DREHSCHEIBE-Online 

Anzeige

HIER KLICKEN!

 08/01 - Auslandsforum "classic" 

  Neu bei Drehscheibe Online? Hier registrieren! Zum Ausprobieren und Üben bitte das Testforum aufsuchen!
Bitte unbedingt vor Benutzung des Forums die Ausführungsbestimmungen durchlesen!
Ein separates Forum gibt es für die Alpenländer Österreich und Schweiz - das Alpenlandforum
Zur besseren Übersicht und für die Suche: Bitte Länderkennzeichen nach ISO 3166 Alpha-2 in [eckigen Klammern] verwenden!

[GB][IM] Nordwales und Isle of Man - Teil 1: Llandudno

geschrieben von: tokkyuu

Datum: 04.09.17 19:46

[GB][IM] Nordwales und Isle of Man - Teil 1: Llandudno

Prolog

Im Sommer 2017 wollte ich endlich mal wieder auf die Britischen Inseln reisen, und zwar nicht nach London und nicht in große Städte, sondern mehr Landschaft erleben. Das letzte Mal erlebte ich britische Landschaften 1998, aber selbst da war London das Hauptreiseziel. Ich muss schon auf die 1970er-Jahre zurückblicken, wenn ich mich erinnern will, wo ich in England, Schottland und (kurz) in Wales unterwegs war. Und mein letzter Besuch auf der Insel Man ist auch schon 33 Jahre her. 1975, 1978 und 1984 war ich dort, zuletzt sogar drei Wochen.
Nun wurde endlich der Traum Wirklichkeit. Mein Freund H. und ich entschieden uns, den Norden von Wales zu bereisen, wo es viele Schmalspurbahnen gibt, anschließend 10 Tage auf der Insel Man zu bleiben, die ich zwar gut kenne, aber es hat sich eben auch viel verändert - und: ich habe dort einen Freund, der schon lange auf meinen Besuch gewartet hat.

Anders als bisher werde ich die Teile des Reiseberichts laufend präsentieren, das heißt: sobald ich meinen persönlichen Berichtstag fertiggestellt habe, folgt gleich die Adaptierung für das Forum. Das bedeutet, dass Ihr nicht bis zum Frühjahr auf den Bericht warten müsst, allerdings auch, dass zwischen den einzelnen Teilen viel Zeit vergehen wird, denn ich brauche doch längere Zeit, um die einzelnen Teile fertigzustellen. Bitte also um Geduld, wenn es mal länger dauert, bis ein neuer Teil erscheint.

Montag, 17. Juli 2017 - Anreisetag

Die Reise beginnt am Flughafen Wien-Schwechat. Sehr nervig empfinde ich dort den endlosen Marsch durch Irrgärten von Check-In, Security, Geschäftslokalen und Gängen. Eine ganze Stunde dauert es vom Bahnsteig der S-Bahn bis zum Gate, wo wir auf unseren Flieger warten. Der Check-In-Schalter ist im Ostteil des Flughafens (Terminal 3), ein neuer Bereich, in dem ich noch nie war. Von dort geht es aber wieder zurück, etwa in die Mitte des ganzen Gebäudes. Über Stufen müssen wir hinunter zum Autobus gehen, der uns weit hinaus ist östliche Vorfeld bringt, wo einige Eurowings-Maschinen stehen. Unser Flieger ist ein A320-314. Es ist ein Austrian-Flug, der mit Eurowings durchgeführt wird. Unser Ziel ist Birmingham. London wollten wir vermeiden, so bot sich dieses Ziel mit günstigem Tarif an, außerdem ein Flughafen, von dem aus man auch die Insel Man gut erreichen kann.
Eurowings bedeutet auch „billig“, aber ich erwarte mir bei Flügen sowieso keine großen Mahlzeiten mehr. Wozu auch für rund zwei Stunden Flug. Der Platz für die Füße ist ausreichend, also kann man nicht klagen.

Bahnfahrt nach Birmingham

Die Passkontrolle nach der ankkunft erfolgt „automatisch“, das heißt: es gibt Automaten, bei denen man die aufgeschlagene Passseite auf einen Scanner legen muss. Sobald die Daten eingelesen sind, leuchtet das grüne Licht und die Sperre öffnet sich und man kann durchgehen. Auf den ersten Eindruck etwas ungewohnt, aber mir fällt dann natürlich ein, dass Großbritannien ja nicht zum Schengenraum gehört. Unsereiner ist Passkontrollen ja fast nicht mehr gewohnt, nur nach Kroatien gibt es das derzeit noch (jedenfalls was unsere nähere Umgebung anlangt).
Eine Weile müssen wir noch auf die Koffer warten, dann geht es mit einem People-Mover zur Bahnstation „Birmingham International“ Der People Mover ist seit 2003 eine selbstfahrende Art Standseilbahn nach System Doppelmayr Cable Car (Cable Liner Shuttle), die 585 Meter lang ist und gratis benützt werden kann. Die Züge verkehren alle paar Minuten vollautomatisch. Von 1984 bis 1995 gab es hier die weltweit erste kommerzielle Maglev-Strecke (Magnetschwebebahn), auf der die Züge 15 Millimeter hoch über der Schiene schwebten. Überalterung und übermäßig hohe Kosten für Ersatzteile und Erhaltung führten 1995 zum Ersatz durch Shuttle-Busse, die Fahrbahn blieb jedoch bestehen und wurde ab 2001 auf den erwähnten Seilbetrieb umgebaut und 2003 eröffnet. Ein Zug kann 54 Passagiere befördern, das kleinstmögliche Intervall beträgt 2 Minuten bei einer Aufenthaltszeit in den beiden Stationen von 30 Sekunden. Die Fahrtdauer beträgt 90 Sekunden, die Geschwindigkeit 36 km/h.
Am Bahnhof „Birmingham International“, an dem auch alle Schnellzüge halten, finden wir am Fahrscheinautomaten die Fahrscheine für die Fahrt zum Hauptbahnhof von Birmingham (Birmingham New Street). Ein Abend-Retourticket kostet 2,50 £, ein Einzelfahrschein genauso viel. Übrigens besteht das Retourticket aus zwei Fahrscheinen, sodass ich einen davon als Souvenir behalten kann, denn ich habe aus Versehen das Retourticket gewählt.
Wir schauen, wann der nächste Zug fährt und gelangen zu einem LM-Zug (London Midland), der von London Euston bis Birmingham New Street fährt. Leider kann ich die Baureihe nicht zweifelsfrei eruieren, vermute aber einen elektrischen Triebwagen Reihe 350 (Desiro-UK). Die Fahrt dauert für die 14 Kilometer 13 Minuten bei einem Zwischenhalt. Der Bahnhof in Birmingham ist hypermodern, allerdings nur von außen. Innen bei den Bahnsteigen ist alles beengt und nicht besonders hübsch. Und wie bei uns ist darüber ein Einkaufszentrum mit allen möglichen Geschäften und Lokalen.

Abend in Birmingham

Da ich mir vor Reisen immer Pläne bei Open-Street-Map ausdrucke und mitnehme, finden wir natürlich schnell unser Hotel (Easy-Hotel), das nur wenige Minuten vom Bahnhof entfernt ist. Um 20 Uhr sind wir da, also 1¼ Stunden nach der Ankunft auf dem Flughafen. Von außen unansehnlich, ist es innen ein recht modernes neuartiges Billig-Hotel. Das Zimmer ist zwar extrem eng, gerade mal dass man die Betten erreichen kann. Für den Koffer ist kein Platz. Aber für eine Nacht ist es okay. Frühstück gibt es natürlich keines, aber was man benötigt, ist da: also Klo und Dusche, diverse Dinge im Bad, Das Zimmer wird mit einer Chipkarte geöffnet.

Nachdem wir versucht haben, uns in dem kleinen Zimmer irgendwie aufzuteilen, verlassen wir das Hotel, um die hiesige Straßenbahn zu besichtigen bzw. zu fotografieren. Da sie beim Bahnhof Endstation hat, können wir gleich ein paar Bilder machen, solange es noch halbwegs hell ist, aber hier geht die Sonne ja noch später unter als bei uns daheim. Da es sich bei der hiesigen Straßenbahn um eine einzige Linie handelt, die als Midland Metro die 20 Kilometer zwischen Birmingham und der Nachbarstadt Wolverhampton überrückt (hauptsächlich auf ehemaligen Eisenbahntrassen), will ich mich gar nicht weiter damit beschäftigen, zumal wir uns ja nur wenige Stunden hier aufhalten. Nur in aller Kürze: Eröffnung 1999, heute 21 Triebwagen Urbos 3 von CAF (seit 2012). Obwohl der Erfolg unter den Erwartungen geblieben ist, sind Erweiterungen geplant. Von einer geplanten Verlängerung im Stadtzentrum über die jetzige Endstation hinaus (schon für 2017 vorgesehen) sehen wir aber noch gar nichts.

https://abload.de/img/u2017_0552fwrkk.jpg
Ein CAF-Triebwagen bei der Endstation in der Stephenson Street neben einem Bahnhofseingang.

https://abload.de/img/u2017_0553fxps8.jpg
Hinter dem Triebwagen ist das Stockgleis, wo die Züge aufs andere Gleis wechseln. Eine Fortsetzung ist baulich noch nicht in Sicht.

https://abload.de/img/u2017_0555rlrur.jpg
Noch ein Bild, unweit des Bahnhofs in der Corporation Street aufgenommen.

Auf eine Fahrt verzichten wir. Wir entdecken beim Spaziergang (auch abseits der Straßenbahngleise) zwar keine schöne Altstadt, aber dafür einen Supermarkt, der auf den Namen TESCO hört und allerlei Nahrungsmittel zum Verkauf anbietet. Wir besorgen uns also etwas Brot und Käse und sonst was für ein Frühstück, das wir morgen im Zug einnehmen werden. Denn Lokale, die zeitig in der Früh schon offen haben, gibt es in England üblicherweise nicht. Hier beginnt das tägliche Leben ja viel später als bei uns. Zum Abschluss müssen wir uns mit der Selbstbedienungskassa noch herumschlagen, bei der man die Artikel an einem Scanner selbst vorbeiziehen muss und dann die Rechnung präsentiert bekommt. Irgendwo muss man die Waren dann ablegen, ich vermute, da wird anhand des Gewichtes geprüft, ob man nicht gemogelt hat, was weiß ich. Jedenfalls muss man dann das Geld in Schlitze stecken (Scheine) oder werfen (Münzen). Außerdem mache ich natürlich am Anfang der Prozedur den Fehler, nicht daran zu denken, mich in der Schlange anzustellen (deren Ende ich natürlich gar nicht bemerkt habe). Irgendwie gelingt es dann ja doch. Es wird nicht mehr lange dauern, da wird man in einer Bäckerei wohl selbst sein Brot backen müssen. Gut, das das Leben nicht ewig auf Erden dauert. Es wird immer ... (na lassen wir das).

Wir sind jedenfalls der Meinung, dass man Birmingham nicht gesehen haben muss. Wir wählten diese Stadt aber aus, weil sie ein passender Umsteigeflughafen zur Insel Man ist, bei dem man London vermeiden und Wales gut erreichen kann. Mit diesen Gedanken gehen wir zu Bett und hoffen, auf den recht schmalen und hohen Betten halbwegs schlafen zu können.

Dienstag, 18. Juli 2017 - Llandudno

Ursprünglich wollten wir um 9.25 Uhr von hier wegfahren, da wir aber erfahren, dass wir zu jeder Zeit das Hotel verlassen können und weil es ohnedies keine Frühstücksmöglichkeit in der Nähe gibt, schauen wir auf den klugerweise auf dem Bahnhof mitgenommenen ARRIVA-Fahrplanheft von Nordwales nach, welche früheren Möglichkeiten es gibt. Wir beschließen also um 7.23 Uhr den Zug nach Llandudno zu nehmen, denn da müssen wir nicht einmal umsteigen!

https://abload.de/img/u2017_055777sxx.jpg
Der Zugang zum Bahnhof zeigt, wie gewöhnungsbedürftig die äußere Gestaltung ist.

Wir begeben uns also bald zum Bahnhof, bei der Sperre (Fahrkartenkontrolle) zeige ich erstmals meine Interrail-Karte her, die Kontrolle erfolgt aber nicht genau. Bei der Ansage an diesem (englischen) Bahnhof wird Llandudno wie „Landedno“ ausgesprochen, die Engländer können also nicht Walisisch. Im Zug selbst und auf allen walisischen Bahnhöfen sind die Ansagen jedoch korrekt in walisischer Aussprache! Selbst, wenn die Ansagen auf Englisch erfolgen (die Ansagen sind fast immer in Wales zweisprachig, häufig ist Walisisch die erste Sprache, aber nicht überall). Llandudno wird auf Walisisch „Llandidno“ ausgesprochen, wobei die korrekte Aussprache des LL im Internet unter Walisisch nachzulesen ist. Hier ist nicht der Ort, um den Laut zu erklären. Er klingt ähnlich wie „chl“ oder „thl“. U spricht man wie I, W spricht man wie U, F wie W, C wie K, CH wie bei uns, der Rest ist nicht so wesentlich. Die Aussprache ist also ziemlich eindeutig (im Gegensatz zum Irisch-Gälischen oder Schottisch-Gälischen). Die Sprache fasziniert mich natürlich (wie fast alle Sprachen), aber hier ist kein Sprachenforum, also zurück zum Thema. Nur noch zum Land selbst: Wales heißt auf Walisisch Cymru (gesprochen etwa Kamrii, Betonung auf dem ii).

Die Bahnfahrt über die 213 Kilometer wird etwa 3 Stunden dauern. Unser Zug ist kurz und besteht aus einem zweiteiligen Dieseltriebwagen Class 158/8 genannt Sprinter (Baujahr 1989-92), von dem Arriva Trains Wales 24 Stück einsetzt. Die Züge in Wales werden fast alle von Arriva Trains Wales (walisisch: Trenau Arriva Cymru) betrieben. An den Zügen findet sich auch die Aufschrift: „ A DB Company“ bzw. „Un o gwmnïau DB“ (in o gumniai DB).

Wir haben Glück und können Vis-a-vis-Sitze ergattern, von denen es wie in Österreich nur wenige in einem Wagen gibt. Die meisten Sitze sind Reihensitze, jeweils die Hälfte gegen die Fahrtrichtung. Wir werden übrigens fast immer das Glück haben, solche (freien) Vis-a-vis-Sitze zu finden. Die Fahrt verläuft relativ unspektakulär, wir frühstücken erst einmal unsere gestern besorgten Brötchen sowie den Cheddar-Käse und ein paar mit Marmelade gefüllte Mini-Pies. In Shrewsbury müssen wir unerwarteterweise umsteigen. Was der Grund ist, wird uns nicht gesagt. Am gleichen Bahnsteig weiter nördlich kommt ein Arriva-Zug mit einem dreiteiligen Class 175/1 an, aus dem die Leute in den Zug umsteigen müssen, mit dem wir angekommen sind. Die Züge der Class 175/1 sind dreiteilig, es gibt auch 175/0, das sind zweiteilige. Es sind Alsthom Coradia, Baujahre 1999-2000 und ATW (Arriva Trains Wales) setzt 11 zweiteilige und 16 zweiteilige Züge ein, die 160 km/h erreichen können.

Ab Shrewsbury ist die Zahl der Reisenden viel geringer, obwohl die Platzkapazität höher ist. Die weitere Reise führt nun nach Chester, wo der Zug gestürzt wird und ab da Richtung Westen fährt. Ab Chester gibt es auch eine Mini-Bar im Zug, und der Verkäufer geht mehrmals an uns vorbei. Wir nehmen uns dabei Tee mit Milch (unser Standardgetränk in diesem Urlaub) sowie einen walisischen Kuchen.

Nun fahren wir längere Zeit an der Küste entlang und das Wetter wird immer schöner und sonniger. Die Ansagen im Zug sind normalerweise Walisisch und Englisch (aber in diesem Zug fallen aus irgendeinem Grund die Ansagen aus). Außerdem gibt es auch eine Laufbandschrift, auf der die normalen Halte angezeigt werden. Bei Bedarfshalten wird darauf hingewiesen, dass Fahrgäste, die in X, Y oder Z aussteigen wollen, den Schaffner rechtzeitig über ihr Fahrziel informieren sollen. Unsere Schaffner fragen uns wegen unserer Netzkarten immer, wie weit wir fahren wollen. Auch auf den Bahnhöfen sind alle Schilder und Aufschriften zweisprachig. Mit wenigen Minuten Verspätung kommen wir in Llandudno an. Erst nach dem Aussteigen in Llandudno kann ich unseren Zug fotografieren.

https://abload.de/img/u2017_0560h2s6q.jpg
Unser Zug, mit dem wir ab Shrewsbury hierhergekommen sind: ein dreiteiliger Class 175/1.

https://abload.de/img/u2017_05656zsg5.jpg
Auf dem Weg zum Quartier kann man schon sehen, wie hübsch die Stadt ist.

Da ich schon einen Plan der Stadt daheim vorbereitet habe (dank Internet alles sehr einfach), weiß ich den Weg zu unserem Quartier natürlich schon und wir gehen geradewegs dorthin. Das Haus beherbergt jedoch zwei verschiedene Bed&Breakfast-Familien, was nicht sofort ersichtlich war für uns. So läuten wir zunächst im linken Teil des Hauses an und erfahren, dass Crickley House der rechte Teil des Hauses ist. Nur öffnet hier keiner. Nun gut, ich weiß, wir sind ja viel früher angekommen als geplant. Also läuten wir noch einmal links und bitten, ob wir unser Gepäck derweil hier abstellen dürfen, damit wir uns die Stadt ansehen können. Das geht natürlich problemlos, denn die Leute hier sind extrem freundlich, wie wir das hier und überall immer wieder bestätigt bekommen werden. „No problem“ oder „You’re welcome“ hören wir immer wieder.

Stadtspaziergang

Wir spazieren nun Richtung Strandpromenade, kommen dabei auch an einer katholischen Kirche vorbei. Mich erstaunt immer wieder, wie häufig wir katholischen Kirchen finden, fast in jedem Ort. Und sie sind ebenso wie die anglikanischen Kirchen fast immer offen.
Von der Promenade gehen wir aber schon mal zur Great Orme Tramway, die ja mit ein Grund war, hierher zu kommen. Da momentan der Andrang sehr groß scheint, machen wir zunächst nur einige Fotos. Die Züge verkehren derzeit im 10 Minuten-Intervall.

https://abload.de/img/u2017_0571xwsuc.jpg
Die Talstation der Great Orme Tramway.

https://abload.de/img/u2017_0572p2skp.jpg
Wagen 4 auf dem Weg zur Mittelstation.

https://abload.de/img/u2017_0575i1sux.jpg
Und nicht lange später fährt Wagen 5 etwas weiter oben durch die schmale Gasse Richtung Talstation.

Da wir sehen, dass die gesichteten Schülergruppen jeweils nur einen halben Zug besetzen dürfen, kaufen wir nach rund 20 Minuten Abwarten doch unsere Fahrkarten (Preis 7,50 £). Wir stellen uns brav an, wie es hier üblich ist und nach nicht einmal 30 Minuten Wartezeit können wir mit dem Zug um 12.10 Uhr hinauffahren. Bei der Zwischenstation halten wir uns nicht auf, sondern steigen gleich um in den nächsten Zug, dafür müssen wir beim seitlichen Gang am Maschinenhaus vorbei zum bergseitigen Abfahrtsgleis gehen. Bei der Rückfahrt wollen wir uns dann mehr Zeit nehmen für Fotos. Die Fahrt bis zum Gipfel dauert insgesamt rund 20 Minuten.

https://abload.de/img/u2017_0580ihs4h.jpg
Das Maschinenhaus in der Mittelstation. Unser Zug stand nach der Ankunft direkt vor dem Absperrband.

Great Orme Tramway - Tramffordd y Gogarth

1902 wurde die Straßen-Standseilbahn auf den 200 Meter hohen Aussichtsberg Great Orme (walisisch: Pen y Gogarth) eröffnet. Sie besteht aus zwei Sektionen, in der Mitte muss umgestiegen werden. Neben den Straßen-Standseilbahnen in Lissabon ist dies die einzige noch bestehende Straßen-Standseilbahn. Die Kabelbahnen in San Francisco sind keine echten Standseilbahnen, weil sich die Wagen aus dem Seil ausklinken können.
Die Wagen sind also fix mit dem Seil verbunden, sodass in der unteren Sektion stets die beiden selben Wagen Nr. 4 und 5 unterwegs sind, in der oberen die Wagen Nr. 6 und 7. Die Nummern 1 bis 3 waren an Güterwagen vergeben, die bereits 1911 ausgemustert wurden. 1957 wurde von Dampfantrieb auf elektrischen Antrieb umgestellt. Bis 1991 gab es eine Oberleitung mit Rollenstromabnehmern, allerdings wurde hier nicht Strom zugeführt, sondern die Leitung diente als Telefonleitung. Heute wird mit Funk gearbeitet, die Stromabnehmer befinden sich jedoch noch an den Wagen, obwohl die Oberleitung abgebaut wurde. Die Bahn wird nur in der Sommersaison (März bis Oktober) betrieben.

Die untere Sektion ist großteils im Straßenraum als Straßenbahn verlegt, sodass das Zugkabel in einer Rille verborgen ist. Oberhalb der Ausweichstation sind daher getrennte Rillen vonnöten, es gibt also oberhalb der Ausweiche auch zwei Gleise, die allerdings überlappend verlegt sind, um Platz zu sparen (drei Schienen: die mittlere dient beiden Richtungen). Eine Zugsbegegnung kann dort ohnedies nicht vorkommen. Da es sich um eine Standseilbahn handelt, wird der Autoverkehr in den Straßenteilen, die gerade befahren werden, durch Ampeln gestoppt, da ja eine Standseilbahn nicht so einfach und schnell angehalten werden kann, obwohl eine Notbremsung das System innerhalb eines Meters zum Stillstand bringen kann. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt lediglich 6,4 km/h. Ab 9,7 km/h wird eine automatische Bremsung ausgelöst. 1932 gab es in der unteren Sektion einen Unfall mit zwei Toten, als die Befestigung eines Wagens mit dem Kabel brach. Der Wagen rollte nach unten und stieß an eine Wand.

Der obere Abschnitt ist im Freiland verlegt wie eine normale Standseilbahn. Da das Maschinenhaus, das beide Abschnitte antreibt, in der Mittelstation „Halfway“ stationiert ist, muss der obere Abschnitt mit einem langen Seil für beide Gleise mit einem Umlaufrad unten und zwei Aufroll-Trommeln oben betrieben werden, was Wagen mit doppelten Spurkränzen auf der einen und Walzenrädern auf der anderen Seite sowie sogenannte Abt’sche Weichen wie bei normalen Standseilbahnen nicht erlaubt. Zusätzlich zum Antriebsseil gibt es pro Wagen ein zweites Seil, das nur zwischen Bergstation und Wagen befestigt ist. Die Weichen in der Ausweiche werden durch die Spurkränze der Wagen automatisch in die richtige Position gestellt. Die Position der Weichen wurde im Jahr 2000 bereits durch eigenes Personal überwacht, weil festgestellt worden war, dass die Weichenzungen nicht immer korrekt anlagen. Im April 2000 versagte diese Überwachung aus Unachtsamkeit und mangelnder Einschulung. Es kam in der Ausweiche zur Fahrt auf das falsche Gleis und zu einer Kollision der beiden Wagen. Es gab 37 Verletzte, 17 davon mussten in Spitalsbehandlung. Im September 2009 kam es erneut zu einer Kollision, diesmal seitlich, als das hintere Drehgestell eines Wagens auf das falsche Gleis geleitet wurde, ohne zu entgleisen. Abnützung der Schienen war die Ursache, dass die Kraft des vorderen Drehgestells die Weiche nach dem Überfahren wieder in die falsche Position zurückstellte. Die automatische Notbremsung funktionierte zwar, verhinderte aber nicht die Kollision. Es gab jedoch keine ernsthaft verletzten Passagiere. In der Folge wurde die Anlage umgebaut und mit weiteren Sicherheitseinrichtungen versehen. Die Möglichkeit derartiger Fehlschaltungen war vorher nicht bekannt gewesen.

Auf dem Aussichtsberg Great Orme

Auch oben auf dem 200 Meter hohen Berg ist es recht warm, laut Wettervorhersage auf dem Handy sollen es heute 26 Grad werden und es fühlt sich auch sehr warm im Gesicht an. Allerdings herrscht auch ein ziemlich starker Wind hier heroben, sodass das Haar meist sehr zerzaust wird. Wir machen zunächst ein paar Fotos von den Zügen, die ja alle 10 Minuten ankommen und abfahren, dann spazieren wir eine Runde zum eigentlichen Gipfel und zu einigen Punkten, von denen wir die Aussicht genießen. Der Berg liegt auf einer Halbinsel nordwestlich der Stadt. Es gibt entlang der Küste auch eine Straße, die den Berg umrundet, allerdings ist sie mautpflichtig. Auf den Berg hinauf darf man auch mit dem Auto fahren und wir sehen auch viele Autos auf dem Parkplatz. Besonders lustig sind zwei Möwen, die sich auf einem warmen Autodach hingesetzt haben und ungeniert und ohne Angst die Umgebung betrachten.

https://abload.de/img/u2017_0598cdsdn.jpg
Die beiden ließen sich ohne Widerrede aus nächster Nähe fotografieren.

https://abload.de/img/u2017_06002vsaf.jpg
Wagen 6 hat nur noch wenige Meter bis zur Bergstation.

https://abload.de/img/u2017_0585mesu2.jpg
Unweit der Bergstation ist Wagen 6 auf Talfahrt zu sehen.

https://abload.de/img/u2017_0581aasoh.jpg
Die Seile sind hier gut zu sehen, die Umlenkrollen wirken etwas klobig.

Nach diesem Rundgang beschließe ich, zu Fuß bis zur Mittelstation zu gehen, um unterwegs Bilder machen zu können. H. hingegen fährt mit der Bahn. Es gelingen einige hübsche Aufnahmen, auch bei der Ausweiche. Außerdem gibt es spannende Momente, als Schafe über die Gleise spazieren und der Zug dabei einmal abbremsen muss (und natürlich bremst dann auch der ganz woanders befindliche Gegenzug ab, da er ja am gleichen Seil hängt). Bei der Mittelstation steige ich dann mit H. in den nächsten Zug der unteren Sektion und wir verlassen die Bahn, um uns andere Sehenswürdigkeiten der Stadt anzusehen.

https://abload.de/img/u2017_05942rsob.jpg
Blick auf die Mittelstation und die Stadt dahinter.

https://abload.de/img/u2017_0606nts8n.jpg
Die beiden Wagen der oberen Sektion begegnen einander in der Ausweiche.

https://abload.de/img/u2017_0620ejsbx.jpg
Die Ausweiche in der unteren Sektion.

Llandudno Pier

Wir spazieren zunächst zum berühmten Llandudno Pier. Mit 700 Metern Länge ist er der längste Pier in Wales. Außerdem hat er als Besonderheit zwei Zugänge. Einmal direkt von der Promenade am Rand der Stadt, auf halbem Weg kann man von einer Uferstraße noch einmal den Pier betreten. Zwischen beiden Zugängen liegt ein Hotel. Draußen am Ende des Piers ist neben Vergnügungsetablissements und diversen Restaurationsbetrieben auch ein Landungsplatz für Schiffe, der vor allem von der Isle of Man Steam Packet Company bei gelegentlichen Ausflugsfahrten von Douglas her genutzt wird. Er ist auch bei unterschiedlichem Wasserstand nutzbar. Der erste Pier an dieser Stelle wurde 1858 errichtet und war recht kurz. Er wurde bei einem katastrophalen Sturm 1859 zerstört (223 Schiffe wurden damals in britischen Küstengewässern zerstört und 800 Menschen verloren ihr Leben). Nach dem Wiederaufbau bestand der kurze Pier noch bis 1875, doch konnte er nur bei hoher Tide von Schiffen genutzt werden. 1877 wurde der heute noch existierende Pier in Betrieb genommen, der heute vor allem von Ausflüglern als Promenade genutzt wird. Anschließend spazieren wir entlang der Uferpromenade und besuchen noch die anglikanische Kirche.

https://abload.de/img/u2017_0623fysoi.jpg
Auf dem Weg zum Llandudno Pier.

https://abload.de/img/u2017_0568qbsya.jpg
Hier ist nur der äußere Teil des Piers zu sehen.

https://abload.de/img/u2017_0625ersu6.jpg
Das äußere Ende des Piers: wie man sieht, spazieren viele Touristen auf den Pier.

https://abload.de/img/u2017_0627l7sfa.jpg
Blick auf ein Stück der Halbinsel mit dem Great Orme. Man erkennt die (mautpflichtige) Küstenstraße.

Besuch am Bahnhof Llandudno

Schließlich gehen wir noch am Bahnhof vorbei, um dort Bilder zu machen. Dabei gelingen uns Aufnahmen der Ausfahrt eines Zuges mit den alten Flügelsignalen am Bahnsteigende. Der Kopfbahnhof Llandudno ist ja relativ klein, alle zwei Stunden gibt es Züge, die ankommen und nach wenigen Minuten wieder abfahren. Die meiste Zeit ist er also leer. Es gibt noch drei Gleise, zwischen Gleis 1 und Gleis 2 ist ein breiter asphaltierter Streifen, der annehmen lässt, dass es hier einmal zwei weitere Gleise gegeben haben könnte. Das Gittertor zwischen Bahnhofshalle sieht jedoch so aus, als ob hier immer schon eine Art Zufahrtsstraße gewesen wäre. Aufklärung bietet aber das Internet:
Eröffnet wurde der Bahnhof 1858. 1892 wurde eine große Bahnhofshalle mit den gußeisernen Elementen und fünf Gleisen errichtet. Der erwähnte breite asphaltierte Streifen war die „victorian carriage road“ zwischen Bahnsteig 2 und 3 und wurde ebenso 1892 errichtet. Die Gleise 4 und 5 wurden ab 1978 nicht mehr benutzt, verloren ihren Gleisanschluß und wurden erst 2012 abgebaut. Anstelle der Gleise 4 und 5 wurde ein Parkplatz errichtet. Schon einige Jahrzehnte zuvor wurde die Bahnhofshalle stark verkleinert und 1990 noch einmal verkürzt, sodass sie nur mehr die unmittelbar an das Bahnhofsgebäude anschließende Fläche vor den Gleisen überdacht. Auch das Bahnhofsgebäude selbst wurde 2009 verkleinert, ein lange Zeit ungenutzter Teil wurde abgebrochen. Llandudno ist der Endpunkt einer kurzen 4,8 km langen Zweiglinie von Llandudno Junction an der Hauptstrecke nach Holyhead.
Montag bis Freitag verkehren 10 Züge nach Manchester Piccadilly, 3 Züge nach Crewe und einer nach Cardiff. Nur bis Llandudno Junction verkehren 9 weitere Züge, außedem gibt es auch vier tägliche Züge nach Blaenau Ffestiniog (sprich: blainai festiniog), eine Nebenbahn, die von Llandudno Junction Richtung Süden abzweigt. Wirklichen Taktverkehr gibt es auf der Strecke keinen, es gibt auch eine Zwischenstation auf der kurzen Strecke (Halt auf Verlangen).

https://abload.de/img/u2017_0562n6s96.jpg
Blick auf den Rest der Bahnhofshalle vom Gleisbereich aus (das Bild entstand schon in der Früh).

https://abload.de/img/u2017_0634yhscb.jpg
Ausfahrender Zug Class 175/1 mit der Signal Box im Hintergrund.

Unser Quartier

Nach dieser Besichtigung spazieren wir zu unserem Quartier. Wir kommen um etwa 16.30 Uhr bei Crickleigh House an. Der Quartiergeber ist sehr nett, und wir staunen nicht schlecht, als unsere Koffer bereits im Zimmer sind. Die Nachbarin hat ihn wohl hergebracht und Steve (ich glaube, er hieß so) hat sie hinaufgeschleppt, denn wir sind im Dachgeschoß, also sozusagen im zweiten Stock. Das Zimmer ist nett, Steve ist ebenso nett.
Schön ist, dass hier WiFi (oder auch: WLAN) gratis ist! Das Passwort wird uns mitgeteilt, es steht aber auch in einem Gästeheft mit Informationen. So kann ich also übers Handy ins Internet einsteigen, Fahrpläne oder Wettervorhersagen abfragen, und natürlich nötigenfalls auch E-Mails abrufen. Als erstes schaue ich gleich nach den Bootsfahrten in Llangollen bzw. zum Pontcysyllte-Aquädukt (unser Plan für morgen) und erfahre, dass für die Fahrt zum Aquädukt und darüber die Plätze für Mittwoch und Donnerstag bereits ausgebucht sind. Später wird sich erweisen, dass das für uns sogar ein Vorteil ist.

https://abload.de/img/u2017_06351us2u.jpg
Auf dem Weg zu unserem Quartier bieten sich wieder schöne Blicke in einige Gassen an.

https://abload.de/img/u2017_0636g7s2l.jpg
Das Zimmer ist ganz nett, im Hintergrund erkennt man den Wasserkocher, der in jedem Quartier vorhanden zu sein scheint. Man kann sich hier Tee zubereiten (oder Kaffee oder Schokolade, aber wir nehmen nur Tee). Und es gibt täglich neue Keks dazu.

Abendessen

Relativ bald begeben wir uns auf die Suche nach einem Abendessen. Wir haben auf dem Weg hierher schon ein Lokal gesehen, wohin wir nun gehen wollen. Wir sitzen im Freien und brauchen eine kleine Weile, bis wir draufkommen, dass dies hier ja ein Pub ist und in einem Pub muss man sich die Getränke selbst an der Schank holen, das Essen dort bestellen (unter Angabe der Tischnummer) und auch gleich bezahlen. Natürlich freue ich mich schon auf das britische Essen und nehme daher auch gleich etwas Typisches: Meat and Potatoe Pie mit Bratkartofeln und Erbsen und Soße. Kostet nur 7,50 £. Das Essen schmeckt ausgezeichnet!

https://abload.de/img/u2017_0637_170646yxsc3.jpg
Ich fotografiere immer das Essen, wenn es mir gefällt. Nicht nur, weil es bei DSO so üblich ist... Meat and Potatoe Pie.

Live Boat-Erlebnis

Nach dem Essen spazieren wir langsam zu unserem Quartier zurück und hören schon von Ferne ein schrecklich lautes Geräusch wie im Krieg: Panzergeräusche! Es ist tatsächlich ein Raupenfahrzeug, nein: genauer gesagt deren zwei: Ein riesiger Traktor mit Raupe und angehängt ein riesiges Boot, das auf einem Anhänger steht, der statt einer zweiten „Achse“ bzw. einem zweiten Räderpaar ebenfalls eine Raupe hat. Der Grund dafür (ich erfahre ihn erst am Ende des Urlaubs) ist, dass das Boot etwa 15 Tonnen wiegt, und daher eine Raupe notwendig ist, um es zu „tragen“. Außerdem muss das Fahrzeug ja auch im (seichten) Wasser noch guten Griff auf dem Untergrund haben, bis das Boot vom Anhänger gelöst werden kann und „ins Wasser entlassen wird“. Und genau diesen Prozess können wir auch beobachten. Wir gehen dem Gefährt zwar nicht absichtlich nach, weil wir am Anfang ja noch nicht wissen, was damit geschieht. Aber als wir dann an der Uferpromenade sind, sehen wir, dass der Traktor den Anhänger gerade über die Betonrampe langsam ins Wasser lässt, das derzeit gerade „High Tide“ hat, sodass es relativ bald Wasserkontakt hat. In einem bestimmten Moment müssen die vier Arbeiter, die an den Ketten stehen, die Ketten gleichzeitig losmachen (so erklärte es mir mein Freund auf der Insel Man später), damit das Boot heruntergleiten kann. Und sofort nimmt es Fahrt auf und entschwindet. Ich vermute, dass das, was wir gesehen haben, kein Rettungseinsatz war, sondern vielleicht eine Übungsfahrt. Wissen können wir es jedoch nicht. Zahlreiche Schaulustige beobachteten das „zu Wasser lassen“ des Lifeboats. Warum das Boot nicht irgendwo im Hafen auf seinen Einsatz wartet, erklärte mir Robin damit, dass es unter Dach besser geschützt ist, vor allem auch die vielen teuren Geräte an Bord (medizinische wie technische), und in der Halle kann auch alles einfacher gewartet und getestet werden. Bei einem echten Rettungseinsatz ist bei Bedarf auch ein Arzt dabei und diverse Geräte ermöglichen rasche – auch medizinische – Hilfe. Mehr dazu dann auf der Insel Man, denn dort konnte ich so ein Rettungsboot aus der Nähe in der Halle sehen.

https://abload.de/img/u2017_06401osnh.jpg
Das recht laute Gefährt mitten auf einer Straße der Stadt wirkt etwas deplaziert.

https://abload.de/img/u2017_0642g4sik.jpg
Der Traktor ist ein wuchtiges Gerät. Nennt man so ein Gefährt überhaupt Traktor?

https://abload.de/img/u2017_0644yhsdk.jpg
Fertig zum Wassern!

https://abload.de/img/u2017_0646dfsh7.jpg
... und schon fährt das Life-Boat davon...

https://abload.de/img/u2017_0647yvspj.jpg
Zum Abschluss des Tages noch ein Blick auf die Strandpromenade.

Wieder im Quartier ist nun Zeit zum Planen für die nächsten zwei Tage. Das Frühstück gibt es ab 8 Uhr, wir müssen die Zettel ausfüllen, was wir haben wollen, denn es gibt diverse Dinge zum Auswählen. Da wir also morgen keinen Halt beim Pontcysyllte-Aquädukt machen werden, können wir später abfahren als gedacht, da haben wir also beim Frühstück keinen Stress. Statt um 8.30 Uhr fahren wir erst um 9.45 Uhr ab. Wir gehen heute früh ins Bett, denn wir sind wirklich müde.

Fortsetzung hier:
Teil 2: Llangollen


EDIT: Link zum Teil 2 eingefügt

LG Gustav
HIER sind meine Reiseberichte zu finden!




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:09:06:21:04:37.
tokkyuu schrieb:
Von einer geplanten Verlängerung im Stadtzentrum über die jetzige Endstation hinaus (schon für 2017 vorgesehen) sehen wir aber noch gar nichts.

Das dauert in Brum alles etwas länger. Der Streckenabschnitt zum Bahnhof ist erst seit letztem Jahr in Betrieb, obwohl er auch schon deutlich früher fertig sein sollte. Für die Inbetriebnahme des weiteren Abschnitts redet man inzwischen so über +/- 2021.

Zitat:
Wir besorgen uns also etwas Brot und Käse und sonst was für ein Frühstück, das wir morgen im Zug einnehmen werden. Denn Lokale, die zeitig in der Früh schon offen haben, gibt es in England üblicherweise nicht.

Oh, da irrst Du Dich. Es gibt diverse Pubs, die bereits so ab 7 Uhr öffnen und dann gerne auch Frühstück kredenzen. Zur Not tut's auch ein Wetherspoon, auch wenn das im Regelfall Bing-Bing-Gastronomie ist.

Zitat:
Irgendwo muss man die Waren dann ablegen, ich vermute, da wird anhand des Gewichtes geprüft, ob man nicht gemogelt hat, was weiß ich.

Genau. Doof ist immer nur, daß je nach Kassenmodell die Ablage mal links und mal rechts ist. Ansonsten sollte aber im Regelfall immer noch mindestens eine besetzte Kasse da sein.

Zitat:
Wir sind jedenfalls der Meinung, dass man Birmingham nicht gesehen haben muss.

Es gibt schlimmeres. Englische Seebäder mit ihrer manchmal doch sehr speziellen Klientel...

Zitat:
U spricht man wie I, W spricht man wie U, F wie W, C wie K, CH wie bei uns, der Rest ist nicht so wesentlich. Die Aussprache ist also ziemlich eindeutig (im Gegensatz zum Irisch-Gälischen oder Schottisch-Gälischen).

Joh, und wenn Du dann meinst, Tywyn richtig auszusprechen, wirst Du von den Einheimischen darüber belehrt, daß es dann doch eher Tauin bzw. Towin ausgesprochen wird...

Zitat:
In Shrewsbury müssen wir unerwarteterweise umsteigen. Was der Grund ist, wird uns nicht gesagt.

ATW liefert manchmal etwas merkwürdige Qualität ab. Auf der Relation Birmingham-Holyhead durfte ich mal bei einer (eigentlich durchgehenden) Fahrt zweimal umsteigen bzw. zwischen den Wagen wechseln. Macht natürlich viel Spaß, wenn man meint, mit dem durchgängig reservierten Sitzplatz noch ein paar Stündchen die Augen zudrücken zu können. Und letzten Monat habe ich auch wieder einige Merkwürdigkeiten erlebt.

Zitat:
Der obere Abschnitt ist im Freiland verlegt wie eine normale Standseilbahn. Da das Maschinenhaus, das beide Abschnitte antreibt, in der Mittelstation „Halfway“ stationiert ist, muss der obere Abschnitt mit einem langen Seil für beide Gleise mit einem Umlaufrad unten und zwei Aufroll-Trommeln oben betrieben werden

Das Umlaufseil brauchst Du aber insbesondere, weil die Ausfahrt aus Halfway fast eben ist und damit die Wagen nicht per Schwerkraft in die untere Endstation rollen können. Also müssen sie nicht nur nach "oben", sondern auch nach "unten" gezogen werden.

Zitat:
Nach dieser Besichtigung spazieren wir zu unserem Quartier. Wir kommen um etwa 16.30 Uhr bei Crickleigh House an. Der Quartiergeber ist sehr nett, und wir staunen nicht schlecht, als unsere Koffer bereits im Zimmer sind. Die Nachbarin hat ihn wohl hergebracht und Steve (ich glaube, er hieß so) hat sie hinaufgeschleppt, denn wir sind im Dachgeschoß, also sozusagen im zweiten Stock.
Das ist eigentlich Standard. Mir ist das eigentlich immer etwas peinlich, wenn die oftmals - im Vergleich zu mir - deutlich älteren B&B-Betreiber meinen Koffer die Treppe hochtragen wollen. Gut, mein Gepäck ist jetzt nicht so schwer, aber der Frauenkoffer... Madame schleppt einfach zuviel mit :-)

Zitat:
Das Zimmer ist ganz nett, im Hintergrund erkennt man den Wasserkocher, der in jedem Quartier vorhanden zu sein scheint.

Selbstverständlich. Gehört dazu. Bei diversen Unterkünften bekam ich sogar schon eine Thermoskanne mit frischer Milch statt der Plastikdöschen (wobei ich selbst da die Version mit normaler Milch statt Kondensmilch/Kaffeesahne schon gut finde; leider habe ich das hier in Deutschland oder auch in Österreich noch nicht gesehen).

Zitat:
Relativ bald begeben wir uns auf die Suche nach einem Abendessen.

Ich habe mir da inzwischen angewöhnt, die Herbergsinhaber zu fragen, welches Pub sie empfehlen würden. Das ist inbesondere sonntags von Vorteil, weil es durchaus Gaststätten gibt, die an dem Tag abends keine Küche haben. Ich kann mich noch erinnern, mal an einem Sonntag halb Shrewsbury durchsucht zu haben.

Zitat:
Meat and Potatoe Pie mit Bratkartofeln und Erbsen und Soße.

Hmm. Klassische Pubgastronomie. Irgendwie krieg ich jetzt Hunger.
Sehr schön, die Great Orme Tramway in Betrieb zu sehen! Llandudno ist wirklich ein schönes Städtchen, hat mir auch sehr gut gefallen! Bin gespannt auf die nächsten Teile.

Schöne Grüße
Jiří
Ich würde Deinen Traktor einfach Kettenraupe nennen. Die Briten sind wirklich ein sehr zugängliches Völkchen.

Gruß, Olaf

(,“)
< />
_/\_

♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Zitat:
Joh, und wenn Du dann meinst, Tywyn richtig auszusprechen, wirst Du von den Einheimischen darüber belehrt, daß es dann doch eher Tauin bzw. Towin ausgesprochen wird...

Jaja, ich weiß, ich wollte nur nicht zu sehr ins Detail gehen. Außerdem gibt es zwischen Nordwales und Südwales ziemliche Unterschiede. Y wird ja meist nur in der letzten Silbe wie I gesprochen, sonst eher wie ein "Schwa-Laut". Es hat eine Weile gedauert, bis ich Machynlleth (Betonung auf dem Y) halbwegs gut aussprechen konnte. Das Y klingt eben immer wieder etwas anders als erwartet... Aber es fasziniert mich eben.

Danke für die üblichen Erläuterungen!

LG Gustav
HIER sind meine Reiseberichte zu finden!
Hallo Gustav,

der erste Teil hat mir sehr gut gefallen und ich freue mich schon auf die Fortsetzung, nicht zuletzt weil wir diesen Sommer selbst 10 Tage in Wales waren.


Viele Grüße

Julius
Die walisische Sprache ist komplizierter als einfache Übersetzung. Bestimmte Paare von normalen Buchstaben gelten als ein besonderer walisischen Buchstab. zB doppel L, es ist nicht nur ausgeprägt als "chl" sonst hat eine Position im Alphabet. Und einige Buchstaben (q, k, v, x, z) existieren nicht in Walisisch! [www.chartmedia.co.uk] und dann entdecken wir „Mutation“, manche Buchstaben wechseln zu einem anderen, wenn sie am Anfang des Wortes sind und der letzte Buchstabe des vorherigen Wortes sie beeinflusst!!! zB Busse = Bysiau sonst Busbahnhof= Gorsaf Fysiau "b" kann "f" nicht folgen.

Zug 1D11, 07:09 von Birmingham International (07:23 von New Street) nach Llandudno sollte eine Class 175 sein. Warum es als 158 begann, habe ich keine Ahnung!

und die Bratkartoffeln sind britische Chips!!! Das deutsche / amerikanische Wort Chips ist Crisps auf Englisch.
Ja, SteveB, ich weiß das alles, aber ich wollte meinen Bericht nicht mit solchen Details verlängern. In meinem privaten Bericht für mich (der ist viel ausführlicher) steht das natürlich alles drinnen. "Lenition" oder "Lenierung" heißt das übrigens - und nicht "Mutation".
Croeso i Fangor heißt es zum Beispiel in Bangor (Willkommen in Bangor).
Und daß die Bratkartoffeln Chips in England heißen, weiß ich natürlich auch.
Einige Sprach-Beispiele werden schon noch kommen... ;-)

LG Gustav
HIER sind meine Reiseberichte zu finden!
Hallo Gustav,

Vielen Dank für den netten Bericht! Erinnert mich an meine GB-Reise in 2013 :-)

Die linguistischen Exkurse gefallen mir besonders gut - Gern mehr davon!
Ich hoffe, Ihr wart auch in Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch.
Ich war damals ebenfalls mit einem Railpass unterwegs und da der Ort ein Bedarfshalt ist... Na, Du weisst ja schon :D

Beste Grüsse, Patrik
revontulet schrieb:

Hallo Gustav,

Vielen Dank für den netten Bericht! Erinnert mich an meine GB-Reise in 2013 :-)

Die linguistischen Exkurse gefallen mir besonders gut - Gern mehr davon!
Ich hoffe, Ihr wart auch in Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch.
Ich war damals ebenfalls mit einem Railpass unterwegs und da der Ort ein Bedarfshalt ist... Na, Du weisst ja schon :D

Beste Grüsse, Patrik

Wir sind jedenfalls 1x durchgefahren und haben 1x dort gehalten. Ich habe Bilder von den Stationstafeln gemacht. Mein Freund hielt leiter nichts davon, dort auszusteigen, ich hätte zu gerne dem Schaffner den langen Namen vorgesagt, den ich bei den Vorbereitungen ja schon fehlerfrei und auswendig aussprechen gelernt habe (dank Youtube sehr einfach). Ich glaube ich kann ihn sogar fehlerfrei auswendig schreiben. Aber leider nützte mir das Gelernte nichts. Ich konnte nirgendwo damit "prahlen". - hihi.
Für alle, die wissen wollen, wie es richtig ausgesprochen klingt, hier der Link:
[upload.wikimedia.org]

LG Gustav
HIER sind meine Reiseberichte zu finden!
Kleine Anmerkung Thema Kirchen: Llandudno ist eine sehr "englische" Seebad, meistens in Wales sind die katholische und anglikanische Kirchen Minderheitskirchen, die Mehrheit der Bevölkerung, besonders die Walisischsprechenden, gehör(t)en zu den verschiedenen "Chapels" (Reformierte, Baptisten, Methodisten usw)...
Holger Koetting schrieb:

tokkyuu schrieb:
Von einer geplanten Verlängerung im Stadtzentrum über die jetzige Endstation hinaus (schon für 2017 vorgesehen) sehen wir aber noch gar nichts.

Das dauert in Brum alles etwas länger. Der Streckenabschnitt zum Bahnhof ist erst seit letztem Jahr in Betrieb, obwohl er auch schon deutlich früher fertig sein sollte. Für die Inbetriebnahme des weiteren Abschnitts redet man inzwischen so über +/- 2021.

Das Geld ist vorhanden und die Vorbereitungen haben in diesem Sommer auch schon begonnen, siehe
[www.metro-report.com]

Gruss, Thomas.

Re: [GB][IM] Nordwales und Isle of Man - Teil 1: Llandudno

geschrieben von: Roni

Datum: 06.09.17 22:18

Hallo Gustav!


Danke dir für den Anfang, man freut sich auf mehr! :-)


Auf der Straße der Great Orme Tramway hat es mich einmal aufgehaut, danach wurde ich vom Mädel in der Talstation fachgerecht medizinisch versorgt ;-)
Die alte Website bot einmal ein umfassendes PDF-Buch über die Bahn an, aber das finde ich momentan nicht mehr...

P.S.: Wäre nicht in Triest auch noch eine Straßen-Standseilbahn? (OK, mit kuppelbarem Seilzugteil ;-))

lg, Roni - [raildata.info] - Meine DSO-Reportagen Teil 1 (2005 bis 06/2019): [www.drehscheibe-online.de] - Meine DSO-Reportagen Teil 2 (neueste): [www.drehscheibe-online.de]
https://raildata.info/raildatabanner1.jpg
Hallo Gustav,

danke für den schönen Bildbericht.

Wir waren September 2012 in Llandudno, bei herrlichen sonnigen Herbstwetter. Die Stadt hat uns ebenfalls sehr gut gefallen, ein ausnehmend sauberes Seebad mit viel schöner alter Architektur. Außerdem ist Llandudno ein sehr guter Ausgangspunkt für Abstecher nach Nord- und Mittelwales.
Ich muß auf jeden Fall wieder mal da hin!

Beste Grüße, Torsten

https://farm5.staticflickr.com/4391/37019640161_bdae8b5797_b.jpg

Llandudno_1
by Torsten Freyer, auf Flickr

Britische Bahn Forum: [75355.homepagemodules.de]

Re: [GB][IM] Nordwales und Isle of Man - Teil 1: Llandudno

geschrieben von: Peter

Datum: 17.02.18 18:59

revontulet schrieb:
Vielen Dank für den netten Bericht! (...)

Die linguistischen Exkurse gefallen mir besonders gut - Gern mehr davon!
Ich hoffe, Ihr wart auch in Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch.
Dem schliesse ich mich gerne an! :-)

Gruss

Peter

+++ Ich will gar nicht, dass mich jeder mag - im Gegenteil: Die Sympathie oder Zuneigung gewisser Menschen waere mir hochgradig peinlich.
+++ Friends help you move. True friends help you move bodies.
+++ Rechtschreibfehler sind beabsichtigt: Es gibt immer Menschen, die nach Fehlern suchen - und ich versuche, allen Lesern etwas zu bieten.
Gegen einen kleinen Obolus biete ich sogar Patenschaften fuer meine Schreibfehler an. Und bald ist Weihnachten ...