Hallo,
nachdem wir bereits im Januar ein Wochenende dort verbracht hatten, es uns dort gefallen hatte und gerade in Sachen Fotografie nicht wirklich was dabei herumkam,
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ging es in den Winterferien erneut für ein paar Tage nach Szklarska Poręba.
Mittwoch, 22.02.23
Früher Feierabend, schnell alles notwendige für die vier Nächte gepackt und schon saßen wir im Auto in Richtung Osten. Der besseren Hälfte dürstete es noch nach einem Käffchen und auch die Kinder meinten, sie könnten einen Kuchen oder Ähnliches vertragen. Da bot es sich an, dass in Dresden (mal wieder) die Tatras ein Comeback feierten und ein paar Umläufe auf der Linie 4 nach Radebeul fuhren und somit auch die Autobahn kreuzten. So gab es nach nur wenigen Kilometern schon den ersten Stopp und während die Familie ihre Heißgetränke und Konditorerzeugnisse genossen, postierte ich mich an der Haltestelle Rankestraße.
Angeblich soll ja bald wirklich Schluss sein mit den Tatras, hier noch einmal ein Dreigespann mit 224 201, das nach dem Halt in der Rankestraße die Leipziger Straße entlang beschleunigt.
Leider begann der Tag nun ins Schlechte abzukippen. Wieder im Auto, bemerkte ich sogleich einen üblen Fäkalgeruch aus dem Fußraum aufsteigen. Wahrscheinlich während ich hin und herlief zwischen den verschiedenen möglichen Fotopositionen, habe ich meinen Schuh in einem frischen Hundehaufen versenkt. Und das ist nicht übertrieben, denn das Profil war beinahe vollständig mit einer braunen, schleimigen Masse gefüllt. Mit offenen Fenstern ging es zum IKEA-Parkplatz, wo eine eiligst gekaufte Bürste samt literweise Wasser den Schaden behob. Aber nun wusste ich wieder, warum ich für Köter nichts übrighabe, wenngleich für Tretminen auf Fußwegen eher die Frauchen und Herrchen verantwortlich sind.
Der Frust steigerte sich dann noch auf der Autofahrt, als mehrere polnische Fahrzeuge mit Lichthupe drängelten und so nah auffuhren, dass man im Rückspiegel nicht mal mehr die Rückleuchten sah. Ich will jetzt nicht pauschalisieren, aber das habe ich auf diesem Abschnitt der A4 leider schon häufiger beobachten müssen. Vielleicht liegt es ja auch am Hersteller, es handelte sich jeweils um deutsche „Premiumkarossen“ aus Bayern.
Wir erreichten aber gesund und unversehrt und auch nicht zu spät unsere Unterkunft und konnten noch einen gemütlichen Abend verbringen.
Donnerstag, 23.02.23
Von der Wettervorhersage her dürfte uns heute der beste Tag des Kurzurlaubs erwarten. Eisenbahnfotos habe ich heute aber nicht eingeplant, denn für einen Winterurlaub fehlte etwas Entscheidendes, Schnee. Das nasswarme Wetter die letzten Tage hatte die weiße Pracht auch am Nordrand des Riesengebirges stark dezimiert und in höhere Lagen verdrängt. Im Ort selbst waren nur noch einige weiße Bänder bei den Pisten vorhanden, ansonsten begann die Schneedeckte erst oberhalb von 1000 Meter. Die Sonne schien mal mehr, mal weniger durch eine diffuse Schicht hoher Wolken, Traumfotos wären heute ohnehin nicht entstanden. Unser Plan bestand in einer Kamm- und Grenzüberquerung von Szklarska Poręba nach Harrachov. Nicht komplett zu Fuß. Auf dem Hinweg wollten wir den Lift hinauf zum Szrenica nutzen und auf dem Rückweg die Bahn.
Am Lift angekommen, wurde man gleich des Webfehlers des Urlaubs gewahr, es herrschte Hochbetrieb aufgrund der polnischen Winterferien, aber die 40 Minuten Wartezeit vergingen recht schnell, wenngleich ich in der Schlange, die eher eine Traube glich, mitunter ähnliches Verhalten, wie am Vortag auf der Autobahn beobachten konnte.
Auf dem Kamm war wenig los, ein paar vereinzelte Langläufer und Wanderer. Sehr gemütlich liefen wir hinab ins Mummeltal auf tschechischer Seite, ließen im Gegensatz zum letzten Aufenthalt die Vosecka Bouda hinter uns und verzehrten stattdessen unseren mitgebrachten Proviant.
Schönes Wolkenspiel beim Blick vom Szrenica rüber zur Schneegrubenbaude
Und Blick zurück zur Gipfelbaude des Szrenica, der im Deutschen besser bekannt ist als „Reifträger“.
Erstaunlicherweise reichte der Schnee auf der tschechischen Seite im Süden deutlich weiter hinab als auf der polnischen Seite. Auch im auf gleicher Höhe wie Szklarska Poręba liegenden Harrachov selbst lagen noch erkleckliche Mengen Restschnee. Bevor wir aber den Ort durchquerten, kehrten wir in der Mummelfallbaude ein und genossen ein paar lokale Spezialitäten. Sehr gefreut habe ich mich über den Ausschank des Krakonoš-Biers aus Trutnov, obwohl sich das natürlich am anderen Ende des Riesengebirges befindet. Der Weg zum Bahnhof war dann geprägt von viel Matsch, denn bevor wir bergauf zur im Ortsteil Mýtiny gelegenen Station liefen, mussten wir erst durch das Tal der Mumlava durch, deren umliegende Waldwiesen mit reichlich Schmelzwasser getränkt war. Kurzum, die Mitnahme mindestens einer Ersatzhose bewährte sich. An der Station stand bereits ein RegioShuttle nach Liberec zur Abfahrt bereit, das aber nicht übermäßig frequentiert war, hingegen wollten nicht nur wir in Richtung Polen fahren.
Da blutet jedem Skisprungfan das Herz, die Čerťák-Flugschanze und die Großschanze daneben verfallen immer mehr. 2013 weilte ich hier noch zum Weltcup. Immerhin konnte auf den kleineren Anlagen Trainingsbetrieb beobachtet werden.
In deutlich besserer Verfassung befindet sich die Eisenbahnverbindung, moderne Fahrzeuge und Anlagen und seit 2010 existiert die in etwa mit dem Ende des zweiten Weltkriegs eingestellte grenzüberschreitende Verbindung wieder.
Obwohl viele Menschen in den Zug strömten, hatten wir eine Vis-a-vis-Sitzgruppe und konnten von dort aus entspannt beobachten, wie das Triebwägelchen sowohl in Jakuszyce als auch in Szklarska Poręba Huta noch weiter mit insbesondere Skilangläufern gefüllt wurde, bedingt auch durch den Umstand, dass am späten Nachmittag nur noch im Zweistundentakt gefahren wird. Zwei gekoppelte Triebwagen hätten da sicherlich Abhilfe geschaffen.
Der Weg vom Bahnhof zur Pension, einmal durch die „Kneipenmeile“, führte uns noch einmal die polnischen Winterferien vor Augen. Vor den Gaststätten bildeten sich Schlangen, genauso wie an den vielen, Gofry-anbietenden Holzbuden in den Straßen und einige volltrunkene Männergruppen torkelten durch die Straßen. Wir ließen den Abend bei entspannt bei etwas TV ausklingen.
Freitag, 24.02.23
Hatte ich am Vortag noch vom wettertechnisch besten Tag des Urlaubs gesprochen, so stand uns heute ein wahrer Horrortag bevor. Nasskalter Regen, knapp oberhalb des Gefrierpunktes, erst am Abend sollte der Regen in Schnee übergehen. Ein Tag, den man, wenn nicht unbedingt erforderlich, nicht draußen verbringt. Auch wir entschieden uns für eine Aktivität „mit Dach“, denn sowohl der Bus nach Karpacz als auch die dortige Kirche und Kneipen sollten regendicht sein. Die Buslinie 106 verbindet viermal täglich Szklarska Poręba mit Karpacz, leider erschien an der zentralen Bushaltestelle auch 30 Minuten nach der ursprünglich geplanten Abfahrt kein Bus. Man kennt das inzwischen von hierzulande, kein Personal. Während ein Teil der Familie schon nach dem Auto schrie, setzte ich mich durch und verwies auf die Alternative, die den Zug bis Jelenia Gora vorsah. Von dort gibt es immerhin zwei tlw. stündlich verkehrende Buslinien nach Karpacz. Also flugs die Beine in die Hand genommen und hinauf zum Bahnhof gelaufen. Am Schalter ein Ticket bis Jelenia Gora gekauft. Etwas ärgerlich fand ich, dass die Frau am Schalter nicht des Englischen mächtig war und (vielleicht bewusst) vier Erwachsenentickets ausstellte, obwohl die Kinder sichtbar neben mir standen. Sei’s drum.
Hauptgrund für den Eisenbahnfotografen, die lokbespannten Züge hinauf nach Szklarska Poręba-Gorna, Endpunkt der elektrifizierten „Zackenbahn“ und Startpunkt des TLK 61100 nach Warszawa, heute bespannt mit EP07 375. Drei Mittelsachsen suchen derweil nach ihren Plätzen
Die Zugfahrt gestaltete sich angenehm, bequeme Sitze und Laufruhe, die Geschwindigkeit recht niedrig. Im Verlauf der Fahrt „checkte“ ich noch einmal die Fahrpläne der Buslinien hinauf nach Karpacz und stellte fest, dass es möglich ist, die Buslinie 104 in Termy Cieplice zu erreichen und damit einen Takt „einzusparen“. Also wurden die Alarmglocken geschellt und in Cieplice der Zug vorzeitig verlassen. Hier schien es früher auch mal ausgedehntere Bahnanlagen gegeben zu haben, der Rückbau auf ein Gleis und einen modernisierten Bahnsteig schien noch nicht lang her. Nach einem etwa anderthalb Kilometer langen Fußmarsch erreichten wir die Bushaltestelle Termy Cieplice und hofften nun, dass dieser Bus bitte kommen möge. Er tat es, wenn auch mit etwa 10 Minuten Verspätung. Anfangs mussten wir noch stehen, aber je weiter wir den „Speckgürtel“ Jelenia Goras verließen, desto weniger Fahrgäste konkurrierten um die Sitzplätze im Bus, der deutscher Herkunft war, denn bei Haltewunsch erschien jeweils der Hinweis „Wagen hält“ in der Anzeige.
Wir stiegen an der vorletzten Haltestelle in Karpacz-Wang aus, denn schließlich wollten wir uns die volle Touri-Dröhnung geben und die berühmte Stabkirche besichtigen. Das hatte auch den Vorteil, vor dem Niederschlag zu flüchten, in den sich nun auch immer wieder Schnee mischte.
Eine ganze Kirche kaufte 1841 der preußische König Friedrich Wilhelm IV. und ließ sie ein paar Jahre später am Fuße der Schneekoppe wieder errichten. So begeistert sie noch heute Beuscher, auch bei miesem Wetter.
Über Karpacz thront die Schneekoppe, mit 1603 Metern höchster Berg des Riesengebirges und gleichzeitig auch Tschechiens, die sichtbare Baude befindet sich aber noch auf polnischer Seite.
Nun meldete sich der Magen, immerhin waren wir nun schon ein paar Stunden auf den Beinen. Wir liefen den Ort bergab, von dort oben gab es ja auch kaum eine andere Möglichkeit, und ergatterten ein paar Etagen tiefer einen freien Platz in der italienischen Gastwirtschaft nahe der Bushaltestelle Biały Jar. Ursprünglich wollten wir noch weiter bergab ins „Zentrum“ laufen, aber schon bei Gaststätten weiter oben zeigten sich Warteschlangen und auch im Restaurant nahe der Bushaltestelle hatten wir nur das Glück, einer größeren Gruppe aufgrund der geringeren Personenanzahl vorgezogen zu werden. Dem Genuss tat dies kein Abbruch, weniger genussvoll hingegen war die Wartezeit auf den Bus, denn abermals erschien der Bus der Linie 106 nach Szklarska Poręba nicht und wir mussten erneut auf eine alternative Routenführung über Jelenia Gora zurückgreifen. Aber auch der der nächste Bus nach Jelenia Gora erschien nicht auf der Bildfläche. So ein Versagen des öffentlichen Verkehrs kennt man ja sonst nur aus Deutschland. Das Ganze stimmt mich immer sehr traurig und wütend, denn ich versuche oft Bahn und Bus mit einzubeziehen, aber die Unzuverlässigkeit macht das unvorhersehbar und damit entfernt jeglicher Alternative zum Auto. Zu unserem Glück gibt es zwischen Karpacz und Jelenia Gora noch eine zweite Buslinie, die über Kowary fährt. Dieser Bus erschien immerhin und gab uns so auch die Möglichkeit, den letzten Zug von Jelenia Gora hinauf in die Berge zu erwischen, also sofern dieser erscheinen würde natürlich. Auf dem Weg überquerten wir einmal die Gleise der Eisenbahnstrecke nach Karpacz, die zukünftig auch wieder reaktiviert werden soll, sonderlich betriebsfähig sah das aber nicht aus. Wobei ich das bei dem Regen draußen und den beschlagenen Scheiben auch nur halbgar erkennen konnte.
Nun noch etwas Positives. Die Wartezeit zwischen Bus und Bahn konnten wir sehr gemütlich in der kleinen Pizzeria „I love pasta“ verbringen, die mit gutem Wein und freundlichem Personal beeindruckte. Und der Zug erschien pünktlich und die Fahrt im „Impuls“ war auch sehr angenehm.
Os 69111ist der letzte Zug des Tages aus Wroclaw nach Szklarska Poręba, wird von den meisten aber nur bis Jelenia Gora genutzt, wie man sehen kann.
Stand heute Mittag die 375 an Ort und Stelle, ist es nun EP07 374, die in Szklarska Poręba-Gorna mit TLK 61191 auf Abfahrt wartet. Ihr Ziel Warszawa Wschodnia wird sie erst am nächsten Morgen erreichen, was auch den Schlafwagen direkt hinter der Lok erklärt.
Heute, am Freitagabend war die Stadt noch mehr von Touristen bevölkert. Wir aber hatten recht müde Beine und steuerten direkt zur Pension, wo es noch einen kleinen Imbiss und einen Schlummertrunk gab. Draußen bildete sich langsam aber sicher eine Schneeschicht und für den morgigen Tag war noch viel mehr Schnee gemeldet, was sowohl den Fotografen als auch die sich auf Skivergnügen freuende Familie beglückte.
Schneebilder gibt es dann im zweiten Teil.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und viele Grüße
Björn