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Aktivurlaub auf der Abraumhalde („Aua dA“)

Teil 10a: Im Heckeneilzug dabei, einmal quer durch die Mandschurei in die Innere Mongolei (1.Etappe)


Im letzten Bericht hatten wir unseren Aktivurlaub in der Clubanlage von Fuxin zu unserer vollsten Zufriedenheit beendet. Der Cluburlaub war damit aber nicht zu Ende, vielmehr sollte es weiter zur nächsten Clubanlage in der Inneren Mongolei gehen. Stilgerecht erfolgte der Transfer natürlich mit dem Zug. Und im Gegensatz zur Anreise nach Fuxin mit dem Hochgeschwindigkeitszug sollte es diesmal das andere Extrem sein: eine Fahrt mit dem Heckeneilzug einmal quer durch die Mandschurei. Genießt in diesem Bericht also eine Fahrt mit der Eisenbahn, wie sie sein sollte: Füße hochlegen, Sonnenblumenkerne zum Knabbern auf den Tisch legen und einfach zum Fenster rausschauen, wo Landschaft und Menschen langsam vorüberziehen …

Zunächst einmal noch ein paar Worte zu Zuggattungen in China. Nahverkehrszüge gibt es in China eigentlich nicht (wenn man von ganz wenigen Ausnahmen absieht). In den großen Städten gibt es U-Bahnnetze, in den kleineren Städten und auf dem Land Busse, Taxis, Motorräder und Lastwagen für den Nahverkehr. Es gibt aber neben den vielen Schnellzügen auch langsame Züge abseits der Magistralen, die aber durchaus ziemlich lange Läufe haben können und damit durchaus an die bei uns längst ausgestorbene Gattung der Heckeneilzüge erinnern (daher auch die Überschrift). Diese Züge haben meist nur Sitzwagen der zweiten Klasse, kein Gepäck- und/oder Speisewagen und halten an jeder „Reisschüssel“. Das soll jetzt nicht heißen, dass der Zug alle zehn Minuten hält. Vielmehr kann es sein, dass der Zug auch mal zwei Stunden fährt, ohne ein einziges Mal zu halten. Dann gibt es neben den Schienen eben nicht einmal eine Reisschüssel.

Unser Zug „K7562“ hatte sogar die Gattung „K“ (Kuaisu = schnell), entsprach aber sowohl von Wagenmaterial, als auch von Reisegeschwindigkeit eher einem Zug der niedrigsten Gattung. Zunächst ein Blick auf den Zuglauf von „K7562“:

Bahnhof Ankunft Abfahrt km
Shenyang 10:12 0
Xiaodong 11:42 11:44 107
Xinlitun 11:59 12:02 121
Daba 12:23 12:25 141
Ajin 12:58 13:00 170
Fuxin 13:15 13:19 182
Qinghemen 13:51 13:53 216
Yi County 14:27 14:30 253
Zhoujiatun 14:49 14:55 271
Shangyuan 15:06 15:08 281
Beipiao Nan 15:39 15:43 301
Nenjia 16:00 16:02 317
Chaoyang 16:29 16:33 342
Dapingfang 17:14 17:16 373
Gongyingzi 17:57 17:59 407
Yebaishou 18:21 18:25 427
Shahai 18:58 19:04 450
Tianyi 19:19 19:21 465
Pingzhuang Nan 20:24 20:26 510
Pingzhuang 20:35 20:38 519
Yuanbaoshan 21:03 21:05 547
Chifeng 21:35 574


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Bild 0: Zug „K7562“ startet in Shenyang, der Hauptstadt der Provinz Liaoning und endet in Chifeng, einer der größten Städte in der Autonomen Region „Innere Mongolei“.
Benutzt werden dabei fast ausschließlich eingleisige, nicht elektrifizierte Nebenstrecken abseits der wichtigen Magistralen. Für die 574km benötigt der Zug 11:23 Stunden,
macht eine durchschnittliche Reisegeschwindigkeit von ca. 50km/h. Ich reiste mit diesem Zug nur 392km und gut sieben Stunden von Fuxin nach Pingzhuang,
daher habe ich auch nur den Abschnitt von Fuxin nach Pingzhuang in der Karte schwarz eingezeichnet. Shenyang liegt übrigens ganz rechts in der Karte.


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Bild 1: Die Fahrt verläuft von Fuxin zunächst in südwestlicher Richtung bis Yixian (Yi County). Dort zweigt die Strecke in westlicher Richtung nach Chaoyang ab.
Chaoyang ist die größte Stadt zwischen Fuxin und Pingzhuang. Von Chaoyang geht’s es weiter in Richtung Westen bis Yebaishou (Jining). Dort zweigt die Strecke
Richtung Norden nach Chifeng ab. Kurz vor Chifeng haben wir dann Pingzhuang (Yuanbaoshan) in der Autonomen Region „Innere Mongolei“ erreicht.


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Bild 2: Meine Fahrkarte für die Fahrt von Fuxin nach Pingzhuang. Der Spaß beginnt um 13:19 auf Platz 002 in Wagen 8 und kostet gerade mal 28,50 Yuan (umgerechnet knapp 4€).
Für den Preis komme ich mit der S-Bahn von meinem Wohnort nicht einmal zum 15km entfernten Hauptbahnhof in Frankfurt. Die Hinfahrt im HGV war mit 0,30 Yuan/km ebenfalls viel
teurer wie die jetzige Weiterfahrt mit 0,07 Yuan/km (umgerechnet ca. 1 Cent/km). Warum auf der Fahrkarte nur meine Passnummer und nicht auch mein Name steht, konnte mir niemand erklären.



Genug der Theorie, hinein in die Praxis. Mr. Gu fuhr uns zum Bahnhof, der vor wenigen Jahren im typisch chinesischen Neubaustil mit viel Glas, Beton und Stahl neu gebaut wurde. Für die gerade mal gut zehn Züge pro Tag und ein einziges Bahnsteiggleis ist das Gebäude definitiv überdimensioniert. Der Abschied von Mr. Gu fiel herzlich aus verbunden mit dem Wunsch auf ein baldiges Wiedersehen. Ich betrat mit Jun nach der obligatorischen Gepäck- und Fahrkartenkontrolle die überdimensionierte Wartehalle und setze mich. Zehn Minuten vor Ankunft des Zuges bildete sich an der Bahnsteigsperre eine Schlange, in die wir uns einreihten. Wir mussten allerdings länger als geplant warten, denn unser Zug hatte bereits knapp zehn Minuten Verspätung und selbst an diesem kleinen Bahnhof darf man den Bahnsteig erst betreten, wenn der eintreffende Zug zum Halt gekommen ist.


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Bild 3: Schlange vor der Bahnsteigsperre im Bahnhof von Fuxin.


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Bild 4: Alles muss mit. Und anstatt von Rollköfferchen, wie sie mittlerweile auch in China
in den HGV-Zügen am weitesten verbreitet sind, erfolgt der Transport in den „normalen“
Zügen noch immer größtenteils in Säcken. Man beachte übrigens auch die Vase mit den
Plastikblumen vor jedem Fenster im Hintergrund. Sie verleihen dem ansonsten sehr spröden
Bahnhof eine heimelige Atmosphäre und erzeugen beim Fahrgast ein Gefühl der Geborgenheit.



Schließlich rumpelte der Zug, gezogen von einer DF4D, mit einer langen Wagenschlange in den Bahnhof und wir konnten uns auf die Suche nach unserem Wagen machen. Hat bei den Schnellzügen jeder Wagen einen Schaffner, sind bei den langsamen Zügen meist zwei oder mehr Waggons unter der Fuchtel einer Schaffnerin/eines Schaffners. So konnten wir in unseren Wagen acht gar nicht einsteigen, sondern mussten über Wagen zehn den Zug besteigen. Aufgrund der durchaus doch recht großen Menschmasse, die in Fuxin den Zug bestieg, ging ich von einem vollen Zug aus. Die Masse verteilte sich aber gut auf die gesamte Zuglänge und unser Wagen war zu nicht einmal einem Viertel besetzt. So suchten wir auch nicht nach unseren Plätzen, sondern fläzten uns auf eine der geräumigen, mit Kunstleder überzogenen Sitzgruppen. Endlich mal keine Hartschalensitze mit Kratzbürstenbezug. Kindheitserinnerungen an Fahrten in den damals schon immer seltener werdenden Silberlingen wurden geweckt: geöffnete Fenster, verschwitze Oberschenkel, die im Sommer immer so schön auf den weinroten Kunstledersitzen klebten, vorbeigleitende Telegrafenstangen, das Klack-Klack der Schienenstöße... Damals hat Zugfahren in Deutschland noch Spaß gemacht…

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Bild 5: Am Bahnsteig von Fuxin.


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Bild 6: Der Wagenverband unseres Zuges hatte sogar noch einen längeren Lauf. Unser Zug lief von Shenyang nach Chifeng,
die Wagen kamen vorher sogar noch mit Zug 4205 aus Nanfen (das liegt an der Strecke von Shenyang nach Sinuiju in Nordkorea).


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Bild 7: Für Wagenfetischisten hier noch die Wagennummer. UIC-Nummer? In China? Die Wagen haben übrigens schon die neue
Lackierung in schwarz mit gelben Zierstreifen. Diese Farbgebung soll die seit Jahrzehnten verwendete grün-gelb Lackierung ablösen.


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Bild 8: Im Inneren des Wagens sah es dann übrigens so aus.


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Bild 9: Blick auf den im Waggon ausgehängten Fahrplan mit ausgewählten Zügen.


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Bild 10: Und wenn wir schon bei der Inneneinrichtung sind: hier noch ein Blick in die Toilette.


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Bild 11: Am Bahnhof von Fuxin standen einige interessante Wagen herum. Sieht irgendwie nach Kühlwagen samt Begleitwagen aus.


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Bild 12: Es heißt Abschied nehmen von Aktivurlaub auf der Abraumhalde in Fuxin. Während unser Zug Richtung Pingzhuang langsam aus dem Bahnhof gleitet, fällt der Blick auf
die Abraumhalde, von der gerade eine Dampflok unter voller Rauchentwicklung wieder in Richtung Mine zurückkehrt, um die nächste Fuhre Abraum wieder auf die Halde zu schieben.



Die Fahrt ging zunächst durch pottebene Landschaft, geprägt von kleinparzelligen, abgeernteten Maisfeldern und kleinen Dörfern mit einstöckigen Häusern aus Lehmziegeln. Unterbrochen wurde das Einerlei nur ab und an von Kohleminen, von Ein-Mann-Betrieben mit gerade mal fünf Meter hohen Fördertürmen bis hin zu gigantischen Großanlagen, und Abraumhalden. So mancher Bahnhofsname klang vertraut, gab es hier doch einst ebenfalls Zechenbahnen mit jeder Menge Dampf. Aber außer Fuxin und unserem heutigen Reiseziel Pingzhuang hat es sich in dieser Gegend schon länger „ausgedampft“.

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Bild 13: So sieht es in weiten Teilen der Provinz Liaoning aus. Abgeerntete Maisfelder, dazwischen ducken sich einstöckige
Wohngebäude aus Lehmziegel, im Hintergrund der blaue Förderturm einer Kohlezeche und die imposanten Abraumhalden.


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Bild 14: Neben den großen Zechen gibt es vielerorts auch kleine Gruben, oftmals nur Familienbetriebe. Hier lag eine solche Mine direkt neben den Bahngleisen.
Einen Bahnanschluss oder gar eine eigene Dampflok hat die Familien-Mine natürlich nicht. Trotzdem würde ich auch so eine Mine mal gerne anschauen.


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Bild 15: Auf die kleinen Familienzechen folgen wieder die Großbetriebe mit ihren hohen Fördertürmen und mächtigen Abraumhalden (im Hintergrund).
Zwischen den Häusern wird jeder freie Quadratzentimeter zum Anbau von Mais benutzt. Typisch sind die einstöckigen Gebäude aus Lehmziegeln mit den
großen Innenhöfen, die insbesondere im Winter Schutz vor den eisigen Winden bieten, die direkt aus Sibirien hier herunter blasen.


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Bild 16: Typisch chinesischer Dorfbahnhof. Man beachte insbesondere die Bambi-Statue am linken Bildrand, die über den grob mit
Platten befestigten Bahnsteig wacht. Der Bahnhof war allerdings so unbedeutend, dass nicht einmal unser Bummelzug hier anhielt.


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Bild 17: Durchfahrt eines typischen Bauerndorfes. Vor den niedrigen Häusern aus Lehmziegeln lagern die getrockneten Stängel der letzten Maisernte.
Sie dienen als Tierfutter und Brennmaterial. Die Moderne hat allerdings in Form von Stromleitung und Solarkollektor auf dem Dach bereits Einzug gehalten.


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Bild 18: Während die großen Zechen die Kohle meist direkt per Bahn verfrachten, wird die Kohle aus den kleinen Zechen meist auf Kohlensammelplätzen wie diesem
gesammelt und teilweise schon zu Briketts verarbeitet. Vor allem auf dem Land wird in China noch immer mit Kohle gekocht und geheizt. Die Anlieferung erfolgt mit
kleinen LKW, an den Sammelplätzen werden dann große LKWs beladen, die Kohle und Briketts entweder direkt zum Kunden oder bis zum nächstgrößten Verladebahnhof bringen.


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Bild 19: Bauernfamilien mit kleinteiligen Parzellen bilden in China noch immer das Rückgrat der landwirtschaftlichen Produktion, selbst Traktoren
sind als Hilfsmittel nur sehr selten zu sehen. Großbetriebe und Massenzucht, wie es sie bei uns in Deutschland fast ausschließlich gibt, sind in China
noch eher selten. Im Hintergrund nutzt eine Bauernfamilie das warme und trockene Wetter zum Trocknen von Maiskolben auf dem Dach ihres Hauses.


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Bild 20: An einem weiteren Dorfbahnhof überholten wir einen wartenden Güterzug, der von einer Diesellok der Baureihe HXn3 gezogen wurde. Die Baureihe HXn3
wurde ursprünglich von EMD entwickelt, mittlerweile erfolgt der Bau aber komplett in China bei Dalian Locomotive Works. Seit 2008 wurden 332 Exemplare gebaut,
die dieselelektrischen Loks der Achsfolge Co’Co‘ wiegen 150t und schaffen bei einer Leistung von 4,7MW eine Höchstgeschwindigkeit von 120km/h. Eingesetzt
werden sie praktisch ausschließlich im Güterverkehr sowie bei der Bauvariante mit nur einem Führerhaus (30 Exemplare) in Doppeltraktion auf der Tibetbahn.


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Bild 21: Leider entdeckte ich das Pferdegespann auf dem Weg zum Bahnübergang in einem kleinen Dorf zu spät, so dass mir trotz des
gemächlichen Zugtempos nur noch eine suboptimale Aufnahme gelang. Auf dem Dach im Hintergrund werden wiederum Maiskolben getrocknet.


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Bild 22: Einer der zahlreichen Flüsse (in diesem Fall der Daling-Fluss), die die Ebene meist von Nord nach Süd durchziehen. Über die Straßenbrücke im Hintergrund
waren wir vor einer Woche nach Fuxin gekommen. Die weiße Färbung des Wassers in der Mitte ist übrigens kein Schaum aus den Abwässern, wie man aufgrund des
Industriekombinats im Hintergrund vermuten könnte, sondern Eis. Obwohl die Tagestemperaturen Ende März oft schon bei +10° liegen, hält sich das Eis in den Flüssen
noch lange. Ein Zeichen, wie tief die Temperaturen hier im Winter fallen können, obwohl das Meer gerade mal 100km entfernt ist und die Gegend auf der gleichen
geografischen Breite wie der Mittelmeerraum liegt. Aber es gibt eben kein Gebirge oder große Gewässer, die die arktischen Luftmassen aus Sibirien auf ihrem Weg nach Süden aufhalten könnten.


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Bild 23: Nach gut einer Stunde Fahrtzeit haben wir wieder die erste Stadt seit Fuxin erreicht: Yixian. Wie in Fuxin hat auch hier der Immobilienrausch Einzug gehalten.
Die Neubauten sind zwar etwas niedriger, aber auch hier gibt es wie in Fuxin eigentlich keinerlei Bedarf. Die Bevölkerung schrumpft und die jungen Leute zieht es in die
großen Städte. Nachdem die Regierung den Immobilienboom in den großen Städten mit vielen Zwangsmaßnahmen eingedämmt hat, weichen die Spekulanten auf die kleinen
Städte in der Provinz aus. Hoffentlich wird dieser Boom nicht so schnell zu Ende sein, sonst droht hier die nächste Weltwirtschaftskrise, die uns auch in Deutschland massiv treffen wird.


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Bild 24: Den Bahnhof von Yixian hat der Modernisierungswahn noch nicht ergriffen. Der Wasserturm steht noch und von Bahnsteigüberdachungen und Bahnhofgebäuden mit viel Glas,
Stahl und Beton ist (noch) nichts zu sehen. Praktisch alle freien Gleise sind mit Güterzügen belegt, die entweder volle Kohlewaggons oder in Gegenrichtung Leerwaggons am Haken haben.


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Bild 25: Die Weichenwärter an der Bahnhofsausfahrt von Yixian genießen die warmen Sonnenstrahlen. Während ihre Bude wohl noch aus
der Anfangszeit des Eisenbahnbaus stammt, kann man das von den Wohnhäusern im Hintergrund nicht unbedingt behaupten.
Yixian bedeutet übrigens „Gebiet der Gerechtigkeit/Rechtschaffenheit“ oder „Bedeutendes Gebiet“. Ob das noch immer stimmt?



Nach einiger Zeit verließen wir dann die Ebene und es wurde hügeliger. Auf halber Ebene schlängelte sich der Zug an Hängen von ausgedehnten Flusstälern entlang. Die putzigen Bahnhofsgebäude entlang der Strecke stammen allesamt noch aus der Zeit des Bahnbaubeginns, die Bahnübergänge sind selbst bei kleinsten Feldwegen noch mit einem Schrankenwärter besetzt, Eisenbahnerherz, was willst du mehr? Ich hätte noch das Fenster öffnen können und den Kopf in den Fahrtwind stecken können, aber dazu war es trotz des strahlend blauen Himmels zu kalt. Teilweise waren die Bahnhöfe, an denen wir hielten, so klein, dass es nicht einmal Bahnsteige für die gesamte Zuglänge gab. So musste ausgerechnet an solch einem Bahnhof ein älteres Ehepaar aus unserem Wagen steigen. Gemeinsam mit dem Schaffner trugen wir die beiden aus dem Zug, denn von der letzten Stufe des Wagens bis zum Boden war mangels eines Bahnsteigs noch über ein Meter Höhendifferenz zu überwinden! Und da beschwert man sich in Deutschland über Bahnsteige, die 10cm zu hoch oder zu niedrig sind…

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Bild 26: In Ziegeleifabriken wie dieser werden die Lehmziegel hergestellt, mit denen auf dem Land noch immer fast alle Gebäude gebaut werden.
Die bisher pottebene Landschaft weicht jetzt mehr und mehr einer Hügellandschaft, durch die sich unser Zug gemächlich schlängelt.


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Bild 27: Die Landschaft ändert sich, die typischen Bauerndörfer bleiben aber die gleichen.


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Bild 28: Wir halten am herausgeputzten Bahnhof von Shangyuan. Irgendwie erinnert mich die Architektur an Frankreich, allerdings waren die Franzosen nicht hier im hohen
Norden, sondern nur tief im Süden China einst im Eisenbahnbau tätig. In der Mandschurei erfolgte der Bau der Eisenbahn zunächst unter russischer, später japanischer Führung.


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Bild 29: Mit Ausnahme der Kabel, der Fensterscheiben und dem Stern am
Giebel präsentiert sich das Bahnhofsgebäude noch im Originalzustand.


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Bild 30: Die typischen, alten Bahnhofsschilder aus gegossenem Beton geben neben dem Bahnhofsnamen auch die jeweils nächsten
Bahnhöfe in beiden Richtungen an. „Shang“ bedeutet übrigens oben, „yuan“ bezieht sich in diesem Fall auf die einstige Yuan-Dynastie.


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Bild 31: Im nächsten Flusstal dann wieder die typischen Behausungen. Die roten Schriftzüge an den Eingängen stammen noch vom chinesischen Neujahr,
das knapp einen Monat zuvor begrüßt wurde, und wünschen natürlich alles Gute für das neue Jahr. Besonders gut ist 2015 aber nicht, es ist das Jahr der
Ziege/des Schafes und damit das mit Abstand schlechteste Jahr im 12-jährigen Zyklus. Das beste Jahr ist das Drachenjahr, das letztmalig 2012 gefeiert wurde.


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Bild 32: Der Weichenwärter an der Einfahrt in den Bahnhof von Beipiao Nan scheint nicht besonders glücklich zu sein, dass ihn unser Zug in seiner Ruhe gestört hat.


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Bild 33: Das Bahnhofsgebäude des Südbahnhofs von Beipiao ist auch nicht gerade modern, aber weitaus jünger als die bisherigen Bahnhofsgebäude
entlang der Strecke. Das liegt sicherlich auch daran, dass rund um Beipiao einige große Minen und Industrieanlagen mit eigener Bahn liegen.


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Bild 34: Der eine oder andere Eisenbahnfreund wir den Namen Beipiao (sowie des nicht weit entfernten Nanpiaos) vielleicht schon einmal gehört haben,
denn hier verkehrten auf den Industriebahnen auch noch lange Dampfloks. Mit der Dampfherrlichkeit ist es hier aber auch schon wieder einige Jahre vorbei.
„Piao“ bedeutet übrigens Fahrkarte oder Banknote, „Bei“ ist der Norden und „Nan“ der Süden. „Bei Piao Nan“ ist also der südliche Bahnhof (der eigentliche
Bahnhof von Beipaio liegt an der nicht von der Staatsbahn bedienten Industriebahn) der nördlichen Fahrkarte/Banknote.


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Bild 35: Statt Dampfloks stehen in Beipiao leider moderne Dieselloks herum, hier wiederum eine dieselelektrische Lok der Baureihe HXn3
(nähere Beschreibungen zu der Baureihe siehe Bild 20). Die ausgedehnten Gleisanlagen und die abgestellten Kesselwagen deuten darauf hin,
dass auf der Industriebahn von Beipiao zwar keine Dampfloks mehr, dafür aber noch immer reichlich Güterzüge mit Dieselloks verkehren.


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Bild 36: Beipiao liegt in einem ausgedehnten Flusstal, in dem sich die abgeernteten Maisfelder bis zum Horizont erstrecken.


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Bild 37: Unser Zug durchquert das Flusstal und schlängelt sich entlang der Hügelkette, um selbige irgendwann zu überqueren und in das nächste Tal hinabzufahren.
Im Hintergrund fressen Schafe die letzten Überbleibsel von den abgeernteten Maisfeldern. Wenn man diese trockene, graubraune Landschaft sieht mag man gar nicht glauben,
dass es hier im Sommer sattgrün ist. Ähnliches kennt man ja auch vom berühmten Jingpeng-Pass, der gar nicht so weit entfernt von hier liegt.


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Bild 38: Einer der unzähligen Bahnübergänge an der eingleisigen Strecke. Jeder noch so kleine Feldweg hat seinen eigenen Bahnübergang und alle, wirklich alle Bahnübergänge sind besetzt!


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Bild 39: Anstatt Pferden werden hier oben im Nordosten Chinas die noch robusteren Esel als Arbeits- und Zugtiere sowie als Fleischquelle
(schmeckt übrigens gar nicht so schlecht) gehalten. Im Winter müssen sich die Esel mit den getrockneten Maisstängeln als Futter zufrieden geben.


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Bild 40: Ich weiß, so langsam gehe ich euch mit den Bildern der Bauerndörfer entlang der Strecke auf den Sack.


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Bild 41: Auf den „modernen“ Bahnhof Beipiao folgt der wiederum altertümliche Bahnhof von Nenjia. Hier waren die Bahnsteige übrigens so kurz,
dass wir ein älteres Ehepaar, welches hier aussteigen wollte, auf praktisch freier Strecke aus dem Wagen hieven mussten.


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Bild 42: Der örtliche Fahrdienstleiter steht stramm, während unser Zug langsam in seinen Bahnhof rollt.


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Bild 43: Ein weiterer Fahrdienstleiter steht stramm, als unser Zug seinen Bahnhof passiert. Nur die Turnschuhe passen irgendwie nicht zum Gesamterscheinungsbild.



Damit endet dieser Bericht zunächst. Den zweiten Teil der Fahrt bis zum Etappenziel Pingzhuang gibt es dann im nächsten Bericht. Aussteigen während der Fahrt ist trotz der geringen Geschwindigkeit nicht erlaubt, deswegen seid Ihr alle beim nächsten Bericht wieder dabei!




Inhaltsverzeichnis Aktivurlaub auf der Abraumhalde („Aua dA“)






hochinteressant - da bin ich wirklich gerne mitgefahren, Florian!

Bild 26 zeigt übrigens einen typischen Ringofen zum Zigelbrennen.

RUHRKOHLE - Sichere Energie

seit dem 24.II.2022 bittere Wahrheit in Europa
Hi Florian,

und wie ich brav sitzen bleibe! Den zweiten Teil der interessanten Zugfahrt will ich mir doch auf gar keinen Fall entgehen lassen!

Grüße
Chris

Wunderbar! :-)

geschrieben von: Roni

Datum: 18.01.16 18:43

Hallo!

In Nanpiao haben wir zu einer dieser "Familienminen" geschaut, aber willkommen waren wir nicht... ;-)

[www.drehscheibe-online.de]

lg, Roni - [raildata.info] - Meine DSO-Reportagen Teil 1 (2005 bis 06/2019): [www.drehscheibe-online.de] - Meine DSO-Reportagen Teil 2 (neueste): [www.drehscheibe-online.de]
https://raildata.info/raildatabanner1.jpg

Kühlzug

geschrieben von: volvo-fan

Datum: 18.01.16 19:24

Danke für diesen Blick in ein China, das viele sicher noch nicht allzu häufig gesehen haben.

Bild 11 zeigt einen klassischen 5-Wagen-Kühlzug. Ob dies noch ein Dessauer Original ist, oder schon ein chinesischer (Nach-) Eigenbau, müsste ein Blick in die Lieferlisten sagen. Spontan würde ich eher auf chinesische Produktion tippen. Hast Du davon noch weitere Aufnahmen? Oder noch mehr Kühlzüge entdecken können??

Gruß
Matthias

Re: Kühlzug

geschrieben von: Christof Hofbauer

Datum: 18.01.16 20:06

volvo-fan schrieb:
-------------------------------------------------------
> Danke für diesen Blick in ein China, das viele
> sicher noch nicht allzu häufig gesehen haben.
>
> Bild 11 zeigt einen klassischen 5-Wagen-Kühlzug.
> Ob dies noch ein Dessauer Original ist, oder schon
> ein chinesischer (Nach-) Eigenbau, müsste ein
> Blick in die Lieferlisten sagen. Spontan würde ich
> eher auf chinesische Produktion tippen. Hast Du
> davon noch weitere Aufnahmen? Oder noch mehr
> Kühlzüge entdecken können??
>
> Gruß
> Matthias



Hallo Matthias,

auf einen Kühlzug sind wir auch gestoßen



https://bahnbilder.ch/pictures/large/20152.jpg






https://bahnbilder.ch/pictures/large/20153.jpg

Re: Kühlzug

geschrieben von: volvo-fan

Datum: 18.01.16 20:30

Christof, ein großes Dankeschön an Dich!
Dieser ellenlange Kühlzug ist schon der Hammer, so etwas habe ich bisher nur einmal in Russland gesehen. Danke dafür!!
Es ist schon erstaunlich, das dort immer noch derartige Kühlzüge eingesetzt werden und nicht, wie in Rußland schon häufig praktiziert, Kühlcontainerzüge.

Erstaunlich ist, das nur wenige Dieselmannschaftswagen (DM4) im Verband laufen. 14 Kühlwagen zwischen den DM4, sehr erstaunlich. Normalerweise gehören zu einem DM4 nur 4 Maschinenkühlwagen, das Ganze ist dann ein 5-Wagen-Kühlzug

Danke nochmals für die tollen Aufnahmen!!

Matthias

Re: Wunderbar! :-)

geschrieben von: Flo1979

Datum: 18.01.16 21:13

Roni schrieb:
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> In Nanpiao haben wir zu einer dieser "Familienminen" geschaut, aber willkommen waren wir nicht... ;-)
>
> [www.drehscheibe-online.de]


Wird wohl überall so in China sein. Und der Dampf in Nanpiao ist auch schon längst Geschichte...


Viele Grüße

Florian

Re: Kühlzug

geschrieben von: Flo1979

Datum: 18.01.16 21:21

Hallo Matthias,

nein, ich habe leider keine weiteren Aufnahmen. Das Bild entstand aus dem abfahrenden Zug heraus. Erst bei der Abfahrt hatte ich die Wagen entdeckt, da man ja erst auf den Bahnsteig darf, wenn der Zug schon eingefahren ist. Christof hat dir ja aber ein wahres Prachtexemplar von Kühlzug gezeigt. Ich habe so einen Zug in Fuxin auch das erste mal gesehen, und ich war schon viel mit der Eisenbahn in China unterwegs. Da muss also ganz viel Glück haben.

Eine weitere (Güterzug)-Rarität kommt auch in meinem nächsten Bericht, leider ohne Bild, da es schon dunkel war.


Viele Grüße

Florian

Re: Kühlzug

geschrieben von: volvo-fan

Datum: 18.01.16 21:46

Also geht die Ära der Kühlzüge auch in China dem Ende zu, Florian?
Ich hatte 2012 noch einen Dessauer Kühlzug in Moskau gesehen, der noch als solcher genutzt wurde. Wenn man bedenkt, das die letzten Kühlzüge Anfang der 90er Jahre die Werkhallen verlassen haben, ist das schon sehr erstaunlich.
Auch die chinesischen Kühlzüge sind so alt, zumindest die Dessauer. Wie lange die Chinesen noch selber diese Züge gebaut haben, entzieht sich meiner Kenntnis.

Danke
Matthias

Re: Kühlzug

geschrieben von: Flo1979

Datum: 18.01.16 22:04

volvo-fan schrieb:
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> Also geht die Ära der Kühlzüge auch in China dem
> Ende zu, Florian?


Ich befürchte fast ja. Die chinesische Eisenbahn verwandelt sich so schnell. In den letzten zwei, drei Jahren sind massenhaft Baureihen aus dem Betrieb geschieden, oft nach weniger als 15 Jahren Betriebszeit. Ich habe vor zwei Wochen eine Publikation eines chinesischen Eisenbahnfreundes mit vielen Raritäten aus den letzten 5 Jahren bekommen, es war kein einziges Bild eines Kühlzuges dabei. Leider wird parallel zum Eisenbahnnetz auch das Straßennetz massiv ausgebaut. Da kann die Bahn wie in den USA nur beim Transport von Massengütern mithalten. Es ist eben viel einfacher, Kohle oder Container in offenen Güterwagen durch die Gegend zu kutschieren. Ich werde nächsten Monat wieder nach China fliegen und dort bei meinen eisenbahnaffinen Bekannten nach den Kühlzügen fragen. Ich habe aber keine Ahnung, ob sie darüber etwas wissen. Bis zu dem Bild in Fuxin war mir gar nicht bewusst, dass es in China noch Kühlzüge gibt.

Viele Grüße

Florian

Re: Kühlzug

geschrieben von: volvo-fan

Datum: 18.01.16 22:51

Mit den chinesischen Kühlzügen habe ich mich noch nicht wirklich befasst, Florian. Vielleicht schaffe ich es ja am Wochenende, einen Blick in die Akten zu werfen und mal zumindest die damaligen Depots herauszusuchen...

Green train?

geschrieben von: Dominik86

Datum: 20.01.16 16:50

Hallo Flo,

soweit ich sehe, bist Du jetzt mit einem "Green Train" unterwegs. Ich habe leider gehört, dass diese Zuggattung jetzt verschwinden soll, stimmt das?

Interessante Anekdote: Von meinem mündlichen Reisebericht inspiriert, ist ein Freund von mir aus der Fraktion "Unternehmensberater-mit-Anzug" mit dem Zug von D über die Seidenstraße nach Hong Kong gereist, lebt jetzt dort und hat mir einen Bericht dazu geschickt, dass die "Green Trains" abgelöst werden. Er war auch noch traurig darüber und meinte, in der ex-UdSSR waren die alten Schlafwagen viel schöner als die neuen chinesischen. Also nicht nur was für Eisenbahnnerds. ;-)

LG,
Dominik

Re: Green train?

geschrieben von: Flo1979

Datum: 20.01.16 21:28

Dominik86 schrieb:
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> Hallo Flo,
>
> soweit ich sehe, bist Du jetzt mit einem "Green
> Train" unterwegs. Ich habe leider gehört, dass
> diese Zuggattung jetzt verschwinden soll, stimmt
> das?
>

Meinst du damit die Waggons oder die Zugläufe?

Re: Green train?

geschrieben von: Dominik86

Datum: 20.01.16 21:53

Also von den Wagons habe ich gehört. Ob jetzt die Zugläufe erhalten bleiben, weiß ich nicht. Viele Chinesen scheinen sich schon darum zu sorgen, dass bald diese günstigen Züge nicht mehr vorhanden sein werden.

Re: Green train?

geschrieben von: Flo1979

Datum: 21.01.16 15:50

Hallo Dominik,

ich denke, da muss man zwischen Waggons und Zugläufen unterscheiden. Die klassischen, gesickten, grünen Waggons, die einst die chinesische Eisenbahn prägten werden in der Tat immer weniger. Der Wagen, in dem ich unterwegs war, war frisch lackiert und das Wageninnere teilweise modernisiert. Auf den absoluten Nebenstrecken werden diese (modernisierten) Waggons also noch ein paar Jahre unterwegs sein. Der rapide voranschreitende Ausbau des HGV-Netzes setzt aufgrund der dort eingesetzten Triebzüge natürlich immer mehr Personenwagen frei, die dann die alten, gesickten Wagen ersetzen. Für den nostalgischen Eisenbahnliebhaber natürlich ein Graus, für den Reisenden aber definitiv ein Komfortgewinn.

Durch den massiven Ausbau des HGV-Netzes werden parallel verlaufende, langsame (aber eben auch billigere) Zugläufe ausgedünnt. Das kommt bei der einfachen Bevölkerung natürlich nicht so gut an. Es gibt aber abseits der HGV-Strecken noch viele Gegenden, die weiterhin ausschließlich über solche Heckeneilzüge erschlossen werden (können).

Viele Grüße

Florian