Ja, ich weiß -- Dienstag ist schon etwas her. Allerdings war ich diese Woche wieder sehr beschäftigt -- keine Zeit für nix, dafür kann ich jetzt keine Martinslieder mehr hören! Wie dem auch sei -- viel Spaß mit dem nächsten Teil.
Hello everybody! This part is about one of the worlds major cities -- Moscow! Of course this has also a down side -- at least concerning accomodation and crowded tourist spots... Luckily it is not main season. My moscow visit gave me just a general impression -- how could it be more during three days?
As most of you might guess: I could not help having a closer look on moscows public transportation -- including the Moscow Monorail. Nevertheless I also visited Vidincha, the former Moscow Fairground with an unexpectedly good science exhibition. I also did not miss the basils cathedral next to the Kreml.
The last day was actually the nicest -- I hang out with Mike, a russian dude who was also visiting Moscow but who also knew good spots and -- even more important -- food places! After a short bike trip in Gorki Park we spent the rest of the evening in a boule spot drinking cidre and chatting with others.
Die Einreise in Russland kommt auch ohne irgendwelche Fragestunden aus, man verzichtet auch auf das Durchwühlen des Rucksackes – so kann ich sogar im Bett bleiben... Morgens um 9:48 fährt der “Ukraina” pünktlichst in den Kiewer Bahnhof ein. Am selben Bahnsteig wird derweil der Zug nach Chisinau – sogar mit Speisewagen – bereitgestellt. Die Fahrzeuge sehen äußerst vielversprechend für unsereinen aus, normale Reisende mögen das allerdings anders sehen.
Bild 01: Meine Lok
Bild 02: Was es hier wohl gibt?
Bild 03: Äh - Moskau?
Da die Unterkunft mir noch keine Bestätigung geschickt hat, suche ich zuallererst den örtlichen McD zwecks W-Lanempfang auf. Eine Kirschtasche geht sich dann auch noch aus. Im Gegensatz zu vielen anderen halböffentlichen W-Lannetzen funktioniert hier die Eingabe der deutschen Handynummer für die Passwort-SMS problemlos, was aber auch nicht in jeder Filiale der Fall ist.
Anschließend mache ich mich auf zu meinem Hostel, welches von außen nicht als solches zu erkennen ist. Erst nach einigem Suchen entdecke ich die Klingel im Eingangsbereich.
Bild 04: Ein Einfachcitaro
Bild 05: Wowas Butze
Nach dem Umpacken geht es zu Fuß los – das Hostel liegt nicht allzu weit vom Kreml entfernt. Unterwegs gibts noch zweites Frühstück in einer Bushaltestelle – es gibt sonst keine trockene Bank mit Kremlblick Zunächst wird die ISIC-Card für einen Eintritt in die Basilius-Kathedrale genutzt. Die Kirche ist nach dem seligen Basilius benannt, einem Asketen, der trotz Verzicht auf Kleidung einen Ruf hatte, der es ihm erlaubte, die Mächtigen zu kritisieren -- Kleidungsstil und Auftreten würde ich heute in Russland nicht unbedingt empfehlen. Während mir beispielsweise die südspanischen Kirchen in ihrer Überladenheit nicht gefallen, finde ich den orthodoxen Prunk wesentlich schöner. Bemerkenswert ist, dass die Altarräume beim Orthodoxen Ritus abgetrennt sind und die Geistlichen während des Gottesdienstes durch die in Bild 7 zu sehende Tür verschwinden.
Während der Umrundung des Kremls fängt Schneeregen an – sehr gemütlich. Während in der Ukraine und im Baltikum Stern und Sichel sehr ungerne gesehen sind, hängen sie hier sogar am Rathaus – man hängt wohl auch mal gerne alten Zeiten nach.
Bild 06: Basilius-Kathedrale
Bild 07: Basilius in Dienstkleidung (rechts)
Bild 08: Altar
Bild 09: Ausgang
Bild 10: rote Sterne
Da es im Untergrund bequemer ist nehme ich die Linie 4 -- die Filevskaya Linia. Diese Linie zeichnet durch einen relativ dünnen Takt aus, da sie sich zum Einen teilt, zum Anderen am gemeinsamen Endpunkt Bahnsteigwenden durchführt.
Das Neue Moskau präsentiert sich stilecht mit Anglizismus – Moskau City – und ist eine Ansammlung an Stahl- und Glas-Häusern inklusive einer Station an der Ringlinie. Aufgrund der grünen Verglasung müssen sich die Sehstäbchen nach der Ausfahrt erst einmal neu justieren -- wer denkt sich sowas aus...
Die Ringlinie wird – obwohl eher eine Elektrichka – als Metrolinie vermarktet und die Einfahrtenkarten lassen sich für die Ringlinie ein weiteres Mal benutzten. Die Triebwagen sind Siemensfahrzeuge vom Typ Lastotschka, wie sie so ähnlich bei MRB, ÖBB und SNCB im Einsatz sind. Sie sind für die Ringlinie von der notwendigen Beschleunigung und der Maximalgeschwindigkeit her ordentlich überdimensioniert, aber weisen einen sehr brauchbaren Komfort und Toiletten auf. Ich selber genehmige mir einen Ring, verschlafe aber auch einen Teil. Es fällt auf, dass die RZD ihr CD hier bis zum letzten Zaunpfahl durchprügeln -- nicht ohne hie und da ein altes Stellwerk zu erhalten. Nicht dass ich Heimweh hätte, aber einen Halt an der Station Zorge kann ich mir nicht entgehen lassen -- schließlich ist das Original an der Südharzeisenbahn schon lange nicht mehr befahren.
Als nächstes nehme ich mir eine der Prachtstraßen vor – die sich aber als Touristenstraße erweist. Immerhin findet sich ein alter Trolleybus...
Bild 11: Metrozug in der Station Aleksandrovski Sad
Bild 11b: Kennt wer diese Säulen noch?
Bild 12: Moskau City
Bild 13: Station Kutuzhovskaya
Bild 14: in der Station
Bild 15: Tee im Zug
Bild 15b: Stellwerke können den Bauz einer Lärmschutzwand auch überleben
Bild 16: ich glaub ich steh im Harz
Bild 17: Leider nicht fahrtüchtig -- vermute ich...
Dann kommt ein Urlaubsereignis, auf das ich gerne verzichtet hätte – ich finde mitten auf der Straße einen etwa 30-Jährigen ohne Bewusstsein, für den sich scheinbar niemand interessiert. Immerhin bewege ich Passanten dazu, einen Notarztwagen zu rufen, der später auch kommt. Glücklicherweise ist der Mann schon in Seitenlage, aber irgendwie komme ich nicht darauf, zu prüfen, ob er überhaupt noch lebt, sondern gehe weiter, nachdem der Notarzt gerufen wurde. Das Prüfen der Notwendigkeit einer Beatmung und Herzdruckmassage fällt mir nicht ein, den Umherstehenden übrigens auch nicht. Ob das eine Moskauer oder eine russische Eigenschaft ist, weiß ich nicht. Zudem gestikuliert noch ein seltsamer Typ herum, den ich natürlich nicht verstehe, aber der sich scheinbar nicht besonders unterstützend äußert. Ich kann nur soviel sagen – es gibt geilere Gefühle. Selbsterkenntnis – daheim mal wieder einen Erste-Hilfe-Kurs machen. Was der Kopf nicht macht, muss wohl die Routine tun. Die Urlaubslaune ist also erst einmal gedämpft, wobei der schweineteure Einkauf in einem Laden auch nicht eben hilfreich ist.
Neuer Tag – neues Glück: Am nächsten Tag mache ich mich erst einmal auf, den Schnellzug aus Vilnius aufzunehmen, der ja nicht mehr lange fährt und bei dem eine Mitfahrt am weißrussischen Visum scheiterte. Ein paar Fotos gehen sich auch noch aus.
Bild 18: Kann Mobilität dekorativer sein?
Bild 19: Einfahrt des Vilniusers
Bild 20: LG-Wagen ... wohl auch nicht mehr allzulange im Einsatz
Bild 21: Die Heizung ist auch an
Danach steht die Monorail auf dem Plan: Die Monorail ist ebenfalls als Metrolinie eingruppiert, fährt aber nur alle halbe Stunde und es gibt keinen direkten Übergang zur Metro. Die Wagen sind zwar voll, aber es fällt mir schwer, das Fahrzeug wirklich ernst zu nehmen, zumal die Geschwindigkeit auch nicht höher als die einer russischen Straßenbahn ist. Spannenderweise wird die Bahn zumindest an den Endhaltestellen mit Kelle abgefertigt. Der Stromschiene nach zu urteilen wird die Bahn mit Drehstrom betrieben. Der hintere Führerstand wird bei den Einrichtungsfahrzeugen nicht gebraucht, ist aber bedingt durch die Fahrwerke so niedrig. Immerhin hat man aus dem Fahrzeug eine ganz gute Aussicht.
Teilweise verkehrt die Monorail direkt über der Straßenbahn – quasi als Verkehrswegebündelung. An der Endhaltestelle Vidincha, befindet sich das Depot der Bahn, bei dem ein Ausziehgleis auf Erdgeschossniveau und in eine Halle geführt wird. Los ist aber nicht besonders viel, es sieht so aus, als gäbe es wirklich nur zwei Fahrzeuge.
Bild 22: Viel ist hier nicht los...
Bild 23: Eines der beiden Gefährte
Bild 24: Stromzuführung
Bild 25: hinterer Führerstand
Bild 26: Streckenblick
Bild 27: Weiche
Bild 28: Werkstattzufahrt
Bild 29: Fahrgestell
Bild 30: Altes Fahrzeug
Bild 31: Antenne
Bild 32: Leerstehende Ausstellungshalle
Wenn ich schon hier bin, bietet sich ja auch ein Besuch auf der Vidincha-- der Weltausstellung -- an, zudem es eine moderne Information auf Englisch mit Grabbelbildschirmen gibt. Ich wähle die Ausstellung, die man am ehesten mit “Russland macht es selbst” beschreiben kann. Vorher klappere ich aber noch ein Raumfahrtdenkmal ab. Es scheint, als wären die verschiedenen Pavillons damals von den verschiedenen Teilrepubliken erbaut worden, sie sind in sehr unterschiedlichen – bisweilen orientalischen – Stilen gebaut worden. Lächle ich erst noch über die verkehrenden Mashrutki wird mir mit der Zeit die Weitläufigkeit des Geländes bewusst.
Der Weg zu Pavillon 26 ist einfach. In Erwartung einer Propagandaausstellung kaufe ich mir eine ISIC-ermäßigte Eintrittskarte und betrete die Ausstellung. Zu meiner großen Überraschung erwartet mich eine sehr schön aufbereitete zweisprachige Ausstellung zum Thema Radio, Systemtheorie, Holografie, Robotik, Raumfahrt und Kernenergie. Die Einfürung zu den Themenbereichen übernehmen mannshohe Bildschirme, auf denen ein Wissenschaftler an seinem Arbeitsplatz sitzt und sichtlich darauf wartet, ihn erklären zu können. Hebt man den linken Arm, gibt es eine englische Übersetzung. Ergänzt wird die Ausstellung durch Modelle und Experimente.
Mathematisch besonders interessant fand ich eine Darstellung des Pascalschen Dreiecks mittels Wasser auf Pendelschurren.
Beim Bereich der Kernenergie wird differenziert die Entwicklung der Atombomben betrachtet – auch wenn man sich nicht verkneifen kann, darauf hinzuweisen, welche Nation die Atombombe als Einziges eingesetzt hat. Das Kernstück dieses Bereiches ist ein 1:1-Modell einer Atombombe, die aufgrund ihrer Kugeligkeit ein bisschen an diesen Kandidaten erinnert:
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youtu.be]
Abschließend schaue ich mir noch die Vorführung eines elektrischen Instrumentes für eine Schulklasse an, dann mache ich mich wieder auf die Socken um Mittagessen zu fassen.
Bild 33:Statue am Eingang inklusive Zutrittsschutz
Bild 34: Denkmal der Kosmonauten
Bild 35: Gelenktriebwagen
Bild 36: Kassen ohne Blickkontakt
Bild 37: Es wird modernisiert
Bild 38: Wartender Radiotechniker
Bild 39: Mathematik in Wasser
Bild 40: eine Bombe
Bild 41: schöne Darstellung eines Atomkernes
Davor steht aber noch ein Besuch der längsten mir bekannten Bank und der Straßenbahnendschleife am Fernsehturm an, wo mir zufällig einige Neubaustraßenbahnen vor die Linse kommen.
Bild 42: Wendeschleife!
Bild 43: Das ist mal ne Bank...
Bild 44: Limousinensitzordnung in der Gelenkbahn
Bild 45: Noch einmal ein Sammelbild
Bild 46: Auch Fahrgastinfo gibt es in den Gelenkwagen
Bild 47: Verkehrswegebündelung
Bild 48: Kann mir jemand weiterhelfen? Was hat ein Hase mit Schwarzfahren zu tun?
Nach dem Essen fassen bei Billa fahre ich zum Rigaer Bahnhof ins Eisenbahnmuseum. Leider verlangt man dort etwas unverschämte 300 Rubel – also 5 € – fürs Museum, Ermäßigung gibt es auch nicht. Aber als Fan von Reisezugwagen und RVZ-Gefährten muss man da eben durch. Vorteil – auch dank des mittlerweile aufgekommenen Mistwetters habe ich das Museum fast für mich alleine und kann in Ruhe herumturnen. Leider kommt man nicht in die Fahrzeuge hinein wie in Kiew, dafür sind mit Sokol und ÄP200 sowie alten Elektrichky lauter tolle Fahrzeuge dabei.
Schöner Nebeneffekt: Am Fernbahnsteig steht schon seit etwa 15:30 der LatviasExpressis nach Riga bereit, so dass sich ein paar Bilder ausgehen, auch wenn die Sonne nicht gut steht.
Bild 49: Latvijas Expresis
Beginnen wir unseren Museumsrundgang mit einer Erkenntnis der russischen Industrie für Schienenfahrzeuge: Dem Sokol. Vom Konzept her dem ICE3 nicht unähnlich, sollte er ab 2000 die ÄP200 zwischen St. Petersburg und Moskau ersetzen. Leider waren die Fahrzeuge ziemlich mängelbehaftet. So entschied man sich, schnelle Fahrzeuge auswärts zu beschaffen -- sei es der Sapsan (ICE3-Derivat) oder der Talgo. Innenbilder gibt es bei vagonweb.cz: [
www.vagonweb.cz]
Bild 50: Sokol
Bild 51: Wagenübergang
Bild 52: Schnelle E-Loks gehen aber
Bild 53: Ur-Elektritchka
Bild 54: UIC-Schlafwagen
Bild 55: Vorläufer des obigen
Bild 56: Zuglaufschild mit Fernweh
Bild 57: Wer hat das größere Profil?
Vom Sokol haben wir ja schon gesprochen: Davor gab es dann noch die ER 200 -- entstanden in der Waggonschmiede RVR in Riga. Die Fahrzeuge waren wohl ziemlich untermotorisiert, haben aber den Schnellverkehr zwischen Moskau und St. Petersburg schon einmal beschleunigt. Innenraumbilder gibt es auch wieder bei Vagonweb: [
www.vagonweb.cz]
Bild 58: EP200
Bild 59: Seitenansicht
Bild 60: Schotteraufnehmer
Bild 61: tschechische Fabrikate und russische Fabrikate nebeneinander
Während ich mich durchs Museum wühle hat sich der LatviasExpressis zur Abfahrt klar gemacht:
Bild 62: LatviasExpressis
Bild 63: Teekessel
Bild 64: D1
Dann flitze ich kurz vor Ende der Öffnungszeit aus dem Gebäude. Unten in der Metro stolpere ich noch einmal über diese schöne Wanddeko
Bild 65: In der Station "Rigaer Bahnhof"
Die nächste Station dient der Vorsondierung des Museums für Moskauer Eisenbahnen. Wie üblich lasse ich mich von der Metro mit den Massen in den Bahnhof tragen, wobei ich wohl beim Saratover Zug durch ein Tor gehe, welches nicht vorgesehen ist. Ich komme jedenfalls nicht mehr hinaus aus dem Bahnhof, da die Sperren mich nur mit einer Fahrkarte für Aeroexpress oder Elektritschka hinauslassen, die ich ja gar nicht habe. Nachdem ich einmal im Kreis geschickt wurde, entscheide ich mich für die “Keine-Ahnung-Methode”, bei der ich das Personal einfach auf englisch anspreche. Nach einer Befragung – Aeroexpress ? Niet! Elektritschka ? Niet! – öffnet man mir das Tor in den öffentlichen Bahnhofsbereich. Geht doch. Durch die Pendlerströme arbeite ich mich zur Novospasskiy Most vor, wo Ausflugsboote fahren sollen. Unterwegs kommen Schulbuserinnerungen hervor: Ein Mercedesbus taucht auf -- in Auslieferungslackierung. Die Firma gibt es übrigens heute immer noch! Anstelle einem Fahrkartenhäuschen finde ich aber nur einen Typen, der mir für 700 Rubel eine Rundfahrt anderehen will – nein Danke! Es legt noch ein Charterschiff mit lauter Deutschen ab, aber das kann ja auch nicht Sinn der Sache sein. Also Laufen.
Bild 66: Willkommen in der - Pfalz?
Bild 67: Einbruchssicherung
Bild 68: Straßenbahn
Ich komme kurz vor Beginn eines Klavierkonzertes in der Halle der Musik an, da ich allerdings im Verhältnis zu den Anwesenden eher schlunzig aussehe verzichte ich auf einen Konzertbesuch und laufe an einem Seitenarm der Moskwa zurück zum Hostel, wobei ich auch in ein paar Supermärkte am Yanimanski Prospekt hineinstolpere, die über meiner Preisklasse liegen. So belasse ich es bei einer Runde um das Museij, einer Kunsthalle und gehe am “Tschaika”-Schwimmbad und der Metrostation Park Kulturiy vobei. Abendessen wird in einem Minimarkt gekauft.
Unterwegs komme ich noch an einer kleinen Störung im Obusnetz vorbei: Leider hat der im Internet nur allzu gut dokumentierte russische Fahrstil zu einer härteren Berührung zweier Autos geführt, so dass die O-Busstrecke blockiert ist. Einige Busse scheinen aber einen Notdiesel zu haben...
Bild 69: Bonk
Bild 70: Skulpturen im Gorki Park
Bild 71: Noch ein Busladen
Bild 72: Am Ufer der Moskwa im Gorki Park
Bild 73: Einkaufsmöglichkeit
Bild 74: koreanischer Salat
Am nächsten Morgen muss ich noch ein paar Fahrkarten buchen, bevor ich im Hostel auschecke. Dabei spricht mich Mike an, ein Plakatdesigner aus Kirow. Mike spricht englisch und hat ähnliche Ernährungsgewohnheiten wie ich. Da er keinen Plan für heute hat ziehen wir zusammen los und ich werfe meine Pläne, noch das Eine oder andere Museum zu besuchen, über den Haufen. Nachdem wir mein Gepäck weggebracht haben, durchwandern wir den Gorki Park und tauschen Allgemeines über Lebenssituationen und Pläne aus. Das Metromuseum, was angeblich an der Station “Sportivskaya” zu finden ist, sehen wir nicht. Da es schon recht spät ist, schlägt Mike vor, in einem anderen Park eine koreanische Teigtasche zu essen. Da ich alleine sicher nicht essen ginge, schließe ich mich dem an und nach einiger Sucherei – im Park ist anlässlich des neunzigsten Geburtstag der Oblast St. Petersburg Einiges los – halten wir dann unsere gedünstete Teigtasche in den Händen. Da ich vergessen habe, für Japan Lakritz zu besorgen (für Japaner soll das sehr schlecht schmecken) machen wir uns zusammen auf die Suche nach einem Laden, der so etwas haben könne. Wir finden zwar nur Color-Rado, aber das ist ja schon einmal ein guter Anfang.
Auch an der Haupteinkaufsstraße, der Pushkina, finde ich leider keine Alternativen, aber Mike schlägt ein erneutes Einkehren vor – diesmal Udonnudeln. Dank seiner sehr übersichtlichen App für die Metro, die den Reiseweg zusätzlich in der Metrokarte markiert, stehen wir wenig später vor einem entsprechenden Restaurant.
Da danach die Essensthematik erledigt ist und die Zeit für einen Museumsbesuch bereits zu weit vorangeschritten ist, schlage ich vor, zum Zeitvertreib Räder im Gorki Park zu leihen. Leider ist Samstag und der Gorki Park entsprechend voll, aber wir finden zwei Räder im Chopper-Stil. Da Mike nur eine Kreditkarte hat, strecke ich Kaution (3000 Rub) und Miete (600RUB) vor – selbstverständlich nach einer Risikoabwägung. Aber da ich weiß, wo sein Zug am Abend fährt, vertraue ich ihm.
Bild 75: alternatives Moskauer Verkehrsmittel
Bild 76: klassisches Moskauer Verkehrsmittel
Bild 77: Radeln im Gorki Park
Bild 78: Turm der Akademie der Wissenschaften
Während wir uns mit den Rädern den Weg durch die Massen bahnen, vertraut Mike mir seine anfängliche Skepsis an, ist jetzt aber überzeugt. Ich komme leider nicht ganz auf meine Kosten, den zu meiner Überraschung fährt Mike auch mit dem Rad zur Arbeit und kann es daher. Die Ukrainerin, die ich mal zu Besuch hatte, konnte gar nicht Fahrrad fahren.
Wir fahren einmal zum Gebäude der Universität und zurück. Außer uns sind noch allerhand andere Gefährte unterwegs: Radautos, Klapproller, Inliner, Mountainbikes…
Nach Rückgabe der Fahrräder schlägt Mike vor, im “Le Boule” einen Cidre zu trinken. Die Bar ist mitten im Gorkipark und ist französisch angehaucht, was das Vorhandensein mehrerer Boulebahnen erklärt. Auch meine Bestellung auf Französisch wird akzeptiert, was zugegeben keine besonders große Kunst ist. Auch hier geht leider nur Barzahlung, was Mike langsam etwas peinlich ist.
Bild 79: Le Boule
Während wir uns auf eine Bank neben den Bahnen setzen, fragt uns ein Russe aus Astrachan nach einem Korkenzieher, so dass wir auch noch zu etwas mediokrem georgischen Rotwein kommen. Dank leichtem Hipsterfutter merke ich den Alkohol doch ein wenig, aber das betrifft uns alle und die Gesprächsthemen bleiben mit Gehältern und Dauerfestigkeit von Autos unverfänglich. Es kommen noch zwei Freunde von Mike, mit denen wir uns dann zum Bahnhof bewegen.
Bild 80: Museum für moderne Kunst
Nachdem ich Mike zum Jaroslawsker Bahnhof neben dem Kasaner Bahnhof gebracht habe und wir Kasse gemacht haben, hole ich mein Gepäck von der Gepäckaufbewahrung ab, wo ich schon sehnlichst erwartet werde. Nach einer letzten Prüfung – fährt mein Zug auch da ab, wo er soll – nutze ich den Billa im Keller, um mich noch etwas mit Vorräten einzudecken. Mit ein bisschen Suchen finde ich auch Kartoffelpüree und Pilzsuppe, so dass meine Ernährungsgewohnheiten hinreichend berücksichtigt werden.
Da derr Supermarkt im Bahnhofsuntergeschoss ist, bleibt mir eine weitere Kontrolle erspart.
Neben meinem Zug steht ein weiterer Zug nach Kasan, er fährt 23:08 ab und ist aus Doppelstockschlafwagen gebildet, während meiner aus konventionellem Material besteht – vom Großraumsitzwagen bis zum Kupe.
Mein Wagen 11 im Zug 112, 23:38 ab Moskau Kasanskaja, ist ein relativ sparsam modernisiertes Fahrzeug, bei dem lediglich Anzeigen im Gang installiert wurden. Das ist zwar fürs Reisegefühl toll, aber dafür gibt es eben nur zwei Steckdosen – 110 und 220 V – im Gang. Glücklicherweise können meine Netzteile beides, so dass ich meine Akkus etwas füttern kann.
Der Provodnik fragt mich nach meinen Wünschen bezüglich Heißgetränken, wobei er das wie eine auswendig gelernte Einkaufsliste herunterrattert. Das ist nicht ganz weit hergeholt, da einer Doku, die ich einmal gesehen habe, zufolge die Provodniks tatsächlich derart und mit immer gleichen Fragen geschult und getestet werden.
Während der Zug aus Moskau herausrumpelt, verfasse ich noch ein paar Zeilen. Ich habe mein Abteil mit dem Plätzen 1-4 zumindest vorerst für mich alleine – auch ganz nett. Sozialkontakte hatte ich heute ja bereits…
Bild 81: bereitgestellter Doppelstockzug
Bild 82: mein Zug
Bild 83: mein Abteil
Bild 84: Auslagen beim Provodnik
Noch einmal hilfreiche Informationen:
- 3-Tageskarte Öffis Moskau: 400 Rubel
- gute Museen im EXPO-Gelände
- Eisenbahnmuseum: Zwischen Regional- und Ferngleisen des Rigaer Bahnhofs
- Metromoseum: Angeblich in der Metrohaltestelle an der Moskau City
- Eisenbahnmuseum Moskau (vermutlich ohne Fahrzeuge) am “Paveletsky”-Bahnhof
Für die nicht dem Kyrillischen Mächtigen: Wo verstecken sich auf dem folgenden Bild Würstchen, Suppe und ne Bank (welche?)
Die anderen können es ja sowieso lesen...
4-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:11:19:23:14:37.