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Hallo Zusammen!

Wie von Nil angekündigt, der zweite Teil nun von mir.

Wir waren also gestern gut in Litauen angekommen. Und wenn auch die Anfahrt mit dem Auto sich etwas zieht, Chancen für "Beifang" gibt es auf dem Weg durch Polen immer wieder. Wer noch mal nachschauen oder -lesen möchte, hier gibt's

Frühling im Baltikum (1) – auf nach Litauen [www.drehscheibe-foren.de]

Zugegeben, bei der flotten Abfolge der Berichte wäre etwas nach unten scrallen jetzt nicht sehr anspruchsvoll gewesen, aber Service geht eben vor! :-)

Und jetzt viel Spaß beim Lesen!

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Dienstag 01.Mai.2012

Mal wieder zu kurz war die Nacht als mich das Handy aus meinen Träumen reißt. Und das am Feiertag, wo andere sich um diese Zeit dösig nochmal in den Kissen umdrehen. Heute ist nämlich „Tag der Arbeit“! Und da sind wir auch schon bei Pudels Kern, nämlich der Frage: „Fährt heute überhaupt etwas?“ Nil hatte sie gestern gestellt und seither geistert sie in unseren Köpfen herum. Man wird sehen!

Jetzt erst mal unter die Dusche und dann ab zum Frühstück. Dort bei Brötchen und Tee wird der Ablauf für den heutigen Tag beschlossen. Erster Punkt: Standardstelle Güterumfahrung Kaunas über die Staumauer. Einfach ein Muss wenn man hier in der Ecke ist. Zweiter Programmpunkt: Schaun mer mal! ……… Welch ausgefeilter Plan!

Zuerst geht’s aber zum Bahnhof. Rundumguck ist angesagt, inkl. Fahrplan fotografieren und Infos sammeln. Ein Triebwagendoppel entzieht sich unserem Versuch es von der Brücke aus zu fotografieren, in dem es zu früh Richtung Bahnsteig rollt, und eine rangierende Tamara hält sich lieber im Bergschatten auf, als ihre Reize im Licht zu präsentieren. Also, nichts wie raus zur Güterumfahrung.

Am Stausee angekommen wird unsere Geduld nicht lange auf die Probe gestellt. Schon nach kurzer Zeit rollt eine leerfahrende Doppel-Trommel an uns vorbei in Richtung Osten.


http://www.bahnbilder.ch/pictures/large/10411.jpg
Start in den Fototag. 2M62M-0670 rollt leer über die Staumauer bei Kaunas.


Ein Blick in den Bildfahrplan zeigt, dass eigentlich demnächst ein Güterzug von Kaliningrad ansteht. Während Pascal sich auf den Weg zur Damm-Mitte macht, kraucht Nil, in der Hoffnung eine andere Perspektive zu finden, auf dem Hang hinter uns herum. Zurück gekommen meint er nur, dass sich wohl E-Werk, O-Bus-Gesellschaft und Straßenbauamt verschworen hätten, denn irgendwie wären immer Lampen, Leitungen oder Bäume im Weg. Den Rest der Wartezeit bis zum anstehenden Güterzug vertreiben wir uns mit Naturbeobachtungen. Eine Riesenraupe und eine überdimensionale Wespe, letztere allerdings bereits dahingeschieden, fesseln unsere Aufmerksamkeit.


http://www.bahnbilder.ch/pictures/large/10412.jpg
Fast nach Plan rollt Güterzug 2316, gezogen von 2M62-1198M, von Westen her heran.


So, die zweite Aufnahme von dieser Stelle ist im Kasten. Jetzt wollen wir auch etwas das Motiv wechseln. Zur Eile gibt es dabei keinen Grund, denn auf der Schiene rollt gar nichts. Langsam machen wir uns Sorgen, dass das mit der Feiertagsruhe doch keine irrige Annahme war.
Was hilfts, also Bücher gezückt ins Gras gesetzt und abwechselnd lesen oder die Landschaft genießen. So gemütlich kann Eisenbahn fotografieren sein. Doch während wir der Ruhe frönen, wandert der Planet über uns unbeirrt weiter. Heißt, das Licht ist rum. Abmarsch! Auch Pascal smst von der anderen Seeseite, dass er sich jetzt verschiebt und dabei das Auto gleich mitnimmt, um uns dann unterwegs einzusammeln. Prima! Genau in dem Moment rollt der nächste Güterzug auf den Damm. Zu spät für Pascal und fast zu spät für den Sonnenstand.


http://www.bahnbilder.ch/pictures/large/10413.jpg
Endlich wieder eine Zugfahrt. 2M62U-0383M kommt mit Zug 2318 über den Damm gerollt.


Etwas verschattet an der Nase, aber sonst ganz o.k. So können wir uns jetzt auch auf machen um zu Pascal zu gehen, der mittlerweile unser feuerrotes Spielmobil auf dem Damm am Straßenrand geparkt hat. Uns gefällt der Standort, der vorbeikommenden Polizeistreife nicht. Unser Tun interessiert sie wenig, aber sie weisen uns höflich darauf hin, dass parken hier nicht erlaubt sei. Oh, sorry! Haben wir ganz übersehen. Also großräumig umfahren das Ganze. Schließlich kommen wir auf verschlungenen Wegen, die wir ohne Navi wohl nie gefunden hätten, bis fast direkt an den nächsten Standort.


http://www.bahnbilder.ch/pictures/large/10414.jpg
Diesmal von der anderen Dammseite. Güterzug in Richtung Kaliningrad mit 2M62-1199M an der Spitze.


Wir hatten uns einen Zeitpunkt gesetzt bis zu dem wir abrücken wollten. Ziel war es den Zug 80 Kaliningrad – St. Petersburg zu erwischen, der am Damm aufgrund des Sonnenstands nicht geht, der aber weiter in Richtung Kaunas machbar sein müsste. Außerdem sollte dort an der E-Strecke, wo zum Transitverkehr noch der Regionalverkehr und Züge von/nach Klaipeda kommen, mehr los sein. Zwischendrin gibt's noch schnell einen Döner in die Hand. Was für ein riesen Ding. Hat zwar ewig gedauert, aber war dafür lecker. Eins steht fest, dank einer Vielzahl von Imbissbuden und einer unwahrscheinlichen Dichte an Läden und Lebensmittelmärkten ist eine Spontanversorgung unterwegs ohne größeren Zeitverlust überhaupt kein Problem.

Erster Versuch uns zu stellen ist in Kaisiadorys, dort wo die Strecke nach Klaipeda abzweigt. Aber Bewuchs und Sonnenstand machen Fotos unmöglich. Also weiter. In Zaslu gelez st. sieht es dann etwas besser aus. Zwar nicht optimal, doch aufgrund der Streckenführung und der anstehenden Durchfahrt des Schnellzugs haben wir keine große Wahl mehr. Sprich, einfach das Beste draus machen. Auf alle Fälle herrscht hier Verkehr. Kaum angekommen, schlägt auch schon der Bahnübergang an. Schon der Schnellzug? Nein, eine ER20 kommt die lange Gerade herunter gerollt.


http://www.bahnbilder.ch/pictures/large/10415.jpg
ER20 031 erreicht mit einem Güterzug aus Klaipeda den kleinen Bahnhof von Zaslu.


Schönes Teil! Etwas größer als die Eurorunner die so täglich durch Weiden brummen. Einige dieser Maschinen hatte ich bei der Auslieferung in Allach kurz aus der S-Bahn gesehen. Schon damals war ich beeindruckt gewesen.

Kaum ist der Güterzug ins Ausweichgleis geschlichen, gehen die Schranken am Bahnübergang erneut zu und am Ende der Geraden taucht der erwartete Schnellzug von Kaliningrad her kommend auf.


http://www.bahnbilder.ch/pictures/large/10416.jpg
Schnellzug 80 „Kaliningrad – St. Petersburg“ eilt mit TEP70 0346 an der Spitze in Richtung Osten.


Auch eine eindrucksvolle Maschine, diese TEP70. Aber meine Gedanken gehen weiter. Wird die Bespannung in Vilnius auf eine weißrussische TEP60 wechseln? *seufz* Die Antwort auf diese Frage wird sich wohl erst am Ende der Woche finden lassen. Jetzt heißt es erst mal Chance nutzen und noch ein Porträt von der wartenden ER20 machen.


http://www.bahnbilder.ch/pictures/large/10417.jpg
Wenn die Maschinen in 40 Jahren auf Abstellgleis geschoben werden, hat dieses Bild Symbolkraft. ER20 031 wartet im Bahnhof von Zaslu auf die Überholung durch den Schnellzug.

Hier geht ja richtig was! Leider ist der östliche Bahnhofskopf zugewachsen und die Straße geht auch weg von der Bahn. Also zurück zum Bahnübergang, wo es schon wieder rot blinkt und sich die nächste Zugfahrt ankündigt.


http://www.bahnbilder.ch/pictures/large/10418.jpg
2M62-1161M schleppt einen langen Güterzug über die litauische Magistrale.


Während wir im Bildfahrplan nach den nächsten Personenzugleistungen schauen und uns entschließen an die Klaipedastrecke zu wechseln, rollt schon wieder ein Güterzug heran.


http://www.bahnbilder.ch/pictures/large/10419.jpg
Für das letzte Bild in Zaslu gelez st. stellt sich 2M62-0676M zur Verfügung.


So, nun reichts hier aber. Das Licht ist nicht optimal, Diesel unter Masten nicht so prickelnd und außerdem haben wir rausgefieselt, dass bald ein Schnellzug aus Klaipeda herunter kommt. Für den wollen wir uns etwas oberhalb von Kaisiadorys etwas suchen.

Angepeilt haben wir einen Übergang nach dem Bahnhof. Dort sollte lichttechnisch etwas gehen. Während wir noch in aller Ruhe parken und aus dem Auto klettern, beginnt der Bahnübergang zu läuten und zu blinken. Ja Mist, was soll das? Tatsächlich, der Schnellzug! Also ab im Laufschritt in die Wiese. Hingestellt, gekuckt und schon geht’s weiter nach hinten im Geschwindschritt. Hatten wir bis dato immer Bilder von 3-4 Wagenzügen gesehen, wird das Ding das da kommt immer länger und passt nicht mehr in den Bildausschnitt. Endlich müsste es reichen, also umgedreht, angemessen……meno, jetzt sind elends viele Masten im Bild…….also die Kamera etwas schwenken und……und damit den Zug abschneiden *grrr* !


http://www.bahnbilder.ch/pictures/large/10420.jpg
Flott kommt TEP70 0347 mit einem langen Schnellzug das Gefälle vor Kaisiadorys herunter.


Super! Der erste Murks der Tour. So ein Mist! Aber nun auch nicht mehr zu ändern. Ist ja hoffentlich nicht der letzte Schnellzug den wir sehen.
So, was nun? Eigentlich könnten wir etwas hierbleiben, denn es sollte etwas laufen auf der Strecke und die Stelle sieht ganz gut aus. Gemütlich setzten wir uns auf der anderen Seite der Straße auf den Rand eines kleinen Einschnitts und warten was passiert. Und es passiert einiges. Zuerst meldet sich der Bahnübergang wieder…..aha, sicher ein Güterzug nach Klaipeda……dann geht das Einfahrtssignal von Kaisiadorys auf grün……was soll denn das, jetzt stehen wir ja total falsch……und schon sprinten drei los! Hinter uns ist nämlich der Einschnitt im Schatten, sprich, für einen Zug aus Klaipeda müssen wir gut 400 m weiter vor um ihn im Licht zu bekommen. Also ab durchs Gelände. Gut dass wir drei die laufen konditionell so fit sind wie antike Statuen in Rom! Und ausgerechnet unser Dauerläufer Pascal hat sich entschieden stoisch ruhig seine Position zu halten. Vielleicht die einzig richtige Entscheidung, denn nun hupt es plötzlich aus Richtung Kaisiadorys! Ja wie nun? Kommt doch ein Zug von unten? Warum aber dann das grüne Einfahrtssignal? Egal, keine Zeit zum Nachdenken, nur zum Rennen und Atmen! Denn nun müssen wir noch weiter raus, denn nun kommt der Zug Richtung Hafen durch den dunklen Einschnitt. Während ich versuche meine Lungenflügel nach jedem hechelnden Atemzug wieder hinunter zu schlucken fällt mir der Ausspruch von Gimli aus Herr der Ringe ein: „Der Trick ist einfach immer nur weiteratmen!“.

Geschafft! Mit einem Puls nahe an der Drehzahl einer Hubschrauberturbine und einem Atemstatus kurz vor dem Sauerstoffzelt geht’s in Position. Zoom auf, etwas quer schießen und die bergwärts fahrende ER20 ist im Kasten.


http://www.bahnbilder.ch/pictures/large/10421.jpg
ER20 023 schleppt einen langen Güterzug die Steigung bei Kaisiadorys herauf.


So, das wäre geschafft. Nun heißt es umdrehen und für den entgegen kommenden Güterzug aufstellen. Es dauert nicht lange und dieser macht sich durch mächtiges Rollen bemerkbar. Zu meiner Freude ist zur Abwechslung mal eine Doppel-Trommel vorgespannt.


http://www.bahnbilder.ch/pictures/large/10422.jpg
Die grüne 2M62M-1164 rollt mit einem Güterzug von der Ostsee kommend in Richtung Vilnius.


Na da hat sich doch der Einsatz gelohnt. Eins weiß ich aber nach diesem Mittelstrecken-Sprint gewiss: Ich muss zukünftig wieder mehr für meine Kondition tun! Vorne beim Bahnübergang heißt es erst mal Wasser nachfüllen und dann gemütlich ins Gras setzen. Aber lange ist uns keine Pause gegönnt. Es kündigt sich der nächste Zug von unten her an.


http://www.bahnbilder.ch/pictures/large/10423.jpg
Schlag auf Schlag geht es an dieser Strecke. Nur wenig nach den beiden anderen Zugfahrten nähert sich wieder ein Güterzug unserem Standort. Zuglok ist diesmal die ER20 017.

Schön hier, nur leider passt das Licht nicht mehr recht. Es gehen zwar beide Richtungen, aber immer nur mit Frontschatten. Also, wieder in die Unterlagen geschaut und siehe da, auf der E-Strecke stehen gleich einige Regionalleistungen an. Vorher hat die Meute aber noch „an Durscht“. Also in Kaisiadorys den nächsten Krämerladen gestürmt und dort für Verwunderung und Erheiterung gesorgt. Bewaffnet mit Getränken, Chips und Süßkram, also alles was ein Eisenbahnfotograf zum Überleben halt so braucht, entern wir wieder unser Auto. Nil hat sogar das erste Reisesouvenir aufgetrieben: Eine Riesendose Bier!
Einmal entlang dem Bahnhof geschaut, bleibt als Fotopunkt nur die östliche Einfahrt übrig. Hier malerisch verteilt machen wir unsere Bilder von der litauischen Ausgabe des City-Elefanten.


http://www.bahnbilder.ch/pictures/large/10424.jpg
Als Regionalzug aus Vilnius kommt „City-Elefant“ EJ575 001 in den Bahnhof von Kaisiadorys gerollt.


Hm, in Tschechien, und damit quasi vor der Haustür, hab ich noch keinen gesehen, geschweige denn fotografiert. Dazu musste ich also erst nach Litauen fahren!

Da uns für den folgenden Personenzug in die Gegenrichtung nichts schlaues einfällt, geht’s auf die Fußgängerbrücke bei den Bahnsteigen. Optimal ist es dort wegen der Leitungen nicht, aber ein bisschen was geht.


http://www.bahnbilder.ch/pictures/large/10425.jpg
ER9M-309 bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof von Kaisiadorys.


Jetzt noch der Gegenzug, dann wieder ab an die Dieselstrecke und für den Schnellzug aus Vilnius gestellt.


http://www.bahnbilder.ch/pictures/large/10426.jpg
Auf seinem Weg nach Kaunas verlässt ER9M-389 gerade den Bahnhof von Vilnius.


Diesmal fahren wir am Bahnübergang von eben vorbei. Das Licht ist hier immer noch nicht so richtig gut. Weiter oben dreht die Strecke und da sollte es besser gehen. Nil erspäht einen kleinen Damm auf dem er den Zug quer schießen will. Mir ist es zu weit weg und außerdem sehe ich ein Problem darin, den Schnellzug ganz in den offenen Abschnitt zu bekommen, sollte er wieder so lange sein wie der in der Gegenrichtung. Daher mache ich mich mit Philipp auf zum weiter oben gelegenen Bahnübergang. Und Pascal, zu guter Letzt, möchte wieder ein Stück zurück zu der Stelle, wo wir vor 2 Stunden waren. So verteilen wir uns in die litauische Landschaft und jeder findet sein Plätzchen.


http://www.bahnbilder.ch/pictures/large/10427.jpg
Eine „alte“ Bekannte! TEP70 0346, die wir heute schon mit dem Zug 80 nach St. Petersburg fotografiert haben, führt nun den Schnellzug nach Klaipeda. Bei Miezouys passiert sie einen Bahnübergang und legt sich elegant in die Kurve.


Während Philipp und ich es uns gemütlich machen, trudeln langsam auch Nil und Pascal wieder ein. Zugbetrieb ist auch, leider nur von hinten und damit schlecht im Licht.


http://www.bahnbilder.ch/pictures/large/10428.jpg
ER20 018 rollt mit einem Zug Kühlcontainer an uns vorbei in Richtung Hauptstadt.


http://www.bahnbilder.ch/pictures/large/10429.jpg
Besonders interessant an der Garnitur ist die Tatsache, dass der komplette Zug zwar aus normalen Tragwagen mit aufgesetzten Kühlcontainern besteht, in der Zugmitte aber ein traditioneller Maschinenwagen aus den früher so typischen russischen Kühlzügen mitläuft. Mittels lose verlegter Kabel versorgt er die Kühlcontainer auf den Wagen mit Strom.

Nachdem uns noch ein ER20-Pärchen aus Richtung Klaipeda passiert hat und das Licht daran geht sich zu verabschieden, beschliessen auch wir uns in Richtung Hotel auf zu machen. Doch einen Schuss gibt es. Wir wollen gerade losfahren, da kündigt sich durch Rollen und Röhren ein weiterer Zug an. „Zeit für Kunst“ beschließt Nil und so stellen wir uns nochmal auf. Voila, das Ergebnis!


http://www.bahnbilder.ch/pictures/large/10430.jpg
Im letzten Abendlicht ist ER20 015 mit ihrem Güterzug unterwegs.

Diesmal haben wir uns vorgenommen mal die Innenstadt von Kaunas unsicher zu machen. Allerdings hat es empfindlich abgekühlt nachdem die Sonne weg ist. So wird es ein mit beschwingtem Schritt durchgeführter Kurztripp durch die Fußgängerzone, bis wir uns in ein Steakrestaurant flüchten. Das daneben liegende französische Lokal, mit Froschschenkel auf der Speisekarte haben wir dann doch gemieden. Gesättigt durch ordentliche Portionen zu zivilen Preisen verfrachten wir unsere Luxuskörper noch in eine Bar, wo es die wohlverdienten Absacker und das Tagesresümee gibt. Fazit: Der Tag hatte sich rentiert, Steigerungspotential ist aber noch gegeben. Morgen geht’s erst nochmal für den Vormittagsschellzug an die Klaipeda-Strecke. Irgendwo bei Jonava wollen wir uns aufstellen, am besten an der großen Brücke. Danach heißt es Abmarsch nach Lettland. Dort wollen wir für drei Tage die Gegend rund um Daugavpils und Krustpils unsicher machen. Aber das wird euch Nil dann im nächsten Teil alles erzählen.




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2013:10:10:19:07:09.
Hallo Christof,

genialer Beitrag! Ich habe den gesamten Beitrag mit einer wahren Freude gelesen. Die Bilder garnieren alles und lassen ein wunderbares Gesamtbild entstehen. Ich warte auch gespannt auf eure nächsten Beitrag, da ich bereits für das nächste Jahr plane und eine ähnliche Tour (PL-LT-LV) in den Plänen habe :-)

VG
Tobias
Hallo Christof,

vielen Dank für die interessanten Fotos der litauischen Eisenbahn, die meine eigenen Aufnahmen vom 15.08.2013 hervorragend ergänzen.

Während eines fünftägigen Aufenthaltes in Kaunas widmete ich mich - meinem User-Namen entsprechend - eher dem Trolleybusbetrieb, zwei Tage waren aber auch den "Taigatrommeln" der litauischen Eisenbahn gewidmet. Im Zusammenhang damit habe ich auch die Bahnstrecke über den Staudamm kennengelernt, allerdings nachmittags mit schlechteren Lichtverhältnissen und der Erkenntnis, dass die Trolleybusstrecke zur Endstation westlich des Staudamms zwischenzeitlich stillgelegt wurde.

Allerdings steht mir für meine Fotoaktivitäten kein Auto zur Verfügung, so dass sich meine Fotostellen auf einen Umkreis von maximal 1 - 2 km um einen Bahnhof bewegen, an denen auch Reisezüge halten. Der Versuch, mit parallel laufenden Bussen zu abseits liegenden Punkten zu fahren, war durch die oft ebenfalls sehr unregelmäßige Fahrtenfolge und Unkenntnis über die räumliche Lage von Haltestellen ebenfalls nur selten von Erfolg gekrönt. Da wart Ihr mit dem Auto wirklich besser dran.

An einem Tag bereiste ich etappenweise die Strecke Marijampole - Kaunas und hatte dort recht viel Glück, was die Fotosausbeute betraf - In Marijampole rangierte eine moderne Diesellok mehrere Stunden, dann ließ sich an der nördlichen Bahnhofsausfahrt die Werkslok der örtlichen Getreidemühle blicken und letztendlich war der Dieseltriebzug älterer Bauart auf der Relation nach Sestokai von besonderem Interesse.

Auf dem Rückweg wurde am Nachmittag am und um den Bahnhof Kazlu Ruda ein mehrstündiger Fotoaufenthalt mit einer guten Ausbeute (6 Güterzüge, 2 Lz, 2 x Zug nach/von Kaliningrad + 4 x Dieseltriebwagen im SPNV) eingelegt.

Am 15.08.2013 - Feiertag in Litauen - war es dann die in diesem Beitrag beschriebene Strecke zwischen Kaysiadoris und Kaunas, die ich auf dem Zettel hatte. Dabei musste ich aber zunächst feststellen, dass die Regionalzüge Kaunas - Vilnius an bestimmten - fotogenen - Haltepunkten nicht immer halten und somit für den aktiven Nutzer des SPNV viele Fotomöglichkeiten leider von vorneherein entfallen, will man sich an manchen Haltepunkten nicht für 9 Stunden selbst ins Abseits schießen.

Erstaunt war ich jedoch auch über die Güterzugdichte für einen Feiertag.

Den ersten Fotopunkt am Bahnhof Lentvaris fand ich bereits nach vier Güterzugfahrten im Bahnsteigbereich als "ausgelutscht" - da sich hier nicht viel variieren ließ und das sehenswerte Bahnhofsgebäude nur "bei aus nördlicher Richtung scheinender Sonne" hätte fotografieren lassen. Der westlich gelegene Bahnübergang bot mit vielen Masten - trotz der geübten Akzeptanz des "entlang der Gleise laufens" keinen wirklich sicheren Standort zum fotografieren.

Spannender waren dann die etwa vier Stunden im Bereich des Bahnhofs Vievis. Bei der Einfahrt aus Lentvaris erregte eine westlich des Ortskerns gelegene Kirche schon von Weitem meine Aufmerksamkeit. Diese ließ sich aber nicht als Beiwerk für Bahnfotos umsetzen. Dennoch gab es einige hundert Meter westlich des Bahnhofs Vievis - erreichbar über einen parallel zu den Gleisen führenden Feldweg - einen unbeschrankten Bahnübergang, der prädestiniert für Bahnfotos war. Zum einen für die durchlaufenden Personen- und Güterzüge, zum andern für die Rangierbewegungen im nahegelegenen Güterbahnhof. Dabei fiel aber folgendes auf.

Güterzüge - offensichtlich aus Klaipeda - rangieren zur Weiterfahrt in entgegengesetzter Fahrtrichtung Richtung Kaunas und darüber hinaus nicht bereits in Kaysiadoris die Lok ans andere Zugende, sondern fuhren bis in den Güterbahnhof von Vievis. Dort fand dann das Umsetzen der Lok statt, bevor der Zug dann die Fahrt in entgegengesetzter Richtung fortsetzte. Das erzeugte natürlich - zu Freude des Fotografen - auf den Unterwegsbahnhöfen ein noch höheres Güterzugaufkommen und die eine oder andere Lok die zunächst im Gegenlicht durchkam, fuhr eine halbe Stunde später in bestem Fotolicht an einem vorbei...

Nach Vievis war dann für den weiteren Nachmittag bis zum Abend das Umfeld um den Bahnhof Zasliai mein Fotomotiv - wobei mich hier allerdings eine längere Zugpause kalt erwischte, was den Aufenthalt dann direkt um zwei Stunden verlängerte.

Das lag offensichtlich aber daran, dass wegen Bauarbeiten die Strecke zwischen Vievis und Lentvaris nur eingleisig befahren wurde, und zur Kapazitätserhöhung auch noch einige Nahverkehrszüge aus dem Plan gestrichen wurden - und andererseits - wahrscheinlich um die Durchlässigkeit zu erhöhen - mehrere Züge hintereinander im Blockabstand folgen, bevor die Richtung "umgedreht" wird. Das ist natürlich mit einer längeren Zugpause verbunden.

Was die elektrischen Nahverkehrszüge zwischen Kaunas und Vilnius betrifft, fiel mir auf, dass die "Elefanten" von morgens bis etwa 17 Uhr das Heft in der Hand haben, dann aber zwei Zugpaare mit alten Elektrotriebwagen gefahren wurden, wie er auf dem Bild in Kaysiadoris zu sehen ist.

Dementsprechend passte ich meine Fahrtvariante von Kaunas nach Vilnius an und fuhr erst am Abend mit einem solchen Elektro-Oldie zu meiner nächsten Unterkunft...

Da ich gerade mal vor 10 Tagen von der Baltikum-Tour nach Hause kam, sind die Bilder natürlich noch nicht DSO-fähig.

Also nochmals Danke für die interessanten Fotos.

mfg

tramfan239
Servus,

auch von dir ein sehr sehens- und lesenwerter Reisbericht! Eine Frage: Aus welcher Szene beziehst du dein Gimli-Zitat? Bin bei sowas eigentlich recht firm, komme aber nicht drauf ;-)

Grüße,

Lennart
Hi Lennart!

> Eine Frage: Aus welcher Szene
> beziehst du dein Gimli-Zitat? Bin bei sowas
> eigentlich recht firm, komme aber nicht drauf ;-)


Stammt aus einer der Szenen in der Aragorn, Legulas und Gimli zu Fuß hinter den Orks her sind, die Pippin und Merry entführt haben :-)

Grüße
Chris
Hallo,

tramfan239 schrieb:
-------------------------------------------------------
> und der Erkenntnis, dass die
> Trolleybusstrecke zur Endstation westlich des
> Staudamms zwischenzeitlich stillgelegt wurde.

Die Brücke über den Nemunas war baufällig. Wenn sie wieder aufgebaut ist, fährt vielleicht auch der Trolleybus wieder.

> Güterzüge - offensichtlich aus Klaipeda -
> rangieren zur Weiterfahrt in entgegengesetzter
> Fahrtrichtung Richtung Kaunas und darüber hinaus
> nicht bereits in Kaysiadoris die Lok ans andere
> Zugende, sondern fuhren bis in den Güterbahnhof
> von Vievis. Dort fand dann das Umsetzen der Lok
> statt, bevor der Zug dann die Fahrt in
> entgegengesetzter Richtung fortsetzte. Das
> erzeugte natürlich - zu Freude des Fotografen -
> auf den Unterwegsbahnhöfen ein noch höheres
> Güterzugaufkommen und die eine oder andere Lok die
> zunächst im Gegenlicht durchkam, fuhr eine halbe
> Stunde später in bestem Fotolicht an einem
> vorbei...

Das ist eine recht interessante Beobachtung. In Kaisiadorys wird man jedoch einen langen Güterzug von Klaipeda nach Kaunas nicht wenden können. Der gemeinsame Bahnhofsbereich sollte dafür viel zu klein sein. Wieso man jedoch bis Vievis fährt, und nicht in Zasliai (dort sind die Bahnhofsanlagen ausreichend) wendet, weiß ich auch nicht. Konnten Sie eigentlich viele Züge bei solchen Wendemanövern beobachten? Weil eigentlich ist der Bedarf an Zügen von der Klaipedaer Strecke nach Kaunas doch recht gering. Ich denke nur gerade daran, ob die Züge wirklich gewendet worden sind, oder ob (aus welchem Grund auch immer) die Lokomotiven in Vievis nur getauscht worden sind.


> Das lag offensichtlich aber daran, dass wegen
> Bauarbeiten die Strecke zwischen Vievis und
> Lentvaris nur eingleisig befahren wurde,

Die Autobahnbrücke in Rykantai wurde erneuert. Dort konnte nur ein Gleis befahren werden. Unterwegs gibt es dem Anschein nach jedoch keine Weichenverbindungen zwischen den Richtungsgleisen, weshalb man auf der ganzen Strecke zwischen Vievis und Lentvaris nur ein Gleis nutzen konnte.

> Also nochmals Danke für die interessanten Fotos.

Dem Dank möchte ich mich anschließen und zudem ein Dankeschön an Sie für das Teilen Ihrer Beobachtungen.

grüße,
Klaus
Hallo Klaus,

was die Wendefahrten in Vievis betrifft, so waren es wärend meines etwa dreistündigen Aufenthaltes etwa drei belegbare Wendefahrten, bei denen die Lok um den Zug herumfuhr, und dann am anderen Ende offensichtlich wieder angekuppelt wurde, das passierte u. a. bei zwei Zügen recht kurz hintereinander. Allerdings kann ich nicht beschwören, dass die Zuglok wirklich den selben Zug bespannt haben, oder die beiden dann getauscht wurden und jede Lok mit dem jeweils anderen Zug wieder "nach Hause" zurückfuhr. Die 1,2 km Fußmarsch entlang der Wagenschlange aus teilweise bis zu 58 Güterwagen habe ich mir dann doch gespart.

Weitere Güterzüge die sich dort sammelten, warteten auf die baustellenbedingte Weiterfahrt in den vorübergehend eingleisigen Abschnitt Richtung Lentvaris, und wurden später in angenähertem 15 - 20 Minuten Takt auf die Strecke geschickt.

Am späten Nachmittag waren es dann am Bahnhof Zasiliai zwei Güterzüge, bespannt mit einer ER 20, die durch eine auffällige Reihung verschiedenfarbiger Güterwaggons ein unvergleichliches Äußeres hatten. Diese beiden Züge kamen in einer Zeitschiene von 60 - 90 Minuten zweimal durch den Bahnhof Zasiliai - einmal im Gegenlicht in östlicher Richtung - später dann gut ausgeleuchtet in westlicher Richtung.

Eventuell hilft das ergänzend zu meiner Beobachtung

mfg

tramfan239
Christof Hofbauer schrieb:
-------------------------------------------------------
> Hi Lennart!
>
> > Eine Frage: Aus welcher Szene
> > beziehst du dein Gimli-Zitat? Bin bei sowas
> > eigentlich recht firm, komme aber nicht drauf
> ;-)
>
>
> Stammt aus einer der Szenen in der Aragorn,
> Legulas und Gimli zu Fuß hinter den Orks her sind,
> die Pippin und Merry entführt haben :-)
>
> Grüße
> Chris

Ach da, klar :D Dann muss du ja echt alle gewesen sein, wenn dir die Szene da in den Sinn kommt.

Grüße,

Lennart
Hallo tramfan239,

Danke für die weiteren Erläuterungen. Ich bin immer noch am Rätseln, welchen Grund/Ursache dies hat. Also das erscheint mir deutlich zuviel für den Bedarf an Zügen von der Klaipedaer Strecke nach Kaunas.
Zu dieser Zeit war auch die Güterumfahrung von Vilnius (Vaidotai-Kyviskes) wegen Bauarbeiten gesperrt. Evtl. hängt es damit zusammen. Ich kann mir nur keinen Grund dafür vorstellen.
Meiner Meinung nach einzig plausibel für ein so hohes Verkehrsaufkommen von der Klaipedaer Strecke in Richtung Kaunas wäre großräumiger Umleiterverkehr von Russland nach Kaliningrad.

Ich bin auf alle Fälle schon sehr auf Deine Bilder gespannt.

Viele Grüße,
Klaus
In Kaunas was zu essen zu finden, neben Pizza oder BK/McD war vor 2 Jahren bei uns ein Problem :D Leider habe ichs da auch nicht geschafft mal zu dem Staudamm zu kommen. Daher danke hier für die Fotos!

Viele Grüße aus Mittelhessen
Jonathan

Re: Frühling im Baltikum (2)

geschrieben von: bahamas

Datum: 24.09.13 15:38

tramfan239 schrieb:
-------------------------------------------------------
> Güterzüge - offensichtlich aus Klaipeda -
> rangieren zur Weiterfahrt in entgegengesetzter
> Fahrtrichtung Richtung Kaunas und darüber hinaus
> nicht bereits in Kaysiadoris die Lok ans andere
> Zugende, sondern fuhren bis in den Güterbahnhof
> von Vievis. Dort fand dann das Umsetzen der Lok
> statt, bevor der Zug dann die Fahrt in
> entgegengesetzter Richtung fortsetzte.

Angesichts des Gleisplans von Koschedary ging das nicht anders, Jonava - Kaunas war zu dem Zeitpunkt ja noch gesperrt.