Hallo miteinander,
nachdem wir, also meine Frau und ich, zum Jahresende 2017 den Landweg nach Griechenland gewählt hatten und uns die durchfahrenden Länder, insbesondere Albanien sowohl von der Landschaft als auch von den Menschen her sehr gut gefallen hat, sollte auch der nächste Griechenlandtrip auf der Hinfahrt wieder über Land gehen. Diesmal wollten wir uns aber etwas mehr Zeit gönnen und haben die Reiseroute über Kroatien nach Bosnien, Mostar, weiter über Visegrad nach Serbien, Mokra Gora über Montenegro und Albanien gewählt und uns hierfür 9 Tage Zeit gelassen.
Bis Visegrad ist eisenbahntechnisch nicht viel zu berichten. Eigentlich war zwar eine Fahrt mit dem Talgo von Mostar nach Sarajewo angedacht, aber dagegen hat sowohl die unchristliche Abfahrtzeit in Mostar als auch die in Sarajewo zu erwartende Temperatur gesprochen. Also blieb es bei einer Stadtbesichtigung in Mostar, einem Besuch der Bunaquelle und der landschaftlich schönen und bis Foca auch einsamen Fahrt durch die Berge und das Drina Tal entlang.
Ab Visegrad begleitet die wiederaufgebaute Bosnische Ostbahn die Fernstraße bis Mokra Gora. Hierüber, d.h. über die "Sargan 8" folgt ein separater Bericht, die Anzahl der Fotos würde diesen Rahmen sprengen. Jetzt geht es erst einmal weiter Richtung Albanien. Und gleich vorweg, es scheint in kleinen Schritten mit der HSH voran zu gehen.
Ab Bistrica läuft die Bahn nach Bar ja parallel zur Fernstrasse 23 und hier konnte ich einige Güterzüge, meist aus EAOS Wagen bestehend, aber auch einen Schnellzug mit ARZ-Wagen und einen Nahverkehrszug sehen. In Nedakusi standen einige bespannte Züge im Bahnhof. Leider hat der Sraßenverkehr keine Fotos zugelassen.
Da wir unbedingt durch die albanischen Alpen fahren wollten, haben wir den Weg über das Lim-Tal (Slavsko Jezero, Gusinje) gewählt. Wer nach Albanien fährt, dem kann ich diesen Weg nur ans Herz legen, gewaltige hochalpine Landschaft und ein Grenzübergang, an dem nichts, aber gar nichts los ist. Auf montenigrinischer Seite hat sich der Grenzbeamte entschuldigt, daß es solange dauert, aber die Datenverbindung zur Übertragung der Paßdaten "is very slow", auf albanischer Seite wollte der Polizist uns eigentlich nur ein Appartment im Vermosh empfehlen, jedenfalls war ihm die Visitenkarte des Appartments wichtiger als unsere Pässe....
Leider waren nur noch der erste Kilometer der SH20 Schotter, danach Asphalt vom Feinsten, wäre ein Traum jedes deutschen Straßenbauamts. Aber beim Abbiegen in das Vermoshtal, feinster Schotter :-), tauchten bald die ersten Wahrzeichen Albaniens in Reih und Glied auf, bereit zur Verteidigung des Landes gegen Schafe, Ziegen, Wölfe ...
Die weitere Straße dann, auch wenn OT, ein einziger Traum und so gut wie kein Verkehr.
Hier geht es jetz rauf aus dem Tal des Lumi i Cimit, der nach Monte Negro abfließt, auf die Paßhöhe Leqet e Hotit, von der es dann zum Skodre See hinabgeht. Die Straße windet sich dabei durch fast senkrechtes Gelände.
Beim Abstieg zum Skodre See gibt es nochmals einen ausgewiesenen Fotostandpunkt, von dem man den ersten Blick auf den See und die Tiefebene hat. Und ja, da unten wartet das erste Ziel meines Wissensdurstes: die Frage, wird die Strecke nach Montenegro befahren oder nicht?
Kurz vor dem Grenzübergang Hani i Hotit kreuzt die SH20 die Bahnstrecke Skodre - Podgorica und welche Freude, die Schienen sind blitz-blank, keine Spur von Rost. Also wird die Strecke auch regelmäßig befahren.
Danach hat uns unser weg nach Skodra geführt. Wir hatten hier ein kleines Familienhotel am S-Ufer im Ort Shiroke im Auge, daß ich jedem der dort in der Gegend landet nur empfehlen kann. Hotel Univers, DZ mit gutem Frühstück direkt am See, sehr sauber und geräumig mit Seeblick für 30,00 EUR die Nacht.
Bevor es jetzt endlich mit dem Thema Eisenbahn richtig losgeht, noch ein paar OT-Bilder, aber Kultur muß sein!
Ein Muß ist der Besuch der Burganlage Rozafa oberhalb von Skodra. Von hier hat man einen einmaligen Überblick über die Stadt, den See und den gesamten Talboden.
Nachdem der Kultur- und Touristenteil erledigt war, ging es zum Bahnhof. Entgegen dem Bild des Bahnhofs Vlore vom Winter machte der Bahnhof Skodra einen eigentlich recht ordentlichen Eindruck. Als wir ankamen saßen gerade die Eisenbahner am Bahnsteig beim Feierabendbier, grüßten freundlich und ließen sich ansonsten nicht stören.
Am Hausbahnsteig wartet der Morgenzug, bestehend aus 2 Halberstädter natürlich mit Grafitti verziert, aber mit fast nur ganzen Scheiben.
Auf Gleis 2 stehen dann mehrere traurige Überreste von 5 ehem. FS-Wagen und nicht ganz so traurige Reste von 2 DB-Wagen. Die Lok T669.1048 davor war nicht angekuppelt, also keine Angst, die werden wohl nicht so schnell weggefahren und stehen sicher beim nächsten mal genauso da.
Auf Gleis 3 scheint eher weniger Verkehr statt zu finden, hier war Rost angesagt, Gleis 4 war wieder blank, wird ja aber auch zum umsetzen und Richtung Montenegro benötigt.
So, zum Abschluß noch ein Blick Richtung Ausfahrt nach Süden.
Von Skodra ging es dann weiter Richtung Vlore. In Rrogozhine war der nächste Abstecher zum Bahnhof eingeplant und so auch ausgeführt.
Hier das wichtigste, aktuellste und eigentlich mit der Anzahl der Zugpaare auch erfreuliche, der Fahrplan gültig ab 01.09.2018:
Das Bahnhofsgebäude macht einen frisch renovierten Eindruck wie die folgenden Bilder zeigen
Regelmäßig befahren scheinen nur die Gleise 1 und 2 zu sein, Gleis 3 eventuell gelegentlich, der Rest ruht vor sich hin, was aber in Anbetracht der Betriebssicherheit des Oberbaus vielleicht auch ganz gut ist.
Weiter ging es Richtung Fier und dann stieg meine Spannung, ob ich im Winter die Schwellenstapel hinter Fier richtig gedeutet hatte. Und ja, ich hatte! Kurz hinter der Überführung mit der SH8 stand eine Gleisbaumaschine auf der Strecke (Foto dank des Autoverkehrs nicht möglich). Also bei der nächsten Gelegenheit in Levan links ab um zu sehen was dort vorgeht.
Und richtig, es findet eine Komplettsanierung statt. Am Bahnübergang stand ein Bahnarbeiter, der dann meinte, das wird zwar nicht ganz neu, aber viel besser als vorher.
Jedenfalls wird derzeit die gesamte Strecke bis Vlore durchgearbeitet, komplett Neuschotter, großteils neue Schwellen und an der Gleislage wird sicher auch noch etwas verbessert, siehe Gleisbaumaschine hinter Fiere.
Auch bei der großen Brücke über den Lumi Vjose wurde bereits heftig geschafft, ebenfalls im weiteren Verlauf bis Vlore. Wer hätte das vor 2 Jahren gedacht, daß jemals wieder in die Infrastruktur investiert wird?
Um diese guten Nachrichten wenigstens etwas zu begießen war dann in Orikum etwas kühles angesagt, bevor wir unser unser angepeiltes Quartier an der SH8 in den Bergen aufsuchten.
Und auch dies Quartier, Allegria Guesthouse, war nicht schlecht, Zimmer zwar etwas klein, aber das Essen erstklassig, die Lage sehr schön und die Wirtsfamilie wie immer nett. Nur hat man im Preis-/Leistungsverhältnis gemerkt, daß hier italienische Touristen keine Mangelware sind.
Da ja ein DSO-Reisebericht ohne Bilder vom Essen kein Reisebericht ist, hier das etwas gewöhnungsbedürftige, aber wie ich fand sehr leckere original albanische Frühstück, gekochte Putenstücke als Suppe mit Brot.
Fast zum Schluß noch 2 Fotos, die eigentlich ins Busforum gehören. Nur wer hätte gedacht, das der Münchner Verkehrsverbund MVV mittlerweile bis nach Albanien fährt???
Zum wirklichen Ende des Berichts noch ein Bild von der interessanten Seilfähre von Butrint, technisch echt interessant, nur leider hat man von uns mangels albanischem Geld, das letzte wurde vorher gut in Essen angelegt, den Touripreis von 5,00, in Worten "FÜNF" EUR verlangt. Na gut, meine Frau meinte, das sei Aufbauhilfe Albanien...
Danach ging es schnurstracks nach Messolonghi zu unserem Schiff, also mit Ausnahme von ein paar Fotos vom Proastikos, als wir Patras anliefen, gibt es keine weiteren Fotos mit Bahnbezug. Vielleicht stelle ich die auch noch rein.
Der nächste Besuch nach GR steht zwar für Ende dieser Woche an, nur dann mit der Fähre, also eher geringe Chance auf weitere Bahnberichte.
Ich hoffe, der Bericht hat etwas gefallen, die Fotos sind alle nicht nachbearbeitet, also bitte nicht zu sehr über die Qualität meckern, wem es nicht gefällt, der kann ja weiter klicken und wie gesagt, der Teil über Mokra Gora folgt sobald ich Zeit hierfür finde.
Ansonsten einen schönen Abend gewünscht
Norbert
Bahn benutzen - nicht nur fotografieren!
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2018:09:24:21:48:23.