Tag 10: 9. August 2008: Madrid – Ronda
Nun verlassen wir das Zentrum Spaniens. Unser nächstes Ziel ist Andalusien. Als Quartier fanden wir ein kleines Hotel in Ronda, von dort aus können wir sowohl Gibraltar als auch Granada in Tagesausflügen erreichen. Zunächst steht einmal eine Fahrt über die erste Hochgeschwindigkeitsstrecke Spaniens bevor sowie unsere zweite Fahrt durch einen Cambiador.
Unser Zug ist der Altaria 9366 nach Algeciras. Er besteht aus der Lok 252 027 und einer Talgogarnitur TA6 (Talgo 2000). Sie ist noch im alten Anstrich gehalten:
Lok 252 027 vor dem Altaria nach Algeciras in Madrid Atocha
Aus solchen Talgowagen besteht der Zug
Das Innere der Turista-Klasse – die Sitze sind sehr unbequem!
Die Sitze sind leider SEHR unbequem und ich habe schon nach 2 Minuten Kreuzschmerzen (nicht erwähnt habe ich bisher einen Bandscheibenvorfall, den ich eine Woche vor Urlaubsbeginn erlitten habe). Unser Wagen ist voll, es gibt viele Kinder hier, alle Sitze sind belegt. Es gibt Headsets, man kann einen Film am Monitor verfolgen – ähnlich wie im Velaro zwischen Barcelona und Madrid. Der Film ist spanisch mit spanischen Untertiteln. Auch die Ansagen im Zug sind ausschließlich spanisch. Die Landschaft unterwegs ist eintönig und erinnert an die USA: viel Nichts. Je weiter südlich wir kommen, umso mehr Olivenhaine sind zu sehen. Hinter Puertollano wird die Landschaft hübscher. Fotografieren kann ich leider kaum, weil die Lichtverhältnisse und das spiegelnde Fensterglas es verhindern.
Fahrt durch den Cambiador
Die Fahrt durch den Cambiador Antequera-Santa Ana habe ich minutiös mitgeschrieben: Um 11:27 kommen wir im Bahnhof Antequera-Santa Ana an, ein Geisterbahnhof, dessen Bedeutung sich mir nicht ganz erschließt. Kurz danach ist die Abzeigung Richtung Malaga zu sehen. Wir zweigen rechts ab Richtung Cambiador, um 11:30 halten wir davor an. Ich vermute, die Lok wird abgekuppelt. Nur drei Minuten später beginnt eine Schleichfart in den Cambiador.
Leider nur mit Spiegelung durch das Fenster fotografierbar: die zweite Einfahrt in den Cambiador
Zwei Minuten danach stopt die Garnitur. Unser Wagen befindet sich dabei genau im Inneren des zweigleisigen Cambiadors, sodaß ich dieses Bild machen kann:
Hier stand unser Wagen sechs Minaten
Unsere Lok ist draußen sichtbar, wer uns bis hierher geschoben hat, sehe ich nicht. Ich nehme an, daß wir in dieser kurzen Pause die Diesellok bekommen, die unseren Zug bis zum Bestimmungsort bringen wird. Um 11.41 (nach 6 Minuten Aufenthalt im Cambiador) geht es weiter im Schritttempo. Um 11.43 beschleunigt der Zug und fährt zügig weiter.
Rückblick zum Cambiador Antequera-Santa Ana
In Bobadilla fahren wir durch. Unser nächster Halt ist schon Ronda. Im Gegensatz zum bewölkten Madrid ist es hier strahlend sonnig, tiefblauer Himmel und kein kleinstes Wölkchen, und selbstverständlich sehr heiß. Aber ich genieße es!
Unser Zug läßt sich nicht gut fotografieren, aber zu Dokumentationszwecken muß ich trotzdem einige Aufnahmen machen. Seltsam wirkt der Talgozug schon mit der großen Lok und dem niedrigen Wagensatz.
Unser Zug beim Halt in Roda. Ich konnte nicht einmal die Loknummer festhalten (vermutlich Reihe 333 Serie 400.
Der Zug verläßt Ronda in Richtung Algeciras
Der Rest des Tages gehört der überaus sehenswerten Stadt Ronda, und somit ist der Eisenbahnbezug dieses Tages auch schon erschöpft.
Tag 11: 10. August 2008: Ronda – Granada – Ronda
Heute steht ein Ausflug nach Granada auf dem Programm. Bevor wir in den Andalucia Exprés – die Regionalzüge heißen hier so – einsteigen, können wir uns den Bahnhof und die Fahrpläne näher anschauen. Viel Verkehr ist auf dieser Strecke hier nicht: Es gibt drei Regional-Express-Zugpaare Algeciras-Granada (“Andalucia Exprés”), ein Zugpaar Ronda-Algeciras (“Andalucia Exprés”), ein Zugpaar Ronda-Malaga (“Andalucia-Exprés”) und zwei “Altaria”-Talgozüge Madrid-Algeciras. Das heißt, viel Bewegungsfreiheit haben wir nicht. Für Granada haben wir also nur fünfeinhalb Stunden Zeit.
Auf dem Bahnhof staunen wir nicht schlecht: es gibt Ansagen auf Spanisch und Englisch!! Viele Bahnbilder sind auch am heutigen Tag nicht drin. Beim Einsteigen in Ronda gelingt das Bild des dreiteiligen Dieseltriebwagen wegen des Schattens am Hausbahnsteig nicht besonders. Dafür können wir unterwegs die Landschaft fotografieren, die sehr abwechslungsreich und interessant ist. Es fällt auf, daß es relativ viele Stationen gibt, die nicht mehr bedient werden. Die Stationsabstände der Haltebahnhöfe sind recht groß, sodaß man eigentlich im mitteleuropäischen Sinne nicht von einem Regionalzug sondern eher von einem Schnellzug sprechen könnte.
Nennt man das eine Hacienda? Oder ist es nur ein alter Bauernhof?
Offensichtlich Olivenplantagen, aber auch interessante Bergformationen.
Noch mehr Olivenbäume, aber auch eine Ortschaft.
Unterwegs können wir feststellen, daß die Strecke teilweise ausgebaut wird. Die alte Trasse ist hier im Hintergrund sichtbar.
Interessant ist auch die Verknüpfung zwischen Breitspur und Normalspur bei Bobadilla bzw. Antequera-Santa Ana. Südlich des Bahnhofs Bobadilla vereinigen sich die beiden Breitspurstrecken von Malaga und Algeciras. Nördlich dieses Bahnhofs, von dem später noch mehr zu berichten sein wird, teilt sich die Strecke nach Osten (Granada) und Norden (Cordoba), von der nach wenigen hundert Metern noch die Abzweigungen nach rechts zum Cambiador (und weiter Richtung Madrid) bzw. nach links Richtung Sevilla folgen. Die Strecke von Granada führt unter der LAV durch und besteht nicht nur aus der Kurve zum Bahnhof Bobadilla sondern auch nach Norden, sodaß auch von Granada aus die Normalspurstrecke via Cambiador erreicht werden kann. Tatsächlich gibt es auch zwei Altaria-Zugpaare zwischen Granada und Madrid.
Erst nach dem Aussteigen in Granada ist endlich ein annehmbares Foto unseres Zuges drin, aber es ist auch nur ein schlechtes Bahnsteigbild:
Triebwagen 592 052 in Granada.
70 Garnituren dieser Baureihe wurden ab 1982 gebaut (von MAN oder mit MAN-Lizenz). An beiden Enden gibt es Triebwagen, dazwischen in unmotorisierter Zwischenwagen, daher sind die laufenden Nummern von 001 bis 140 zu sehen. Unser Zug hat zwei unterschiedliche Triebwagen, die nicht innerhalb der Serie zusammengekuppelt sind: 044 und 052. Bis 2010 soll die Baureihe ausgemustert werden. Es gibt aber auch Umbauten (Subserie 200: 28 Stück und 300: 2 Stück).
Aber im Kopfbahnhof von Granada (mit Seitenbahnsteig und Mittelbahnsteigen) können wir auch einen Triebwagen der Reihe 598 sehen, der ein etwas ungewöhnliches Aussehen hat und ein Neigezug ist. Von den dreiteiligen “Nexios” genannten Zügen gibt es 21 Garnituren. Sie verkehren hier als Zuggattung R-598 (Regionalzug, 4 Zugpaare) auf der Strecke Almería – Granada (Kopfmachen) – Sevilla. Den Bahnhof Bobadilla fahren sie nicht an (dazu müßten sie dort wieder Kopf machen). Von Granada nach Malaga zu kommen ist also nicht so einfach. Es gibt immerhin drei Umsteigeverbindungen mit annehmbaren Wartezeiten, dazu muß man den Regionalexpress nehmen, oder am Abend einen Schnellzug (mit AVE-Anschluß in Antequera-Santa Ana).
598 019 in Granada.
Auch die 319 323 steht im Bahnhofsgelände untätig herum.
Und hier noch eine Gesamtansicht des Bahnhofs Granada.
Auch Talgo-Garnituren stehen hier herum für die Nachtverbindung nach Barcelona zum Beispiel. Auf dem Bahnhofsvorplatz staunen wir nicht schlecht, als wir Reste von Straßenbahngleisen entdecken. Auch auf der Straße Richtung Stadt liegen teilweise noch die Schienen.
Reste der Straßenbahn Granada.
Nach der Besichtigung der Stadt und der Alhambra ist die Zeit leider zu kurz, um auch die Kathedrale von innen zu sehen. Wir müssen uns wieder rechtzeitig auf dem Bahnhof einfinden, um den letztmöglichen Zug nach Ronda zu erreichen. Inzwischen hat sich hier einiges getan. Auf dem Hausbahnsteig steht eine Talgo-Garnitur, bereits abgekuppelt zwei bullig wirkende Dieselloks Reihe 319 im neuesten Anstrich.
319 319 in Granada.
Bei der Heimfahrt entdecke ich noch mehr von den Bauarbeiten an der Strecke. Teilweise wird ein zweites Gleis zugelegt, zumindest das Planum für ein zweites Gleis ist zu sehen. Ich staune, daß es auf den relativ unbedeutend wirkenden Unterwegsbahnhöfen fast überall Bahnpersonal gibt. So wie hier in Archidona. Der Bahnhof ist zwar im Renfe-Bahnhofsverzeichnis enthalten, aber es gibt hier keine verkehrsmäßigen Zugshalte. Der R-598 (Sevilla-Almería) fährt hier durch und wir warten hier nur auf die Zugkreuzung.
Unerwegsbahnhof Archidona ohne Fahrgastwechsel. Hier warten wir den Gegenzug (Sevilla-Almería) ab.
Damit endet ein schöner Tag, der allerdings eisenbahnmäßig nicht so ausgiebig war wie etwa in der Umgebung von Madrid. Und auch der nächste Tag steht ganz im Zeichen von Sightseeing:
Tag 12: 11. August 2008: Ronda – Gibraltar – Ronda
Heute geht es nach Gibraltar. Dor gibt es zwar keine Eisenbahn, aber die Strecke von Ronda Richtung Algeciras ist sehr sehenswert und führt durch eine wunderschöne Landschaft: ein sich verengendes Tal, das viel grüner ist als die eher braune Gegend mit den Olivenplantagen. Als wir am Bahnhof auf unseren Zug warten, wissen wir das aber noch nicht. Der Talgo von Algeciras kommt mit 15 Minuten Verspätung, daher fährt auch unser Zug mit Verspätung ab. Ich kann den ankommenden Talgo sogar fotografieren. Unser Zug fährt also erst nach 10 Uhr von hier ab. Viel Zeit werden wir nicht in Gibraltar haben. Der erste (frühe) Zug war meinem Reisekameraden zu früh.
319 325 bei der Einfahrt in Ronda. Leider habe ich in der Angst, meine eigene Abfahrt zu versäumen, mich nicht getraut, auf den Bahnsteig zu treten, daher die vielen Stangen im Bild. Ich fotografierte von der Türe unseres Zuges.
Natürlich sind auch in Spanien die Züge bereits rauchfrei!
Und hier ein bißchen Landschaft. Das Flußbett war nur stellenweise ausgetrocknet. Es gab auch Stellen mit viel Wasser.
Gibt es Draisinenfans hier? Nur für diese hab ich nämlich den 010 057 fotografiert.
Wir kommen natürlich mit etwas Verspätung in San Roque-La Línea an. Von hier soll es einen Bus zur Grenze von Gibraltar geben. Wir finden zwar Haltestellen, aber keine Fahrpläne. Immerhin sind Linien schematisch eingezeichnet. Aber nirgendwo erfährt man, wann ein Bus kommt. Es kommt auch keiner. Wir gehen daher in die Richtung, wo wir auf dem schematischen Plan erkennen können, daß mehr Linien zum gewünschten Ziel fahren. Es ist alles ein Glücksspiel, wir gehen mindestens zwei Kilometer, vermutlich viel mehr. Wir finden jedenfalls eine Bushaltestelle und dort können wir einen Passanten fragen, ob der Bus nach La Línea hier abfährt. So ist es dann auch. Wir kommen auch wirklich zur Grenze von Gibraltar.
Bemerkenswert ist der Felsen schon. Absichtlich ein Bild durch die Windschutzscheibe des Busses.
Gibraltar ist ein lebender Anachronismus. Allein die Tatsache, daß man wegen nicht einmal 30.000 Einwohner eigene Briefmarken, Banknoten und Münzen herstellt, ist ein Luxus. Andererseits ist es für einen Münzensammler wie mich natürlich interessant – und ein MUSS, Euro in Gibraltar-Pfund umzutauschen. Daß an der Grenze noch immer kontrolliert wird, ist ebenfalls ein Anachronismus. Es wäre vernünftiger, wenn Gibraltar wirtschaftlich mit Spanien zusammenarbeiten würde. Aber wie dem auch sei, der Nachmittag hier ist interessant und ich gehe nicht nur über die einzige Straße, die weltweit eine Landebahn eines Flughafens kreuzt, sondern das erste Mal im Leben auch marokkanische Berge. Die Rückfahrt wird wieder zum Glücksspiel, denn an der Busstation in La Línea gibt es keine Fahrpläne. Auch weiß keiner Auskunft zu geben. Immerhin kann man erahnen, wo der Bus abfahren könnte, ein anderer Fahrgast bestätigt meine Vermutung. Ich frage auch, ob er zur “estacion San Roque-La Línea” fährt, aber ich meine den Bahnhof und gemeint ist die Bushaltestelle. Gottseidank weist uns ein Mitfahrer auf die Station hin, als ich nach der estacion de los ferrocarriles frage, meint man, dorthin fährt kein Bus, wir müßten hier aussteigen. Es ist die Station, wo wir auch eingestiegen sind. Wir waren so klug und sind zeitgerecht gefahren, sodaß wir unseren Zug (den letzten und einzigen) sicher erreichen können. Ein wenig Aufregung also noch an diesem Tag. Im Notfall hätten wir eben ein Taxi genommen.
Bei der Rückfahrt denke ich dran, den Innenraum des Triebwagens Reihe 592 zu fotografieren. Er ist nicht unbequem.
Nach der Ankunft in Ronda warten wir noch auf die Ankunft des Regionalzuges aus Málaga. Er kommt mit dem Solo-Triebwagen 596 004. Der Triebwagen wird dann auf das zweite Gleis verschoben, wo er gemeinsam mit einem 592 auf den Morgen warten. Die ersten beiden Züge am Morgen fahren vom gleichen Bahnsteig nach Málaga und nach Algecíras ab. Die Baureihe 596 haben wir schon in Ávila gesehen.
596 004 aus Malaga, bereits auf Gleis 3 aufgestellt für die morgendliche Abfahrt.
Wir spazieren noch über die Gleise – ohne daß uns irgendjemand hindert – und fotografieren das Bahnhofsgebäude von der anderen Seite. Ich frage mich, ob es hier noch Güterverkehr gibt. Die Antwort kommt am folgenden Morgen.
Bahnhof Ronda.
Im nächsten Teil verlassen wir Ronda und es geht nach Sevilla und Cordoba.