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Myanma my love - Ein Abschied für immer?!

Teil 6a: Total verbogen und von Beruf Stromabnehmer – Ein Morgen voller unerwarteter Ereignisse



Im im letzten Bericht hatten wir den zweiten Tag in Namtu hinter uns gebracht. Jetzt folgt der dritte Tag. Viel Spaß beim Lesen.


Wie immer vorab ein paar Karten. Am heutigen Tag hielten wir uns zwischen Namtu und Tiger Camp auf:

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Bild 1: Übersichtskarte der Minenbahn von Namtu. In Namyao bestand Anschluss an die Meterspurstrecke (Mandalay-) Myomaung - Lashio. Betriebsmittelpunkt ist Namtu, wo sich neben dem Hüttenwerk ein großes Depot mit Betriebs- und Ausbesserungswerk befindet. Zwischen Namyao und Namtu verläuft die Strecke durch eine Hügellandschaft, hinter Namtu folgt die Strecke dann teilweise in einer Schlucht einem Gebirgsbach bis Wallah Gorge. Dort befindet sich eine Verladestelle für das im Untertagebetrieb geförderte Erz. Das letzte Teilstück bis Bawdwin verläuft dann meist oberhalb des Flusses, in Bawdwin bestand Anschluss an den Förderturm der Untertagemine sowie dem Übertageabbaugebiet.
Von Bawdwin bzw. Wallah Gorge wurde hauptsächlich Roherz in das Hüttenwerk in Namtu befördert, zwischen Namtu und Namyao wurden das aufbereitete Erz bzw. auf dem Rückweg notwendige Rohmaterialien wie Kohle und Säure transportiert. Der Personenverkehr wurde mit umgebauten Hino-Schienen-LKWs abgewickelt. 2009 verkehrte der letzte Zug zwischen Namtu und Nahsai, nachdem der Abschnitt Nahsai – Namyao bereits mehrere Jahre zuvor stillgelegt wurde. 2011 wurde dann zwischen Wallah Gorge und Bawdwin im heftigen Monsunregen der Damm bei E.R. Valley weggespült, die bereits isolierte Strecke Namtu – Bawdwin zerfiel also in zwei isolierte Teilstrecken.



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Bild 2: Der Streckenabschnitt Namtu – Wallah Gorge im Detail. Kurz nach Namtu zweigt die Strecke in ein schluchtartiges Seitental ein. In Lopah befindet sich ein Bahnhof mit zwei Ausweichgleisen. Der große Höhenunterschied kurz vor Wallah Gorge wurde zunächst mit zwei Spitzkehren überwunden, später legte man hier zwecks Betriebsoptimierung einen offenen, 540°-Kreisel an. In Wallah Gorge gibt es neben der Verladestelle mehrere Abstellgleise sowie ein Gleisdreieck.



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Bild 3: Der Streckenabschnitt Wallah Gorge – Bawdwin im Detail. Kurz nach Wallah Gorge folgt die erste Spitzkehre in Tiger Camp. Hier kommt die zweigleisige, elektrifizierte Grubenbahn (ebenfalls 610mm Spurweite) zutage und läuft weiter bis zur Verladestelle in Wallah Gorge. Nach dem Ausfahren eines Seitentals folgt eine weitere Spitzkehre, gefolgt von einem zweiten Ausfahren des Seitentals. Danach verläuft die Strecke weit oberhalb des Flusses bis zum Endbahnhof Bawdwin. Einst zweigte kurz vor Bawdwin noch ein Anschlussgleis zum Förderturm und Übertagebau (in der Karte oberhalb von Bawdwin) ab.




Hauptakteurin des heutigen Tages ist die Schlepptenderlok Nummer 42, die 1927 bei W. Bagnall gebaut wurde und die Achsfolge 1‘C‘1 aufweist.



29.11.2011

Heute musste ich besonders früh aufstehen, denn ich hatte um sieben Uhr eine Verabredung mit einem Offiziellen der Minengesellschaft. Ich wollte das ehemalige Wohnhaus des Minenmanagers besuchen, das sich auf halber Höhe zwischen Gästehaus und Bahnhof befand. Der Sohn des alten Minenmanagers, den ich in Yangon besucht hatte (siehe dieser Bericht), hatte mich gebeten, das Haus, in dem er seine Kindheit verbracht hatte, zu fotografieren. Dem wollte ich selbstverständlich nachkommen und wartete um sieben Uhr in dichtem Nebel vor dem Gästehaus. Aber meine Verabredung kam und kam nicht. Schließlich zog ich mich für einen Kaffee in den Speisesaal zurück. Bis zu unserer Abfahrt zum Bahnhof kam er auch nicht mehr, so musste ich die geplante Fotosession zunächst platzen lassen.

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Bild 3: Vergeblich wartete ich am frühen Morgen im Freien auf meine Verabredung. Damit nicht genug, auch das Wetter verhieß nichts Gutes. Der morgendliche Nebel im Tal ist ja normal, aber die relativ dichte Wolkendecke macht einem keine Hoffnung auf viele Sonnenbilder an diesem Tag.




Am Bahnhof stand Nummer 42 dann erstaunlicherweise schon abfahrtsbereit da. Also ging es zum ersten geplanten Fotomotiv an der Brücke nach Namtu in Richtung Lopah. Das mit den Fotomotiven dort klappte auch trotz mehrere Anläufe recht gut.

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Bild 4: Gut geölt ist schon halb gewonnen. Bestens eingeölt und betriebsbereit wartete Lok 42 am Bahnhof von Namtu.



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Bild 5: So sieht die alte Dame übrigens aus. Da sie schon vor zwei Jahren wortwörtlich aus dem allerletzten Loch pfiff, nahmen wir die Lok gleich an den Haken unseres Hilfszuges, so dass die Lok nur die Scheinanfahrten ohne fremde Hilfe absolvieren musste.



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Bild 6: Auf der Brücke rückten wir die Lok dann ins beste Licht. Zunächst ins Gegenlicht …



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Bild 7: … und dann von weiter oben mit dem Licht.



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Bild 8: Und für Fans der schräg-von-vorne Fraktion das Ganze auch nochmal in Groß.




Im Anschluss sollte die Schlucht direkt hinter der Brücke als Fotomotiv dienen. Allerdings endete unsere Fotosession bereits beim ersten Versuch jäh. Es tat einen Schlag und die Lok blieb stehen. Das Lokpersonal versammelte sich um das Gestänge. Es dauerte, bis ich meinen erhöhten Standpunkt am felsigen Berghang wieder verlassen hatte und mir das Ganze ebenfalls aus der Nähe anschauen konnte. Der Bolzen der Treibstange hatte sich gelöst, die Treibstange war abgerutscht und hatte sich mit voller Wucht tief in das Gleisbett eingegraben. Nachdem die Treibstange aus dem Erdreich geborgen war, zeigte sich, dass sie sich (wie zu erwarten) auch verbogen hatte. Damit hatte sich die Fahrt mit der Lok erledigt, dabei hatte sie gerade erst angefangen. Unser Reiseleiter versuchte der Lokmannschaft mit Skizzen zu erklären, wie sie den Schaden möglichst schnell in der Werkstatt in Namtu reparieren könnten. Fürs erste musste die Lok aber zurück nach Namtu geschleppt werden. Ob sie jemals wieder aus eigener Kraft rollen würde? Eher fraglich.

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Bild 9: Eigentlich wollte ich an dieser Stelle noch gar nicht abdrücken. Aber das Malheur geschah bereits vor der Stelle, an der ich eigentlich den Zug ablichten wollte. Da haben wir mal trotz der Bewölkung Glück mit dem Sonnenlicht und dann geht die Lok kaputt.



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Bild 10: Es dauerte, bis ich meine Fotoposition hoch oben im Steilhang der Schlucht verlassen hatte. Die gesamte Zugmannschaft war schon mit den Bergungsarbeiten beschäftigt.



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Bild 11: Während die Zugmannschaft noch werkelt, werfen wir mal einen Blick in das verwaiste Führerhaus.



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Bild 12: Das sieht nicht gut aus, es hat auch die Kuppelstangen erwischt.



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Bild 13: Das Lokpersonal begutachtet den Schaden.



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Bild 14: Bernd erklärt dem Chef der Zugmannschaft, wie man den Schaden reparieren könnte. Um die Lok wieder flott zu bekommen, muss man schon ein ordentliches Arsenal aufbieten (kleine Anspielung auf die Mütze…).



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Bild 15: Derweil blicken wir auf die handbetriebene Ölpumpe. Neben den beiden Sandstreuern muss man bei Lok 42 auch einen menschlichen Ölpumpendreher mit einplanen.



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Bild 16: Wenn rohe Kräfte sinnlos walten …



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Bild 17: … dann kommt sowas dabei raus.



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Bild 18: Immerhin haben wir das Gleisbett ordentlich durchgearbeitet, da muss in nächster Zeit die Gleisbaurotte nicht antreten.



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Bild 19: Geistigen Beistand in Form von zwei vorbeikommenden Mönchen bekamen wir auch noch. Ob Buddha die Lok wieder zum Leben erweckt? Wir werden es sehen …




Wie sollte es jetzt weitergehen? Der eigentliche Star des heutigen Tages fiel komplett aus, die einzige Alternative in Form von Dampflok 13 stand kalt am Bahnhof Namtu. Wir machten uns mit dem Schienen-LKW zunächst auf den Weg nach Wallah Gorge. Zwischenzeitlich sollte die Lokmannschaft versuchen, Lok Nummer 13, die heute eigentlich Feiertag hatte, anzuheizen, damit wir wenigstens am Nachmittag noch ein paar Dampfaufnahmen auf der Strecke zwischen Wallah Gorge und Bawdwin bekommen konnten, die eigentlich erst für die kommenden Tage geplant waren. Die Fahrt nach Wallah Gorge verlief ohne besondere Auffälligkeiten, in Wallah Gorge wurden wir bereits von Polizisten und mindestens einem Vertreter des Militärgeheimdienstes erwartet, nachdem es am Vortag ja massiv Ärger gegeben hatte, weil ein Reisegruppenmitglied nicht auf der Liste der Personen stand, die das Sperrgebiet betreten dürfen. Die polizeiliche und geheimdienstliche „Betreuung“ wurden wir die nächsten Tage nicht mehr los, wir konnten uns aber immerhin recht frei bewegen und konnten problemlos fotografieren. Also zum Glück keine nordkoreanischen Verhältnisse.

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Bild 20: Ein Vertreter des Militärgeheimdienstes und ein junger Polizist im Bahnhof von Wallah Gorge. Sie sollten uns die nächsten Tage nicht mehr von der Seite rücken. Mitglieder des Militärgeheimdienstes erkennt man immer einfach daran, dass sie selbst bei größter Hitze eine Kunstlederjacke tragen. Der Polizist ist auch recht modern ausgestattet. Ich bin in Myanmar aber auch schon auf Polizisten und Soldaten gestoßen, deren Flinten noch aus der britischen Kolonialzeit stammen. Die meisten Gewehre bei Militär und Polizei stammen aber von der bekannten schwäbischen Waffenschmiede Heckler & Koch, die in den 60er-Jahren der Militärjunta gleich eine ganze Waffenfabrik in Myanmar baute. Dann muss man beim deutschen Wirtschaftsminister nicht immer andauernd um Exportgenehmigungen betteln.



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Bild 21: Die Jungs aus Wallah Gorge hielten noch etwas Sicherheitsabstand. Sind ja auch äußerst suspekt, diese Langnasen. Einige der Jungs haben wohl noch nie zuvor eine Langnase in natura gesehen.



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Bild 22: Ein Blick in den Supermarkt von Wallah Gorge. Selbst hier oben in den abgelegenen Bergen kann das Angebot durchaus mit westlichen Supermärkten mithalten. Die Bierflaschen standen allerdings nicht mehr lange im Regal. Wenn Langnasen erst einmal Durst haben, sind die Lagerbestände schnell abgebaut.




Uns wurde natürlich schnell langweilig. Es herrschte absolute Verkehrsruhe und das Gelände rund um die Verladeanlage hatten wir schon am Vortag erkundet. Plötzlich hörten wir ein metallisches Kreischen und Quietschen an der Verladeanlage. Da ist doch nicht etwa die Grubenbahn in Betrieb? Schnell liefen wir die Treppen hinauf und tatsächlich: zu unserem Erstaunen war die Grubenbahn in Betrieb. Zwei Kumpel fuhren Abraum aus dem Tiger Tunnel. Dank der Anwesenheit des Eisenbahnchefs bekamen wir nach einer Belehrung, dass wir auf die niedrig hängende Oberleitung achten sollen und keinesfalls die Schienen betreten sollen, sogar eine Sondervorführung. Das war jetzt zwar kein Dampf, aber mindestens genauso interessant. Einer der Kumpel musste den Stromabnehmer (eine einfache Holzstange) halten, der andere steuerte die Lok. Dabei funkte es am Stromabnehmer und den Rädern gewaltig. Die entstandenen Videoaufnahmen gibt es dann in 20 Jahren oder so im HiFo zu sehen. Das Ganze erinnerte mich irgendwie an Entgleisungen auf meiner Modellbahn, Gleichstrom funkt genauso so schön wie Wechselstrom (ich oute mich an dieser Stelle als Märklin M-Gleis Modellbahner, da funkt es gleich nochmal schöner; ich hoffe, dass ich für dieses Outing jetzt nicht allzu viel Prügel beziehe, wir sind ja nicht im MoBa-Forum).

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Bild 23: An der Verladeanlage war die Grubenlok mit zwei Kumpeln unterwegs. Auch elektrische Traktion ist durchaus fotogen, vor allem, wenn sie so daher kommt. Es muss ja nicht immer Dampf sein.



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Bild 24: Stromabnehmer ist in Namtu nicht eine Bauteil-, sondern eine Berufsbezeichnung!



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Bild 25: Unter Aufsicht der Polizei und des Eisenbahnchefs (links im Bild) bekamen wir sogar eine Sondervorführung. Wir wurden mehrfach darauf hingewiesen, doch nicht auf die Gleise zu treten. Für die Polizisten galt das wohl nicht. Wenn er seinen Arm noch nach oben streckt, gibt es gegrilltes Menschenfleisch zum Mittagessen.



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Bild 26: Die zwei gefüllten Loren wurden abgekoppelt, dafür …



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Bild 27: … nahm man die drei leeren Loren vom Parallelgleis an den Haken und …



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Bild 28: … schob sie in Richtung Entladeanlage, wo …



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Bild 29: … sie in der Entladetrommel verschwanden.



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Bild 30: Danach wurde wieder umgekoppelt, um …



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Bild 31: … die beladenen Loren an den Haken zu nehmen und …



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Bild 32: … selbige in die Entladetrommel zu schieben. Die Entladung der Loren wurde uns dann auch live demonstriert. Davon habe ich allerdings nur Videoaufnahmen.




Nachdem die Loren entladen waren, wollten die Kumpel wieder in den Stollen einfahren, um neues Material zu holen. Das gab uns die Chance auf weitere Fotomöglichkeiten. Gemäß Aussage der Kumpel hat man den Untertagebau, der 2009 aufgrund defekter Pumpen komplett abgesoffen ist, wieder größtenteils trockengelegt. Jetzt ist man mit Aufräumarbeiten beschäftigt und hofft, im Untertagebau möglichst schnell wieder den Erzabbau aufzunehmen. Während die Kumpel mit der Grubenlok durch den Tunnel zum Tiger Camp fuhren, nahmen wir den Weg außen herum. In Tiger Camp beginnt der „Tiger Tunnel“, der Stollen, aus dem das Untertage gewonnene, erzhaltige Gestein zur Verladeanlage nach Wallah Gorge gebracht werden kann. Direkt oberhalb des Stolleneingangs befindet sich die erste Spitzkehre der „normalen“ Eisenbahnstrecke von Wallah Gorge nach Bawdwin.

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Bild 33: Ansicht von Tiger Camp. Ich stehe auf der Strecke von Wallah Gorge nach Bawdwin, die an dem Gebäude im Hintergrund in einer Spitzkehre endet und dann im Bild rechts wo der Polizist steht weiter hinauf nach Bawdwin führt. Unter uns verläuft die Grubenbahn, ebenfalls im Hintergrund befindet sich der Stollenmund. In unserem Rücken zweigt sich die Grubenbahn auf: eine Abzweigung führt durch einen Tunnel zur Verladestation in Wallah Gorge, die andere führt in einen Betriebshof mit kleiner Werkstatt für Loren und Grubenlokomotiven sowie Einrichtungen zur Herstellung und Verladung von Grubenholz.



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Bild 34: Der Stollenmund, auf dem Schild als „Tiger Tunnel“ bezeichnet. Laut Inschrift über dem Portal wurde der Stollen 1914 abgeteuft, allerdings hatten die Chinesen hier schon vor der britischen Kolonialzeit Stollen in den Berg getrieben, sie interessierten sich aber nur für das Silber. Der Name „Tiger Tunnel“ und „Tiger Camp“ leitet sich angeblich davon ab, dass den Briten bei der ersten Erkundung der verlassenen, chinesischen Stollen ein Tiger entgegen gesprungen sei. Das erscheint durchaus plausibel, in Myanmar wimmelte es einst von Tigern. Die Briten machten Myanmar dann weitgehend tigerfrei, heute gibt es nur noch in sehr abgelegenen Regionen in Nordmyanmar noch wilde Tiger.



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Bild 35: Die Kumpel haben den Grubenzug direkt vor den Stollenmund gefahren und warten geduldig, bis sich diese komischen Langnasen fotografisch ausgetobt haben.



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Bild 36: Blick aus dem Stollen ins Freie, im Hintergrund führt die Bahnstrecke nach Wallah Gorge über die Grubenbahn.



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Bild 37: Die Bude am Stolleneingang wollte auch nochmal mit auf das Bild.



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Bild 38: Jetzt sind wir ein Stück der Grubenbahn entlang gelaufen und befinden uns unter der Strecke von Wallah Gorge nach Tiger Camp, die direkt über unseren Köpfen verläuft. Hier verzweigt sich die Grubenbahn: links geht es durch einen weiteren Tunnel zur Verladeanlage in Wallah Gorge, rechts zum Betriebshof, den wir im weiteren Verlauf des Berichts jetzt noch näher erkunden werden.



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Bild 39: Im Betriebshof sticht uns als erstes die Säge in den Blick. Mit ihr kann das über die Eisenbahn angelieferte Holz (Stollen)mundgerecht zugeschnitten werden und dann im Stollen als Stempel oder Ähnliches verwendet werden.



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Bild 40: Ebenso museumsreif ist das Telefon. Es ist noch voll funktionsfähig, die semiautomatische Telefonvermittlung werde ich euch in einem der letzten Berichte präsentieren.



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Bild 41: Irgendwie scheint die Zeit in dem Betriebshof seit Jahrzehnten still zu stehen. Die letzten Jahre lag der Betrieb auf der Grubenbahn ja aufgrund der abgesoffenen Grube komplett still.



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Bild 42: Blick über den Betriebshof in Richtung Tiger Camp. Die Eisenbahnstrecke von der Spitzkehre in Tiger Camp nach Bawdwin verläuft rechts auf halber Höhe des Bildes, die Strecke von Wallah Gorge zur Spitzkehre verläuft links hinter den Gebäuden.



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Bild 43: Überreste vom Frühstückstee. Wie viele Tage der Holzvorrat wohl noch für die Zubereitung des Morgentees reicht?



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Bild 44: Mit den Kumpeln unternahmen wir noch eine Art Streckenbereisung des Betriebshofes.



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Bild 45: Ausrangierte Lorenachsen.



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Bild 46: Posieren für die komischen Langnasen. Das aufgeständerte Gleis im Hintergrund gehört zur normalen Eisenbahn und dient wohl der Anlieferung von Material, insbesondere Holzstämme zur Herstellung von Grubenholz.



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Bild 47: Unsere bewaffnete Begleiteskorte wollte sich nur sehr ungern fotografieren lassen. Als mir einer der Polizisten den Rücken zudrehte, lichtete ich ihn ab. Ein schönes Motiv wäre es natürlich, wenn der Grubenzug etwas weiter vorne gestanden wäre.



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Bild 48: Als der Grubenzug dann weiter nach vorne gefahren war, hatte sich der Polizist schon wieder woanders hingestellt.



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Bild 49: Wir haben die Kumpel jetzt lange genug aufgehalten und lassen sie jetzt wieder in den Stollen einfahren, damit sie die Aufräumarbeiten untertage fortführen können.



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Bild 50: Auf dem Rückweg nach Wallah Gorge geht der Blick nochmal zurück zum Betriebshof. Unter dem Gebäude auf dem Hügel beginnt der Stollen, der Zweck des Gebäudes blieb im Dunkeln, da wir keine Zeit mehr zur Erforschung hatten. Vielleicht dient es zur Bewetterung, vielleicht wohnte hier auch einst der Chefaufseher des Untertagebaus? Hinter dem Gebäude führt das Tal weiter bis nach Bawdwin.



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Bild 51: Drehung um 180°. Teilweise wir Material aus dem Stollen hier wohl auch einfach in den Fluss gekippt. Die Färbung von Gestein und Wasser zeigen an, dass es sich um erzhaltiges Gestein handelt. Die Gleise links gehören zur Grubenbahn, rechts vom Fluss verläuft die Bahnlinie von Wallah Gorge nach Tiger Camp.



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Bild 52: Ich mache mich entlang des Flusses auf den Weg nach Wallah Gorge. Ihr habt inzwischen wahrscheinlich bemerkt, dass ich ein gewisses Faible für die Klohäuschen rund um die Namtu Mines Railway entwickelt habe. Noch einmal um die Flussbiegung …



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Bild 53: … und schon sind wir wieder in Wallah Gorge. Habt ihr schon entdeckt, wer sich zwischen den vielen abgestellten Waggons versteckt? Noch nicht? Dann wartet mal auf den nächsten Bericht, da ist die Hauptakteurin dann wieder im Vollformat zu sehen.




Da ich schon wieder bei über 50 Bildern in diesem Bericht angelangt bin, folgt der weitere Verlauf des Tages im nächsten Bericht. Dann mit etwas weniger off-topic, aber dafür weiteren Zwischenfällen. Ich hoffe also, dass ihr dann wieder dabei seid.










Zugliste


Datum Zugnummer Von Nach km Traktion Spurweite
25.11.Circle LineYangon Hbf Yangon Hbf 49,1Diesel1000mm
27.11. NamtuLopah (und zurück)13,9Diesel/Dampf610mm
28.11. NamtuWallah Gorge10,6Diesel/Dampf610mm
28.11. Wallah GorgeNamtu10,6Diesel610mm
29.11. NamtuWallah Gorge10,6Diesel610mm






2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:11:15:17:42:33.

Genial, wie immer! :-) (o.w.T)

geschrieben von: Roni

Datum: 15.11.19 17:41

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)
lg, Roni - [raildata.info] - Meine DSO-Reportagen Teil 1 (2005 bis 06/2019): [www.drehscheibe-online.de] - Meine DSO-Reportagen Teil 2 (neueste): [www.drehscheibe-online.de]
https://raildata.info/raildatabanner1.jpg
Hach, da bin ich ja als Bergbaufreak sowas von froh, daß die Lok kaputt gegangen ist. Obwohl: das tut schon weh, solch krumme Stangen zu sehen..... :(

Aber dafür hat diese ungeplante Bergbauexkursion euch zu Bildern gebracht, um die euch viele Leute beneiden! Ich freu mich schon auf die Fortsetzung.

RUHRKOHLE - Sichere Energie

seit dem 24.II.2022 bittere Wahrheit in Europa

Super! Danke! :) (o.w.T)

geschrieben von: sflori

Datum: 17.11.19 00:49

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)
Superklasse. Hoffentlich klappt der Zugang zu der Bahn irgendwann mal wieder.

kondensierte Grüße, Stefan

https://www.drehscheibe-online.de/foren/file.php?099,file=190387
Kondenslok.de (temporär offline) + Industrial Railways of Indonesia SIG (fc)
Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. Wer sich über Signaturen aufregt, hat sonst nix zu sagen.