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Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen mehrteiligen Reisebericht über die Bahnen der Isle of Man (Manx: Ellan Vannin), reichlich garniert
mit Bildern vom kulturellen Leben und der grandiosen Landschaften und Bauten auf dieser wunderschönen Insel in der Irischen See.
Am 07. Juli 1997 gaben meine Frau und ich uns das Ja-Wort auf dem Standesamt in Bad Iburg. Da wir damals aus diversen Gründen keine Hochzeitsreise antreten konnten, haben wir dies immer wieder vor uns hergeschoben. Irgendwann im Herbst letzten Jahres zeichnete sich ab, dass es zum 20. Hochzeitstag endlich klappen könnte. Aber wohin? Die beiden letzten Jahre hatten wir den Urlaub auf einer Insel verbracht, 2015 auf Helgoland und 2016 auf Rügen. Da lag es nahe, zu Abwechselung mal wieder das Festland zu wählen. Andalusien oder die Toscana, beides Favoriten meiner Frau, oder das Elsass? Andalusien war mit zu heiß, ich bin kein Freund großer Hitze, und das Elsass ist immer zu erreichen, die Toskana im Grunde genommen auch. Nein, es musste etwas ausgefalleneres sein. Da war doch noch diese Insel in der Irischen See, die aus verschiedenen Gründen schon lange in meinem Hinterkopf herumspukte. Also einen ersten Versuch im Internet unternommen, da etwas zusammenzustellen. Aber das war schwieriger als gedacht. Zunächst hatte ich versucht, zumindest den Hinweg mit Bahn – Fähre – Bahn – Fähre zu bewältigen, was aber daran scheiterte, dass der Fahrplan von British Rail für die angedachte Reisezeit noch nicht verfügbar war. Auch eine Anfrage in einem Reisebüro in Alfeld brachte keinen Erfolg, da die großen Veranstalter die Isle of Man nicht im Angebot hatten. Danach habe ich die Versuche erst einmal aufgegeben.
Wie es der Zufall will, hängt doch eines Tages bei uns im Dorf ein Banner am Zaun eines Hauses. Eine in unser Dorf gezogene junge Reisebürokauffrau betreibt ihr kleines Reisebüro im wahrsten Sinne des Wortes vom Küchentisch aus. Inzwischen war es Februar geworden und ich hatte auch bemerkt, dass das Angebot an freien Hotelplätzen in Douglas merklich geringer wurde und auch die Zimmerpreise langsam anzogen. Jetzt hieß es handeln. Zunächst musste ich abklären, ob ich überhaupt für den Zeitpunkt (um dem 07. Juli 2017 herum) Urlaub bekommen konnte, da der Termin ja in den Sommerferien in Niedersachsen lag. Nachdem ich das Okay meines Arbeitgebers hatte, suchte ich das kleine Reisebüro auf. Nach kurzer Beratung fiel dann die Entscheidung für Hin- und Rückflug, da es einfach zuverlässiger zu planen war. Also ging ich in meinem zarten Alter von 58 Jahren doch noch in die Luft, wobei da ein vom Großvater bei einem Preisausschreiben gewonnener Rundflug mit einem einmotorigen Sportflugzeug über Osnabrück so um 1964/65 herum nicht berücksichtigt ist.
Ein Besuch in der Irischen See – Ellan Vannin (Teil 1)
Wie gewohnt zunächst der Rückblick auf die vergangenen Tage:
[IOM] Ellan Vannin – Grüne Insel in der Irischen See (Tag 1+2 – m35B)
[IOM] Ellan Vannin – Grüne Insel in der Irischen See (Tag 3/1 – m30B)
[IOM] Ellan Vannin – Grüne Insel in der Irischen See (Tag 3/2 – m31B)
[IOM] Ellan Vannin – Grüne Insel in der Irischen See (Tag 4/1 – m35B)
[IOM] Ellan Vannin – Grüne Insel in der Irischen See (Tag 4/2 – m20B)
[IOM] Ellan Vannin – Grüne Insel in der Irischen See (Tag 5/1 – m39B)
[IOM] Ellan Vannin – Grüne Insel in der Irischen See (Tag 5/2 – m40B)
[IOM] Ellan Vannin – Grüne Insel in der Irischen See (Tag 6 – m33B)
[IOM] Ellan Vannin – Grüne Insel in der Irischen See (Groudle Glen Railway – m38B)
[IOM] Ellan Vannin – Grüne Insel in der Irischen See (Tag 7 u. 8 – m40B)
[IOM] Ellan Vannin – Grüne Insel in der Irischen See (Tag 9/1 – m33B)
[IOM] Ellan Vannin – Grüne Insel in der Irischen See (Tag 9/2 – m29B & extrem viel Text/Fakten)
[IOM] Ellan Vannin – Grüne Insel in der Irischen See (Tag 10 + 11 – m38B und extrem viel Text/Fakten))
Straßenbahnforum
[IOM] Ich glaub' mich tritt ein Pferd – Douglas Bay Horse Tramway (m47B)
Busforum
[IOM] Bus Vannin (m17B)
Zunächst ging es am 04. Juli 2017 vom Flughafen Frankfurt/M. mit British Airways CityFlyer und einer zweistrahligen Embraer 190 bis London City, wo ein gut zweistündiger Aufenthalt auf uns wartete.
Ich hatte zwar bemerkt, dass im Flughafen das fotografieren verboten war, mir aber nichts dabei gedacht, als ich vorm Flughafen einige Busse fotografieren wollte. Ich hatte kaum die Kamera im Anschlag, als auch schon Security neben mir stand und wissen wollte, was ich dort mache. Ich erklärte ihm, dass ich einige Busse aufnehmen wollte, woraufhin er mir zu verstehen gab, dass das Fotografieren auch vor dem Flughafen verboten sei. Schließlich gestattete er mir einige Aufnahmen. Nun habe ich ja ein gewisses Verständnis dafür, dass man gerade in London derzeit ein wenig nervös reagiert. Aber soll das die neue Linie sein?
Bild 01: Stage Coast 15102, Scania OmniCity, vor dem London City Airport:
Bild 02: „Go ahead“ No. WVL113, Volvo B7TL/Wright Eclipse Gemini, an gleicher Stelle:
Bild 03: Und zum Schluß darf natürlich auch ein Londoner Taxi nicht fehlen:
Mit einer Saab 2000, einer zweimotorigen Turboprop-Maschine von BA CityFlyer, ging es dann weiter zum ca. 15 Kilometer südlich von Douglas gelegenen Inselflughafen Ronaldsway, der gegen 16.10 Uhr erreicht wurde. Die Isle of Man ist weder Teil des Vereinigten Königreiches noch eine Kronkolonie, sondern als Kronbesitz unmittelbar der britischen Krone unterstellt. Sie ist somit auch kein Mitglied der Europäischen Union. Dennoch gilt auf der Insel ein Teil des EU-Rechts, sowie das Zollrecht der Europäischen Zollunion, so dass Kontrollen oder ähnliches entfielen. Zudem mussten wir uns mit der passenden Währung versorgen. Als Währung gilt das Isle of Man Pfund, welches 1:1 an das Britische Pfund gekoppelt ist, welches auch überall akzeptiert wird. Man erhält am Geldautomaten Manx und Britisches Pfund oft auch bunt gemischt.
Hier in der Nähe von Castletown war es zunächst noch leicht am nieseln, als wir mit
busvannin zu unserem Hotel in Douglas fuhren, wo der Regen bereits geendet hatte. Nach dem Einchecken bezogen wir erst einmal unser Zimmer, bevor wir dann noch am Abend einen Gang zur Douglas Bay unternahmen. Das „Mereside“ lag zwar nicht direkt an der Promenade, aber nach gut 100 Metern war man am Strand.
Die 572 qkm große Isle of Man (Manx: Ellan Vannin, deutsch: Insel Man(n)) ist eine der Britischen Inseln und liegt in der Irischen See zwischen Schottland und Irland. (Zum Vergleich: Rügen 926 qkm). Hauptstadt der Insel ist die Stadt Douglas (Manx: Doolish), gelegen am Zusammenfluss der beiden Flüsse Dhoo und Glass, welche der Stadt ihren Namen gaben. Bis ins 18. Jahrhundert blühte auf der Insel der Schwarzmarkt, da man so die hohen Zölle und Einfuhrgebühren in England zu umgehen wußte. Bei Nacht und Nebel wurden die Waren dann nach England gebracht. 1756 konnten die Engländer aber durchsetzen, dass überall im Königreich die gleichen Steuern und Zölle zu zahlen waren, woraufhin der Schwarzmarkt einbrach.
Mit Eröffnung der Fährlinie zwischen Liverpool und Douglas im Jahre 1830 eröffnete sich eine neue Einnahmequelle: der Tourismus. Die Besucherzahlen stiegen rasant von 60.000 in 1872 auf 183.000 im Jahre 1884. An der langgezogenen Douglas Bay entstanden zahlreiche Hotels und Häuser im viktorianischen Stil, die 1876 mittels einer Pferdestraßenbahn verbunden wurden.
Der nächste Tag, der 05. Juli 2017, war der Nationalfeiertag der Isle of Man, der „Tynwald Day“. Der
Tynwald (altnordisch: thing und völlr = Versammlungsfeld) ist das Zweikammernparlament der Isle of Man, das sich bis in die Zeit der Wikinger 979 n.Chr. zurückverfolgen lässt und somit das älteste durchgehend tagende Parlament der Welt ist. Noch älter ist nur das isländische
Althing, welches seit 930 n.Chr. besteht, allerdings nicht durchgehend. Der Tynwald setzt sich zusammen aus dem Oberhaus, dem „Legislative Council“, mit 11 Mitgliedern, davon zwei von Amts wegen, und dem Unterhaus, dem „House of Keys“, mit 24 gewählten Abgeordneten. Am Tynwalds Day trifft sich die Legislative Tynwald in St. John’s bei der Kapelle des Heiligen Johannes des Täufers, welche aus dem Jahr 1417 stammt, und nicht wie üblicherweise in der Inselhauptstadt Douglas. Der Vizegouverneur der Isle of Man, als Repräsentant der Lord of Mann (Queen Elizabeth II.), sitzt der Zeremonie vor, außer wenn der Lord selbst oder ein Mitglied der britischen königlichen Familie anwesend ist.
Bild 04: Nach dem Verlassen des Hotels bot sich dieser Anblick an der Ecke Empress Drive/Mona Drive:
Bild 05:
Bild 06: Unten fuhr gerade die erste Pferdebahn des Tages vorbei:
An der Promenade schlugen wir den Weg zum nördlichen Punkt der Promenade am Derby Castle ein, wo die Manx Electric Railway (MER) ihren Ausgangspunkt hatte
Bild 07: Auf dem Weg dorthin entstanden einige Aufnahmen der etwa 2,8 Kilometer langen Promenade:
Bild 08:
Bild 09: Aufgrund seiner Lage herrscht auf der Isle of Man ein feuchtes, gemäßigtes Klima mit milden Wintern
und kühlen Sommern. Frosttage sind die absolute Ausnahme, weshalb dort auch mediterrane Pflanzen gedeihen:
Bild 10:
Die Promenade erstreckt sich vom Sea Terminal im Süden über die Loch Promenade, die Harris Promenade, die Central Promenade und die Queens Promenade zum Derby Castle im Norden. Am Morgen dieses Feiertages waren noch nicht viele Leute unterwegs.
Bild 11: Entlang der Queens Promenade zieht Pferd Steve den Wagen 45 zum Sea Terminal:
Der Laden im Hintergrund hat nichts mit Modelleisenbahnen zu tun, denn jedes Jahr Ende Mai/Anfang Juni findet auf der Isle of Man die
Tourist Trophy TT statt. Im Laden im Hintergrund findet man T-Shirts und vieles andere mehr rund um das älteste, gefährlichste und umstrittenste Motorradrennen der Welt. Der Audi TT verdankt übrigens diesem Rennen seinen Namen, in Erinnerung an den Deutschen Ewald Kluge, der 1938 auf einer DKW hier den Sieg einfuhr.
Bild 12: Am Ausgangspunkt der MER angekommen, trafen wir auf den bereits gut gefüllten „Winter Saloon“ No. 19 (G.F. Milnes/1899),
der um 9.40 a.m. Douglas zur Fahrt nach Ramsey verlassen sollte. Als Trailer diente der Open-Trailer No. 43 II. (G.F. Milnes/1903):
Bild 13:
Bild 14: Im Depot machte sich der „Tunnel Car“ No. 9 (G.F. Milnes/1894) bereit, der dem No. 19 eine halbe Stunde später folgen sollte:
Bild 15:
Warum der Wagen die Bezeichnung „Tunnel Car“ trägt, erschließt sich nicht sofort, da es bei der MER nicht einen einzigen Tunnel gibt. Es könnte allerdings damit zu tun haben, dass bei dieser Serie (No. 5 – 9) die Sitze ursprünglich in Längsrichtung angeordnet waren. (Edit(h) meint: Es könnte nicht nur, es hat sogar!)
Bild 16: Die Fahrzeuge der MER besitzen Rollenstromabnehmer, was zur Folge hat, dass bei jeder Fahrtrichtungs-
änderung der Stromabnehmer gedreht werden muss, gerade bei Rangierfahrten ein umständliches Verfahren:
Bild 17:
Bild 18: Das Gespann No 19/No. 43 II. verläßt Douglas und erklimmt die Rampe
hoch nach Onchan, der praktisch nahtlos anschließenden Nachbarstadt Douglas':
Bild 19:
Die Ruine im Hintergrund zeugt vom schwärzesten Tag der Isle of Man nach dem II. Weltkrieg. "PatrickBln" schreibt dazu: "Es sind die Überreste des alten Summerlands, eines ehemaligen Hallenbades und Freizeitzentrums. Im Jahr 1973 kam es in dem Gebäude zu einem verheerenden Großbrand, der über 50 Todesopfer zur Folge hatte und ganz England erschütterte
(BBC-Bericht zum 40. Jahrestag des Unglücks vom 02. August 1973). Der Grund waren eklatante Mängel beim Brandschutz (war da nicht vor kurzem in London mal wieder etwas?). Für die Bewohner der Isle of Man ist diese Katastrophe unvergessen. Sie gilt als eine der größten zivilen Unglücke auf den Britischen Inseln nach dem Zweiten Weltkrieg, wurde aber aus dem Bewusstsein verdrängt. Das Summerland wurde nach dem Brand in stark abgewandelter Form wieder neu errichtet und schließlich 2004 endgültig geschlossen. 2005 erfolgte der komplette Abriss des Komplexes. Das Gelände soll nun, gute 10 Jahre später, endgültig umgestaltet werden.
Bild 20: Zwischendurch ein Blick über die Bucht auf Douglas:
Bild 21: Wagen No. 9 hat sich den Open-Trailer 47 (G.F. Milnes/1899) geschnappt und fährt nun in Richtung Startpunkt Derby Castle:
Bild 22: Zuvor muss wieder die Fahrtrichtung gewechselt...
Bild 23: ...und damit auch jedesmal der Rollenstromabnehmer gedreht werden:
Bild 24:
Bild 25:
Bild 26: In diesem Falle muss dann auch noch lediglich der Fahrdraht gewechselt werden
Bild 27: Kurz vor der Abfahrt des Zuges nach Ramsey erreicht die Horse Tramway den Endpunkt Derby Castle. An der Spitze „Trammer“ Philip:
Mehr zur Geschichte der Manx Electric Railway dann in einer der nächsten Folgen.
Weitere Bilder der Pferdestraßenhabe ich ich bereits hier gezeigt: Ich glaub' mich tritt ein Pferd – Douglas Bay Horse Tramway (m47B).
Bild 28: Da wir noch zum Tynwald Day wollten, machten wir uns auf den Weg zum Busbahnhof an der
Lord Street, unweit dem anderen Ende der Promenade. Der Strand präsentierte sich nun frisch geharkt:
Bild 29:
Von dort ging es mit dem Bus nach St. John's im Westen der Insel, etwa eine halbe Busstunde von Douglas entfernt. Generell muss gesagt werden, dass die Insel bus- und bahntechnisch sehr gut erschlossen ist. An diesem Tag verkehrten zudem zahlreiche Sonderbusse zwischen Douglas und St. John's. Die Veranstaltung zieht jedes Jahr tausende von Einheimischen und Touristen an.
Die Aktivitäten fanden rund um die St. John's Chapel und den Tynwald Hill statt und unterschieden sich nicht groß von den hiesigen Volksfesten.
Bild 30: Zwischen Kapelle und Tynwald Hill waren folkloristische Darbietungen zu erleben:
Bild 31:
Bild 32: Dazwischen Verkaufsstände mit Kunsthandwerk, Spielwaren, Nahrungsmitteln aus
eigener Herstellung und natürlich Imbissstände, Eiswagen, Kaffee-, Tee- und Kuchenverkauf:
Bild 33: Besonders originell fand ich diese Hüpfburg für Kinder in Form der Arche Noah:
Bild 34: Der Tynwald Hill, die traditionelle Versammlungsstätte des Isle of Man Parliaments. Lei-
der war die Zeremonie bereits beendet und das Zeltdach wurde bereits wieder zusammengefaltet:
Die Insel war seit dem 8. Jahrhundert ein Außenposten der Wikinger und gehörte bis ins 13. Jahrhundert dem norwegischen Königreich der Hebriden.
Bild 35: Zur Erinnerung an diese Zeit, auf die der heute noch existente Tynwald zurückgeht, war im nahegelegen Park ein Wikingerdorf nachgestellt worden:
Hier endet mein Bericht über die ersten beiden Tage auf der Isle of Man. Am nächsten Morgen besorgten wir uns zunächst erst einmal eine "7 day go explore" - card, die uns sieben Tage unbegrenztes Fahren mit (fast) allen öffentlichen Verkehrsmitteln der Insel gestattete. Im Anschluß ging es danach sofort mit der MER und der
Snaefell Mountain Railway auf den höchsten Gipfel der Insel (621 Meter ü.NN). Davon und noch etwas mehr dann im zweiten Teil dieses Reiseberichtes.
The inofficial anthem of Ellan Vannin played and sung by The Bee Gees, which were born at Douglas in 1946 (Barry Gibb) and 1949 (Robin u. Maurice Gibb):
[www.youtube.com]
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Rolf Köstner
Ich bin ein Boomer!
8-mal bearbeitet. Zuletzt am 27.03.23 15:35.