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GR: Intercity Zug entgleist nahe Thessaloniki

geschrieben von: Dimitri

Datum: 20.10.05 20:26

Heute, 20.10.2005, entgleiste gegen 12 Uhr 30 nahe Thessaloniki der Intercity Zug ICE 71. Bei dem Unglück gab es (dazu gibt es verschiedene Aussagen) etwa 13 Verletzte, davon ein schwerverletztes Baby, welches bei der Entgleisung aus dem Zug geschleudert wurde. Andere Quellen sprechen von 18 Verletzten. Das Unglück geschah in Adendron, etwa 30 km nach Thessaloniki in Richtung Athen.
Gefahren wurde der ICE71 mit einem vierteiligen Dieseltriebwagen der Baureihe 520 (früher A 600) . Der Triebwagen musste außerplanmäßig auf das Nebengleis. Wegen für die Weiche zu hoher Geschwindigkeit entgleiste der Zug, ein Mittelwagen (der erste) kippten zur Seite. Einer der Triebköpfe, der hintere, fing Feuer, welche durch die sehr rasch an der Unfallstelle eingetroffene Feuerwehr gelöscht werden konnte.

http://www.mpa.gr/media/thumbnails/DIA/img_43579ffe10559.jpg


http://www.mpa.gr/media/thumbnails/DIA/img_43579fe909d24.jpg

http://www.ert.gr/site/news/photos/img70x70/2005/10/treno-ektroxiasmos.jpg

(erste beide Bilder entnommen der Webseite der Makedonischen Presseagentur (www.mpa.gr) und des griechischen Staatsfernsehn (www.ert.gr))

Zum Unglückshergang und Ursache (Thesen):

Intercity IC71 kam aus Alexandroupolis. In Kilkis hatte der Zug schon einen technisches Problem, welches für die Weiterfahrt vom Triebwagenführer provisorisch behoben wurde. Bis Thessaloniki konnte der Triebwagen nur mit kleiner Geschwindigkeit fahren.
In Thessaloniki wurden dann der Triebwagen getauscht, die Fahrgäste mussten umsteigen. Dies führte zu 40 Minuten Verspätung.

Als ICE hält der Zug nur an wenigen Bahnhöfen, hat gegenüber anderen Zügen den absoluten Vorrang. Der Triebwagenführer konnte sicher sein, die Höchstgeschwindigkeiten ausfahren zu können. Um die Verspätung aufzuholen, beschleunigter er nach Thessaloniki kräftig. Bis Larissa ist die Strecke zweigleisig und nächster Halt wäre Platy gewesen. So fuhr er sehr bald etwa 150 km/h.

Leider hat die OSE es versäumt, ihre Sicherungstechnik den neuen Gegebenheiten anzupassen. Vieles ist seit Jahren geplant, getan wurde nichts. Es gibt kein Zugleitsystem, man hat keine INDUSI und die Signale gibt es auch nicht überall. Für gewöhnlich erhalten die Triebwagen/Lokführer ihre Anweisungen immer noch per Zugfunk.

Die OSE spricht von menschlichen Versagen des Triebwagenführers, ohne genauer dies zu erläutern und zu begründen. Folgende Thesen stelle ich auf:

Der Triebwagenführer konnte davon ausgehen, bis Platy als ICE (Zug mit Priorität) durchrasen zu können, also beschleunigter er und fuhr die maximale Geschwindigkeit.

Kurzfristig – da das Hauptgleis belegt war – erhielt der Triebwagenführer per Funk die Anweisung, dass der durch Adendron über das Nebengleis geführt wird.

These 1: Als diese – von der Regel abweichende - Anweisung kam, war der Zug schon zu nahe bei Adendron und so schnell, dass er vor der Weiche nicht rechtzeitig abbremsen konnte. Hierzu muss angemerkt werden, das die Weiche zum Nebengleis sehr kleine Radien hat und nur mit kleinen Geschwindigkeiten durchfahren werden kann. In diesem Fall wären es maximal 60 km/h gewesen. Man geht davon aus, dass der Zug zum Zeitpunkt der Entgleisung noch mindestens 100 km/h drauf hatte.

These 2: Der Triebwagenführer hörte die Anweisungen aus Adendron nicht oder missverstand sie. Da er mit freier Strecke rechnete, fuhr er zu schnell. Er kann die Anweisung : „ICE 71, sie durchfahren heute Adendron über Gleis X“ auch missverstanden haben. Vielleicht hat er nicht mitbekommen, dass er nicht über das Hauptgleis kam, oder er erkannte nicht, dass er über eine sehr enge Weiche fahren würde.

Jedenfalls erinnert dieser Unfall stark an das Unglück in Tithorea vor einigen Jahren, wo ebenfalls ein IC auf ein Nebengleis (weil ein defekter Zug das Hauptgleis belegte) umgeleitet wurde. Auch damals fuhr der Zug zu schnell durch die Weiche.

Die OSE hat aus diesen Unfall nichts gelernt. Zu mindestens, wenn man die Sicherungstechnik nicht auf neustem Stand bringt, hätte man auf der Hauptstrecke die sehr engkurvigen Weichen vermeiden müssen und Weichen einbauen müssen, für höhere Geschwindigkeiten.

Die Strecke, in beiden Richtungen, war nach dem Unfall auch für die Bergung und Rettung gesperrt, bis zu diesem Zeitpunkt (19 Uhr) ist die Strecke zwischen Thessaloniki und Platy gesperrt, es gibt einen Busersatzverkehr. Es gab neben Schäden am Triebwagen auch Schäden am Gleis und an der (noch nicht im Betrieb befindliche) Oberleitung.

Mehr dazu, wenn ich mehr in Erfahrung bringe.

Grüße
Dimitri



https://img.web.de/v/mail/html_mail/smileys/smileys/smileys91.gifDimitri

http://img267.imageshack.us/img267/8269/100pixeldk5.jpg

Betr.: Bf Adendron (OSE)

geschrieben von: MichaelM

Datum: 21.10.05 10:35

Hi@All,

bereits am Sonntagnachmittag fuhr ein beschleunigter Personenzug
von Edessa nach Thessaloniki, der eigentlich in Adendron nicht hält,
durch das Überholgleis.

Gab es vielleicht bereits im Vorfeld Bauarbeiten und/oder technische
Probleme ?

MM



Wenn Maria und Josef damals mit der DB gefahren wären, würde Weihnachten auf den 28.Juni fallen (Dieter Nuhr)