Moin!
Es geht weiter, aber zunächst gibt es den obligatorischen Link zum ersten Teil:
[IE] Torf und mehr im August 2015 (1/5)
09.08.2015
Da das Wetter in Donegal heute nicht wesentlich besser war, haben wir den Weg südostwärts ziemlich direkt angetreten. Für unterwegs hatten wir eine Sehenswürdigkeit auf dem Zettel und dafür steuerten wir den kleinen Ort Arigna nahe der Grenze zu Nordirland an.
In Arigna gab es etwas für Irland sehr ungewöhnliches, ein Steinkohlebergwerk. Offiziell wurde hier seit 1765 nach Kohle gegraben, tatsächlich noch deutlich früher. Die Kohle diente der Versorgung einer aufkeimenden Eisenindustrie in der Gegend. Im Jahr 1958 wurde hier ein kleines Kohlekraftwerk gebaut, einerseits um in der Gegend die Versorgung mit Elektrizität aufzubauen, andererseits um den Absatz der geförderten Kohle sicherzustellen, um in der strukturschwachen Gegend die Arbeitsplätze zu sichern. Die Motive waren also die gleichen wie beim damaligen Bau der neuen Torfkraftwerke. Fortan war das Kraftwerk der Hauptabnehmer für die Kohle.
Wirtschaftlich war die Sache sicherlich nicht. Die Kohle lagerte in Flözen mit einer Höhe von maximal 60 cm, oft auch weniger, und entsprechend schlecht fiel das Verhältnis von Aufwand und Kohleförderung aus. Trotzdem oder gerade deswegen wurde hier in moderne Abbautechnik investiert. Das Ende kam schließlich im Jahr 1990, als einerseits das kleine Kraftwerk in die Jahre gekommen war, andererseits die Qualität der noch förderwürdigen Kohle schlechter wurde.
Heute erinnert ein Bergbaumuseum an den Bergbau in Argina. Es liegt weit oberhalb des Ortes am Berg, dort wo der Abbau in den frühen Betriebsjahren stattfand. Zuletzt wurden deutlich tiefer gelegene Flöze abgebaut, aber die Bedingungen der letzten Betriebsjahre wurden hier oben nachgebildet und können unter Tage besichtigt werden.
Hier gelangten die Hunte von den Abbaustellen zur Hauptförderstrecke.
Früher waren die Stollen sicher nicht alle so hoch, als typische Arbeitstellung der Arbeiter wird auf dem Rücken liegend im Museum überliefert. Das Kohlenflöz liegt im oberen Bereich, dort wo der Kohlehobel liegt. Das Flöz ist dort nicht angeschnitten, sondern in ganzer Höhe ausgebrochen…
Noch ein Bild aus dem Berg: Hier liegt das Kohlenflöz unten.
Vor der Tür des Museums steht eine Feldbahnlok aus dem Hause Lister, gebaut im Jahr 1936. Sie stammt aber nicht von der Arigna Mine, sondern war zuletzt in Schottland im Einsatz. Das Foto war erst möglich, nachdem ich mich zu einem Museumsmitarbeiter durchgefragt hatte und der mir netterweise sein davor geparktes Auto wegfuhr. Die Freude über die freie Sicht währte jedoch nur kurz, denn es kam gleich ein Besucher, der sich auf die freie Lücke ganz vorne am Eingang stürzen musste. Aber für das Foto hat es immerhin gerade so gereicht…
Auf dem weiteren Weg zum Übernachtungsort Carrick on Shannon ließ sich noch eine der in diesem Lande raren Museumsbahnen einbauen. Es ging nach Dromod zur Cavan and Leitrim Railway.
Direkt gegenüber befindet sich der Bahnhof der großen Bahn. Und wenn schon einer der wenigen Züge kommt, dann kann man davon auch schnell ein Foto machen. 22319 fährt aus Dublin kommend ein.
Dann ging es zur Museumsbahn, oder besser ins Museum. Letztlich ist die ganze Sammlung eine große Materialanhäufung, aber dafür gibt es viele originale Loks zu sehen und nicht solche aus der Retorte. Fahrbetrieb findet aus technischen Gründen nicht statt, aber ich fiel irgendwie auf und nach kurzem Gespräch wurde eine Lok angelassen und man fuhr mit mir zum Ende des derzeit befahrbaren Streckenabschnitts.
Die Ruston & Hornsby 379070, ehemals LM 114 bei Bord na Móna, am Streckenende
Im Unterholz zwei Dieselloks von der Guiness-Werkbahn in Dublin
Unter den von den Vorgängerbetrieben übernommenen Loks bei Bord na Móna war auch diese Ruhrthaler, die als LM 11 eingereiht wurde.
Von den an Bord na Móna gelieferten Deutz haben es mehrere hierher geschafft. Links steht 57843, rechts 57839.
Diese Lok von Ruston & Hornsby mit der Nummer LM 175 hätte der Standard bei Bord na Móna werden sollen. Doch es kam anders; LM 175 blieb ein Einzelstück und die Standardloks kamen in Form der Wagonmaster bzw. 85 HP von Hunslet.
Ein ganz anderes Schienenfahrzeug
Man sammelt hier auch andere Dinge als spurgeführte Fahrzeuge…
Jede Menge Veteranen des Torfabbaus
Noch eine Deutz, die 57834. Hinten ist das hübsche Empfangsgebäude des Schmalspurbahn zu erkennen, die in diesem Bahnhof einst ihren Anfang nahm und unter anderem nach Arigna führte.
Ein Personenwagen aus dem Bestand von Bord na Móna, entstanden aus einem Bus und zwei Drehgestellen.
Dann ging es nach Carrick on Shannon, wo erst das Quartier bezogen wurde, bevor wir uns zum Tagesausklang an den Gestaden des Shannon niederließen.
09.08.2015
Die heutige Route führte quer durch die Torabbaugebiete. Etwas südlich unseres Übernachtungsorts liegt Lanesborough mit der West Offaly Power Station, Mittelpunkt der Feldbahnstrecken des Mountdillon Systems. Das Wetter war auch heute eine Herausforderung, aber zwischen den dicken Wolken und den heftigen Regengüssen kam auch immer wieder die Sonne durch…
Hier hat es leider nur zu einem Hauch Sonne gereicht: LM 402 hat eine Ladung Torf am Kraftwerk abgeliefert und ist jetzt mit dem Leerzug wieder auf dem Weg in die Moore.
Etwas näher am Kraftwerk kam mir ein voller Zug mit LM 438 vor die Linse.
Stehende Loks erschienen deutlich kompatibler zum Wetter und daher begehrte ich Einlass in die Mountdillon Works. Der wurde mir problemlos gewährt und nicht nur hier erwies es sich als sicher nicht nachteilig, die Warnweste gleich dabei zu haben. Vor der Werkstatt stand LM 302, eine Wagonmaster, die gerade das Modernisierungsprogramm über sich hat ergehen lassen müssen.
Auf der Rückseite der Halle ist die Zufahrt zur Wagenwerkstatt und dort ist das Reich des Hofhundes LM 66.
Gebüsch auf, Lok rein, Gebüsch zu: LM 155 stand schon Ostern letzten Jahres hier und auch im Gebüsch hat sich nichts verändert.
Ein Blick in die Werkstatt: neben neueren Loks war hier LM 37 in Arbeit, mit Baujahr 1947 gehört sie zu den ältesten Loks im Bestand.
Zum Schluss habe ich noch einen Blick in die sogenannte Peat Handling Area, den Betriebsbereich von Bord na Móna hinter dem Kraftwerk geworfen. Dort herrschte leider gähnende Leere, lediglich zwei Loks standen sich die Räder platt. Aber es gab immerhin Sonne für ein Übersichtsbild.
Der Bahnhof hinter dem Kraftwerk. Rechts steht das Silo für die Beladung des Aschezuges und dahinter ist die Entladeanlage für die Torfzüge zu erkennen. Links am Bildrand steht LM 226.
Das war dann aber auch genug hier, denn die Liste der möglichen weiteren Ziele hatte noch ein paar Positionen. Es ging in südwestliche Richtung zur Abbaustelle Derryfadda, denn dieser Betrieb lag von der weiteren Reiseroute am weitesten entfernt. Die Anlage wurde vor einigen Jahren auf altem Betriebsgelände neu erbaut. Der hier geförderte Torf wird an die Kraftwerke in Lanesborough und Shannonbridge geliefert. Auch hier wurde mir ein ankommender Zug avisiert und bis dahin konnte ich durch die Anlagen stromern.
Die Verhältnisse bei diesen Feldbahnen sind doch irgendwie anders als man es gewohnt ist: In der modernen Werkstatthalle von Derryfadda befinden sich zwei Gleise mit großzügig angelegten Untersuchungsgruben. Darauf stehen zwei der hier eingesetzten Loks, LM 378 und Lm 320.
Die moderne Entladeanlage mit dem Kreiselkipper. Ich stehe bei dem Bild auf einer der typischen Brücken, die vielerorts im Bereich der Entladung über die Gleise führen und als sicherer Arbeitsweg dienen.
Der Betrieb schien nicht an der Kapazitätsgrenze zu arbeiten. Draußen standen zwei weitere Loks, darunter die sehr fototauglich positionierte LM 386. Auch sie ist eine der fünfzehn originalen 115 HP von Hunslet. Nachdem ich auf der ersten Reise nur eine einzige als schlechtes Belegbild erwischt hatte, kamen mir diesmal einige dieser Loks vor die Linse.
Als der avisierte Zug ankam, war es mal wieder kurz vor stockdunkel, aber zum Glück wurde er etwas vor der Entladeanlage abgestellt und so konnte ich zusammen mit LM 218 auf die Sonne warten.
Danach lief es dann nicht mehr so richtig. Ich wollte an ein paar Stellen im Randbereich des Streckennetzes des Blackwater Systems schauen, aber es kam kein wirklich brauchbares Foto dabei heraus. Andererseits mussten wir zwischendurch auch etwas vorankommen. Die Boora Parklands habe ich dann dummerweise ignoriert, obwohl der Sonnenstand bei einem Besuch am späten Nachmittag eigentlich gut gewesen wäre. Und so waren wir schon im südöstlichen Bereich des Derrygreenagh Systems, als mir endlich eine letzte Lok an diesem Tag vor die Linse kam, allerdings keine aktive.
In dem kleinen Ort Welsh Island steht an einer Straßenecke LM 28 als Denkmal und verdeutlicht den Bezug der Siedlung zu den Mooren, die sicher keine Reichtümer, aber immerhin eine gewisse Basis für Arbeit und Lebensunterhalt boten.
Die restliche Fahrt zum Übernachtungsquartier war dann auch schnell absolviert. Es ging nach Naas, strategisch günstig gelegen (nicht nur) am Rand der Torfabbaugebiete.
Und es gibt in den Mooren noch viel mehr Loks zu entdecken, mehr dazu demnächst.
Viele Grüße und anlässlich des heutigen Datums wünsche ich allen Mitreisenden einen guten Rutsch und ein gesundes, friedliches und erfolgreiches Jahr 2017!
Gunnar
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2016:12:31:16:51:01.