Mit Volldampf durch China – Vier Wochen in den letzten Dampfparadiesen des Fernen Osten
Entschuldigungsbericht Teil 3 – Trainspotting unter Mauern und Palmen oder Eisenbahn zwischen -10° und +35°
Wie im
letzten Bericht angekündigt, kommt hier der dritte und letzte Teil des Entschuldigungsberichts. Viel Spaß bei der Lektüre.
Nachdem ich die Rückkehr aus Sandaoling dank intensiver polizeilicher Begleitung und die Feierlichkeiten rund um Chinesisch Neujahr dank sehr maßvollem Schnapsgenuss heil überstanden hatte, hieß es aufbrechen zu neuen Taten. Wie gewohnt stand ein Besuch auf der Stadtmauer am Pekinger Hauptbahnhof an. Und im Gegensatz zum Vorjahr, als mich der Sicherheitsdienst nach drei Stunden rauswarf, konnte ich diesmal nach freien Stücken schalten und walten.
Bild 1: Auch in Peking gibt es blauen Himmel.
Bild 2: Ein Allerwelts-Triebwagen und eine Exotin.
Bild 3: „Doppeldeckelzug” (sagt mein Sohn zu solchen Zügen).
Bild 4: Kurzzüge sind in China sehr exotisch.
Bild 5: Und wenn wir schon bei den exotischen Dingen sind...
Bild 6: Trainspotting mit dem Enkel auf der Stadtmauer.
Bild 7: “All along the watchtower”.
Bild 8: “Beijing skyline”.
Und wenn man schon mal beim Eisenbahnfuzzen ist, kann man auch gleich der neuen Straßenbahn in Peking einen Besuch abstatten. So zumindest mein Plan. Klappte auch alles, bis ich das erste Foto gemacht hatte. Ich hatte die Kamera noch nicht runtergenommen, stand schon der Hilfspolizist, der in jeder Straßenbahn mitfährt, neben mir und bedeutete mir, das Fotografieren doch tunlichst zu unterlassen. Damit nicht genug, er setzte sich auch neben mich und als ich an der Endstation ausstieg, um dort ein paar Fotos zu machen, hatte er mich schon an seinen Kollegen übergeben. Immer wieder versuchte dieser, mich am Fotografieren zu hindern. Irgendwann wurde es mir zu bunt, ich packte meine Kamera weg und tat es den unzähligen Chinesen gleich: ich knipste mit dem Smartphone und damit hatte der Hilfspolizist plötzlich kein Problem mehr. Ich aber hatte die Lust verloren und fuhr nach Hause. Im Nachgang daher nur zwei Sichtungsbilder, die unter erschwerten Bedingungen entstanden, ein ausführlicher Bericht folgt irgendwann noch im Straßenbahnforum.
Bild 9: Vierfach gesicherte Straßenbahn.
Bild 10: Türme in allen Formen und Farben.
Letzter eisenbahntechnischer Programmpunkt in Peking war eine Fotosafari mit und entlang der S2 von Peking nach Badaling. Peking ist ja Austragungsort der nächsten olympischen Winterspiele. Die alpinen und nordischen Disziplinen werden allerdings in Yaqing und Zhangjiakou (knapp 200km nordwestlich von Peking ausgetragen). Bisher sind die beiden Orte durch eine nicht elektrifizierte, kurvige und teils sehr steile Eisenbahnstrecke mit der Hauptstadt verbunden. Die Strecke wurde Anfang des 20. Jahrhunderts als erste chinesische Eisenbahnlinie ohne ausländische Unterstützung gebaut. Für die olympischen Spiele reicht das natürlich nicht, und in China wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Man baut gleich eine Hochgeschwindigkeitsstrecke. Und da wir nicht in Deutschland sind, soll HGV-Strecke, deren Bau letztes Jahr begann (der Nordbahnhof in Peking samt Zulaufstrecke ist schon abgerissen), bereits 2019(!) eröffnet werden. Ob die idyllische Bergstrecke über Badaling entlang der chinesischen Mauer dann noch in Betrieb sein wird, ist eher unwahrscheinlich. Also Zeit für eine Abschiedsfahrt, die ich gleichzeitig für eine Fotosafari rund um Badaling nutzte. Dabei hatte ich die nächste unangenehme Begegnung mit der Polizei. Der Bahnhof Qinglongqiao lässt sich am besten von der Chinesischen Mauer, die hier auf einem Bergrücken verläuft, in Szene setzen. Allerdings ist die Mauer hier nicht öffentlich zugänglich. Offiziell aus Sicherheitsgründen, tatsächlich will man aber, dass die Touristen die offiziellen Teile besuchen und dort saftige Eintrittsgebühren löhnen. Absperrungen oder Schilder gab es nicht und ein Pfad durch das Gestrüpp führte auf die Mauer, auf der gerade eine zwanzigköpfige Gruppe chinesischer Touristen herabstieg. Allerdings standen alle 30m Überwachungskameras. Während ich noch auf der öffentlichen Straße stand und mit der Entscheidungsfindung „raufgehen oder nicht“ kämpfte, rauschte schon ein Polizeiwagen heran. Aufsehen erregt hatten wohl die chinesischen Touristen, denen die Polizisten auch zuriefen, sie sollen doch bitte heruntersteigen (was selbige auch schon längst taten). Da entdeckten sie plötzlich meine Wenigkeit, kamen auf mich zu, brüllten mich an und wollten meinen Ausweis sehen (ich befand mich wie gesagt noch immer auf der öffentlichen Straße), die chinesischen Touristen ließ man derweil laufen. Ich beteuerte mehrfach meine Unschuld („Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu besteigen“), die Polizisten wollten aber noch meine Kamera prüfen und ließen mich dann schließlich laufen. So konnte ich wenigstens den Rest des Tages ungestört die S2 fotografieren.
Bild 11: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu besteigen“ – Am Spitzkehrenbahnhof Qinglongqiao.
Bild 12: Einfahrt S2 in den Bahnhof Qinglongqiao – Ohne Mauerbesteigung.
Bild 13: Wenn wir nicht auf die Berge steigen dürfen, dann fotografieren wir halt direkt vom Zaun an der Strecke.
Bild 14: Tunnelblick.
Bild 15: Auch ohne Dampfwolken kann man Züge nach Sonnenuntergang in Szene setzen.
Nach so viel Unfreundlichkeit und kalten Temperaturen sehnte ich mich nach Wärme und freundlichem Umgang mit offiziellen Personen. Da passte es ganz gut, dass meine Frau einen sechstägigen Aufenthalt in Bangkok gebucht hatte, nachdem es ihr letztes Jahr dort so gut gefallen hatte. Diesmal packten wir auch gleich noch die Schwiegereltern mit ein. Trotz straffem Programm und unerträglich hoher Temperaturen (strahlender Sonnenschein und 35° im Schatten und hohe Luftfeuchtigkeit sind einfach eins zu viel) blieb auch noch etwas Zeit für die Eisenbahn. Ein Abstecher zur berühmten Brücke am River Kwai, ein Besuch an der Maeklong-Eisenbahn sowie eine nachmittägliche Fotosession am Hauptbahnhof in Bangkok rundeten den Eisenbahnanteil des diesjährigen Fernost-Aufenthalts ab.
Bild 16: Krupp am Kwai (garniert mit Langnese-Windmühle).
Bild 17: Krupp am Kwai – Teil 2.
Bild 18: Früher bahnte sich der Zug am Bahnhof Maeklong den Weg durch den Markt, jetzt quält er sich durch Touristenmassen und Selfiesticks. Wie die Zeiten sich ändern…
Bild 19: Am Hauptbahnhof in Bangkok haben sich die Zeiten zum Glück noch nicht geändert, es sieht im Prinzip genauso aus wie vor 55 Jahren (Ok, der Lack war damals noch etwas frischer…).
Bild 20: “Ach fahr’n se doch wohin se wollen.“
Bild 21: Identifiziere die deutschen Produkte auf dem Bild (ich sehe mindestens drei).
Bild 22: Trainspotting unter Palmen (um den Bericht des Berichts mal zu zitieren).
Bild 23: Thailand war mal das Land der Millionen Elefanten. Jetzt findet man sie nur noch in Touristenbespaßungszentren. Und am Hauptbahnhof in Bangkok!
Bild 24: Im Hauptbahnhof in Bangkok gibt es nicht nur Elefanten, sondern auch Japaner.
Bild 25: Licht und Schatten.
Bild 26: Alles andere als Einheitsbrei.
Bild 27: Bunt, bunter, thailändische Staatsbahn.
Bild 28: Und selbst wenn ich es mir leisten könnte, ich würde niemals mit diesem Zug fahren.
Bild 29: In diesen Zug wäre ich dagegen gerne eingestiegen.
Bild 30: Deutsch-italienische Koproduktion.
Bild 31: In Sachen Bahnhofsambiente können die deutsche und italienische Staatsbahn dagegen noch von der thailändischen Staatsbahn lernen.
Mit 60kg Reis und mehreren Kilo Fisch, Meeresfrüchten und Fleisch (alles frisch und roh) vom „wet market“ in Chinatown traten wir die Rückreise nach Peking an. Unsere Koffer verströmten auf mehrere Meter Entfernung einen penetranten Geruch, der Zoll am Flughafen Peking röntgte unser Gepäck, dennoch durften wir alles importieren. Einen Tag später ging es dann wieder zurück nach Deutschland, wo wir um kurz nach fünf Uhr am Morgen landeten. An der Personenkontrolle taten drei Bundespolizisten Dienst, die ihrem Frühstück weitaus mehr Aufmerksamkeit schenkten als den zu kontrollierenden Reisepässen, einer der drei hörte auf seinem Smartphone sogar Musik. Falls ich jemals nach den fettigen Fingerabdrücken in meinem Reisepass gefragt werde, habe ich wieder eine Erklärung, die mir keiner glaubt. Wird Zeit, dass der Seehofer endlich mal wieder Ordnung in den Laden bringt. Auf den Zoll hat die hanseatische Gelassenheit eines Olaf Scholz wohl auch schon Auswirkungen, er befand sich nämlich wohl noch komplett zu Hause im Bett, so dass Reis und Fisch in Teilen ihren Weg auch nach Deutschland fanden.
Damit endet die dreiteilige Entschuldigungsberichtsreihe, im nächsten Bericht geht es dann mit der Dampftour durch China aus dem Jahre 2010 weiter.
Und damit es kein Gemecker wegen off-topic gibt, habe ich die Bilder ohne Eisenbahnbezug mal an das Ende des Beitrags gehängt.
Bild 32: Frisch gewaschen in das Jahr des Hundes.
Bild 33: Hinterhofidylle.
Bild 34: Kontraste.
Bild 35: In China gibt es wohl auch Bodybuilding-Messen.
Bild 36: Thailändischer Kabelsalat.
Bild 37: Thailändischer Barock.
Bild 38: Da sieht man vor lauter Pagoden den Tempel gar nicht mehr.
Bild 39: Noch gibt es sie, die Straßenküchen Bangkoks.
Bild 40: “One night in Bangkok makes a whole man crumble…”.
Bild 41: Flambiertes am Straßenrand.
Bild 42: Ausblicke im „wet market“.
Bild 43: Dieser Fisch sollte noch den weiten Weg bis nach Deutschland finden.
Bild 44: Darum liebe ich Bangkok Chinatown.
Bild 45: Trotz Sonnenschirmen waren die Temperaturen einfach unerträglich.
Bild 46: Was man aus zerbrochenem Porzellan so alles bauen kann.
Bild 47: Früh am Morgen hat man auch noch Chancen auf Bilder ohne Touristenmassen.
Bild 48: Darum liebe ich Bangkok Chinatown.
Bild 49: Markus Söder war auch schon da.
Bei Interesse: mehr off-topic-Bilder findet ihr hier:
China 2018 - Beijing Hutong
Thailand 2018
Jetzt ist für heute aber endgültig Schluss!
| Rätsel: Was gehört hier zusammen? Und wo? Und überhaupt… | |
| Teil 1: „Das ist normal in China“ - Ein Abstecher in die Touristenhölle der chinesischen Alpen | |
| Teil 2: Von der Hochzeit zur Schmalspurbahn – Die Schmalspurbahn von Shibanxi stellt sich vor | |
| Teil 3a: Eine Zeitreise zurück ins 19. Jahrhundert – Minenbetrieb wie vor 200 Jahren | |
| Teil 3b: Eine Zeitreise zurück ins 19. Jahrhundert – Schnapsproduktion wie vor 200 Jahren | |
| Teil 4a: Motorrad vs. Dampflok – Auf eine Kollision im Tunnel folgt Sonnenschein | |
| Teil 4b: Dampfzüge bis der Arzt kommt – Nachtwanderung entlang der Schienen zum Onkel Doc | |
| Teil 5a: Verpasste Chancen gefolgt von einer Schlammschlacht - Ein ganzer Morgen voll Pleiten, Pech und Pannen | |
| Teil 5b: Vom Fotomotiv zum Biergarten und zurück – Eine ethanol-getriebene Wanderung entlang der Schienen | |
| Teil 6: Total vernebelt, und das ohne Droge (Dampf) – Ob die Reise trotzdem (weiter)geht? | |
| Teil 7: Es gibt (ausgerechnet am 11.11.) kein Bier mehr in Xinjiang – dafür aber jede Menge Dampf | |
| Teil 8: Tief im Westen, wo die Sonne mit Dampf untergeht – Ein Tag im Kohletagebau von Sandaoling | |
| Teil 9a: Von oben nach unten und zurück – Ein Morgen zwischen Abraum- und Kohlehalden | |
| Teil 9b: Werkstatt statt Essen – Mit leerem Magen durch die Lokwerkstatt | |
| Teil 9c: Blitz mit Dampf aber ohne Donner – Ein sehr langer Abend im Tagebau | |
| Teil 10a: Zum Abschluss drehen wir uns im Kreis – Morgenstund hat Gold und Dampf im Mund | |
| Teil 10b: Gegen Ende drehen wir uns im Kreis – Kunterbuntes rund um den Tagebau | |
| Einschub 1: Nachwuchsgewinnung für DSO – Familien-Trainspotting in Thailand und Taiwan | |
| Einschub 2a: Willkommen im Jahr des Brathähnchens – Gedämpfte Züge zwischen Feuer-Affe und Feuer-Hahn | |
| Einschub 2b: Willkommen im Jahr des Brathähnchens – Gedämpfte Züge zwischen Feuer-Affe und Feuer-Hahn | |
| Teil 10c: Der Kreis schließt sich – Dampfgesättigter Sundowner an den Abraumhalden von Xibolizhan | |
| Teil 11: Yamansu, was bist du? - Steinreiche Wüste, aber mit oder ohne Dampf? | |
| Teil 12: Wie eine Fata Morgana, so nah und doch so fern – Vom ersten Versuch, einen Dampfzug in der Wüste zu fotografieren | |
| Teil 13a: Strafe in der Nacht, Belohnung am Morgen – Vom zweiten Versuch, einen Dampfzug in der Wüste zu fotografieren | |
| Teil 13b: Lüsterne Spannerfotos und ein Date in der Wüste – Vom dritten (und letzten) Versuch, einen Dampfzug in der Wüste zu fotografieren | |
| Teil 14: Ärger mit der Schaffnerin und der Minenverwaltung - Kampf und Dampf(?) an allen Fronten | |
| Teil 15: Dampf am frühen Abend, erquickend und labend – Ein Spätnachmittag in den Lößbergen | |
| Teil 16a: Dampfschlachtgetümmel mit Höhen und Tiefen – Ein Morgen eingekeilt zwischen Bergen und der Volksarmee | |
| Teil 16b: Leere Werkstatt, volle Gleise – Buntes Treiben rund um den Rangierbahnhof | |
| Teil 16c: Summ, summ, summ Triebwagen summ herum – Ein Nachmittag in Bayin Gongsi | |
| Teil 16d: Absturz in den Bergen bei Bayin – und das alles nur wegen einer Diesellok | |
| Teil 17a: Leise rieselt der Schnee, langsam rangiert die Lokomotivee – Morgendliches Schnee- und Dampfgestöber in und um Bayin | |
| Teil 17b: Sonne statt Schneesturm – Ein sonniger Nachmittag zwischen Berggipfeln und Schulkindern | |
| Teil 18: Höhepunkte ohne Ende – Zum letzten Mal im Leben Dampf in Bayin | |
| Teil 19: Schwer bewaffnet in die östlichen Kohlereviere – Mit dem Schlachtermesser nach Diaobingshan | |
| Teil 20a: Uncle Sam lässt uns im Regen stehen – Eine Charterfahrt mit amerikanischer Dampflok und jeder Menge Regen | |
| Entschuldigungsbericht Teil 1 - Dampf im Morgenland oder Eisenbahn zwischen -25° und +35° | |
| Entschuldigungsbericht Teil 2 – Dampf im Morgenland Teil 2: Filmreife Polizeikontrolle mit der S.W.A.T. der chinesischen Polizei | |
| Entschuldigungsbericht Teil 3 – Trainspotting unter Mauern und Palmen oder Eisenbahn zwischen -10° und +35° | |
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