[MM]Myanma my love – Zwischen Nebel und Sonne (m 38B)
Myanma my love - Ein Abschied für immer?!
Teil 5a: Zwischen Nebel und Sonne – Ein Vormittag voller Scheinanfahrten zwischen Namtu und Wallah Gorge
Im
im letzten Bericht hatten wir den ersten Tag in Namtu hinter uns gebracht. Jetzt folgt der zweite Tag. Viel Spaß beim Lesen.
Wie immer vorab ein paar Karten. Am heutigen Tag hielten wir uns zwischen Namtu und Wallah Gorge auf:
Bild 1: Übersichtskarte der Minenbahn von Namtu. In Namyao bestand Anschluss an die Meterspurstrecke (Mandalay-) Myomaung - Lashio. Betriebsmittelpunkt ist Namtu, wo sich neben dem Hüttenwerk ein großes Depot mit Betriebs- und Ausbesserungswerk befindet. Zwischen Namyao und Namtu verläuft die Strecke durch eine Hügellandschaft, hinter Namtu folgt die Strecke dann teilweise in einer Schlucht einem Gebirgsbach bis Wallah Gorge. Dort befindet sich eine Verladestelle für das im Untertagebetrieb geförderte Erz. Das letzte Teilstück bis Bawdwin verläuft dann meist oberhalb des Flusses, in Bawdwin bestand Anschluss an den Förderturm der Untertagemine sowie dem Übertageabbaugebiet.
Von Bawdwin bzw. Wallah Gorge wurde hauptsächlich Roherz in das Hüttenwerk in Namtu befördert, zwischen Namtu und Namyao wurden das aufbereitete Erz bzw. auf dem Rückweg notwendige Rohmaterialien wie Kohle und Säure transportiert. Der Personenverkehr wurde mit umgebauten Hino-Schienen-LKWs abgewickelt. 2009 verkehrte der letzte Zug zwischen Namtu und Nahsai, nachdem der Abschnitt Nahsai – Namyao bereits mehrere Jahre zuvor stillgelegt wurde. 2011 wurde dann zwischen Wallah Gorge und Bawdwin im heftigen Monsunregen der Damm bei E.R. Valley weggespült, die bereits isolierte Strecke Namtu – Bawdwin zerfiel also in zwei isolierte Teilstrecken.
Bild 2: Der Streckenabschnitt Namtu – Wallah Gorge im Detail. Kurz nach Namtu zweigt die Strecke in ein schluchtartiges Seitental ein. In Lopah befindet sich ein Bahnhof mit zwei Ausweichgleisen. Der große Höhenunterschied kurz vor Wallah Gorge wurde zunächst mit zwei Spitzkehren überwunden, später legte man hier zwecks Betriebsoptimierung einen offenen, 540°-Kreisel an. In Wallah Gorge gibt es neben der Verladestelle mehrere Abstellgleise sowie ein Gleisdreieck.
In diesem Bericht bewegen wir uns zwischen Lopah und Wallah Gorge.
Hauptakteurin des heutigen Tages war die nicht unbedingt formschöne Lok Nummer 13, die 1914 bei Kerr Stuart gebaut wurde und die eher exotische Achsfolge B‘1 aufweist.
28.11.2011
Für heute Morgen waren stimmungsvolle Aufnahmen zwischen Namtu und Lopah an der Grenze zwischen Nebel und Sonnenschein geplant. Daher mussten wir sehr früh aufstehen, den Dampfzug hatten wir samt Personal bereits über Nacht am Bahnhof Lopah gelassen. Das frühe Aufstehen hätten wir uns aber sparen können. Denn das Bahnpersonal am Bahnhof Namtu hatte den Schienen-LKW, der uns zur Fotostelle bringen sollte, noch nicht zum Laufen gebracht. Mit einem Gasbrenner versuchte man den Motor zu erwärmen. Schließlich sprang der Motor endlich an und nach einigem Hin-und Herfahren auf dem Bahnhofsgleis war der Schienen-LKW schließlich einsatzbereit.
Bild 3: Bei der lokalen Bevölkerung hatte es sich mittlerweile herumgesprochen, dass verrückte Langnasen mit dem Zug zwischen Namtu und Wallah Gorge unterwegs sind. So nutzten insbesondere zahlreiche Frauen die Mitfahrgelegenheit. Allerdings mussten sie genauso wie wir warten, denn …
Bild 4: ... der Schienen-LKW war aufgrund der kalten Temperaturen noch nicht angesprungen. Mit einem Gasbrenner wärmte man den Motoblock an und schob den Schienen-LKW gleichzeitig mit einer Diesellok hin- und her.
Bild 5: Endlich war der Motor des Schienen-LKWs angesprungen. Vom Gleisdreieck …
Bild 6: ... geht es zum „Bahnsteiggleis“. Bitte alle einsteigen, es geht endlich los.
Unser erstes Ziel war eine Stelle zwischen Namtu und Lopah. Als wir die Fotostelle erreicht hatten, wartete dort der einsatzbereite Dampfzug, aber aufgrund der Probleme mit dem Schienen-LKW waren wir zu spät, denn der eingeplante Nebel war leider schon fast weg. Dennoch kamen wir noch zu ein paar schönen Fotomotiven.
Bild 7: Der morgendliche Tau ließ die zahlreichen Spinnnetze am Boden silbern glänzen.
Bild 8: Im Hintergrund wabert noch der Nebel, im Vordergrund wabert der Dampf.
Bild 9: Ich suchte mir eine etwas entferntere Fotoposition, um die Nebel- und Dampfszenerie im Weitwinkel zu erfassen.
Bild 10: So konnte ich auch das an dieser Stelle recht breite Tal mit auf das Foto nehmen.
Bei der Rückkehr zum wartenden Dampfzug kam uns noch die Idee für eine weitere Scheinanfahrt. Anstatt aus weiter Entfernung sollten es diesmal Aufnahmen direkt am Gleis werden.
Bild 11: Das Lokpersonal wartet noch auf das Startsignal. Noch haben nicht alle Fotografen ihre Position gefunden.
Bild 12: Kurz danach ging es dann aber mit Volldampf los.
Damit war das Thema Nebel für heute abgehakt. Die Sonne knallte vom Himmel und löste schnell die letzten Nebelfetzen auf. Eigentlich stand die Sonne zu schlecht im weiteren Streckenverlauf, dennoch legten wir noch einen weiteren Fotohalt ein.
Bild 13: Mit dem Teleobjektiv ergab sich noch eine ganz nette Silhouettenaufnahme samt Baum und Stromkabeln.
Bild 14: Das hoch stehende Gegenlicht war dagegen für die Weitwinkelansicht nicht gerade förderlich.
Bild 15: Aber wenn man schon mal da ist ...
Nach drei Scheinanfahrten war das „Torffeuer“ im Kessel durchgebrannt und das Lokpersonal musste erst einmal ein neues Feuer aufsetzen.
Bild 16: Während sich ein Teil des Lokpersonals um das Feuer kümmerte …
Bild 17: … ölte der andere Teil die knapp 100 Jahre alte Dame kräftig ein.
Mit dem neuen Feuer im Kessel eröffnete sich kurz vor der Einfahrt in den Bahnhof Lopah die Möglichkeit für ein weiteres Fotomotiv.
Bild 18: Im Vordergrund rauscht der Gebirgsbach, im Hintergrund der Bambushain und zwischendrin schnauft die fast 100 Jahre alte Dame mit den drei Erzwaggons durch das enge Tal.
Bild 19: Der Zug dampft um die Kurve und kommt unserem Fotostandpunkt immer näher, was mir …
Bild 20: … noch die Möglichkeit gibt, die beiden Sandstreuer auf dem Vorbau der alten Dame in voller Aktion abzulichten.
Jetzt hatte unsere alte Dame aber nach dem arbeitsreichen Morgen mächtig Hunger und Durst. Daher suchten wir den Bahnhof Lopah auf, wo unser Hilfszug mit dem Proviant geparkt war.
Bild 21: Während die Heizer und Bremser die Kohlevorräte auffrischten, …
Bild 22: … gönnte sich der Lokführer eine Pause. Das Signal im Hintergrund …
Bild 23: … ist das ehemalige Einfahrtsignal aus Richtung Wallah Gorge. Das Signal war mit einer Weiche gekuppelt, die auf ein steil ansteigendes, mit Sand gefülltes Bremsgleis führte. So konnte sichergestellt werden, dass Züge mit Bremsdefekten oder wild gewordene Wagen nicht durch den Bahnhof Lopah rauschen. Aus Richtung Namtu gibt es kein Einfahrtsignal und aufgrund der Richtung Namtu abfallenden Strecke natürlich auch kein Bremsgleis.
Bild 24: Nachdem die Kohlevorräte aufgefrischt waren, musste noch der Durst der alten Dame gelöscht werden. Da es in Lopah keinen Wasseranschluss gibt, pumpten wir das Wasser aus den Behältern auf dem Hilfszug in die Wassertanks der Lok.
Bild 25: Das Lokpersonal ist bestens gelaunt. Na dann kann es ja weitergehen. Gemäß den Allgemeinen Sicherheitsvorschriften für Bahnmitarbeiter in Myanmar trägt auch dieser Angestellte die in Myanmar vorgeschriebenen Sicherheitsschuhe: Flip-Flops.
Bild 26: Der Hilfszug brummt voran, am Haken hat er den Dampfzug, damit der Dampfdruck vor der nächsten Scheinanfahrt nicht gleich wieder weg ist. Arg weit wird die Fahrt aber nicht gehen, denn nach der nächsten Biegung wartet schon die nächste Fotoposition.
Bild 27: Muss vorher noch jemand aufs Klo?
Bild 28: Direkt hinter dem Bahnhof Lopah verläuft die Strecke S-förmig direkt dem Gebirgsbach entlang. Wir haben uns etwas oberhalb inmitten einer Bananenplantage postiert und …
Bild 29: … schauen zu, wie sich die Lok am Gebirgsbach entlangschlängelt.
Bild 30: Wie fast immer schloss der Lokführer den Regler ein paar Meter zu früh. Aber wir müssen ja schließlich auch Dampf sparen.
Wir nutzen die Tatsache, dass die frisch restaurierte Lok noch genügend Dampfdruck hatte, für zwei weitere Fotohalte auf dem Weg in Richtung Wallah Gorge. Einem kleinen Teil der Reisegruppe passte das überhaupt nicht, sie wollten unbedingt zur Spirale in Wallah Gorge, dem sicherlich spektakulärsten Abschnitt der Strecke zwischen Namtu und Wallah Gorge. Aber auch zwischendrin gibt es durchaus noch fotogene Stellen, wie die folgenden Bilder zeigen.
Bild 31: Um unseren Zeter und Mordio schreienden, schräg-direkt-von-vorne Knipser aus der Schweiz zu beruhigen, der unbedingt zur Spirale wollte, legten wir an dieser Stelle noch einen Fotohalt ein. Ohne Spirale, dafür aber schön schräg von vorne. Da es unserem Fotofreund aber zu wenig Dampf hatte, mussten wir die Scheinanfahrt für ihn nochmals wiederholen, die Spirale interessierte ihn wohl plötzlich nicht mehr. Ich hatte keine Lust auf ein zweites schräg-von-vorne Bild und …
Bild 32: … sprang hinunter ins Bachbett. Sieht doch gleich viel besser aus oder …
Bild 33: … seid ihr etwa anderer Meinung?
Bild 34: Den zweiten Fotohalt legten wir dann an einer Nothaltestelle zwischen Wallah Gorge und Lopah ein. Wie einst in Lopah können hier auch Züge mit Bremsproblemen oder „wild“ gewordene Wagen auf ein mit Sand aufgefülltes Bremsgleis geleitet werden. Und im Gegensatz zu Lopah ist diese Nothaltestelle noch in Betrieb. Die Weichenwärterin stellt bei talwärts fahrenden Zügen erst auf expliziten Lokpfiff die Weiche und das Signal um. Wir waren zwar bergwärts unterwegs, die Weichenwärterin musste natürlich trotzdem mit auf das Bild. Die Sonne macht sich schon etwas rar, ein Problem, das im weiteren Tagesverlauf noch weitaus größer werden sollte.
Bild 35: Auf dem weiteren Weg zur nächsten Fotostelle begegnete uns dann am Gleisrand dieses Bauernehepaar, das auf dem Rückweg von ihren Feldern war und dabei gleich noch ein bisschen Brennholz gesammelt hatte.
Kurz vor der Spirale in Wallah Gorge erblickten dann die „Landschaftsfotografen“, zu denen ich mich auch eher zähle, eine weitere, ganz nette Fotostelle. So setzte ich mit den anderen, größtenteils angelsächsischen „Landschaftsfotografen“ einen weiteren Fotohalt durch. Unserem schräg-von-vorne Freund fiel jetzt plötzlich wieder ein, dass er sofort zur Spirale möchte und drohte damit, sich direkt vor uns aufzustellen und sämtliche Fotoversuche zu unterbinden, bis wir endlich zur Spirale fahren würden. Die Reisegruppe meist älterer Männer entwickelte sich immer mehr zu einer Kindergartentruppe…
Bild 36: Wir konnten dann doch noch ungestört unser Landschaftsmotiv umsetzen. Während der Talkessel im Hintergrund, in dem Wallah Gorge liegt, noch von der Sonne beleuchtet wird, zog bei uns vorne im leider genau unpassenden Zeitpunkt eine Wolke vorbei.
Bild 37: Kurz danach kam die Sonne wieder raus. Also nochmals zurück, damit …
Bild 38: … wir wie die Schräg-von-vorne Fraktion zuvor auch eine zweite Chance bekommen. Diesmal mit Sonne, aber leider ohne Dampf. Einen dritten Versuch wollten wir nicht mehr wagen, denn dann wäre es zu erheblichen Handgreiflichkeiten gekommen.
Nächster Halt also die heiß ersehnte Doppelspirale von Wallah Gorge. Da wir aber schon wieder bei fast 40 Bildern angelangt sind und um die Spannung aber hoch zu halten, vertröste ich euch auf den nächsten Bericht. Dann gibt es Bilder aus der Doppelspirale, gefolgt von dem einen oder anderen Wolkenschaden. Ich hoffe also, dass ihr dann wieder dabei seid.
Und da nicht jeder Auslandsforum-Leser ins HiFo schaut, sei mir ein Link in selbiges erlaubt. Dort gibt es aktuell parallel zu dieser Berichtsreihe eine Berichtsreihe, die sich meinem Myanmar-Aufenthalt im Jahre 2007 widmet. Bei Interesse einfach auf eines der Bilder oder die Bildunterschrift klicken, dann werdet ihr automatisch zum aktuellen Bericht geleitet.
Hier geht’s zum aktuellen Myanmar-Bericht im HiFo. Dort gibt es diese und noch viel mehr Bilder aus dem Januar 2007 zu sehen.
Zugliste
Datum | Zugnummer | Von | Nach | km | Traktion | Spurweite |
25.11. | Circle Line | Yangon Hbf | Yangon Hbf | 49,1 | Diesel | 1000mm |
27.11. | | Namtu | Lopah (und zurück) | 13,9 | Diesel/Dampf | 610mm |
28.11. | | Namtu | Wallah Gorge | 10,6 | Diesel/Dampf | 610mm |