Wie im ersten Teil geschildert, scheiterte der erste Versuch auf dem Landweg zu den beiden Lokomotiven zu gelangen.
Erster Teil hier: [www.drehscheibe-foren.de]
Einen zweiten Anlauf starteten wir 3 Tage später. Der Parkranger bei Chamberlain Bridge hörte von unserem Unglück, und bot uns eine Fahrt per Motorboot an. Hierdurch kamen wir bis auf 500m an die Lokomotiven herab und mussten mit dem Kanu nur noch zum Ufer paddeln. Die Lokomotiven befinden sich an der dünnsten Stelle zwischen Chamberlaine Lake und Eagle Lake. Der Landstreifen ist hier nur knapp 200m breit. Wir landen mit dem Kanu an und folgen dem schmalen Pfad durch den Wald. Die beiden Lokomotiven stehen etwas versetzt nebeneinander auf einer Lichtung. Um die Lokomotiven herum finden sich allerlei Gerätschaften, Gleise und Anlagen deren Funktion man heute nur noch erraten kann.
Am 1. Juni 1927 erfolgte der erste Holztransport über die neue Strecke, die auch eine 500m lange Holzbrücke über den Allagash Fluß beinhaltete. Zwei neu gelieferte kleine Plymouth Dieselloks waren an den Enden der Strecke im Einsatz um Wagen bei der Be-, und Entladung zu verschieben, während die große Lok Wasser und Öl tankte. Die Überreste von 45 Güterwagen lassen darauf schließen, dass gleichzeitig 15 Wagen beladen, 15 Wagen entladen und 15 Wagen unterwegs waren. Dies stellt die wirtschaftlichste Nutzung für die Lokomotive dar. Die Beladung erfolgte an zwei Ladegleisen mit je einem Förderband, das von einem 40PS Dieselmotor angetrieben wurde. Holzstämme wurden binnen 90 Sekunden aus dem Wasser des Eagle Lake auf eine Höhe von 8m gebracht ehe sie von oben in die offenen Güterwagen fielen. Zur Entladung wurde am Umbazooksus Lake ein Steg mit einer einseitig überhöhten Gleiskurve errichtet. Die Wagen wurden auf den Steg geschoben und auf der geneigten Seite die längsseitigen Wände der Güterwagen geöffnet. Die Baumstämme rollten ins Wasser und trieben flussabwärts in Richtung der Sägewerke.
In den Sommermonaten erfolgte der Betrieb auf der Strecke an 6 Tagen die Woche, 24h Stunden durchgehend. Vom Beladen bis zum entladen vergingen 3 Stunden.
Schon bald machten sich besonders am Oberbau der Strecke viele Probleme breit, die häufig zu Entgleisungen führten. Der Bau des Bahndamms erfolgte sehr hastig. Dämme wurden oft ohne die nötigen Durchlässe errichtet. Da die Schienen gebraucht gekauft waren, fanden sich auf der Strecke drei verschiedene Gewichtsklassen und unterschiedlichen Längen – auf dem Höhepunkt der Unfälle wurde der Betrieb für eine Woche ausgesetzt und alles Personal bei der Instandsetzung eingesetzt.
Wegen Problemen mit dieser ersten Lok, wurde nur ein Jahr später eine weitere Lok erworben und im Winter zum Einsatzort transportiert. Bei der ELWB Lokomotive No. 2 handelt es sich um die im Dezember 1901 bei Brooks Lokomotive Works gebaute Lokomotive vom Typ 2-8-0. Sie war zuvor bei der Indiana Harbor Belt Railroad (IHB) im Einsatz. Wie schon ELWB Lokomotive No. 1 wurde auch sie vor Ihrem Einsatz auf Ölfeuerung umgebaut um der Gefahr von Waldbränden im Einsatzgebiet entgegen zu treten. Die neue Lok war ab März 1928 im Einsatz und ersetzte Lok No. 1, welche dann abgestellt wurde.
1933 führen noch 24 Züge, bevor nur 6 Jahre nach der ersten Zugfahrt, der Zugverkehr auf der Strecke eingestellt wurde. Alle Bäume um Einzugsgebiet waren gefällt und der Job war erledigt. Da die verbliebenen Anlagen und besonders die beiden Lokomotiven einen so geringen Restwert hatten, wurden sie an Ort und Stelle zurückgelassen. Beide Loks wurden in einem Schuppen geparkt und das Holzfällercamp, die Verladeanlagen und Gebäude gerieten in Vergessenheit. Souvenirjäger stahlen Teile der Lokomotiven und die verwahrlosten Gebäude wurden geplündert. Die beiden kleinen Plymouth Dieselloks wurden weiterverkauft und waren bei verschiedenen Sägewerken im Einsatz.
In den 60er Jahren wurde die brach liegende Fläche mitsamt Bahndamm an die Papierfabrik Iriving Pulp & Paper veräußert. Diese verkaufte das Gelände schnell weiter an den Bundesstaat Maine. Dieser formte gerade aus der umliegenden Seenlandschaft ein Nuturschutzgebiet. Die verfallenden Gebäude & Camps der Holzfäller passten nicht in das Bild eines Naturschutzgebietes. Die Forstverwaltungen beauftragte daher jemanden alle Gebäude - ohne Ausnahme - niederzubrennen. So wurde der vermeintlich sichere Unterstand der beiden Lokomotiven ebenfalls niedergebrannt. Fortan standen die beiden Loks unter freien Himmel. Nach über 30 Jahren waren die Loks von dichtem Wald umgeben. Lok No. 2 neigte sich zur Seite und drohte ganz umzufallen. Erst Ende der 90er Jahre wurde durch die Allagash Alliance Group an der Erhaltung der beiden Lokomotiven gearbeitet. Sie legten neue Gleise und brachten die Loks wieder ins Gleichgewicht. Der Dschungel um die Loks wurde gelichtet und in eine grasbewachsene Lichtung umgestaltet. Per Kanu ist der Abstellplatz nun von Chamberlaine Lake und Eagle Lake durch einen geschotterten Wanderpfad gut erreichbar.
Fotos vom heutigen Zustand:
Die Wälder in Maine sind verpachtet. Wer die Gebiete mit dem Auto befahren will muss Maut bezahlen. Foto von Telos Checkpiont
Der freundliche Parkranger leiht uns sein Kanu
Als erstes bekommen wie die alte Tramway zu gesicht. Ein altes Förderband für Baumstämme (von 1901).
Eine Rekonstruktion der Anlage.
Oben wurden die Baumstämme transportiert und unten fuhren die leeren Wagen zurück. Wie eine große Perlenkette
Die Förderanlagen liegen überall im Wald verstreut
Die alten Dampfkessel
Zahnräder
Ein Wanderpfad führt schließlich zu den Lokomotiven
Seit 1933 stehen die Lokomotiven an dieser Stelle
Die Loks der The Eagle Lake & West Branch Railroad in Bundesstaat Maine
Ein paar Meter Abseits stehen die Reste der 45 Güterwagen
Die Wagen waren auf 2 Gleisen geparkt worden und stehen ebenfalls seit 1933 hier
Auch die Gleise liegen noch. Aufgrund der Bäume kann man das Ausmaß der Gleisanlagen nur noch erahnen
Überall im Wald findet man Überreste, Schienen und Schrott
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Ein paar der Gleise iegen noch überall im Wald verstreut
Ein paar Detailfotos der Lokomotiven
Zurück zu den Güterwagen
Auf den beiden Gleisen sieht es sehr Chaotisch aus
Die hölzernen Aufbauten haben sich aber gut gehalten
Weichen und Gleise mitten in Wald
Oftmals sind auch die Walzzeichen noch gut lesbar
Die Lichtung mit den beiden Loks
Wagen und Loks stehen nicht weit voneinander entfernt
Wir fahren mit dem Kanu weiter und suchen die Stelle an der sich die Brücke über den Allagash River befunden hat
Und wir werden schnell fündig
Die Brücke steht noch (zumindest in Teilen)
In Ufernähe sind nur noch die Schienen zu sehen, sie liegen am Strand
Die Brückenpfeiler lassen sich auch noch erkennen
Bis auf die Schienen ist in den vergangenen 90 Jahren fast alles andere Verschwunden
Nur die Schienen scheinen noch durchgängig von einer Uferseite zur Anderen zu reichen
Hoffe es hat euch gefallen.
4-mal bearbeitet. Zuletzt am 2014:01:22:18:03:00.