Tag 21: 20. August 2008: Bilbo – Donostia – Hendaia – Barcelona
Heute ist der letzte volle Tag meiner Rundreise und im Rückblick gesehen auch einer der interessantesten. Ein Tag voll angenehmer Überraschungen. Die schwierige Frage nach dem Wetter wird mir nach einem Blick in den Fernseher sogleich beantwortet: Nebel und Regenwolken sind heute verschwunden und es wird strahlend sonnig werden bei Temperaturen bis 25 Grad. Also kann ich getrost die Jacke im Koffer lassen, den ich im Hotel deponieren kann bis zur Abfahrt meines Nachtzuges nach Barcelona.
Ein Blick auf die Straßen verunsichert mich zunächst: nasse Straßen aber Sonnenschein. Des Rätsels Lösung: das laute Volksfest “Aste Nagusia”, von dem ich dank guter Zimmerlage mit Innenhoffenster wenig mitbekommen habe, hat viele Spuren hinterlassen, die mit Wasser weggewaschen wurden. Ich beherzige den Vorschlag eines DSO-Users, Donostia (castellano: San Sebastían) zu besuchen. Die H+R-Fahrkarte mit Eusko-Tren kostet 10,50 Euro. Mit dem Ticket kann ich die Bahnsteigsperre passieren und mache zunächst einmal ein Bild des kleinen Bahnhofs mit drei Gleisen. Auf dem Bild erkennt man auch gut das Straßenbahngleis, das ganz rechts zu sehen ist. Die Gleise der Straßenbahn und der Eisenbahn kommen einander so nahe, daß ein hier fahrendes Fahrzeug sehr weit in das Lichtraumprofil des Nachbargleises hineinragt. Ich nehme an, die Durchfahrt ist durch irgendeine Signalanlage geregelt.
Bahnsteige des Atxuri-Bahnhofs in Bilbao.
Schon am Vortag entdeckte ich eine zweiteilige Triebwageneinheit in abweichend roter Farbgebung. Nun stellt sich heraus, daß dies der Schnellzug ist. Es gibt pro Tag zwei Schnellzugsverbindungen nach Donostia. Der Unterschied ist sehr markant: die Sitze sind deutlich bequemer, wenn auch der Sitzabstand entsetzlich eng ist. Gut, daß ich kleine Beine habe. Die zweiteilige Baureihe 300 haben wir schon gesehen. Sie ist auf der isolierten Strecke Bilbao-Lezama im Einsatz. Es gibt sechs Doppeltriewagen (301/302 bis 311/312). Die letzte Einheit ist dieses Schnellzugexemplar in dunkelroter Farbgebung. Erstes Baujahr war 1990.
Triebwagen 311/312 von Eusko-Tren in Bilbao Atxuri.
Auf einem anderen Gleis steht eine dreiteilige Garnitur mit Steuerwagen 6507. Er gehört zum Triebwagen 3507 der Serie 3500, die ab 1977 bei der FEVE in Dienst gestellt wurde und von dieser übernommen worden ist. 15 drei- und vierteilige Garnituren wurden übernommen und sind im S-Bahn-ähnlichen Verkehr im Nahbereich von Bilbao (z.B. nach Bermeo) im Einsatz.
Triebwagen 3507 in Bilbao Atxuri.
Das Innere des Triebwagens 311/312 ist relativ bequem ausgestattet. Die gepolsterten Sitze dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß die drehbaren Sitze außergewöhnlich eng beisammen stehen. Es ist günstiger, sie in Reihenbestuhlung zu positionieren, denn vis-à-vis gibt es Knieprobleme! Ich habe das leider nicht bedacht, aber bei der Abfahrt war der Zug auch noch nicht voll. Das im Bild sichtbare Paar ist übrigens aus Kärnten, das merkte ich erst während der Fahrt, aber ich gab mich erst beim Aussteigen als Österreicher zu erkennen. Ich bevorzuge im Urlaub eher Kontakte zur lokalen Bevölkerung denn zu meinen eigenen Landsleuten.
Innenraum des Triebwagens 311/312.
Nun beginnt eine interessante und landschaftlich sehr reizvolle Fahrt von etwas über 2 Stunden nach Donostia/San Sebastián. Bis Euba (km 24) ist die Strecke zweigleisig und sehr modern ausgebaut. Man sieht teilweise auch sehr moderne Bahnhöfe. In Eibar (km 49) steigen so viele Leute zu, daß einige stehen müssen. Unterwegs gibt es Ausblickein enge Täler, man sieht auch einmal das Meer. Die Landschaft erinnert häufig an Österreich oder die Schweiz. Umso ungewohnter wirken dann plötzliche Blicke auf eine Meeresbucht. Ich frage mich, warum man dieses Eck nicht die “Spanische Schweiz” oder “Baskische Schweiz” genannt hat. Gibt es doch schon so viele “Schweizen” in Europa. Bei einigen dichter besiedelten Gebieten entdecke ich Tunnel in Bau. Die Strecke wird wohl in absehbarer Zeit weiter modernisiert und teilweise neu trassiert. Seltsam ist auch, daß während der ganzen Zeit kein Schaffner auftaucht. Allerdings kann man die Bahnsteige nur mit dem Ticket betreten bzw. verlassen.
Unterwegs kann ich diese Diesellok notschlachten. Es dürfte sich um die Lok 1031 von Convensa handeln, ex FEVE 1008. Offensichtlich eine Bauzuglok.
Beim Kilometer 102 mündet die Strecke von Irún/Hendaye in unsere Strecke ein, kurz darauf (km 104) erreichen wir Añorga, ab hier ist die Strecke wieder zweigleisig. Doch kurz danach kommen wir schon im Bahnhof Amara an (km 107). Ja, er heißt Amara, gemeint ist aber Donostia (Spanisch: San Sebastán), das ist wenigstens unterhalb klein angeschrieben. Der große Kopfbahnhof hat immerhin 7 Gleise!
Bahnhof Amara in Donostia. Links ist der rote Triebwagen erkennbar, mit dem ich angekommen bin.
riebwagen 3508 in Amara.
Der Bahnhof Amara von “Eusko Trenbideak”, wie die Baskischen Eisenbahnen mit vollem Titel heißen. Ein schlichter Zweckbau
Daß Donostia eine glanzvolle Geschichte als Kur- und Badeort hat, wird an manchen Details und vielen Gebäuden deutlich.
Und plötzlich meint man, man versteht perfekt Spanisch. Erstaunlich, wieviel man weiß, wenn man als Alternative nur Baskisch hat…
Ich habe auf dem Bahnhof bereits entdeckt, daß es Züge nach Hendaye (baskisch: Hendaia) gibt und rechne mir aus, daß sich so eine Fahrt auf jeden Fall mit meinem Zeitplan ausgehen wird. Immerhin verkehrt ein Eusko-tren alle 30 Minuten dorthin. Aber ich möchte zumindest einen kleinen Eindruck von der Stadt bekommen und spaziere daher durch die Straßen und inspiziere auch einen Stadtplan. Da entdecke ich, daß es noch einen zweiten Bahnhof gibt: RENFE. Das hatte ich nicht gewußt. Später komme ich dann drauf, daß Donostia ja an der RENFE-Hauptstrecke Hendaye – Madrid liegt. Ich überquere also eine schöne Brücke über den hier ins Meer fließenden Fluß und suche die RENFE-Strecke. Bei der Cercanías-Station Gros (ja, hier gibt es eine Cercanías-Linie) gibt es eine Brücke, von der sich auch ein Blick zum Bahnhof San Sebastián bietet:
RENFE-Bahnhof San Sebastián.
Auf dem Bahnhof entdecke ich dann, daß in absehbarer Zeit ein Zug nach Irún verkehrt. Also habe ich die Chance, auf diesem Weg hin und mit Eusko-Tren zurück nach Donostia fahren zu können. Und das werde ich auch tun.
Und auch hier wieder die Zwei-, nein sogar Dreisprachigkeit: Spanisch immer zuerst, die Regionalsprache darunter fett.
Kurz vor Irún sind schon Dreischienengleise zu sehen mit Normalspur-Güterwagen.
Nach dem Aussteigen in Irún schaue ich mich erst einmal um, um den Bahnhof kennenzulernen. Nie hätte ich gedacht, daß ich alle drei Eisenbahngrenzübergänge zwischen Spanien und Frankreich in dieser Urlaubsreise besuchen würde. Natürlich war ich schon einmal hier, aber da war ich 19 Jahre alt und müde von den ausschließlichen (durch Interrail quasi kostenlosen) Nachtfahrten in Sitzwagen. Die Erinnerungen halten sich in Grenzen. Die Grenzkontrolle habe ich noch ungenau in Erinnerung, sie war ziemlich streng, jedenfalls strenger als 1973 zwischen Österreich und den damaligen “westlichen” Nachbarländern. Der Zollbahnsteig zwischen den Breitspur- und den Normalspurgleisen führt nun ein Schattendasein. Auf der spanischen Prellbockseite entdecke ich einen Alvia-Triebwagen Reihe 120. So gut konnte ich ihn bisher noch nicht fotografieren und schon gar nicht aus der Nähe.
Baureihe 120 (mit BRAVA-Spurwechseleinrichtung) in Irún, vermutlich wartet er auf den Einsatz als Alvia nach Madrid Chamartín.
Eine Doppellok der Reihe 289 fährt leider völlig unbrauchbar für ein gutes Foto zwischen den Bahnsteigen vorbei mit einem Güterzug Richtung Frankreich. Da hier nicht viel los ist, begebe ich mich auf den Bahnhofsvorplatz und traue meinen Augen nicht: was sehe ich da? Einen türkischen Hochgeschwindigkeitszug, der seine CAF-Herkunft nicht verleugnen kann. Hinter dem Parkplatz gibt es einige Gleise, auf denen Güterwagen herumstehen und – gottseidank halbwegs frei – dieser türkische Triebwagen. Ich warte sicherheitshalber, bis ein Bahnbediensteter um die Ecke verschwindet, um ohne Gefahr einige Bilder machen zu können. Dieser Zug wird also in absehbarer Zeit auf dem ersten Teilstück der HG-Strecke in der Türkei verkehren.
Der türkische HGV-Zug ist beschriftet als HT 65004, ein Zwischenwagen ist mit 9-650004-8 beschriftet.
Nun muß ich also den Eusko-Tren-Bahnhof finden. Stadtplan ist keiner zu finden, also spaziere ich mal intuitiv in die richtige Richtung. Dabei überquere ich die Bahntrasse, und der Blick nach unten ist gar nicht uninteressant:
Der Unterschied zwischen Breitspur- und Normalspurgleisen ist sogar mit freiem Auge zu erkennen.
Sogar die Systemtrennstelle 1500V= (Frankreich) und 3000V= (Spanien) ist nahe bei der Brücke gut zu sehen.
Ich warte, in der Hoffnung, daß vielleicht doch noch ein Zug die Grenze passiert. Und tatsächlich kommt etwas: die Doppellok, die kurz vorhin mit einem Güterzug nach Frankreich durchgefahren ist, kehrt zurück. Na, wenigstens gelingt jetzt ein halbwegs passables Bild diese Lok.
Lokomotive 289.103.
Nun setze ich meinen Weg fort, um einen Eusko-tren-Bahnhof zu finden. Und übersehe dabei den Eingang zur Station. Ein Stadtplan, den ich wenig später an dieser Stelle entdecke, läßt mich stutzig werden: hier müßte es doch schon sein. Dann entdecke ich eine Brücke, darunter ein Gleis, aber auf meiner Seite war nichts. Da! Ein Eingang – es ist die Station. Ich hab sie übersehen! So unscheinbar.
Eusko-tren-Station Irún.
Leider hab ich kein Kleingeld für den Fahrkartenautomaten. Das Ticket würde 1,25 Euro kosten bis Hendaia (Hendaye), aber was tun? O Glück, in Spanien und nicht in Österreich zu sein! Es gibt auch einen Fahrkartenschalter. Der nette Herr verkauft mir eine Fahrkarte und ich gehe hinunter zum Endaiarako Nasa (Bahnsteig nach Hendaye). Die Entfernung von hier nach Hendaye ist ja nur 1 km. Und hier kommt sogar eine Schaffnerin, die meinen Fahrschein kontrolliert! Ich wäre neugierig, ob auch zu Grenzkontrollzeiten schon alle 30 Minuten ein Zug nach Frankreich gefahren ist. Die Strecke ist zwar großteils eingleisig, hier aber ist die Station zweigleisig. Ich kann einen Zug der Baureihe 200 auf dem Gegengleis fotografieren. Die vierteilige Baureihe 200 stammt von 1985 und wird im Lokalverkehr auf der Strecke Bilbao – San Sebastián – Hendaye eingesetzt. 20 Garnituren wurden gebaut. Der Zug fährt nach Lasarte-Oria. Letzterer Ort liegt abseits der Hauptstrecke, der Zug muß also in Amara stürzen (= die Richtung wechseln). Die Lage des Eusko-Tren-Netzes ist hier gut zu sehen:
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es.wikipedia.org]
Triebwagen 207 in Irún.
Da wir uns hier auf Spanien konzentrieren wollen, verzichte ich auf die ohnedies nicht allzu besonders gewordenen Bilder von französischen Triebwagen in Hendaye. Ich möchte nun die kurze Strecke zurückgehen nach Spanien, denn ich habe vom Zugfenster aus schon bemerkt, daß es hier nicht weniger als vier nebeneinander befindliche Brücken über den Grenzfluß gibt: von Westen nach Osten sind dies die Hauptbahn-Brücke mit (vermutlich) Normalspur- und Breitspurgleisen, die Eusko-Tren-Brücke mit 1000mm-Gleis, eine alte Straßenbrücke, die nur mehr für den Fußgänger und Radfahrerverkehr dient und eine neuere Straßenbrücke. Ich gehe also über die Fußgängerbrücke.
Links ist das Schmalspurgleis an der Oberleitung zu erahnen, noch weiter links die Hauptstrecke. Wir blicken nach Frankreich.
Das Bild wäre auch ein passendes Rätselbild: wem fällt etwas auf? Und was kann es sein? Man erkennt eine hellgrüne Lokomotive. Des Rätsels Lösung kommt bald!
Hier war wohl einmal die Grenzkontrollstelle der Franzosen.
Die Gegend hier ist mir aber nicht ganz geheuer. Einige seltsame Typen treiben hier ihr Unwesen und einige andere Dinge. Bei dem dichten Verkehr ist es natürlich nicht schwer, einen Zug auf der Grenzbrücke zu fotografieren:
Triebwagen 217 auf der Grenzbrücke Frankreich-Spanien.
Beim Zurückgehen über die Grenzbrücke versuche ich, in Hendaye die sonderbare hinter einem Gebäude teilweise versteckte Lok zu fotografieren. Es gelingt nur mit Tele, denn das Gebiet, auf dem sie steht, ist eingezäunt. Immerhin kann ich die Fabriksnummer auf dem Bild erkennen.
Viel ist von der Vossloh-Lok Nr. 2505 durch den Gitterzaun nicht zu sehen. Aber die Farbe kommt mir so bekannt vor (Angel Trains).
Aber auf dieser Website kann man nachlesen, was für eine Lok das war und wie es mit ihr weitergeht(ging):
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www.railcolor.net]
Das kleine Eusko-Tren-Statiönchen in Hendaye mit dem hinter Gittern versteckten Bahnsteig wirkt eher wie ein Kiosk denn wie ein Bahnhof. Leicht zu übersehen! Und es gibt gerade mal ein einziges Gleis.
Nun geht es wieder zurück nach Donostia, nach einer kurzen Labung geht es zur Heimfahrt nach Bilbo.
Abfahrtstafel in Donostia.
Zum Abschied von Donostia noch ein Bild vom Triebwagen 219 nach Errenteria.
Die Rückfahrt mußte ich mangels anderer Möglichkeiten mit einem Regionalzug der Baureihe 200 antreten. Um diese Zeit gibt es keine Schnellverbindung. Der Zug um 20:18 war mir zu spät, um meinen Nachtzug zu erreichen. Das Innere ist recht spartanisch und eine Fahrt über mehr als zweieinhalb Stunden (107 km) ist nicht angenehm. Aber was soll’s! Die weißen Lehnen im Vordergrund ist übrigens keine echten Sitze, sondern Stehsitze. Hier kann man sich mit dem @#$%& halb stützen oder draufsetzen, die Beine stehen aber am Boden.
Und hier das Innere des Triebwagen 213.
Und nun beginnt eine sehr schöne Fahrt – zwar mit Halt in allen Haltestellen, aber der Regionalzug benötigt dennoch nur um 25 Minuten mehr als der Schnellzug, mit dem ich gekommen bin. Ich genieße die Landschaft diesmal von der anderen (schöneren) Seite (blick nach Norden) und mache dabei viele Bilder. Ich möchte Euch einige Landschaftsbilder nicht vorenthalten:
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Hier erkennt man auch ein wenig die Strecke.
Auf den letzten Kilometern vor Bilbao ist die Strecke wieder zweigleisig.
Interessante Weichenbauarten gibt es hier.
Die Strecke ist auf vielen Abschnitten sehr gut ausgebaut und wir können mit Hochgeschwindigkeit (80 km/h) fahren. Nach der Ankunft in Bilbao bleibt noch ein wenig Zeit bis zur Abfahrt meines Zuges. Auch auf die Gefahr hin, daß es dunkel wird, möchte ich doch wenigstens ein kurzes Stück auch mit der FEVE fahren. Also nichts wie hin und den Fahrplan studiert. Es geht sich eine Fahrt nach Sodupe und wieder zurück innerhalb einer Stunde aus. Sodupe ist von Abando 18 Kilometer entfernt, der Zug benötigt dafür 20 (hin) bzw. 25 (zurück) Minuten. Schon der Bahnhof ist interessant. Es gibt zwei Bahnsteige. Auf dem Bild hinter mir sind zwei Prellböcke, die Gleise sehen nur so aus, als ob sie zusammenführen würden. Das rechte Gleis kann auch für Lokomotivzüge verwendet werden, die Lok könnte also abkuppeln und den Zug umfahren. Die kleine Denkmallok kommt mir sehr klein vor, um hier wirklich einmal gefahren zu sein, aber wer weiß? Die Strecke führt übrigens sofort in einen Tunnel.
Bahnhof Abando (FEVE) mit Triebwagen 3606.
Gleisabschluß und Denkmallok.
Man merkt am Triebwagen 3621 nicht, daß er ein Neubau ist, im Vergleich zum zweiten Triebwagen, der ein Umbau ist. Ich hatte eine FEVE-Fotogenehmigung, aber keiner interessierte sich dafür. Bei Eusko-Tren war das Fotografieren ebenso problemlos.
Triebwagen 3621 in Bilbao Abando.
Das Innere des Triebwagens wirkt freundlich und modern.
Nach einer Tunnelfahrt geht es durch enge Gegenden, es ist verständlich, daß man hier die Gleise in den Untergrund verlegen will.
Hier ist die Baustelle in der Nähe der Straßenbahnendstation, die ich heute schon von oben gesehen habe.
Es geht immer am Hang entlang im Tal des Rio Nervión. Dann biegt die Strecke nach Westen in ein Seitental ab. Es ist schon dämmerig, als wir die Station Sodupe erreichen. Es ist immerhin schon 20:27 Uhr. Die Rückfahrkarte kostete übrigens 2,70 Euro. Hier warte ich eigentlich nur auf den Gegenzug, aber die Strecke wäre es wert, abgefahren zu werden. Am liebsten bis Santander. Na, vielleicht hole ich das einmal nach! Unser Zug ist ein beschleunigter Regionalzug, das heißt, er hält im Nahbereich von Bilbao nicht an allen Haltestellen.
Nach dem Aussteigen in Sodupe.
Die Landschaft wirkt nicht fremdartig für Österreicher. Die baskische Fahne weht etwa in Bildmitte.
Das Bahnhofsgebäude von Sodupe. Alles ist abgezäunt, denn man kann den Bahnsteig nur durch die Fahrkartensperre betreten.
So geht ein sehr schöner Eisenbahntag zu Ende. Es gäbe so viel hier zu sehen, daß ich überlege, ob ich nicht einmal in diese Gegend von Spanien reisen soll. Jetzt, wo ich das ein halbes Jahr nach der Reise schreibe, bin ich schon am Planen und würde gerne das ganze Schmalspurnetz von Nordspanien bereisen. Mal sehen, ob etwas draus wird. Nach der Rückkunft in Bilbao hole ich mein Gepäck aus dem Hotel und komme gerade rechtzeitig zum Bahnhof zurück, um den einzigen Fernzug, nämlich jenen von León, zu sehen. Es ist zwar schon dunkel, aber ich warte dennoch über dem Tunnelmund, weil ich neugierig bin, wie der Zug aussieht. Es könnte ja auch ein Zug Lok+Klassen sein. Stattdessen ist es ein zweiteiliger Triebwagen der Reihe 2400. Leider wird das Bild wegen der Lichtverhältnisse nicht besonders, aber ich stelle es dennoch herein. Die Fahrt von León dauert übrigens siebeneinhalb Stunden, aber es ist der einzige Zug, der (abgesehen von Cercanías-leistungen im Nahbereich von León und Bilbao) diese Strecke befährt. Leider ist die Ankunft sowohl in León als auch in Bilbao erst nach 21 Uhr. Da muß man das Hotel schon gebucht haben!
Triebwagen 2420/2470 bei der Einfahrt in Bilbao Abando.
Nun kann ich meinen Zug aufsuchen, doch zunächst bin ich freudig überrascht, daß ich eine alte Talgo-Garnitur sehen kann. Der Zug von Barcelona ich glaube Talgo 533 “Miguel de Unamuno”) steht auf dem Bahnsteig der Fernzüge.
252 033 mit alter Talgogarnitur aus Barcelona.
Für die Spezialisten machte ich auch ein Nahbild der beiden Generatorwagen.
Auch ein Zug aus Madrid kommt an, er ist seltsamerweise mit einer Diesellokomotive bespannt, warum weiß ich nicht. Dann gehe ich zu meinem Zug, der aus (noch) drei Vierachsern besteht: ein WL, ein Bc und ein A. Ich habe eine Reservierung im Liegewagen.
269 405 mit Estrella 930 “Pio Baroja” nach Barcelona.
Und diese Nachtfahrt im Liegewagen (ich zahlte 17,40 Euro Zuschlag) war die angenehmste und bequemste von allen in Spanien. Viel angenehmer als die Talgo-Schlafwagen. Erstens war der Wagenlauf viel ruhiger, zweitens das Bett viel breiter, drittens die Decken bzw. die Wäsche auch nicht viel schlechter als in den Schlafwagen. Fazit: es muß nicht immer Schlafwagen sein! Ich habe den Eindruck, daß der Zug zweimal die Fahrtrichtung gewechselt hat, aber ich weiß natürlich nicht, wo. Oft hielt der Zug lange in einer Station (ich werde nach der Ankunft bemerken, daß wir viele zusätzliche Wagen bekommen haben). Mir scheint auch, daß der Lokführer immer sehr vorsichtig die Geschwindigkeiten verringert oder erhöht hat, um den schlafenden Fahrgästen möglichst viel Komfort zu ermöglichen. Oder bilde ich mir das nur ein? Ich bin jedenfalls begeistert von dieser letzten Fahrt.
Tag 22: 21. August 2008: Barcelona - Wien
Ich komme sehr gut ausgeruht in Barcelona an. Dort staune ich auch, wie lang der Zug inzwischen geworden ist. Der Zug dürfte einer der wenigen verbliebenen sein, der sozusagen aus allen Ecken zusammengesammelt wird: von Bilbao, von Irun, von Gijon. Nach einem (teuren) Frühstück am Bahnhof geht es zur Rodalies R-10 zum Flughafen. Wieder will ich ein Zugangsticket lösen, aber nach 15 Minuten Anstehen am Schalter sagt man mir dort, ich solle bei einem Zugang hineingehen, wo ein Beamter steht. Und der läßt mich dann auch tatsächlich durch. Naja, das hätte man mir früher sagen können… Alles weitere ist dann Routine. Zu erwähnen wäre vielleicht noch, daß ich beim Anflug auf Wien die beste Sicht auf den Westbahnhof und den Südbahnhof habe (beides Bahnhöfe, die in den nächsten Jahren umgebaut bzw. neugebaut werden. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich Luftbilder hier öffentlich zeigen darf, daher lasse ich es lieber.
Abschließend vielen Dank für das Interesse und die Rückmeldungen. Ich war – rückschauend – sehr überrascht, daß es mir in Spanien so gut gefallen hat. Es ist das erste Mal nach sehr langer Zeit, daß ich nach so einer Reise entschlossen bin, im nächsten Jahr das selbe Land noch einmal zu besuchen. Mal sehen, ob es Wirklichkeit wird.
Ein paar statistische Daten:
9157 km auf Bahnstrecken zurückgelegt (davon 444 km auf Privatbahnstrecken) – ohne Metro und Straßenbahn
183,50 Euro an Zuschlägen bezahlt (Interrail kostete
469 Euro) – darunter zweimal Schlafwagen und einmal Liegewagen.
53,75 Euro für Privatbahnfahrten bezahlt (ohne Metro und Straßenbahnen).
Ich habe versucht, auszurechnen, wieviel ich mit Einzelfahrkarten bezahlt hätte, es wären etwa 770 Euro gewesen. Da aber ein normaler Mensch wohl kaum im drei Wochen 9000 Kilometer zurücklegen will, war das eine Ausnahme, daß Interrail um eine Spur billiger war als Normalfahrkarten. Andererseits hatte ich einen Globalpass und keinen Spanien-Paß (wegen Frankreich und Portugal). Nicht zu vergessen den Streß mit den Reservierungen und den komplizierten Zugang zu den Cercanías-Linien, wenn man ein Interrail-Ticket hat.
Daher: Das nächste Mal fahre ich sicher
ohne Interrail!