ein Hinweis: Alle Ortsnamen im Text sind in deutscher Transskription wiedergegeben, Lokbaureihen sind kyrillisch belassen.

https://abload.de/img/19d0519u4jiy.jpg

1. Um 6:00 Uhr fuhr hier natürlich nix, aber gegen 6:30 wurde ich etwas unruhig, so dass ich kurz am Gleis entlang ins nahe Bw lief, um nach dem Rechten zu sehen. Dort brannte Licht, Mitarbeiter der Bahn liefen herum und der Hobel namens TY2-062 rödelte vor dem Schuppen herum. Es konnte also losgehen! Der Frühzug Kowel - Sarny hatte an dem Morgen leichte Verspätung, so dass die Fahrt nach Saritschne ebenfalls etwas verspätet los ging. Neben uns stiegen noch ca. 10 weitere Fahrgäste in die unbeleuchteten und unbeheizten Wägelchen ein. Wir mummelten uns ein, konsumierten den mitgebrachten Kaffee und namen belustigt zur Kenntnis, wie der Zug an jedem noch so unscheinbaren Haltepunkt immer voller wurde.

https://abload.de/img/19d0520mnkz7.jpg

2. Nach 4 Stunden Fahrt kamen wir dann mit einer Viertelstunde Verspätung in Saritschne an. Die Sonne schien inzwischen und es wurde angenehm warm. Ein Taxi steht bereit, aber die meisten Reisenden machten sich zu Fuß davon, denn die Zeit für Einkäufe war jetzt leicht gekürzt.

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3. Schnell noch ein Bild mit etwas mehr Übersicht, dann beginnt schon das Umlaufen.

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4. Dort, wo heute die Gleise zu Ende sind, ging es früher weiter Richtung Weißrussland.

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5. Und schon kommt sie angeschaukelt. Die Ziegen schauen belustigt zu, oder wenden sich ab, je nach Sichtweise.

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6. Die Zugbegleiterin, die hier als Rangiererin fungiert, schlüsselt und stellt die Weichen. Ich wusste es nicht, fand aber die Einfahrsignale, die sich in drei Bahnhöfen befinden, mehr als ungewöhnlich. Zum Stellen befindet sich in Höhe der Einfahrweiche ein einsamer Stellhebel. Zudem gibt es ordent.liche Weichensignale und Grenzzeichen.

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7. Während die Ziege gemütlich weiterfrisst rollt TY2-062 zurück an den Zug.

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8. Hier steht der Regio nach Antoniwka bereit für die Rückfahrt. Wir laufen kurz ins Dorf und stärken uns mit Teigtaschen und frischem Kaffee.

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9. Das Empfangsgebäude von Saritschne verfügt zwar nicht über Fensterscheiben, aber eine Toilette. Na ja, in den Waggons gibt es auch eine Toilette … wer´s verträgt 😉!!

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10. Im einfach gehaltenen Führerstand der Lok gibt es alles, was man braucht, vor allem genügend Proviant für die Rückfahrt.

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11. Im Motorraum arbeitet dieses Aggregat, dass mir auf Grund der improvisierten Anpassungen nicht so aussieht, als gehörte es schon immer in dieses Fahrzeug. Er lief heute aber zuverlässig und brachte uns wieder zurück zum Ausgangsort.

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12. Auch die Elektrik funktionierte an dem Tag einwandfrei, also sagen wir mal, das, was von ihr gebraucht wurde.

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13. Da man uns schon kannte konnte ich auf der Rückfahrt an diversen Stellen vorlaufen und Fotos schießen. Bei gemächlicher Fahrt hätte ich aber auch immer noch aufspringen können. Hier verlassen zahlreiche Fahrgäste den Zug in Ostriwsk. Es gibt ordentliche Haltetafeln und liebevoll gepflegte Hektometertafeln.

https://abload.de/img/19d0533iijm3.jpg

14. Die Tafel zeigt, wo der Haltepunkt ist, diesmal in Borowe.

https://abload.de/img/19d0534likci.jpg

15. Dann halten wir in Bile, und hier wird erstmal eine Zuglaufmeldung sowie „Schlüsselwechsel“ erforderlich. Deutlich sichtbar zeigt das Einfahrsignal „Fahrt frei!“. Gefahren wird mit einem „Token“, der an den Bahnhöfen ausgetauscht wird. Wer den Token hat darf fahren, auch wenn er alleine unterwegs ist.

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16. Der Aufenthalt in Wolodymyrez hätte auch ein Bild von der anderen Seite zugelassen, da war ich nicht ganz bei der Sache. Die Aufsichtsbeamtin in diesem Bahnhof musste nicht hierbleiben, sie fuhr mit dem „letzten“ Zug mit.

https://abload.de/img/19d053659km7.jpg

17. Am Ende der Rückfahrt waren wir in Antoniwka wieder ca. 15 Minuten verspätet, aber der Anschlusszug nach Kowel hat gewartet, und eine Übergangsreisende hatte auch entsprechenden Bedarf. Während der ausfahrende Regio den Bahnhof einräuchert wartet der Rangierer schon ungeduldig auf das Abrücken ins Bw.

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18. Alles hat seine Ordnung, und so sieht der Fahrschein auch nicht viel anders aus als ein Kassenzettel im Supermarkt. Ausgegeben wird dieser mit einem mobilen Fahrscheindrucker, den die Zugbegleiterin auch bei Dunkelheit sicher bedienen kann. 45 Hrywna sind etwa 1,50 Euro für 106 km und 4 Stunden Fahrt.

Soweit der dritte und letzte Teil. Dies war eindeutig ein gelungender Start in ein für mich neues Land. Es wird nicht der letzte Besuch gewesen sein!

Heiko
Der Wedeler!

DSO-Beitragsverzeichnis

Klasse!

geschrieben von: Ae4/7

Datum: 13.01.20 19:12

Vielen Dank für den interessanten Beitrag zu einer selten besuchten Schmalspurbahn.

VG von Alex

Hallo Heiko,

Du zeigst uns einen faszinierenden Blick auf eine scheinbar längst vergangene Epoche. Und das praktisch direkt hinter der EU-Grenze - nur die neumodischen Autos "stören" den Eindruck. Da bekommt man sofort Lust, einzusteigen, und auch einfach nur mal eine Runde mit zu fahren.

Viele Grüße,
Patrick



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:01:14:09:37:14.

Re: [UA] Kurzbesuch im Nordwesten (Teil 3, 18 Bilder)

geschrieben von: Sven Voigt

Datum: 19.01.20 18:22

Serwus Heiko,

danke schön für Deine 3er-Serie zum Erstaufenthalt in der Ukraine. Ich persönlich war zuletzt im Juli für acht Tage in diesem faszinierenden Land. Insgesamt war nicht viel neues dabei; es war daher eher wie eine Wiederkehr in bekannte Umgebungen mit bekanntem Bahnbetrieb. Viel anders als "damals bei uns" läuft es nicht, so dass man sich sofort heimisch fühlt. Teilweise magere Angebote im Reiseverkehr werden oft durch ansehnliche Güterzüge oder wenigstens Übergaben ausgeglichen. Heute in 10 Wochen sind wir dann schon im Anflug auf Kowel.

Die Straße Sarny - Antoniwka und ihren Zustand hattest Du erwähnt. Ist der noch (viel) schlimmer als bspw. weiter westlich oder entspricht die Piste weitgehend einer weißen Straße im Atlas? Das zweite Ersatzrad ist in diesem Land ohnehin Pflicht, so dass ich die Frage gleich vor mehreren Hintergründen stelle.

Danke vorweg!

Sven
Moin Sven,

ich würde Straßenzustände nicht verallgemeinern wollen. Die Verbindung von Kolky Richtung Rafaliwka ist auch erst ganz ok, aber die letzten 5 km haben es dann echt in sich. Ersatzrad hatte der Leihwagen nicht, aber ich hätte keine Bedenken wegen der Reifen, größer ist die Gefahr aufzusetzen. Da hilft nur Tempo runter Richtung 20 und immer schön um die Krater herumkurven. Gilt auch für Pflasterstraßen. Selbst auf scheinbar ordentlich asphaltierten Straßen bin ich langsamer gefahren als erlaubt, sollen sich doch die anderen die Achsen brechen.

Viele Grüße
Heiko

Re: [UA] Kurzbesuch im Nordwesten (Teil 3, 18 Bilder)

geschrieben von: IC Tatran

Datum: 20.01.20 12:36

Hallo Heiko, kann es sein das die Fk - Preise unterschiedlich sind? Gruß Andreas
Ps: Ich war Anfang September 2018 dort und habe in Rivne genächtigt. Von dort habe ich mir ein Taxi für einen Tag geleistet (220 km, inkl. 11. Std warten in Antonivka) für knapp 70€. Hast du Erfahrung mit Mietwagen und selber fahren in UA? Würde mir das nächste Mal auch mal ein Auto leihen, um etwas unabhängiger zu sein. Welchen Versicherungsschutz hattet ihr gewählt bzw. was habt ihr für ein Auto bekommen / bestellt?
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Hallo Andreas,

das finde ich ja "lustig", dass Du 1 Jahr früher 5 UAH mehr bezahlt hast. Mehr kann ich dazu aber auch nicht beitragen.
Wir haben unseren Leihwagen über sunnycars.de gemietet, ab Flughafen Lemberg. Da wir zu viert waren habe ich nen Kombi, Größe Ford Fokus oder ähnlich genommen. Bekommen haben wir einen VW Golf Variant Automatik. Versicherungstechnisch war bis zum Totalschaden alles drin, ich würde auch nicht raten, weniger zu nehmen. Wenn Du alleine bist kannst natürlich ein kleineres Auto nehmen. Geländewagen wäre angemessen, ist aber unbezahlbar. Sprit ist für ukrainische Verhältnisse teuer, wir haben 1 Euro je Liter bezahlt.
Ansonsten ist selber fahren nicht anders als weiter westlich. Ein Navi ist hilfreich, aber bitte nicht das Smartphone dafür nehmen bzw. nur mit ukrainischer SIM-Karte, sonst wird's richtig teuer.

Viele Grüße
Heiko

Glück gehabt!

geschrieben von: Martin Junge

Datum: 02.02.20 11:03

Moin,

auch von mir ein herzliches Danke für den sehr schönen Bericht. Er weckte in mir die Vorfreude auf dieses Wochenende und den ersten Besuch bei der Schmalspurbahn Antoniwka. Aber… trotz keinerlei Einträge im Onlinefahrplan und verheißungsvollen Meldungen bei Facebook fuhr heute kein Zug. Am gestrigen Abend fragte ich den Fahrdienstleiter, ob der Zug denn fahre und seine Antwort war erst ja, dann besann er sich eines Besseren und sagte: Nein, nein, morgen nicht, die Diesellok hat einen Schaden. Und tatsächlich fuhr nichts. Es stieg auch aus dem Anschlusszuge niemand aus und wollte umsteigen. Also, die Telefonkette hier auf den Dörfern funktioniert gut. Nur nicht nach Lemberg…

Martin