Von Moskau bis zum Mittelpunkt Asiens
Teil 1/7: hier
Teil 2/7: Straßenbahnparadies Omsk
Teil 3/7: Gluthitze in Nowosibirsk
Teil 4/7: Krasnojarsk und der Staudamm am Jenissej
Teil 5/7: Zwischenstopp in Abakan
Teil 6/7: Die Werksstraßenbahn von Tscherjomuschki
Teil 7/7: Auf der Straße nach Kysyl
Hallo zusammen,
im Juli war ich zwei Wochen in Sibirien unterwegs. Davor habe ich noch einen Zwischenstopp in Tscheboksary bei einer Freundin und ihrer Familie gemacht. Danach ging es auf der Transsib über Omsk und Nowosibirsk bis Krasnojarsk und weiter nach Abakan. Von dort machte ich einen Abstecher nach Tscherjomuschki zur Straßenbahn am Sajano-Schuschensker Staudamm. Zum Schluss ging es noch nach Ksysl in der Republik Tuwa. Mangels Schienenanbindung erfolgten die letzten Etappen auf der Straße. Zurück nach Moskau nahm ich das Flugzeug. Ich hoffe, euch mit Bildern aus Tscheboksary und Omsk nicht zu langweilen, da ich aus beiden Städten ja schon einiges hier gezeigt habe. Ab dem dritten Teil gibt es dann (zumindest für mich) Neuland.
05.07.2019: Mit dem „Tschuwaschija“ nach Tscheboksary
Die Reise begann am Kasaner Bahnhof in Moskau. Dieses Mal nahm ich den früheren Zug nach Tscheboksary, den 54GA „Tschuwaschija“, der um 20:16 abfährt. Hier wird gerade die Lok bereitgestellt, eine EP2K. Die Baureihe wird in den folgenden Teilen noch öfter zu sehen sein und begleitete mich bis nach Sibirien.
Der „Tschuwaschija“ abfahrbereit am Kasaner Bahnhof, im Hintergrund rechts das Hotel Leningradskaja. Nachdem ich mein Proviant gegessen hatte und um mich herum im Platzkartny alle früh schlafen gingen, ging ich auf ein Bier in den Speisewagen. Dort kam ich mit einem Mann aus Chimki ins Gespräch, der die Familie seiner Frau in Tscheboksary besuchte. Es wurde spät und irgendwann machte uns die Bedienstete klar, dass der Speisewagen nun schließe. Es war auch langsam Zeit, denn der „Tschuwaschija“ kommt schon um kurz vor 9 Uhr an, also nichts mit ewig ausschlafen.
06.07.2019: Samogon am hellen Morgen
Nachdem ich letztes Mal den Lokwechsel in Kanasch verschlafen hatte, hat es nun geklappt. Der Zug kommt um 6:10 Uhr an und steht eine Dreiviertelstunde in der tschuwaschischen Eisenbahnerstadt. Nach Tscheboksary brachte ihn eine TEP 70 in alter Lackierung. Den Einsatz einer 2TE10M vor einem Personenzug wie letzten Sommer, konnte ich hier nicht noch einmal beobachten. Auf der Zweigstrecke nach Tscheboksary ist der Zug nur in gemächlichem Tempo unterwegs, der Abschnitt zieht sich ziemlich. Am Bahnhof wurde ich von Dascha abgeholt und wir fuhren mit dem Trolleybus zum Haus der Großeltern im Moskauer Rajon.
Dort war erstmal Chillen im Garten angesagt. Der Nachbar servierte sogleich seinen Selbergebrannten, zum Mittag gab es Borschtsch.
Später waren wir noch in der näheren Umgebung spazieren, wobei mir dieses schöne Mosaik an einem Wohnblock in der Nähe auffiel. Abends wurde in der Gartenhütte gegessen und getrunken. Nachts kamen dann noch die Eltern dazu, die mit dem Auto aus Sibirien angereist waren.
07.07.2019: Unterwegs in der Stadt
Am Sonntag war die Familie damit beschäftigt, ein Kleid für Daschas Uni-Abschluss zu besorgen – Zeit für mich, ein paar Fotos in der Stadt und an der Bucht zu machen. Es war recht regnerisch und ich fuhr zunächst zum Bahnhof.
Dort stand die Lok, die meinen Zug tags zuvor hergebracht hatte.
Auf demselben Gleis war eine der beeindruckenden 4TE10S abgestellt, ansonsten war nicht viel zu sehen.
Hier noch eine Ansicht des Bahnhofsgebäudes von der Stadtseite aus. Der Regen hatte aufgehört und so beschloss ich, zu Fuß in Richtung Stadt zu gehen.
Es ging vorbei an einer Reihe Gebäude, die ich
letztes Jahr schon gezeigt habe. Das Kino „Mir Luxor“ am Prospekt Lenina war jedoch noch nicht dabei.
In der ganzen Stadt waren Stockrosen vor den Wohnblocks zu sehen.
Einige Trolleybusse in Tscheboksary zeigen zur Zeit Persönlichkeiten der tschuwaschischen Geschichte. Hier ist der Kosmonaut Andrijan Grigorjewitsch Nikolajew zu sehen.
In der Stadt sind noch zahlreiche modernisierte SiU-9 unterwegs. Hier ist einer vor dem Einkaufszentrum „Zentralnij Uniwermag“ zu sehen.
Ich schaute mal wieder bei meinem Lieblingsgebäude vorbei, dem Turm der tschuwaschischen Regierung an der Bucht von Tscheboksary. Bei meinem Besuch im letzten Sommer war es sonniger, aber Wolkenkulisse war auch nicht zu verachten – und nun waren auch die Fontänen in Betrieb.
Es war ziemlich windig und von Westen zogen dunkle Wolken heran.
Immer wieder schön: Die Bucht von Tscheboksary mit der Kirche der Himmelfahrt der Mutter Gottes.
Hinter den Tretbooten ist die Kirche des Erzengels Michael zu erkennen.
Kurze Zeit sah es ziemlich bedrohlich aus, doch die Wolken zogen wieder ab.
Hier das Hafengebäude, in dem ich letzten Sommer übernachtet hatte.
Noch einmal die Kirche der Himmelfahrt der Mutter Gottes, dahinter das Kloster der heiligen Dreifaltigkeit und die Wolga.
Ich hatte noch Zeit und das Wetter sah stabil aus. Da beschloss ich, noch einmal zu der Tscheboksary-Stele zu fahren, die ich im Winter schon einmal fotografiert hatte. Die befindet sich einige Kilometer außerhalb der Stadt an der Autobahn beim Dorf Chyrkasy. Dazu musste ich zunächst mit dem Trolleybus zur Haltestelle Roschtscha fahren und von dort die Marschrutka nehmen.
Als ich schließlich in Chyrkasy ankam, sah es wieder recht bedrohlich aus. Etwa eine Minute nach diesem Foto begann es übelst zu schütten und ich konnte mich gerade noch in das Wartehäuschen der Bushaltestelle retten. Das Vorhaben konnte ich also knicken. Selbst wenn es mit dem Regen aufgehört hätte, wäre ich wohl auf dem Weg zur Stele von den vorbeifahrenden Autos nassgespritzt worden. Also mit dem nächsten Bus zurück.
Hier mein Bus nach dem Ausstieg an der Haltestelle Roschtscha. Der Regen hatte schon nachgelassen.
Als ich dann zurück war, schien schon wieder die Sonne. Hier das hübsche Wartehäuschen an der Haltestelle Fruktowaja Uliza. Daschas Vater bot mir dann an, mich mit dem Auto nochmal hinzufahren.
Die Sonne stand zwar schon recht tief, aber immerhin hab ich jetzt ein Foto von mir vor der Tscheboksary-Stele. :-)
Auf dem Rückweg bot sich gleich noch die Gelegenheit, dieses schöne Bushaltestellenhäuschen zu fotografieren – Doroschnyi Dom, ziemlich im Niemandsland am Autobahnzubringer.
08.07.2019: Partyalarm
Am Montag sollte Daschas Abschlussfeier von der Uni stattfinden. Davor war Zeit, beim Blumenkauf och ein paar Fotos im Viertel zu machen.
Hier begegnet wieder der Kosmonaut Nikolajew, allerdings an der Haltestelle und nicht auf dem Bus.
Diesen Lebensmittelladen in Mühlenoptik hatte ich im Winter schon bemerkt.
Eine Marschrutka an der Uliza Entusiastow.
Nun ging es zur Zeugnisverleihung an die Uni und danach in eine Gartenwirtschaft namens Schaschlik-Maschlik.
Man beachte die DJ-Kanzel! Ich erinnere mich noch, das mindestens zweimal „Boys“ von Sabrina Salerno lief. Der Musikgeschmack in Russland kommt mir ganz gut entgegen. :-) Es wurden wieder Unmengen an Samogon aufgetischt und ebensolche an Schaschliks und Hühnerschlegeln. Die Feier ging bis tief in die Nacht.
09.07.2019: Abreisetag
Am nächsten Tag galt es erstmal den Rausch auszuschlafen. Da ich glücklicherweise nichts außer Samogon, Wodka und Wasser getrunken hatte, hielt sich der Kater in Grenzen. Mittags fuhr ich mit Dascha in die Stadt, da ich noch eine kleine Reisetasche brauchte. Den ganzen Kram, den man auf der Zugfahrt so braucht, hatte ich bis dahin in einem Stoffbeutel und einer Plastiktüte, was irgendwie nicht so professionell war. Wir fuhren zum Markt, wo ich recht schnell fündig wurde. Auf dem Rückweg im Trolleybus bekam ich von einem wildfremden Mann eine Handvoll Erbsen aus seinem Garten geschenkt – er hatte bemerkt, dass wir Englisch sprachen und sich erkundigt, wo ich wohl herkomme. Wie nett! Er kam aus Chabarowsk im fernen Osten Russlands. In die Ecke will ich auch noch irgendwann!
Wir kauften noch etwas Reiseproviant du plötzlich begann es wieder zu schütten, dass alles zu spät war. Komplett durchgenässt kamen wir zuhause an. Natürlich stand schon wieder Essen auf dem Tisch, dieses Mal gab es Ucha, russische Fischsuppe.
Abends fuhr ich dann ab Kanasch weiter nach Omsk. Daschas Vater fuhr mich wieder mit dem Auto.
Nach vier Tagen Essen, Feiern und Relaxen ging es nun los in Richtung Sibirien! Ich war gut ausgestattet für meine 30-stündige Zugfahrt durch vier Zeitzonen. Von der Party waren noch Hähnchenschlegel übrig geblieben und dazu gab es Brot, Gurken, Tomaten im Überfluss. Da die Tickets im Platzkartny bereits ausgebucht waren, hatte ich einen Platz im Kupe. Es war ein recht alter Wagen ohne Klimaanlage und Steckdosen, dafür konnte man die Fenster im Gang öffnen! Davon machte ich aber erst am nächsten Tag Gebrauch. Ich war todmüde und legte mich schlafen.
Im nächsten Teil gibt es dann wieder Fotos aus Omsk – mit Schwerpunkt Straßenbahn.
Schöne Grüße
Jiří
4-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:02:29:14:50:32.