Hallo zusammen,

in den Medien (z.B. hier Welt) wird über einen Gebietstausch zwischen Serbien und dem Kosovo spekuliert.

Wenn sich das so bewahrheiten würde, läge gemäß der gezeigten Karten dann Preševo mit der Bahnlinie (und auch der Autobahn) von Niš nach Skopje im Kosovo. Man müsste also eine zusätzliche Staatsgrenze queren.

Attraktiver würde dies den Bahnverkehr in Richtung Griechenland wohl nicht machen...

Schönes Wochenende!

Da sagst Du was. Der Autoput (wenn an die Orientbahn allein schon niemand denkt) ist ja ein TEN-Korridor der EU und der/die/das Kosov@ so etwas wie ein Staat von Gnaden der EU. Andererseits lässt sich ja meist nichtmal der kleinste Staat die traditionellen Demütigungsrituale an der Grenze nehmen, wie soll man sie sonst wahrnehmen?
Es wäre zu hoffen, dass man gegebenenfalls eine den internationalen Personen- und Warenverkehr wenig störende Lösung findet (Transitautobahn? Korridorzüge?). Die Infrastruktur neu zu bauen auf rein serbischem Gebiet dürfte ein Jahrzehnt mindestens dauern ob der gebirgigen Landschaft.
Andererseits frage ich mich, ob irgend jemand zu dieser Frage auch die BewohnerInnen von Preševo gefragt hat. Ob als vergessene Provinz eines wirtschaftlich mäßig erfolgreichen Landes das Leben so viel schlechter ist, als als Provinz eines wirtschaftlichen Schlusslichts unter den europäischen Ländern wage ich zu bezweifeln.

Und genau deshalb wird Serbien das niemals mitmachen. Ein klassisches Beispiel weltfremder Schreibtischdiplomatie, die ihre Ideen noch nicht mal auf der Landkarte überprüft. Ich halte das für vollkommen unrealistisch.

Hallo vagabundulus,

der Vorschlag des Gebietsaustausches geistert schon seit Jahren immer wieder herum und kommt diesmal tatsächlich von Serbien. Der Kosovo verweigert sich dieser "Lösung", weil man den Norden nicht hergeben möchte. Hier spielen wohl nicht einmal die alten Trepca-Minen eine soooo große Rolle, sondern eher der Stausee, welcher für die Wasserversorgung des Kosovo lebensnotwendig ist.

Tatsächlich wird sich die internationale Gemeinschaft einer solchen Lösung verwehren, weil man einen Dominoeffekt auf dem Balkan befürchtet (Teile Bosniens an Serbien und Kroation, Teile (Nord-)Mazedoniens an Albanien oder den Kosovo, und so weiter.....)

Gruß

Raphael

Ein knapp dreiminütiger Beitrag von Radio SRF hat es am Samstag ganz gut auf den Punkt gebracht: [www.srf.ch]

Die Initiative ging von Vučić aus und dient vor allem der Konfliktfestigung beider Parteien sowie der Machterhaltung Vučićs selbst. Ein Vorgehen, das sich bei Politikern am Balkan generell großer Beliebtheit erfreut, zu Lasten der Bevölkerung. Dass ein Gebietstausch wirklich kommen wird, sehe ich auch nicht.

Selber sehe ich die einzige Lösung in einem jeweils weitgehenden Autonomiestatus der Serben im Nordkosovo bzw. der Albaner in der Region Preševo, ohne dabei die eigentlichen Staatengrenzen erneut zu verschieben. Langfristig wäre allen Völkern am Balkan gedient, wenn sie es dereinst in den EU- und Schengenraum schaffen würden, der die Grenzen weitestgehend unsichtbar machte. Dahin ist es aber noch ein weiter, ja ein sehr weiter Weg.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2018:09:10:08:02:54.