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[BE] Eine Woche Flandern 2013 - Teil 1 (m51B)

geschrieben von: tokkyuu

Datum: 30.01.14 20:22

[BE] Eine Woche Flandern 2013

Endlich komme ich dazu, mit dem Reisebericht 2013 zu beginnen. Dafür wird er kürzer sein als in den letzten Jahren, denn er behandelt zunächst eine Woche Flandern, dann kommen in einem weiteren Bericht (unter neuem Titel) vier Tage London.
Wie üblich ist dies ein Reisebericht, in dem es nicht nur Bilder gibt, sondern auch viel Text. Wer Interesse hat, kann die Reise also mitvollziehen - alternativ aber auch nur die Bilder anschauen. Und natürlich gibt es neben Eisenbahn- und Straßenbahnbildern auch einige off-topic-Bilder. Viel Vergnügen!

(Anmerkung: Ich war lange am Überlegen, ob ich einige Absätze mit vielen Straßenbahnbildern (Museum vor allem) ins Straßenbahnforum setzen soll. Dann wäre jedoch die Kontinuität des Reiseberichtes verlorengegangen. In weiteren Teilen werden natürlich auch Straßenbahnbilder vorkommen, allerdings meist sehr gemischt mit Eisenbahnbildern. Das dauernde Wechseln von einem zu anderen Forum erschien mir nicht sehr zweckmäßig. Daher hab ich diesen Bericht vorläufig so belassen und setze ins Straßenbahnforum einen hinweisenden Link hierher. Sollte die Mehrheit der Leser der Meinung sein, dass ich im Bericht zwischen den Foren hin und her wechseln soll, dann würde ich die Aufteilung nachträglich vornehmen)

1. September 2013: Anreise nach Brüssel



Die Idee zur Reise

Der erste Gedanke zur Urlaubsreise 2013 war, dass ich London besuchen wollte, und zwar aufgrund eines Reiseberichts, den ich gelesen hatte, mit dem Eurostar von Brüssel aus. 1998 war ich schon einmal mit dem Eurostar gefahren, und zwar von Paris aus. Alle vorherigen Male natürlich mit der Fähre (einmal von Dunkerque und viele Male von Oostende aus). Nun wollte ich erstens die Strecke von Brüssel aus kennenlernen und außerdem auch die neue Strecke in Südengland zum Bahnhof St. Pancras International befahren. Da diese Fahrt in Brüssel beginnen musste, bot sich nach einem Gespräch mit meinem Freund und Reisebegleiter die Chance, davor eine Woche Belgien – genauer: Flandern – zu besuchen und sich dort vor allem Straßenbahnen und Städte anzusehen. So kam es also dazu, dass ich erstmals seit langer Zeit wieder Belgien bereiste und überhaupt erstmals mehrere schöne Städte kennenlernen konnte. Zuvor war ich nur in Brüssel und Charleroi gewesen.

Die Reise beginnt im Schlafwagen von Wien nach Köln. Unser Zug ist ziemlich lang (etwa 12 Wagen), allerdings fahren die meisten Wagen nach Hamburg und nur vier Wagen davon nach Köln. Ganz klar ist mir nur nicht, wo unsere Wagen abgekoppelt werden, denn in Würzburg haben wir nur wenige Minuten Aufenthalt – und das soll genügen zum Weiterfahren? Und wieso benötigen wir für die Fahrt von Würzburg nach Frankfurt fast 4 Stunden? Das sind doch nur 132 Kilometer!! Oder findet die Zugtrennung vielleicht in Gemünden (kein planmäßger Halt!) statt? Und stehen wir dort vielleicht stundenlang herum? Ich weiß es nicht, denn ich werde ja schlafen.
Wir haben einen Schlafwagen gebucht, Kostenpunkt 65 Euro pro Person. Es ist meine zweite Schlafwagenfahrt in Österreich/Deutschland. Vor vielen Jahren fuhr ich einmal nach Köln. Heute also wieder, wir haben ein Zweibettabteil, das ist relativ schmal und könnte ggf. mit dem Nachbarabteil (Verbindungstüre) verbunden werden kann. Die Bedienung ist recht freundlich. Eine nette Schaffnerin bringt uns eine Karte, auf der wir sechs Komponenten für das morgige Frühstück ankreuzen sollen (wenn man mehr Komponenten haben will, kosten diese extra). Sie erwähnt, dass es ab Frankfurt frische Semmeln gibt, also könnten wir ab 6 Uhr ein Frühstück haben, die meisten Leute frühstücken etwa ab 7 Uhr. Ich wähle also Kaffee, Semmeln, Butter, Marmelade, Joghurt, Schinken. Wir bekommen dann auch noch einen Gemüsesnack als Gute Nacht-Gruß. Schmeckt übrigens ausgezeichnet. Außerdem gibt es für jeden im Abteil eine 0,2 Liter-Flasche stilles Mineralwasser und eine 0,2 Liter-Flasche Schaumwein. Und ein Sackerl mit Handtuch und Wasser zum Zähneputzen.
So gegen 10 Uhr gehen wir dann schlafen und wir schlafen auch recht gut.

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Ein bunter Abendsnack aus Gemüse als Betthupferl im Schlafwagen

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Frühstück im Schlafwagen.

Vormittag in Köln

Etwa in Frankfurt stehen wir auf. Das Frühstück ist recht gut, wir haben dann auch Zeit, die schöne Landschaft im Rheintal zu beobachten. Nach der Ankunft in Köln wollen wir U-Haltestellen hier besichtigen. Also Hauptbahnhof und Breslauer Straße/Hauptbahnhof. Die zweite Station scheint neu zu sein oder umgebaut. Sie wirkt jedenfalls architektonisch sehr interessant und gefällt mir. Fotos gelingen zwar nicht so gut, aber das ist auch nicht der Hauptzweck. Wir spazieren dann über diverse Gassen zum Dom zurück, denn Köln Hauptbahnhof hat ja „sein eigenes Kirchlein“ neben dem Bahnhof. Die Messe wird mit vielen Mitwirkenden gefeiert, darunter ein riesiger Chor (sicher über 100 Mitglieder) und jede Menge Ministranten. Auch musikalisch sehr abwechslungsreich.

ICE-Fahrt nach Brüssel

Auf dem Bahnsteig warten schon viele Leute warten auf die Einfahrt des ICE Frankfurt-Brüssel. Natürlich gibt es im Zug dann ein Gedränge, und viele Sitzplätze sind reserviert, sodass wir gar nicht gemeinsam sitzen können. Doch dann entdecken wir ganz vorne hinter dem Führerstand noch mehrere freie Plätze, also wechseln wir dorthin (Ruhezone). Auf diese Weise kann ich also mit etwas Mühe (Kopf strecken) auch auf die Strecke schauen. Man merkt also auch gut die zwei Abschnitte der Hochgeschwindigkeitsstrecken HSL 2 und 3, und das nicht nur wegen der anderen Oberleitung (diese Abschnitte sind mit 25kV elektrifiziert – im Gegensatz zu 3kV Gleichstrom auf dem landesüblichen Netz).
Die erste Schnellfahrstrecke (HSL3) beginnt gleich bei der Grenze hinter Aachen und reicht fast bis Liège (Lüttich, Luik). Der Abschnitt ist 56 km lang, davon 42 km reine Schnellfahrstrecke, und wurde 2007 eröffnet, die deutschen ICE fahren hier aber erst seit 2009. Auf diesem Abschnitt befindet sich auch der längste Eisenbahntunnel in Belgien mit 6,5 Kilometern Länge.
Bald nach Liège (ab Ans) beginnt die zweite Schnellfahrstrecke (HSL2). Sie ist 95 Kilometer lang und reicht bis Leuven. Abschnitte der Strecke wurden modernisiert, andere neu gebaut. Thalys-Züge verkehren hier mit 300 km/h, während ICE nur 250 Stundenkilometer fahren dürfen (es gab Probleme mit Schotteraufwirbelung). Eröffnet wurde dieser Abschnitt 2002.
Schon bei der Abfahrt von Aachen haben wir einige Minuten Verspätung, die uns erhalten bleibt. Die Strecke führt über längere Abschnitte neben einer Autobahn. Die Ansage im Zug erfolgt in Deutschland in der Reihenfolge DE-FR-NL-EN, in Belgien knapp vor Liège und auch vor Brüssel in der Reihenfolge FR-NL-DE-EN. Ich kann leider nicht zweifelsfrei erkennen, welche Muttersprache der Schaffner, der die Ansagen macht, eigentlich hat. In Liège gibt es einen Triebfahrzeugführerwechsel.
Nach der Ankunft im etwas schmuddelig wirkenden Bahnhof „Brussel Noord“ bzw. „Bruxelles Nord“ entdecken wir vor dem Ausgang Richtung Osten einen Fahrscheinautomaten, der auch auf Deutsch bedient werden kann (Deutsch ist die dritte Amtssprache in Belgien!). Dort kann ich meine 10 Fahrten-Karte für Belgien um 76 Euro kaufen. Die Fahrkarte ist sogar in deutscher Sprache bedruckt!! Jeweils eine Fahrt kostet also 7,60 Euro, unabhängig von der Entfernung. Zwar werde ich manchmal nur kurze Strecken zurücklegen, aber insgesamt ist der Fahrschein doch die billigste Variante, um sich in Belgien zu bewegen.

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Unser ICE nach der Ankunft in Brussel Noord (Es ist Garnitur 4602).

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Nachschuss: Weiterfahrt Richtung Brussel Zuid/Bruxelles Midi.

„Klein-Algier“ in Schaerbeek

Als wir den Bahnhof verlassen, wird das Ambiente noch schmuddeliger, ja eigentlich entsetzlich schmutzig. Wir müssen durch „Klein-Algier“ durch, so nenne ich dieses Viertel, das von (vermutlich) Arabern und anderen Nationen bevölkert wird. Entsprechend sehen die Geschäfte aus, und ich beschließe, in Hinkunft einen anderen Weg zum Hotel zu wählen, um diese Gegend, in der ich mich nicht wohl fühle, schneller verlassen zu können. Genaugenommen befinden wir uns hier ja nicht in Brüssel, sondern in Schaerbeek (franz.) bzw. Schaarbeek (niederl.). Ich werde mich jedoch in Brüssel nicht oft mit der Zweisprachigkeit herumplagen sondern je nach Laune mal die eine oder andere Sprache wählen.
Den Weg zum Hotel finden wir sofort, immerhin hab ich im Netz schon geschaut, wie man am besten zur Rue des Palais / Paleizenstraat kommt – nämlich zu Fuß. Wie viele Häuser in Brüssel ist auch das Hotel hier nur drei Fenster breit. Es scheint ein Umbau aus einem normalen Haus zu sein und ist erst seit ein oder zwei Jahren als Hotel in Betrieb. Unser Zimmer liegt in der Etage -1, also im Keller. Aber im Prinzip ist uns das egal. Die Fenster gehen in eine Art Lichthof hinaus. Von der Terrasse (es gibt eine Tür hinaus) führen Stiegen hinauf in einen Hof. Von hier fällt das Gelände Richtung Bahnhof. Das Zimmer ist ausreichend für uns, immerhin ist es ja auch billig gewesen. Es gibt sogar einen Herd und man könnte also auch selbst etwas kochen (Geschirr vorausgesetzt). Frühstück gibt es nur gegen Aufzahlung (6 Euro), allerdings muss man dazu zu einem Partnerhotel gehen, wenige Minuten entfernt in einer Nachbarstraße. Wir werden das auch an fast allen Tagen nutzen.
Wie üblich will ich die Orte, die wir besuchen, auch ein wenig vorstellen. Wen das nicht interessiert, der scrollt weiter zum nächsten Bild!

Brüssel bzw. Hauptstadtregion Brüssel

Brüssel (die Hauptstadtregion Brüssel) ist in Wahrheit keine große Stadt, sondern besteht aus 19 Einzelgemeinden (rosa), die alle sehr selbständig sind, aber zu einem Stadtgebiet zusammengewachsen sind. Das eigentlich Stadtgebiet der Stadt Brüssel selbst ist zwar vom ursprünglichen fünfeckigen Zentrum (schwarz) durch Eingemeindungen 1921 vergrößert worden (rot und schwarz, ein sehr seltsames Gebilde auf der Landkarte), umfasst jedoch nur 20 Prozent der Hauptstadtregion:
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Schwarz: alte Stadt Brüssel, schwarz und rot: heutiges Stadtgebiet, rosa: andere Gemeinden der Hauptstadtregion.

Die offizielle Zweisprachigkeit, die überall auf die Spitze getrieben wird (seit den 30er-Jahren verpflichtend), geht einem in der Hauptstadtregion Brüssel bald irgendwie auf die Nerven, obwohl es natürlich auch gerecht wirkt. Generell habe ich den Eindruck, dass in der Hauptstadtregion Französisch dominiert. Tatsächlich sind die Flämisch sprechenden Bevökerungsteile bereits seit langem in der Minderheit und betragen je nach Gemeinde 10 bis 15 Prozent. Der Anteil steigt allerdings wieder langsam, und viele der Einpendler nach Brüssel sind Flamen. Allerdings wäre es ein Irrtum, wenn man meint, dass der Rest französischsprachige Belgier wären. 57% der Bevölkerung haben Migrationshintergrund, sind also Einwanderer oder Kinder von Einwanderern. In den 19 Gemeinden beträgt deren Anteil zwischen 24% (in Watermaal-Bosvoorde) und sage und schreibe 98% (in Sint-Joost-ten-Node). Das Gebiet der Hauptstadtregion lag ursprünglich im flämischen Teil Belgiens. 1846 gab es noch 68% Niederländischsprachige, 1947 waren es nur mehr 26%. Seit 1947 gibt es keine offiziellen Erhebungen mehr, jedoch erfährt man im Internet, dass 57% der Familien Französisch als Umgangssprache benutzen, 7% Niederländisch, 9% beide Sprachen und der Rest andere. Die Sprachengrenze der heutigen offiziellen Regionen befindet sich unmittelbar südlich von Brüssel, aber die Hauptstadtregion gilt heute eine eigene „Region“. Unabhängig von den Regionen (Flandern, Wallonien und Hauptstadtregion) gibt es auch die „sprachlichen Gemeinschaften“ (Flämische, Französische und Deutschsprachige Gemeinschaft). Die Sprachgebiete wurden politisch festgelegt und bergen heute eine Vielzahl von Problemen. Das Land scheint unregierbar geworden zu sein, die einzelnen Sprachgemeinschaften haben enorm viel Autonomie und arbeiten wenig zusammen.
Es verwundert nicht, dass die Regionen mit hohem Migrantenanteil auch die ärmsten Regionen des Stadtgebietes sind. Was nicht heißt, dass es anderswo sehr viel sauberer aussieht. Mir scheint nach diesem fast einwöchigen Aufenthalt jedenfalls, dass Brüssel die schmutzigste Hauptstadt(region) Europas ist. Selbst Bukarest und Sofia kommen mir in der Rückschau „schöner“ vor. Die Gehsteige sehen ungepflegt aus, es fehlen immer wieder Fliesen bzw. Pflastersteine, es gibt Löcher im Gehsteig, fehlende Randsteine. Allerorten liegt Unrat herum, nur im touristischen Zentrum rund um „Groote Markt / Grand Place“ ist es besser.

Das Sprachproblem – auf die Spitze getrieben
Zurück zur Sprache: in der Region Brüssel fühle ich mich generell in einer franösischen Stadt, das heißt: ich verwende auch Französisch und habe den Eindruck, dass ich so auch verstanden werde bzw. dass erwartet wird, dass ich Französisch spreche. Niederländisch (so heißt die Sprache in Wirklichkeit auch hier, obwohl man auch oft „Flämisch“ sagt) verwende ich jedoch, wenn ich etwas Schriftliches verstehen will, weil ich üblicherweise Aufschriften und Informationstexte auf Niederländisch halbwegs gut verstehen kann, was bei Französisch nicht so gut der Fall ist. Gehörtes Niederländisch verstehe ich jedoch nicht so gut!
In Brüssel sind jedenfalls alle Aufschriften und Informationen strikt zweisprachig. Auch die Anzeigen auf den Bahnsteigen und in den Zügen sind zweisprachig: Zum Beispiel sind die Anzeigetafeln auf einer Seite Niederländisch gehalten, auf der Rückseite Französisch (also Städtenamen oder andere Informationen) – oder die Anzeige im Zug bei Laufschrift wechselt ständig. Wobei auch ausländische Städte mit einem flämischen Namen bezeichnet werden (so es einen gibt). Man liest also Bergen statt Mons und Luik statt Liège bzw. Anvers statt Antwerpen, aber z.B. auch Rijssel statt Lille. Kaum entfernt man sich von der Hauptstadtregion, sind die Anzeigen im Zug wieder strikt einsprachig – je nach Region. Ortsnamen auf Autobahnschildern oder Ansagen auf Bahnhöfen sind außerhalb Brüssels immer nur einsprachig in der jeweiligen Sprache. In Wallonien muss man also auch als Autofahrer wissen, dass man Schilder Richtung Antwerpen vergeblich sucht, man muss nach Anvers suchen! Es gibt in Brüssel alles doppelt: niederländische und französische Krankenhäuser, Schulen, Universitäten usw. usw. Es gibt ein flämisches und französisches Fernsehen, viele Debatten werden nur innerhalb einer Sprachgruppe geführt, die andere weiß kaum etwas davon. Es gibt in Belgien keine zweisprachigen Schulen. Flamen müssen nicht Französisch lernen und Wallonen nicht Niederländisch. Nur in Brüssel (offiziell zweisprachige Haupstadtregion) muss auch die jeweils andere Sprache zwingend unterrichtet werden. Das Familienoberhaupt entscheidet in Brüssel, in welcher Sprache (Schule) das Kind unterrichtet werden soll. Angesichts der schwierigen Probleme in Belgien frage ich mich eigentlich, wie diese ganze Angelegenheit eigentlich in der Schweiz funktioniert (ich werde das im Sommer 2014 vielleicht erfahren).

Nach dieser Information beginnen wir unsere Tour durch Brüssel, denn wir wollen heute noch das Straßenbahnmuseum besuchen.

Die Schwierigkeit, eine Tageskarte zu besorgen
Wir erfahren im Hotel, dass man Tageskarten nicht in der Straßenbahn bekommt, sondern nur an Automaten an Metro-Stationen. Die nächste Station (Botanique/Kruidtuin) ist in Fußwegentfernung. Auf dem Weg dorthin kann ich die ersten Straßenbahnfotos machen:

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Achtachs-Gelenkwagen der Serie 7900 auf Linie 93 in der Rue Royale. Von dieser Type wurden 1977-78 61 Stück gebaut.

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Niederflurwagen der Serie 3000 (Niederflur Flexity Outlook Cityrunner), fünfteilig, ab 2005 gebaut, ebenfalls in der Rue Royale, Linie 92.

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Wieder ein Wagen der Linie 93 mit Serie 7900 bei der Metrostation Botanique.

Als wir bei der Metrostation ankommen (sie macht einen sehr heruntergekommenen Eindruck!), finden wir zwar Fahrkartenautomaten, aber man kann nur mit Karte zahlen. Das wäre zwar noch kein wirkliches Problem, aber wir checken nicht, dass es einen Knopf gibt, den man DREHEN muss, weil nämlich die entsprechenden Aufkleber heruntergerissen sind und wir bisher keine Automaten mit so einem Drehknopf kennen. Wir drücken also herum und auch die deutschsprachige Bedienung hilft nicht weiter, weil wir die entsprechenden Zeilen nicht anwählen können (in Unkenntnis der Tatsache, dass ein großer runder Knopf zum Drehen da ist und nicht zum Drücken). Wir gehen daher zur nächsten Station weiter (Rogier). Mir scheint, wo es geht, hat man Stationsnamen so gewählt, dass sie in beiden Sprachen gleich lauten. Dort finden wir ebenfalls Automaten, auch solche, die Münzen und Scheine schlucken können. Und hier entdecken wir, dass der Knopf zum drehen ist, denn der Aufkleber fehlt nicht und zeigt die Drehmöglichkeit an. Die Menüs sind also mit dem Drehknopf auszuwählen. So können wir also nach einiger Zeit doch noch eine Tageskarte für die Haupstadtregion kaufen (6,50 Euro). Mit dieser Karte kann man auch die Züge innerhalb des Hauptstadtgebiets benutzen (allerdings nicht zum Flughafen).

Straßenbahnmuseum in Woluwe-Saint-Pierre
Nun können wir also zum Straßenbahnmuseum fahren. Es befindet sich in der Gemeinde Woluwe-Saint-Pierre bzw. Sint-Pieters-Woluwe, aber ich verwende für die Region Brüssel doch lieber die französischen Bezeichnungen, sonst irritiert das alles viel zu viel. Jedenfalls: entgegen den ursprünglichen Plänen fahren wir nun doch mit der Metro, weil wir sonst zu viel Zeit verlieren. Wir sind spät dran. Bei der Metro brauche ich eine Weile, bis ich die Anzeigetafeln verstehe: Bei der Schriftzeile, die den nächsten Zug anzeigt (Zugziel und Wartezeit in Minuten), gibt es darüber ein schematisches Liniennetz, auf dem alle Stationen eingezeichnet sind. Die Stationen, in denen sich gerade ein Zug befindet, leuchten. In der Station Arts-Loi steigen wir um, die Station dürfte derzeit gerade im Umbau sein, sie sieht wie eine Baustelle aus, überall nackter Beton und fehlende Fliesen.

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Ein neuerer Zug in der Station Arts-Loi.

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Die Anzeigetafel in der Station Arts-Loi: in drei Minuten kommt ein Zug der Linie M1, in 9 Minuten einer der Linie M5. Die Leuchtpunkte zeigen an, wo sich gerade ein Zug befindet.

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Das Innere eines neueren Metrowagens.

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Unser Zug in Montgomery. Diese Station sieht schon etwas freundlicher aus.

Bei der Station Montgomery steigen wir in die Linie 39 um, die hier eine unterirdische Schleife befährt (eigentlich ist nur ein Teil der Schleife unterirdisch).

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Sechsachser der Serie 7700/7800 (Zweirichtungs-Gelenkwagen, zweiteilig, Baujahr 1972-73, 127 Stück gebaut) in der unterirdischen Endstation Montgomery.

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Unser Straßenbahnzug der Linie 39 nach dem Aussteigen beim Straßenbahnmuseum.

Wir kommen erst gegen 16 Uhr zum Museum und schauen uns einmal die ausgestellten Wagen an. Ich habe schon daheim den Fahrplan für die Museumsgarnituren aus dem Netz geholt, beim Eintritt zahlen wir für die Fahrt gleich mit (8 statt sonst 6 Euro) und auf der Karte stehen auch die Fahrzeiten drauf. Das Museum hat viele PCC-Wagen der Reihe 7000 und auch von der Serie 5000 gibt es mehrere Exemplare. Ansonsten sind die Wagen teilweise gut aufgestellt, teilweise jedoch zu eng zum Fotografieren. Aber man kann sich sowieso nicht mit allen Städten wirklich auseinandersetzen. Ich habe ja keinen Bezug zu den früheren Zuständen in Brüssel, obwohl ich 1972, 1974 und 1996 auch in Brüssel war und damals noch diverse alte Typen im Betrieb erlebte.
Hier zeige ich mehrere Fahrzeuge im Museum. Wer mehr Informationen zu den Wagen haben will, findet im Internet sicher Angaben dazu.

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Ein Pferdebahnwagen

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Auch Wagen von Überlandbahnen waren hier ausgestellt (Schmalspur).

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Von der 5000er-Serie gibt es mehrere Fahrzeuge im Museum.

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5018: auch aus der 5000er-Serie, aber sieht ganz anders aus. Oder ist es eine ganz andere Serie?

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Ein weiterer Wagen der Serie 5000.

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Wagen 1002.

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Wagen 1750 aus älterer Zeit.

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Wagen 346 ist teilweise offen.

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Wagen 428 in derselben Farbgebung stand vor der Wagenhalle.

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Wagen 272 ist ein Arbeitswagen.

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Nr. 7 ist ein anderer Arbeitswagen.

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Wagen 1930 ist offenbar ein offener Wagen. Oder die Seitenwände wurden entfernt.

Nach dem Rundgang schauen wir dann, dass wir die Abfahrt des Museumszuges nicht verpassen. Es ist ein cremefarbener Triebwagen (Nr. 1259) mit Beiwagen (Nr. 2118). Der Triebwagen ist als Linie 67 beschildert und hat einen Rollenstromabnehmer. Der Zug fährt zur Endstation Tervuren. Zumindest auf dieser Strecke kann man also mit einem Rollenstromabnehmer fahren. Wie das im übrigen Netz ist, kann ich nicht sagen. Unterwegs auf der Strecke, die auch durch Wälder führt, kommt uns der zweite Museumszug entgegen. Der grüne Triebwagen ist als Linie 2 beschildert und hat einen offenen Beiwagen. 24 Minuten dauert die Fahrt, an der Endstation haben wir nicht allzu viel Zeit, denn es geht bald nach der Abfahrt eines regulären Zuges der Linie 44 wieder zurück zum Museum.

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Unser Museumszug vor der Abfahrt.

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Unterwegs kommt uns ein Regelzug der Linie 44 entgegen.

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Aaber auch der zweite Museumszug, der auf dieser Strecke unterwegs ist, kommt uns entgegen.

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Die Endstation liegt in einer grünen Gegend, Bebauung sehen wir keine. Ein Zug der Linie 44 steht zur Abfahrt bereit. Erst wenn dieser Zug weg ist, könne auch wir weiterfahren.

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Unser Zug nach der Ankunft in Tervuren.

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Auch historische Busse kann man benützen, was uns aber nicht so interessiert.

Am Ende unseres Museumsbesuchs möchte ich noch ein paar ältere Straßenbahnbilder aus Brüssel zeigen, die ich bei früheren Besuch gemacht habe. Dabei sieht man die früheren Lackierungsvarianten und auch Typen, die heute nicht mehr fahren. Bitte die Qualität zu entschuldigen, es sind gescannte Dias.

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Wagen 9017 dürfte ein Zweiachser gewesen sein. Fotografiert bei meinem ersten Brüssel-Besuch 1972.

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Beim Interrail-Besuch 1972 fotografierte ich auch die Wagen 4031 und 4042.

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Der Vierachser 7159 war im Juli 1996 auf Linie 18 im Einsatz. Diese Lackierungsform hat mir ganz gut gefallen.

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Wagen 7823 bei der Endstation Heyzel (Atomium) im Jahr 1996.

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Auch 1996 gab es noch Wagen im Altlack: Achtachser 7956 in Linie 56, vermutlich beim Gare du Midi.

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Das dürfte die Rue Royale gewesen sein, ebenfalls 1996.

Straßenbahnfahrten
Da wir schon fast alles im Museum gesehen haben, fahren wir bald weiter und wählen dafür die recht lange Linie 94, die einen großen Umweg über den Süden des Hauptstadtgebietes macht, bevor sie in die Innenstadt eintaucht und nach Norden weiterfährt. Wir steigen in Legrand aus, weil wir ein Lokal zum Mittagessen suchen möchten und bemerken hier, dass die Linie 94 vor wenigen Tagen geteilt wurde: Die 94 fährt nur mehr bis Louise, die 93 von Legrand nach Norden zum Stadion. Auf dem kurzen Stück zwischen Legrand und Louise überlappen sich beide Teile nun. Mein Netzplan ist zwar neu, aber doch nicht so neu, denn die Änderung geschah gestern erst! Wir finden zwar kein Lokal zum Essen, aber die stumpfe Endstation der Linie 93 sowie die Kreuzung mit der Linie 7 sind auch interessant. Noch bemerkenswerter ist die Baustelle in der Avenue Legrand (Linie 7): sie ist zum Schutz vor versehentlichem Einfahren durch Autos mit einer Schranke gesichert, die die Straßenbahn aufdrücken kann (der Schranken ist mit Gummireifen ausgerüstet, um den Lack der Straßenbahngarnituren nicht zu beschädigen). So etwas hab ich bisher nur in Potdsam gesehen!

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Beim Warten auf die Linie 94 kommt uns neben dem Straßenbahnmuseum (links ist ein Wagen sichtbar) ein Zug der Linie 44 aus Tervuren entgegen.

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In Legrand entdet die neue Linie 93 stumpf. Hier bei der Einfahrt in das Stockgleis.

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An der Haltestelle sind die Abfahrtszeiten ersichtlich. Die darunterstehende Info-Tafel informiert uns über die neue Linie 93.

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Die Tafel aus der Nähe (die flämische hab ich besser verstanden als die französische auf der Rückseite).

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Wenn man ein wenig wartet, gibt aber auch die obere Info-Tafel allerhand Informationen preis.

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Die Absperrung für den Individualverkehr in der Rue Legrand.

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Ein Zug der Linie 7 kommt aus dem Baustellenbereich und stößt die Schranke auf.


Stadtspaziergang und Abendessen
Nach einigem vergeblichen Suchen eines Restaurants in den angrenzenden Straßen steigen wir wieder in die Straßenbahn ein (diesmal ein 93er) und fahren bis Louise, das ist am Rande der alten (fünfeckigen) Stadtgrenze Brüssels.
Hier steigen wir aus, von hier geht es zu Fuß bergab in die Altstadt. Wir gehen durch eine Parkanlage hinunter, kommen auf die Rue de la Régence (Regentschapsstraat) und gehen weiter bis zur Rue Royale.

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Linie 93 mit einem Flexity Outlook auf der Rue de la Régence, im Hintergrund der Justizpalast.

Wir spazieren dann durch den Mont des Arts weiter Richtung Zentrum und kommen mehr zufällig als geplant zum Grand Place (Groote Markt), zu dem wir zugegebenermaßen ohnedies auch hin wollten. Ein paar Blicke rundherum – wenigstens hier ist es nicht so dreckig wie sonst überall in der Stadt. Und natürlich tummeln sich hier die Touristen. Na gut, wir haben den Platz gesehen. Wirkt etwas eigentümlich, wenn man bedenkt, dass der Platz wie eine Enklave in einer eher unschönen Umgebung wirkt.

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Ein Blick vom oberen Rand einer Terrasse (Mont des Arts) auf die „Altstadt“ hinunter.

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Vom Grand’ Place zeige ich nur diese Häusergruppe links des Rathauses. Das Rathaus selbst ist ja zur genüge bekannt.

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Das Broodhuis (Maison du Roi) gefällt mir besser als das Rathaus.

Wir suchen noch immer ein Lokal zum Abendessen, geraten in weitere Gassen, kommen wirklich völlig zufällig am Manneken Pis vorbei, ich staune zum x-ten Mal, wie klein der Knabe doch in Wirklichkeit ist.

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Der pissende Knabe ist diesmal übrigens unbekleidet.

Die Gassen werden gleich daneben dann sehr unansehnlich, und weiter westlich, in der Nähe des Boulevard Anspach finden wir schließlich ein Lokal, dessen Speisekarte ein „Plat du jour“ anbietet, das wir nehmen: Steak mit Pommes. Naja. Nicht gerade wirklich belgisch, Steak hätte man hier vielleicht auch nicht wählen sollen: zäh und irgendwie nicht besonders. Als Bier wähle ich mutig und draufgängerisch ein „Krieks Lindemans“. Auf der Karte steht bei den Bieren in Klammern immer blond, braun oder rot daneben. Bei diesem hier steht rot. Es entpuppt sich also als Kirschenbier, also eine Art Radler mit Kirsch oder so ähnlich. Dass es berühmt ist, lese ich dann erst bei Wikipedia. Es schmeckt viel zu süß, aber immerhin: ich habs einmal probiert. Und nie wieder! Alle weiteren Biere in Belgien (blond oder braun) werden jedoch wunderbar sein! Zur Versöhnung nehme ich danach noch eine Creme brullée, jetzt weiß ich wieder, was das ist. Ein Mousse au Chocolat ist jedenfalls besser. Die „Creme“ schmeckt verbrannt.

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Wer es noch nie gesehen hat: ein Kriek. - Die Farbe ist wie Kirschensaft.

Auf dem weiteren Weg stoßen wir uns wieder an der Schmuddeligkeit der Stadt, die Gehsteige sind sehr dreckig und gefährlich wie in Bukarest oder Sofia. Nur hat das dort andere Hintergründe, die verständlicher sind als hier in der „Hauptstadt“ der EU. Allerdings haben Bukarest und Sofia als Städte einen gewissen Charme, der hier nicht zu finden ist. Wir suchen die nächste Metrostation und finden sie auch: sie heißt Anneesens und ist genau genommen eine Pre-Metro-Station. Hier verkehren die Straßenbahnen unterirdisch. Mir fällt auf, dass man nicht mehr in jeder Station mit Musik berieselt wird wie in den 1970er-Jahren. Mit der Linie 32, die sich auf meinem Liniennetzplan gar nicht befindet, fahren wir bis Rogier, von dort mit der Linie 25 bis Lefrancq, das ist die Station nächst unserem Hotel. Ich werde später dahinterkommen, dass das Straßenbahnnetz am Abend ab 20 Uhr anders ist als tagsüber. Die Linie 32 fährt also nur am Abend und bedient im Süden den Streckenast der Taglinie 82. Im Norden fährt sie jedoch gemeinsam mit der Linie 55 (die diesen Abschnitt am Tag allerdings allein bedient) nach Da Vinci. Ganz durchblicke ich diese Maßnahmen zwar nicht, aber das muss ich ja als Besucher auch gar nicht.

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Es gelingt mir auch eine Innenaufnahme eines Cityrunners (Serien 3000 und 4000).

Erschwerend beim Lesen des Liniennetzplans ist für uns, dass auf dem Plan der Unterschied zwischen Straßenbahn- und Autobus-Linien nicht ersichtlich ist. Man muss also – wenn man nicht schon ein wenig Kenntnis hat – im Linienverzeichnis nachsehen, ob es sich bei der Linie um eine Straßenbahn- oder Autobuslinie handelt. Weiters ist auf dem Plan verwirrend, dass die Pre-Metro-Linien und die echten Metrolinien in gleicher Weise dargestellt werden, auch wenn sie auf der Oberfläche als normale Straßenbahnen verkehren. Also nicht sehr einleuchtend.
Zurück in unserem Hotel planen wir für morgen einen Ausflug nach Gent. Da das Wetter in den nächsten Tagen wärmer werden wird, wollen wir die Küsttram dann übermorgen besuchen. Schönes Wetter an der Küste ist sicher von Vorteil!

Fortsetzung folgt. (im Teil 2 sind dann viel mehr Eisenbahnbilder!)

LG Gustav
HIER sind meine Reiseberichte zu finden!




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2014:01:30:20:24:25.

Re: [BE] Eine Woche Flandern 2013 - Teil 1 (m51B)

geschrieben von: schoki41

Datum: 30.01.14 20:48

Hallo tokkyuu,
danke für den Bericht - bin ja auch gelegentlich in Belgistan. Allerdings hast du Recht - man muss in Brüssel zum Teil etwas suchen, bis man Schönes findet. Ich hatte zu Brüssel irgendwann auch mal einen kleinen Bericht geschrieben - allerdings auch einen zu Charleroi, wo es noch mehr "Charme in Beton" gibt.
Als ich da war, hatte das Museum leider zu.
schoki41
danke für den schönen Bericht

Zitat:
aber wir checken nicht, dass es einen Knopf gibt, den man DREHEN muss,
willkommen in der frankophonen Welt - da sind diese Drehknopfautomaten recht oft zu sehen ;)

Zitat:
dessen Speisekarte ein „Plat du jour“ anbietet, das wir nehmen: Steak mit Pommes. Naja. Nicht gerade wirklich belgisch,
Steak-Frites ist auch so ein frankophones "special" .
Wobei die frites wirklich eine der belgischen Spezialitäten darstellen. Sie kommen von dort.
Flandern hat recht früh (17/18 Jhd) den Rapsanbau zu Gewinnung von Nutzölen (für Lampen und zum Schmieren...) forciert (Foster und Humboldt haben das auf ihrer Reise schön beschrieben)
Da früher Rapsöl kaum geniesbar war (Erucasäure und Bitterstoffe) hat man zuerst mit Nierenfett (auch kein hochwertiges Speisefett) und anschliessend mit Rapsöl (höhere Temperatur) fritiert. Das ganze wurde im 18. Jhd in Belgien erfunden.

Re: [BE] Eine Woche Flandern 2013 - Teil 1 (m51B)

geschrieben von: tokkyuu

Datum: 30.01.14 21:20

Oh ja, Frites haben wir natürlich schon öfter gegessen und ich weiß ja seit Asterix (grins), daß das die Belgier erfunden haben. Und ich muß auch zugeben, daß die Pommes Frites dort auch wirklich ganz gut waren. Daß Steak auch so typisch wäre, ist mir nicht in den Sinn gekommen. Aber keine Sorge: wir haben öfter noch belgische Spezialitäten probiert. Kommt noch alles dran!!

Re: [BE] Eine Woche Flandern 2013 - Teil 1 (m51B)

geschrieben von: Klosterwappen

Datum: 30.01.14 22:13

Vielen Dank lieber Freund für den schönen Bericht.
Steak gibt es in Brüssel oft.
Wirklich typisch sind Fritten mit Muscheln und dazu ein Bier.
Oder Blutwurst mit Apfelmus.

Vor etwa 15 Jahren bin ich mit einer Museumsstrassenbahn mit Trolley Abnehmer vom Museum bis zum Cinquantennaire gefahren - weiter dürfte das Trolley Netz nicht gehen.

Kriek ist ein Bier, dessen Maische ohne Zugabe von künstlicher Hefe durch Zugabe von Kirschen/Weichseln zum Gären gebracht wird. Ist was altes; aber gewöhnungsbedürftig.

Re: [BE] Eine Woche Flandern 2013 - Teil 1 (m51B)

geschrieben von: ICE11

Datum: 30.01.14 22:30

Danke für den Bericht!

tokkyuu schrieb:
-------------------------------------------------------
> Oder findet die Zugtrennung vielleicht in Gemünden (kein planmäßger Halt!) statt?

Ja!

> Nach der Ankunft in Köln wollen wir U-Haltestellen hier besichtigen. Also Hauptbahnhof und Breslauer
> Straße/Hauptbahnhof. Die zweite Station scheint neu zu sein oder umgebaut.

Die alte Station Breslauer Platz wurde im Zuge des Baus des Nord-Süd-Tunnels 2006 abgerissen, komplett neu gebaut und 2011 wiedereröffnet.

> Die Messe wird mit vielen Mitwirkenden gefeiert, darunter ein riesiger Chor(sicher über 100 Mitglieder) und jede Menge
> Ministranten. Auch musikalisch sehr abwechslungsreich.

Tja, Sonntagsmesse mit Kardinal Meisner.

> Brüssel (die Hauptstadtregion Brüssel) ist in Wahrheit keine große Stadt, sondern besteht aus 19
> Einzelgemeinden (rosa), die alle sehr selbständig sind, aber zu einem Stadtgebiet zusammengewachsen sind.

Typisch Belgien. Irgendwo muss dieser riesige Verwaltungs-Kropf ja herkommen.....

> Mir scheint nach diesem fast einwöchigen Aufenthalt jedenfalls, dass Brüssel die schmutzigste Hauptstadt(region) Europas ist.
> Selbst Bukarest und Sofia kommen mir in der Rückschau „schöner“ vor. Die Gehsteige sehen ungepflegt aus, es fehlen
> immer wieder Fliesen bzw. Pflastersteine, es gibt Löcher im Gehsteig, fehlende Randsteine.
> Allerorten liegt Unrat herum, nur im touristischen Zentrum rund um „Groote Markt / Grand Place“ ist es besser.

Wiederum: Typisch Belgien. Touristisch interessante Ecken top herausgeputzt, eine Ecke weiter "pfui".
> Auf dem weiteren Weg stoßen wir uns wieder an der
> Schmuddeligkeit der Stadt, die Gehsteige sind sehr
> dreckig und gefährlich wie in Bukarest oder Sofia.
> Nur hat das dort andere Hintergründe, die
> verständlicher sind als hier in der „Hauptstadt“
> der EU. Allerdings haben Bukarest und Sofia als
> Städte einen gewissen Charme, der hier nicht zu
> finden ist.


Ich war schon in Jugendjahren in Brüssel ind den 80er, apäter 1996 und dann irgendwann nach 2000.
Und ohne jemanden der vielen Einwohner dieser Stadt nahe treten zu wollen, über der Stadt lag für
mich immer ein Schleier von massiver Trostlosigkeit....woran das auch immer liegen mag (???)

...und wenn jemand an deppressiven Verstimmungen leidet, bitte nicht alleine nach Brüssel fahren
und nächtens durch die Straßen streunen;-)

Grüße

ter_hautz



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2014:01:30:22:43:16.

Sehr schöner Bericht

geschrieben von: D 2027

Datum: 01.02.14 11:44

Und ein guter Grund mal wieder nach Brüssel (ich scheine hier der einzige zu sein, dem diese Stadt gefällt... aber mir gefällt auch Chisinau) zum Biertrinken zu fahren... auch wenn mein Stammrestaurant am Gare Midi vor einigen Jahren einem Einkaufszentrum weichen musste. Dem kulinarischen möchte ich jetzt nicht vorgreifen, aber schön dass Du das "Kriek" wenigstens probiert hast. Wenn man das überstanden hat, wird es mit belgischen Bieren nur noch grandios. Wobei die diversen Lambics und deren Verschnitte auch noch recht gewöhnungsbedürftig sind.

Ansonsten ist es meiner persönlichen Ansicht nach eh am vernünftigsten, dass man sich kulinarisch und sprachlich (angesichts der Brüssler Architektur erscheint mir dort französisch einfach angemessener) Richtung Wallonie orientieren sollte...

Noch eine Frage zum Strassenbahnmuseum: werden die historischen Fahrten dort täglich oder nur zu besonderen Anlässen angeboten?

Bis zur Fortsetzung schöne Grüsse
Erik

Wer in Deutschland das öffentliche Eisenbahnwesen benutzt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren. (Karl Lagerfeld, dt. Modeschöpfer 1933 - 2019)

Das Französischunterricht in Belgien

geschrieben von: btrs

Datum: 01.02.14 13:36

tokkyuu schrieb:
-------------------------------------------------------
>
> Das Sprachproblem – auf die Spitze getrieben
> Flamen müssen nicht Französisch lernen und Wallonen nicht
> Niederländisch. Nur in Brüssel (offiziell
> zweisprachige Haupstadtregion) muss auch die
> jeweils andere Sprache zwingend unterrichtet
> werden. Das Familienoberhaupt entscheidet in
> Brüssel, in welcher Sprache (Schule) das Kind
> unterrichtet werden soll.

Als Belgier und Flame muss ich da etwas rechtsetzen ! Du hast recht dass in Flandern es nicht zwingend Französisch unterrichtet werden muss, trotzdem gibt es ab der 5. Jahr im Grundschule (etwa der letzte Klasse der Grundschule in Deutschland) 1 bis 2 Stunden Französisch Unterricht pro Woche. Im Gymnasium gibt es dann 4 bis 5 Stunden Französisch pro Woche (abhängig vom Studiegebiet). Am Universität oder Hochschule gibt es kein Französisches Unterricht mehr.

Leider muss ich als Flame zugeben, dass manche Wallone (vor allem die jungere Generation) bessere Niederländische Kenntnisse haben als wir Flamen Französische Kenntnisse haben. Mein Französische Kenntnisse: verstehen und lesen geht leicht, aber Französisch schreiben oder sprechen ist doch ziemlich schwer. Und das ist nur eine Folge der Teilung Belgiens: wir haben keine Notwendigkeit mehr um Französisch zu sprechen (außer in Brüssel), also werden unsere Kenntnisse nicht mehr gebraucht und geht es desto schwieriger wenn man es doch braucht. Das ist mit jede Sprache so: ein deutschsprachiger wie Hans Zimmer oder Arnold Schwarzenegger hat es auch schwierig wenn er erneut Deutsch sprecht, denn sie sprechen bereits über 20 Jahre Englisch als Muttersprache da sie so lange in die USA wohnen.

Grüß,
btrs

Re: [BE] Eine Woche Flandern 2013 - Teil 1 (m51B)

geschrieben von: U-Boot

Datum: 01.02.14 16:40

steak americain (mit frites) wäre auch was typisch belgisches, wo der gemeine Touri dann staunt, was er denn auf dem Teller hat.

Re: Das Französischunterricht in Belgien

geschrieben von: BTTB

Datum: 01.02.14 17:07

Hallo, wie ist es, wenn Ihr mal in die Ardennen wollt, z.B. nach Spa. Dort wird doch nur französisch gesprochen. Kann man vergleichen, wenn z.B. ein Genfer nach Zürich kommt oder ein Berner nach Lugano. In der CSSR war dasselbe, nur sind die Sprachen dort sehr ähnlich. Am besten wurde das in der UdSSR gelöst, dafür bekomme ich sicher virtuelle Haue, ist mir aber egal. Alle mußten Russisch lernen, neben ihrer Heimatsprache.Denn wenn mal ein Moskauer oder Leningrader in Suchumi Urlaub machen wollte, war er sicher, das er verstanden wurde, obwohl das auch nie so richtig klappte wie es sollte.

Stefan

Re: Sehr schöner Bericht

geschrieben von: tokkyuu

Datum: 01.02.14 17:20

Vielen für die vielen Antworten und Erklärungen und Berichtigungen!!

Zum Tram-Museum:
in der warmen Jahreszeit (Details siehe her: [www.trammuseumbrussels.be]) ist jeden Samstag das Museum geöffnet und Museumsfahrten in zwei verschiedene Richtungen (eine Richtung Westen, eine zur Endstation Tervuren wo ich war) werden angeboten. Mehr Fahrten gibt es nach Tervuren.

Ja, in den folgenden Folgen wird das Kulinarische nicht zu kurz kommen: wir haben viel probiert und sehr gut gespeist (auch mosselen med frites) sowie viel Bier probiert... Auch in Brüssel haben wir köstlich gespeist - das kommt in der letzten Folge dann.

LG Gustav
HIER sind meine Reiseberichte zu finden!

Re: Sehr schöner Bericht

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 01.02.14 18:11

Grüezi/Bonjour/Buongiorno

In der Schweiz ist die Sprachordnung in vielem ähnlich, aber auch in vielem einfacher und unkomplizierter als in Belgien.

Vergleichbar ist sicher das strikte Sprach-Territorialitätsprinzip, d.h. je nach historisch gewachsener Sprachregion wird nur CH-Deutsch, Französisch oder Italienisch gesprochen - beim sehr kleinen rätoromanischen Bereich ist es etwas anders, da die Rätoromanen i.d.R. auch CH-Deutsch sprechen (was aber leider das Rätoromanische gefährdet).

Alles 4 Sprachen sind gleichberechtigte Landessprachen, dt/fr/it auch gleichberechtigte nationale Amtssprachen
-> das mag für Leute aus einsprachigen Ländern komplex erscheinen, für uns Schweizer aber jahrhundertelange Normalität - und das ist gut so:
Die Schweiz IST die 4 Sprachen, das ist staatsbildend, nur MIT diesen 4 Landessprachen kann die Schweiz existieren, gerade deshalb gilt die CH als Willensnation, denn diese sprachliche Multikulturalität macht die CH erst aus, trotz oder gerade deswegen wollen die Schweizer aller Sprachen zusammenleben!

Und im Gegensatz zu Belgien war die CH nie ein Einheitsstaat (ausser unter der gescheiterten französ. diktierten 'Helvetischen Republik' 1798-1803), der erst seit kurzem mühselig föderalisiert wurde, sondern die CH war immer erzföderalistisch u. entwickelte sich un einem langen Prozess vom losen Staatenbund unabh. Kantone zum Bundesstaat mit den histor. Kantonen als Gliedstaaten (1848 nach Vorbild der USA).

Die heutige Sprachordnung ist also historisch gewachsen, genauestens im Konsens (!) austariert u. funktioniert deshalb seit Jahrhundert erfolgreich und friedlich.
Weitere zentrale Staatssäulen wie die Direkte Demokratie und kollektive Staatsführung haben dazu auch wesentlich beigetragen.

Weitere Aspekte:
- An den Schulen wird zwingend (!) mind. eine 2. Landessprache unterrichtet u. zwar in allen Sprachregionen
- Die Sprachregionen bilden selber - anders als in Belgien - keine politische Ebene (das ist gut, denn so was trägt den Spaltpilz in sich)
- Die Kantone sind nicht identisch mit den Sprachgebieten, jedes Sprachgebiet besteht aus mehreren Kantonen, die z. T. selber mehrsprachig sind, und unter sich unabh. der Sprache ihre untersch. Interessen haben
- Es gibt nur die 3 Ebenen: Gemeinde, Kanton, Bund
- aufgrund des jahrhundertelangen Zusammenlebens der Sprachregionen gabs auch eine entspr. Durchmischung -> es gibt viele 'Deutsch'-Schweizer mit welschen (frankophone) Namen und umgekehrt
-> auch ich als Nordschweizer (Kt. Schaffhausen) habe welsche (frankophone) Verwandte in Lausanne und Genève (Genf). Und das ist für viele Schweizer typisch...
- CH-Deutsch hat viele v.a. französ. Lehnwörter usw.

@tokkyuu
Merci für Deinen schönen Bericht!:-)
In CH ist es so:
Du hörst und siehst in den Zügen nur die jeweilige Sprache der Sprachregionen, in offiziell 2-sprachigen Städten wie Biel/Bienne oder Fribourg/Freiburg dt+frz!
In nationalen Fernzügen i.d.R. alle jeweils relevanten Sprachen (im Lautsprecher zunächst die jeweils offizielle, dann die jeweils andere etc., z.B. in Lausanne zuerst französisch, in Bern zuerst Deutsch etc.).

Tschau/salut/ciao



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2014:02:01:18:17:19.

Re: Sehr schöner Bericht

geschrieben von: Dieter_Zoubek

Datum: 01.02.14 19:46

Erstmal herzlichen Dank an Gustav für diesen tollen Reisebericht. Ketzerische Frage: Sagt man eigentlich in der Südsteiermark wirklich "die Schranke" oder ist das ein freundliches Entgegenkommen an das Genderbewußtsein der hier lesenden Mehrheit?

Herzliche Grüße aus Guntramsdorf


Dieter

Re: Sehr schöner Bericht

geschrieben von: Bernhard Martin

Datum: 01.02.14 21:20

Danke für den Bericht und die Fotos!

tokkyuu schrieb:
-------------------------------------------------------
> Zum Tram-Museum:
> in der warmen Jahreszeit (Details siehe her:
> [www.trammuseumbrussels.be] ist
> jeden Samstag das Museum geöffnet

Samstags und sonntags.

> Museumsfahrten in zwei verschiedene Richtungen
> (eine Richtung Westen,

Cinquantenaire/Jubelpark

> eine zur Endstation
> Tervuren wo ich war) werden angeboten. Mehr
> Fahrten gibt es nach Tervuren.

Die Fahrten zum Cinquantenaire/Jubelpark finden nur sonntags statt.
tokkyuu schrieb:
-------------------------------------------------------
> Die Schwierigkeit, eine Tageskarte zu besorgen
> Wir erfahren im Hotel, dass man Tageskarten nicht
> in der Straßenbahn bekommt, sondern nur an
> Automaten an Metro-Stationen.

An den Gares du Midi und Nord (evtl. auch Centrale) gibt es auch Schalter der STIB/MIVB.

> Auch 1996 gab es noch Wagen im Altlack: Achtachser
> 7956 in Linie 56, vermutlich beim Gare du Midi.

Die gab es noch viel länger: Bei den 6xGelZR (7700er) ist sie Anfang der 2000er Jahre verschwunden, bei den 8xGelZR (7900er) und dem 6xGelER-Einzelgänger 7500 hat es bis ca. 2005 gedauert, bis alle Wagen umlackiert waren. Die Sechsachser hatten übrigens blaue, die Achtachser schwarze Zierstreifen.

> Erschwerend beim Lesen des Liniennetzplans (...)

Hinzu kommt, daß es keine Hierarchisierung der Liniennummern nach Verkehrsmitteln gibt und Straßenbahn- und Busliniennummern bunt gemischt sind.

Großartig! (und eine Bemerkung zum Fotorecht)

geschrieben von: manuelberlin

Datum: 02.02.14 02:27

Hallo Gustav,

ein großartiger Beitrag, definitiv einer der besten in den letzten Wochen! Super Fotos! Und die ausführlichen Texte heben Deinen Beitrag positiv ab. Das macht die Tour für mich erlebbar.


Lasse mich eine Anmerkung zu einem der U-Bahn-Fotos ("Das Innere eines neueren Metrowagens") machen:

Es ist keine gute Idee, Personen im Bild einen schwarzen Balken vor die Augen zu setzen, denn:

- das sieht sch**** aus.
- Verwandte, Freunde und Bekannte können die Person trotz des Balkens ohne weiteres identifizieren. Genau das ist aber das Kriterium, wenn es um das Recht am eigenen Bild geht.
- Eine Person, die sonst noch als "Beiwerk" im Bild durchgehen würde, zieht durch den schwarzen Balken vor den Augen erst den Blick des Betrachters auf sich und kann ausgerechnet dadurch den "Beiwerk"-Status verlieren - genau das Gegenteil dessen, was man erreichen möchte.

Also den Balken besser weglassen.

Beim Thema Beiwerk ist auch die Bildunterschrift wichtig: Sie kann von einer Person ablenken, auf Dein Bild gemünzt etwa "Beiges Plastik und Holzimitate prägen den Innenraum der neueren Metrowagen", dann guckt sich kein Mensch mehr näher den Typen an. Aber eine Bildunterschrift kann auch die Aufmerksamkeit des Lesers überhaupt erst auf eine Person ziehen. Beispiel: In einem Beitrag aus den letzten Monaten war eine Straßenbahnfahrerin zu sehen, die in der Fahrerkabine rauchte. Sowohl die Fahrerin selbst als auch das Rauchen wäre wohl kaum jemand aufgefallen, wenn nicht unter dem Bild sinngemäß gestanden hätte "Vor der Abfahrt noch schnell eine Zigarette". Meines Erachtens unfassbar dämlich.

Viele Grüße
Manuel

Re: Großartig! (und eine Bemerkung zum Fotorecht)

geschrieben von: tokkyuu

Datum: 02.02.14 11:49

Hallo Dieter!

Nein, "die Schranke" war keine Absicht. Ich habe keine Ahnung, ob es der oder die heißt, ich habe einfach drauf los geschrieben... Bei der müßte ich nach Sprachgefühl "der Schranken" sagen. Oder?
Ich hätte einen Bahnschranken, der nach oben aufgeht, sicher als "der" geschrieben, aber wenn sie nach vor geschoben wird, fällt mir sofort "die" ein. Obs richtig ist oder nicht, weiß ich nicht... Das ist nur Bauchgefühl...

Hallo Manuel!
Ja, danke für die Meldung bezüglich schwarzen Balken. Ich mache das sonst nicht, hatte aber Angst, jemand könnte sich stören, daß man Gesichter erkennt. Es gibt da so viele Meinungen... Weil er eben so im Bildmittelpunkt stand. Ich hatte auch ein anderes Bild mit sehr vielen Leuten drauf, daher suchte ich das vergleichsweise leere Bild aus.
Aber ich werde bei den kommenden Bildern darauf achten und mich nicht zu einem Balken verführen lassen.

Ansonsten @all:
Die Kommentare freuen mich. Es ist halt mein Stil, so zu schreiben. Im Prinzip ist es mein privater Reisebericht, aus dem ich für das Forum nur die allzupersönlichen Fakten rausgestrichen habe und ganz selten für mich altbekannte (eisenbahnspezifische) Tatsachen hinzufüge, damit auch weniger bewanderte Leser nicht nachfragen müssen.

Vielleicht schaffe ich heute den zweiten Teil (Gent).
Heel leuk! Nur eine kleine Korrektur: Das Kirschbier heißt "Kriek", nicht Krieks, und die Sorte "Lindemans" gilt als der Champagner unter den Obstbieren. Als Krönung empfehle ich bei den Bieren ohne Obstbasis eines aus der Sankt Sixtus Brauerei, unweit Poperinge.

Groetjes van Keulen,

Jürgen

Re: [BE] Eine Woche Flandern 2013 - Teil 1 (m51B)

geschrieben von: austrobelge

Datum: 02.02.14 20:02

Hallo Gustav,

ich hab zwar einen Beitrag "Rückstand" (Du hast ja schon den Folgebeitrag über Gent eingestellt) aber ich wollte Dir dennoch für die interessanten Beobachtungen und Anmerkungen danken. Besonders sehenswert finde ich in Deinen Berichten immer wieder die bildliche Gegenüberstellung früher/jetzt.

Brüssel ist in der Tat keine Stadt, die einen mit ihrer Pracht von der ersten Sekunde an gefangen nimmt... . Ich habe viele Jahre in Brüssel gearbeitet und gelebt und habe gemerkt, dass es eine Stadt ist, deren Schönheiten erst gesucht und entdeckt werden wollen. Je länger ich dort zu Hause war, umso besser hat es mir gefallen. Einen massgeblichen Anteil daran hatten die Belgier, die ich durchwegs als angenehm, gemütlich, hilfsbereit und entspannt erlebt habe. Es lässt sich dort gut leben und die Stadt hat gemütliche Ecken und Beisln (für die Nichtösterreicher: Beisl = Kneipe, Beiz).

Der Zustand der Gehsteige mitsamt ihrer Oberfläche, die ein erhebliches haxenbrecherisches Potential aufweist, ist der Art der Verlegung der Pflastersteine bzw Steinplatten geschuldet: die werden nicht einbetoniert, sondern in ein Sandbett verlegt. Der Vorteil: Presslufthammer und Fräse können im Depot bleiben, wenn E-Werk, Kabelfernsehen, Gaswerke, Telekom oder Kanalarbeiter zu den jeweiligen Leitungen müssen. Der Nachteil: Das Sandbett wird mit der Zeit ausgeschwemmt, zumal Belgien ja nicht durch seine Niederschlagsarmut bekannt ist ... .

Gruss aus Wien.

Andreas
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