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[BiH] Bildbericht Fahrt von Mostar nach Banja Luka

geschrieben von: joal

Datum: 08.09.19 20:43

Nach den Berichten über das Kosovo und Montenegro hier der dritte Teil meiner Dokumentation.

Die Idee meiner Rückfahrt aus dem Kosovo war, möglichst viel mit der Bahn zu fahren, aber auf anderem Weg als die Hinfahrt. Und dies möglichst zügig.
Da Fahrplaninformationen schwer aus der Ferne schwer zu bekommen waren, war meine Vorgehensweise immer die folgende: 1. Ankommen, 2. wenn möglich noch die Züge fotografieren, 3. Weiterreise auskundschaften, 4. wenn nötig Übernachtungsmöglichkeit suchen.
In Tirana war bahntechnisch nichts zu holen (evtl. Bahn nach Durres, aber da wollte ich nicht hin), in Podgorica war ich abends um 23.15 und konnte noch den Zug nach Niksic um 8.00 Uhr auskundschaften, in Podgorica ging es nachmittags um 14.00 Uhr weiter nach Mostar.

In Mostar ging es am nächsten Morgen um 6.39 weiter mit dem Talgo-Zug nach Sarajevo.
Dies hätte beinahe nicht geklappt, da die Schlangen vor dem Fahrkartenschalter um 6.30 Uhr lang waren. Die Fahrkartenverkäuferin hat alles geben, um die Fahrgäste mit Fahrkarten zu versorgen, sie muss jedoch die Fahrkarten teilweise und die obligatorische Reservierung komplett von Hand ausfüllen und noch mit mehreren Stempeln versehen. Trotz ihrer Routine dauert das seine Zeit. Ich bin mir nicht sicher, ob alle hinter mir in der Schlange mitgekommen sind. Ich selber war pünktlich mit Einfahrt des Zuges um 6.39 auf dem Bahnsteig.

Meine Fotos haben nicht die optimale Qualität, da meine Foto-Akkus leer waren und ich auf diesem Teil der Reise mit dem Handy fotografieren musste.

Vorplatz des Bahnhofs Mostar ist gleichzeitig der Busbahnhof.
http://aurbacher.net/Balkan/170820195700.jpg

Fahrkarten Mostar-Sarajevo und Sarajevo-Banja Luka
http://aurbacher.net/Balkan/Fahrkarte.jpg


Schon viel Betrieb um 6.39 beim Einstieg in den Talgo-Zug in Mostar.
http://aurbacher.net/Balkan/170820195701.jpg

Blick in den Talgo-Wagen
http://aurbacher.net/Balkan/170820195704.jpg

Fahrt durch die Neretva-Schlucht bei Konjic.
http://aurbacher.net/Balkan/170820195702.jpg

Blick von der oberen auf die mittlere(?) Ebene
http://aurbacher.net/Balkan/170820195706.jpg

Eine 441 an einem Unterwegsbahnhof
http://aurbacher.net/Balkan/170820195705.jpg

Ankunft in Sarajevo. Am Bahnhof Sarajevo ist das Fotografieren verboten. Ich habe trotzdem ein paar Handyfotos gemacht.
http://aurbacher.net/Balkan/170820195715.jpg

Talgo-Zug von hinten (hab leider kein Bild von vorne gemacht, Fotoverbot siehe Oben!)
http://aurbacher.net/Balkan/170820195709.jpg

Denkmallok auf bosnischer Spur
http://aurbacher.net/Balkan/170820195708.jpg

Empfangsgebäude von der Straßenseite
http://aurbacher.net/Balkan/170820195710.jpg

Straßenbahnhaltestelle vor dem Bahnhof
http://aurbacher.net/Balkan/170820195711.jpg

Die Bahnhofshalle ist in ordentlichem Zustand
http://aurbacher.net/Balkan/170820195714.jpg

Dann ging die Fahrt mit einem dreiteiligen Triebwagen (dem Olimpik Ekspres", der anstatt des planmäßigen Talge gefahren ist) weiter nach Banja Luka
Hier ein Blick auf die Insdustriestadt Zenica, die auch für ihre Fußballmannschaft und das Stadion bekannt ist.
http://aurbacher.net/Balkan/170820195719.jpg

Bahnhof Zenica
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Zenica ist vor allem bekann für seine Stahlindustrie, die die Stadt nach wie vor prägt.
http://aurbacher.net/Balkan/170820195722.jpg

Rund um Zenica ist auch einiges an Güterverkehr aktiv.
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Begegnund mit einem 441-bespannten Personenzug (leider keine weiteren Infos gemerkt)
http://aurbacher.net/Balkan/170820195724.jpg

http://aurbacher.net/Balkan/170820195726.jpg

Blick in das erste Großraumabeil des Triebwagens (das von den Schaffnern in Beschlag genommen wurde)
http://aurbacher.net/Balkan/170820195727.jpg

Im serbischen Teil des Landes (RS) war die Bahn in sichtbar besserem Zustand. Insbesondere waren die Signale hier im Betrieb (im bosnischen Teil nicht).
Die Streckengeschwindigkeit war außerdem bis zu 100 km/h hoch.
In diesem dreigleisigen Bahnhof kurz vor Banja Luka (Josavka oder Celinac?) hatte ein sehr junger Fahrdienstleiter dienst, der äußerst professionell seinen Dienst abwickelte und hier die Durchfahrt des kreuzenden Güterzuges überwacht.
http://aurbacher.net/Balkan/170820195729.jpg

http://aurbacher.net/Balkan/170820195730.jpg

Mein Zug (Olimpik Expres) nach der Ankunft in Banja Luka
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Blick auf den Nordkopf Bahnhof Banja Luka
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Auf Gleis 2 standen zwei mit 441 lokbespannte Zwei-Wagen-Züge, die Anschluss aufnahmen
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Bahnhofsgebäude von außen
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Die Bahnhofshalle Banja Luka
http://aurbacher.net/Balkan/170820195736.jpg

Leider gibt es derzeit keine Bahnverbindung von Banja Luka (oder Doboj) nach Kroatien. Es blieb mir nur die Wahl, den Bus zu nehmen. Der Anschluss war jedoch gut (halbe Stunde nach Zugankuft). Schon um ca. 20 Uhr war ich in Zagreb. Im Gegensatz zu den stundenlangen Aufenthalten in Tirana und Niksic lief es in Bosnien sehr rund und ich kam schneller als gedacht voran. Am Abend hätte es sogar noch einen Nachzug nach München gegeben (allerdings ausgebucht, nur noch Stehplätze; ich habe dann in aller Ruhe den 7-Uhr EC am nächsten Tag genommen.)

Insgesamt war Bosnien und Herzegowina bahntechnisch sehr widersprüchlich. Schlechter Zustand der Sicherungstechnik (die meisten Signale sind tot), viele stillgelegte Gleise (z.B. Zufahrt zum Hbf Sarajevo auf lediglich einem von vier Gleisen) kontrastieren zu z.T. modernem Rollmaterial (Talgo). Auffällig waren die besseren Zustände im serbischen Teil. Es ist sehr schade, dass kein internationaler Verkehr stattfindet (Ploce, Novi Grad) und man auch dort nicht durchgängig mit der Bahn reisen kann, wo Schienen liegen. Eine großer Vorteil ist es, wenn wenigstens die Busbahnhöfe und die Eisenbahnhöfe nebeneinander liegen, was in Podgorica, Niksic, Mostar, Sarajevo und Banja Luka der Fall war. Ist das nicht der Fall wie in Prishtina, Peja oder Tirana, ist die Bahn schnell außen vor.

Joal



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:09:09:19:36:53.

Re: [BiH] Bildbericht Fahrt von Mostar nach Banja Luka

geschrieben von: Roni

Datum: 08.09.19 21:34

Hallo!

Nette Erinnerung, danke dir! :-)

Das ist nicht irgendein Triebwagen, sondern der ehemalige "Olimpik Ekspres", der zu den Olympischen Spielen 1984 zwischen Sarajevo und Belgrad eingeführt wurde... der fuhr auch statt des eigentlich vorgesehenen Talgos als ich dort war.

Fahrt mit mir im Originalzustand 1984:
[youtu.be]

lg, Roni - [raildata.info] - Meine DSO-Reportagen Teil 1 (2005 bis 06/2019): [www.drehscheibe-online.de] - Meine DSO-Reportagen Teil 2 (neueste): [www.drehscheibe-online.de]
https://raildata.info/raildatabanner1.jpg




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:09:08:23:52:36.
Vielen Dank fürs Mitnehmen, bei derart schwierigen Verhältnissen sind Handy-Bilder doch absolut gerechtfertigt :)

Ja man ärgert sich als junger Mensch dass man die einst schöne und offenbar ja gut funktionierende Eisenbahn des alten Jugoslawiens nicht mehr erlebt hat. Heute muss man auf den eher traurigen Resten sein Glück probieren was trotzdem seinen Reiz hat!

Größter Nachteil sind die eingestellten internat. Verbindungen. 2014 war ich in Zagreb und entschied mich damals wegen des heißen Wetters dummerweise zur Weiterfahrt nach Split anstatt nach Sarajevo was ebenfalls zur Wahl gestanden hätte. Nichtsahnend dass man die letzte internationale Verbindung dann ein Jahr später tatsächlich platt machen würde.

VG

Re: [BiH] Bildbericht Fahrt von Mostar nach Banja Luka

geschrieben von: Roni

Datum: 09.09.19 16:16

Hallo!

PauLe Theo schrieb:
Ja man ärgert sich als junger Mensch dass man die einst schöne und offenbar ja gut funktionierende Eisenbahn des alten Jugoslawiens nicht mehr erlebt hat. Heute muss man auf den eher traurigen Resten sein Glück probieren was trotzdem seinen Reiz hat!

Naja, glorifizieren muss man es nicht. Mein Vater, der damals für die Reiseplanung zu den jährlichen Familienbesuchen in Sarajewo zuständig war, könnte dir da einige Geschichten erzählen. Jugoslawien war eine Mischung aus Diktatur und absoluter Wurschtigkeit (O-Ton "Fahrer fährt aber schläft" ;-)).
Auch wenn natürlich einige Strecken in besserem Zustand waren als heute, es ging bei den JŽ fast nichts ohne Chaos und Verspätung, Bahnsteige wurden in letzter Sekunde geändert ohne dass jemand etwas davon wusste, Fahrkartenkauf war eine Katastrophe. Mein Vater kam einmal zum Schalter im heutigen Ploče (damals Kardeljevo), als ein Gedränge um den Schalter entstand und sich ein Faustkampf entwickelte. Mein Vater fragte einen Polizisten, ob er nicht eingreifen wollte - der zuckte nur mit den Schultern: das wird sich schon regeln... ;-)
Ein paar meiner Verwandten saßen einst zur Schmalspurzeit in einem Zug am Ivanpass, als dieser entrollte... also ja, Abenteuer gab es immer - gut funktioniert hat herzlich wenig.

lg, Roni - [raildata.info] - Meine DSO-Reportagen Teil 1 (2005 bis 06/2019): [www.drehscheibe-online.de] - Meine DSO-Reportagen Teil 2 (neueste): [www.drehscheibe-online.de]
https://raildata.info/raildatabanner1.jpg
Hallo,

vielen Dank für Deinen Bildbericht! Ich bin gerne mitgekommen, da ich erstmalig 1969 in dieser Gegend war. Daß es mit dem Fotografieren so schlecht ist wie 1969, hätte ich nicht gedacht.
Bei meinem letzten Besuch in Sarajevo im August 1999 war das Fotografieren unproblematisch, wir sind sogar zu einer Fahrt auf dem Führerstand einer 661 nach Visoko eingeladen worden, ebenfalls auf dem Führerstand einer 441 vor einem Güterzug von Jablanica nach Mostar.

Damit ihr sehen könnt, wie es damals zwischen Sarajevo und Mostar ausgesehen hat, habe ich meinen Beitrag über diese Fahrt verlinkt:

[www.drehscheibe-online.de]

Daß man heute nicht mehr durchgehend von Sarajevo nach Zagreb mit dem Zug fahren kann, ist schon ein Trauerspiel.

Gruß
Detlef
Zitat
Naja, glorifizieren muss man es nicht. Mein Vater, der damals für die Reiseplanung zu den jährlichen Familienbesuchen in Sarajewo zuständig war, könnte dir da einige Geschichten erzählen. Jugoslawien war eine Mischung aus Diktatur und absoluter Wurschtigkeit (O-Ton "Fahrer fährt aber schläft" ;-)).

Okay dann kam das hier im Forum wohl doch falsch rüber. Vielleicht auch mit dem Hintergedanken 'Mensch Sarajevo war doch Olympiastadt, da muss doch die Infrastruktur entsprechend gut gewesen sein.' Da zu diesen Zeiten der MIV noch keine wirkliche Rolle spielte hatte sich jetzt in meinem Kopf irgendwie dieses positive Bild eingebrannt aber danke dass du das etwas korrigierst. Wie gesagt, als junger Mensch sieht man nur noch die Reste, der Belgrader Hbf zum Beispiel macht aber auf mich den Eindruck als ob da mal richtig guter Betrieb gewesen sein muss. (Ich rede natürlich nicht von der Betonwüste Centar)

Re: [BiH] Bildbericht Fahrt von Mostar nach Banja Luka

geschrieben von: Dusko

Datum: 10.09.19 10:23

Roni schrieb:
Hallo!

PauLe Theo schrieb:
Ja man ärgert sich als junger Mensch dass man die einst schöne und offenbar ja gut funktionierende Eisenbahn des alten Jugoslawiens nicht mehr erlebt hat. Heute muss man auf den eher traurigen Resten sein Glück probieren was trotzdem seinen Reiz hat!
''Naja, glorifizieren muss man es nicht. Mein Vater, der damals für die Reiseplanung zu den jährlichen Familienbesuchen in Sarajewo zuständig war, könnte dir da einige Geschichten erzählen. Jugoslawien war eine Mischung aus Diktatur und absoluter Wurschtigkeit (O-Ton "Fahrer fährt aber schläft" ;-)).
Auch wenn natürlich einige Strecken in besserem Zustand waren als heute, es ging bei den JŽ fast nichts ohne Chaos und Verspätung, Bahnsteige wurden in letzter Sekunde geändert ohne dass jemand etwas davon wusste, Fahrkartenkauf war eine Katastrophe. Mein Vater kam einmal zum Schalter im heutigen Ploče (damals Kardeljevo), als ein Gedränge um den Schalter entstand und sich ein Faustkampf entwickelte. Mein Vater fragte einen Polizisten, ob er nicht eingreifen wollte - der zuckte nur mit den Schultern: das wird sich schon regeln... ;-)
Ein paar meiner Verwandten saßen einst zur Schmalspurzeit in einem Zug am Ivanpass, als dieser entrollte... also ja, Abenteuer gab es immer - gut funktioniert hat herzlich wenig.''

Ich würde es ein bisschen glorifizieren trotzdem. Trotzt Faustkampf gab's Züge damals und was gibt's jetzt in Ploce und in vielen aderen Orten.
Stillgelegten Bahnhöfen und Massen Abwanderung nach Deutschland. Schilimmer es kann kaum sein.
Wir hatten eine tolle Dictatur.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:09:10:23:32:20.

Re: [BiH] Bildbericht Fahrt von Mostar nach Banja Luka

geschrieben von: Felin

Datum: 16.09.19 10:12

Vielen Dank für den schönen Bildbericht! :-)

@PauLeTheo: wir waren im Oktober 2015 auf dem Balkan unterwegs und hatten ab Zagreb ebenfalls mehrere Möglichkeiten zur Auswahl. Damals gab es wohl den Zagreb-Sarajevo-Zug gerade noch so, wenn ich mich richtig erinner. Wir beschlossen aber von Zagreb über Karlovac und Plitvice nach Bosnien (Bihac) zu reisen, im Nachhinein natürlich schade. Den internationalen Zug nahmen wir dann ab Banja Luka nach Sarajevo.

Was Ex-Jugoslawien betrifft wirst Du wohl alle möglichen Facetten antreffen: von Jugo-Nostalgikern, die meinen früher war alles besser, bis zu extremen Nationalisten, die im Kroatisch- oder Serbisch-Sein aufgehen. Hier in München gabs vor gewisser Zeit eine Vortragsreihe "Ex-Jugoslawien", auch dort wurde teilweise sehr hitzig diskutiert, einerseits ob der Früher-Heute-Frage, andererseits ob des Nationalismusses und diverser Schuldfragen.