Guten Abend,
eigentlich könnten meine Zeilen wie so oft beginnen ...! Am Anfang stand ein übertrieben günstiger Flug für nur 18€ am Samstagabend, dem 02.02.2019 von Hamburg nach Sofia. Damit war der Grundstein einer kleinen Rundreise gelegt. Weiterhin gab mir dienstlicherseits mein Chef den Hinweis, doch mal wieder Resturlaub abzubummeln. Grund genug, bei Ryanair auf "buchen" zu klicken. Und so ging es vergangenen Samstag auf eine einwöchige Rundreise durch Bulgarien, Rumänien und zuletzt auch noch kurz Ungarn, zu der ich euch nachfolgend mitnehmen möchte :-)
Der Samstag war ansich nur noch davon geprägt, dass sich der Abflug in Hamburg aufgrund eines fehlenden Schleppfahrzeuges um 30 Minuten verzögerte und wir diese Zeit bis Sofia auch nicht rausholten. In der Folge wurde die letzte U-Bahn knapp verpasst, welche in Sofia vom Flughafen leider schon gegen 23:45 Uhr abfährt.
Sonntag sollte dann ganz entspannt angegangen werden und so verbrachte ich vormittags die Zeit in Sofia, ehe es dann nachmittags ins Rila-/Rhodopengebirge gehen sollte. Hierfür wurde mittags der Schnellzug 8613 nach Burgas bestiegen, welcher mit 44 002 bespannt und aus bekannten bulgarischen Abteilwagen gebildert war. Entgegen des DB RIS fuhr der Zug jedoch 20min später ab, entgegen des aktuellen BDZ-Kursbuchs 10min später. So schnell sind Zeiten wieder überholt.
Nach seiner Modernisierung hat der Bahnhof an Reiz verloren - aber gut, so ist der Lauf der Zeit.
Im Gegenverkehr konnte der E-Desiro 31 005 als Ord10114 nach Sofia angetroffen werden. Auch hier in abweichenden Fahrzeiten zum DB RIS & BDZ-Kursbuch
Auf der schmalspurigen Seite gewohntes Bild: Der Hofhund 71 002 dieselte in der einstündigen Wartezeit mit allerlei Wagenmaterial quer durch die schmalspurigen Anlagen
Etwas später kam dann auch der Henschel-Diesel 75 004 aus dem Werk gefahren und bespannte sowie beheizte den vierten und letzten Zug des Tages ins Gebirge (Ord16107), der dann von mir auch genutzt wurde.
Bevor die Fahrt für mich in Velingrad Süd endete, gab es in Velingrad noch die Zugkreuzung mit Ord16106 nach Septemvri, welcher ebenfalls mit einem Henschel-Diesel bespannt war
Am Abend konnte dann noch der Ord16108 nach Septemvri beobachtet werden, der zur Abwechslung vom FAUR-Diesel 77 002 befeuert wurde.
Am folgenden Montag, dem 04.02.2019 sollte es dann erstmal weiter ins Gebirge gehen:
Nach einem entspannten Ausschlafen sollte kurz nach 10 Uhr der Ord16103 nach Dobrinishte bestiegen werden. Hier kommt er kurz vor dem Hp Velingrad Süd durch den Ort angefahren
Mangels örtlicher Erwerbsmöglichkeit bedurfte es dem Ticketkauf an Bord. Hierfür gibt es noch immer die herrlichen handgeschriebenen Fahrkarten :-)
Avramovo - bekannt als höchste Bahnstation des Balkans. Hier lag erwartungsgemäß auch Schnee von cirka 30cm
Nur 17km weiter, aber deutlich tiefer gelegen in Yakoruda war die weiße Pracht hingegen bereits vorbei. Dafür kam es zur Zugkreuzung mit Ord16104, der abermals mit einer Henschel-Lok bespannt war
Auch in Belina gab es die Möglichkeit eines Bildes
Auch in Razlog lag fast kein Schnee, was verwunderte, schließlich sollte der nur 4km entfernte Ort Bansko Wintersportort sein
Und man soll sich wundern ... nur 4km weiter und ohne nennenswerten Höhenunterschied - Bansko im Schnee. Hier wurde noch, wie üblich, Wasser für den Heizkessel gebunkert
Nebenan auf dem Denkmalgleis ... oder wie man es auch nennen soll ... alles beim Alten ;-)
Auffällig war aber, dass das Gleis zum Lokschuppen geräumt und auch befahren war. Ist jemanden bekannt, was sich darin befindet und entsprechend genutzt wird? Schneeräumtechnik vielleicht?
Weitere 6km weiter war der Endbahnhof Dobrinishte erreicht
Die Lok läuft um ...
... und setzt wieder vor den Zug. Zeit genug für eine Runde durch den Ort, ehe es um 14:15 Uhr als Ord16106 bis Razlog mit ihm zurückgehen sollte.
Um nicht die gut fünf Stunden wieder zurückfahren zu müssen, wich ich auf dem Rückweg wieder auf den Bus zwischen Razlog und Blageovgrad aus. So konnte Zeit gespart werden, welche noch mal in Sofia genutzt werden konnte.
Die Empfangshalle des Bf Razlog
Weniger schick ... das Empfangsgebäude des örtlichen Busbahnhofes. Für 6 Lew ging es dann in einer einstündigen Fahrt per Bus nach Blageovgrad
Dort angekommen, überraschten erst einmal Fahrzeuge, mit denen ich dort so gar nicht rechnete ... 701 023-4 und 702 049-8.
Per E-Desiro 30 028 ging es dann zurück in die Hauptstadt, der Ausflug zur Rhodopenbahn endete damit
Abends in Sofia ... zeitlich passend ein Blick auf den Nachtzug nach Silistra ... der Liegewagen wird noch immer mitgeführt
Einige Stunden später sollte es dann ebenso mit einem Nachtzug weitergehen ... konkret mit dem Schlafwagen, der als Kurswagen 2637 nach Dobrich geführt wird.
Der Schlafwagen war soweit ausgebucht, lediglich ein Bett oben war noch zu ergattern. Aber immerhin. Für das wenige Geld, die die Fahrkarte kostet, kriegt man ja eh kaum ein Hotelzimmer.
Die Fahrt ansonsten ruhig und entspannt, der WLABmz 003 aus türkischer Produktion sollte es werden.
Am
Dienstag wachte ich hingegen in dickster Suppe auf. Auf den letzten Metern war aber bereits im WLAB zu "riechen", was das Ziel dieser Nachtzugfahrt war :-)
Morgens in Dobrich. Befeuert wurde die Kurswagengruppe vom Bullen 07 111. Rechts daneben stand als Anschluss der Desiro 10 028 als Sub28220 nach Kardam bereit
Ansonsten hat sich in Dobrich auch nicht viel verändert ... aber was sollte sich auch verändern ...! Trist und grau in grau.
Im Inneren etwas gepflegter, mit üblichem Charme
Bei den Rigaern auch alles wie immer. Die fünf üblichen Triebzüge fristen weiterhin fernab einer Oberleitung ihr dasein.
Aber genug Tristheit. Mit gleicher Kurswagengruppe sollte es nunmehr nach Varna gehen. Der Schlafwagen lief verschlossen mit:
In Varna als Sub28203 angekommen ... sogar mit Sonne. Im Hintergrund ist der Trägerzug zusehen.
Ein Blick ins Bahnbetriebswerk. Bulle 07 073 steht noch unverändert an seinem Platz
Dafür überraschten zwei alte Bekannte. Bbds 002 & 005 sonnten sich mit guten Revisionsdaten von 2016 und 2017 in der Abstellanlage.
Die Wärme überraschte etwas und so ging es ans Schwarze Meer rüber. In wenigen Minuten Fußweg erreicht man dieses vom Bahnhof aus
+14°C ... so hält man das Anfang Februar aus. Zumal es auch windstill war, verweilte ich eine gute Stunde am Strand und lag faul im Sand. Bevor es einige Stunden später wieder per Bahn weiter ging, war auch noch ein ausgiebiger Stadtbummel drin
Abends zurück in Dobrich ... selbe Garnitur, nur die beiden Wagen wurden verdreht. Als Sub28204 aus Varna angekommen und als Sub28222 sollte es mit ihm auch noch bis an die rumänische Grenze nach Kardam weitergehen
Kardam am Abend. Der Schlafwagen wird übrigens durchweg verschlossen mitgeführt und erst am Abend nach der Rückkehr in Dobrich geöffnet. Dort wurde dieser auch abermals geentert, diesmal konnte in Dobrich noch ein Single-Abteil ergattert werden. Auch dies ungleich günstiger, als ein Hotelzimmer.
Am
Mittwoch dann morgens in Sofia aufgewacht und als Nächstes einen Ausflug nach Gorna Orjachowiza gemacht.
Dort angekommen überraschten zwei aktive Rigaer. Es fahren also immer noch welche ...
Auch lokbespannte Garnituren mit ex-deutschen By-Wagen gab es zusehen
Dennoch hörten meine Ohren viel interessanteres. Und so schwiffen meine Blicke in die Wagenabstellanlage, wo Bulle 07 123 fleißig altes Gerümpel umher rangierte
... und weil es so schön war, gleich noch ein Bild :-)
Auch im Bahnbetriebswerk konnten die "üblichen" Bullen angetroffen werden. 07 028, 030, 031, 064, 066, 069, 080 und 084 warten auf eine bessere Zukunft
Weiter ging es zwei Stunden später mit dem Int461 nach Ruse ...
... 45 159 hatte die Ehre gehabt. Im Gegenverkehr war ein weiterer Rigaer zu sehen gewesen.
... und mit dem rumänischen Desiro 96 2039 sollte die Reise nach Bukarest weitergehen. Ich hatte eigentlich auf eine Diesellok mit zwei Wagen gehofft ... aber ein Blick in den Fahrplan verriet, dass es durchgehende Züge nur im Sommer gab. Im weiteren Fahrtverlauf konnten im Rbf West sogar noch die verkehrsrote 204 366 und die ex-dänischen EA's 3019 und 3020 gesichtet werden.
Die Brücke der Freundschaft über die Donau konnte unbeschadet überstanden werden und der rumänische Grenzbahnhof Giurgiu Nord wurde erreicht. Der obligatorische Bahnhofhund lag bereits auf der Lauer :-)
... vor dem Bahnhofsgebäude war auch nicht mehr los ...
... und so ging es mit dem Desiro weiter in die Hauptstadt.
Ziel des Tages war eigentlich lediglich der Nachtzug von Bukarest nach Baia Mare. Dort hatte ich ein Single-Abteil im ehem. Bundesbahnschlafwagen gebucht. Aus meiner Sicht nach wie vor mit die besten Schlafwagen auf europäischen Schienen. Die Fahrt verlief pünktlich und im erwartet hohem Komfort.
Am
Donnerstag dann der erste Blick in Baia Mare aus dem Fenster ... und Freude kam auf (siehe übernächstes Bild) ... es fährt also noch immer. Aber erstmal zum Nachtzug ...
64 1264 bespannte den Zug seit Dej Calatori und umfuhr den angekommenen Nachtzug nunmehr, um ihn anschließend in die Abstellanlage zu drücken
In der Abstellanlage wartete mittlerweile schon das letzte aktive Satu Marer Ferkelgespann. 772 147 mit dazugehörigem Steuerwagen 972 747. Als R 4316 sollte die Fahrt für das Ferkelgespann am heutigen Tage zurück nach Satu Mare gehen
Dann die nächste Überraschung, wieder ein alter Bekannter ... 628 658 ... noch mit Heimatanschrift Rostock, erreichte Baia Mare. Er pendelte den Tag über für das private Unternehmen Interregional Călători S.R.L. zwischen Jibou und Baia Mare.
Auch die ex-dänischen IC2 kommen hier zum Fahren. Schon am Vorabend wurde ein IC2 in Bukarest gesichtet, hier stattdessen 5721/6721 mit Tagesziel Timisoara Nord
... und dann kam auch schon das eigentliche Ziel an den Bahnsteig gerollt. Das letzte LVT-Gespann in Rumänien, welches noch mit Voith-Getriebe und MAN-Motor durchs Land rollt - also im letzten Zustand, wie die DB AG sie einsetzte.
... hier als R 4316 auf seiner Fahrt nach Satu Mare, hier beim Kreuzungshalt in Apa
... und nach Ankunft in Satu Mare. Es rückte danach erwartungsgemäß ins Bahnbetriebswerk zur Nachtruhe ein.
Bei den anderen zehn dort abgestellten LVT alles beim Alten ...!
Nach einem abendlichen Ausflug in den rumänisch-ukrainischen Grenzbahnhof Halmeu mit Kutter und vier Wagen ging es dann zur Übernachtung nach Carei.
Der
Freitag begann entspannt, mittels einer Büchse sollte der nur zweimal am Tag befahrene Grenzübergang mit der Büchse nach Mateszalka befahren werden
Der ungarische 127 419 steht schon bereit, ich werde der einzige Fahrgast auf rumänischen Boden sein.
Die nächste Grenzkontrolle dann in Tiborszallas. Gegen Bilder hatte man dort etwas, daher nur ein kurzer Schnappschuss
In Nagyecsed wurde der Gegenzug, bestehend aus 117 351, Bzx 535 und 117 369 gekreuzt. Die Abfertigung erfolgte obligatorisch mit Kelle - immer mal wieder schön mit anzusehen
Auch in Mateszalka wurde mir das Fotografieren untersagt. Ein Bild gelang zuvor jedoch noch. Weiter ging es nach dem Auffüllen von Proviant recht unspektakulär nach Debrecen
In Debrecen angekommen ... 418 120 beförderte den Zug vorm Steuerwagen bis hier. Als Rangierlok von DB Cargo konnte noch 290 535 angetroffen werden, ehe es unspektakulär nach Budapest ging
Zwar kommt der Fernverkehr aus Debrecen in Nyugati an ... aber der Bahnhof Deli ist immer ein Kurzbesuch wert, schließlich tummeln sich dort noch immer unzählige ex-deutsche By-Wagen. Immer wieder ein herrlicher Anblick. Stellvertretend hier 431 282 mit ihrem aus By und ABy gebildeten Park
Ein Ausflug zur Zahnradbahn stand auf dem Programm, ehe es Abend werden sollte. Hier erreichte sie die Bergstation.
An der Bergstation Széchenyi-hegy der dortigen Kindereisenbahn war bereits Betriebsruhe eingekehrt. Der letzte Zug des Tages verließ den Bahnhof bereits vor einer Stunde
Nach einem ausgiebigem und entspannten Spaziergang ging es zurück zur Zahnradbahn. Die blaue Stunde war bereits angebrochen. Im weiteren Verlauf wurde noch die Straßenbahnlinie 2 aufgesucht, welche durch die schön beleuchtete Stadt entlang der Donau fährt
... ehe es zum letzten Ziel dieser Tour ging. Der EN Metropol. Nunmehr fährt er endlich wieder nach Berlin, dies sollte zünftig eingeweiht werden. Hierfür wurde abermals ein Single-Abteil gebucht
Doch die Vorfreude währte nur recht kurz ... denn der erwartetet Siemens Comfortline-Schlafwagen fehlte. Er war defekt und wurde durch einen Liegewagen ersetzt :-(
Den Ärger hierüber erspare ich mir mal ... allgemein war der Liegewagen recht dürftig im Zustand. Die Bettlampen funktionierten überwiegend nicht, die 230V Steckdosen ebenso nicht. An Verpflegung hatte der Schlafwagenschaffner auch lediglich noch Schnäpse da ...! Auch im benachbarten planmäßigen Liegewagen gab es fast nichts, selbst das Bier nur ungekühlt. Im widerrum benachbarten Prager Schlafwagen war dann jedoch fast alles wunschgemäß verfügbar. Die gewünschte Biersorte gab es zwar auch nicht, aber Pilsener Urquell war verfügbar - sogar gekühlt ;-). Dazu Gulasch mit Brot. Na geht doch ...!
Nichtsdestotrotz ... mit alten schäbigen Liegewagen, die kaum funktionieren und mangelnder Verpflegung gewinnt man wohl kaum Kunden im Zugteil nach Berlin zurück. Während der Prager Schlagwagen ausgebucht war, waren im Berliner "Schlaf"wagen auch lediglich vier Reisende zu finden. Das erklärt auch, warum man den verfügbaren Schlafwagen wohl lieber nach Prag fahren ließ. Einzig positiv festzuhalten war der Schlafwagenschaffner, der freundlich sein Bestes gab.
Samstag sollte dann Berlin erreicht werden, das Tour-Ende nahte.
Morgens an der Systemwechselstelle Frankfurt (Oder) Oderbrücke ... Vorteil des fehlenden Schlafwagens waren die Übersetzfenster des ihn ersetzenden Liegewagens
Und auch zum Frühstück ging die Mangelverwaltung weiter. Mangels Besteck zum Frühstück, welches offensichtlich auch fehlte, gab es lediglich das Taschenmesser des Schlafwagenschaffners. Immerhin etwas ... aber dennoch etwas erstaunlich, wie man so Kunden zurückgewinnen will. Man fragt sich, ob dieser alte Liegewagen das Geld wert war. Oder vielleicht fragt man sich das besser doch nicht.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass die Ziele Ferkeltaxi, Rhodopenbahn und bulgarische Ludmilla zufriedenstellend bereist wurden. Die vier Nächte im Schlafwagen waren dagegen sehr unterschiedlich - und im Ranking gewonnen hat hier klar der rumänische Schlafwagen. Federungskomfort, Schlafkomfort, gediegenes Ambiente durch dunkles Holz und angenehme Beleuchtung ... der DSG sei dank, um so trauriger das Resultat des Metropol. Schade ... na vielleicht ein anderes Mal.
So viel zu einer Woche quer durch den Balkan.
Beste Grüße
Peter
Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung derer, die die Welt nie angeschaut haben.
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:02:11:22:29:39.