Fertige Teile:
Teil 1: Ankunft in Tôkyô
Teil 2: Tôkyô
Teil 3: Ausflug Yokokawa Museum - Usui-Pass - Nagano
Teil 4: Fahrt über Niigata und Akita nach Hokkaidô
Teil 5: Sapporo und Umgebung
Teil 6: Landpartie nach Kanayama
Teil 7: Yamagata und „Flucht“ vor einem Taifun über die Alpen.
Teil 8: Nara
Teil 9: Kyôto
Teil 10: Ausflug zur Halbinsel Kii
Teil 11: Ôsaka und Okayama
Fahrt über die Seto-ôhashi (Große Seto-Brücke)
Nach den langen Fotozeiten auf den Bahnhöfen Shin-Ôsaka und Okayama beginnt also nun die Fahrt, auf die ich mich schon seit Monaten gefreut habe und die für mich einer der Höhepunkte der Japanreise ist: die Fahrt über die große Brücke
>Wiki-Link<, die die Seto-Inlandsee seit 1988 überspannt (ôhashi heißt große Brücke). Zunächst aber fahren wir 30 Kilometer, bis wir zur Küste kommen, die Zeit kann ich zum Essen benutzen.
Zur Erinnerung noch einmal die Karte. Heute gibt es drei Brücken auf die Insel Shikoku: neben der Seto-ôhashi, über die wir fahren, gibt es noch eine Verbindung mit zwei Straßenbrücken über die Insel Awaji (weiter östlich von der Kansai-Region kommend) sowie eine Straßenbrücke, die über mehrer Brücken und unter Ausnutzung vieler Inseln weiter westlich aus der Region Fukuyama die Insel erreicht.
Doch dann ist sie da, die Brücke! Sie ist rund 13 Kilometer lang und besteht eigentlich aus sechs miteinander verbundenen Brücken, die fünf dazwischenliegende Inseln als Zwischenstationen benützen. Die Brücke ist doppelstöckig: oben fahren die Autos (wenn welche fahren, denn die Maut betrug 2004 etwa 50 Euro, mittlerweile laut Wiki nur mehr 27 Euro), unten fahren die Züge, und zwar fast ununterbrochen, je Stunde und Richtung 6 Reisezüge, die Güterzüge nicht mitgerechnet. Die Fahrzeit über die Brücke selbst dauert etwa 10 Minuten. Die Aussicht wird getrübt durch die Verstrebungen aus Eisen und Beton. Aber man kann schon sehen, wie hübsch die Inlandsee ist, die wir morgen auf der Fähre ja noch besser sehen werden. Die Seto-Inlandsee ist eine der landschaftlich sehenswertesten Gegenden in Japan. Über den Bau der Brücke habe ich seinerzeit in japanischen Zeitschriften viel gelesen. Es ist also ein besonderes Erlebnis, jetzt hier fahren zu können. Die Pfeiler sind ungemein massiv – immerhin erdbebensicher! 140 Kilometer entfernt liegt Kôbe, das 1995 von einem schweren Erdbeben heimgesucht wurde (siehe voriger Teil). Die Brücke hat das Beben unbeschadet überstanden. Angeblich wurde sie durch das Beben nur um einige Zentimeter verschoben. Bilder von den Seto-Inlandsee gelingen wegen der Verstrebungen nicht, aber am nächsten Tag gelingen dann einige Bilder von der Fähre aus.
Ein paar Bilder - alle „gestört“ durch Pfeiler und dergleichen - zeige ich dennoch von der Brückenfahrt: Hier sieht man nicht nur ein Stück einer der vielen Brücken sondern auch, wie massiv die Pfeiler gebaut sind.
Da wir im letzten Wagen sitzen, ist es einfach, aus der hinteren Plattformtüre hinaus zu fotografieren.
Auch hier erkennt man etwas von der Anlage, inklusive einer kleineren Zwischeninsel. Das Bild hat nur Dokumentationscharakter, durch die Scheiben geht es nicht besser.
Auch hier ist trotz Dunst ein wenig erkennbar, wie riesig die Anlage eigentlich ist. Natürlich findet man im Internet aber auch Luftaufnahmen.
Wenn ich nicht irre, haben wir auf diesem Bild bereits die Insel Shikoku erreicht.
Unser Zug ist ein Diesel-Neigezug der Shikoku-Baureihe N2000. Shikoku hat sich als einzige der JNR-NachfolgeGesellschaften vom üblichen Bezeichnungsschema abgewandt und neue Fahrzeuge nach einem neuen System bezeichnet. Der Schnellzug heißt Nanpû (Südwind) und fährt von Okayama nach Kôchi. Da wegen der neuen Brücke der Durchzugsverkehr nicht mehr durch die weiter östlich liegende Großstadt Takamatsu führt (früher war dort der Fährhafen), wird der „Nanpû“ in Tadotsu mit dem „Shimanto“ vereinigt, der von Takamatsu nach Kôchi fährt. Wie schon an anderer Stelle erwähnt, gibt es Zugvereinigungen und Zugtrennungen in Japan recht häufig und sie funktionieren ziemlich perfekt. Ich kann sogar beim Kuppeln zusehen, denn unser Wagen war der letzte, und man kann bei den meisten Zügen dem Lokführer oder dem Zugführer (Zugbegleiter?) über die Schulter schauen. In den meisten Zügen ist im letzten Abteil (also im Führerstand) ein Zugbegleiter, der die Türschließung auslöst und Abfahrtszeichen für den Lokführer gibt. Das macht hier nicht der Schaffner. Wie gesagt, personalintensiv ist das schon in Japan. Natürlich ist das Zug-Vereinigen bei der Mittelpufferkupplung auch recht einfach.
In Tadotsu werden wir mit dem „Shimanto“ zusammengekuppelt, der von Takamatsu kommt und nun mit dem Nanpû vereinigt nach Kôchi fährt.
In Tadotsu steht ein Triebwagen der Reihe 121 und wartet auf seinen nächsten Einsatz. Die zweiteilige Elektrotriebwagen-Baureihe wurden 1987 zunächst noch an JNR geliefert, im gleichen Jahr kam die Umstellung auf JR-Shikoku, bei der alle 19 Garnituren dieser Serie im Einsatz sind. Mittlerweile wurden sie erneuert.
Landschaftlich schöne Strecke auf der Dosan-sen
Nicht weit nach Tadotsu beginnt ein wunderschöner Streckenabschnitt. Schon bei der Planung der Reise – daß ich auch die Insel Shikoku bereisen wollte, stand von vornherein fest – habe ich Hironori gefragt, welche Strecken dort besonders sehenswert seien. Und er hat meinen Plan bestätigt, über die Dosan-Linie zu fahren, das sei die schönste Strecke auf Shikoku. Die Stadt Kôchi wollte ich sowieso besuchen, schon wegen der Straßenbahnen, denn hier fahren angeblich viele europäische Garnituren, darunter auch eine aus Graz und aus Stuttgart. Aber das ist leider Vergangenheit. Trotzdem wird überall in den Führern und im Internet betont, daß die Stadt sehenswert und außergewöhnlich sei.
Wie dem auch sei, der Streckenabschnitt durch ein sehr schönes Tal ist wirklich hübsch. Manchmal meint man, in Tirol zu sein. Der Bach, der das Tal bildet, hat klares, grün schimmerndes Wasser, viele Felsen liegen im Bachbett, der Zug fährt durch mehrere kleine Tunnels, meistens hoch über dem Fluß, häufig abseits von Straßen. Mitunter gibt es sogar Dörfer, die an den Hängen liegen. Gärten sind in Terrassenform angelegt. Nicht weit vor Kôchi wird es noch enger, der Zug entfernt sich vom Fluß und in einem längeren Tunnel wird die Paßhöhe überschritten. Dann tut sich eine neue Welt auf: Eine Art Ebene liegt vor uns, aber doch auch hügelig. Das Meer kann man von einigen Punkten aus erkennen. Wirklich hoch war die Strecke zwar nicht, aber relativ gesehen wirkte sie doch so.
Bevor wir direkt in die Berge kommen, ist das Tal noch recht breit. Durch die Scheiben gelingen nicht viele brauchbare Bilder. Im Gegensatz zu Europa sieht man auf den japanischen Feldern meist nur kleine Vans oder Lastwagen, aber kaum Traktoren.
Hier gibt es noch viele kleinere Dörfer mit alten Häusern, und natürlich wie überall Reisfelder.
In Awa-Ikeda sehe ich dieses seltsam anmutende „Ding“: so klein und schon eine Eisenbahn? Es ist ein Dieseltriebwagen der Reihe kiha 32, ein Standard-Triebwagen für Nebenbahnen, der allerdings gegenüber der Standardlänge (20m) der meisten Triebwagen verkürzt ist (16 Meter lang). Da auch die Breite auf 2,7 m begrenzt war, war diese Bauart zur damaligen Zeit das kleinste JNR-Fahrzeug. Auch sonst wurde möglichst kostengünstig gebaut, Details habe ich nicht übersetzt, weil die Infos nur auf einer japanischen Seite zu finden waren.
Im Tal des Flusses Yoshino und einiger weiterer, deren Namen ich erst gar nicht suche, gibt es oft überraschende Ausblicke. Leider kann man fast nur von Brücken Bilder machen, da sind immer irgendwelche Leitungen oder Seile im Bild. Die großen Gebäude im Hintergrund überraschten mich in dem engen Tal.
Hier gibt es noch viel Natur und ich bin die ganze Zeit nur am Schauen.
Gebäude am Hang, beziehungsweise sogar ein gerodeter Hang überraschen mich sehr. In Japan sind Erdrutsche sehr häufig, weshalb es meiner Beobachtung nach kaum Siedlungen an den Hängen von Bergen gibt.
Endlich einmal keine störenden Leitungen im Bild.
Jeder noch so kleine Platz wird ausgenützt für Reisfelder.
Und wieder eine kleine Siedlung am Hang.
Kôchi
Wir kommen in einem kleinen Bahnhof an, der nur drei Gleise hat. Eine Art Provinzbahnhof. Da die Strecke hierher noch nicht elektrifiziert ist, unterstreicht das noch den Provinzcharakter. Auch die Art der Fahrzeuge, die hier eingesetzt werden, sieht für unsere Augen provinziell aus. Unser Triebwagen – immerhin ein Neigezug – macht eher den optischen Eindruck eines Lokalzuges. Auf dem Bahnhof steht auch ein Privatbahn-Triebwagen. Eine Nebenbahn nach Sukumo im Südwesten wurde schon vor Jahren an eine Privatgesellschaft abgetreten (die Bahn war noch gar nicht fertiggebaut) und es gibt einige durchgehende Züge über die JR-Strecke bis Kôchi.
Man kann erkennen, daß ein Bahnhofsumbau im Gang ist. Man sieht die Stützen für eine hochgelegte Trasse. Der künftige Bahnhof wird also vermutlich ein ebenerdiges Servicegeschoß sowie eine Straßenunterführung haben und hochgelegte Bahnsteige aufweisen. Damit kann auf jeden Fall mindestens ein Bahnübergang aufgelassen werden. Wie der Bahnhof heute aussieht, kann man auf der englischen
>Wiki-Seite< sehen.
Da es nicht viel zu sehen gibt (ein, zwei Fotos sind bald gemacht), gehen wir gleich zu unserem Hotel, das nur wenige Meter vom Bahnhof entfernt ist. Die Adresse bekam ich von Arthur aus Australien, die Buchung klappte übers Internet vorzüglich. Es ist ein sehr kleines Hotel – zumindest was die Zimmergrößen betrifft. Stockwerke sind genügend vorhanden. Wir haben Zimmer 804 (also 8. Stock nach japanischer Zählung) und es ist wirklich so klein, daß ich hier nicht meine abendlichen Turnübungen schaffen werde, weil neben den Betten kaum Platz zum Gehen ist. Das WC mit Dusche ist wohl nachträglich eingebaut, eine „Naßzelle“ in Plastik-Kastenbauweise. Aber die Klomuschel spielt auch hier alle Stückln (Po-Waschanlage etc.). Aber es gibt auch hier einen Fernseher sowie ein Tee-Set.
Unser Zug nach der Ankunft auf dem heute nicht mehr bestehenden alten Bahnhof von Kôchi (der neue ist aufgeständert).
Parkraum vor dem Bahnhof ist knapp, daher ist alles ganz genau vermessen. Wer nicht bezahlt, kommt gleich gar nicht vom Parkplatz weg. Eine mechanische Sperre verhindert das Wegfahren ohne Bezahlung.
Ganz in der Nähe des Hotels finden sich zwischen den großen Betonblöcken auch mal kleine alte Häuser. Zumindest das rechte scheint aus Holz zu sein.
Wir gehen nach dem Bezahlen (7500¥ für das Zimmer, entspricht 27 Euro pro Person) und dem Ablegen unseres Gepäcks wieder zum Bahnhof zurück, weil in der Zwischenzeit zwei Züge angekommen sind oder gerade ankommen. Und ich habe auch Glück: Ich kann also erstmals ein Bild von den mir schon längst bekannten Triebwagen kiha 58 (zweimotorig) bzw. kiha 28 (einmotorig) machen. Nur in Kumamoto werde ich nochmals die Gelegenheit haben, diese alten Eilzugtriebwagen (Baujahre ab 1961) in typisch alt-japanischer Bauart zu sehen. Auch einige neuere kiha 32 stehen herum. Sie werden hier für Regionalzüge verwendet. Bevor wir den kleinen Bahnhof wieder verlassen, kommt noch ein neuer Shikoku-Triebwagen Reihe 1000 herein. Er wurde 1989 als einer der ersten neuen Triebwagen für die soeben gegründete JR-Shikoku gebaut und nach einem neuen Schema bezeichnet. Wirklich modern im europäischen Sinn sieht er aber nicht aus. Die hier überall üblichen und notwendigen Stirntüren verleihen dem Zug ein typisch japanisches, aber für Europäer nicht gerade hübsches Aussehen.
Außerhalb der Bahnsteigdächer steht Dieseltriebwagen kiha 28/58. ki bedeutete Dieseltriebwagen (kidôsha), ha bedeutet immer 2. Klasse. Bei den Dieseltriebwagen sind oftmals unterschiedliche Bezeichnungen zu einer Gruppe zusammengefasst. Die Unterschiede betreffen die Motorisierung oder die Führerstandsanzahl (ein oder zwei pro Wagen) usw. Ursprünglich waren die Dieseltriebwagen alle gleich lackiert: cremefarben mit rotem Fensterband. Heute tragen sie die Farben je nach Region oder Einsatzbebiet. Hellblau ist übrigens die Konzernfarbe von JR-Shikoku.
Unter dem wuchtigen Fußgängersteg steht der Privatbahn-Triebwagen der Tosa Kuroshio tetsudô (tetsudô heißt Eisenbahn). Er trägt die Nummer 9640, mehr weiß ich über ihn nicht. Tosa ist eine Stadt, Kuroshio heißt eine Meeresströmung.
Mittlerweile kommt schon der nächste „Nanpû“ an. Er gehört der Serie 2000 an und hat auch Triebköpfe ohne Durchgangsmöglichkeit. Auch die Lackierung der Seiten ist unterschiedlich. Diese Wagen wurden 1988 gebaut (im Gegensatz zu dem, mit dem wir kamen (von 1994). Er hat auch eine geringere Höchstgeschwindigkeit (120 km/h). Man kann 21 Garnituren zusammenstellen.
Dann kommt auch noch ein Regionalzug-Triebwagen der Serie 1000. 56 Stück dieser Einzeltriebwagen wurden zwischen 1990 und 1997 für JR-Shikoku gebaut. Er hat immerhin drei Türen je Seie und 70 Sitzplätze.
Straßenbahnen in Kôchi
Unser nächstes Ziel sind die Straßenbahnen. Martin hat mittlerweile schon an der stumpfen Endstelle direkt vor dem Bahnhof mehrere Fotos gemacht, während ich bei den Bahnsteigen war. Wir fahren nun mit der Straßenbahn nach Süden bis zu einer großen Kreuzung, an der sich auch zwei Straßenbahnlinien kreuzen. Bis hierher bezahlen wir nur 100¥ (beim Aussteigen natürlich, wie üblich hier). Hier beobachten wir einige Zeit lang das Treiben, und Martin versucht, sich einen Überblick über die Wagentypen zu verschaffen. Dann spazieren wir entlang der Straßenbahnlinie nach Westen, weil dort nach meinem Stadtplan die Burg zu finden ist, die wir uns anschauen wollen. Es ist zwar schon spät am Nachmittag, aber wir wollen doch auch etwas Kulturelles sehen. Der Weg zum Meer ist uns zu weit, die Stadt liegt nämlich nicht direkt am Ufer. Auf dem Weg zur Burg können wir das Treiben der Stadt gut beobachten. Die Fahrräder, die uns auf dem Gehsteig entgegenkommen, die Mopeds, die auf dem Gehsteig parken, Horden von Schülern, die in ihren Uniformen auf die Straßenbahn warten, der Verkehr aus den kleinen Seitengassen und vieles mehr. Auch die Architektur der Häuser können wir beobachten. Von „schön“ kann man natürlich nicht sprechen, aber wohl von zweckmäßig. Es gibt auch Geschäftspassagen und Geschäftsstraßen nur für Fußgänger, die schauen wir uns später genauer an. Mir fallen heute auch wieder Leute auf, die einen weißen Mundschutz umgebunden haben. Das sind Leute, die entweder Angst haben, sich anzustecken, oder die selbst verkühlt sind, zum Beispiel Schnupfen haben, und niemanden anstecken wollen.
Das Netz der Straßenbahn ist am besten auf dem
>OpenStreetMap< zu sehen. Um das gesamte Netz zu sehen, muss man nur den Planausschnitt verschieben. Übrigens erkennt man auf dem Plan auch bereits, dass die Bahnstrecke im Bereich des Bahnhofs aufgeständert ist.
Wagen 207 hat soeben die stumpfe Endstation beim Bahnhof (im Hintergrund) hinter sich gelassen.
Wagen 221 scheint zur selben Bauserie zu gehören und verläßt soeben die Endstation beim Bahnhof. Wie fast überall heißt die Endstation beim Bahnhof „eki-mae“, was so viel heißt wie „Vor dem Bahnhof“ (eki=Bahnhof, mae=vor)
Der etwas jüngere Triebwagen 910 fährt in die Endstation ein. Das gelbe Schild auf dem Mast weist darauf hin, dass das Betreten der Gleise verboten ist.
Nach der kurzen Straßenbahnfahrt steigen wir bei der Kreuzung (Haltestelle Harimaya-bashi) aus und spazieren nach Westen, Richtung Burg. Hier ein Blick auf einen Straßenbahnwagen (216), der gerade vom Bahnhof kommt.
Wagen 607 passiert auf der Querstraße die erwähnte Kreuzung.
Wagen 206 in der Haltestelle bei der erwähnten Kreuzung.
Wagen 608 an der gleichen Haltestelle.
Unterwegs zur Burg entstehen weitere Bilder: hier Wagen 804.
Wagen 213.
Wagen 605.
Und ein wenig Straßenszene, weil gerade wenig Autos fahren: Im Vordergrund Wagen 803.
Zugegeben: es sieht etwas chaotisch aus: Mopeds und Fahrräder auf dem Gehsteig, aber alles ist Gewohnheit.
Das Bild ist nicht von mir, ich bekam es von einem Freund. Es wurde 1991 aufgenommen im (Museums?-)Depot Sanbashi. Zu sehen ist hier auch ein Stuttgarter Triebwagen. Wir haben dafür keine Zeit gehabt und soo wichtig war es uns auch nicht.
Eng geht es auch in den Seitengassen von Kôchi zu.
Die Burg Kôchi – (Kôchi-jô)
Schließlich erreichen wir die kleine Burg. Sie ist auf einem Hügel erbaut und wir sind ziemlich rasch oben. Wir zahlen 400¥ (3 Euro) Eintritt und müssen noch einige Stufen und Wege bergauf gehen. Die starken Mauern, die abgeschrägt sind, beeindrucken uns. Die Burg selbst ist ziemlich klein. Das oberste Geschoß ist gerade mal so groß wie ein Zimmer von vielleicht 20 Quadratmetern. Beim Eintritt müssen wir die Schuhe ausziehen und in ein Fach stellen. Auf die bereitgestellten Schlapfen verzichte ich, denn damit kann ich nicht gehen, sie sind zu klein. Es ist die erste Burg in Japan, die wir auch innen besuchen und daher ist sie besonders interessant. Wir erfahren, daß hierzulande Burgen nicht als Wehrburgen zur Zuflucht der Bevölkerung gebaut wurden, sondern lediglich als Wohnsitz von Landesfürsten. Natürlich waren sie schon auch befestigt. Dazu dienten in erster Linie hohe Stützmauern, die kaum einnehmbar waren, aber auch verwinkelte Zugangswege mit mehreren Toren sowie ein feuerfester weißer Anstrich – die Burgen sind nämlich aus Holz erbaut. Die Burg Kôchi wurde 1603 erbaut. Innen ist ebenso alles aus Holz, die Schiebewände mit Papier überzogen. Bei den Anschlagtafeln findet man die unzähligen, komplizierten Jahresangaben, bei denen sich gewiß auch die meisten Japaner nicht auskennen. Vor 1868 wechselten die Bezeichnungen für die Perioden alle paar Jahre, so etwas kann sich kaum einer merken. Daher verwenden die meisten Japaner für diese Zeit das christliche System, und das kann ich jetzt auch verstehen. Seit 1868 gibt es erst die vierte Periode, die nach den Regierungszeiten der Kaiser (Tennô) gezählt werden: 1868-1912 = Meiji 1-44. Meiji 44 ist gleich Taishô 1. In diesem Jahr wechselte der Kaiser. 1912-1926: Taishô 1-15, 1926-1989 Shôwa 1-64, 1989 = Heisei 1, 2015 ist also Heisei 27. Das Jahr unseres Besuches 2004 war Heisei 16.
Vom obersten Stockwerk genießen wir noch einen Rundblick von der umgehenden Veranda. Man erkennt jedenfalls, daß die Stadt kein wirkliches Stadtbild bietet. Dächer in unserem Sinn sieht man kaum. Fast alle Gebäude haben Flachdächer.
Die kleine Burg ist schon von der Straße aus gut zu sehen und man erkennt gut, wie klein sie in Wahrheit ist.
Recht unscheinbar wirkt der Eingang zur Burg. Aber das ist nur ein unteres Tor, wir müssen noch den Hügel hinauf.
Ja, da geht es noch ein Stück bergauf!
Fast am Ziel. Auf dem obersten Balkon sieht man auch, wie klein das „Oberstübchen“ ist.
Aber jetzt sind wir da, im schönsten Abendlicht - und noch immer geöffnet. Nun heißt es, die Schuhe auszuziehen, denn auf den Holzfußböden solcher Bauwerke (Museen) darf man nur mit Socken oder den bereitgestellten Schlapfen hinein .
Zunächst gilt es, die Aussicht zu genießen. Blick Richtung Norden auf die Berge.
Richtung Osten (oder Nordosten) sieht man schon mehr - aber sehenswert sind solche japanische Stadtansichten eigentlich nicht. Daher ersparen wir uns weitere Blicke und schauen nach innen:
Das ist eine Sänfte. Die zu Tragenden saßen übrigens im Schneidersitz auf dem Boden des Sänftenkastens. Daher ist die Sänfte so niedrig.
Beim Hinausgehen fand ich die massive Holztür, die durch Metallbeschläge verstärkt war, sehenswert.
Das zur vorhin gezeigten Türe gehörige Tor zur Burganlage. Die aus großen Steinen geformten schrägen Mauern sieht man nicht nurhier, sondern auch bei anderen Burgen. Sie beeindruckten mich sehr.
Die Suche nach einem Abendessen
Wir spazieren wieder in die Stadt hinunter und wählen den Weg über andere, kleinere Straßen, wobei wir auf der Suche nach einem Restaurant sind, wo wir essen können. Eigentlich hätte ich Lust auf Nudeln in Suppe, aber wir finden nichts. Wir kommen durch eine Straße, die von Palmen gesäumt ist. Sieht sehr hübsch aus. Mir scheint doch, daß die Stadt hier einen freundlicheren Eindruck macht als so manche andere. Ich weiß nicht, wieso mir das auffällt. Oder haben wir uns an Japan schon so gewöhnt? Oder ist es das schöne Wetter? Oder unterbewußt, weil ich davon einmal gelesen habe? Jedenfalls ist es hier nicht so laut wie in anderen Städten und es gibt auch nicht so viele Leute. Dazu die Palmen, die ein südliches Flair vermitteln.
Im letzten Abendlicht noch ein Straßenbild aus einer ruhigeren Gegend. Die Palmen geben der Stadt ein südliches Flair.
In einer Geschäftsstraße gibt es zwar mehrere Lokale, aber man sieht außen nicht, was es gibt, so daß wir nicht hineingehen. Bei einem Obststand kann ich die Preise für verschiedene Früchte notieren: 1 Stk. Kaki kostet zwischen 350 und 800 ¥ (also bis zu 6 Euro!!). 1 Stk. Birne 250¥ (1,80 Euro), 1 Bund Trauben 1800 ¥ (13 Euro!!), eine Grapefruit 1000¥ (7 Euro), eine Mikan (das ist eine Mandarinenart) 130¥ (1 Euro). Also wirklich geschmalzene Preise, die anzeigen, dass Obst hier nicht ein Massen-Vitaminmittel ist wie bei uns. Obst essen ist also hier wohl nicht die Regel.
Wir gelangen schließlich – es ist längst finster – wieder zum Bahnhof, in der Gewißheit, daß man dort sicher etwas zum Essen findet. Und so ist es auch. Ein Ramen-Lokal, wo es also chinesische Weizennudeln gibt, gefällt uns. Die Köche sind in der Mitte, die Gäste sitzen an der viereckigen Theke, die die Köche umgibt. Das Nudelgericht ist gut, kostet 720¥ (etwa 5 Euro) und ist sättigend. Wir genehmigen uns auch wieder mal ein Bier (460¥), mir scheint, es sind etwa 400 ml.
Dann gehen wir zurück in unser Hotel. Wir probieren wieder ein wenig im Internet herum, sind aber nicht sicher, ob alles geklappt hat mit den Mails. Egal. Mit einem Tee schließen wir dann den Tag ab.
Ich freue mich schon auf meinen Brieffreund Fumio, den ich morgen nach 32 Jahren erstmals wieder sehen werde. Ich traf ihn 1972 bei meiner ersten Interrail-Reise in Kopenhagen und fuhr mit ihm nach Stockholm, wo er mich überredete, mit ihm bis Narvik zu fahren. Ich wäre sonst nicht so weit nach Norden gefahren, weil ich auch schon knapp bei Kassa war. Seit damals sind wir in Briefkontakt und aus diesem Grund hab ich meine Japanischkenntnisse auch zu vertiefen versucht, um ihm auch auf Japanisch schreiben zu können. Und: auf dieser Reise zwischen Kopenhagen und Stockholm haben er und andere Japaner mir beigebracht, mit Stäbchen zu essen. Außerdem sangen wir im Zug gemeinsam japanische Lieder, von denen ich damals schon viele kannte. Fumio arbeitete 2004 (und auch heute noch) in Bangkok als Generalvertreter einer großen Autofirma. Er kam 2004 eigens wegen meines Besuches auf Heimaturlaub nach Japan, um mich zu sehen. Seiner Gastfreundschaft verdanke ich unvergeßliche Erlebnisse. Die nächsten zwei Tage werden das zeigen.
Am nächsten Tag fahren wir wieder zurück nach Tadotsu, steigen um Richtung Matsuyama, wo wir wieder Straßenbahnen finden werden. Von dort geht es mit einer Fähre quer über die Inlandsee nach Hiroshima.
Link:
Teil 13: Über Matsuyama nach Hiroshima
LG Gustav
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1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2015:04:07:12:54:34.