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 08/01 - Auslandsforum "classic" 

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Fertige Teile:
Teil 1: Ankunft in Tôkyô
Teil 2: Tôkyô
Teil 3: Ausflug Yokokawa Museum - Usui-Pass - Nagano
Teil 4: Fahrt über Niigata und Akita nach Hokkaidô
Teil 5: Sapporo und Umgebung
Teil 6: Landpartie nach Kanayama
Teil 7: Yamagata und „Flucht“ vor einem Taifun über die Alpen.
Teil 8: Nara
Teil 9: Kyôto
Teil 10: Ausflug zur Halbinsel Kii
Teil 11: Ôsaka und Okayama
Teil 12: Insel Shikoku: Kôchi
Teil 13: Über Matsuyama nach Hiroshima
Teil 14: Hiroshima und Miyajima
Teil 15: Iwakuni und Berg Misen
Teil 16: Auf dem Weg nach Kumamoto (Insel Kyûshû)
Teil 17: Vulkan Aso-san und Straßenbahn Kagoshima
Teil 18: Kumamoto und Nagasaki
Teil 19: Gestrandet durch Taifun Nr. 23
Teil 20: Burg Himeji und zurück nach Tôkyô



Freitag, 22.10.2004: Fahrt Richtung Fuji


Heute steht der berühmteste Berg Japans auf unserem Besuchsprogramm. Der Blick auf die Landkarte hat gezeigt, dass es zwei relativ nahe Bahnstationen gibt, die man mit einer Buslinie verbinden kann, die dann auch relativ nahe am Berg vorbeiführt. Am Abend ist dann noch ein Treffen mit einem Eisenbahnfan geplant, den ich gar nicht kenne, der aber im Zuge der Recherchen für die Reise irgendwo im Netz aufgetaucht ist und der uns unbedingt kennenlernen möchte. Nun gut, warum auch nicht.

Wir müssen heute schon um 6.15 Uhr weg von zu Hause. Wir wollen in Shinagawa einen Schnellzug erreichen, außerdem will ich dort vorher noch einige Fotos machen, um den Narita-Express endlich zu fotografieren. Auch ein Frühstück wollen wir dort finden. Der heutige Tag ist eigentlich ein Umsteige-Tag. Wir steigen irrsinnig oft um und benutzen viele Regionalzüge und S-Bahn-Züge.


Häufiges Umsteigen bis zum Fuji-san

Wir nehmen wie immer die Ôedo-Linie der U-Bahn, nur fahren wir ab Hamamatsuchô diesmal nicht nach Norden Richtung Bahnhof Tôkyô sondern nach Süden bis Shinagawa. Diesen Bahnhof wollte ich sowieso schon öfter aufsuchen, weil mir Hironori erzählt hat, daß man hier ganz gut fotografieren kann. Einer der wenigen Yamanote-sen-Bahnhöfe, auf denen das gut geht. Und hier muß auch der Narita-Express vorbeikommen, und zwar der Zweig vom Flughafen nach Yokohama. Ich kann auch wirklich einen fotografieren. Während Martin sich bei einem Standl im Bahnhofsgebäude einen Tee besorgt und irgendein Gebäck, bleibe ich lieber am Bahnsteig. Hier gibt es auch Kaffee-Automaten und ich wähle mir einen. Man kann hier die Zuckermenge, die „Cream“-Menge und die Kaffee-Stärke vorwählen, und natürlich ob Eis oder nicht. Und es gibt ein Becher-Recycling daneben, gleich neben dem Apparat. Der schluckt die gebrauchten Becher.


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Zum Anfang wieder ein Landkartenausschnitt (OpenStreetMap), damit man sich vorstellen kann, wie die heutige Route verläuft. Auch der morgige Tag (Kamakura) ist darin schon eingezeichnet. Die Rundfahrt geht im Uhrzeigersinn.


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Endlich kann ich einen Triebwagen der Reihe 217 fotografieren. Er ist hauptsächlich von Tôkyô Richtung Süden (Yokohama, Kamakura, Kurihama) und Richtung Osten (z.B. Chia, Narita) im Einsatz. Es ist einer der wenigen Triebwagen im Nahverkehr, der ein unverwechselbares Aussehen hat.


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Erstmals kann ich auch einen Narita-Express (Reihe 253) aufnehmen. Der Flughafenzug verkehrt von Narita nach Tôkyô, einige Durchbinder gibt es Richtung Yokohama, so einen konnte ich hier aufnehmen, leider in mangelnder Qualität. Die Züge waren von 1990 bis 2011 im Einsatz (11 sechsteilige Garnituren, dazu 9 dreiteilige Ergänzungsgarnituren zur Verlängerung der Züge). Alle bis auf zwei Garnituren wurden außer Dienst gestellt, die zwei verbliebenen verkehren heute als Sonderschnellzüge nach Nikkô. Für die Flughafenlinie wurde eine neue Baureihe gebaut.


Wir fahren dann um 7.25 Uhr von Shinagawa mit dem tokkyû „Wide view Tôkai“ Nr. 1 Richtung Westen auf der Tôkaidô-honsen, der alten Hauptstrecke, die vor Eröffnung des Shinkansen 1964 die Hauptlast des japanischen Eisenbahnverkehrs zu tragen hatte. Die Baureihe 373, mit der dieser Zug fährt, habe ich noch nicht fotografieren können. Die meisten Schnellzug-Garnituren von JR-Central (JR-tôkai, allerdings heißt tôkai übersetzt nicht Central), sind gleich lackiert: orange Zierlinien auf dem ansonsten weißen bzw. Nirosta-Kasten. Nach etwa einer halben Stunde müssen wir in Hiratsuka umsteigen. Ab hier geht es mit einem Regionalzug weiter nach Kôzu. Diese Ortschaft hat einen seltsamen Namen, denn man schreibt das zweisilbige Wort mit drei Zeichen. Erklärung konnte ich keine finden. Aber es gibt (wie ich daheim draufkomme) mehrere auf „kô“ autende Silben im Japanischen, die mit zwei Zeichen geschrieben werden. In Kôzu beginnt die Seitenlinie, die über Gotenba führt, es ist die JR-Linie, die kilometermäßig am nächsten zum Berg Fuji kommt. Hier fährt ein Zug der Baureihe 313. Ich stehe vorne und kann dem Lokführer gut über die Schulter blicken. In Matsuda habe ich besonderes Glück: Die einzig existierende Garnitur der Baureihe 371 fährt gerade, als wir an einem Signal halten, über die Verbindungskurve von der JR-Linie zur Odakyû-Privatbahn hinunter. Die Schnellzüge dieser Strecke (Asagiri) beginnen in Tôkyô auf der Privatbahn und wechseln dann auf die JR-Strecke. Aber nur eine der eingesetzten Garnituren ist auch eine JR-Garnitur. Und diese konnte ich hier fotografieren – wenn auch durchs Fenster. Bei uns ist es fast undenkbar, daß man eine einzige Garnitur einer besonderen Bauart herstellt. In Japan hingegen gibt es zahlreiche Klein- und Kleinstserien. In unserem Zug befindet sich auch eine Kindergartengruppe, die sich lauthals bemerkbar macht. Auch diese Gruppe fährt nach Gotenba.

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Beim Umsteigen in Haratsuka kann ich unseren Zug, ein JR-Central-Triebwagen der Reihe 373, gerade noch fotografieren. Der Schnellzug Tôkai verkehrte mit diesen Garnituren von 1996 bis 2007 zwischen Tôkyô und Shizuoka, den Zug gab es aber schon seit 1955, anfangs bespannt mit Lokomotiven. 2007 wurde er offenbar ersatzlos eingestellt.


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Zugegeben. Es ist nur ein Belegbild - aus dem Fenster unseres Zuges geknipst: aber es ist mein einziges Bild des Einzelstücks Triebwagen Reihe 371, eigens für JR-Central für den Schnellzug Asagiri (Shinjuku - Gotenba) gebaut (1991, ausgeschieden 2014). Die Garnitur hatte 7 Wagen, davon waren Teile auch doppelstöckig.


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Beim umsteigen in Kôzu kann ich einen anderen Triebwagen von JR-Central fotografieren, den Nahverkehrstriebwagen Reihe 313. Auffallend ist bei JR-Central die Verwendung des Unternehmens-Farbtons Orange auf nahezu allen neuen Fahrzeugen. Die Baureihe ist seit 1999 in 2 bis 6-teiligen Zügen im Einsatz, Mitte 2014 gab es noch 172 Garnituren.


In Gotenba angekommen sehe ich auch einen Triebwagen Reihe 211 in grün/orange. Wir halten uns aber nicht lange am Bahnhof auf, sondern schauen zunächst zur Bushaltestelle. Ich kann relativ leicht die richtige Station ausfindig machen. In einer Schalterhalle bekomme ich auch die Fahrkarten nach Fujiyoshida; 1290¥ (9,40 €) kostet sie.


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Wir steigen in Gotenba aus, die Kindergartengruppe ist hier auch zu sehen. Wir sind mit diesem Triebwagen Reihe 313 angekommen.


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Neben den in Zentraljapen allgegenwärtigen neuen Zügen der Reihe 313 gibt auch noch die Baureihe 213, von denen 14 Garnituren nach der Privatisierung zu JR-Cenral gekommen sind und in Nagoya stationiert sind. Weitere 13 Garnituren sind bei JR-West in Okayama im Einsatz.





Spaziergang in Gotenba

Wir vertreiben uns die Zeit bis zur Abfahrt des Busses mit einem Spaziergang. Dabei können wir einige Bilder vom Fuji machen, der sehr majestätisch wirkt. Der Gipfel ist etwa 19 km Luftlinie von uns entfernt, aber er sieht ungeheuer nahe aus. Das ist kein Wunder, denn rundherum sind nur kleinere Hügel, nur dieser Berg allein erhebt sich fast aus der Ebene in diese Höhen (3776 Meter). Besonders attraktiv sieht er im Frühling aus, wenn oben noch Schnee liegt, und im Herbst, wenn schon der erste Schnee gefallen ist. Wir müssen mir einem schneelosen Berg vorlieb nehmen. Beim Spaziergang kommen wir durch einen Park, wo ich unbekannte Vögel bemerke, die ein durchdringendes Pfeifen hören lassen. Wir kaufen uns noch ein wenig was zum Essen und besteigen dann den Bus.

Die Fahrt führt uns an den Ausläufern des Fuji vorbei und ist sehr schön. Es ist ziemlich warm. Und nun ist es Zeit, den Nationalberg Japans näher vorzustellen.


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Nun können wir erstmals den Fuji aus der Nähe sehen und fotografieren. Der Berg ist von jeder Seite aus faszinierend!


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Es hat aber auch Sinn, manchmal auf den Boden zu schauen: Kanaldeckel mit der Dampflok D52 vor dem Hintergrund des Fuji.


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Nicht minder interessant sind auch Kaki-Bäume. Eine der wenigen Früchte mit Tradition in Japan. Sie werden erst nach dem Frost geerntet und hängen dann ohne Blätter auf den Bäumen – für Japaner ein typisches Herbstmotiv.


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Und wieder ein Blick auf den majestätischen Fuji.


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So weit konnte ich mit dem Tele den Berg an mich heranziehen.


Fuji-san

Der Fuji ist 3776 m hoch und damit der höchste Berg Japans. Beeindruckend ist er vor allem deshalb, weil er eine fast makellose Kegelgestalt hat, die noch dazu von allen Seiten nahezu gleich perfekt aussieht. 1707 fand der letzte Ausbruch statt. Damals erreichte der Ascheregen die 100 km entfernte Stadt Tôkyô (die damals aber noch Edo hieß). Bis 1867 durfte der Fuji nicht von Frauen betreten werden. Es war ein heiliger Berg, den nur Mönche und Pilger bestiegen. Heute besteigen jährlich Tausende den Berg, die Saison dauert von 1. Juli bis 31. August. In der übrigen Zeit kann es Schnee geben und daher sind die Hütten nicht bewirtschaftet. Der Aufstieg ist angeblich nicht schwer, die Wege sind recht ausgetreten, weil ja immer Massen hinaufsteigen. Allerdings nicht ungefährlich, weil die Asche und Schlacke recht rutschig sein kann. Auf den Hütten kommt man angeblich nicht zum Schlafen, es herrscht Volksfeststimmung. Also nichts für wirkliche Bergsteiger, eher für Erlebnishungrige und eben für Japaner und andere, „die einmal auf dem Fuji gewesen sein wollen“.

Nun muß man noch den Namen erklären und die seltsame Tatsache, daß er oft fälschlich als Fujiyama bezeichnet wird. Eigentlich heißt er Fuji-san. Das Zeichen FU heißt Reichtum, reich sein. SHI (oder JI, in einer Kombination wird es so gesprochen) heißt Gefolgsmann, Samurai, Gelehrter. SAN bedeutet Berg. Nun gibt es (siehe Einleitung zum Reisebericht) ja mehrere Lesarten eines Schriftzeichens. FU kann also fu, fû oder tomi lauten, JI kann shi oder ji lauten, SAN kann san oder yama lauten. Wenn man von einem Berg spricht, heißt es yama, wenn es ein Name eines Berges ist, sodass am Ende des Namens das Wort „Berg“ hinzugefügt wird, heißt es aber meist –san. Bei Ortsbezeichnungen liest man hingegen häufig –yama (z.B. Matsuyama). Man kann den Namen des Berges also mit Berg des reichen Mannes oder des reichen Samurais übersetzen. Die Frage ist, ob der Name wirklich aus dieser Bedeutung entstanden ist. Etymologisch kann ich das nicht eruieren, aber es ist als sicher anzunehmen, daß der Name rein japanisch und uralt ist und nichts mit der Bedeutung der Zeichen zu tun hat. Man hat für den Namen Fuji eben chinesische Zeichen gesucht, die eine schöne Bedeutung haben und die man so ausspricht, wie die Japaner eben Fuji ausgesprochen haben. Wenn der Name wirklich aus der Bedeutung entstanden wäre, so hieße das, daß er bis zum 7. oder 8. Jahrhundert keinen Namen getragen häte. Das ist undenkbar. Erst seit damals wurde die chinesische Schrift verwendet.


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Während der Fahrt sehen wir fast ununterbrochen den Berg, durch das Fenster werden die Bilder allerdings nur mäßig.


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Manchmal verschwindet er aber auch hinter kleinen Hügeln.


Fujiyoshida und Ôtsuki

Wir sind aber mittlerweile mit unserem Bus in Fujiyoshida angekommen. Das ist eine Art Kurort. Der Nachteil des Ortes ist, daß er nordlich des Berges liegt und wir daher den Berg nur gegen das Sonnenlicht sehen – also im Dunst. Genau das war der Grund, warum ich mich von Süden dem Berg nähern wollte. Von hier führt nun eine Privatbahn nach Ôtsuki (übersetzt: großer Mond). Da es nichts zu sehen gibt und der Rummelplatz, den wir von Ferne sehen, nicht unser Interesse weckt, nehmen wir nach einigen Fotos den nächsten Schnellzug nach Ôtsuki. Schnell ist aber relativ. Der einzige Unteschied ist der Fahrpreis. Der Zug hält seltener, aber er braucht fast gleich lang. Die Fahrkarte kostet etwa 1000¥ (7,30 Euro). 22 km sind es nur, aber wir fahren doch mehr als eine halbe Stunde. Der Zug ist übrigens fast leer. In Ôtsuki überlegen wir, was wir nun anfangen könnten. Wir haben noch jede Menge Zeit, um 18 Uhr treffen wir uns aber mit Hitoshi, einem Japaner, den ich im Internet bei den Reisevorbereitungen kennengelernt habe und der sich mit uns treffen will.


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Ein Zug der Privatbahn in Fujiyoshida. Normalerweise mache ich solche Bilder nicht, mir gefällt der Anstrich gar nicht, aber zur Dokumentation muss ich ja doch abdrücken. Die Bahnlinie heißt Fujikyûkô, was soviel wie Fuji-Schnellzug heißt. Die Station Fujiyoshida heißt heute übrigens anders: nämlich „Fujisan“.


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Von hier gegen die Sonne im Dunst sieht der Fuji so aus.


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Mit diesem seltsamen Gefährt geht es also wieder zurück zu einer JR-Strecke, nämlich nach Ôtsuki.



Ôtsuki und bisher unbekannte S-Bahn-Strecken in Tôkyô.

Zunächst bin ich froh, einmal auf einem Bahnhof der Chûô-honsen zu sein und hier die Typen fotografieren zu können, die ich noch nicht gesehen habe. E257 und E351 (ein Neigezug) fahren hier vorbei, gefahren sind wir schon mit letzterem, aber da war es Nacht. Auch Lokomotiven und Regionaltriebwagen kommen vorbei. Martin ist nicht begeistert, hier auf Züge zu warten, aber er fügt sich. Die Gegend hier ist hübsch, weil gebirgig. Die Berge sind nicht hoch, aber doch steil. Nach einigem Überlegen fahren wir die Hauptstrecke nach Tôkyô hinein bis Shinjuku.


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Ein alter Bekannter ist der erste Zug, den wir sehen: Baureihe 115, allerdings in der hier üblichen Lackierung mit dunkelblau. Steht dem Zug sehr gut!


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Eine Seltenheit: eine Lokomotive. Die Reihe EF64 wurde 1964-82 in 132 Exemplaren für steigungsreiche Strecken wie diese hier oder die Ôu-Hauptlinie gebaut.


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Ein weiterer 115, allerdings in der Lackierung der Region Nagano.


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Baureihe E257 für Schnellzüge mit einer eigenwilligen Lackierung. Gebaut wurden diese Züge ab 2001. 21 Garnituren sind im Einsatz, davon fünf, die nur aus je zwei (Ergänzungs)Wagen bestehen, um die Züge bei Bedarf zu verlängern oder zu teilen.


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Bei diesem Zugende ist wieder ein übergangsfähiger Wagen zu sehen, hier kann man also Ergänzungswagen anhängen.


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Und schließlich die zweite hier häufig anzutreffende Schnellzug-Baureihe 351, ein Neigezug, gebaut 1994 in 10 Garnituren (fünf kurze mit 5 Wagen und 5 lange mit 10 Wagen, um variable Züge zusammenstellen zu können.


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Zur Veranschaulichung der Lokalstrecken, die wir in Tôkyô noch befahren haben, wieder ein Planausschnitt. Grün ist die Yamanote-Linie eingezeichnet, rot die Strecken, die wir heute befahren haben. Von Shinagawa aus ging es in der Früh los, in Shinjuku kamen wir Nachmittag an, die anderen Bahnhöfe werden nun besucht.


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Auf der Fahrt nach Shinjuku beobachte ich durch den Führerstand die Strecke, die hier viergleisig ist. Die langsamen S-Bahn-Züge sind rechts zu sehen (links Baureihe E231, rechts Reihe 209). Es herrscht enorm dichter Verkehr, sodass wir pausenlos Züge überholen. Die LInie hier hat die Kennfarbe Gelb (Chûô-Sôbu-sen). Sogar auf Deutsch gibt es darüber eine >Wiki-Seite<.


Wir kommen in Shinjuku an. Dieser zweitwichtigste Bahnhof in Tôkyô wird von täglich 3,4 Millionen Passagieren frequentiert. Er ist gerade im Umbau. Einige Bahnsteige werden umgebaut. Auf der Fahrt nach Shinjuku fällt mir auf, daß er zwischen Hachiôji und Shinjuku extrem langsam dahinbummelt. Das wird wohl wegen der vielen S-Bahn-Züge, die überall halten, nicht anders möglich sein, obwohl die Strecke hier sechsgleisig ist. Erstmals sehe ich auch die gelben S-Bahn-Züge (Reihen 209 und E231) der Chûô-Sôbu-sen. Aber auch ältere, orangefarbene Garnituren der Reihe 201 sehen wir. Die meisten Bilder von Shinjuku sind nicht herzeigbar, ein Gewirr von Gleisen, Oberleitungsmasten und Gleisebenen macht die Situation unübersichtlich und die Qualität der Bilder leidet dadurch.


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Baureihe 205 in Shinjuku. Eingesetzt auf der Saikyô-Linie (vom westlichen Teil der Yamanote-Linie Richtung Norden und Nordwesten, deutsche Wiki-Seite >HIER<). Von dieser alten Baureihe (Baujahre 1984-91) sind noch immer 159 Garnituren bei JR-East im Einsatz (Stand 2014). Auch bei dieser Type gibt es Wagen mit 6 Türen und ohne Sitzplätze. Es gibt auch Züge, die auf U-Bahn-Strecken überwechseln. Die Züge sind bis zu 11-teilig.

Nach einigen Bildern fahren wir also eine weitere, für mich neue S-Bahn-Strecke ab: jene quer durch die Innenstadt, die vom westlichen Teil des Yamanote-Rundkurses zum östlichen Teil führt.

In Ochanomizu („Teewasser“) steigen wir einmal aus, um zu sehen, wie es hier aussieht. Obwohl es relativ dunkel ist – die Bahn liegt im Schatten – kann ich einige Bilder machen von den orangefarbenen Chûô-sen-Garnituren. Die Szene erinnert irgendwie an den Wienfluß in Wien und die daneben errichtete Stadtbahnlinie.


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In Ochanomizu mache ich (meines Wissens) das einzige U-Bahn-Bild. Es zeigt einen Zug der Marunouchi-Linie.


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Auf dem Weg zu einer Brücke mit guter Aussicht fällt mir dieses Ensemble auf, das mich auf den Auslöser drücken lässt. Nicht nur wegen dem Rolls, sondern auch wegen der interessanten Architektur, die allerdings typisch ist für Tôkyô.


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Von einer Brücke aus hat man einen guten Blick auf einen Teil der Chûô-Sôbu-Linie, die mitten durch Tôkyô führt und das Yamanote-„Gerstenkorn“ quer durchschneidet. Der Zug gehört zur Baureihe E231 (Danke für die Korrektur). Über 3000 Wagen, aufgeteilt auf rund 360 Garnituren, davon die meisten 10-teilig, wurden seit 2006 gebaut und werden noch immer gebaut. Es gibt zahlreiche Varianten, darunter auch solche, die auf U-Bahn-Strecken durchfahren. Wie üblich sind die Züge je nach Linie unterschiedlich lackiert.


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Orange gehalten sind die Regional-Züge der Chûô-sen. Die Baureihe 201 wurde im Raum Tôkyô allerdings 2011 bereits ausgemustert. Nur bei JR-West sind noch immer 32 Garnituren im Einsatz (Großraum Ôsaka, Stand 2014).


Wir nehmen wieder einen Zug der gelben Linie und fahren weiter bis Akihabara. Das ist die Kreuzungsstation der Chûô-Linie mit der Nord-Süd-Hauptstrecke der Yamanote-sen und auch der Shinkansen-Strecke. Die orangefarbenen Züge fahren über den Bogen nach Süden zum Bahnhof Tôkyô. Das Kreuzungsbauwerk ist auch recht interessant, obwohl man nicht besonders leicht Fotos machen kann. Aber immerhin sieht man einige Shinkansen-Züge vorbeifahren (von der Brücke gut zu sehen).


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Zwei Bilder von der Brücke auf die Nord-Süd-Hauptstrecke, hier also die Tôhoku-shinkansen mit einem Zug der Baureihe E3 als Komachi nach Akita, die zweite Garnitur ist ein E2 nach (damals noch) Hachinohe.


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2004 gab es auch noch die Shinkansen-Baureihe 200, die erste Baureihe für die Nordstrecke, 2012 wurde diese Reihe ausgemustert.


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Auf dem oberen Bahnsteig (Brücke) herrscht ebenso dichter Verkehr. Neben den S-Bahn-Zügen der Chûô-Sôbu-Linie Richtung Chiba gibt es auch Schnellzüge sowie spezielle Eilzüge für die Berufspendler. Um welchen Schnellzug es sich hier handelt, weiß ich nicht, wie das Schild andeutet, ist der Zug hier angekommen (Endbahnhof). Aber die Baureihe ist interessant: 189. Das waren einst die Züge über den Usui-Pass. Sie wurden bis zu ihrem Ausscheiden in untergeordneten Diensten (Hauptverkehrszeit) eingesetzt. Die Sitze waren schon recht durchgesessen.


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Von den Bahnsteigen aus kann man auch auf das darunter liegende Stadtviertel hinunterblicken, das für Elektronik sehr berühmt ist und das offenbar zahlreiche Touristen anzieht, wie man auch auf der deutschen >Wiki-Seite< lesen kann.


Nun habe ich die Idee, die östliche Einbindung in den Bahnhof Tôkyô zu befahren, die im Tunnel verläuft. Also fahren wir mit der gelben Chûô-Sôbu-sen weiter nach Osten bis zur Station Kinshichô. Dort lassen sich einige gute Bilder machen, weil der Ausblick vom Bahnsteig ziemlich frei ist. Hier sehe ich vor allem einmal die Züge der Yokosuka-Sôbu-sen, die die Verbindung vom Osten des Großraums Tôkyô zum Süden herstellt und die bereits erwähnte unterirdische Verbindungskurve befährt. Aber auch ein alter Schnellzugtriebwagen kommt hier vorüber. Ich stelle fest, daß die alten Garnituren für die Berufspendler-Schnellzüge verwendet werden.


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Ich habe zufällig einen guten Griff getan, denn im Bahnhof Kinshichô kann man recht gute Bilder machen. Blickrichtung ist immer Osten. Hier ein Doppelstockwagen (Green car, also 1. Klasse) eines Zuges der Yokosuka-Sôbu-sen mit Baureihe E217.


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Ein typischer Zug auf der Chûô-Sôbu-sen: Baureihe 209 (danke für die Korrektur!).


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Im letzten Abendlicht wieder ein Bild mit historischem Wert: Die alte JNR-Lackierung und eine alte Bauart (183), die 1972-75 gebaut wurde und 2006 ausgemustert wurde. Es ist der Schnellzug „Shiosai“, der Tôkyô mit Chiba und der weiter östlich liegenden Stadt Chôchi verbindet.


Nach eine Pause fahren wir nun mit einem Zug der Yokosuka-sôbu-sen nach Tôkyô. Die Züge der Baureihe 217 verkehren nur auf dieser Linie. Der Erste Klasse-Wagen ist ein Doppelstockwagen. Nun sehen wir einmal einen unterirdischen Teil des Bahnhofs Tôkyô. Alle paar Minuten kommt hier ein Zug vorbei. Wir halten uns aber nicht auf, sondern gehen hinaus, um den ersten Stock (oder ist es der zweite?) zu suchen. Von dort fahren nämlich die orangefarbenen Züge zur Chûô-sen zurück, die den Weg quer durchs Zentrum nehmen.


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Nach dem Wechsel auf den Hochbahnsteig (in Tôkyô gibt es mindestens drei Bahnsteigebenen!) sehen wir wieder einen Zug der Reihe 201 auf der Chûô-sen.


Ohne Platzkarte im Chûô-Liner

Der Bahnsteig ist schmal, es gibt vier Gleise, hoch aufgeständert neben den normalen Bahnanlangen des Bahnhofs. Der Zug kommt zum Prellbock und muß sofort wieder zurückfahren, um den Platz für den nächsten Zug frei zu machen. Zwischen den S-Bahnen verkehren dann noch einige tsûkin-tokkyû. Das könnte man frei mit Berufsfahrer-Schnellzug übersetzen. Diese Züge werden mit alten, ehemaligen Expreß-Garnituren gefahren. Ich sehr im Kursbuch, daß er fast ohne Halt bis Hachiôji fährt. Das kommt uns natürlich gelegen, so brauchen wir nicht so einen übervollen S-Bahn-Zug nehmen. Der Zug hat sogar einen Namen: „Chûô-Liner“.


http://share.bahnforum.info/transfer/4b34bb10c170dda14241baa237c7d58d12b33f68/UJP/UJP0767.jpg
In diesen Zug („Chûô-Liner“ - das Schild besagt aber noch „Dienstfahrt“ und wird erst umgestellt, wenn der Fahrer, der sichtbar ist, seinen Platz eingenommen hat) steigen wir ein, noch nicht ahnend, welche Probleme das bringen wird. Auch das ist ein Zug der alten Reihe 189 (für den Usui-Pass gebaut), kombiniert jedoch mit Wagen der alten Reihe 183. Man hat für diese Züge das alte Material je nach Bedarf neu zusammengestellt.


Ich merke aber auch, daß er genauso langsam ist wie die S-Bahn-Züge. Kunststück: er kann ja keinen S-Bahn-Zug überholen. Als wir den Zug besteigen, merke ich, daß alle Wagen nur reservierte Sitzplätze haben. Jetzt ist es natürlich dumm. Der Zug fährt schon. Wir werden ja sehen, was der Schaffner sagt. Ich zücke mein Kursbuch: Tatsächlich, hier steht es ja. Nur „shiteiseki“, also nur reservierte Plätze. Nun, wir bekommen natürlich mit dem Japan-Railpass gratis Sitzplatzkarten, aber wie ist das hier? Wir haben keine, weil wir zu spät draufgekommen sind. Bald kommt jemand, der sich auf unseren Platz setzen will, er hat eine Platzkarte. Wir wechseln woanders hin. Der Zug bleibt zu zwei Drittel leer. Kein Problem (meinen wir).

Als der Schaffner kommt, versuche ich mich dumm zu stellen. Wir zeigen unsere Karten, er erklärt, daß wir Platzkarten brauchen, ob wir keine hätten. Ich versuche natürlich so zu tun als verstünde ich kein Japanisch, der Schaffner kann aber kein Englisch. Nun, ich schaffe es dann ja doch nicht, mich dumm zu stellen, also rede ich doch mit ihm. Erkläre ihm, daß wir ja nichts zahlen müssen für Reservierung, ja, aber wir müssen eine haben. Und wir müssen daher 500¥ für die Platzkarte zahlen. Wir zeigen ihm die Tickets, er läßt sich nicht erweichen. Er spricht übrigens zu uns in Hockstellung, damit sein Kopf nicht über unseren Köpfen ist. Das heißt, er steht nicht, sondern er hockt neben uns. Sehr höflich ist er und sehr bestimmt allerdings auch. Ich biete ihm an, wir steigen halt die nächste Station aus, aber das läßt er nicht gelten. Wir sind gefahren, wir müssen es gleich wie die anderen Fahrgäste tun, gleiches Recht für alle, wir müssen zahlen. Nun gebe ich auf und wir zahlen halt. Wir haben ja eh Geld. So schlimm ist es auch wieder nicht, ich wollte nur schauen, wie weit ich gehen kann. Nun, er ist zufrieden (und bleibt reundlich) und wir fahren bis Hachiôji. Ich ärgere mich, weil ich nicht genau gelesen habe. Aber was soll’s. Es war ein Erlebnis.


http://share.bahnforum.info/transfer/4b34bb10c170dda14241baa237c7d58d12b33f68/UJP/UJP0768.jpg
In Hachiôji mache ich das letzte Bahnfoto des Tages: Baureihe 103, die damals älteste hier eingesetzte Baureihe aus 1963-84, ausgemustert bis 2009. Hier ein Zug auf der Kawagoe-Linie.


Treffen mit Hitoshi

Mit Hitoshi habe ich ausgemacht, daß wir von Westen kommen und um 18 Uhr etwa dort aussteigen, ganz vorne, sodaß wir sehen, ob er dort wartet. Er wird einen weißen Schal haben. Wenn er nicht am vorderen Ende des Bahnsteiges steht, sollen wir gleich wieder einsteigen und Richtung Tôkyô weiterfahren. Da wir aber nun schon früher heimkamen vom Fuji und nun von Tôkyô her kommen, hoffe ich, daß wir uns trotzdem finden. Und nach kurzer Zeit steht er schon beim Bahnsteigende. Und ich gebe mich zu erkennen. Um diese Zeit – mitten in der Stoßzeit, sind ja Westler nicht so verrückt und treiben sich hier in der Menge herum.

Hitoshi sieht sehr spießbürgerlich aus. Er wundert sich, daß wir schon da sind. Oben in der Halle wartet ein Freund von ihm. Er beschließt, daß wir gemeinsam „auf ein Bier“ gehen. Die Verständigung erfolgt nur auf Japanisch. Das ist insofern schwierig, als die beiden nicht sehr langsam reden und ich daher nicht viel verstehe. Martin wiederum steht ganz daneben und ist auf meine Übersetzung angewiesen. Nur: wo ich nichts verstehe, gibt’s auch nichts zu übersetzen. Also nicht so einfach die Sache. Ich kann zwar allerhand erzählen, aber mit all den Fachausdrücken, die da kommen, ist es nicht so einfach. Aber: es ist immerhin ein Erlebnis! Wir verlassen also das Bahnhofsgebäude von Hachiôji. Dieser Bahnhof ist etwa 50 km westlich von Tôkyôs Zentrum. Und man meint, man ist mitten in der Stadt. Es sieht genauso aus wie sonst überall in Tôkyô. Menschenmassen und viel Verkehr und lauter Häuser. Über mehrere Straßen suchen die beiden ein bestimmtes Lokal und scheinen es nicht sofort zu finden. Eigentlich hätte ich ja Hunger (und Martin wohl auch), aber es gibt hauptsächlich etwas zu trinken und hin und wieder wird auch ein wenig „Knabberei“ bestellt, also so Kleinigkeiten zum Dazunaschen.

Hitoshi ist ein Dampflokfan, den ich zufällig übers Internet kennengelernt habe. Erstaunt war ich damals, daß er die Lokomotive 310.23 kennt. Sein Freund ist Maler, sein Spezialgebiet sind Kirchentüren. Mehr kapiere ich leider nicht von den Erklärungen. Wir reden über Eisenbahnen, er bringt einige Prospekte mit, die er uns schenkt. Außer Bier gibt es noch Sake und Tee mit Eis. Der Sake schmeckt nach nichts. Scharf ist er nicht, die Japaner vertragen ja wenig Alkohol. Zum „Beißen“ gibt es u.a. Fischerln (echte, nicht etwa aus Teig), Toriyaki, Pilze, etwas was wie Grammeln (=Grieben) aussieht und schmeckt, und weitere solche Kleinigkeiten. Auch irgendwas mit Gemüse gibt es. Hiroshi macht einige Bilder mit seiner neuen Handy-Camera (so etwas war damals ganz neu!). Ganz kennt er sich noch nicht aus. Die Zeit vergeht schnell, weil das Erklären und Übersetzen manchmal mühsam ist. So gegen 21 Uhr trennen wir uns wieder. Etwa eineinhalb Stunden brauchen wir bis nach Hause. Bezahlen müssen wir nichts, Hitoshis Freund bezahlt alles. Natürlich haben wir auch von diesem Treffen Bilder gemacht, aber die sind hier für das Forum nicht von Bedeutung.

Die beiden bringen uns dann zum Bahnhof zurück. Mit einem kaisoku (= Eilzug) fahren wir in die Innenstadt zurück. In Tachikawa steigen wir aber aus, um den Schnellzug „Kaiji“ zu nehmen für den Rest der Strecke. Von Shinjuku geht es dann über Ebisu und Roppongi nach Hause. Im Bahnhof fällt mir die Melodie auf, die gespielt wird. Alle Ansagen werden ja mit einer Kennmelodie eingeleitet, das ist bei allen Bahnhöfen so. Und in Shinjuku ist die Melodie das Thema „Der dritte Mann“ (die berühmte Zither-Melodie). Hätte ich nie erwartet!

Im Supermarkt in Roppongi kaufen wir noch Geschenke und Senbei (Reiscracker), und ein Essen, denn ich bin sehr hungrig. Die Knabbereien und Snacks in Hachiôji waren nicht allzu gut für den Magen und jedenfalls zu wenig. Das Bentô ist nichts Besonderes: Reis, Speck, Fleisch, aber immerhin, man hat was im Magen. Im Kühlschrank ist ja auch Marmelade und Butter, Brot haben wir auch ein wenig. So endet der Tag, der geprägt war von vielem Umsteigen!

Morgen geht es am letzten Tag in Japan noch nach Kamakura (großer Buddha) sowie zu einigen Plätzen in Tôkyô und Umgebung. Und der Japan-Aufenthalt wird noch durch ein „besonderes Ereignis“ abgeschlossen.

LInk zum letzten Teil:
Teil 22: Kamakura, Monorail und schweres Erdbeben


EDIT: danke für die Aufklärung über die Baureihen 209 und E231. Habe die Korrekturen eingearbeitet!

LG Gustav
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3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2015:06:03:20:28:23.
Hallo Gustav,

ich habe deine Berichte bisher sehr genossen. Vielen Dank dafür!

Kleine Anmerkung zur Unterscheidung der Baureihen 209 und E231 auf der Chuo-Sobu Line. Die Triebwagen der Reihe 209 haben eine weiße Front, die Wagen der Reihe E231 haben diese in der Regel nicht. Ich glaube mit einer Ausnahme. In den Zügen der Baureihe E231 ist ein 6-türige Einzelwagen als reiner Stehwagen eingereiht. Dieses wird an der Front des Zuges mit einem Schriftzug links im gelben Streifen angezeigt. Bild 24 zeigt links einen E231 und rechts einen 209, Bild 28 einen E231 (der 6-türige Wagen ist an fünfter Stelle gut erkennbar) und Bild 35 wieder einen 209.

Gruß sudexpress
Hallo Gustav,
sehr schön wieder,dieser Bericht!
Du kannst bei Bergbildern die Helligkeit runterziehen und eventuell mit dem Kontrast spielen.
Kommt besser wie ein 3700m-Brocken raus:

http://666kb.com/i/cz3qkl4d59k4a0a0a.jpg

Die Fusseln sind auch verschwunden:=)
Schönen Sonntag noch!
Olaf



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2015:05:31:16:28:31.
Danke Olaf, ich hab es auch versucht, mir kam das dann doch etwas zuviel an Bearbeitung vor, daher hab ich es lieber nahe am Original belassen.

LG Gustav
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Hallo Gustav !

Ich finde es beeindruckend, was du dir für einen Mühe für deinen Berichten machst. Vorallem nach all den Jahren noch so detaillierte Schilderungen zu allem abgeben zu können. Da muss ja ein beachtliches Archiv entstanden sein.

Gruß
Jan

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Fußball und Eisenbahn funktioniert !
Bremer1897 schrieb:
-------------------------------------------------------
> Hallo Gustav !
>
> Ich finde es beeindruckend, was du dir für einen
> Mühe für deinen Berichten machst. Vorallem nach
> all den Jahren noch so detaillierte Schilderungen
> zu allem abgeben zu können. Da muss ja ein
> beachtliches Archiv entstanden sein.
>
> Gruß
> Jan

Hallo Jan!

ja, es ist schon Mühe, vor allem das Scannen von den vielen Dias. Immerhin: den Text hab ich ja schon 2004 verfaßt, wie ich alle meine Reisen seit 1983 niederschreibe. Daher war es neben der Mühe auch viel Vergnügen, alles noch einmal zu "erleben". Ich habe lediglich die Texte redigiert, die allzu persönlichen Teile weggestrichen und einige aktuelle Bemerkungen hinzugefügt. Oder Erklärungen für die Leser, die ja nicht über mein Vorwissen verfügen. Auf meinem Programm, auf dem ich die Teile bearbeite (die Bildzeilen einfüge und so weiter), habe ich immerhin bereits 160 Seiten beschrieben. Aber das Ende kommt bald: ein Tag noch, der Heimflug ist dann keinen eigenen Teil mehr wert (voraussichtlich).

LG Gustav
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Diese Ausdauer und Geduld hätte ich auch sehr gerne. Nur leider setzt bei mir relativ schnell eine gewisse Schreibfaulheit ein, sodass selten mal ein Bericht fertig wird. Bilder sind zwar schön und gut, aber das geschriebene Wort kann so manche Anekdote dann doch nur eben so wieder hervorbringen, von daher weiß ich ehrlich zu schätzen, was du dir für eine Mühe machst.

Gruß
Jan

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Fußball und Eisenbahn funktioniert !
Hallo!

Schade, dass die Serie bald zu Ende ist!

Ich kann wieder einzelne Angaben machen.

Bild 2: Von der Reihe E253 muss es noch mehr Züge geben. Denn einige Einheiten gingen u. a. an die Nagano Dentetsu: [en.wikipedia.org].

Bild 4: Der Asagiri fuhr von 1991 bis 2012 sogar noch nach Numazu weiter. Zwischen Gotemba und Numazu kam ein Lotse von JR zum Lokführer hinzu (Abschnitt gehörte der JR, Triebwagen aber der Odakyu Railway).

Bild 16: KiHa 183-1000. Wird für Joyful-Trains verwendet. Heute u. a. auch als "No.Do.Ka" oder "AsoBoy!". Als Beispiel, wo er ebenfalls eingesetzt wurde: [en.wikipedia.org] (Einsatz als Yufu DX).

Bild 20/21: Züge kommen in den Zugnamen "Kaiji" und "Azusa" zum Einsatz.

Bild 22: Super Azusa.

Kai-Uwe, der "Cottbuser"

Mit freundlichen Grüßen

Der Cottbuser




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2015:05:31:17:39:27.
Hallo Kai-Uwe!

Danke für die Ergänzungen. Daß die Nagano Railway auch E253 übernommen hat, ist mir entgangen. Oder ich habe nur die japanische Wiki-Seite besucht und es überlesen.

Die einzelnen Destinationen der tokkyû sind natürlich viel vielfältiger als ich es dargestellt habe. Ich habe mal eine Statistik begonnen, aber es ist mir zu kompliziert, zumal ich ja die kleineren Städte auch nicht kenne und so ein Name mir dann oft nichts sagt. Auch vernachlässige ich häufig die Zusätze "Super-" oder "Wide View-" usw. bei den Zügen. Aber die "Super-" Züge haben häufig ein anderes Wagenmaterial (Neigezüge z.B.).

Danke jedenfalls für das Interesse.

Immer wieder überlege ich, auch andere Fernreisen noch einmal aufzuarbeiten (Australien, Tunesien, USA). Allerdings war dort nicht so viel Eisenbahn dabei. Und es ist auch schon länger her, sodaß es eher ins Historische Forum gehört.

Von 2015 wird es jedenfalls nur Deutschland-Berichte geben (Oberfranken, Hamburg, Niedersachsen). In welches Forum ich das stellen werde, weiß ich noch nicht. Ins "allgemeine"? Wenn es ein Reisebericht ist? Für mich ist es eigentlich Ausland...

LG Gustav
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Wieder super! :-) (o.w.T)

geschrieben von: Roni

Datum: 31.05.15 20:45

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)
lg, Roni - [raildata.info] - Meine DSO-Reportagen Teil 1 (2005 bis 06/2019): [www.drehscheibe-online.de] - Meine DSO-Reportagen Teil 2 (neueste): [www.drehscheibe-online.de]
https://raildata.info/raildatabanner1.jpg

Toller Deckel, schöne Serie, danke (o.w.T)

geschrieben von: FANTOMAS

Datum: 31.05.15 21:44

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)
Hi, ein toller Reisebericht von dir, den ich mit Begeisterung (und wehmütigen Erinnerungen...) lese! Allerbesten Dank!

Interessant fand ich deine Erfahrung mit dem "Liner", dem Berufsverkehrs-Schnellzug. Oft stehen die gar nicht im Kursbuch, sondern hängen nur an den Bahnhöfen aus (zumindest war es vor 10 Jahren so). Fast immer ist es Tokkyuu-Material, es gibt aber im Raum Tokyo auch eine eigens dafür gebaute Reihe (deren Nummer ich nicht kenne). Eine japanische Eisenbahn-Zeitschrift hatte mal einen ganzen Sonderteil über diese Zuggattung.

Ich bin nur einmal mit einem gefahren, von Osaka aus. Da standen Bahn-Mitarbeiter an den Bahnsteigzugängen und haben die Platzkarten von Blöcken verkauft. Daher wunderte mich etwas, dass du daran vorbeigekommen bist...
...hab noch mal schnell recherchiert: Die Züge heißen komplett natürlich "Home Liner", und es gibt auch einen englischen Wiki-Artikel:
[en.wikipedia.org]

Die Bauart, die nur als Home Liner läuft, heißt 215, und hat auch ihren Wiki-Auftritt:
[en.wikipedia.org]
nozomi07 schrieb:
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> Interessant fand ich deine Erfahrung mit dem
> "Liner", dem Berufsverkehrs-Schnellzug. Oft stehen
> die gar nicht im Kursbuch, sondern hängen nur an
> den Bahnhöfen aus (zumindest war es vor 10 Jahren
> so). Fast immer ist es Tokkyuu-Material, es gibt
> aber im Raum Tokyo auch eine eigens dafür gebaute
> Reihe (deren Nummer ich nicht kenne). Eine
> japanische Eisenbahn-Zeitschrift hatte mal einen
> ganzen Sonderteil über diese Zuggattung.
>

Vielleicht meist Du die Baureihe 215: [en.wikipedia.org]
Da gibt es nur vier Garnituren, eingesetzt als "Home-Liner".

EDIT: ah, Du warst eine Spur schneller! Hast es also auch gefunden!

LG Gustav
HIER sind meine Reiseberichte zu finden!




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2015:05:31:22:15:40.
Hallo!

Die Home-Liner sind auch bei [www.hyperdia.com] hinterlegt. Unter Umständen kann es aber sein, dass allerdings nicht alle dieser Züge hinterlegt sind.

Kai-Uwe, der "Cottbuser"

Mit freundlichen Grüßen

Der Cottbuser