Fortsetzung von
Teil 1: Über die Ostsee nach Lettland
Teil 2: Riga und über Nacht in den Winter
Teil 3: St. Petersburg, Jaroslawl, Rybinsk und Moskau
Wie angekündigt, geht es am Morgen des 1. April in Nižnij Novgorod weiter:
Nach einer viel zu kurzen Nacht im Zug von Moskau komme ich um 6:37 an, eine Zeit, um die an einem Sonntag natürlich noch nicht allzuviel los ist. Ausnahmsweise gehe ich um diese Zeit einmal in den gegenüber gelegenen McDonald's, in dem es zu meinem Glück aber sehr russisches Frühstück gibt.
Da ich sowieso jede Menge Zeit habe, nehme ich für den Weg in die Innenstadt zum ersten Mal die Straßenbahnlinie 1, die einen großen, aber sehenswerten Umweg fährt.
Falls Ihr mehr von der Straßenbahn und anderen Ansichten sehen wollt, verweise ich mal auf den
ersten Teil meines Berichtes von 2016, wo auch das aktuelle Liniennetz der Straßenbahn verlinkt ist (auch wenn die Linie 11 mittlerweile leider eingestellt ist).
In Nižnij bleibe ich nun vier Tage und wohne bei einer Freundin, nach 1 1/2 Tagen kommen dann auch meine Schweizer Freunde nach, denen ich die Stadt zeige.
Fotos mache ich in diesen Tagen kaum, eins zeige ich doch:
Sonnenuntergang hinter der Oka (rechts ist das neue WM-Stadion zu sehen)
Das Stadion ist der sichtbarste Vorbote der WM im Sommer, ansonsten wurde auch die Fußgängerzone Большая Покровская улица (Bolschaja-Pokrowskaja-Straße) in leider äußerst bescheidener Qualität neu gepflastert.
Auch das Bahnhofsgebäude ist im Bau, sodass der Zugang über provisorische Seiteneingänge erfolgt und der Стриж/Strizh (Talgo) im Prinzip in der Baustelle auf Gleis 1A an einem Behelfsbahnsteig halten muss. Na ja, ich weiß nicht, inwiefern das unbedingt nötig ist und hoffe mal, dass sie bis zum Sommer fertig werden.
Nach vier Tagen geht es mit dem Firmenny „Nižnij Novgorod - Kazan“ über Nacht nach Kazan, auch dies ist eine ziemlich kurze Nachtzugfahrt, auch wenn sie immerhin 8:50 Stunden dauert.
Vor der Abfahrt
Ankunft (warum nur so früh?! ;))
Električka mit Confed-Cup-Werbung
Auch hier bleiben wir vier Tage, diesmal mit Übernachtung im Hostel.
Sonnenuntergang an der Wolga
Der Bahnhof liegt zum Glück ziemlich zentral, sodass ich zwischendurch mal einen Abstecher zur Ankunft eines Zuges zu mache, den ich bislang noch nie gesehen habe:
Москва – Казань (двухэтажный) (Doppelstockzug Moskau-Kazan)
Diesmal in besserer Qualität als letztes Mal: Plakat im Soviet Lifestyle Museum
Kazaner Kreml
Unter anderem gehe ich noch in die orthodoxe Osternacht: Es ist ein schönes Erlebnis, eine russische orthodoxe Kirche mal richtig lebendig zu sehen, außerdem haben orthodoxe Osternächte, wie ich finde, eine ganz besondere Atmosphäre (wenn auch vermutlich nicht die ursprünglichste in einer Großstadtkirche).
Ansonsten fahre ich auch erstmals mit der Kazaner Straßenbahn, die zwar ein ziemlich gerupftes Streckennetz aufweist und das Zentrum nur noch am Rande tangiert, mich jedoch mit eigenem Gleiskörper und hohen Geschwindigkeiten überzeugt, es wäre schön, wenn sie noch eine langfristige Zukunft hätte.
Am Nachmittag des orthodoxen Ostersonntages geht es dann mit diesem Zug weiter:
Noch ein Blick auf das alte Bahnhfosgebäude
Ich verabschiede mich von meinem Freund, der noch ein paar Monate in Kazan vor sich hat, bevor ich in meinen Platskartny-Waggon einsteige, der wieder ein moderner ist, obwohl auch dies nur ein Personenzug (Пассажирский поезд) ist.
Die beiden jungen und sehr netten Provodnitsy haben sogar eine Kaffeemaschine am Wagenende aufgebaut, ich bleibe jedoch in russischen Zügen beim Tee :).
Ansonsten ist der Reisende gegenüber etwas anstrengend und schnarcht sehr laut, mit Ohropax kann ich aber ganz gut schlafen, bei einer Fahrzeit von 15:45 ist dafür auch genug Zeit.
Ich steige in Саратов (Saratow) aus, wo der Zug um 8:43 Moskauer Zeit ankommt, Ortszeit ist +1h. Hier hat man dadurch das Gefühl, dass die Zeitzone passt, im Gegensatz zum nicht nur nördlich, sondern auch etwas östlicher gelegenen Kazan, wo Moskauer Zeit gilt.
Angekommen in Saratow
Die einzige Električka mit alter Kopfform, die ich auf dieser Reise in Russland sehe
Hier habe ich mich wieder mithilfe von Couchsurfing einquartiert und mache mich erstmal zu Fuß und mit der Straßenbahn auf den Weg zur Wohnung meiner Gastgeberin.
Danach spazieren wir den ganzen Tag durch die Stadt, über die sie mir als Architekturstudentin zum Glück sehr viel erzählen kann.
Троицкий собор (Dreifaltigkeitskathedrale) mit Obus
Schriftzug der Stadt
Blick auf die Brücke über die Wolga nach Энгельс (Engels)
Ein Stellvertreter der vielen, vielen Schweizer Busse
Покровская церковь (Pokrowskaja-Kirche)
Wolga mit Brücke
Nächtlicher Blick auf die Brücke
Am nächsten Tag bin ich die erste Hälfte des Tages erstmal allein unterwegs, bevor meine Gastgeberin wieder zu mir stößt.
Wieder fahre ich, diesmal nach ein paar Fotos, mit der Straßenbahn ins Zentrum:
Wahrscheinlich nicht die vorzeigbarste Stelle des Straßenbahnnetzes, für mich war es faszinierend, aber allzu toll ist der Zustand offensichtlich nicht. Immerhin sind die Takte gut und auf mehreren Linien fahren die Wagen in Doppeltraktion.
Innenansicht eines 71-608/KTM-8
Zentrale Haltestelle Мирный Переулок (Mirnyj Pereulok)
Markthalle (übrigens mit sehr schönen Ständen und Produkten, wenn auch nicht so lebendig wie der Markt, oder eher Basar, in Kazan)
Danach fahren wir noch mit dem Bus hinüber nach Engels, wo es auf dem zentralen Platz dieses Denkmal zu sehen gibt:
Das Ufer von Engels
Nach einem kleinen Spaziergang durchs Zentrum wird es Zeit für die Rückfahrt, denn am frühen Abend fährt schon mein nächster Nachtzug. Mit diesem geht es im nächsten und zugleich letzten Teil dieses Reiseberichtes weiter.
Bis dann,
Kilian
Weiter geht es in
Teil 5: Die ausgedehnte Rückfahrt
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2018:04:27:01:27:52.