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Dicke Luft bei den Schwiegereltern

Teil 1: Dicke Luft in Peking?!


Nach etwas längerer Abstinenz melde ich mich mit einem vierteiligen, aktuellen Reisebericht zurück. Ich war mal wieder in Asien unterwegs (wo auch sonst) und erzähle euch ein bisschen was von meiner Reise. Keine Sorgen, mit meinen Schwiegereltern habe ich überhaupt keine Probleme, die dicke Luft bezieht sich eher auf den Wohnort meiner Schwiegereltern. Im Februar stand nämlich der Besuch bei den Schwiegereltern in Peking an, um das Chinesische Frühjahrs- oder Neujahrsfest sowie unsere Hochzeit zu feiern. Und wie in den westlichen Medien genüsslich breit getreten wurde, gab es ja in Peking in genau dieser Zeit angeblich den schlimmsten Smog in der Geschichte der Menschheit. Aber dazu später mehr, fangen wir erst einmal von vorne an. Ich möchte euch China und Peking aus einem Blickwinkel zeigen, wie man es nicht kennt und vielleicht auch nicht erwartet. Dabei wird es zuerst einmal ziemlich off-topic, wer nur die Eisenbahnbilder sehen möchte, sollte gleich zum Ende des Berichts scrollen.


2. Februar 2013
Heute hieß es dank Elternzeit und Resturlaub für fünf Wochen Abschied nehmen von der Arbeit. Das fiel mir alles andere als schwer. Bereits um 11 Uhr ließ ich meine Kollegen alleine und machte mich von Eschborn Süd mit der S3 in Richtung Hauptbahnhof auf. Ich hatte zwar ein Rail&Fly-Ticket, das aber ausgerechnet im RMV-Verkehrsverbund nicht gilt. Also musste ich eine Fahrkarte lösen. Um mir wenigstens die Extra-Tarifzone zum Flughafen zu ersparen, stieg ich am Hauptbahnhof in den ICE um. Der benötigt zwar ein paar Minuten länger zum Flughafen wie die S-Bahn, kostete mich aber dank des Rail&Fly-Tickets nichts.

An der Gepäckabgabe dann die spannende Frage: komme ich mit meinem Gepäck durch. Meine Frau (die bereits zwei Wochen zuvor mit unserem Sohn nach Peking geflogen war) hatte extra Flugtickets mit 46kg Freigepäck besorgt. Meine beiden Koffer hatten aber schon 50kg, das Handgepäck nochmals knapp 16kg. Jetzt werdet ihr euch fragen: warum reise ich mit so schwerem Gepäck? Nun, ich selbst bin noch nie mit so wenig Gepäck verreist, denn fast das gesamte Gepäck war für meinen Sohn (u.a. 6 Packungen Windeln, 60 Gläschen Babynahrung, 8 Packungen Milchpulver) und die liebe Verwandtschaft (u.a. 6 Flaschen Wein, 10 Gläser Nutella, 20 Tafeln Schokolade). Das passte gar nicht alles in die beiden Koffer, deswegen wanderten einige Gläschen Babynahrung und drei Gläser Nutella ins Handgepäck. Am Schalter drückte man nochmals beide Augen zu und ignorierte die 4kg Übergewicht, an der Sicherheitsschleuse drückte man dann allerdings kein Auge mehr zu. Bei Nutella würde es sich um Flüssigkeit handeln. Wie bitte? Das ließ ich mir nicht gefallen und fing das diskutieren an. Man zeigte mir eine Liste mit verbotenen Gegenständen, aber da stand nichts von Nutella oder streichfähigen Lebensmitteln darauf. Die Babynahrung in meinem Handgepäck war übrigens kein Problem (obwohl ich alleine reiste), mein Argument, dass diese flüssiger als Nutella sei, wurde ignoriert. Also ließ ich den Chef der Sicherheitskontrolle kommen, biss aber bei ihm auch auf Granit. Schließlich kam auch noch ein Bundespolizist dazu, aber der war der gleichen Meinung. Unter lautem Fluchen schleuderte ich schließlich die Nutella-Gläser so laut in die bereitgestellte Mülltonne, dass das gesamte Sicherheitspersonal aufschreckte. Das nächste Mal fahre ich mit dem Zug nach Peking, da passiert einem so etwas nicht. Oder ich fülle das Nutella vorher in Gläschen für Babynahrung um. Um nicht mit leeren Händen vor der chinesischen Verwandtschaft zu stehen und gleich beim ersten Aufeinandertreffen einen schlechten Eindruck zu hinterlassen, kaufte ich direkt nach der Sicherheitsschleuse in einem Laden drei 500g-Gläser Nutella, das Stück für knapp sieben Euro!!!

Ich war schon auf 180 als ich an der Personenkontrolle ankam. Unser Finanzminister muss ja für einen ausgeglichenen Haushalt sparen, deswegen waren am Terminal 1 wohl gerade mal zwei Bundespolizisten für die Personenkontrolle zuständig. Es waren nur noch 5 Minuten bis zum Boarding und ich freute mich schon auf die Durchsage „Calling for passenger Grupp, Florian Grupp, flight CA 966 to Beijing. Please proceed to Gate B24 for immediate boarding“. Das ist mir bisher nur einmal in Singapur passiert. Aber der aus Peking kommende Flieger hatte zum Glück Verspätung. Am Gate erfuhr ich dann, warum nur zwei Bundespolizisten für die Kontrolle da waren: sechs(!) Bundespolizisten waren in Zweier-Teams unterwegs und kontrollierten von jedem vor dem Gate sitzenden Chinesen Ausweis und Handgepäck, alle westlich aussehenden Passagiere wurden dagegen ignoriert. Eigentlich gab es vor kurzem ein Gerichtsurteil, dass Polizisten bei Kontrollen keine Auswahl nach Aussehen und Rasse machen dürfen …

Der Flieger war eine nagelneue B-777 mit Entertainment-System an jedem Sitz. Auch das Essen war sehr gut. Ich muss sagen, dass sich Air China in den letzten Jahren stark verbessert hat. Und bei 580€ für Hin- und Rückflug samt 46kg Freigepäck kann man sich auch nicht beschweren. Nur den Stewardessen könnten sie wirklich mal neue Uniformen verpassen, die sehen mit ihren Schürzchen wie Hausfrauen aus den 50er-Jahren aus. Ansonsten verlief der Flug sehr ruhig, ich gönnte mir die neuesten chinesischen Kung-Fu-Streifen und ein bisschen Schlaf. Trotz der Verspätung in Frankfurt kam der Flieger 40min früher als geplant am frühen Morgen in Peking an. An der Personenkontrolle null Minuten Wartezeit, im Duty-Free-Shop noch schnell zwei Stangen Zigaretten für die Hochzeitsfeier gekauft und auf zum Gepäckband, das gerade anlief. Erfahrungsgemäß kommt mein Gepäck immer ziemlich zum Schluss, weil ich normalerweise mit Rucksack reise. Das ist mir ganz recht, denn dann sind die Zöllner schon ziemlich gut ausgelastet. Diesmal purzelten meine Koffer aber als eine der ersten auf’s Band. Deswegen spielte ich noch ein bisschen mit dem Handy herum und tat so, als würde ich versuchen, jemanden zu erreichen. Schließlich machte sich eine Chinesin mit zwei großen Koffern Richtung Ausgang auf. Die Gelegenheit muss man ergreifen und ich schlich mich direkt hinter sie, denn ich hatte mit meinem ganzen Wein, Lebensmittel und Babynahrung keine Lust auf eine Zollkontrolle. Am Ausgang stand ein Röntgengerät und der Zöllner winkte die Frau auch sofort raus, während ich am Ausgang schon meine Frau und meinen Sohn erblickte und mit meinem voll beladenen Wagen ihnen entgegen stürmte.

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Bild 1: Über den Wolken Frankfurts direkt nach dem Abflug


Draußen erwartete mich dann statt Smog strahlend blauer Himmel. Die Luft hatte zwar nicht die Qualität eines Luftkurorts, aber ich kann mich daran erinnern, dass die Luft in den 80er-Jahren zu nebligen Herbst- und Wintertagen in Ulm (wo ich damals wohnte) schlechtere Qualität hatte. Das Wetter sollte übrigens die nächsten Wochen abgesehen von ein paar trüben Tagen so bleiben. Aber Hauptsache die westlichen Medien hatten für ein paar Tage wieder mal etwas Negatives aus China zu berichten …

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Bild 2: Trübes Wetter beim Besuch des Pekinger Zoos. Es sollte aber bei zwei trüben Tagen bleiben …


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Bild 3: … denn meistens war das Wetter sehr sonnig, wie der Blick aus der Wohnung meiner Schwiegereltern zeigt. Von Smog ist weit und breit nichts zu sehen.



9. Februar 2013
Am 9.Februar wurde das alte Jahr des Drachens verabschiedet und das neue Jahr der Schlange willkommen geheißen. Traditionell verbringt man das Neujahrsfest mit der väterlichen Seite der Verwandtschaft (sprich der Verwandtschaft meines Schwiegervaters), daher hatten wir bereits in den Tagen zuvor mit der Verwandtschaft mütterlicherseits gefeiert. Am schönsten war dies bei der Oma meiner Frau, die noch immer in einem der wenigen verbliebenen Hutongs von Peking wohnt. Hutongs sind die typischen Altstadtviertel mit einstöckigen Häuschen und verwinkelten Gassen. Die meisten von ihnen hat man längst abgerissen, die wenig verbliebenen Viertel hat man mittlerweile größtenteils touristisch aufgemotzt und nur in der Gegend von meiner Schwiegeroma gibt es noch richtig authentische Hutongs mit herrlichen, schmalen Gässchen, durch die höchstens noch ein Fahrrad passt, Backsteinhäuschen, Kohleöfen... Aber bevor hier zuviel romantische Gefühle hochkommen, das Leben im Hutong war (und ist) alles andere als romantisch. Meine Schwiegeroma bewohnt die beiden jeweils gut 10m² großen Zimmer mittlerweile alleine, hat Stromanschluss und ein kleines Waschbecken mit Wasseranschluss. Die Küche befindet sich aber immer noch im Freien, es gibt nur zentrale Toiletten für das gesamte Viertel und Badewanne oder Dusche sind bis heute noch Fremdwörter in Hutongs. Meine Frau ist die ersten drei Jahre ihres Lebens hier aufgewachsen, damals lebten in den beiden 10m² großen Räumen ihrer Oma 10(!) Personen, das macht pro Person gerade mal 2m². Heute haben meine Schwiegereltern eine moderne, große Wohnung und ein Auto, daran sieht man, welche enorme Entwicklung in den letzten Jahren in China stattgefunden hat. Anbei noch ein paar Impressionen von einem Streifzug durch das Hutong-Viertel:

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Bild 4: Blick von der Haustür meiner Schwiegeroma in die Hutong-Gasse, rechts die Küche.
Frische Lebensmittel wie Fleisch werden im Winter einfach draußen in Plastiktüten aufgehängt.


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Bild 5: Vor der “professional laundry” hängen die Kleider der Kunden zum Trocknen.


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Bild 6: Auch die Privatbewohner nutzen das sonnige Wetter zum Trocknen ihrer Wäsche.


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Bild 7: Vor diesem Haus sortieren die Müllmänner, die den Müll vor jeder Tür mit ihren Dreirädern abholen. In China sortiert und recycled eben nicht der Verbraucher, sondern der Müllmann .


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Bild 8: Auch die Gasflaschen für die Freiluftküchen werden mit dem Dreirad ausgefahren und ...


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Bild 9: ... natürlich direkt bis in die Küche getragen.


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Bild 10: Typisches Hutong-Ambiente. Links das schmale Gässchen, rechts die Toiletten und Waschräume für das gesamte Viertel.


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Bild 11: An dem Toilettengebäude hängen übrigens die folgenden Warnschilder, die einer gewissen Ironie nicht entbehren…


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Bild 12: An allen Ecken Pekings (nicht nur den Hutongs) wachen sogenannte “Freiwillige” (erkennbar an den roten Armbändern mit gelber Schrift) über die öffentliche Ordnung.
Meist sind es Rentner, die so ihre Zeit vertreiben und ein paar Yuan zu ihrer kargen Rente dazuverdienen. Diese Frau vertreibt sich die Zeit beim Wache schieben mit dem Lesen der aktuellen Werbung.


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Bild 13: Fast alle Türen sind mit Papierschmuck verziert, um das neue Jahr der Schlange zu begrüßen.


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Bild 14: Da viele Hutong-Bewohner kein Telefon haben, gibt es auch Telefonzellen.
Das üppige Grün im Vordergrund ist übrigens nicht echt, sondern aus Plastik.


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Bild 15: In Peking ist es im Winter sehr frostig, deswegen haben fast alle Mopeds und Motorroller Lenker mit integrierten Handschuhen.


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Bild 16: Verkabelungen sind in Asien immer dankbare Fotomotive.


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Bild 17: Türklopfer an einer Haustür.


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Bild 18: Vor dem Gemeindehaus informieren Aushänge über die neuesten Anordnungen und Kampagnen. Die aktuelle Kampagne ruft dazu auf, nur bei grüner Ampel
über die Straße zu gehen. Aber selbst das ist in China gefährlich, denn eine rote Ampel ist in China für Autofahrer nicht unbedingt eine Aufforderung zum Anhalten.


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Bild 19: Die Verkehrsregeln im Hutong sind sehr einfach: Höchstgeschwindigkeit 5km/h, auf dem Fahrrad darf man niemanden mitnehmen und Hupen ist verboten.
Aber Verkehrsschilder haben wie Ampeln in China keinen Ge- oder Verbotscharakter wie in Deutschland, sondern dienen eher der groben Orientierung.


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Bild 20: Der Kiosk im Hutong hat trotz des Frühlingsfestes geöffnet im Gegensatz zum …


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Bild 21: … zum örtlichen Friseursalon, der hat nämlich über die Feiertage geschlossen.


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Bild 22: Der Nationalstolz der Chinesen ist überall sichtbar, auch im Hutong.


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Bild 23: Leider fressen sich moderne Bauten immer tiefer in die letzten Hutong-Viertel. Bilder wie die folgenden gehören daher wohl bald der Vergangenheit an.


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Bild 24: “There are six million bicycles in Beijing...”


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Bild 25: Parkplätze sind selbst für Dreiräder Mangelware im Hutong.


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Bild 26: Blick in eine Hutong-Gasse.


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Bild 27: Hier wurde vor kurzem eine Hochzeit gefeiert. In dem Herz steht zweimal das chinesische Zeichen für Glück.
Doppeltes Glück ist in China das Symbol für die Hochzeit und hängt auch noch immer an unserer Wohnungstür in Deutschland.


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Bild 28: Diese Ecke im Hutong ist mal richtig sauber und aufgeräumt.


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Bild 29: Szenerie im Dengcao-Hutong von Peking.


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Bild 30: Die Anzahl und Farbe der sechseckigen Balken über dem Türrahmen gaben früher an, welchen sozialen
Status die Bewohner dieser Hutong-Gasse haben. Eine Heirat war damals nur innerhalb dieser Gruppe möglich.


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Bild 31: Fast alle Hochhauswohnungen in Peking haben verglaste Balkone, in denen Küchekräuter wachsen oder die Wäsche zum Trocknen aufgehängt wird.


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Bild 32: Ein Müllmann hat alle wiederverwertbaren Dinge, die er heute im Müll gefunden hat, auf sein Dreirad gepackt und bringt sie zur nächsten
Verwertungsstelle, wo er ein paar Yuan dafür bekommt. So funktioniert das Duale System in China ohne grünen Punkt und gelben Sack.


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Bild 33: Und für die O-Busfreunde noch eine Impressionen von einer der zahlreichen O-Busstrecken in Peking.



Die Feierlichkeiten zum Chinesischen Neujahr waren dann eher unspektakulär. Man traf sich mittags zum Feuertopf-Essen (eine Art Kräutersuppen-Fondue, sehr lecker!), dann verzogen sich die Frauen zum Tratschen in ein Zimmer und die Männer zum Schnapstrinken in ein anderes Zimmer. Zum Abendessen traf man sich dann nochmals, machte anschließend ein bisschen Feuerwerk und zog sich dann wieder zum Tratschen bzw. Schnapstrinken zurück. Mitternacht gab es dann nochmals einen Höhepunkt bezüglich Feuerwerk. Es wurde den ganzen Tag über schon heftig geballert und es heißt nicht umsonst China-Kracher, da ist unser Silvester-Feuerwerk nur Kinderkram dagegen. Manchmal dachte ich, es sei gerade Krieg, so heftig ballerte es durch die Häuserschluchten. Das Feuerwerk beschränkt sich übrigens nicht nur auf den Neujahrstag, sondern es wird ganze 14 Tage lang geballert, wobei es jeweils nochmals Höhepunkte zum fünften und 15. Tag gibt. Nach Mitternacht gingen dann alle schnell ins Bett zum Ausschlafen bzw. Ausnüchtern.

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Bild 34: In diesem Porzellangefäß befanden sich knapp 3l mit 56%-igem Schnaps. Das ganze kostet wohl
mehrere hundert Euro und der Inhalt wurde am Neujahrstag von drei Männern einfach so restlos vernichtet.



Zum Chinesischen Neujahrsfest verwandelt sich der Erde-Tempel in Peking in einen großen Jahrmarkt. Auch davon ein paar Impressionen:

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Bild 35: Über den Jahrmarktbuden hängen die Hauptpreise, in den Bäumen hängt roter Papierschmuck. So sieht es rund um das Frühlingsfest im Erdetempel aus.


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Bild 36: Miss Piggy und ihre Verwandtschaft, eingerahmt von einem Eingangstor des Erdetempels .


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Bild 37: Eigentlich haben wir jetzt ja das Jahr der Schlange...


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Bild 38: Kandierte Früchte am Stiel.



23. Februar 2013
Heute wurde mit der chinesischen Verwandtschaft nochmals Hochzeit nachgefeiert. In China mietet man dazu ein komplettes Restaurant an und verteilt die Verwandtschaft auf große, runde 10er-Tische. Das hatten meine Schwiegereltern vorher schon organisiert. Kurzfristig entschloss sich meine Frau dann auch noch dazu, einen professionellen Hochzeitsveranstalter zu beauftragen. So standen in den Tagen zuvor zahlreiche Termine mit Kosmetikerin, Floristin, Brautkleidverleih (es musste nicht nur eins, sondern gleich drei Brautkleider sein), Moderator, Fotograf, Videografen an. Zudem mussten wir die Verwandtschaft nochmals besuchen und Geschenke machen, damit sie auch bei unserer Hochzeitsfeier vorbeischauen (eine einfache Einladung wie in Deutschland genügt dafür nicht und es kamen insgesamt knapp 100 Gäste). Die Hochzeitsfeier selbst war dann eine Mischung aus westlichen Elementen (Ringe austauschen, auf Knien um die Hand meiner Frau anhalten, Ja-Sagen, Treueschwur leisten) und chinesischen Traditionen (meinen Schwiegervater um die Hand seiner Tochter bitten, sich vor allen mehrfach verbeugen, meinen Schwiegereltern Tee anbieten, mit der männlichen Verwandtschaft einen Schnaps trinken und ihnen eine Zigarette anzünden, der weiblichen Verwandtschaft Süßigkeiten anbieten).

24. Februar 2013
Direkt nach der Hochzeitsfeier wurden wir noch vom Onkel meiner Frau zum Essen in den Zoo eingeladen. Zu Essen gab es u.a. Schlange, Kamelfüße, Krokodilgulasch, Hirschpenis und frittierte Skorpione. Exotisch, aber abgesehen von den Skorpionen nicht sonderlich wohlschmeckend, zudem hatte ich am nächsten Tag heftigen Durchfall. Aber aus einem ganz anderen Grund war das Treffen mit meinem Schwiegeronkel wichtig: aufgrund der vielen Termine wg. Neujahrs- und Hochzeitsfeierlichkeiten hatte ich weder Zeit für auch nur ein einziges Eisenbahnbild, geschweige denn für den Besuch des Eisenbahnmuseums in Peking. Deswegen sollte die letzte Woche komplett der Eisenbahn gewidmet werden, es sollten aber mehr als nur ein paar Streckenaufnahmen chinesischer Einheitsloks rund um Peking sein. Ziel war Hami in der Provinz Xinjiang im Nordwesten Chinas. Problem: es gab wegen des Frühlingsfestes kein einziges Zugticket mehr dorthin, nicht einmal Sitzplatz oder mit Umsteigen, alles restlos ausgebucht. Und da kam mein Schwiegeronkel ins Spiel. Der hat Beziehungen zu Angestellten bei der chinesischen Staatseisenbahn und meinte, er könnte mir problemlos noch eine Fahrkarte besorgen. Allerdings hatte er heute noch keine Fahrkarte dabei.


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Bild 39: Exotisches Essen im Zoo in Peking, hier Krokodil. Als Gastgeschenk hatte ich eine Flasche Schwarzwälder Kirschwasser mitgebracht,
die übrigens von meinen beiden Schwiegeronkeln zum Mittagessen komplett geleert wurde (OK, ich habe auch ein bisschen mitgeholfen).
In China trinkt man Schnaps nicht nach dem Essen, sondern zum Essen und auch nicht aus kleinen Gläsern, sondern aus normalen Trinkgläsern.


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Bild 40: Neben Schlange gab es auch frittierte Skorpione (noch mit Stachel), die recht lecker waren …


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Bild 41: … eher nicht so leckere Schlange mit Erdnüssen …


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Bild 42: …Hirschpenisse, die eher nach Regenwürmern aussahen …


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Bild 43: ... und gekochte Kamelfüße, eine westchinesische Spezialität. Die Richtung stimmte ja schon mal, aber statt westchinesischen
Kamelfüßen hätte ich lieber eine Zugfahrkarte nach Westchina gehabt, um mir dort Lasttiere ganz anderer Art anzuschauen.



25. Februar 2013
Neben heftigem Durchfall kam um 22 Uhr die zweite Hiobsbotschaft an diesem Tag: Mein Schwiegeronkel rief an und erzählte, dass es ihm nicht gelungen sei, noch eine Fahrkarte zu besorgen. Die Züge müssen wohl bis unter die Decke voll gebucht sein. Trotzdem sollten wir morgen früh um halb neun am Pekinger Westbahnhof sein. Es gäbe da noch eine Möglichkeit…


Wie es mit der Geschichte weitergeht, erfahrt ihr im nächsten Bericht. Zum Abschluss des off-topic-Teils hatte ich drei Tage vor meinem Abflug noch ein besonderes Erlebnis. Wir hatten den neunzigjährigen Onkel meiner Schwiegermutter zu unsrer Hochzeit eingeladen. Er war darüber so glücklich, dass er uns dann nochmals zu Hause besuchte und für uns kochte. Aber nicht irgendetwas, sondern unter anderem geschmorten Rinderschwanz und Kartoffelsalat. Ich habe in meinem Leben noch nie so einen guten Kartoffelsalat gegessen. Und woher kann der alte Mann so gut Westlich kochen? Nun, er war ab Ende der 1930er-Jahre in der Küche der Nationalchinesen (Kuomintang) beschäftigt, bekochte fast täglich Tschiang-Kai-Tschek (der später mit seinen verbliebenen Truppen nach Taiwan flüchtete) und bei zwei Zusammenkünften auch Mao Tse Tung. Damals ahnte aber noch niemand, dass der nur wenige Jahre später für fast 30 Jahre uneingeschränkter Herrscher Chinas sein sollte. Nachdem die Kommunisten die Kontrolle über China übernommen hatten, landete er natürlich sofort als Anhänger der Nationalchinesen im Knast. Schnell zeigte sich aber, dass auch die Kommunisten dringend gute Köche benötigen und so wurde ihm die Küche im ehemaligen Deutschen Krankenhaus, das zur damaligen Zeit das beste Krankenhaus Pekings war und auch alle Ausländer behandelte, übertragen. Der alte Mann ist fit wie ein Turnschuh, bereiste vor 10 Jahren alleine mit Bahn und Bus Tibet und möchte das dieses Jahr wiederholen. Für nächstes Jahr habe ich ihn nach Deutschland eingeladen und er will auf alle Fälle kommen…

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Bild 44: Der beste Kartoffelsalat meines Lebens, gekocht vom ehemaligen Koch
(im Hintergrund) der Kuomintang und des Deutschen Krankenhauses von Peking.


Der Rückflug verlief dann alles andere als spektakulär. Und kaum am Flughafen Frankfurt angekommen, begann schon wieder der Ärger mit der Bundespolizei. Noch in der Gangway meinten zwei Bundespolizisten, dass sie die Pässe aller Passagiere kontrollieren müssten. Der Zweck erschließt sich mir nicht, da gerade mal 200m weiter sowieso die Personenkontrolle stattfindet. Und auch hier wieder: jeder chinesische Pass wurde auf das Genaueste kontrolliert, die Westler einfach durchgewunken. Da ich ganz hinten saß, musste ich fast 45min warten, bis ich das Flugzeug verlassen konnte. Aber so war dann wenigstens mein Gepäck schon da, das ist mir bis jetzt am Frankfurter Flughafen noch nie passiert. Auf drei nebeneinander liegenden Gepäckbändern kam das Gepäck von Flügen aus Neu-Delhi, Istanbul und Peking, es herrschte entsprechend Hochbetrieb und zwei Zöllner waren sichtlich überfordert, so dass ich hier auch noch mal 15min warten musste. Hoffentlich fangen die Chinesen bald mit dem Bau einer Hochgeschwindigkeitsstrecke nach Europa an, damit ich auf die nervende Fliegerei endlich verzichten kann.

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Bild 45: Mit dem Zug geht’s von der Abflughalle zu den Gates ...


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Bild 46: ... wo bereits mein Flieger zurück nach Frankfurt wartet. Passend zum Abflug wurde die Luft in Peking wieder dick.



Und damit dies nicht ein kompletter off-topic-Bericht wird, hänge ich noch ein paar Abfall-Eisenbahnbilder von meinem vorletzten China-Urlaub an:

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Bild 47: Güterzüge mit elektrischer Traktion auf schmaler Spur (in diesem Fall 762mm) gibt es nicht mehr allzu viele.
2010 verkehrten in Shibanxi in der Provinz Sichuan noch solche Züge (Bild hatte ich schon mal hier gezeigt).


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Bild 48: Eine Staatsbahn-Diesellok der Baureihe DF8B hat gerade einen voll beladenen Kohlezug im Bahnhof Nanzhan abgeholt.


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Bild 49: Die Stichstrecke von Shankou (an der Strecke von Lanzhou nach Urumqi) zur Erzmine in Yamansu ist mittlerweile leider Geschichte
(Details folgen im nächsten Bericht). 2010 konnte man im Endbahnhof von Yamansu noch diesen Triebwagen ablichten.


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Bild 50: Die E-Loks der Baureihe SS3 sind schon etwas älter, für Güterzüge aber immer noch unverzichtbare Arbeitstiere. Hier steht ein Exemplar im
Bahnhof Jiayuguan neben einem moderneren Exemplar in Doppeltraktion, im Hintergrund sind die schneebedeckten Ausläufer des Himalajas zu sehen.


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Bild 51: Auf der privaten Industriebahn von Bayin ist die Traktion von Güterzügen fest in der Hand von modernen Diesellokomotiven.
Hier zieht ein braunes Exemplar leere Güterwaggons in den Bahnhof von Shenbutong und von dort weiter nach Kuangsan,
dem Endpunkt der Stichstrecke von Bayin aus. Dort werden die Waggons mit Material aus der örtlichen Kupfermine beladen.


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Bild 52: Auf der Industriebahn von Fuxin waren 2010 die goldenen Zeiten auch schon vorbei. Der verbliebene Güterverkehr lag größtenteils in den Händen von Dieselloks wie diesen.


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Bild 53: In Diaobingshan/Tiefa gab es noch Dieselloks zu sehen, die zumindest farblich ein bisschen vom Einheitsbrei der chinesischen Staatsbahn abwichen.



Mehr Bilder von dieser 2010er-Tour zeige ich euch irgendwann mal, wenn ich wieder mehr Zeit habe. Vielleicht ist der Bericht dann schon HiFo-reif…

Im nächsten Bericht erzähle ich euch dann von der Zugfahrt von Peking nach Hami. Und ich verspreche euch, es wird sehr interessant, komisch und lustig, denn es war mal wieder alles andere als eine gewöhnliche Zugfahrt von A nach B. Warum z.B. eine Langnase nachts um vier Uhr mitsamt Gepäck an einem chinesischen Dienstabteil vorbeirobbt und was passiert, wenn die Schaffnerin das bemerkt, lest ihr im nächsten Bericht. Und es gibt definitiv keinen off-topic Teil, ich hoffe also, dass ihr wieder reinschaut.

http://farm9.staticflickr.com/8374/8553128334_e132b27834_o.jpg

Bild 54: Im nächsten Bericht geht’s auf die Reise. Ihr könnt alle virtuell mitkommen, mein kleiner Sohn muss leider zuhause bleiben.




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2014:08:18:11:36:42.
Danke. Freue mich schon auf die Fortsetzung.
War im Nov. 2012 in Hami und Sandaoling, die An-/Abreise war aber sicher längst nicht so speziell wie Du das andeutest.

http://www.steamphone.de
steamphone.de - Eisenbahn, Reisen und Tech-Stuff

Re:War interessant

geschrieben von: RBD-S

Datum: 07.04.13 13:16

Das war ein sehr interessanter Bericht.

Danke.
Schön geschrieben und bebildert.

Die chinesische Küche ist für mich übrigens essenstechnisch das schlimmste was es auf dieser Welt gibt. Als ich noch regelmässig zu Hause damit "beglückt" wurde, gab es des öfteren böse Luft, weil ich das Zeug teilweise kaum noch runterbekam.
Das kann ja noch ein toller Bericht werden nach diesem so interessanten Anfang. Das Essen sieht ja super aus, aber ob ich es auch essen würde? Einen Versuch wäre es wert.
Gruß Yannis

Re: [CN] Dicke Luft bei den Schwiegereltern (Reisebericht m 54B)

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 07.04.13 13:37

Hallo Florian,

Danke für diesen herrlichen Bericht - in vielen kleinen Details erkenne ich meine eigenen Erfahrungen von vor nummehr fast 10 Jahren wieder... Der Kult um die (bei uns waren es glücklicherweise nur zwei) Hochzeitskleider, die Restaurantauswahl..., der Fotografenbesuch etc. etc. Danke für das Erwecken von vielen schönen Erinnerungen!

Leider kenne ich das Verhalten von "Deutschen Herrenmenschen" in blauer Uniform mit Adler dran am Frankfurter Flughafen nur auch zu gut. Für deren Verhalten muß man sich oft wirklich fremdschämen.

Glücklicherweise hat eine Bekannte meiner Frau (chinesische Jurastudentin) vor einigen Monaten eine Verurteilung gegen einen dieser blauen Bundesbütteln wegen Diskriminierung und Beleidigung erreicht.

Viele Grüße
Alex

Super, danke! :-) (o.w.T)

geschrieben von: Roni

Datum: 07.04.13 14:15

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)
lg, Roni - [raildata.info] - Meine DSO-Reportagen Teil 1 (2005 bis 06/2019): [www.drehscheibe-online.de] - Meine DSO-Reportagen Teil 2 (neueste): [www.drehscheibe-online.de]
https://raildata.info/raildatabanner1.jpg

Herrlich, Danke

geschrieben von: FANTOMAS

Datum: 07.04.13 16:43

... großes Dankeschön für hinter die Kulissen.

Grüße

Frank
Hallo Flo1979,
danke für den Bericht, und danke für die Essensbilder - man geht also nicht zum Tiere angucken, sondern zum Essen in den Zoo ;-).
Allerdings sind die verzehrten Tierchen ja allesamt noch halbwegs gesellschaftsfähig gewesen - sprich nicht bedroht...

schoki41

Re: [CN] Dicke Luft bei den Schwiegereltern (Reisebericht m 54B)

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 07.04.13 17:31

Moin,

Flo1979 schrieb:
-------------------------------------------------------
> Und kaum am Flughafen Frankfurt
> angekommen, begann schon wieder der Ärger mit der
> Bundespolizei. Noch in der Gangway meinten zwei
> Bundespolizisten, dass sie die Pässe aller
> Passagiere kontrollieren müssten. Der Zweck
> erschließt sich mir nicht,

Man will wohl so die Leute ohne Einreiseberechtigung mit dem gleichen Fluggerät zurückschicken können.

> da gerade mal 200m
> weiter sowieso die Personenkontrolle stattfindet.
> Und auch hier wieder: jeder chinesische Pass wurde
> auf das Genaueste kontrolliert, die Westler
> einfach durchgewunken.

Da muß man meist auch kein Visum suchen.

Gruß, ULF



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2013:04:07:17:33:59.
Hallo Florian,

ein hervorragender Bericht aus einem sehr interessanten Land.
Die Fotos aus dem Hutong sind toll. Haben die Bewohner eigentlich eine Chance, eine neue Wohnung in den Neubauten zu bekommen? Oder bleiben sie "auf der Strecke"?

Es freut sich auf die nächste Folge
Jörg aus GL

Re: [CN] Dicke Luft bei den Schwiegereltern (Reisebericht m 54B)

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 07.04.13 19:12

Hallo Jörg,

Entgegen den üblichen Horrormeldungen in den westlichen Medien, wo Leute mit Hilfe von Baggern aus ihren Häuser getrieben werden - werden in der Realität die Bewohner entschädigt und erhalten Vorzugskonditionen für den Erwerb von Neubauwohnungen. Allerdings gibt es bei den privaten Immobilienentwicklungsgesellschaften auch genügend "schwarze Schafe" deren die eigene Profitmaximierung am wichtigsten ist - denn der Neubau wird in den meisten Fällen nicht staatlich organisiert - sondern besagte Immobilienentwicklungsfirmen erwerben vom Staat zeitlich begrenzte Nutzungslizenzen für Grund und Boden den sie dann zu ihren Zwecken (z.B. Wohn- oder Geschäftsbebauung und Verkauf/Vermietung derer) nutzen dürfen. Die Entschädigungszahlungen müssen diese Firmen selbst als Vorleistung aufbringen.

Aus meiner chinesischen Verwandschaft kenne ich positive wie auch negative Beispiele. Einmal ging eine solche Firma in Konkurs bevor die Entschädigungszahlungen flossen - allerdings half dort die Stadtregierung den Betroffenen - bei einem anderen Fall ermöglichte diese Bebauung meinen Verwandten neben einer schönen neuen Wohnung sich auch einige Wünsche zu erfüllen.

Viele Grüße
Alex
Hallo zusammen,

vielen Dank für das positive Feedback. Hätte ich nicht gedacht, dass ein off-topic-Bericht so viel "Aufsehen" erregt.

@steamphone: Mit dem Flugzeug nach Urumqi und von dort mit dem Zug nach Hami, das habe ich auch schon gemacht. Aber die Anreise mit dem Zug aus Peking ist einfach viel interessanter. Und diesmal war die Anreise sogar ziemlich verrückt. Aber dazu mehr im nächsten Bericht.

@badmovies321: Bei mir ist es genau umgekehrt. Für mich zählt die chinesische Küche neben der indischen und der thailändischen Küche zur besten Welt. Aber unter chinesischer Küche wird heutzutage vieles verkauft, was gar nicht Chinesisch ist. Ich muss meine Frau und meine Schwiegermutter hier in Deutschland immer wieder bitten, Chinesisch zu kochen. Sie kochen nämlich lieber Bratwurst, Pizza und Schnitzel.

@Alex: Freut mich, dass ich bei dir Erinnerungen wecken konnte. Die Vorfälle diesmal am Frankfurter Flughafen haben für eine Anzeige nicht ausgereicht. Aber ich habe eine Beschwerde an unseren örtlichen Bundestagsabgeordneten geschickt. Unser Landkreis wirbt damit, dass mehr als 100 chinesische Firmen ihren Sitz hier haben und mehrere tausend Arbeitsplätze geschafft haben. Da kann man am Flughafen auch ein bisschen Gastfreundschaft zeigen.

@schoki41: Das mit dem Essen im Zoo ist die Ausnahme und mit umgerechnet 50€ pro Person auch nicht gerade billig. Aber in China selbst verspeist man nicht unbedingt so vieles, was auf der Roten Liste steht. Das machen die Hongkong-Chinesen viel lieber.

@Jörg: Alex hat ja bereits auf deine Frage geantwortet und ich kann das nur "positiv" unterstreichen. Auch einige meiner chinesischen Verwandten mussten ihre alten Wohnungen räumen, da sie Neubauprojekten im Weg standen. Aber sie bekamen alle eine Entschädigung und eine kostenlose Neubauwohnung etwas weiter entfernt vom Stadtkern. Und da die Immobiliepreise in Peking die letzten Jahre in die Höhe geschossen sind, haben sie ein ziemlich gutes Geschäft gemacht. Zwangsweise Räumungen ohne großzügige Entschädigungen sind mir aus Peking nicht bekannt. Meine Schwiegereltern haben meiner Schwiegergroßmutter schon öfters angeboten, eine Neubauwohnung für sie zu kaufen. Sie möchte aber unbedingt im Hutong wohnen bleiben, mit den Entbehrlichkeiten hat sie die letzten 78 Jahre umzugehen gelernt.


Viele Grüße

Florian
Flo1979 schrieb:
-------------------------------------------------------
> @badmovies321: Bei mir ist es genau umgekehrt. Für
> mich zählt die chinesische Küche neben der
> indischen und der thailändischen Küche zur besten
> Welt. Aber unter chinesischer Küche wird
> heutzutage vieles verkauft, was gar nicht
> Chinesisch ist. Ich muss meine Frau und meine
> Schwiegermutter hier in Deutschland immer wieder
> bitten, Chinesisch zu kochen. Sie kochen nämlich
> lieber Bratwurst, Pizza und Schnitzel.

Ein Feinschmecker :)

Ich kann dich beruhigen, meine Erkenntnisse zur chinesischen Küche kommen direkt aus China, nur gekocht wurde zu Hause ;) Schweinefüße und Knochensuppe am Morgen waren zwar die Ausnahme, aber auch der Rest hat mich nicht so begeistert.

Re: [CN] Dicke Luft... @ Flo und Alex

geschrieben von: jackman

Datum: 09.04.13 21:15

Hallo Alex und Florian,

vielen Dank für die ausführliche Beantwortung meiner Frage.
Ist also so, wie überall. Alles hat zwei Seiten und manchmal geht auch was schief.

Und wie heißt es so schön bei den Medien: "Bad News are good News..."

Ich war überrascht, wie viele Hutongs beim Landeanflug auf Beijing 2009 im Vergleich zu 2005 verschwunden waren.

Grüße aus GL
Jörg
Danke auch von mir für diese Einblicke. Obwohl ich ein paar Flugstunden südlicher eingeheiratet habe, kommt mir doch vieles aus deinen Schilderungen sehr bekannt vor. Nur dass dort Hochzeiten eventuell noch größer ausfallen, 500 bis 700 Leute sind da keine Seltenheit, und das dann in einem der größten und bekanntesten Hotels von Jakarta...

Was die Fotos angeht, da sind dir einige ganz gut gelungen, aus manchem Motiv hätte man aber mehr machen können, speziell den Kontrast zwischen den Hutongs und den architektonisch sehr modern gestalteten Neubauten schreit gerade förmlich danach. Bin auf die Fortsetzung gespannt.

kondensierte Grüße, Stefan

https://www.drehscheibe-online.de/foren/file.php?099,file=190387
Kondenslok.de (temporär offline) + Industrial Railways of Indonesia SIG (fc)
Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. Wer sich über Signaturen aufregt, hat sonst nix zu sagen.
Flo1979 schrieb:
-------------------------------------------------------
> [farm9.staticflickr.com]
> Bild 31: Fast alle Hochhauswohnungen in Peking
> haben verglaste Balkone, in denen Küchekräuter
> wachsen oder die Wäsche zum Trocknen aufgehängt
> wird.

Warum sind eigentlich die meisten dieser Balkone zusätzlich vergittert?


Zur chinesischen Küche:
Werden diese doch für unseren Geschmack sehr exotischen Fleischgerichte dort regelmäßig serviert?
Oder nur wenn es einen Grund zum Feiern gibt?

Wo Logik aufhört, fängt das DB-Preissystem an!
Hallo Stefan,

das mit den Kontrasten ist gar nicht so einfach, da die Hutongs sehr isoliert stehen und meist durch mehrspurige Straßen von den modernen Gebäuden getrennt sind. Zudem hatte ich nicht wirklich Zeit zur Motivsuche, die Bilder sind eher Schnapschüsse von einem Verdauungsspaziergang nach reichhaltigem Essen und viel Schnaps ;-)

Viele Grüße

Florian
Giovanni schrieb:
-------------------------------------------------------
>
> Warum sind eigentlich die meisten dieser Balkone
> zusätzlich vergittert?

Gute Frage, nächste Frage ;-) Ich weiß es nicht, vielleicht ist es eine Bauvorschrift. Die Fenster in den Hochhäusern sind nur einfach verglast und das Glas nicht von besonderer Qualität. Außerdem kann man so leicht Wäsche, Lebensmittel (eher im Winter) und Vogelkäfige (eher im Sommer) raushängen.


> Zur chinesischen Küche:
> Werden diese doch für unseren Geschmack sehr
> exotischen Fleischgerichte dort regelmäßig
> serviert?
> Oder nur wenn es einen Grund zum Feiern gibt?

Jein, das Restaurant hat sich das ganze Jahr auf solche exotischen Spezialitäten fokussiert. Generell essen die (Nord)Chinesen hauptsächlich Schweine-, Rind- oder Geflügelfleisch, wobei Innereien und für uns Unappetitliches wie Entenfüße als Delikatessen gelten. In Südchina wird's dann eher exotisch. Ein Sprichwort besagt, dass Kantonesen alles essen was schwimmt außer Schiffen, alles was fliegt außer Flugzeugen und alles was vier Beine hat außer Tischen. Da wird dann schon gerne mal Ratte, Hund oder Katze serviert.

Viele Grüße

Florian
Flo1979 schrieb:
-------------------------------------------------------
> Giovanni schrieb:
> --------------------------------------------------
>
> > Zur chinesischen Küche:
> > Werden diese doch für unseren Geschmack sehr
> > exotischen Fleischgerichte dort regelmäßig
> > serviert?
> > Oder nur wenn es einen Grund zum Feiern gibt?
>
> Jein, das Restaurant hat sich das ganze Jahr auf
> solche exotischen Spezialitäten fokussiert.
> Generell essen die (Nord)Chinesen hauptsächlich
> Schweine-, Rind- oder Geflügelfleisch, wobei
> Innereien und für uns Unappetitliches wie
> Entenfüße als Delikatessen gelten.

Gibt es dort im Alltag jeden Abend Fleisch - oder nur wenn man es sich leisten kann?
Den Reis den wir Europäer mit der chinesischen Küche verbinden gehört ja offensichtlich nicht zu den Festmählern.

> In Südchina
> wird's dann eher exotisch. Ein Sprichwort besagt,
> dass Kantonesen alles essen was schwimmt außer
> Schiffen, alles was fliegt außer Flugzeugen und
> alles was vier Beine hat außer Tischen. Da wird
> dann schon gerne mal Ratte, Hund oder Katze
> serviert.

So lange es nicht auf meinem Teller liegt bin ich da sehr tolerant.
Aber wenn doch muss man sich als Gast wohl überwinden um den Gastgeber nicht zu verärgern.

Gibt es in China eigentlich Vegetarier?

Wo Logik aufhört, fängt das DB-Preissystem an!

Re: [CN] Dicke Luft bei den Schwiegereltern (Reisebericht m 54B)

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 11.04.13 08:30

Moin,

Giovanni schrieb:

> Den Reis den wir Europäer mit der chinesischen
> Küche verbinden gehört ja offensichtlich nicht zu
> den Festmählern.

Reis ist schon durchaus typisch chinesisch, nur las ich, wer fürstlich tafelt, zeige durch den Nichtkonsum von Reis an, daß er es sich leisten kann, ohne solch Billigbeilage auszukommen.

> Gibt es in China eigentlich Vegetarier?

Zumindest viele, die sich Fleisch nur sehr selten leisten (können). In den Metropolen würde ich auch zumeist weibliche Vegetarier unter der jüngeren und wirtschaftlich erfoolgreichen Bevölkerung vermuten.

Gruß, ULF
Giovanni schrieb:
-------------------------------------------------------
> Gibt es dort im Alltag jeden Abend Fleisch - oder
> nur wenn man es sich leisten kann?
> Den Reis den wir Europäer mit der chinesischen
> Küche verbinden gehört ja offensichtlich nicht zu
> den Festmählern.

Zunächst einmal ein paar Dinge vorab. Das chinesische Essen gibt es nicht. China ist größer wie Europa und hat weitaus mehr Einwohner, entsprechend vielfältig ist die Chinesische Küche. Und das, was bei uns in Deutschland als Chinesische Küche angeboten wird, hat mit der eigentlichen Chinesischen Küche nichts zu tun. Früher konnte sich kaum jemand Fleisch leisten, heute kann es sich fast jeder leisten. Man kann der chinesischen Regierung viel vorwerfen, aber wie sie den Lebensstandard in den letzten Jahrzehnten für die gesamte Bevölkerung angehoben hat, sucht ihresgleichen. Vor noch nicht allzu langer Zeit verhungerten in China Millionen, heute muss in China niemand mehr an Hunger sterben. Reis ist eigentlich Essen für die Armen und wird normalerweise auch erst nach dem Essen als Magenfüller gegessen, in den gehobeneren Restaurants muss man Reis explizit bestellen, und selbst dann kommt er erst zum Schluss. Das ist in Korea übrigens genauso.


> So lange es nicht auf meinem Teller liegt bin ich
> da sehr tolerant.
> Aber wenn doch muss man sich als Gast wohl
> überwinden um den Gastgeber nicht zu verärgern.
>
> Gibt es in China eigentlich Vegetarier?

Um einen Gastgeber zu verärgern, muss man in China schon viel mehr tun, auf Gastfreundschaft wird dort viel größeren Wert gelegt wie bei uns . Es ist also nicht schlimm. wenn man die exotischen Spezialitäten nicht isst. Umso mehr freut es aber den Gastgeber, wenn die Langnase es probiert. Vegetarier gibt's in China so gut wie nicht, selbst bei den Jugendlichen in den Städten. Wenn man jemandem in China erzählt, dass man aus Überzeugung kein Fleisch isst, erntet man nur ein verständnisloses Kopfschütteln.

Viele Grüße

Florian
Danke für die wieder einmal interessanten Fakten. Und ich gebe den Vorrednern völlig recht, der Frankfurter Flughafen ist ein peinliches Aushängschild für Deutschland. Zum einen wegen der Unterlegenheit ggü. Peking z.B. hinsichtlich der Ausstattung und Verkehrsinfrastrukt. und wegen der zweifelhaften Methoden der unfreundlichen Mitarbeiter, die die Rechststaatlichkeit in ein schlechtes Licht rücken. Aber zum Glück müssen wir uns beim zweiten Punkt noch nicht wirklich vor China fürchten, auch wenn Ausländer dort deutlich gastfreundlicher behandelt werden.
MFG
National Rail
Flo1979 schrieb:
-------------------------------------------------------
> Das ist in
> Korea übrigens genauso.

Das kann ich für (Süd-)korea nicht bestätigen, den Reis gibt's da eigentlich zum Essen, auch in Spezialitätenrestaurants / gehobeneren Restaurants. An meinen einzigen Besuch in einem chinesischen Restaurant in Korea kann ich mich leider nicht mehr im Detail erinnern. (hüstel)
Das mit dem Schnaps gilt aber genauso in Korea (Soju, glücklicherweise mit weniger Vol%) - erfreulicherweise sind die Koreaner statt des Schnaps dem Bier zum Essen ja auch nicht abgeneigt... :-)

> Wenn
> man jemandem in China erzählt, dass man aus
> Überzeugung kein Fleisch isst, erntet man nur ein
> verständnisloses Kopfschütteln.

Dito für Korea. Vegetarismus als Konzept wird da (traditionellerweise) nicht verstanden. Ob ich nun eine Kartoffel oder eine Zwiebel oder der ein Schwein "umbringe", um es zu essen, wo liegt denn da der Unterschied, so die Idee...

Um ein bisschen on-topic zu werden: In Südkorea hatte ich meinen ersten Kontakt mit einem TGV (dem KTX). Man könnte ja denke, der sei so klein und eng, weil die Koreaner es auch sind, aber leider sind ja eurostar und TGV, wie ich Jahre später rausfand, auch nicht größer. War schon man jemand in der Toilette im 1. Stock eines Duplex-TGV? Hammer, vor allem bei 35° Außentemperatur...
National Rail schrieb:
-------------------------------------------------------
> der
> Frankfurter Flughafen ist ein peinliches
> Aushängschild für Deutschland. (...) und wegen der
> zweifelhaften Methoden der unfreundlichen
> Mitarbeiter, die die Rechststaatlichkeit in ein
> schlechtes Licht rücken.

Naja, als ich mal aus Korea zurück kam, war irgendeine Handelmesse im Frankfurt. Wenn man neben den Zöllner steht, die Koreaner auf Deutsch anbrüllen, weil Sie Messeware undeklariert im Koffer haben [1], möchte man sich entweder so schämen für D, das man wortwörtlich vor Scham im Boden versinkt oder besser noch, gleich wieder nach Seoul zurückfliegen...

Grüße
DDF

[1] Das war wohl irgendein Korintenkleinkram der Zöllner, den Sie mal rausgefunden hatten und jeden damit genüßlich trietzten. Während jedem klar ist, dass Ware, die nach der Messe im Land bleibt, eingeführt wird und dem Zoll angezeigt werden muß (Stichwort Carnet ATA), gilt das wohl auch für Ware, die ich auf einer Messe zu kommerziellen Zwecken ausstelle, selbst, wenn ich sie anschliessend wieder mitnehmen nach Hause. Und das galt wohl auch für Warenmuster, Displays etc...

Ach ja, on-topic: Ich freute mich allerdings auf die ICE-Fahrt von Frankfurt Flughafen Fern Richtung Köln, nach meinem KTX-Abenteuer, siehe vorheriger Post...

Zollabfertigung bei Warenmustern u.ä.

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 11.06.13 08:52

Moin,

Dortmund Dorstfeld S schrieb:

> Naja, als ich mal aus Korea zurück kam, war
> irgendeine Handelmesse im Frankfurt. Wenn man
> neben den Zöllner steht, die Koreaner auf Deutsch
> anbrüllen, weil Sie Messeware undeklariert im
> Koffer haben [1], möchte man sich entweder so
> schämen für D, das man wortwörtlich vor Scham im
> Boden versinkt oder besser noch, gleich wieder
> nach Seoul zurückfliegen...


> [1] Das war wohl irgendein Korintenkleinkram der
> Zöllner, den Sie mal rausgefunden hatten und jeden
> damit genüßlich trietzten. Während jedem klar ist,
> dass Ware, die nach der Messe im Land bleibt,
> eingeführt wird und dem Zoll angezeigt werden muß
> (Stichwort Carnet ATA), gilt das wohl auch für
> Ware, die ich auf einer Messe zu kommerziellen
> Zwecken ausstelle, selbst, wenn ich sie
> anschliessend wieder mitnehmen nach Hause. Und das
> galt wohl auch für Warenmuster, Displays etc...

Damit [www.zoll.de] läuft man eben besser nicht durch den grünen Ausgang.

Weißt Du, wie es in Korea gehandhabt wird?

Gruß, ULF



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2013:06:11:08:53:09.

Re: Zollabfertigung bei Warenmustern u.ä.

geschrieben von: Dortmund Dorstfeld S

Datum: 11.06.13 11:36

Ulf Kutzner schrieb:
-------------------------------------------------------
> Damit
> [www.zoll.de]
> iche-Bestimmung/Zollverfahren/Voruebergehende-Verw
> endung/Carnet-ATA/Allgemeines/allgemeines.html;jse
> ssionid=850254CC2AE836BC3E95394A9BE9CBA5 läuft man
> eben besser nicht durch den grünen Ausgang.

Wimre, gab's gar keinen grünen Ausgang. Weil aus nicht EU kommend, gab's wohl nur einen für alle. Deutsch aussehende wurden durchgewinkt, koreanisch aussehende ausnahmslos zum Kofferauspacken eingeladen...
Und ein Canet ATA hatte ich, aber die Koreaner nicht. (Ob berechtigt oder nicht, sei dahin gestellt...)

> Weißt Du, wie es in Korea gehandhabt wird?

Höflicher! Zumindestens werden Westeuropäer da vom Zoll nicht (wie analog in D) auf koreanisch angebrüllt. Ist nämlich a) außerodentlich unhöflich, b) mangels Sprachkenntnissen sinnlos und c) hinterläßt einen schlechten Eindruck vom Land, was Koreaner gar nicht abkönnen. Dafür sind die viel zu Stolz auf Ihr Land, um bei Fremden einen schlechten Eindrucke desselben verantworten zu wollen.
(Das änderte nix dran, dass wir am Flughafen Incheon, dem Hauptflughafen Koreas, knapp 2 Stunden warten mußten, nachdem wir dem Zöllner, der uns durchwinken wollte, unser Carnet ATA unter die Nase hielten. Die mußten nämlich erst den Zollamtschef finden, der war der einzige, der mit sowas exotischem was anfangen konnte. Wir mussten aber auf einer ordnungsgemäßen Bearbeitung bestehen, weil sonst der deutsche Zoll bei der Wiedereinreise Probleme gemacht hätte...)

Um das wieder mal bahn-on-topic zu bekommen: Die polnischen Zöllner im Zug haben das anno 2000 (damals noch EU-Ausland!) während der Fahrt binnen 5 Minuten hinbekommen. Schnell gekritzelt und gestempelt auf der Abteilseitenwand...)

Grüße
DDF
Hallo Florian, wie immer ein ganz hervorragender Bericht von dir. Vielen Dank vor allem das ganze drum herum um die Eisenbahn ist sehr interessant. Bitte zeige auch in Zukunft wieder aus dieser Ecke.

Es wäre schön, wenn das Forum beim Beantworten älterer Threads darauf hinweisen würde, dass ein Thread schon so und so viele Tage lang (z.B. 120) nicht mehr aktualisiert wurde.

kondensierte Grüße, Stefan

https://www.drehscheibe-online.de/foren/file.php?099,file=190387
Kondenslok.de (temporär offline) + Industrial Railways of Indonesia SIG (fc)
Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. Wer sich über Signaturen aufregt, hat sonst nix zu sagen.
Tja, bei dem vielen Schrott hier gehen leider die hochwertigen Beiträge schnell verloren, vor allem wenn man nicht jeden Tag ins Forum guckt. Es war mir jedoch wichtig, Florian für seine Mühe zu danken, uns mit seinem Bericht zu unterhalten.