Hallo zusammen!
Wie so manchen hier im Forum zog es auch mich im Sommer des vergangenen Jahres zu den Bahnen des ehemaligen Jugoslawien. Die Vielfalt der Bahnen in dieser Region, die bunten Mischungen von Fahrzeugen aus ganz Europa, und nicht zuletzt die so unterschiedlichen Entwicklung nach dem Ende der JZ, faszinieren mich schon lang, und so wurde bereits vor einiger Zeit der Entschluss gefasst, die Region in diesem Sommer endlich einmal zu bereisen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Zugstreichungen erwies sich dieser Entschluss also umso richtiger, da sich so noch einige der mittlerweile nicht mehr verkehrenden Züge nutzen ließen.
Eine große Rundreise durch alle Staaten des ehemaligen Jugoslawien sollte werden, um einen Überblick zu erhalten, wie sich die aus der JZ hervorgegangen Bahnen und deren Betrieb im Jahre 2012 darstellen. Dabei sollten einerseits die Züge genutzt und die Bahnen „erfahren“, aber auch möglichst viel fotografiert werden. Da die Züge dabei auch in der vielfältigen und genauso sehenswerten Landschaft des Balkan umgesetzt werden sollten, schloss dies einige Touren mit Mietwagen ein.
Los ging die Reise am Abend des 13.Juli in Halle Hbf, mit dem Nachtzug zunächst nach München. Da der Capella von Berlin nach München mittlerweile nicht mehr direkt über Halle fährt, musste ich dafür allerdings einen Umweg über Magdeburg in Kauf nehmen (und damit erst einmal ein ganzes Stück in die eigentlich genau entgegengesetzte Richtung fahren). In Magdeburg konnte ich dann meinen Liegewagenplatz in Empfang nehmen und war doch einigermaßen überrascht, um nicht zu sagen schockiert, wie schlecht die Auslastung des Zuges war. Im Abteil war ich der einzige, und nebenan sah es nicht wirklich anders aus. Vielleicht 20 Reisende im ganzen Wagen., für einen Freitagabend hätte ich da mehr erwartet... Die Nacht verlief so aber ganz angenehm, und am nächsten Morgen hieß es in München dann Umsteigen in den EC 111 zur Fahrt über die Tauern nach Villach. Das Wetter zeigte sich während der Fahrt zunehmend besser, nach Passieren des Alpenhauptkammes kam immer mehr die Sonne hervor. In Villach stieg ich dann in den EC 211 „Sava“ nach Belgrad um, und mit etwas Verspätung wegen Wartens auf einen IC aus Wien setzte sich dieser zur Fahrt durch die Karawanken in Bewegung.
In Ljubljana war der erste Stopp der Reise vorgesehen. Den Bahnhof erreichte der Zug immer noch mit etwas Verspätung, was aber nicht weiter problematisch war. Da gerade etwas Sonnenschein war, nutzte ich die Gelegenheit für einige Fotos im Bahnhofsbereich. Auf den Bahnsteigen herrschte gerade Hochbetrieb, mit einem zur Abfahrt bereit stehenden Zug nach Rijeka und dem Sava aus Belgrad, der noch einige Anschlussreisende mitbrachte. Samstägliche Ruhe herrschte dagegen in den Abstellanlagen des Bahnhofs, wo eine ganze Reihe von Loks und Wagen auf ihre Einsätze am nächsten Werktag wartete.
Im Bahnhof von Ljubljana wartet 342 022 mit dem MV 482 nach Rijeka auf Abfahrt. Rechts fährt 1216 144 mit dem EC 210 „Sava“ von Belgrad nach Villach ein.
In den umfangreichen Abstellanlagen des Bahnhofs Ljubljana warten einige 643 auf Arbeit.
Nachdem die Sonne wieder hinter Wolken verschwunden war, suchte ich zunächst mein Hostel in der Nähe der Altstadt auf. Für den Rest des Tages entschied ich mich dann für einen Stadtrundgang, da das Wetter nicht nach größeren Sonnenlücken aussah und ich auch nicht den ganzen Tag auf dem Bahnhof verbringen wollte.
Ein Blick von der Burg von Ljubljana über die Altstadt.
In den Gassen der Altstadt von Ljubljana.
Für den folgenden Sonntag hatte ich eine Bereisung der Bahn nach Metlika geplant. Dort verkehren, im Gegensatz zu den meisten anderen Nebenstrecken Sloweniens, auch am Wochenende einige Züge, so dass sich auch dieser Tag dafür ganz gut nutzen lässt. Das Wetter zeigte sich grau in grau, trotzdem gelangen mir bis zur Abfahrt des Zuges noch einige Fotos im Bahnhof.
Der EC 212 „Mimara“ von Zagreb nach Frankfurt fährt in den Bahnhof Ljubljana ein.
713 104 wartet auf die Abfahrt nach Metlika.
Die Fahrt gestaltete sich sehr angenehm, durch eine eher österreichisch anmutende Hügellandschaft mit vielen kleine Dörfern ging es zunächst bis Novo mesto. Anschließend folgte ein Anstieg zur Überquerung eines Höhenzuges, und nach Durchqueren des Scheiteltunnels verlief die Fahrt an einem Talhang entlang, mit vielen schönen Ausblicken auf kleine Dörfer und einige Weinberge. Die Zeit verging rasch, und mein Notizbuch füllte sich mit Eintragungen für schöne Fotostellen.
Slowenische Landschaft in der Weißkrain südlich von Novo mesto.
In Metlika hatte der Zug einen kurzen Aufenthalt zum Wenden. Zeit, sich den Bahnhof anzusehen. Wie alle Bahnhöfe auf dieser Strecke wirkte dieser sehr gepflegt und hinterließ einen einladenden Eindruck. Viel Betrieb war allerdings nicht, und auch die Zahl der zusteigenden Fahrgäste war eher gering, so dass der Zug recht leer seine Rückfahrt antreten musste.
In Metlika wartet 713 104 auf die Rückfahrt nach Ljubljana.
Abfahren!
Auf der Rückfahrt legte ich einen Halt in Novo Mesto ein. Drei Stunden hatte ich bis zum nächsten Zug, mehr als genug Zeit, um in der Stadt etwas zu essen und sich den Bahnhof etwas näher anzusehen. Der Plan mit dem Essen ging allerdings nicht ganz auf. Bei einem plötzlichen Regenschauer flüchtete ich mich in ein nahegelegenes Cafe, dort gab es zwar allerhand Getränke, an Essbarem konnte die Bedienung mir aber nur ein Toast anbieten. Nicht wirklich gesättigt ging ich dann, nachdem der Regen wieder aufgehört hatte, zurück zum Bahnhof, allerdings mit einem Umweg über den Haltepunkt Novo mesto centar. Dort sollte noch der Nachmittagszug nach Metlika umgesetzt werden.
Novo mesto liegt idyllisch in einer Schleife der Krka.
Der Sonntagnachmittagszug nach Metlika verlässt den Haltepunkt Novo mesto centar.
Der Bahnhof Novo Mesto ist der Betriebsmittelpunkt der südslowenischen Dieselstrecken. Es gibt hier ein kleines Bahnbetriebswerk, und zahlreiche 713 warteten auf ihre Einsätze am Montag. Davon war sogar ein Teil sauber, zumindest auf der Seite, die ich einsehen konnte. Mit der Zeit fanden sich auch einige Reisende am Bahnhof ein, und bis zur Abfahrt kam eine ganz ordentlich Gruppe zusammen.
Ein Blick in das Betriebswerk am Bahnhof Novo mesto. Neben dem 713 steht als Lokdenkmal 25 019.
Am Bahnsteig in Novo mesto.
Die Rückfahrt ging dann wieder durch die von der Hinfahrt bereits bekannte grüne Hügellandschaft. In Trebnje zweigt von der Strecke noch eine Verbindungsbahn nach Sevnica im Savetal ab, das einzige sonntägliche Zugpaar verkehrte aber wegen der Sommerferien nicht, so dass nur der gleiche Weg Weg wie bei der Hinfahrt blieb. Bei einigen größeren Wolkenlücken ergaben sich aber trotzdem viele neue Eindrücke, zumal ich mir auch einen Platz auf der anderen Zugseite ausgesucht hatte.
Den Abend verbrachte ich dann wieder in Ljubljana, bei besser werdendem Wetter fuhr ich noch einmal zur Burg hinauf, und schließlich wurde das Essen in einem Restaurant in der Altstadt nachgeholt.
Abendruhe in Ljubljana.
Für den nächsten Tag war Sonnenschein angekündigt, am Morgen ließ dieser aber noch auf sich Warten. So konnte ich den Tag entspannt angehen lassen. Als sich die Sonne langsam zeigte, fuhr ich zunächst auf der Nebenbahn nach Kamnik Graben bis Homec, da ich mir in der Umgebung des Bahnhofs einige schöne Blicke auf die an der nördlichen Grenze von Slowenien liegenden Steiner Alpen erhoffte. Diese Vermutung erwies sich als Richtung, bis zum Mittag gelangen mir einige Fotos in der Umgebung von Homec und dem benachbarten Jarse-Menges. Was die eingesetzten Fahrzeuge angeht, hatte ich Glück. Zwar gab es viele Grafitti, aber es muss wohl „Altlacktag“ gewesen sein. Beide eingesetzten Triebwagen trugen noch die alte Streifenlackierung!
713 124 am Bahnhof in Homec...
…und bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof Jarse-Menges. Im Hintergrund jeweils die Steiner Alpen.
Das zweite Fahrzeug des Tages war 713 126, hier ebenfalls bei Jarse-Menges.
Beim Warten auf einen Triebwagen fuhr dann plötzlich eine 643 mit einem Güterzugbegleitwagen in Richtung Kamnik Graben. Die Gelegenheit, den Zug bei der Rückfahrt zu fotografieren, sollte natürlich nicht ungenutzt gelassen werden, zumal diese ja auch nicht leer verlaufen konnte. Die vorgesehene Stelle erreicht ich zwar nicht mehr ganz, der Zug war mit einem aufgenommenen Kesselwagen auch nicht wirklich fotogen. Dies änderte sich aber im Bahnhof Jarse-Menges. Aus dem Anschlussgleis einer Papierfabrik holte die Lok noch eine ganze Reihe von Wagen, und auch im Bahnhof waren noch einige Holzwagen abzufahren. So bekam der Zug eine recht stattliche Länge und passte im Bahnhof gerade noch so in das Ausweichgleis.
643 035 mit dem kurzen Güterzug von Kamnik Graben nach Jarse-Menges.
Dort wurde dann kräftig rangiert und noch eine ganze Reihe von Wagen aufgenommen.
Die Sonne verschwand leider mehr und mehr hinter Wolken, und die Aussichten auf Sonnenfotos schwanden. Da der Güterzug auch nicht ausfahren wollte, entschied ich mich für die Rückfahrt nach Ljubljana, um an einer anderen Stelle, die ich mir bereits am ersten Reisetag notiert hatte, mein Glück zu versuchen.[/i]
713 126 fährt unter dicken Quellwolken nach Kamnik Graben.
In Ljubljana schien wieder die Sonne und ermöglichte schnell noch einige Bahnsteigfotos. Viel Zeit war aber nicht, denn der Desiro nach Jesenice wartete bereits. Mit diesem fuhr ich dann bis zum Bahnhof Skofja Loka. Der Zug war recht voll, leerte sich unterwegs aber immer mehr. In Skofja Loka stieg eine ganze Reihe von Fahrgästen dann in das eigene Fahrzeug um, das am Bahnhof geparkt wurde. Das Park-and-Ride-System scheint man dort also auch zu kennen. Ich wartete zunächst im Bahnhof auf den IC 312 nach Ljubljana, nach dessen Durchfahrt lief ich dann aber ein Stück in Richtung Jesenice zu einer langen Geraden, bei der die Züge nachmittags perfekt im Licht sind und die ebenfalls einen schönen Blick auf die Steiner Alpen bietet. Neben dem Nachmittags-Mimara nach Zagreb und einigen Desiros hoffte ich dabei auch auf den einen oder anderen Güterzug. Eine Hoffnung, die nicht enttäuscht werden sollte!
Viel Verkehr im Bahnhof Ljubljana. Rechts steht 541 019 mit IC 312 nach Villach, links fährt 713 124 nach Kamnik Graben aus, und ganz links auf den Abstellgleisen wartet 311 225 auf seinen nächsten Einsatz.
Der IC 312 hat auch einen kurzen Halt im Bahnhof Skofja Loka.
Bereits nach kurzem Warten an der ausgesuchten Stelle hörte ich etwas Rauschen, und kurz darauf zog ein langer Zug mit ÖBB-Schiebewandwagen an mir vorbei. Der Auftakt war gelungen. Ich überlegte noch, ob ich die Stelle für den bald zu erwartenden Mimara wechseln sollte, da hörte ich im Hintergrund schon wieder etwas. Der nächste Güterzug, dieses Mal eine 541 mit einem E-Wagen-Zug! Das Güterzug-Soll war damit schon fast erfüllt. Als nächstes stand der Mimara an, der nun an der gleichen Stelle umgesetzt werden musste.
541 103 mit einem schönen Zug aus E-Wagen. Im Hintergrund wiederum die Kette der Steiner Alpen.
Zwischendurch fuhren auch einige Desiros nach Jesenice. Im Gegensatz zu den Dieseltriebwagen ist die Wahrscheinlichkeit, bei diesen einen sauberen, roten zu erwischen, aber Null.
Der EC 213 „Mimara“ von Frankfurt nach Zagreb. Die Zuglok ist 514 010.
Ein Blick auf das Dorf Zabnica und die Berge der Karawanken.
Danach ging ich aber endlich ein Stück die Strecke weiter, dabei fuhr mir allerdings ein 1216-Doppel mit Erzwagen in den Rücken. Nun gut, man kann nicht alles haben... Aus Richtung Jesenice kam dann der nächste Regionalzug, eine Dreifacheinheit Desiros, mit der die zahlreichen Nachmittagszüge aus Ljubljana wieder dorthin zurück gebracht wurden. Bis zu meiner eigenen Rückfahrt nach Ljubljana war aber noch etwas Zeit, die ich mit Warten auf einen eventuellen weiteren Güterzug verbringen wollte. Dazu hatte ich eine Stelle gefunden, an der man ganz gut in beide Richtungen fotografieren konnte. In Richtung Villach konnte ich dabei ein Signal einsehen, dass schon recht bald auf Grün umsprang. Ein Güterzug in diese Richtung wäre mir ganz recht gewesen, da er ganz gut im seitlichen Licht gekommen wäre. Es tat sich aber eine ganze Weile nichts, und ziemlich genau zu meiner geplanten Aufbruchzeit ging das Signal auf Rot zurück. Gut, also kein Güterzug. Aber vielleicht einer aus der anderen Richtung? Oder schon das Freischalten der Strecke für den Desiro nach Ljubljana, der ja auch bald kommen sollte? Ich verlängerte die Deadline noch um ein paar Minuten, entschied dann aber, dass da nichts mehr kommt und machte mich auf den Weg zum Bahnhof. Kaum war ich aber 100 m gelaufen, hörte ich einen Zug von hinten! Also zurück zur Fotostelle gesprintet, die ich gerade so wieder erreichte. Nachdem das Foto nun im Kasten war, hieß es aber umso schneller zurück zum Bahnhof. Ich war wieder ungefähr 100 m gelaufen, da ging die vor mir befindliche Warnblinkanlage los, und ich sah einen Zug mit Kesselwagen aus dem Bahnhof ausfahren! Also wieder zurückgesprintet, und wieder erreichte ich die Fotostelle gerade so. Zwei 541 mit weißen GATX-Kesselwagen im abendlichen Streiflicht waren der Lohn der Anstrengung. Nach dieser erneuten Verzögerung musste der Weg zum Bahnhof nun noch etwas schneller absolviert werden, aber ich schaffte meinen Zug und konnte zufrieden nach Ljubljana zurück fahren. Das Abendessen in einem schönen Altstadt-Restaurant war dann redlich verdient.
Drei Desiros als LP 2415 auf dem Weg nach Ljubljana.
Der erste Güterzug aus Richtung Villach. 541 017 mit einigen Autowagen.
In Skofja Loka kreuzte dieser mit einem Kesselwagenzug. 541 002 und eine weitere 541 bringen diesen nach Österreich.
Ein letzter Abend in der Altstadt von Ljubljana.
Soweit der Auftakt der Balkan-Rundreise. Im nächsten Teil geht es dann durch das Savetal weiter nach Kroatien.
Viele Grüße
Gunar