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Hallo. Und weiter geht´s :

Kurzer Nachtrag aus Bukarest:

Ein Bild zum Heulen ist die Abfahrt des "BOSFOR" nach Istanbul:

Bestehend aus einem ex-DB-By und einem 1.Klasse-Abteilwagen nach Sofia, sowie einem CFR-WLABmee und einem TCDD-Liegewagen nach Istanbul und in allen Wagen zusammen einer einstelligen Anzahl Fahrgäste...

Aber weiter in Sofia:
Eben aus dem überheizten RZD-Wagen herausgestolpert, bietet sich im Bahnhof Sofia bei dem herrschenden dichten Nebel ein speziell morbides Bild. Keine Zugbewegungen, und Sichtweite ca. 10 m. Die Rolltreppen in den so gut wie unbeleuchteten Tunnel, wie gesagt, schon länger ausser Betrieb, Treppen und Tunnel, da leicht feucht, extrem rutschig.
Zwei Rolltreppen aus dem Tunnel in Richtung Bahnhofshalle funktionieren sogar, auf den Anderen ist man mit ca. 5 Personen damit beschäftigt, von den Stirnseiten der Tunnelabgänge dort von Reisenden hinterlassene Aufkleber zu entfernen (10:00 Uhr).
Bahnhofshalle ist so gut wie ausgestorben, anstatt des Bahnhofsrestaurants erstreckt sich im ersten Stock nun ein grossräumigerer Waffenladen. Die früher als Müllkippe genutzte Tiefpassage vor dem Bahnhof ist inzwischen saniert, aber ganz offensichtlich waren 95% der Ladenflächen dort noch nie vermietet. Das Bahnhofshotel existiert noch (Doppelzimmer 60 Lewa), der Zugang ist aber nicht mehr direkt aus der Bahnhofshalle, sondern über die Aussengalerie. Das Ganze macht aber auch einen recht vernachlässigten Eindruck...
Im völligen Gegensatz zum allgemeinen Verfall im Bahnhofsbereich sind direkt daneben zwei chrom- und Glasblitzende neue Busbahnhöfe entstanden, die im Gegensatz zum Bahnhof sauber und beleuchtet sind, eine grössere Anzahl von Reisenden zu finden ist, und insgesamt eine gewisse Betriebsamkeit ausstraheln.
Offiziell herrscht bei den BDZ täglich von 08:00-16:00 Streik, dennoch sind einige Eisenbahner, Gepäckträger etc. unterwegs. Es spricht mich ein Mensch in Blau mit BDZ-Namensschild vor der Brust an, wo ich hin wolle. Ich sage, na ja, vielleicht nach Belgrad, er sagt, ja, heute abend.
Kursbücher am Bahnhof Fehlanzeige, im internationalen Fahrkartenschalter "Rila" ebenfalls sehr viel Unlust, dagegen an der Information sehr viel Verständnis und die Auskunft, dass man ob des Streiks jetzt noch nicht sagen könne, ob der Tageszug nach Belgrad fahren würde, aber der Nachtzug auf jeden Fall. Es sind auf der Abfahrtstafel bis kurz vor 16:00 einige Züge vermerkt, gefahren ist davon aber kein einziger.
10:55 relativ pünktlich Ankunft aus Istanbul, ebenfalls fast zum Heulen: Der D 491 besteht in Sofia lediglich noch aus dem Liegewagen Istanbul-Beograd, sowie einem ex-DB-By aus Dimitrovgrad...
Danach in die Innenstadt ohne hier relevante Dinge, interessant nur der Versuch, in der BDZ-Zentrale in der Ivan-Vazov-Strasse "Patevoditel" zu bekommen.
Ortszeit: 11:50 (Gespräch läuft von meiner Seite in serbokroatischer, von anderer Seite in bulgarischer Sprache statt. Wir verstanden uns gegenseitig recht gut...)
MK: Guten Tag. Ich komme von einer Bahnagentur aus Deutschland und bräuchte Kursbücher. Bekomme ich die hier ?
Portiersdame: Jetzt ist Mittagszeit. Kommen Sie zwischen 13:00 und 15:00 wieder.
Ortszeit: 13:15
MK: Hallo, ich bin´s wieder...
Portiersdame(dieselbe, wie vorher): Tut mir Leid, jetzt sind wir im Streik...
Zufällig daherkommende BDZ-Angestellte: Was möchten Sie denn ?
MK: Guten Tag. Ich war vorhin schon hier, komme von einer Bahnagentur aus Deutschland und bräuchte Kursbücher. Bekomme ich die hier ?
Zufällig daherkommende BDZ-Angestellte: Tut mir leid, die sind noch nicht gedruckt....

Gegen späten Nachmittag nochmal zum Bahnhof, nach 16:00 beginnt sich wieder einige Räder zu drehen, was der morbiden Stimmung in der ungeheizten, unbeleuchteten Bahnhofshalle keinen Abbruch tut. Es sind kaum Fahrgäste zu sehen. Es fahren wieder einige wenige Züge, die jedoch ob ihrer Kürze (alle Tagesschnellzüge fuhren mit maximal 3-4 Wagen und waren eher spärlich besetzt), ob des Nebels und der Bereitstellung jeweils am äussersten Ende der Bahnsteige alle kaum sichtbar waren. Das Wagenmaterial insgesamt vollkommen heruntergeritten, von ex-DB-Fernverkehrswagen keine Spur, lediglich ex-By sind insbesondere in den Schnellzügen Richtung Vidin/Lom zu finden.
Die Ankunftstafel zeigt, dass die ankommenden Züge jeweils ebenfalls ihre Fahrt erst ca. gg. 16:00 im Abgangsbahnhof begonnen haben, die Verspätungsminuten sind meist dreistellig.
Im Nahverkehr sind Desiros in Elektro- und Dieselvariante allgegenwärtig, aber nur in Richtung Pernik, wohin ein halbwegs attraktives Angebot herrscht, gut besetzt. Der Zustand der Fahrzeuge ist ebenfalls nach wenigen Einsatzjahren himmelschreiend, teils gesplitterte Scheiben, verdreckte Sitze etc.pp.
Das Zugangebot ist zum Fahrplanwechsel bereits zusammengestrichen worden, es verkehren merklich weniger Züge.

Gegen Abend dann endgültig zum Bahnhof, Gepäck aus der Aufbewahrung abgeholt, begegnet mir der BDZ-Gepäckträger vom Vormittag, der mir kurz sagte, dass es abends einen Zug nach Belgrad gäbe, und will andeuten, dass ich ihm ja noch für seine "Auskunft" vom Vormittag Geld schulde...ohne Worte.

Am Gleis 3, für das der "Nusic" nach Beograd angeschlagen ist, völlige Dunkelheit und dichter Nebel. Auf die Frage hin, wo der Zug nach Beograd führe, werde ich in Richtung nordwestliches Bahnsteigende in die neblige Dunkelheit geschickt, wo irgendwann Wagensilhouetten auftauchen. Dort stehen der TCDD-Liegewagen (der Tageszug nach Belgrad ist also nicht gefahren ! ) , ein ZS-Liegewagen und ein ZS-Sitzwagen. Angesichts meiner Erfahrungen mit Gefässen des Nachtverkehrs der ZS (winkewinke an alle Teilnehmer der Nordpolexpedition mit nächtlichem Rollkommando) wandte ich mich an den TCDD-Liegewagenbetreuer ob freier Plätze, welcher allerdings, da er keinen einzigen Fahrgast hatte, keine Lust hatte, mir einen Platz zu geben, und mich weiter zum ZS-Wagen schickte. Wohlgemerkt: Ein Schlafwagen war nicht am Zug !
Damit muss muss leider konstatiert werden, dass die einzigen Schlafwagen, die auf dem Balkan im internationalen Verkehr südlich von Bukarest und südöstlich von Belgrad fahren, der CFR-WLABmee am "BOSFOR" und die RZD- und UZ-Schlafwagen im "BULGARIA-EXPRESS" sind. Ansonsten - nista !
Am ZS-Wagen aber nun die grosse Überraschung und Ehrenrettung der Firma Zelturist: Der junge Liegewagenbetreuer ist unglaublich bemüht und freundlich. Er spricht mehrere Fremdsprachen, verteilt die Fahrgäste jeden auf ein eigenes Abteil, so sie denn möchten, gibt Bettwäsche und die blauen ZS-Tüten aus, bietet Kaffee oder Tee an, erklärt die Prozedur an der Grenze. Dem Wagen sieht man sein Alter und seinen technisch fragwürdigen Zustand zwar an, aber er ist mit Teppichen ausgestattet, die wie auch die Liegewagenpolster sauber sind.

Mit massiver Verspätung trifft gegen 19:45 der Tagezug aus Beograd, bestehend aus einem ZS-Sitzwagen und dem TCDD-Liegewagen nach Istanbul ein. Der Istanbuler Wagen wird um den BDZ-Inlands-ex-By nach Dimitrovgrad ergänzt und fährt mit Verspätung Richtung Osten ab, der Sitzwagen wird direkt dem "Nusic" an der Zugspitze wieder beigegeben und schon geht es los. Relativ flotte Fahrt bis Dragoman, dann kurzer Halt, und etwas, was man an einer EU-Aussengrenze (an der sich allerdings die Differenz im allgemeinen Infrastrukturstandard (nicht Eisenbahn), Erhaltungszustand der Häuser und Lohnniveau genau entgegengesetzt als üblich stattfinden, dieses Phänomen ist allerdings in Svilengrad/Kapikule noch extremer) gar nicht mehr erwartet: Die Pass- und Zollkontrolle findet tatsächlich von Serben und Bulgaren gemeinsam im fahrenden Zug statt.

Kurze Wachphase in Nis, wo überraschenderweise relavanter Fahrgastwechsel stattfindet.

Belgrad Ankunft mit Verspätung +100 Minuten.

Kurzer Kaffeetreff mit einem serbisch-fränkischen Eisenbahnfreund (schönen Gruss an die Teilnehmer der Polarexpedition soll ich ausrichten !), leider noch keine Kursbücher da, werden aber in den nächsten Tagen eintreffen (und dann ab Ende dieser Woche auch bei uns sein).

Tageszug nach Bar steht bereits abfahrtbereit, bespannt bereits in Belgrad mit ZPCG-461, es gibt also wieder Durchläufe, und auf dem Bahnhof läuft auch Zugpersonal in ZPCG-Dienstkleidung herum.

08:20 Abfahrt des B 451, bestehend aus je einem Abteilwagen der ZFBH (1.Klasse), ZRS und ZS. Flotte Fahrt bis zum Ende des sanierten Abschnittes bei Golubinci, dann üble Zuckelei auf dem nicht sanierten nördlichen Streckengleis bis Sid. Im serbischen Binnenverkehr ist der Zug mittel besetzt, in Sid kommt sogar so etwas wie Füllung auf.
In Sid die übliche serbische Grenzabfertigungprozedur: Inlandsfahrgäste steigen aus, dann zieht der Zug etwa drei Wagenlängen vor, dann serbische Kontrolle und Lokwechsel auf HZ-Maschine (natürlich 441/1141 wie vorher).
Weiterfahrt nach Tovarnik, Einstieg der kroatischen Kontrollbrigade und wesentlich freundlichere Kontrolle als "gewohnt". Ausserdem findet diese auch hier während der Fahrt statt.
Nun, bei Helligkeit, auch die Aufklärung des Forenreisen-Rätsels, warum der Zug an jedem Haltepunkt abbremst: Auch mehr als 10 Jahre nach Wiederinbetriebnahme der Strecke und 3 Jahre nach Ausbau für 160 km/h existiert hier noch keine Signalsierung, und die Bahnübergänge sind fast alle auch immer noch technisch ungesichert. Und da die Bahnübergänge und Haltepunkte zumeist übereinstimmen, wird hier abgebremst.

...wird fortgesetzt....

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Fahrscheine, Reiseberatung, Kursbücher international:
[www.bahnagentur-schoeneberg.de]
[DB-,ÖBB-,SNCF-,Trenitalia-,RZD-, REGIOJET- und SNCB-Agentur und noch Einiges mehr]
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Ja, ein Land reicher als Rumänien und fast so reich wie die Türkei bietet eine Bahn (BDZ), die eher mit dem halb so reichen Serbien vergleichbar ist. Traurig aber die BDZ ist wirklich herabgewirtschaftet wurden. Der Leerstand in der renovierten Bahnhofspassage ist schon seit Jahren der Fall. Vielleicht ändert sich das, wenn nächstes Jahr der UBf am Hbf eröffnet. Vergessen zu erwähnen hast Du aber den neuen Supermarkt in der Bahnhofshalle, ein Gewinn für alle Reisende.
100 Minuten zu spät in Belgrad (nach neuem Fahrplan?) sind eine gute Nachricht, damit schafft man ja den Anschluss auf den Nachtzug nach Budapest locker und den nach Villach auch noch knapp (auch wenn darauf wohl kein Verlass sein dürfte).

Danke, MArtin

Wieder sehr informativ, danke! :-) (o.w.T)

geschrieben von: Roni

Datum: 22.12.11 23:12

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)
lg, Roni - [raildata.info] - Meine DSO-Reportagen Teil 1 (2005 bis 06/2019): [www.drehscheibe-online.de] - Meine DSO-Reportagen Teil 2 (neueste): [www.drehscheibe-online.de]
https://raildata.info/raildatabanner1.jpg

Re: Wieder sehr informativ, danke! :-)

geschrieben von: westkurier

Datum: 23.12.11 10:17

Wieder sehr interessant zu lesen!
Mit so einem "Gepäckträger" am Bf. Sofia durfte auch ich vor 2 Jahren Bekanntschaft machen: Ich kam aus Istanbul, hatte wegen einer Umleitung in Ostbulgrien ca. eine Stunde Ankunftsverspätung und wollte den WL Sofia-Wien (der es an diesem Tag tatsächlich nach Wien schaffte!!) erreichen. Der Typ fängt moch schon am bulgarischen WL aus Istanbul ab, ruft Beograd - Beograd und deutet auf das Ende des Bahnsteigs. Mein Handgepäck ließ ich mir nicht abnehmen, trotzdem rennt der Mensch neben mir her und will dann doch glatt 20 Euro für diese "Dienstleistung"! Der freundliche bulgarische provodnik "meines" WL (im wahrsten Sinne des Wortes, ab Belgrad war ich der einzige Reisende!) hat ihn dann mit deutlichen Worten "verscheucht"...
Hallo Martin,

danke Dir auch hier für für deinen sehr interessanten Reisebericht !
Auch das nächste Gespräch daß Du führtest, danke nochmals hier.
Gut daß die Bulgaren und Serben jetzt im fahrenden Zug kontrollieren !

Übrigens, wirklich zum Heulen ist die aktuelle Situation beim BOSFOR/ROMANIA;
BULGARIA EXPRESS und auch beim NUSIC selbst !

In Sofia - warten wir mal ab, wie es mit der U-Bahn Erweiterung aussehen wird,
der Bahnhof ist wirklich elendig - und knapp 200 m weiter der Busbahnhof mit
einer anderen Welt drinnen ...

Beste Grüße
D461

Re: Wieder sehr informativ, danke! :-)

geschrieben von: D461

Datum: 23.12.11 10:43

westkurier schrieb:
-------------------------------------------------------
> Wieder sehr interessant zu lesen!
> Mit so einem "Gepäckträger" am Bf. Sofia durfte
> auch ich vor 2 Jahren Bekanntschaft machen: Ich
> kam aus Istanbul, hatte wegen einer Umleitung in
> Ostbulgrien ca. eine Stunde Ankunftsverspätung und
> wollte den WL Sofia-Wien (der es an diesem Tag
> tatsächlich nach Wien schaffte!!) erreichen. Der
> Typ fängt moch schon am bulgarischen WL aus
> Istanbul ab, ruft Beograd - Beograd und deutet auf
> das Ende des Bahnsteigs. Mein Handgepäck ließ ich
> mir nicht abnehmen, trotzdem rennt der Mensch
> neben mir her und will dann doch glatt 20 Euro für
> diese "Dienstleistung"! Der freundliche
> bulgarische provodnik "meines" WL (im wahrsten
> Sinne des Wortes, ab Belgrad war ich der einzige
> Reisende!) hat ihn dann mit deutlichen Worten
> "verscheucht"...


Hallo,

ja dies kommt immer wieder vor, nicht nur in Sofia, auch in Bucuresti Nord.
Auch hier wird versucht, sich persönlich zu bereichern .... bei diesem Lohnniveau
in den Ländern und stark gestiegenen Lebenshaltungskosten,....

Am besten ist es, wenn man alles auswendig weiß - wie Zugnummer, Fahrtziel
und Waggonnummer ... schnurstracks hin und alles Unwichtige hinter sich lassen ...

D461
D461 schrieb:

> Gut daß die Bulgaren und Serben jetzt im fahrenden
> Zug kontrollieren !
Kann man sich leider nicht drauf verlassen, ist mE auch nur in Richtung Serbien bisher der Fall, bei Einreise nach Bulgarien habe ich nach wie vor die elendige Prozedur erlebt: Halt im Niemandsland an der Autobahn, von wo sich die Beamten dann irgendwann bequemen, auch mal nach dem Zug zu schauen. Einsammeln aller nicht-EU-Pässe, Verschleppung ins Häuschen, dort Computer-Kontrolle, dann erst wieder Austeilung und Weiterfahrt. Hierin liegt ein guter Teil der Verspätung bei Ankunft in Sofia.
Baron schrieb:
-------------------------------------------------------

> 100 Minuten zu spät in Belgrad (nach neuem
> Fahrplan?) sind eine gute Nachricht, damit schafft
> man ja den Anschluss auf den Nachtzug nach
> Budapest locker und den nach Villach auch noch
> knapp (auch wenn darauf wohl kein Verlass sein
> dürfte).


In dem Bericht wurde aber doch der Nachtzug Sofia-Belgrad genutzt. Da sollte es in der Tat kein Problem sein, dann abends in Belgrad die erwaehnten Nachtzuege zu erwischen :-) Interessant waere nun, mit wieviel Verspaetung der Tageszug zur Zeit in Belgrad ankommt.
Martin Kop. schrieb:
-------------------------------------------------------

> Damit muss muss leider konstatiert werden, dass
> die einzigen Schlafwagen, die auf dem Balkan im
> internationalen Verkehr südlich von Bukarest und
> südöstlich von Belgrad fahren, der CFR-WLABmee am
> "BOSFOR" und die RZD- und UZ-Schlafwagen im
> "BULGARIA-EXPRESS" sind. Ansonsten - nista !


Was kommt zur Zeit im Nachtzug Belgrad-Skopje zum Einsatz? Und was ist mit dem zweimal woechentlich verkehren sollenden Kurswagen Budapest-Sofia?

Re: [HU][RO][BG][RS][BA][HR][SI][AT] Durch die tiefen Schluchten des Balkan. Teil 2.

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 23.12.11 12:03

Moin,

Baron schrieb:
-------------------------------------------------------
> Ja, ein Land reicher als Rumänien und fast so
> reich wie die Türkei bietet eine Bahn (BDZ), die
> eher mit dem halb so reichen Serbien vergleichbar
> ist.

Ist statistisch belegt, daß Bulgarien mehr Wohlstand habe als Rumänien?

Gruß, ULF
Baron schrieb:
-------------------------------------------------------
> D461 schrieb:
>
> > Gut daß die Bulgaren und Serben jetzt im
> fahrenden
> > Zug kontrollieren !
> Kann man sich leider nicht drauf verlassen, ist mE
> auch nur in Richtung Serbien bisher der Fall, bei
> Einreise nach Bulgarien habe ich nach wie vor die
> elendige Prozedur erlebt: Halt im Niemandsland an
> der Autobahn, von wo sich die Beamten dann
> irgendwann bequemen, auch mal nach dem Zug zu
> schauen. Einsammeln aller nicht-EU-Pässe,
> Verschleppung ins Häuschen, dort
> Computer-Kontrolle, dann erst wieder Austeilung
> und Weiterfahrt. Hierin liegt ein guter Teil der
> Verspätung bei Ankunft in Sofia.

Hallo,

dann heißt es wohl bei Osteuropa-Rundreisen eher die Fahrtichtung BG-SRB nehmen als umgekehrt,
um diese elendige Prozedur und Verspäterei einigermaßen aus dem Weg zu gehen ...

Apropos Beamte: Ja es ist Mentalitätssache, mit dem sich langsam erheben und herumschlurfen.
"poleka, poleka" bzw. "polako, polako" ist immer noch ein wichtiges Wort im dortigen Amtsserbisch
bzw Amtsbulgarisch.

D461

Sehr interessant!

geschrieben von: 141R

Datum: 23.12.11 15:56

Hallo Martin,

vielen Dank für diesen sehr plastischen und lebendigen Bericht. Ich fühl' mich schon fast so schlecht, als wäre ich dabei gewesen ;-)

Ich glaub', um diese Region werde ich auf meiner nächsten WL-Rundreise einen Bogen machen.

Bin gespannt, wie's weitergeht.

Schöne Weihnachten & viele Grüße aus der Pfalz,
Matthias

Re: Sehr interessant!

geschrieben von: D461

Datum: 23.12.11 16:23

141R schrieb:
-------------------------------------------------------
> Hallo Martin,
>
> vielen Dank für diesen sehr plastischen und
> lebendigen Bericht. Ich fühl' mich schon fast so
> schlecht, als wäre ich dabei gewesen ;-)
>
> Ich glaub', um diese Region werde ich auf meiner
> nächsten WL-Rundreise einen Bogen machen.
>
> Bin gespannt, wie's weitergeht.
>
> Schöne Weihnachten & viele Grüße aus der Pfalz,
> Matthias


Hallo Matthias,

Zugreisen in Osteuropa, bzw. manchen Ländern davon ist einerseits abenteuerlich und interessant,
aber auch noch mit Gepflogenheiten verbunden welche bei uns als nicht mehr zeitgemäß bzw. unpassend
angesehen werden.

Die Leute bei der Eisenbahn bzw. anderen Transportmitteln dort haben andere Einstellungen, die Mentalität
spielt auch eine große Rolle.

Reisen heißt ja auch sich weiterbilden, neues kennenlernen, dazulernen, improvisieren, Kompromisse eingehen,
- nicht nur faul am Strand herumliegen und in der Hotelbar die Getränke nacheinander hinunterschütten.

Ich muß Martin Kop. nochmal "DANKE" für das Posting der jeweiligen Live-Gespräche sagen, denn ich hatte auch
mal den Plan, den Schlafwagen in Osteuropa zu nutzen - aber so wie es zugeht momentan dort - werde ich dies nicht machen !
Liegewagen falls möglich - sonst Abteilwagen.

Gruß
D461

Re: Sehr interessant!

geschrieben von: Martin Kop.

Datum: 23.12.11 16:59

D461 schrieb:
-------------------------------------------------------
> 141R schrieb:
> --------------------------------------------------
> -----
> > Hallo Martin,
> >
> > vielen Dank für diesen sehr plastischen und
> > lebendigen Bericht. Ich fühl' mich schon fast
> so
> > schlecht, als wäre ich dabei gewesen ;-)
> >
> > Ich glaub', um diese Region werde ich auf
> meiner
> > nächsten WL-Rundreise einen Bogen machen.
> >

[...]

>
> Hallo Matthias,
>
> Zugreisen in Osteuropa, bzw. manchen Ländern davon
> ist einerseits abenteuerlich und interessant,
> aber auch noch mit Gepflogenheiten verbunden
> welche bei uns als nicht mehr zeitgemäß bzw.
> unpassend
> angesehen werden.
>
> Die Leute bei der Eisenbahn bzw. anderen
> Transportmitteln dort haben andere Einstellungen,
> die Mentalität
> spielt auch eine große Rolle.
>
> Reisen heißt ja auch sich weiterbilden, neues
> kennenlernen, dazulernen, improvisieren,
> Kompromisse eingehen,
> - nicht nur faul am Strand herumliegen und in der
> Hotelbar die Getränke nacheinander
> hinunterschütten.
>
> Ich muß Martin Kop. nochmal "DANKE" für das
> Posting der jeweiligen Live-Gespräche sagen, denn
> ich hatte auch
> mal den Plan, den Schlafwagen in Osteuropa zu
> nutzen - aber so wie es zugeht momentan dort -
> werde ich dies nicht machen !
> Liegewagen falls möglich - sonst Abteilwagen.

Liebe Freunde,

es gibt keinen Grund, um die genannte Region "einen Bogen zu machen", oder "keine Schlafwagen zu benutzen".
Zuerst einmal ist "Osteuropa" keineswegs homogen, und auch die Eindrücke sind auf keinen Fall zu verallgemeinern. Kulturell haben bspw. Slowenien und Russland, oder Tschechien und Kosovo doch sehr, sehr wenig miteinander zu tun.
Polnische WARS-, tschechische JLV- oder kroatische Schlafwagen sind teilweise komfortabler als Vieles, was westlich davon läuft, und selbst der allergrösste Teil des Materials und der Zugpersonale der RZD und der BC ist nur wenig kritikwürdig. Meine Eindrücke bezogen sich rein auf die Zugmannschaft des "Bulgaria Express", und ganz ehrlich kann ich inzwischen auch darüber lächeln und genau solche Erlebnisse sind doch auch, wenn sie nicht allzu oft vorkommen, die den gewissen Reiz ausmachen.
Allerdings muss ich zugeben, dass es doch zwei Länder/Bahngesellschaften gibt, die in den letzten Jahren doch eine etwas zweifelhafte Tendenz angenommen haben, und das sind Bulgarien mit seiner BDZ und die Ukraine mit der UZ. In vielen Zusammenhängen erlebe ich hier selbst und höre auch als Feedback von Euch - und von unseren Kunden - zunehmend nur noch Negatives - und das nicht nur im Bezug auf das Bahnreisen.
Speziell Bulgarien schockt mich in letzter Zeit extrem: Dass dieses Land angeblich reicher als Serbien oder Rumänien sein soll, sieht man ihm weder an, noch lässt dies das Verhalten gerade des mit der Versorgung ausländischer Touristen befassten Teiles der Bevölkerung bemerken. In Rumänien kommt es mir vor, als ob hier viele Leute trotz äusserst niedrigem Startniveau begriffen hätten, worum es geht. Die noch vor wenigen Jahren herrschenden Müllecken werden nach und nach beseitigt, Betrügereien bei Taxifahrern, Kellnern etc. kommen wesentlich seltener vor als noch vor einiger Zeit.
Serbien, Mazedonien, BiH zehren infrastrukturell und mental oft noch aus jugoslawischen Zeiten, es ist oftmals Alles veraltet, aber man versucht, Vieles am Laufen zu halten, und das Ergebnis ist oft besser als im EU-Mitglied (!!!) BG.
Dagegen habe ich im Heimatlande von Mastika, Kadarka und Tarator zumeist das Gefühl, dass hier Allen Alles egal ist. Wenn man jetzt einmal Albanien und Kosovo ausnimmt, gibt es selbst auf dem Balkan kein Land, in dem der allgemeine Verfall und die Vermüllung des Landes so extrem augefällig ist, wie in Bulgarien. Ich komme schon öfters in der Region herum, selbst in der Republika Srpska ist in den letzten Jahren so etwas wie bescheidener Aufschwung zu beobachten - in Bulgarien habe ich das Gefühl, dass im Wesentlichen das ganze Land vor sich hin gammelt, oder aktiv zerstört wird.
Liebe bulgarische Forumskollegen, das ist nicht böse gemeint, es tut mir um das Land unheimlich leid und ich finde es schade, dass man nicht zumindest das rumänische Niveau erreicht.
Auch das Lohnniveau ist in Bulgarien niedriger als selbst in den Zentren Serbiens, es gibt inzwischen sehr viele bulgarische Wanderarbeiter im Raum Belgrad.

Viele Grüsse trotzdem,
Martin

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Re: Der Bogen & was ist Reisen

geschrieben von: 141R

Datum: 23.12.11 17:20

> D461 schrieb:
> >
> > Hallo Matthias,
...
> > Reisen heißt ja auch sich weiterbilden, neues kennenlernen, dazulernen, improvisieren,
> > Kompromisse eingehen, - nicht nur faul am Strand herumliegen und in der
> > Hotelbar die Getränke nacheinander hinunterschütten.

is scho klar, wobei ich letzteres nicht zum Reisen zähle - wir sind uns einig, was Reisen heißt (selbstredend), Du hast nicht genannt: betrogen und besch... werden.

Martin Kop. schrieb:
-------------------------------------------------------

> Liebe Freunde,
> es gibt keinen Grund, um die genannte Region "einen Bogen zu machen", oder "keine Schlafwagen zu benutzen".

Letzteres wäre für mich auf einer WL-Rundreise bestimmt keine Option ;-)

> Meine Eindrücke bezogen sich rein auf die Zugmannschaft des "Bulgaria Express", und
> ganz ehrlich kann ich inzwischen auch darüber lächeln und genau solche Erlebnisse sind doch auch, wenn sie nicht allzu oft vorkommen, die den gewissen Reiz ausmachen.

Klar, z.B. Fahrten im ungeheizten ZS-WL und nächtlichem „Passsssporrrrt“ ;-)

> Allerdings muss ich zugeben, dass es doch zwei Länder/Bahngesellschaften gibt, die in den letzten Jahren doch eine etwas zweifelhafte Tendenz
> angenommen haben, und das sind Bulgarien mit seiner BDZ und die Ukraine mit der UZ.

Genau diese meinte ich, denn das geschilderte Verhalten der Personale und entsprechende Konflikte möchte ich nicht auf einer freiwilligen Reise erleben. Mehr nicht.

Viele Grüße,
Matthias

Re: Sehr interessant!

geschrieben von: D461

Datum: 23.12.11 17:48

Martin Kop. schrieb:
-------------------------------------------------------
> D461 schrieb:
> --------------------------------------------------
> -----
> > 141R schrieb:
> >
> --------------------------------------------------
>
> > -----
> > > Hallo Martin,
> > >
> > > vielen Dank für diesen sehr plastischen und
> > > lebendigen Bericht. Ich fühl' mich schon fast
> > so
> > > schlecht, als wäre ich dabei gewesen ;-)
> > >
> > > Ich glaub', um diese Region werde ich auf
> > meiner
> > > nächsten WL-Rundreise einen Bogen machen.
> > >
>
> [...]
>
> >
> > Hallo Matthias,
> >
> > Zugreisen in Osteuropa, bzw. manchen Ländern
> davon
> > ist einerseits abenteuerlich und interessant,
> > aber auch noch mit Gepflogenheiten verbunden
> > welche bei uns als nicht mehr zeitgemäß bzw.
> > unpassend
> > angesehen werden.
> >
> > Die Leute bei der Eisenbahn bzw. anderen
> > Transportmitteln dort haben andere
> Einstellungen,
> > die Mentalität
> > spielt auch eine große Rolle.
> >
> > Reisen heißt ja auch sich weiterbilden, neues
> > kennenlernen, dazulernen, improvisieren,
> > Kompromisse eingehen,
> > - nicht nur faul am Strand herumliegen und in
> der
> > Hotelbar die Getränke nacheinander
> > hinunterschütten.
> >
> > Ich muß Martin Kop. nochmal "DANKE" für das
> > Posting der jeweiligen Live-Gespräche sagen,
> denn
> > ich hatte auch
> > mal den Plan, den Schlafwagen in Osteuropa zu
> > nutzen - aber so wie es zugeht momentan dort -
> > werde ich dies nicht machen !
> > Liegewagen falls möglich - sonst Abteilwagen.
>
> Liebe Freunde,
>
> es gibt keinen Grund, um die genannte Region
> "einen Bogen zu machen", oder "keine Schlafwagen
> zu benutzen".
> Zuerst einmal ist "Osteuropa" keineswegs homogen,
> und auch die Eindrücke sind auf keinen Fall zu
> verallgemeinern. Kulturell haben bspw. Slowenien
> und Russland, oder Tschechien und Kosovo doch
> sehr, sehr wenig miteinander zu tun.
> Polnische WARS-, tschechische JLV- oder kroatische
> Schlafwagen sind teilweise komfortabler als
> Vieles, was westlich davon läuft, und selbst der
> allergrösste Teil des Materials und der
> Zugpersonale der RZD und der BC ist nur wenig
> kritikwürdig. Meine Eindrücke bezogen sich rein
> auf die Zugmannschaft des "Bulgaria Express", und
> ganz ehrlich kann ich inzwischen auch darüber
> lächeln und genau solche Erlebnisse sind doch
> auch, wenn sie nicht allzu oft vorkommen, die den
> gewissen Reiz ausmachen.
> Allerdings muss ich zugeben, dass es doch zwei
> Länder/Bahngesellschaften gibt, die in den letzten
> Jahren doch eine etwas zweifelhafte Tendenz
> angenommen haben, und das sind Bulgarien mit
> seiner BDZ und die Ukraine mit der UZ. In vielen
> Zusammenhängen erlebe ich hier selbst und höre
> auch als Feedback von Euch - und von unseren
> Kunden - zunehmend nur noch Negatives - und das
> nicht nur im Bezug auf das Bahnreisen.
> Speziell Bulgarien schockt mich in letzter Zeit
> extrem: Dass dieses Land angeblich reicher als
> Serbien oder Rumänien sein soll, sieht man ihm
> weder an, noch lässt dies das Verhalten gerade des
> mit der Versorgung ausländischer Touristen
> befassten Teiles der Bevölkerung bemerken. In
> Rumänien kommt es mir vor, als ob hier viele Leute
> trotz äusserst niedrigem Startniveau begriffen
> hätten, worum es geht. Die noch vor wenigen Jahren
> herrschenden Müllecken werden nach und nach
> beseitigt, Betrügereien bei Taxifahrern, Kellnern
> etc. kommen wesentlich seltener vor als noch vor
> einiger Zeit.
> Serbien, Mazedonien, BiH zehren infrastrukturell
> und mental oft noch aus jugoslawischen Zeiten, es
> ist oftmals Alles veraltet, aber man versucht,
> Vieles am Laufen zu halten, und das Ergebnis ist
> oft besser als im EU-Mitglied (!!!) BG.
> Dagegen habe ich im Heimatlande von Mastika,
> Kadarka und Tarator zumeist das Gefühl, dass hier
> Allen Alles egal ist. Wenn man jetzt einmal
> Albanien und Kosovo ausnimmt, gibt es selbst auf
> dem Balkan kein Land, in dem der allgemeine
> Verfall und die Vermüllung des Landes so extrem
> augefällig ist, wie in Bulgarien. Ich komme schon
> öfters in der Region herum, selbst in der
> Republika Srpska ist in den letzten Jahren so
> etwas wie bescheidener Aufschwung zu beobachten -
> in Bulgarien habe ich das Gefühl, dass im
> Wesentlichen das ganze Land vor sich hin gammelt,
> oder aktiv zerstört wird.
> Liebe bulgarische Forumskollegen, das ist nicht
> böse gemeint, es tut mir um das Land unheimlich
> leid und ich finde es schade, dass man nicht
> zumindest das rumänische Niveau erreicht.
> Auch das Lohnniveau ist in Bulgarien niedriger als
> selbst in den Zentren Serbiens, es gibt inzwischen
> sehr viele bulgarische Wanderarbeiter im Raum
> Belgrad.
>
> Viele Grüsse trotzdem,
> Martin


Hallo zusammen,

wenn man sich in youtube die Videos ansieht - am besten das aktuellste Datum nehmen,
so kann man einen ersten Eindruck der jeweiligen Bahngesellschaft gewinnen. Beispiel
Rumänien: Was da für moderne Wagen schon im Umlauf sind .... einfach mal reingucken !

D461

Hier ein paar Beispiele aus Rumänien

geschrieben von: D461

Datum: 23.12.11 18:04

Hallo Eisenbahnfreunde,

hier mal einige Beispiele aus Rumänien, wie es Waggontechnisch
so zugeht. Einige Schmankerl gibt es, aber auch ein paar Seelenverkäufer auch
[www.youtube.com]

D461

Schade um Bulgarien

geschrieben von: tokkyuu

Datum: 23.12.11 22:12

Hallo Martin,
Vielen Dank für den interessanten Bericht!
Mir tut es leid um das Land. Ich war ja 2010 dort. Der Hauptbahnhof sah auch ohne Streik schon erbärmlich aus. Schade, wenn da nichts geschieht. Ich hatte auch den Eindruck, daß die meisten Menschen wenig Zukunftshoffnung haben.

Andererseits: ich fürchte ja fast (wenn ich negativ denke), daß uns bald in ganz Europa eine ähnliche Bahn blühen könnte. Es geht allen Menschen nur mehr darum, (noch mehr) Geld zu scheffeln, nämlich auch jenen Menschen, die sowieso genug haben. Und das auf Kosten des allgemeinen Wohlstandes und der Sauberkeit und des Funktionierens der bisher üblichen Standards.
Alles was man früher mal mit Kundendienst und "der Kunde ist König" gemeint hat, scheint es nicht mehr zu geben.

Ich hoffe, ich täusche mich...

Ich bin froh, voriges Jahr in Bulgarien gewesen zu sein. Es sieht so aus, als ob es lange dauern wird, bis man wieder gerne dorthin fährt.
Und zum Vergleich Rumänien: ich war derart überrascht, wie es in Rumänien aufwärts geht - zumindest wenn man das als Tourist so beobachten kann und wenn man den Bahnbetrieb betrachtet. Mit Bulgarien überhaupt nicht mehr zu vergleichen!

Re: Schade um Bulgarien

geschrieben von: Baron

Datum: 24.12.11 10:19

88 Bulgaria 13,500
93 Turkey 12,300
95 Romania 11,600
99 Serbia 10,900
107 Montenegro 10,100
110 Macedonia 9,700
122 Albania 8,000
132 Ukraine 6,700
133 Kosovo 6,600
134 Bosnia and Herzegovina 6,600
So nochmal zur Frage, was das BSP pro Kopf in Us-Dollarn für diese Region ausmacht und entsprechend was man von den Ländern an Wohlstand und öffentlichen Dienstleistungen erwarten dürfte. Der Abstand zwischen den ex-Yugo-Ländern und den wohlhabenderen OStbalkanländern scheint sich reduziert zu haben. Erstaunlicherweise schneidet Bulgarien nach dieser Statistik noch besser ab, als ich dachte.
Ich möchte Bulgarien als Reiseland hier ausdrücklich verteidigen. In kaum einem europäischen Land, auch unter den hier aufgelisteten, mit Ausnahme der Ukraine kann man so günstig Essen, Trinken, Übernachten und durchs Land reisen. Die Hotels und Pensionen sind in wunderbarem Zustand, vor allem wenn man sie mit der Zeit der ökonomischen Talfahrt in den 90ern vergleicht. Dass daneben eine verrottende Infrastruktur aus der alten Zeit steht und es in manchen Sachen an Fürsorge mangelt, und dass wie überall in Europa ein Teil der Bevölkerung Faschismus als eine politische Alternative betrachtet, ist eine andere Sache, aber davon wird man in der Regel als Reisender nichts mitkriegen. Uns betrifft hier vor allem die staatliche Vernachlässigung der BDZ und die ist wirklich nicht zu rechtfertigen.
Rundreisetechnisch möchte ich doch eher Belgrad-Sofia statt Sofia-Belgrad empfehlen, zumindest für die, die den Balkan-Express nutzen und noch weiter wollen, da der Anschlusszug nach istanbul in Sofia endlos wartet und umgekehrt der Anschluss in Belgrad vor allem Richtung Villach aber eventuell auch Richtung Budapest gefährdet ist.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2011:12:24:10:21:02.

Danke für die Beiträge

geschrieben von: wiesentäler

Datum: 27.12.11 15:12

Hallo Martin,

vielen Dank für die Beiträge. So nervig es für dich gewesen sein muss, so spannend ist es jetzt es nachzulesen.

Danke auch für die Grüsse :-)

Mit Bulgarien hast du mich nun auch erst mal abgeschreckt. Doch eine Reise nach Istanbul muss schon irgendwann mal drin sein.

Viele Grüsse
Bernd

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