Im
ersten Teil hatten wir Mandalay verlassen, bei Amarapura den Ayeyarwady überquert und auf der anderen Seite Sagaing erreicht.
Sagaing ist eine eher kleine Stadt, aber berühmt für seine buddhistischen Klöster und Universitäten, zudem ist es Verwaltungssitz der Sagaing Division, der flächenmäßig größten Division (in Myanmar gibt es 8 Divisions und 7 States). Auch die Eisenbahn hat hier einen Knotenpunkt, dessen Bedeutung mit der Eröffnung der Strecken von Pakokku ins Ayeyarwady-Delta und die Westküste sicherlich noch an Bedeutung gewinnt.
Kurz vor der Einfahrt in den Bahnhof von Sagaing. Das Gleis rechts führt zum Ufer des Ayeyarwadys hinab. Bevor es die Brücke gab, mussten die Züge per Fähre über den Fluss gebracht werden. Aber wenn man sich die Schienen anschaut, scheinen hier ab und zu auch heute noch Züge zu verkehren
In der Bahnhofseinfahrt stand dieser kleine Schienenbus
Einfahrt in den Bahnhof. Rechts warten schon die fliegenden Händler, die gleich den Zug stürmen werden
Auch auf der anderen Seite des Waggons am Bahnsteig herrschte hektisches Treiben während des kurzen Aufenthalts
Kurz nach Sagaing zweigt die Strecke nach Pakokku und Monywa ab, daher hat der Bahnhof recht umfangreiche Gleisanlagen
Auch in Sagaing stehen die Betonschwellen, die die Holzschwellen ersetzen sollen, schon bereit
Im Abteil war ziemlich viel Platz, da der Missionar noch immer versuchte, im ganzen Zug verlorene Seelen zu retten, und der andere Mitreisende irgendwie verschwunden war. So konnte ich aus dem Abteilfenster noch ein paar Bilder links und rechts der Strecke machen:
Rund um Sagaing erstreckt sich eine landwirtschaftlich intensiv genutzte Ebene
Holz gehört zu den wichtigsten Gütern, die in Nordmyanmar mit der Bahn transportiert werden
Dörfliche Idylle am Bahndamm, das Leid und die Armut der Menschen verbirgt sich hinter dem Zaun
Abendliches Treiben am Bahnhof von Padu
Es gab einen Full-Service im Zug, d.h. alle fünf Minuten kam ein Junge vorbei und fragte, ob wir was zum Essen oder Trinken haben wollen. Ich orderte dann zum Abendessen gebratene Nudeln, die mir bereits zehn Minuten später in einer Styroporschachtel direkt an den Platz gebracht wurden. Im Gegensatz zur Deutschen Bahn war das Essen frisch zubereitet und nicht tief gefroren aufgewärmt. Das mit dem Einhalten der Kühlkette wäre in Myanmar sowieso äußerst problematisch wenn nicht gar unmöglich. Das Essen war richtig gut und mit umgerechnet einem Euro auch preislich ganz OK.
Während die Sonne schnell untergeht, schaukelt der Zug langsam weiter in Richtung Norden...
Nach dem Abendessen legte ich mich auf meine Pritsche und versuchte einzuschlafen. Leider gelang mir das aber aus verschiedenen Gründen nicht. Im Abteil brannte ständig eine Neonröhre direkt vor meiner Pritsche (einen Lichtschalter gab es nicht), auf dem Gang plärrte mit wahnsinniger Lautstärke burmesische Popmusik aus einem Lautsprecher, die Pritsche war steinhart, es herrschte eine drückende Hitze (und das obwohl wir beide Abteilfenster offen hatten und es draußen merklich abgekühlt hatte) und der Zug schwankte so stark hin- und her, dass ich mich festhalten musste (andernfalls wäre ich das eine oder andere Mal fast aus dem Bett gefallen). Nach kurzer Zeit taten mir sämtliche Knochen weh, denn ich hatte alle möglichen Liegepositionen durch. Irgendwann obsiegte dann aber doch die Müdigkeit und ich fand ein paar Stunden Schlaf.
Um kurz nach fünf Uhr weckte mich eine abrupte Bremsung des Zuges auf. Mein Körper war steif vor Schmerzen und erst nach mehreren Minuten Lockerungsübungen war ich in der Lage, die Pritsche zu verlassen. Ich bin halt ein europäisches Weichei. Da an weiteren Schlaf nicht zu denken war, ging ich hinaus auf den Gang, um dort aus dem Fenster zu schauen:
Der Zug wartet am frühen Morgen im Dschungel auf die Einfahrt in den nächsten Bahnhof
Meistens herrscht während der Trockenzeit in den frühen Morgenstunden dichter Nebel
Neben Rundholz wird auch Schnittholz verladen
Am Bahnhof Mohnyin warten bereits zahlreiche Waren auf den nächsten GmP
Unser Expresszug hielt nur kurz, damit Passagiere ein- und aussteigen konnten und die fliegenden Händler das Frühstück verkaufen konnten
Es herrschte dichter Nebel mit Sichtweiten unter 50m, der sich bleischwer über die Landschaft gelegt hatte. Erst gegen halb elf setzte sich die Sonne durch. Die Mitreisenden schliefen derweil tief und fest weiter. Keine Ahnung, wie die Burmesen das schaffen, in allen möglichen Positionen und den unbequemsten Untergründen trotzdem schlafen zu können. Der Missionar teilte sich sein Bett sogar christlich mit einem weiteren Mitreisenden, den ich vorher noch nicht gesehen hatte.
Einfahrt in den Bahnhof von Hopin
Zahlreiche Passagiere und fliegende Händler warten bereits auf den Zug
Der gut sortierte Bahnhofskiosk in Hopin. Die Reaktion der beiden Burmesen zwischen freudiger Überraschung und nüchterner Erstauntheit ist übrigens typisch, wenn ein Ausländer in abgelegenen Gebieten Myanmars auftaucht
Im
dritten Teil legen wir dann im Zug die restliche Strecke nach Myitkyina zurück.
Bisherige Berichte dieser Serie:
Teil 1:
Mal wieder Myanmar (Burma) – Yangon Hbf (12 Bilder)
Teil 2:
Ausbesserungswerk Insein - Teil 1 (12 Bilder)
Teil 3:
Ausbesserungswerk Insein - Teil 2 (16 Bilder)
Teil 4:
Übersicht Dampflokgattungen Myanmar/Burma - Teil 1 (25 Bilder)
Teil 5:
Übersicht Dampflokgattungen Myanmar/Burma - Teil 2 (25 Bilder)
Teil 6:
Von Nyaung U (Bagan) nach Mandalay, Teil 1 (18 Bilder)
Teil 7:
Von Nyaung U (Bagan) nach Mandalay, Teil 2 (15 Bilder)
Teil 8:
Mit Krupp von Mandalay nach Myitkyina, Teil 1 (24 Bilder)
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:04:09:23:55:15.