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Auf Schienen vom Kapitalismus in den Sozialismus und zurück - 13.000km mit dem Zug durch Asien und ein bisschen Europa

Teil 23a: Mit Millionticket, verstopften Toiletten, Siemens-Lok und Regen im Wiedervereinigungsexpress von Hà Nôi nach Sài Gòn


Im letzten Bericht habe ich ja bereits Bilder des „Wiedervereinigungsexpresses“ in Hà Nôi gezeigt. Jetzt wird es Zeit, auch mal mit diesem Zug zu fahren. Wir begeben uns auf die längste Zugfahrt meiner Reise, denn es geht in gut 30 Stunden über 1.730 Kilometer von Hà Nôi nach Sài Gòn. Leider hatte ich mit dem Wetter Pech gehabt. Ausgerechnet an beiden Tagen der Fahrt goss es fast durchgängig wie aus Kübeln. Daher bitte ich um etwas Nachsicht, wenn die Qualität der Bilder nicht immer optimal ist.

Wie immer zu Beginn zunächst einmal eine Übersichtskarte, Fahrplan und Fahrkarte:

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Bild 1: Die 1.730km lange Meterspurstrecke von Hà Nôi nach Sài Gòn führt praktisch durchgehend immer in nächster Nähe der Küste von
Nord nach Süd. Wie ich bereits in meinem einführenden Bericht zu den Eisenbahnen in Vietnam geschrieben hatte, war die Strecke erst ab
1936 durchgängig befahrbar. Nach den Zerstörungen im Vietnamkrieg hatte der Wiederaufbau als Symbol für die Wiedervereinigung höchste
Priorität und so konnten bereits Ende 1976 auf der jetzt „Thong Nhat“ („Wiedervereinigungsstrecke“) genannten Strecke wieder durchgehende Züge verkehren.


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Bild 2: Dieses Bild illustriert, wie eng die Eisenbahnstrecke oft entlang der Küste führt.


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Bild 3: Die Millionenfahrkarte für ein Bett im Hardsleeper. Meine Wahl fiel auf den „Wiedervereinigungsexpress SE3“, der Hà Nôi um 23:00
verlässt und am übernächsten Tag um 4:30 in Sài Gòn ankommt. Der Fahrtpreis von 1.026.000 Dong entspricht umgerechnet ungefähr knapp 50 Euro.


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Bild 4: In jedem Waggon hängt ein Fahrplan aus, der alle täglich verkehrenden Züge des „Wiedervereinigungsexpresses“ auflistet.
Wie man sieht, ist der SE3 mit fahrplanmäßig knapp 30 Stunden die schnellste Verbindung, die anderen Züge sind teilweise mehr
als 40 Stunden unterwegs. Der SE3 hält auf der langen Strecke an gerade mal 6 Zwischenbahnhöfen.



Um kurz vor 22 Uhr nahm ich mir dann ein Taxi zum Bahnhof, wobei ich einen überzeugenden Sieg über die die vietnamesische Taximafia verbuchen konnte. Ich hielt in der Straße vor dem Hotel ein Taxi an und bestand vehement und nach dutzenden Aufforderungen erfolgreich darauf, dass der Taxifahrer den Taxameter einschaltet (1. Punktsieg). Dann wollte mich der Fahrer zum Nordbahnhof fahren, wo aber nur die Züge nach „Lao Cai“ abfahren. Ich wollte ja aber nach Sài Gòn und so lotste ich den Taxifahrer dank meiner inzwischen recht guten Ortskenntnisse rund um den Bahnhof zum richtigen Ziel, dem Hauptbahnhof von Hà Nôi. Beim Bezahlen wollte er mich dann noch beim Rückgeld @#$%&, was bei den vielen Nullen ja recht einfach geht, wenn man nicht scharf aufpasst und genau nachrechnet.

Das Bahnhofsgebäude besteht zu Teilen noch aus Abschnitten aus der Kolonialzeit in schönem Art-Décor-Stil, der Rest wurde wahrscheinlich im Vietnamkrieg zerstört und im sozialistischen Betonstil wieder aufgebaut. Glücklicherweise musste ich mich nur wenige Minuten dort aufhalten, denn unser Zug wurde bereits knapp eine Stunde vor Abfahrt aufgerufen und ich konnte mich auf die Suche nach meiner reservierten Liege machen. Wie in China gibt es auch in Vietnam für jeden Waggon eine eigene Schaffnerin, die die Fahrkarten vor dem Einsteigen in den Waggon kontrolliert. Bis jetzt bin ich noch alleine in dem Sechserabteil, aber das wird sich sicher noch ändern.


Wie so ein Abteil im Liegewagen aussieht, habe ich euch ja auch schon im einführenden Bericht zu den Eisenbahnen in Vietnam gezeigt. Daher noch schnell zwei Impression vor der Abfahrt in Hà Nôi:


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Bild 5: Blick auf den Liegewagen Nr. 4, in dem wir nach Sài Gòn reisen werden. Vor jedem Waggon warten die adretten vietnamesischen Schaffnerinnen
und kontrollieren nochmals die Fahrkarte vor dem Betreten des Zuges. Unsere Zuglok kam übrigens aus Deutschland, aber dazu später noch mehr.


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Bild 6: Blick auf unseren Zug SE3 in Richtung Zugende.




Mein Zug bewegt sich stetig und bis jetzt recht pünktlich in Richtung Süden, während es draußen in Strömen regnet. Wie erwartet, füllte sich unser Abteil gestern Abend noch vor der Abfahrt mit immer mehr Reisenden. Ich hatte die unterste Liege, auf der ich bereits bettfertig lag und zudem noch zwei junge Vietnamesen saßen. Ich dachte erst, dass sie die oberen Liegen hätten, sich dort aber noch nicht hinlegen wollten. Aber dann sah ich, dass die oberen Liegen bereits besetzt waren und ich machte den Jungs auf meiner Liege klar, dass meine Liege kein dauerhafter Sitzplatz ist. Wahrscheinlich hatten sie sich an Bord geschlichen oder die Schaffnerin bestochen und dachten jetzt, dass sie sich jetzt einfach auf meine Liege setzen können. Sie spurten auch gleich und setzten sich auf die gegenüberliegende Liege. Der dort liegende Vietnamese war aber gleicher Meinung wie ich und schmiss die beiden kurzerhand aus dem Abteil.

Pünktlich um 23 Uhr verließ der Zug den Bahnhof Hà Nôi in Richtung Süden. Ich suchte nach der Schaffnerin, um vielleicht noch ein Bett im Schlafwagen zu bekommen, aber sie war plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. So musste ich mit meiner harten Liege vorlieb nehmen, die sich aber immer bequemer anfühlte, je länger ich darauf lag. Vor unserem Abteil hatten sich drei weitere Jungs zu einem Sit-In versammelt und erzählten sich laute und höchstwahrscheinlich dreckige Witze. Mir und dem gegenüberliegenden Vietnamesen war das sichtlich zu laut und so ging er nach draußen und fragte, ob sie nicht ein bisschen leiser sein könnten, da alle im Abteil schlafen wollen. Sie zogen sofort in den nächsten Waggon weiter. Aber umso besser, denn so fand ich doch für einige Stunden einen erholsamen Schlaf.

Als es draußen dann wieder hell wurde, wachte ich wieder auf. Mir taten alle Knochen weh, aber nach ein paar Minuten Morgengymnastik war ich wieder ganz munter. Leider gab es draußen anstatt eines romantischen Sonnenaufgangs und sattgrünen Reisfeldern nur eine trübe Mischung aus Regen und Nebel. Schade, denn bei sonnigem Wetter würde die Landschaft gleich um einiges schöner aussehen. Passend zum trüben, herbstlichen Wetter ist es im Abteil auch arschkalt. Die Vietnamesen sind absolute Klimaanlagenfanatiker. In den Hotelzimmern sind die Klimaanlagen immer auf 16° voreingestellt. Ich stellte die Klimaanlage dann immer auf 24° hoch, aber das Zimmermädchen setzte die Temperatur immer wieder auf 16° herunter. Auch im Abteil hat es eisige 17° und es gab nur ein dünnes Leinentuch als Bettdecke. So musste ich noch einen Trainingsanzug anziehen, um nicht zu erfrieren, denn der Regler für die Klimaanlage in unserem Abteil funktionierte nicht. Um die Temperatur etwas zu erhöhen, öffnete ich das Fenster draußen auf dem Gang (das Fenster im Abteil konnte man nicht öffnen). Aber keine zwei Minuten später kam ein Schaffner und schloss das Fenster wieder. Dank der kühlen Temperaturen läuft meine Nase auch wieder, mal hoffen, dass ich mir nicht wieder eine Erkältung einfange.



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Bild 7: Blick aus dem Fenster auf Reisfelder und das ungemütliche, regnerische Wetter.



Erster Halt unseres Zuges am nächsten Tag bei Tageslicht war der Bahnhof von Dông Hói, an dem die folgenden Bilder entstanden:

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Bild 8: Vor dem architektonisch interessanten Bahnhofsgebäude halten zwei Schaffnerinnen ein Schwätzchen, daneben
verabschieden einige Vietnamesen mit Motorradhelmen ihre Angehörigen, die sie gerade mit ihren Mopeds auf den Zug gebracht haben.


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Bild 9: Ein Blick Richtung Zugspitze zeigt, dass die Schaffnerin von Wagen 3 bei dem Wetter eher missmutig gelaunt ist.
Die Schildchen mit den Waggonnummern werden übrigens nur während dem Halt an die Waggons gesteckt. Die Bahnpolizei
ist an der Szenerie auch eher desinteressiert und der Andrang an den Verkaufsständen hält sich auch in Grenzen.


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Bild 10: Bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof konnte ich noch diesen Dienstwaggon und ein paar offene Güterwaggons ablichten.


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Bild 11: Der Bahnbeamte, der die Ausfahrt aus dem Bahnhof freigibt,
hat sich wegen des Regens auch unter eine Brücke verzogen.


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Bild 12: An der Bahnhofsausfahrt gelang mir noch dieser Schnappschuss in das kleine BW von Dông Hói. Die beiden
Loks D18E – 604 und D19E – 901 suchen unter der behelfsmäßigen Überdachung ebenfalls Schutz vor dem Regen.
Letztere begegnete mir ja schon in Hà Nôi, wie in einem der vorherigen Berichte bereits gezeigt.




Um kurz vor acht Uhr morgens hielt der Zug in „Dong Hoi“ und vier Fahrgäste aus meinem Abteil stiegen aus. Jetzt liegt nur noch ein Vietnamese mit mir Abteil, aber das wird sich im Verlauf der weiteren Fahrt sicher wieder ändern. Als ich aus dem offenen Fenster das Treiben am Bahnhof betrachtete, kam eine aufgeregte deutsche Backpackerin an und wollte auf Englisch wissen, ob dass der Bahnhof „Hué“ sei. Aufgrund ihres Akzents erkannte ich sofort, dass sie auf Deutschland kommt und antwortete ihr, dass dies der Bahnhof „Dong Hoi“ sei, wie man an den riesigen Wörtern „Ga Dong Hoi“ („Ga“ = Bahnhof) auf dem Bahnhofsgebäude unschwer erkennen könne. Außerdem würden wir den Bahnhof „Hué“ laut aufgehängtem Fahrplan im Waggon erst in knapp zwei Stunden erreichen und ich würde kaum glauben, dass die vietnamesische Eisenbahn in neun Stunden Fahrt zwei Stunden Vorsprung herausfährt. Ob ich denn schon öfters mit diesem Zug gefahren wäre, wollte sie wissen. Nein, ich sei aber von Pyongyang mit dem Zug nach Singapur unterwegs. Ja, dann würde ich ja wissen, wie das mit Fahrplan und so funktionieren würde. Ja, meinte ich, aber eigentlich genügt es zum Verstehen eines Fahrplans einfach, ein paar Zahlen zu lesen und ein paar Buchstaben zu erkennen und das hätte man mir in der Schule beigebracht. Daraufhin zog sie etwas eingeschnappt davon.


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Bild 13: So sollte das Wetter für den Rest der Fahrt bleiben.


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Bild 14: Tiefgrüne Reisfelder erstrecken sich fast ständig links und rechts der Strecke.



Mittlerweile ist es Spätnachmittag, der Zug rollt weiter gemütlich in Richtung Sài Gòn und das Wetter draußen wird immer schlechter. Dabei würden die grünen Reisfelder mit den bewaldeten Bergen im Hintergrund schöne Fotomotive abgeben. Aber es ist zu dunkel, die Fensterscheibe ist voller Wassertropfen und das einzige Fenster, das sich auf der linken Seite öffnen lässt, ist auf der Toilette. Bis vor einigen Jahren war Vietnam übrigens auf den Import von Reis angewiesen, um seine Bevölkerung zu ernähren. Seit Einführung des Kapitalismus nahm die Reisproduktion aber rapide zu und mittlerweile ist Vietnam hinter Thailand der zweitgrößte Reisexporteur der Welt.

Wir passierten auch den 17.Breitengrad, der zwischen der Unabhängigkeit der Franzosen und der Wiedervereinigung nach dem Vietnam-Krieg das Land in den sozialistischen Norden und den militärdiktatorischen Süden teilte. Im Vietnam-Krieg fanden hier heftigste Kämpfe statt, deren Folgen man noch bis heute sieht. Der Bewuchs ist im Gegensatz zu anderen Gegenden Vietnams, wo die saftig grüne Vegetation aus allen Ecken quillt, sehr karg. Überall sieht man in der Landschaft Bombenkrater. Kurz darauf liefen wir in den Bahnhof von „Hué“, der ehemaligen Residenzstadt der vietnamesischen Könige ein. Aber aus dem Zug heraus sah man auch aufgrund des schlechten Wetters weder die wieder aufgebaute Zitadelle, noch die zahlreichen Tempel und Pagoden.

Da es draußen in Strömen regnete, wollte ich an den Unterwegsbahnhöfen nicht aussteigen, um in einer der dort hastig aufgebauten Straßenküchen etwas zum Mittagessen zu kaufen. Total durchnässt zurück in das eiskalte Abteil, da wäre die nächste Erkältung fällig gewesen. Und leider kommen an den Bahnhöfen die Essenverkäufer nicht wie in Myanmar direkt an oder in den Waggon, um ihre Waren zu verkaufen. So musste ich mit ein paar überteuerten, gegrillten Fleischspießen vorlieb nehmen, die ein Abgesandter des Speisewaggons auf dem Gang verkaufte. Ansonsten griff ich auf meinen mitgebrachten Proviant zurück, den ich aber mit niemanden teilen oder tauschen konnte, denn seit unserem Halt in „Danang“, übrigens ein Sackbahnhof, in dem wir die Fahrtrichtung wechselten, sitze ich ganz alleine im Abteil.


Nächster planmäßiger Halt auf unseren Weg war Hué. Diese alte Kaiserstadt hätte sicherlich einen Besuch gelohnt, aber die Zeit drängte und so musste ich im Zug sitzen bleiben, um weiter nach Sài Gòn zu fahren. Trotzdem wenigstens ein paar Impressionen vom Bahnhof in Hué:

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Bild 15: Auf dem Nachbargleis wartete bereits der Gegenzug, der von Lok D19E – 946 gezogen wurde.


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Bild 16: Im Bahnhof von Hué finden gerade umfangreiche Ausbesserungsarbeiten statt. Auf der anderen Seite des Bahnsteigs stehen Waggons
des „Green Train“, einem Zug, der sich speziell an Touristen richtet und Teilstücke der Strecke zwischen Hà Nôi und Sài Gòn befährt.


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Bild 17: In der Ausfahrt aus dem Bahnhof legt sich unser Zug in die Kurve und gibt endlich auch
den Blick auf unser Zugpferd frei. Es ist D20E – 005, ein Siemens-Exemplar der Baureihe AR-15.


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Bild 18: Hier nochmals eine Teleaufnahme von der Ausfahrt aus dem Bahnhof von Hué.


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Bild 19: Ein Blick zurück auf unseren Lindwurm, der sich langsam aus dem Bahnhof schlängelt.


Der mit Abstand interessanteste Abschnitt auf der Strecke von Hà Nôi nach Sài Gòn ist der „Hai Van Pass“ (Wolkenpass), der wohl aus guten Gründen so heißt, denn der Pass war dicht in Wolken eingehüllt. An der Stelle des Passes reichen die über 1.000 Meter hohen „Hoah Son Berge“ bis an die Küste und teilen Vietnam kulturell in Nord und Süd. Bis ins 15. Jahrhundert gab es im Norden Reiche, die sich kulturell eher an China orientierten und teilweise auch von den Chinesen beherrscht wurden. Im Süden dagegen herrschten Könige, die der indischen Kultur (Architektur, Schrift, Hinduismus) folgten, die vor knapp 2.000 Jahren von indischen Kaufleuten in den Süden Vietnams und Kambodschas gebracht wurde. Die Berge bildeten eine natürliche Grenze und boten beiden Seiten militärischen Schutz vor Angriffen des jeweiligen Gegners. Erst im 15. Jahrhundert eroberten Könige aus dem Norden den Süden und errichteten ein gemeinsames, vietnamesisches Reich und die südvietnamesische Kultur starb nach und nach aus.

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Bild 20: Detailkarte des Streckenabschnitts über den Wolkenpass.


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Bild 21: Kurz vor der Einfahrt in den Streckenabschnitt des Wolkenpasses. Links das Südchinesische Meer,
dahinter die wolkenverhangenen „Hoah Son Berge“ mit dem Wolkenpass, der seinem Namen alle Ehre macht.


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Bild 22: Nochmals ein Blick auf die „Hoah Son Berge“ von der anderen Waggonseite aus.


Die Eisenbahnstrecke führt entlang der Küste immer steiler in die Berge hinauf, bis sie schließlich den Scheitelpunkt mit einem Tunnel unterquert und auf der anderen Seite wieder der Küste entlang absteigt. Wie bereits geschrieben, konnte auf der linken Seite nur das Fenster in der Toilette geöffnet werden und nur auf der linken Seite gab es schöne Fotomotive. So schloss ich mich in der Toilette ein, die dummerweise verstopft war, was dazu führte, dass in jeder Kurve (und davon gab es auf diesem Abschnitt viele) das Wasser aus der Kloschüssel schwappte. Da es draußen dann auch regnete, kamen nicht arg viele brauchbare Fotos bei der Aktion heraus.

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Bild 23: Dieses Verbotsschild in der Zugtoilette hatte wohl jemand vor mir ignoriert. Die Toilette war verstopft,
trotzdem entstanden von dort gezwungenermaßen die folgenden Bilder der Überquerung des Wolkenpasses.


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Bild 24: Immer weiter führt die Strecke durch dichtes Grün bergauf, während das Südchinesische Meer bei diesem Sauwetter gegen die Felsen brandet.


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Bild 25: Zahlreiche kleinere Viadukte und Brücken führen über kleine Bäche und Seitentäler.


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Bild 26: Die erste Felsennase haben wir fast schon erreicht.


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Bild 27: Dichtes Gestrüpp und mindestens genauso dichte Wolken
werden uns den Rest der Fahrt über den Wolkenpass begleiten.


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Bild 28: Zwischendurch muss der Zug auch ein weites Seitental ausfahren. Auf der gegenüberliegenden Seite
sieht man die Strecke und die teilweise aufwändigen Versuche, die Strecke vor dem Abrutschen zu bewahren.


Im nächsten Bericht geht es dann das letzte Stück über den Wolkenpass und weiter bis zum Endbahnhof in Sài Gòn.




Zugliste


Zug		Von			Nach			Kilometer	Land	Traktion	Spurweite

S3		Niederhöchstadt		Frankfurt(Main)Hbf	  11,8		DE	Elektr.		1435mm
ICE 75		Frankfurt(Main)Hbf	Zürich HB		 449,6		DE/CH	Elektr.		1435mm
IC 585		Zürich HB		Chur			 116,1		CH	Elektr.		1435mm
R 1169		Chur			San Murezzan/St.Moritz	  89,25		CH	Elektr.		1000mm
RE 1145		Bravuogn/Bergün		Preda			  12,57		CH	Elektr.		1000mm
R 1658		Poschiavo		Ospizio Bernina		  21,294	CH	Elektr.		1000mm
R 1641		Morteratsch		Diavolezza		   4,635	CH	Elektr.		1000mm
R 1658		Poschiavo		Ospizio Bernina		  21,294	CH	Elektr.		1000mm
RE 1124		St.Moritz		Chur			  89,25		CH	Elektr.		1000mm
IC 570		Chur			Zürich			 116,1		CH	Elektr.		1435mm
S6		Zürich			Baden			  22,53		CH	Elektr.		1435mm
S6		Baden			Zürich			  22,53		CH	Elektr.		1435mm
S6		Zürich			Baden			  22,53		CH	Elektr.		1435mm
IR 1972		Baden			Basel SBB		  65,9		CH	Elektr.		1435mm
ICE 370		Basel SBB		Freiburg Hbf		  66,8		CH/DE	Elektr.		1435mm
RB31603		Freiburg Hbf		Littenweiler		   7,22		DE	Elektr.		1435mm
RB31620		Littenweiler		Freiburg Hbf		   7,22		DE	Elektr.		1435mm
ICE 270		Freiburg Hbf		Frankfurt(Main)Hbf	 294,4		DE	Elektr.		1435mm
S3		Frankfurt(Main)Hbf	Niederhöchstadt		  11,8		DE	Elektr.		1435mm
S3		Niederhöchstadt		Frankfurt(Main)Hbf	  11,8		DE	Elektr.		1435mm
S8		Frankfurt(Main)Hbf	Frankfurt-Flughafen	  11,4		DE	Elektr.		1435mm
Chollima	Pyongyang Yonggwang	Pyongyang Puhung	   1,5(ca.)	KP	Elektr.		1435mm
Zug Nr. 5	Pyongyang		Sinuiju-(Grenze DPRK)	 225		KP	Elektr.		1435mm
K 28		(Grenze China)-Dandong	Beijing			1132		CN	Diesel		1435mm
K 177		Beijing Xi		Datong			 368		CN	Elektr.		1435mm
2671		Datong			Xi'an			1006		CN	Elektr.		1435mm
Z94		Xi'an			Suzhou			1425		CN	Elektr.		1435mm
K8418		Suzhou			Huangshan (Tunxi)	 588		CN	Diesel		1435mm
K155		Huangshan (Tunxi)	Guilin Bei		1277		CN	Diesel		1435mm
K181		Guilin Bei		Kunming			1265		CN	Diesel		1435mm
LC4		Lao Cai			Hà Nôi			 294		VN	Diesel		1000mm
SE3		Hà Nôi			Sài Gòn			1730		VN	Diesel		1000mm

								10787,523



Weitere Bildimpressionen aus Vietnam


Weitere Bildimpressionen von mir aus Vietnam auf Flickr. Zum Anschauen auf eines der Bilder oder den Link klicken:

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Inhaltsverzeichnis


Prolog
  • Teil 0: 13.000km mit dem Zug durch 10 Länder, aber wo? BÜ-Bilderrätsel mit 10 Bildern
  • Teil 1: Prolog - Warum ich mit dem Zug 13.000km durch die Gegend gereist bin

  • Schweiz
  • Teil 2: Ein Kurzabstecher in das kapitalistische Musterland - Bilder von der Albulabahn
  • Teil 3: Über den Bernina zurück nach Deutschland

  • Nordkorea
  • Teil 4: "Willkommen im sozialistischen Paradies" - Eine Einführung zu Nordkorea (Teil A)
  • Teil 4: "Willkommen im sozialistischen Paradies" - Eine Einführung zu Nordkorea (Teil B)
  • Teil 5: Unterwegs mit der atombombensicheren Metro in Pyongyang - (Teil A)
  • Teil 5: Unterwegs mit der atombombensicheren Metro in Pyongyang - (Teil B)
  • Teil 6: Zugimpressionen aus Nordkorea und ein schweres Verbrechen
  • Teil 7: Mit O-Bussen durch den Alltag in Pyongyang
  • Teil 8: Mit der Tram durch Pyongyang - Eine Stadtrundfahrt (Teil A)
  • Teil 8: Mit der Tram durch Pyongyang - Eine Stadtrundfahrt (Teil B)
  • Teil 9: Von Pyongyang nach Beijing - Teil A: Die Vertreibung aus dem "sozialistischen Paradies"
  • Teil 9: Von Pyongyang nach Beijing - Teil B: Verwirrung an der Grenze

  • China
  • Teil 9: Von Pyongyang nach Beijing - Teil C: Zurück im Kapitalismus?!
  • Teil 9: Von Pyongyang nach Beijing - Teil D: Im Morgenlicht nach Beijing
  • Teil 10: Eine kurze Einführung in die chinesische Eisenbahn
  • Teil 11: Mit dem Zug von Beijing nach Datong
  • Teil 12: Mit dem Zug von Datong nach Xi'an
  • Teil 13: Mit dem Zug von Xi'an nach Suzhou
  • Teil 14: Suzhou nach Huangshan (Tunxi)
  • Teil 15: Von Huangshan (Tunxi) nach Guilin
  • Teil 16: Von Guilin nach Kunming
  • Teil 17a: Schmalspurbahnen in Yunnan - Die Geschichte der Yunnan-Bahn
  • Teil 17b: Schmalspurbahnen in Yunnan - Weitere Schmalspurbahnen und Eisenbahnprojekte in Yunnan
  • Teil 17c: Schmalspurbahnen in Yunnan - Historische Schmalspurfahrzeuge im „Yunnan Railway Museum“
  • Teil 17d: Schmalspurbahnen in Yunnan - Historische Dampflokomotiven im „Yunnan Railway Museum“

  • Vietnam
  • Teil 18 (Rätsel): Wie hängen diese Bilder zusammen?
  • Teil 19: Viele verschiedene V-Loktypen - Eine kurze Einführung in die vietnamesische Eisenbahn
  • Teil 20: Ein Abend im „Bia Hoi“-Garten mit Bahnhofsblick in Lao Cai
  • Teil 21a: Mit Baguette und Zug, aber leider ohne Rotwein von Lao Cai nach Hanoi
  • Teil 21b: Mit Baguette und Zug, aber leider ohne Rotwein von Lao Cai nach Hanoi
  • Teil 22a: Auf Schienen durch Häuserschluchten und über Bahnübergänge in Hanoi – Teil A
  • Teil 22b: Auf Schienen durch Häuserschluchten und über Bahnübergänge in Hà Nôi



  • 2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2010:10:26:13:18:22.
    Hallo Flo,

    einerseits möchte ich mich für die interessanten Reiseberichte bedanken.

    Zitat:
    Als ich aus dem offenen Fenster das Treiben am Bahnhof betrachtete, kam eine aufgeregte deutsche Backpackerin an und wollte auf Englisch wissen, ob dass der Bahnhof „Hué“ sei. Aufgrund ihres Akzents erkannte ich sofort, dass sie auf Deutschland kommt und antwortete ihr, dass dies der Bahnhof „Dong Hoi“ sei, wie man an den riesigen Wörtern „Ga Dong Hoi“ („Ga“ = Bahnhof) auf dem Bahnhofsgebäude unschwer erkennen könne. Außerdem würden wir den Bahnhof „Hué“ laut aufgehängtem Fahrplan im Waggon erst in knapp zwei Stunden erreichen und ich würde kaum glauben, dass die vietnamesische Eisenbahn in neun Stunden Fahrt zwei Stunden Vorsprung herausfährt. Ob ich denn schon öfters mit diesem Zug gefahren wäre, wollte sie wissen. Nein, ich sei aber von Pyongyang mit dem Zug nach Singapur unterwegs. Ja, dann würde ich ja wissen, wie das mit Fahrplan und so funktionieren würde. Ja, meinte ich, aber eigentlich genügt es zum Verstehen eines Fahrplans einfach, ein paar Zahlen zu lesen und ein paar Buchstaben zu erkennen und das hätte man mir in der Schule beigebracht. Daraufhin zog sie etwas eingeschnappt davon.

    Andererseits frage ich mich was du mit solcher einer Arroganz bezwecken willst ?
    Ok, die Frage ihrerseits war vielleicht nicht sonderlich klug, aber einen Oberlehrer möchte niemand in seinem Abteil haben.
    Zumal man sich doch freuen sollte, wenn man in einem so fernen Land zufällig Landsleute trifft.


    Gruß
    Paul

    https://paul-zimmer.de/pzsites/ban6.jpg

    Wieder super, danke! :-) (o.w.T)

    geschrieben von: Roni

    Datum: 19.10.10 08:14

    (Dieser Beitrag enthält keinen Text)
    lg, Roni - [raildata.info] - Meine DSO-Reportagen Teil 1 (2005 bis 06/2019): [www.drehscheibe-online.de] - Meine DSO-Reportagen Teil 2 (neueste): [www.drehscheibe-online.de]
    https://raildata.info/raildatabanner1.jpg
    Hallo!

    Also ich kann es durchaus nachvollziehen, wenn man auf Reisen keine "Landsleute" treffen will! ;-)

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    https://raildata.info/raildatabanner1.jpg
    Roni schrieb:
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    > Hallo!
    >
    > Also ich kann es durchaus nachvollziehen, wenn man
    > auf Reisen keine "Landsleute" treffen will! ;-)

    Wieso eigentlich ?
    Würde mich interessieren.

    Gruß
    Paul

    https://paul-zimmer.de/pzsites/ban6.jpg
    Deinen Seriebbericht finde ich interessant so auch die Bilder. Vielen Dank :-)

    http://www.syrische-eisenbahn.de
    Hallo,

    ich muss sagen, dass ich etwas "kichern" musste.
    Ein klein wenig Garstigkeit sei jedem erlaubt.
    Ich selbst ertappe mich gelegentlich ebenfalls bei solch Oberlehrermanier, werde aber sofort seitens meiner Freundin in die Schranken gewiesen (wie wir Eisenbahner zu sagen pflegen) "Dies war jetzt nicht nötig,... versetze dich in die Situation,... denke daran,... man kann auch freundliche Worte wählen,..."

    Ich freu mich auch über jeden echten Berliner Busfahrer: "Entschuldigung, welcher Bus ist dies?"" Der Gelbe"
    Oder meine Lieblingsgeschichte eines ehemaligen Kollegen, welcher in Berlin eine Zeitlang Stassenbahn fuhr. Er sah im Spiegel jemanden zur Bahn rennen (Linie 8), der Fahrgast stürmte in die Bahn und fragte ihn ob dies die achter Bahn sei. Darauf erwiederte er, "nein, das Kettenkarussel"

    Ansonsten schöne Vietnam Bilder, Regen hatten wir damal auch 5 Tage am Stück.
    In Nha Trang fing es an zu giessen wie aus Kübeln. Zum Glück war der Regen warm.
    In Hoi An war Hochwasser, was die Bewohner komplett ignorierten.
    Der Markt stand 50cm unter Wasser, fand aber statt.

    Hier kann man vielleicht etwas vom Wasser erkennen:

    http://img840.imageshack.us/img840/4858/hoianswmopedundtourist.jpg

    Grüße

    Die Drehfalttür - Geißel der Menschheit
    Der Asiarunner (D20E-001) war auf der InnoTrans 2006 zu sehen. Einige daten von dort:

    Achsfolge: Co'Co'
    Spurweite: 1000 mm
    Gewicht: 81 t
    Länge über Kupplung: 19180 mm
    Breite über Spiegel: 2820 mm
    Höhe: 3945 mm
    Drehgestellmittenabstand: 10300 mm
    Radabstand im Drehgestell: 1650 mm
    Raddürchmesser: 1016 mm
    Höchstgeschwindigkeit: 120 km/h
    Dieselmotor: MTU 12V 40000R41
    Leistung Dieselmotor: 1500 kW
    Drehzahl: 600 bis 1800 /min
    Anfahrzugkraft: 260 kN
    Dauerzugkraft: 234 kN bis ca 19 km/h
    Elektrische Bremskraft: max 150 kN
    Temperaturbereich: +5°C bis +55°C
    Stückzahl: 16
    Baujahr: 2006 bis 2007

    Im grunde eine etwas schmalere und sechsachsige ÖBB-2016 ....
    In Vietnam gibts wohl niemals frost.
    Vielen Dank für eure Ergänzungen.

    > In Vietnam gibts wohl niemals frost.
    Zumindest nicht dort, wo die Eisenbahn fährt.

    Die Fortsetzung des Bericht ist mittlerweile online.

    Viele Grüße

    Florian